GEOMAR NEWS
04 | 2015
Magazin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel
Neue Wege in
der Erdbeben­forschung
GeoSEA-Array soll Erdplatten­­
bewegungen vor Chile messen
SO242
Wie schnell erholt
sich ein TiefseeÖkosystem?
Krater
UK22/4b
Neue Einsichten
in die Risiken
mariner Gasund Ölförderung
RUBRIK
00
GEOMAR News 04 | 2015
Foto: K. Hissmann, GEOMAR
Inhalt
4
Directors’ Corner
Blasenteppich an der Oberfläche durch
Gasaustritte des Methan-Kraters UK22/4b
200 Kilometer östlich von Schottland. Die
Bade-Ente dient hier als Maßstab für die
Abschätzung der Größe der Methanblasen.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende entgegen, eine gute Gelegenheit, auch an dieser
Stelle Bilanz zu ziehen. Besonders erwähnenswert sind im ablaufenden Jahr sicherlich
die sehr erfolgreichen Expeditionen mit dem neuen Forschungsschiff SONNE. Fast
während des gesamten Jahres waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GEOMAR­
an den Expeditionen der SONNE beteiligt, viele davon führten in den östlichen Pazifik
und standen unter unserer Fahrtleitung. Das neue Forschungsschiff hat dabei seine
ersten Bewährungsproben bestanden und es zeigt sich bereits nach dem ersten
Einsatzjahr: Die neue SONNE bietet der Meeresforschung eine ausgezeichnete und
zukunftsweisende Plattform und ist zurzeit zweifelsohne das Flaggschiff der internationalen Forschungsflotte. Auch die zahlreichen Einsätze unserer Großgeräte während
der SONNE-Expeditionen, wie der Tauchroboter ROV Kiel 6000, HYBIS und AUV
ABYSS, liefen reibungslos und brachten zahlreiche neue Daten, Proben und Video­
material an die Meeresoberfläche. Unser ganz besonderer Dank gilt den ROV- und
AUV-Teams, die hier mit sehr hohem persönlichen Einsatz einen hervorragenden und
professionellen Service für die Wissenschaft geboten haben.
An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich auch Ihnen allen für Ihr Engagement für
das GEOMAR und die Meeresforschung danken. Auch im nun fast abgelaufenen Jahr
haben wir gemeinsam viel bewegen können, uns täglich neuen Herausforderungen
gestellt und so, jeder in seiner Funktion, einen Beitrag zu neuen Erkenntnissen im
Bereich der Meeresforschung geleistet. Das „Team GEOMAR“ ist auch wieder ein
wenig größer geworden, das freut uns natürlich, auf der anderen Seite müssen wir an
manchen Stellen zumindest eine Zeitlang etwas enger zusammenrücken. Mit dem Erweiterungsneubau wird sich die Lage dann spürbar verbessern und auch hier h
­ aben
wir in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne getan: Der Bau des Zentralen
Probenlagers auf dem Ostuferstandort hat begonnen und ab 2016 wird dort auch die
Baufläche für den Erweiterungsneubau sukzessive vorbereitet.
Eine weitere gute Nachricht ist, dass ab dem nächsten Jahr mit der Neubauplanung
für den Ersatz der Forschungsschiffe POSEIDON und METEOR durch ein neues Schiff
begonnen werden soll. Das neue Schiff wird seinen Heimathafen in Kiel haben und
nach derzeitiger Planung 2020 der Meeresforschung zur Verfügung stehen.
Gründe genug, zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft zu blicken. In diesem
Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2016.
Herzliche Grüße
Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor
Michael Wagner, Verwaltungsdirektor
FORSCHUNG
Eine Quelle neuer Einsichten in die Risiken
der marinen Gas- und Ölförderung
4
Die Vergangenheit des Agulhasstroms:
Internationales Expertenteam rekon­stru­iert
die Entwicklung einer Schlüsselstelle im
System der globalen Meeresströmungen 5
Ist „Meeresrauschen“ für Langzeitvorhersagen notwendig? Tägliche Schwankungen
im Ozean beeinflussen langzeitliche Klimavariabilität im Nordpazifik nachhaltig5
Sonderforschungsbereich 754
geht in die dritte Phase
6
BIOACID informiert in Berlin und Paris
über Ozeanversauerung
6
Impressum
GEOMAR News ist das Magazin des GEOMAR
Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel
Verantwortlich für den Inhalt:
Dr. Andreas Villwock, GEOMAR, Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel
Tel +49 431 600-2802, [email protected]
Autoren: Andreas Villwock, Maike Nicolai, Jan Steffen,
Gesa Seidel
Layout: Christoph Kersten
Auflage: 1.200 Exemplare
Druck: Dräger+Wullenwever, Lübeck
Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind,
meint die gewählte Formulierung beide ­Geschlechter, auch
wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die derzeit noch
üblichere männliche Form verwendet wird.
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Die Teilnehmer der METEOR-Reise M119.
Untersucht wurden unter anderem Ventilations­­
prozesse der Sauerstoffminimum­zone sowie
die Rolle des Zooplanktons für Sauerstoff­
verbrauch und biogeochemische Zyklen.
Am Reliefglobus konnten Besucher am Tag
der deutschen Einheit sehen und fühlen,
wo sich zum Beispiel der Marianengraben
befindet, wie tief das Mittelmeer ist und wo
die ozeanischen Platten auseinanderdriften.
15
Foto: Janine Kamke
12
Foto: J. Steffen GEOMAR
Foto: C. Rohleder
11
GEOMAR News 04 | 2015
Der Mittelmeer-Schwamm Aplysina aerophoba dient als Modellorganismus für die
Forschergruppe um Ute Hentschel Humeida.
Schwamm-Mikrobiome zählen zu den komplexesten mikrobiellen Konsortien überhaupt.
INTERN
Kurz berichtet: Wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt weltweite Überfischung,
Sonnenaktivität beeinflusst langzeitliche
Klimaschwankungen, Neuer SFB „Entstehen
und Funktionieren von Metaorganismen“,
Umweltrekonstruktion in Südspanien
7
EXPEDITION
Den Puls des Meeresbodens fühlen:
GeoSEA-Array soll Erdplatten­­bewegungen
vor Chile messen8-9
Wie schnell erholt sich ein Tiefsee-­
Ökosystem? Weltweit einzigartige
Lang­zeitbeobachtung im Pazifik erbringt
faszinierende Einblicke10
Aktuelle METEOR Expeditionen:
M119, M12011
12
Deutscher Umweltpreis für Mojib Latif:
GEOMAR-Klimaforscher erhält höchst­
dotierten Umweltpreis Europas
13
Auszeichnungen, kurz berichtet:
Peter Herzig, Mark Hannington,
Jan-Hinrich Behrmann, Martin Visbeck 13
Editorial
2016 kann nur ein gutes Jahr für die Meeresforschung werden. Warum? Weil ab Mitte
des kommenden Jahres das „Jahr der Meere und Ozeane“ beginnt, ein Wissenschaftsjahr, ausgerufen vom Bundesforschungsministerium, welches die Themen unserer
Forschung noch viel stärker in die Öffentlichkeit bringen wird. Auch wir am GEOMAR
werden dazu viele eigene Aktivitäten entfalten und uns an bundesweiten Aktionen
beteiligen. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie uns ein wenig dabei unterstützen
können. Das „Jahr der Meere und Ozeane“ ist eine ganz besondere Chance, Faszination
und Bedeutung unseres Forschungsfeldes vielen Menschen in unserem Land zu vermitteln, dem interessierten Bürger wie auch den Entscheidungsträgern auf politischer
und wirtschaftlicher Ebene. In der letzten Ausgabe von GEOMAR News in diesem Jahr
blicken wir auf viele Ereignisse der vergangenen Monate zurück, wie immer kann es
aber nur ein kleiner Ausschnitt der vielen Aktivitäten und Ereignisse sein.
Vermissen Sie etwas? Haben Sie vielleicht eigene Beiträge oder
Verbesserungs­vorschläge für GEOMAR News?
Schreiben Sie uns: [email protected]
14
Mitarbeiter: Sept. bis Nov. 201514
Eine Brise Meeresluft in Frankfurt:
25. Jahrestag der deutschen Einheit12
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Andreas Villwock
Vertrag zwischen GEOMAR und IMARPE 14
Preise für studentisches Poster
EVENTS
Petersen Exzellenz-Professuren:
Heike Lotze, Bruce Gemmell
Ersatzbau von POSEIDON und METEOR 14
Nachruf: Hans-Detlef Sell
14
Neue Mitarbeiter im Portrait:
Ute Hentschel Humeida, Doris Maicher15
KALEIDOSKOP
Gute Nachrichten für die GEOMAR-Biblio­
thek, Neues Video: GAME 2014, Neue
Aus­gabe des World Ocean Review, Welche
Rolle spielte die Sonne für unser Klima?16
Titel
Ein Tripode des neuartigen GeoSEA-Arrays
geht vor der Küste Nordchiles ins Wasser. ­Ein
GEOMAR-Team setzte dort von Ende November
bis Mitte Dezember mit Hilfe des Forschungsschiffs SONNE mehr als 20 dieser Gestelle ab.
