Social Walls & Dashboards Wie Manager dem Kunden in Echtzeit zuhören Technische Innovationen und neue Kommunikationskanäle – vor allem Social Media – haben das Kundenverhalten radikal verändert: Der Kunde von heute pflegt einen aktiveren Erfahrungsaustausch über Marken, Produkte und Unternehmen als je zuvor. Social Walls helfen Unternehmen, diese ungefilterten und ehrlichen Informationen für ihre Organisa tion zu nutzen. 1 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016 Der Elch hat jetzt auch ‘ne Knarre! Der Kunde hat durch die digitale Revolution und deren Vernetzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten deutlich an Informationsquellen, (Meinungs-)Macht und Entscheidungsfreiheit hinzugewonnen. Die Konsequenz: Er verhält sich selektiver, flexibler und deutlich kritischer. Die Loyalität zu bestimmten Marken verwässert. Gleichzeitig nimmt die Tendenz, Unzufriedenheit oder Kritik offen zu äußern, durch den einfachen Zugang zum Social Web immens zu. Dabei erreicht die Einzelkritik eines Kunden (Incident Stufe 1 – 2) über soziale Medien deutlich mehr Menschen als beim klassischen Stammtischgespräch. Eine ein setzende Gruppendynamik kann schnell eine virale Kaskadierung bis hin zum Proteststurm auslösen (Incident Stufe 3 – 4), dessen nicht angemessene Beachtung gerne im überall präsenten Shitstorm endet (Incident Stufe 5). Firmen erleiden so unter Umständen empfindliche Imageschäden, die im Extremfall in eine Unter nehmenskrise münden können (Incident Stufe 6). Vor diesem Hintergrund müssen Unternehmen und ihre Lenker ihr Ohr heute näher denn je am Kunden haben. Es ist ein Muss, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, ihm auf Augenhöhe zu begegnen und sein Feedback grundsätzlich ernst zu nehmen. Management-Informationssysteme – von 1.0 auf 4.0 Bisher war nichts älter als die Zeitung von gestern. Im digitalen Zeitalter ist nichts älter als die (Print-)Zeitung oder mancher Statusreport von heute. Die klassischen Informationskanäle des Managements werden den gestiegenen Anforderungen eines beschleunigten und dynamisierten „Geschäftslebens 4.0“ immer weniger gerecht. Vor allem im Unternehmenskontext werden Informationen oft so stark aggregiert und standardisiert, dass die eigentliche Botschaft den Empfänger zu spät oder gar nicht mehr erreicht. „Melonenreports“ heißen diese Analysen, die außen eine wunderbar „grüne Ampel“ zeigen, sich jedoch immer mehr ins Rote verfärben, wenn man eine Ebene tiefer „beißt“. Außerdem werden die ursprünglich klaren Aussagen und Empfehlungen fachlich versierter Mitarbeiter häufig durch Korrekturschleifen über mehrere Hierarchiestufen aufgeweicht. 2 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016 Die Lösung: Social Walls & Dashboards Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Social Walls und Dashboards. Sie versetzen das Management in die Lage, mit einfachen Mitteln an aktuelle ungefilterte Informationen zu gelangen. Direkte Informationswege zeigen die Stimmungslage unmittelbar auf und geben einen direkten Einblick im Vergleich zu Statusberichten, die zum Beispiel durch Aggregation an Informationsgehalt verlieren. Oder als klassische Gremien vorlagen, die im ersten Entwurf zwar oft mit dem ambitionierten Ziel starten, die Welt (des Kunden) zu verbessern, aber nach zahllosen Mitzeichnungskompromissen und zur Wahrung des betrieblichen Friedens am Ende dennoch wieder als zahnloser Schmusetiger in der Kuschelecke enden. Bei Social Walls und Dashboards kann Kundenfeedback zeitnah, direkt und unverfälscht in die Chefetage gelangen. Die Telekom Social Wall ist unter www.telekomwall.de frei zugänglich. Im Eingangsbereich der Telekom-Konzernzentrale soll sie die Kundenstimme allgegenwärtig machen und Gesprächs- und Gedankenanstöße liefern. Auch in der Cafeteria der Bonner Telekom-Zentrale pumpt die Telekom Social Wall den digitalen Buzz ins Unternehmen. 