. Kandidatenkür Von Wilfried Hub Jetzt kommt doch Bewegung in die Sache. Gut zwei Monate vor der Neuwahl des Landrates gibt es mehrere Bewerber, die Nachfolger von Dr. Tassilo Lenk werden wollen. Monatelang war Vize-Landrat Rolf Keil (CDU) einziger Kandidat. Dann bewarb sich Anfang April der parteilose Michael Schiebold (51) aus Bad Elster und schließlich die 26-jährige Claudia Zickardt aus Plauen. Sie gehört der Satirepartei „Die Partei“ an. Vor ein paar Tagen warf Gunnar Gemeinhardt aus Straßberg seinen Hut in den Ring. Der 52-Jährige ist parteilos und als Bauleiter des neuen Landratsamtes kein Unbekannter. Die vier Kandidaten bewerben sich nicht nur um das höchste Amt in der Region, sondern auch um eines der schwierigsten. Das liegt zum einen am Vorgänger Lenk, der 20 Jahre Landrat war und sehr große Fußspuren hinterlässt. Das liegt aber auch an der komplexen Aufgabenstellung. Um eine solch große Region mit mehreren Zentren und dem Oberzentrum Plauen zu regieren, braucht es einen fleißigen Arbeiter, der geschickt taktieren kann, aber auch einen Diplomaten, um den Interessenausgleich zwischen den Teilregionen, hinzubekommen. Rhetorisches Geschick und gute Verbindungen nach Dresden können auch nicht schaden. Bei aller Kritik, die es zuweilen auch gab, müssen wir anerkennen, dass Lenk die Aufgaben hervorragend bewältigt hat. Als Favorit für die Nachfolge gilt der CDU-Politiker Keil, der als einziger Kandidat Verwaltungserfahrung mitbringt. Der 58-Jährige ist seit Jahren Vize-Landrat und war davor lange Zeit Bürgermeister in Schöneck. Keil wird geschätzt wegen seiner hohen Sachkompetenz, aber auch wegen seiner ausgleichenden Art und seiner lösungsorientierten Kompromissfähigkeit. Schaut man sich die guten Ergebnisse der CDU bei Wahlen an, sollte die Landratswahl für Keil eine einfache Sache werden. Doch bei Personenwahlen gelten oft andere Gesetze. Da haben vor allem Kandidaten von freien Wählervereinigungen und parteilose Bewerber gute Chancen. Gute Chancen für Parteilose Es kann also auch alles ganz anders kommen. Der vermeintliche Vorteil von Keil, seine Verwaltungserfahrung, könnte auch zum Fallstrick werden. Die allgemeine Politik- und Politiker-Verdrossenheit führt zu immer schlechteren Wahlbeteiligungen und zu Wählerwanderungen zu neuen, zum Teil auch extremen Parteien. Die Leute wünschen sich Führungskräfte, die mit Parteipolitik nichts am Hut haben. So wurde in Annaberg-Buchholz im März mit Rolf Schmidt der Kandidat der Freien Wähler zum Oberbürgermeister gewählt und eben nicht der als haushoher Favorit gehandelte CDU-Kandidat Steffen Simon. Eine Sensation in der CDU-Hochburg. So gesehen hat auch Gunnar Gemeinhardt gute Chancen, Landrat zu werden. Er will verändern und vor allem seine Lebenserfahrung und seinen gesunden Menschenverstand einbringen. Seine Meinung, dass Leute, die jahrelang in der Verwaltung tätig und damit auch Teil des Systems waren, zu Veränderungen kaum fähig sind, klingt durchaus plausibel. In Plauen ist Gunnar Gemeinhardt bekannt und den Arbeitsplatz des neuen Landrates kennt er besser als jeder andere. Gemeinhardt ist nämlich Bauleiter beim neuen Landratsamt. Er kennt die Strukturen der Kreisverwaltung, weiß also genau, auf was er sich einlässt. Es kann ihm gelingen, die Plauener Wähler zu überzeugen. Die Leute im Rest-Kreis zu erreichen, könnte in der Kürze der Zeit schwierig werden. Fakt ist, dass durch mehrere Kandidaten die Landratswahl erst zur richtigen Wahl wird. Selbst dem Top-Favoriten Keil hätte es nicht gefallen, wenn sein Name der einzige Wahlvorschlag gewesen wäre. Er hätte die Wahl zwar sicher gewonnen, aber bei einer miserablen Wahlbeteiligung hätte er nicht wissen können, ob die Bevölkerung in der Region wirklich hinter ihm steht. Bei den schwierigen Aufgaben, die anstehen, keine gute Voraussetzung. 2015-04-24
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