Per Abstandsmessung beobachten sie jetzt Deformationen des Untergrunds in dem erdbebengefährdeten Gebiet. Mehr darüber finden Sie auf
den Seiten 8-9. Foto: Jan Steffen, GEOMAR
4
FORSCHUNG
GEOMAR News 04 | 2015
Blasenteppich über dem Methan-Krater, auf­
genommen während der ALKOR ­Ausfahrt AL374
im Jahr 2011. Foto: Peter Linke, GEOMAR
Echolotaufnahme des Kraters mit Blasenaustritt
in der Wassersäule. Grafik: Peter Linke, GEOMAR
Eine Quelle neuer Einsichten
in die Risiken der marinen
Gas- und Ölförderung
25 Jahre nach der Gasexplosion am Krater UK22/4b 200 Kilometer östlich von Schottland
eröffnet ein internationales Forscher-Team neue Einsichten in die Risiken mariner Gas- und
Ölförderung. Zusätzliche Untersuchungen und Überwachungsstrategien sind nötig, um die
Triebkräfte besser zu verstehen und Gefahren zu minimieren, argumentieren die Wissenschaftler in einer Sonderausgabe des Fachmagazins Journal of Marine and Petroleum Geology.
„UK22/4b“: Der Name des Untersuchungsobjekts klingt wie der eines neu entdeckten Himmelskörpers. Doch obwohl der Methan-Krater
mit dem abstrakten Namen, der bei einer Gasbohrung der Mobil North Sea Limited entstand,
deutlich näher liegt als ferne Gestirne, wurde
er über Jahre kaum von Fachleuten und der
Öffentlichkeit wahrgenommen. Wissenschaftler
aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien,
den Niederlanden und Deutschland präsentieren jetzt wichtige Erkenntnisse über die Senke
am Boden der Nordsee, aus der noch immer
Methan austritt. Ihre Ergebnisse fassen sie
in einer Sonderausgabe des Fachmagazins
Journal of Marine and Petroleum Geology
zusammen.
Blasenaustritt am Meeres­boden,
aufgenommen 2006 mit JAGO.
Foto: Jürgen Schauer, GEOMAR
JAGO an Deck der ALKOR während der Expedi­tion AL290 zu dem Methan-Krater im Jahr 2006.
Foto: Karen Hissmann, GEOMAR
„Der Methan-Krater entstand im November
1990. Zehn Jahre später wurde er von der
Britischen Regierung als ‚harmlos’ eingestuft
– doch Gas tritt noch immer aus“, fasst Dr.
Peter Linke, Biologe am GEOMAR, zusammen.
„2005 stellten wir auf einer Expedition mit dem
Forschungsschiff ALKOR fest, dass der Krater
auf eine Breite von 60 Metern und einer Tiefe
von 20 Metern angewachsen war. Erstmalige
Tauchgänge im Krater mit dem Forschungstauchboot JAGO in 2006 zeigten dann, wie
stark diese Austritte tatsächlich noch waren.
Aber erst nach dem Ölunfall im Golf von Mexiko
kamen Fragen zu UK22/4b auf. 2011 konnten
wir mit unseren Untersuchungen beginnen.“
Gemeinsam mit Ira Leifer von Bubbleology
Research International, Alan Judd von Alan
Judd Partnership, und Dave Long vom British
Geological Survey unterstützte Linke den aller-
Methanprobennahme an der Oberfläche.
Foto: Karen Hissmann, GEOMAR
ersten Versuch, Gasaustritte aus dem Krater
zu quantifizieren und Daten für eine LangzeitÜberwachung zu generieren.
Über die Verteilung des Methans entscheiden
jahreszeitlich schwankende Bedingungen:
Wenn im Sommer verschieden warme Wasserschichten der Nordsee klar getrennt übereinander lagern, steigen zwar weiterhin Gasblasen
bis an die Oberfläche auf, sie enthalten jedoch
kaum noch Methan. Die Schichtung wirkt wie
eine Barriere, an der vermehrt Methan aus den
Gasblasen in Lösung geht, Strömungen verteilen das Gas horizontal, und es kann leichter von
Mikroben abgebaut werden. Sobald im Herbst
oder Frühling Wind und Wellen für eine tiefere
Durchmischung sorgen, kann das Methan
bis in die Atmosphäre gelangen. Auch, wenn
der Krater signifikant zum Methan-Budget
der Nordsee beitritt, stellt er für das Klima
insgesamt kein vergrößertes Risiko dar, so die
Wissenschaftler.
Allerdings mussten die Forscher feststellen,
dass sich der Krater noch immer verändert. So
gab es Messungen und Beobachtungen zufolge
im Dezember 2011 eine Eruption, bei der sich
die Struktur am Meeresboden nochmals verändert hat. „Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass die Emissionen aus dem verlassenen
Bohrloch nachlassen würden. Aber unsere
Untersuchungen zeigten deutlich, dass noch
Jahrzehnte lang Methan austreten wird und wir
mit überraschenden Entwicklungen rechnen
dürfen“, betont Dr. Linke. „Die Stelle muss nicht
nur überwacht werden – wir können sie auch
als natürliches Laboratorium nutzen und daraus für zukünftige Explorationen lernen.“
Mehr: www.geomar.de/n4151
FORSCHUNG
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Die Vergangenheit
des Agulhasstroms
Internationales Expertenteam
rekonstruiert die Entwicklung
einer Schlüsselstelle im System
der globalen Meeresströmungen
Das System der globalen Meeresströmungen
wird oft mit einem Förderband verglichen, das
Wärmeenergie rund um die Erde transportiert.
Doch im Detail betrachtet ist dieses Förderband kein gleichmäßig arbeitendes System. Es
besteht aus zahlreichen Einzelkomponenten,
die auf sehr unterschiedliche Weise zusammenhängen. Eine der Schlüsselstellen ist dabei die
Südspitze Afrikas, wo der Agulhasstrom aus
dem Indischen Ozean auf den Atlantik trifft.
Ozeanographen des GEOMAR konnten jetzt
zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den
USA und Großbritannien erstmals die Entwicklung
dieser Schlüsselstelle von 1870 bis heute rekonstruieren. „Solche Langzeitstudien sind wichtig,
um von Menschen verursachte Änderungen der
Meeresströmungen von natürlichen Schwankungen unterscheiden zu können“, sagt Prof. Dr.
Arne Biastoch vom GEOMAR. Er ist Erstautor der
Studie, die in der internationalen Fachzeitschrift
Nature ­Communications erschienen ist.
Der Agulhasstrom
transportiert warmes,
salzhaltiges Wasser
aus dem Indischen
Ozean entlang der
afrikanischen Ostküste
nach Süden. Südlich von
Afrika biegt er abrupt ab
und strömt zurück in den
Indischen Ozean. Ein Teil
der Wassermassen wird vom
Hauptstrom getrennt, bildet riesige Wirbel und driftet in den Atlantik.
„In früheren Studien konnten wir zeigen,
dass diese Agulhas­ringe eine wichtige Quelle
von warmem, salzhaltigem Wasser für den
Atlantik sind“, erklärt Professor Biastoch.
Konkrete Messdaten aus der Agulhasregion gibt
es aber nur aus der jüngsten Vergangenheit. Lediglich die Oberflächentemperatur des Ozeans
wird schon seit dem 19. Jahrhundert gemessen.
Diese Messdaten kombinierte das Team mit
Computersimulationen in den derzeit höchstauflösenden Modellen, die Ozean und Atmosphäre
gemeinsam abbilden können. „Aufgrund der
hohen Auflösung benötigten wir Rechenzeiten
von mehreren Monaten auf Hochleistungsrechnern“, sagt Dr. Jonathan Durgadoo, Ko-Autor der
Studie. Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Wassermassentransport in
den Atlantik und den Windsystemen über dem
5
Momentaufnahme der Meerestemperatur in
250-400 Metern Tiefe des hochauflösenden
Ozeanmodells INALT01. Simulation und Dar­­
stellung: Ozean­modellierungsgruppe GEOMAR
südlichen Ozean. „Wenn sich diese Zusammenhänge im Verlauf des Klimawandels ändern,
hätte das auch Einfluss auf die Versorgung des
Atlantiks mit warmem, salzhaltigem Wasser“,
betont Arne Biastoch. Zukünftige Studien müssen zeigen, welchen Einfluss diese Schwankungen auf die Stärke des globalen Förderbands
haben können.
Mehr: www.geomar.de/n4150
IstPacific
„Meeresrauschen“
für Langzeitvorhersagen notwendig?
Decadal Oscillation
im Ozean beeinflussen
langzeitliche
positivTägliche
e phasSchwankungen
e
neg
ative phase
Klimavariabilität im Nordpazifik nachhaltig
0.8
Wechselwirkungen zwischen dem Ozean und der
Atmosphäre erzeugen Klimaschwankungen auf
sehr unterschiedlichen Zeitskalen bis hin zu
Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Bisher ist
allerdings unklar, in wieweit die kurzfristigen, täglichen Schwankungen im Meer einen
nennenswerten Einfluss auf die Atmosphäre
ausüben und bei der Vorhersage von langzeitlichen Klimaschwankungen Berücksichtigung
finden müssen.
Wenn sich dieses Ergebnis bestätigen sollte,
hätte das wichtige Auswirkungen für die Klimamodellierung insgesamt. Einerseits müssten die
ozeanischen Komponenten der Klimamodelle
das „Ozeanrauschen“ simulieren können und
andererseits müssten die atmosphärischen
Komponenten dieses auch auflösen können.
Beides ist derzeit im Allgemeinen nicht der Fall.
Insgesamt könnte hier ein Schlüssel existieren,
um dekadische Klimavorhersagen in den mittleren Breiten entscheidend zu verbessern.