3 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016 Social Walls durchsuchen das Social Web anhand von vordefinierten Suchkriterien wie Schlüsselwörter, Hashtags oder Accounts nach Inhalten und stellen die gefundenen Beiträge visuell dar. Sie bilden im Vergleich zu Dashboards die qualitative Informationsebene ab. Kennzahlen wie Anzahl der Beiträge, Sentiment oder Share of Voice stehen also nicht im Vordergrund. Damit bieten Social Walls einen optimalen Einstieg in die Social-Media-Welt: Ohne Anmeldung oder Registrierung erhält der Nutzer Zugang zu unternehmensbezogenen Inhalten aus zahlreichen Social Networks. Die Inhalte und Botschaften sind in der Regel kurz und mit Bildern oder Emoticons unterlegt. Zudem ist in der Regel kein Expertenwissen nötig, um die klaren Botschaften der Beiträge zu verstehen. Ein Beispiel: „Warum sind Sie unentschuldigt nicht zum Unterricht erschienen? Ich übe für meine spätere Karriere als Techniker bei @deutschetelekom! “ Es geht in einem ersten Schritt darum, vorhandene Inhalte sichtbar zu machen. Dazu gehören primär nutzergenerierter Content, aber auch Unternehmensinhalte, die auf diese Weise auch für nicht-Social-Media-Nutzer visibel werden. Social Content lässt sich hierüber noch einfacher außerhalb sozialer Medien, beispielsweise auf Webseiten, Shop-Displays oder Veranstaltungsleinwänden, verwerten. Darauf aufbauend stimulieren Social Walls die User – ob Kunden, Mitarbeiter oder Partner –, selbst Content zu generieren. Spielerei oder spielentscheidend – das Beispiel John Legere Die Nutzung sozialer Medien als seriöse Informations- und Feedbackquelle ist für manchen Manager noch schwer vorstellbar. Immerhin stecken Unternehmen ein Vermögen in klassische Marktforschung, um an Feedback zu ihren Produkten und Marketingkampagnen zu gelangen. John Legere, gefeierter Managerstar und CEO von T-Mobile USA, bringt es beim GeekWire Summit 2014 jedoch auf den Punkt: „I learn almost everything I need to know to run T-Mobile IN TWITTER.” Sein Erfolg gibt ihm recht. Nachdem er in einer beispiellosen Aufholjagd jüngst auf Platz 3 der US-Mobilfunkunternehmen aufstieg und seinen amerikanischen Rivalen immer mehr Marktanteile abjagt, werden die Fragen nach seinem Erfolgs rezept laut. Er selbst verweist auf Twitter als Hauptinformations- und Feedbackquelle für seine strategischen „#Uncarrier“Schritte, die Kundenprobleme systematisch beseitigen. Das Beispiel John Legere zeigt, dass erste Manager die Chancen von Social Media erkannt haben und durch deren systematischen Einsatz ihre Konkurrenten das Fürchten lehren. Social Walls in Europas Vorstandsetagen Nicht nur im fortschrittlichen US-Markt, sondern auch in Europa finden sich erste Beispiele für den Einsatz von Social Media als Informations- und Feedbackinstrument in der Chefetage. So ließ sich der Personalvorstand der Deutschen Telekom Christian P. Illek – ein digitaler Enthusiast – jüngst die Telekom Social Wall in seinem Bonner Vorstandsbüro installieren. Diese ist auch an weiteren Telekom-Standorten im Einsatz und zeigt in Echtzeit alle Beiträge über die Telekom, die in den größten Social Networks verfasst werden. „Dadurch habe ich die Möglichkeit, mir jederzeit ein Bild zu machen, worüber die Außenwelt in Bezug auf unser Unternehmen in dieser Sekunde spricht und was unsere Kunden, Partner aber auch Mitarbeiter beschäftigt“, so Illek. „Social Media macht Wissen transparenter. Mit der Social Wall bin ich mitten drin.