0.4
0.2
0.0
Pacif
-0.2
Eine neue Studie unter Leitung von Wissenschaftlern des GEOMAR zeigt, dass die täglichen
Schwankungen der Meeresoberflächentemperatur eine Langzeitreaktion der Atmosphäre
auf dekadische Änderungen in den Meeren erst
ermöglichen. Demzufolge spielt die Simulation
der ozeanischen Schwankungen mit hoher
zeitlicher und räumlicher Variabilität auch für
längerfristige Klimavorhersagen auf Zeitskalen
von Jahrzehnten eine wichtige Rolle. „In unseren
Simulationen zeigte sich, dass die oft als unbedeutend angesehenen täglichen Schwankungen
der Meeresoberflächentemperatur in der Lage
sind, die langzeitliche Variabilität im Bereich des
Nordpazifiks nachhaltig zu beeinflussen“, sagt
Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR, Ko-Autor der
Weise die ‚Übersetzer‘ zwischen den langsamen
Veränderungen in den Meeren und der darüber
liegenden Atmosphäre“.
-0.6
Muster der dekadischen Klimaschwankung im
Pazifik in der Meeresoberflächentemperatur
­(in °C, oben positive Phase, unten rechts
negative Phase). Quelle: JISAO, U. Washington
positive phase
Mehr: www.geomar.de/n4078
Studie. „Das ‚Meeresrauschen‘ wirkt als eine
Art Katalysator. Die Atmosphäre ‚spürt‘ die
langsamen, dekadischen SchwankungenPacific
der Decadal Oscillation
positive phase
negative phase
Meeresoberflächentemperatur nur dann, wenn
0.8
sie auch die schnellen ozeanischen Verän0.4
derungen wahrnimmt“, so Latif weiter. Das
0.2
funktioniere über die Tiefdruckgebiete, die die
0.0
täglichen Schwankungen im Ozean wahrneh-0.2
men. Prof. Latif: „Die Tiefs sind in gewisser
-0.6
6
FORSCHUNG
GEOMAR News 04 | 2015
Sonderforschungsbereich 754
geht in die dritte Phase
Seit 2008 untersuchen Kieler Meeresforscher im Rahmen des
Sonderforschungsbereichs (SFB) 754 „Klima-Biogeochemische
Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, wie sich die Verteilung und die Menge des gelösten Sauerstoffs vor allem
in den tropischen Ozeanen aufgrund des Klimawandels
verändern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) gab jetzt bekannt, dass die abschließende
Projektphase an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel (CAU) und am GEOMAR
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung
Kiel mit 12 Millionen Euro für weitere
vier Jahre fördert.
Tropische Meere gelten gemeinhin als Oasen
des Lebens. Doch dieses Bild stimmt nur
teilweise. Ein genauer Blick auf die Weiten und
vor allem in die Tiefen der tropischen Ozeane
offenbart gewaltige Zonen, in denen Sauerstoff
Mangelware ist. Diese Sauerstoffminimumzonen existieren aufgrund natürlicher Prozesse
an den östlichen Rändern des Pazifiks, des
Atlantiks und im Arabischen Meer. Sie beeinflussen nicht nur die Biologie, sondern spielen
auch für globale Stoffkreisläufe eine bedeu-
tende Rolle. Messungen zeigen außerdem,
dass sie sich in den vergangenen Jahrzehnten
ausgedehnt haben.
Seit 2008 untersucht der an der CAU und am
GEOMAR angesiedelte SFB 754 „Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen
Ozean“, ob und wie sich Sauerstoffminimumzonen infolge des Klimawandels verändern. Die
DFG fördert ab 2016 eine dritte vierjährige Phase des SFB 754 mit mehr als 12 Millionen Euro.
Blick über den tropischen Südostpazifik vom
Forschungsschiff METEOR aus. Foto: Kerstin
Nachtigall, GEOMAR
Insgesamt sechs Expeditionen im östlichen
Pazifik und zwei wissenschaftliche Ausfahrten
im tropischen Atlantik sind zwischen 2016
und 2019 geplant. Ein weiterer Höhepunkt ist
ein zehnwöchiges Experiment mit den Kieler
Offshore-Mesokosmen (­ KOSMOS) vor Peru.
Der in seiner fachlichen Breite international
einmalige Sonderforschungsbereich vereint
rund 100 Wissenschaftler aus den Bereichen
Ozeanographie, Physik, Biologie, Chemie,
Biogeochemie, Paläoontologie, Geologie,
Meteorologie und Klimamodellierung. „Um das
Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren
zu verstehen, arbeiten wir in Kiel sehr eng über
Fachgrenzen hinweg zusammen. Das ist gerade in der nun beginnenden Synthesephase des
SFB 754 wichtig, um am Ende ein Gesamtbild
der Entwicklung der Sauerstoffminimumzonen
und ihrer Auswirkungen auf den Lebensraum
Meer zu erhalten“, betont Prof. Dr. Andreas
Oschlies vom GEOMAR, seit 2011 Sprecher des
SFB 754.
Mehr: www.geomar.de/n4108
www.sfb754.de
BIOACID informiert in Berlin und Paris
über Ozeanversauerung
Mit einem Presse-Frühstück in Berlin und einer Präsentation bei den UN-Klimaverhandlungen in
Paris steigert das Projekt BIOACID seine Outreach-Aktivitäten. Zentrale Botschaft der beteiligten
Wissenschaftler ist die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad.
Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg und
Versauerung – der Ozean der Zukunft ist
gleich mehreren Stressfaktoren ausgesetzt. Im aktuellen Weltklimabericht wurden
erstmals kritische Veränderungsschwellen
für Organismen und Ökosysteme und die
damit verbundenen Risiken analysiert und auf
Temperaturen zurückgerechnet. „Wir können
klar sagen, dass die menschlich verursachte
Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius
– eher noch 1,5 Grad – begrenzt werden
muss“, erklärte Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner
beim Klima-Frühstück, einer Pressekonferenz
des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK)
und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM) in Berlin. Der Biologe am
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum
für Polar- und Meeresforschung (AWI) und
Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des
Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC ist Ko-Koordinator des deutschen
Forschungsverbunds zur Ozeanversauerung
BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification). Prof. Dr. Ulf Riebesell vom GEOMAR,
der BIOACID koordiniert, stellte in Berlin den
aktuellen Kenntnisstand über Ozeanversauerung vor. Von den chemischen Veränderungen
des Meerwassers über die Reaktionen der
Organismen und Lebensgemeinschaften
bis hin zu den Energie- und Stoffkreisläufen
besteht eine Wirkungskette, an deren Ende
auch der Mensch von den Auswirkungen
der Ozeanversauerung betroffen sein wird.
„Kleine Veränderungen im Ökosystem können
riesige Konsequenzen haben, die nicht nur das
Nahrungsnetz im Meer umkrempeln, sondern
die auch Aquakulturen und die Fischerei
beeinträchtigen“, so Ulf Riebesell.
Das Klimafrühstück in Berlin stellte den
Auftakt zu weiteren Outreach-Aktivitäten von
BIOACID dar. Im nächsten Schritt präsentierte
sich das Projekt im Rahmen einer Kooperation
mit dem Plymouth Marine Lab, Scripps, der
Universität Brest und der Universität Pierre
et Marie Curie Paris bei den internationalen Klimaverhandlungen in Paris. An einem
Stand im öffentlich zugänglichen Bereich,
der unter dem Motto „Espaces Générations
Climat“ stand, berichteten junge BIOACID-
Hans-Otto Pörtner und Ulf Riebesell beim KlimaFrühstück in Berlin. Foto: Saied Sharifi, DKK
Wissenschaftler über ihre Arbeiten und ihre
Motivation.­Auch an einem Stand im abgeschlossenen Konferenz-Zentrum erklärten
BIOACID-Vertreter Entscheidungsträgern
das Problem der Ozeanversauerung und
andere Themen der Meeresforschung. „In der
Abschlussphase des Projekts legen wir großen
Wert auf die Kommunikation unserer Ergebnisse“, betont Prof. Riebesell. „Berlin und Paris
waren erste Stationen, bei denen wir wichtige
Erfahrungen sammeln konnten.“
Mehr: www.geomar.de/n4072
www.deutsches-klima-konsortium.de
FORSCHUNG
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
7
Foto: J. Steffen, GEOMAR
Foto: Bernd Grundmann
+++ Aktuelles aus der Wissenschaft +++ kurz berichtet +++ Aktuelles aus der Wissenschaft +++ kurz berichtet +++
Fischerei
Bessere Langfristprognosen möglich?
Wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt
weltweite Überfischung
Sonnenaktivität beeinflusst langzeitliche
Klimaschwankungen
Wirtschaftliche Faktoren wie die weltweit steigende Nachfrage oder
verbesserte Fangtechniken werden in der Zukunft zu verstärktem
Fischereidruck auf beliebte Speisefische führen. Auch durch den Ausbau
der Aquakultur können die Bestände wildlebender Fische langfristig nicht
vor Überfischung geschützt werden. Im Rahmen eines interdisziplinären
Projekts berechneten Forscher aus Kiel und Finnland, wie sich Fischfang
und Aquakultur bei beliebten Fischen wie Wolfsbarsch, Lachs, und Thunfisch bis zum Jahr 2048 entwickeln werden. Dabei berücksichtigten die
Autoren biologische Einflussfaktoren, den technologischen Fort­schritt
in der Fischerei, die weltweit steigende Nachfrage nach Fisch und eine
wachsende Versorgung mit Fisch aus Aquakulturen. Die Studie wurde
online in der Fachzeitschrift Global Change Biology publiziert.
Der natürliche, elfjährige Zyklus der Sonnenaktivität beeinflusst
offenbar langzeitliche Klimaschwankungen auf der Nordhemisphäre.
Wie ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung des
GEOMAR zeigen konnte, ist die sogenannte Nordatlantische Oszillation,
eines der dominierenden Zirkulationsmuster auf der Nordhalbkugel, auf
dekadischer Zeitskala mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren an
die Sonnenaktivität gekoppelt. „Dazu haben wir das Klimamodell über
145 Jahre gerechnet – mit dem Einfluss der solaren Aktivität und ohne“,
erklärt Dr. Thiéblemont, Hauptautor der Studie, die im internationalen
Fachmagazin Nature Communications erschien. Die Ergebnisse sollen
dazu beitragen, die Vorhersagbarkeit langzeitlicher Klimaschwankungen zu verbessern.
Mehr: www.geomar.de/n3997
Foto: Thomas Bosch, CAU
Foto: Grupo de Geociencias Marinas-IEO
Mehr: www.geomar.de/n3991
Neuer Sonderforschungsbereich
Umweltrekonstruktion in Südspanien
Entstehen und Funktionieren von
Metaorganismen
Bohrkerne erlauben Rekonstruktion von
Umweltbedingungen bis 1872
Neben der Verlängerung des SFB 754 gab es für den Wissenschaftsstandort Kiel im November noch einen zweiten Grund zur Freude: Auf
Grundlage der überzeugenden Begutachtung vom Sommer dieses
Jahres hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) entschieden, den neuen Sonderforschungsbereich (SFB) 1182 „Entstehen und
Funktionieren von Metaorganismen“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu fördern. Auch das GEOMAR ist mit den Arbeitsgruppen von
Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida und Prof. Dr. Thorsten Reusch an dem
Großprojekt beteiligt. Insgesamt stehen den Wissenschaftlern aus acht
beteiligten Institutionen des neuen Verbundprojekts über vier Jahre rund
zehn Millionen Euro zur Verfügung, um das Zusammenspiel von Organismen und symbiontischen Bakterien zu erforschen.
Wie einschneidend sich menschliche Eingriffe auf Flussysteme auswirken, das konnte ein Wissenschaftsteam aus Portugal, Spanien und vom
GEOMAR jetzt anhand von Sedimentkernen nachvollziehen, die vor der
Mündung des Río Adra (Andalusien) im Mittelmeer gewonnen worden
sind. In der Zeit bis 1872 schwankte die Sedimentation entsprechend
den Niederschlägen über Land. Menschliche Einflüsse wie Abholzung
oder Bergbau in der Region machten sich in geringem Maße bemerkbar.
1872 wurde der Flusslauf jedoch künstlich verlegt. So wurden unter
anderem kaum noch Sedimente auf dem Schelf abgelagert, auch die
Biologie vor der Küste änderte sich. „Man sollte Flüssen Raum lassen“,
sagt Dr. Joachim Schönfeld vom GEOMAR, „auch aus Sicht von Meeresforschern“. Er ist Co-Autor der Studie, die in Estuarine, Coastal and Shelf
Science erschienen ist.
Mehr: www.geomar.de/n4109
8
EXPEDITION
Den
Puls des
Meeresbodens
fühlen
Das neueste deutsche
Forschungs­schiff, die SONNE,
setzte von Ende November bis
Mitte Dezember mehr als 20
GeoSEA-Tripoden in 2.000 bis
6.000 Metern Wassertiefe vor
der Küste von Nordchile ab.
Foto: Jan Steffen, GEOMAR
Die Natur ist immer für eine
Überraschung gut. Am 27.
­November verließ das deutsche Forschungsschiff SONNE
unter Fahrtleitung von Prof. Dr.
Heidrun Kopp und Dr. Dietrich Lange vom ­GEOMAR
den Hafen von Antofagasta. Ziel der ­Expedition
war es, ein neuartiges Erdbeben-Messnetz vor
der Küste­Nordchiles aufzubauen. Nur wenige
Stunden nachdem die SONNE die c­ hilenische
­Hafenstadt verlassen hatte, bebte dort die Erde.
Das Beben hatte eine Magnitude von 6,2, was
für chilenische Verhältnisse kein allzu starkes
­Ereignis ist. Größere Schäden waren nicht zu
­verzeichnen. Trotzdem demonstrierte das Beben,
wie aktiv der Untergrund in der Region ist.
Co-Fahrtleiter Dietrich Lange überwacht von der Datenzentrale der
SONNE aus, ob die Tripoden an der richtigen Position auf dem Meeresboden landen. Foto: Jan Steffen, GEOMAR
C
hile gehört ganz allgemein zu den besonders von Erdbeben bedrohten Ländern. Mit etwa sechs Zentimetern
pro Jahr bewegt sich der Meeresboden des Pazifiks, den in
dieser Region die ozeanische Nazca-Platte bildet, auf die
Küste Südamerikas zu. Etwa 50 Kilometer vor der Küste gleitet sie unter die kontinentale südamerikanische Erdplatte.
Das geht nicht ohne Reibung vonstatten. Mit der Zeit bauen
sich im Untergrund Spannungen auf, die sich früher oder
später in Erdbeben entladen. Zahlreiche Erschütterungen
in den vergangenen Jahrzehnten legen davon Zeugnis ab.
Nur im Norden, in der Region um die Hafenstädte Iquique
und ­Antofagasta, hat es seit 1877 kein schweres Erdbeben
mehr gegeben. „Wir schätzen, dass die Spannungen im Untergrund dort mittlerweile für ein gewaltiges Megabeben
mit einer Magnitude größer als acht ausreichen“, erklärt die
Geophysikerin Heidrun Kopp vom GEOMAR. Kleinere Beben wie das aktuelle in Antofagasta reichen nicht, um diese
Spannungen abzubauen.
Deshalb hat sich Professorin Kopp das Gebiete vor der Küste
Nordchiles für den ersten Großeinsatz eines neuen Mess-
Wave-Glider sind innovative
Geräte­träger für die Meeres­
forschung: ­Unter dem Gerät befestigte Lamellen werden durch
Wellen und Strömung bewegt
und treiben so das Gerät an. Die
oben angebrachten Solarpanele
liefern den Strom für Sensoren
und Kommunikation. Foto:
Heidrun Kopp, GEOMAR
EXPEDITION
Während Expedition SO244/I wurde der Meeresboden vor Chile
mit dem AUV ABYSS exakt vermessen. Foto: Emanuel Söding,
Ozean der Zukunft
Netzes ausgesucht. Es heißt GeoSEA und beschreitet ganz neue
Wege in der Erdbebenforschung: Die Vermessung von Plattenbewegungen in der Tiefsee. „Das Problem ist, dass ausgerechnet die starken Erdbeben ihren Ursprung fast immer unter dem
Meeresboden haben. Dort konnten wir die Bewegung der Platten bisher aber nicht verfolgen“, sagt Professorin Kopp.
An Land ist es heute kein Problem, die Aktivität der Plattentektonik im Millimeterbereich zu registrieren. Dafür sorgt die
Satellitennavigation GPS. Doch unter Wasser haben GPS-Geräte
keinen Empfang, da die elektromagnetischen Satellitensignale
nichts ins Wasser eindringen können. Schall breitet sich dagegen unter Wasser hervorragend aus. Deshalb hat die Abteilung
Geodynamik des GEOMAR unter Leitung von Heidrun Kopp und
Dr. Dietrich Lange GeoSEA entwickelt. Der Name steht für „Geodetic Earthquake Observatory on the SEAfloor“. „Wir wollen
mit diesem neuen System die Bewegungen der Platten dort über
mehrere Jahre beobachten und so Informationen über die Entstehung und den Verlauf von Erdbeben sowie über daraus resultierende Tsunamis liefern“ erklärt die Projektleiterin.
Doch bevor GeoSEA dem Meeresboden vor Nordchile den Puls
fühlen kann, war einiges an Vorarbeit nötig: „Wir haben uns
in den vergangenen vier Jahren intensiv mit der neuen Technologie und mit der Tektonik in Nordchile befasst“, sagt Dr.
Lange. Ein erster Testeinsatz von sechs GeoSEA-Tripoden im
Marmarameer läuft seit 2014 erfolgreich. Das Team der SONNEExpedition SO244/1 unter Leitung von Prof. Dr. Jan Behrmann
(GEOMAR) hat schließlich im Oktober und November 2015 mit
dem Autonomen Unterwasserfahrzeug AUV ABYSS präzise den
Meeresboden vor Nordchile vermessen, um möglichst günstige
Standorte für die GeoSEA-Geräte zu finden. Die Tripoden benötigen einen ebenen Standplatz. Der Abstand von zwei Tripoden
darf nicht größer sein als eine Seemeile, damit die Abstandsmessung funktioniert, und es dürfen keine Hindernisse dazwischen
sein. „Eine echte Herausforderung“, sagt Dr. Lange. Sobald das
Messnetz steht, werden die Daten regelmäßig an einen autonomen Wave-Glider übertragen, der sie per Satellit ans GEOMAR
weiterleitet.
Da dies der erste großflächige Einsatz von GeoSEA in der Tiefsee ist, sind alle Beteiligten äußerst gespannt auf die Ergebnisse.
„Wir haben versucht, alle Eventualitäten einzuplanen, aber Arbeiten in der Tiefsee sind immer mit Überraschungen verbunden“, sagt Heidrun Kopp.
9
Auswertung der mit AUV ABYSS erstellten bathy­
metrischen Karten aus der Zielregion der Expedition.