“ 4 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016 Social Media Center der Telekom: Analysen in der Chefetage Wenn der Kunde mit am Tisch sitzt Im Rahmen des Social-Media-Business-Programms wurde bei der Telekom seit 2013 ein umfangreiches Social-Media-AnalyseCenter aufgebaut. Mithilfe dieses Centers und dessen SocialMedia-Analysen können automatisch Telekom-relevante Themen im Social Web identifiziert und kategorisiert werden. Auch die Stimmung (Sentiment) der öffentlichen Kommunikation lässt sich so bestimmen. Die Telekom ist dadurch in der Lage, direktes und ungeschminktes Kundenfeedback einzusammeln und daraus Verbesserungspotenzial bei Produkten, Services, Technik und Prozessen abzuleiten. Darüber hinaus können Großkampagnen sowie Produkt- und Tarifeinführungen analytisch begleitet werden. Wird im Social Web beispielsweise gehäuft negativ über bestimmte Themen gesprochen, können die Verantwortlichen kurzfristig reagieren. Aus Social-Media-Analysen lässt sich zudem ein zuverlässiges Stimmungsbarometer des Gesamtmarkts ableiten. Frühzeitig werden neue, innovative Themen, Trends und Hot Topics der OTT-Player wie Apple, Google, Facebook, Samsung und Microsoft erfasst und zentral zur Verfügung gestellt. Das Social Media Center ist darüber hinaus gemeinsam mit den „Telekom hilft“-Kundenservice-Kollegen wöchentlich mit einem ausgewählten Thema im Privatkunden-TopmanagementGremium vertreten. Behandelt werden stark diskutierte und konkrete Schmerzpunkte der Kunden mit Services, Prozessen oder Produkten der Telekom. Auf diese Weise verschafft das Social Media Center den Kunden eine Stimme im Top management-Board. Eine Unterlage ergänzt das im Hintergrund laufende Dashboard und enthält Grafiken zu Stimmungstrends, Handlungsempfehlungen sowie ausgesuchte Kundenkommentare – auch wenn sie manchmal schmerzen. Garantiert sind dafür lebhafte Diskussionen! Social Media Dashboards als Informationsverteiler in Echtzeit Die Echtzeitverteilung der Analyseinformationen wird insbesondere über Social Media Dashboards realisiert. Dabei handelt es sich um 70-Zoll-Touchscreens, die in den Büros des Top managements, aber auch in den Service- und Qualitätszentren der Telekom stehen und aktiv genutzt werden. Dargestellt werden Kennzahlen wie die Anzahl der Beiträge im Tagesverlauf, das Stimmungsbarometer, die Quellenverteilung oder Trends. Viele unterschiedliche Bereiche innerhalb der Telekom sowie das Management können sich schnell, zentral und transparent über die wichtigsten Geschehnisse im Social Web rund um Telekomrelevante Topthemen informieren. 5 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016 Des Weiteren werden auf Wunsch der Geschäftsführung in einer wöchentlichen Kurzinformation alle Themen bereitgestellt, die gerade „Social Buzz“ zu unternehmensrelevanten Themen feldern erzeugen. Der Kunde sitzt mit am Tisch – via Social Wall und Dashboard im Arbeitsraum des Privatkunden-Topmanagement-Gremiums. Die Telekom Social Wall im Büro von Telekom Personalvorstand Dr. Christian P. Illek: Er hat jederzeit im Blick, was die digitale Welt über das eigene Unternehmen spricht. Die Mischung macht´s AUTOREN Die Erfahrungen mit den beschriebenen Elementen des direkten Kundenfeedbacks zeigen, dass es nicht „die eine“ richtige Darstellungsform gibt, um Wirkung zu erzielen. Mit einer Mischung aus • Social Wall als einfachem Einstieg mit starken visuellen Elementen • Dashboard als analytischem Überblick über das SocialMedia-Geschehen und • Analysen als aufbereiteter Aggregation und Detailinformation zu einem Thema lässt sich der Informationsbedarf des Managements hervor ragend abdecken. Alexander Luyken Kundenfeedback gelangt so unverfälscht und zeitnah in die Chefetage. Dies hilft dem Management, näher am Kunden zu sein und bessere Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen. arbeitet als Social Media Programm Manager der Telekom Deutschland GmbH und hat langjährige Beratungserfahrung im Telekommunikationssektor. Dr. Marco Hetterscheidt ist Project Manager des Social Media Center der Telekom Deutschland GmbH. Dr. Winfried Ebner leitet das Programm Social Media Business der Telekom Deutschland GmbH. Zuvor war er in verschiedenen Positionen als Vorstandsassistent der Deutschen Telekom sowie am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU München tätig. 6 Detecon Management Report dmr • Special CRM 1 / 2016
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