Foto: Jan Steffen, GEOMAR
GeoSEA
INFO
Iridium
Verbindung
Datenzentrale
Datenübertragung an Wave-Glider
Autonomes Transponder-Netzwerk
OZE
ANIS
CHE
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PLA
TTE
mog
ene
Zon
e
S Ü DA M ER I K AN I S CH E P L AT T E
Schema der Kommunikation mit dem GeoSEA-Array: Das System
besteht aus rund vier Meter hohen Tripoden, an deren Spitzen akustische
Sender, Empfänger sowie zusätzliche Sensoren angebracht sind. Mit
dem Schall messen die Tripoden den Abstand voneinander. Mit Hilfe der
Zusatz­sensoren, die unter anderem den Druck und die Wassertemperaturen registrieren, lassen sich so Bewegungen und Deformationen des
Unter­grundes im Millimeterbereich feststellen. Ein autonom operierender
Wave-Glider sammelt die Daten des GeoSEA-Arrays ein und schickt diese
per Satellit an die Zentrale. Grafik: GEOMAR
Die Erforschung von Naturgefahren in Chile hat neben den rein
wissenschaftlichen und der humanitären Komponente auch einen ökonomischen Aspekt. In Nordchile liegen mit Iquique und
Antofagasta zwei der weltweit wichtigsten Kupfer-Exporthäfen.
„Ein starkes Erdbeben mit einem nachfolgenden Tsunami in der
Region könnte den globalen Kupferhandel beeinträchtigen und
alle Elektroartikel vom Handy bis zur Windturbine teurer werden lassen“, erklärt die Kieler Geophysikerin.
Mehr: www.geomar.de/n4116
Blog: www.oceanblogs.org/oceannavigator/category/rv-sonne
00
10
EXPEDITION
GEOMAR News 04 | 2015
Wie schnell erholt sich ein
Tiefsee-Ökosystem?
Weltweit einzigartige Langzeitbeobachtung
im Pazifik erbringt faszinierende Einblicke
Nach fast drei Jahrzehnten sind die Untersuchungen des DISCOL-Gebiets vor der Küste von Peru nun
vorerst abgeschlossen. Auf zwei Expeditionen mit dem
Forschungsschiff SONNE haben Wissenschaftler dieses
Jahr wichtige Hinweise dafür gefunden, welche Folgen
der Abbau von Manganknollen für den Meeresboden und
die darin lebenden Organismen hätte.
Es ist das Jahr 1989: Deutsche Ozeanforscher
führen ein einzigartiges Experiment durch. Sie
pflügen in einem etwa elf Quadratkilometer
großen Gebiet den Meeresboden vor der Küste
von Peru um. Dabei entfernen sie Manganknollen, wirbeln Sediment auf, zerstören im kleinen
Rahmen auch Lebensgemeinschaften – sie
simulieren Tiefseebergbau. Das alles dient
einem wissenschaftlichen Zweck, denn die
Wissenschaftler wollen herausfinden, welche
ökologischen Folgen der Manganknollen-Abbau
hätte, wie lange es dauert, bis sich die Region
davon erholt und wie ein nachhaltiges Management der Tiefseeressourcen möglich wäre.
Seit dem sind die Forscher mittlerweile sechs
Mal ins DISCOL-Gebiet (Disturbance and
Recolonization Experimental Area) zurückgekehrt. Viermal davon zwischen 1989 und
1996, zweimal dieses Jahr. Auf den Expeditionen SO242/1 (siehe auch GEOMAR
Newsletter 03/2015) und SO242/2 mit dem
Forschungsschiff SONNE waren Wissenschaftler vom GEOMAR, AWI, MARUM, MPI für Marine
Mikrobiologie und dem Senckenberg am Meer
Institut beteiligt.
Auf dieser jüngsten Fahrt waren außerdem einige Großgeräte vom GEOMAR mit an Bord. Mit
Hilfe des autonomen Unterwasserfahrzeugs
ABYSS konnten die Forscher hochauflösende
Karten der Pflugspuren und Manganknollendichte sowie der Besiedelung des Gebietes
durch sogenannten Schlüsselarten gewinnen.
Auch das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug
ROV KIEL 6000 konnte am Meeresboden zur
Ein Fahrstuhl­
lander. Mit diesem Gerät
können mehrere Experimente gleichzeitig am
Meeresboden abgesetzt
werden. Im Vordergrund:
Manganknolle im Greifarm
des ROV KIEL 6000. Foto:
ROV-Team, GEOMAR
Innerhalb und außerhalb der Pflugspuren im
DISCOL-Gebiet werden unterschiedliche biologische, chemische und physikalische Daten
erhoben. Foto: ROV-Team, GEOMAR
Forschungsarbeit beitragen: Es sammelte gezielt Proben von Organismen, führte
Experimente zur Toxizität von metallischen
Schlämmen durch und machte hochaufgelöste Videoaufnahmen vom Tiefseeboden.
Außerdem konnten Tausende von Fotos vom
Meeresboden, sowohl aus dem gestörten Gebiet als auch von unangetasteten Vergleichsregionen, und Hunderte Proben für chemische
und biologische Analysen gewonnen werden.
„Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass das
Entfernen der Manganknollen die Verteilung
der Organismen am Meeresboden verändert hat“, so Prof. Dr. Antje Boetius vom
Alfred-Wegner-Institut, Fahrtleiterin des
zweiten Abschnitts. Neben dem Entfernen der
Manganknollen ist auch das Entstehen einer
Sedimentwolke beim „Abbau“ ein weiterer
Faktor, der einen Einfluss auf die Lebensgemeinschaften am Meeresboden hat. Diese
Schlammwolken können mit den Strömungen
in der Tiefsee verdriften und so potentiell
Organismen außerhalb des eigentlichen
Abbaugebietes beeinflussen. Wie genau sich
dieser Prozess auswirkt, das ist nur eine der
Analysen, welche die Wissenschaftler noch
durchführen müssen. Denn bisher ist noch
nicht geklärt, ob solche Sedimentwolken auch
giftige Metalle transportieren. Wenn das der
Fall wäre, könnten Filtrierer, also Lebewesen
wie Korallen, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren, davon beeinflusst werden.
Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Koordinator des JPI-Oceans Projekts „Ecologiocal
Aspects of Deep-Sea Mining“, fasst zusammen: „Auch wenn wir noch viele Analysen nach
unseren Expeditionen durchführen werden,
motiviert es uns besonders, dass unsere
Ergebnisse direkt in zukünftige Regelungen
zum Schutz der Tiefseeumwelt einfließen. Das
schließt die Planung von Schutzgebieten und
die Verbesserung von Abbautechnologien zur
Verringerung der Auswirkungen eines möglichen Abbaus mit ein.“
Das Projekt JPI Oceans –
Ecological Aspects of Deep-Sea Mining:
https://jpio-miningimpact.geomar.de
ROV Kiel 6000 kehrt vom Einsatz zurück. Während SO242/2 wurden
mit dem Tauchroboter 23 Tauchgänge mit einer Gesamtzeit von
über 250 Stunden durchgeführt. Foto: Peter Linke, GEOMAR
EXPEDITION
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
11
itionen +++ M120 +++
+++ Aktuelle METEOR Expeditionen +++ M119 +++ Aktuelle METEOR Exped
METEOR M119
+ Fahrtzeit: 08.09.2015 – 12.10.2015
+ Gebiet:
Subtropischer Atlantik
+ Fahrtleiter: Prof. Dr. Peter Brandt, GEOMAR
Die Meteorreise M119 begann in Mindelo auf den
Kapverden und konzentrierte sich anfangs auf
eine multidisziplinäre Erforschung des sauerstoffarmen Gebiets im tropischen Nordostatlantik. Als Teil des DFG Sonderforschungsbereichs
754 „Klima-Biogeochemie Wechselwirkungen
im tropischen Ozean“ und des internationalen
Verbundprojekts AWA wurden mit CTD-Sonden
und Verankerungen physikalische Größen zur
Charakterisierung der Hydrographie, der Sauerstoffverteilung und der Meeresströmungen
erfasst. Parallel wurden im Rahmen des Kieler
Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ die Verteilung, das Vorkommen und die Diversität von
Teilchen, Zooplankton und größeren Organismen
in der Sauerstoffminimumzone untersucht.
METEOR M120
+ Fahrtzeit 17.10.2015 – 18.11.2015
+ Gebiet Tropischer Atlantik
+ Fahrtleiter Dr. Marcus Dengler, GEOMAR
Am 17. Oktober 2015 begann die METEOR-Reise
M120 in Recife, Brasilien, als Teil des BMBF
Ver­bundprojekts SACUS „Küstenauftrieb vor
Südwestafrika und Benguela Niños“ und des
durch die EU geförderten Verbundprojektes
PREFACE. Schwerpunkte der Arbeiten im Rahmen
der M120 Reise waren Untersuchungen zur
Kopf eines Bodenschilds während der
Verankerungsarbeiten entlang von 11°S.
Foto: Toralf Heene, IOW
Dabei kam erstmalig ein gezogenes Kamerasystem zum Einsatz, welches eigens am GEOMAR
entwickelt wurde, kombiniert mit einem Underwater Vision Profiler, welcher hochfrequent Bilder
in der Wassersäule aufnimmt. Die gemeinsame
Untersuchung von physikalischen und biogeochemischen Prozessen ist von großer Bedeutung
für das Verständnis von kurz- und langfristigen
Veränderungen der Sauerstoffminimumzone
sowie des damit verbundenen marinen Ökosystems. Im weiteren Verlauf wurde die äquatoriale
Zirkulation vermessen, die durch besonders
energetische Strömungen gekennzeichnet und
eng mit der Variabilität des tropischen Klimas
sowie der Ventilation des tropischen Ostatlantiks
verbunden ist.
Das Kamerasystem mit dem UVP darunter
kommt nach dem Einsatz zurück an Deck.
Foto: Christian Rohleder
Variabilität des Transports und der Wassermassen der östlichen Randstromzirkulation
sowie zu den physikalischen Prozessen, die
die Wärme- und Frischwasserbilanz der
ozeanischen Deckschicht und damit auch die
Meeresoberflächentemperatur beeinflussen.
Insgesamt 22 Wissenschaftler waren während
M120 an Bord. Neben den Teilnehmern vom
GEOMAR, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, dem Max-Planck-Institut
für Meteorologie sowie dem Niels Bohr Institut
der Universität Kopenhagen und dem Institut
für Marine Forschung in Bergen, ist besonders
die Teilnahme von zwei Wissenschaftlern vom
Nationalen Institut für Fischerei in Angola (INIP)
hervorzuheben, die während M120 Einblick in
den Einsatz und die Auswertung von ozeanographischen Messgeräten erhielten. Mit
Spannung erwartet wurden vor allem die Verankerungsarbeiten entlang von 11°S vor Angola.
Dort wurden im Juli 2013 zwei Verankerungen
und zwei Bodenschilde ausgelegt. Die ausge-
Aufnahme
einer Verankerung
während M119.
Foto: Johannes
Hahn, GEOMAR
Nach Verlassen des 23°W Meridians wurden im
letzten Drittel der Forschungsfahrt im Rahmen
des BMBF Verbundprojekts „RACE“ die westliche
Randstromzirkulation vor Brasilien erfasst. Ziel
dieser Untersuchung ist es, die zwischenjährlichen bis dekadischen Veränderungen dieser
Zirkulation zu verstehen und in Beziehung zur
tropischen Zirkulation und zur Variabilität des Klimas im gesamten atlantischen Raum zu setzen.
M119 endete am 12. 10. 2015 in Recife, Brasilien.
Mehr: www.geomar.de/e333372
legten Instrumente konnten nicht wie geplant in
2014 geborgen werden. Dementsprechend groß
war die Erleichterung, dass ein Großteil der verankerten Geräte aufgenommen werden konnte,
und so die spannenden und vielversprechend
aussehenden Strömungszeitserien gesichert
werden konnten. Auch wurden insgesamt vier
Gleiter ausgesetzt, die in den für uns besonders
interessanten Regionen bei 11°S, in der AngolaBenguela-Frontal-Zone zwischen 15°S und 18°S
und bei 23°S über einen mehrwöchigen Zeitraum
verschiedenste physikalische und chemische
Messungen durchführen werden und während
der Folgereise M121 wieder aufgenommen
werden sollen. Nach viereinhalb erfolgreichen
und kurzweiligen Wochen ging die M120 Reise
am 18. November 2015 mit dem Einlaufen in den
Hafen von Walvis Bay, Namibia zu Ende.
Mehr: www.geomar.de/e333373
Gleiterauslegung während
M120 bei 18°S. Foto:
Helen Pillar, Niels Bohr
Institut, Universität
Kopenhagen
EVENTS
12
GEOMAR News 04 | 2015
Eine Brise Meeresluft in Frankfurt
Foto: J. Steffen, GEOMAR
Vom 2. bis 4. Oktober fanden in Frankfurt am Main die offiziellen Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit statt. Auf der Ländermeile in der hessischen Finanzmetropole präsentiert das Land SchleswigHolstein unter anderem spannende Einblicke in die Tiefsee und in aktuelle Themen der Meeres- und
Küstenforschung. Die Ausstellung wurde vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und vom
GEOMAR entwickelt. Erstmals war in diesem Jahr das Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Zentrum für Material- und Küstenforschung mit der Mobilen Kuppel und dem
animierten Film „Uhrwerk Ozean“ als Fulldome-Projektion vertreten.
Mehr: www.geomar.de/n4026
Das Projekt des HelmholtzZentrum Geesthacht:
www.uhrwerk-ozean.de
Kompaktkurs Meeresforschung für Helmholtz Präsident Otmar Wiestler
Foto: ROV-Team, GEOMAR
Bild: Der Fischmarkt, F. Snyders (1618)
PETERSEN EXZELLENZ-PROFESSUREN
Foto: J. Steffen, GEOMAR
Prof. Dr. Otmar Wiestler, der neue Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, stattete dem G
­ EOMAR im
Oktober seinen offiziellen Antrittsbesuch ab. Neben Gesprächen mit der Instituts­leitung, Vertretern
der Kieler Universität sowie der Landesregierung standen unter anderem ein Besuch des Technik- und
Logistikzentrums, des Aquariums GEOMAR und der biologischen Experimentieranlagen am Standort
Westufer auf dem Programm. Mit Nachwuchswissenschaftlern kam Otmar Wiestler auf einer kurzen
Fahrt mit dem Forschungsschiff ALKOR ins Gespräch. Prof. Wiestler zeigte sich vom breiten Spektrum
und der Leistungsfähigkeit der Kieler Meeresforschung sehr beeindruckt. Eines der Ziele in seiner fünfjährigen Amtszeit ist die Stärkung der Erdsystemforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.
Heike Lotze: Der Mensch und das
Meer – eine Jahrtausende alte
Wechselbeziehung
Seit einigen Jahrzehnten werden Fischbestände durch modernste Fangtechniken in allen Weltmeeren bis in die Tiefsee
stark dezimiert. Der Mensch greift aber schon sehr viel länger in
das marine Ökosystem ein, berichtete Prof. Dr. Heike Lotze von
der Dalhousie University in Halifax, Kanada bei ihrem Abendvortag am 25. November den Zuschauern in der Kieler Kunsthalle.
­Schon seit der Steinzeit nutzt der Mensch das Meer, zunächst
von der Küste aus, später mit dem Aufkommen der Schifffahrt
und besserer Fangmethoden dann immer weiträumiger und aus
größeren Wassertiefen. Prof. Lotze ist eine Pionierin in der Forschungsdisziplin der historischen Meeresökologie und hat für ihre
Untersuchungen zum Beispiel alte Ablagerungen menschlicher
Aktivitäten genau untersucht.
Mehr: www.geomar.de/n4107
Bruce Gemmell: Von der Entdeckung bis
zur Nutzung – Mineralische Rohstoffe
für unsere Gesellschaft
Der Wunsch nach zunehmender Industrialisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern sowie der weitere Anstieg der
Weltbevölkerung führen zu einem weiter steigenden Bedarf an
mineralischen Rohstoffen und zukünftig vermutlich zu globalen
Versorgungsproblemen. Der international renommierte Rohstoffgeologe Prof. Dr. Bruce Gemmell, Direktor des ARC Centre of Excellence in Ore Deposits (CODES), University of Tasmania, Australien
sieht große Chancen im Ozean wirtschaftliche nutzbare Lagerstätten zu finden, um die erhöhte Nachfrage nach mineralischen
Rohstoffen zu decken. In seinem öffentlichen Abendvortrag am 9.
Dezember am GEOMAR zeigte er eindrucksvoll, wie die Suche nach
neuen Lagerstätten am Meeresboden abläuft und welche Schritte
bis zu einem möglichen Abbau notwendig sind.
Mehr: www.geomar.de/n4157
Für die Leistungen auf ihren Fachgebieten wurden Heike Lotze und Bruce Gemmell im Anschluss an ihren Vortrag mit der Exzellenz-Professur der
Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und mit einem Forschungsaufenthalt am GEOMAR verbunden.
EVENTS
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Deutscher Umweltpreis für Mojib Latif
GEOMAR-Klimaforscher erhält höchstdotierten Umweltpreis Europas
für sein Engagement zum Schutz der Meere
Foto: DBU/Peter Himsel
Prof. Dr. Mojib Latif nahm Anfang November in Essen
den Deutschen Umweltpreis 2015 aus den Händen von
Bundespräsident Joachim Gauck und der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita
Schwarzelühr-Sutter entgegen. Die Bundesstiftung würdigt damit Professor Latifs wissenschaftliche Leistungen
als Klimaforscher, gleichzeitig aber auch sein öffentliches
Engagement für den Schutz der Umwelt.
Mojib Latif teilt sich den Preis mit dem schwedischen Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr.
Johan Rockström. Ein Ehrenpreis ging an Prof. em. Dr. Michael Succow für sein lebenslanges
Naturschutz-Engagement. Mit einem Preisgeld von insgesamt 500.000 Euro ist der Deutsche
Umweltpreis der DBU der höchstdotierte unabhängige Umweltpreis Europas. „Mit der Auszeichnung der Klimaexperten im Vorfeld der Ende November in Paris stattfindenden Klimakonferenz
der Vereinten Nationen“ wolle die DBU auch einen „Appell an die internationale Staatengemeinschaft“ richten, schreibt die Bundesstiftung in ihrer Pressemitteilung zur Preisverleihung. Über
den Preis freue er sich außerordentlich, betonte Professor Latif. „Der Schutz unseres Planeten
ist mir seit vielen Jahren ein sehr wichtiges Anliegen. Noch haben wir es in der Hand, die günstigen Lebensbedingungen auf der Erde für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dazu
müssen wir jetzt endlich vom Wissen zum Handeln kommen“, so Latif weiter. „Ich werde nicht
aufhören, mich mit aller Kraft für den Schutz der Umwelt einzusetzen.“ Mit seinem Anteil am
Preisgeld wolle er soziale Zwecke und die besonders Bedürftigen in der dritten Welt unterstützen, kündigte Professor Latif an.
Prof. Dr. Mojib Latif.
Foto: Jan Steffen, GEOMAR
Mehr: www.geomar.de/n4005
Foto: Sebastian Bolesch, Bundesregierung
Hohe Auszeichnung für GEOMAR-Direktor
Der Direktor des GEOMAR, Prof. Dr. Peter Herzig, wurde am 1. Oktober von Bundespräsident
Joachim Gauck mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland ausgezeichnet. Professor Herzig wurde damit für sein langjähriges Engagement
auf dem Gebiet der Meeresforschung geehrt. „Mit seinem Wirken hat er bedeutende Impulse
für die Meeresforschung gesetzt und zur Lösung wichtiger und gesellschaftlich relevanter
Fragestellungen beigetragen“, heißt es in der Widmung.
Mehr: www.geomar.de/n4017
Foto: SEG
Ehrung für Prof. Dr. Mark Hannington:
Der GEOMAR-Geologe gehört zu den
weltweit anerkanntesten Experten für das
Thema Erzlagerstätten am Meeresboden.
Darüber hinaus ist er auch in internationalen Gremien und wissenschaftlichen
Verbänden aktiv. Für dieses Engagement
hat ihn die Society of Economic Geologists
(SEG) jetzt mit dem Ralph W. MarsdenAward ausgezeichnet.
Mehr: www.geomar.de/n4059
Foto: J. Steffen, GEOMAR
GEOMAR-Geologe Prof. Dr. Jan-Hinrich
Behrmann zum Präsidenten der DGGV
gewählt: Die DGGV geht auf die ältesten
deutschen geowissenschaftlichen Ver­
einigungen zurück. „Gleichzeitig ist sie
ein sehr junger Verband, der sich in seiner
jetzigen Form noch etablieren muss. Dazu
möchte ich beitragen“, sagt Professor
Behrmann. Zu den Zielen der DGGV gehört
die Förderung der Geologie in Forschung
und Lehre, in Wirtschaft und Verwaltung.
Mehr: www.geomar.de/n4067
Foto: Uli Kunz, www.kunzgalerie.de
Fellowships für Prof. Dr. Martin Visbeck:
Der Leiter der Physikalischen Ozeanographie am GEOMAR und Sprecher des
Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“
ist in Anerkennung seiner akademischen
Leistungen und seines Engagement für die
Wissenschaft Mitglied zweier renommierter internationaler Vereinigungen
geworden: der American Geophysical Union
(AGU) und der Europäische Akademie der
Wissenschaften (EURASC).
13
INTERN
GEOMAR News 04 | 2015
Foto: A. Villwock, GEOMAR
Bildmontage: GEOMAR
14
Planung für den Ersatzbau von POSEIDON und METEOR
Neuer Kooperationsvertrag zwischen GEOMAR und IMARPE
Das Einsatzspektrum von Forschungsschiffen kann heute dank
modernster Technik deutlicherweitert werden - deshalb hat das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entschieden, bis 2020 ein weiteres Schiff zu bauen, das dann die
mehr als 40 Jahre alte POSEIDON und die mehr als 30 Jahre alte
METEOR ersetzen soll. Dadurch können die Forschungsaufgaben
von METEOR und POSEIDON künftig auf einem Schiff konzentriert
werden. Mit der Planung soll 2016 begonnen werden. „Wir freuen
uns auch über die Entscheidung für Kiel als Heimathafen des neuen
Forschungsschiffes. Das knüpft an die lange Tradition der Kieler
Meeresforschung an“, kommentierte Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor
des GEOMAR, die Entscheidung des BMBF. „Natürlich stehen die
größeren Forschungsschiffe gleichermaßen allen Einrichtungen
zur Verfügung, denn die Mittel für den Bau der Schiffe werden vom
Bund und für deren Betrieb vom Bund und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bereitgestellt“, so Herzig weiter.
Die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Instituto del Mar
del Peru (IMARPE) und dem GEOMAR bekommt eine feste Basis:
Bei einem Besuch einer peruanischen Delegation in Kiel unterzeichneten der IMARPE-Präsident German Vasquez Solis und die
GEOMAR-Direktoren Prof. Peter Herzig und Michael Wagner einen
Kooperationsvertrag. Insbesondere im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 754 “Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen
im tropischen Ozean” besteht bereits seit langem eine intensive
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern des GEOMAR und des
IMARPE. Für die kommenden Jahre sind mehrere Expeditionen mit
dem deutschen Forschungsschiff METEOR nach Peru sowie eine
mehrmonatige, landgestützte Studie mit den KOSMOS-Mesokosmen vor der Hafenstadt Callao geplant. Für dieses Experiment
sagte das IMARPE jetzt umfangreiche Unterstützung zu. Gemeinsam möchten die beiden Partner auf die langjährige Expertise zum
Verständnis der Auftriebsgebiete vor Peru – einem Brennpunkt des
Ozeanwandels – aufbauen und neue wissenschaftliche Aktivitäten
auf dem Gebiet der Meeresforschung, der Technologie-Entwicklung und der Ausbildung angehen.
Mehr: wwww.geomar.de/n4029
Preise für innovativstes studentisches Poster
Auf der European Aquaculture Conference in Rotterdam gewann die Diplom Biologin Andrea
Franke zwei Preise für ihr wissenschaftliches Poster: sowohl für das beste studentische
als auch für das innovativste Poster. Bei ihrer Darstellung ging es um die Stimulation des
Immunsystems von Larven des Europäischen Wolfsbarsches. Verliehen wurden die beiden Preise
von der European Aquaculture Society. Franke arbeitet zurzeit an ihrer Promotion am GEOMAR
im Bereich der Evolutionsökologie Mariner Fische und will dort speziell die Bedeutung von
prohibiotischen Bakterien und Immunkompetenz für die Aufzucht von Fischlarven im Rahmen
des Projektes FineAqua untersuchen.
Mitarbeiter September bis November 2015
Wir begrüßen neu am GEOMAR:
Wir verabschieden uns von:
Amin Alibakhshi (FB 2/MG)
Alexandra Filippova (FB 1/P-OZ)
Thorsten Schott (FB 2/MG)
David Haase (FB 3/EV)
Kristina Bayer (FB 3/MI)
Silke Gesinn (FB 1/ME)
Helmke Hepach (FB 2/CH)
Antje Beck (FB 2/MG)
Frank Gosch (Innenrevision)
Jorrit Harald Christo Schröder
(FB 4/GDY)
Roberto Enri Benavides Noriega
(FB 2/CH)
Christian Hesse (FB 3/EV)
Anna Schukat (FB 3/EÖ-B)
Bettina Hickel (Innenrevision)
Mohammed Hadi Bordbar
(FB 1/ME)
Hana Jurikova (FB 2/MG)
Neira Jaime Patricio Soto
(FB 2/MG)
Tim Brücher (FB 1/ME)
Jennifer Sarah Clarke (FB 2/CH)
Patrick Leibold
(Technologietransfer)
Carsten Spisla (FB 2/BI)
Jessica Stadil (Personal)
Filipa Alexandra Paiva Antunes
(FB 3/E-ÖN)
Wuke Wang (FB 1/ME)
Kristin Doering (FB 1/P-OZ)
Judith Elger (FB 4/GDY)
Peer Rahlf (FB 1/P-OZ)
Yangling Wu (FB 1/ME)
Lisa Elsner (FB 3/EÖ-B)
Kirsten Ringert (Finanzen)
Yong Zhang (FB 2/BI)
Yu-Chen Wu (FB 3/MI)
Elodie Lebas (FB 4/GDY)
Johanna Maltby (FB 2/MG)
Dürken Quaas (Direktorat)
Martina Stiasny (FB 3/EV)
Das GEOMAR trauert um Hans-Detlef
Sell, langjähriger Wissen­schaftlicher
Mitarbeiter der Mikrobiologie, der
am 14. August 2015 im Alter von 80
Jahren verstorben ist. Im Rahmen
seiner Tätigkeit hat Herr Sell mit
seiner umfassenden praktischen
Erfahrung, seinem großem Geschick,
ausgezeichneten handwerklichen
Können und seiner hohen Motivation
wesentlich zum Gelingen verschiedener
Forschungsprojekte beigetragen.
INTERN
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
15
Marine Schwämme im Gepäck
Meeresbiologin zu werden war schon seit frühester
Jugend ihr Traum. Ute Hentschel Humeida setzte ihn in
die Wirklichkeit um: Zunächst begann sie ein Biologiestudium im heimatlichen Hannover, aber schon nach dem
Vordiplom zog es sie ins Ausland. Ausgestattet mit einem
Fulbright ­Stipendium kam sie 1989 an die renommierte
Scripps-­Institution of Oceanography an die amerikanische Westküste, wo sie 1994 dann auch promovierte. Ihr
Forschungsfeld war exotisch: Lebensgemein­schaf­ten
an heißen Quellen in der Tiefsee. Tauchfahrten mit den
U-Booten Alvin und Nautile hatten die junge Biologin
fasziniert, hier konnte sie Neuland betreten und die
einzigartigen symbiotischen Lebensgemeinschaften, die
Interaktion von Tieren und Bakterien, studieren. Nach ihrer
Promotion setzte die junge Wissenschaftlerin ihre Karriere
an der University of California in Santa Barbara fort und
engagierte sich anschließend als Lecturer in San Diego.
Trotz hervorragender Forschungsmöglichkeiten kehrte
sie 1998 nach Deutschland zurück. An der Universität
Würzburg, fernab vom Meer, begann sie zunächst als
Postdoc in der Infektionsforschung. Ihr Thema waren
marine Schwämme, insofern blieb sie auch im Binnenland
dem Ozean treu. Nach ihrer Habilitation im Jahr 2004
leitete Ute Hentschel Humeida eine Nachwuchsgruppe am
Zentrum für Infektionsforschung (ZINF) und wurde 2008
auf eine W2 Professur am Julius von Sachs Institut für
Biowissenschaften an der Uni Würzburg berufen.
Über ein kompetitives Verfahren im Rahmen der W2/W3
Förderlinie im Impuls- und Vernetzungsfonds der HelmholtzGemeinschaft konnte Ute Hentschel Humeida dann im
Sommer 2015 nach Kiel geholt werden. Zu­sammen mit Prof.
Dr. Johannes F. Imhoff vertritt sie den Bereich der Marine
Mikrobiologie im Forschungsbereich Marine Ökologie
am GEOMAR. „Gewissermaßen habe ich mein Forschungsobjekt, die Schwämme, wieder zurück an Meer
gebracht“, meint die 49-jährige schmunzelnd. Neben
ihrer Familie kamen auch sechs Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter mit nach Kiel. Hier habe sie sich
schon gut eingelebt und gehe jetzt daran,
sich mit ihrer Forschergruppe ins GEOMAR zu
integrieren. Dabei werden ihr die Untersuchungsobjekte so schnell nicht ausgehen,
denn allein in einem Teelöffel Boden finden
sich etwa genau soviel Mikroorganismen wie
Afrika Einwohner hat. Und für diejenigen, die
die Meeresforschung gerne mit der Raumfahrt vergleichen, hier noch eine Zahlen­
spielerei: Im Ozean gibt es schätzungsweise
100 Millionen Mal mehr Bakterien als Sterne
im Universum. Wenn das keine Motivation für
eine Mikrobiologin ist...
+ Ute Hentschel Humeida +
Kontakt: Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida
[email protected]
bis 2010 kehrte sie nach Kiel zurück und forschte bei Kaj Hoernle im
FB4. Nach einer weiteren Tätigkeit in Kanada hat sie nun zum dritten
Mal in Kiel festgemacht.
Foto: J. Steffen, GEOMAR
Foto: N. Schmelz
Prof. Dr. Ute Hentschel Humeida bringt ihre Forschungsobjekte zurück ans Meer
+ Doris Maicher +
Ob in der Lithothek oder in den Gemäuern von Gebäude 5, in riesigen Lagern
liegen Tausende von Sediment- und Gesteinsproben. Herrin über diesen Bereich ist seit einigen Monaten Dr. Doris Maicher, die Kuratorin des Zentralen
Probenlagers (ZPL) des GEOMAR.
In ihrer bisherigen Karriere hat sie bereits mehrfach am GEOMAR Station gemacht. Zunächst studierte die gebürtige Berlinerin Geologie in ihrer
Heimatstadt und in Freiburg. Danach wechselte sie für ihre Promotion ans
andere Ende der Welt nach Neuseeland, wo sie über Unterwasservulkane im
Pazifik forschte. Nach einer kurzen Postdocphase am GEOMAR war sie mehrere Jahre für das Bergbauunternehmen de Beers in Kanada tätig. Von 2008
Für Doris Maicher gibt es in ihrem neuen Job viel zu tun. Zunächst
einmal muss eine Inventur gemacht werden, 18.000 Datensätze
wurden mit Unterstützung des Datenmanagementteams erfasst.
Viele Proben liegen schon Jahrzehnte in den Lagern, seit einer Zeit,
in der es noch gar keine computergestützten Datenbanken gab.
„Heute ist vieles einfacher, da werden die Proben schon während
der Expedition erfasst, katalogisiert und z.B. mit exakten Ortsangaben aufgenommen“, erläutert Dr. Maicher. „Bei den alten Proben
ist dagegen oft Detektivarbeit gefragt“, so Maicher weiter. Nach der
Bestandsaufnahme geht es daran, den Umzug der Proben in das
neue Zentrale Probenlager und die Kaltlagerhalle hinter dem TLZ zu
planen, der in der ersten Jahreshälfte 2016 stattfinden wird.
Doris Maicher sieht in ihrer Tätigkeit einen Service für die Wissenschaft, der den Kolleginnen und Kollegen in der Forschung ihre
Arbeit erleichtert und nicht als zusätzliche Bürokratie. „Mit dem jetzt
im Aufbau befindlichen Archivierungssystem stellen wir sicher, dass
die Proben und die zugehörige Metadateninformation jederzeit auffindbar sind, was die langfristige Nutzbarkeit dieses sehr wertvollen
Archives sicherstellt“, so Dr. Maicher. Ausgleich findet sie auf dem
Wasser. Schon viele Küstenbereiche hat sie per Kajak erkundet – da
stellt die Ostseeküste natürlich auch ein schönes und abwechslungsreiches Revier dar.
Kontakt: Dr. Doris Maicher, [email protected]
Foto: A. Villwock, GEOMAR
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KALEIDOSKOP
Gute Nachrichten
für die GEOMARBibliothek
GEOMAR News 04 | 2015
OceanRep, das interne Reposi­tory, belegte in einem Open Access-RepositoryRanking einen guten 17. Platz von 160 bewerteten Datenbanken. Darüber hinaus konnte die Bibliothek am Standort Westufer nach drei Monaten Umbau Mitte
November ihre Wiedereröffnung feiern. „Der Buchbestand im Lesesaal ist jetzt
zwar kleiner, aber wir können den Nutzerinnen und Nutzern kurzfristig alle Werke
aus dem Magazin bereitstellen“, betont Bibliothekarin Barbara Schmidt. Trotz des
verkleinerten Raums stehen auch weiterhin Arbeitsplätze zur Verfügung. Zusätzliche Gruppenarbeitsplätze wurden im Foyer geschaffen. Der Umbau war notwendig
geworden, weil in den Räumlichkeiten zusätzlich ein Großraumbüro für Doktoranden eingerichtet wurde. „Die 19 Arbeitsplätze können jeweils für bis zu zwei Jahre
reserviert werden“, erklärt Prof. Dr. Arne Biastoch. Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rats koordiniert er in Abstimmung mit den Forschungsbereichen die
gerechte Verteilung der Plätze. Bedarfe werden über die Betreuer der Doktoranden
und Verantwortlichen in den einzelnen FBs gesammelt.
Mehr: www.geomar.de/zentrum/einrichtungen/bibliothek
Foto: M. Nicolai, GEOMAR
Neues Video: GAME 2014
Dreizehn Studierende, sieben Länder, eine Fragestellung: Im Jahr 2014
beschäftigte sich das internationale Studienprogramm GAME (Globaler
Ansatz durch Modulare Experimente) mit dem Thema Mikroplastik. In internationalen Teams untersuchten junge Wissenschaftler in Brasilien, Chile,­
Mexiko, Japan, Indonesien, Madeira und Wales, ob die winzigen KunststoffPartikel Tieren am Meeresboden schaden können. Über ihre Arbeiten und
das Leben im Ausland berichten sie nun in einem zehnminütigen Film. Einige Aufnahmen trugen die Studierenden selbst zum Film bei, nachdem sie
in kurzen Workshops den Umgang mit und das Verhalten vor der Kamera
gelernt hatten. Zusätzlich kommen auch die Förderer und Sponsoren des
Programms GAME zu Wort. Die englische und die deutsche Fassung des
Films zu GAME 2014 sind auf dem Youtube-Kanal des GEOMAR zu finden.
Mehr: www.youtube.com/user/GEOMARKiel
Der Einfluss der Sonne auf unser Klima - zu diesem Thema hat jetzt ein
Team von 61 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Buch veröffentlicht. Unter den Herausgebern ist auch Prof. Dr. Katja Matthes vom
GEOMAR. Das Buch bietet ein breites Spektrum zu dem Thema und richtet
sich sowohl an Studierende wie auch interessierte Laien bis hin zu politischen Entscheidungsträgern. In verschiedenen Kapiteln beleuchten die
Forscher zum einen grundsätzliche Zusammenhänge und Mechanismen,
zum anderen stellen sie Ergebnisse verschiedener Studien vor, die zeigen,
inwieweit Klimaschwankungen der Vergangenheit durch Änderungen der
solaren Aktivität erklärt werden können. Das Buch ist in englischer Sprache erschienen und für 65 Euro über den Buchhandel oder direkt über den
Verlag erhältlich.
Earth’s Climate response to a changing sun. Lilensten, J., T. Dudok
de Wit, K. Matthes (Eds.), EDP Sciences, ISBN: 978-2-7598-1733-7
Die vierte Ausgabe des „World Ocean Review“ (WOR) beschäftigt sich mit der
Idee der Nachhaltigkeit und wie diese im Umgang mit unseren Meeren umgesetzt werden kann. Der WOR erläutert die wichtigsten Ökosystemleistungen, die
uns die Meere liefern, und macht deutlich, wodurch sie am stärksten gefährdet
sind. Er veranschaulicht in übersichtlicher Form, wie Meerespolitik heutzutage auf
regionaler und überregionaler Ebene funktioniert, liefert aber auch einen Ausblick
darauf, wie die Meere in Zukunft nachhaltig genutzt und zugleich geschützt werden können. Herausgegeben wird der WOR von der gemeinnützigen Organisation
maribus gGmbH mit Unterstützung der Zeitschrift mare, des International Ocean
Instituts (IOI) und des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“. Die gedruckte Publikation wird gratis abgegeben, neben der deutschen Fassung ist auch eine englischsprachige Version erhältlich. Die aktuelle sowie auch alle anderen Ausgaben
des WOR können über das Internet bezogen werden.
Mehr: http://worldoceanreview.com/wor-4-uebersicht/
Welche
Rolle
spielte
die Sonne
für unser
Klima?
Quelle: EDP Sciences
Quelle: maribus
Neue Ausgabe des World Ocean Review