3 bestandsanalyse und konzepte 3.1 siedlungsentwicklung

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Integriertes Stadtentwicklungskonzept
Bestandsanalyse und Konzepte
3.1 SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND
SIEDLUNGSRAUM
Historische Entwicklung
Der Name der Stadt Lindau ist urkundlich seit 882 belegt. Ein St. Galler
Mönch verfasste diejenige Urkunde, die den ältesten sicheren schriftlichen Beleg des Namens Lindau enthält. Der Name Lindau bedeutet: „Insel, auf der Lindenbäume wachsen“. Bis heute erinnern die seit dem 13.
Jahrhundert nachweisbaren Stadtwappen und -siegel daran. Bei seiner
Ersterwähnung bezog sich der Name Lindau auf ein Frauenkloster, das
882 bereits seit einigen Jahrzehnten auf der Insel bestand. Der 950 gegründete Markt lag ursprünglich auf dem Festland in Aeschach, wurde
aber 1079 während des Investiturstreits aus Sicherheitsgründen auf die
Insel verlegt. Die Stadt Lindau ist später aus diesem Markt hervorgegangen. 1216 erhielt Lindau das Stadtrecht. Während des Mittelalters war
Lindau eine bedeutende Handelsstadt. Sie konnte ein starkes wirtschaftliches Wachstum und einen großen politischen Machtgewinn erreichen.
10 Lindau um 1650, Kupferstich von
Caspar Merian
Im Jahr 1728 zerstörte ein großer Stadtbrand den Stiftsbezirk und einen
Teil der Altstadt. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verlor die Stadt 1802 ihre Reichsprivilegien, und das Lindauer Damenstift wurde säkularisiert. Die Stadt Lindau gehörte für kurze Zeit
zu Österreich. Bereits 1805 trat Österreich Lindau jedoch an Bayern ab.
Um die Entwicklung als Handelsstadt weiter auszubauen wurde 1811/12
der Südhafen ausgebaut. Die Anbindung an das Schifffahrtsnetz erfolgte
1824, an die Eisenbahnlinie Richtung Augsburg als Endpunkt der Lud-
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wigs-Süd-Nord-Bahn 1853 mit einem Eisenbahndamm auf die Insel und
Anbindung Richtung Bregenz im Jahr 1872.
Am 1. Februar 1922 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Aeschach, Hoyren und Reutin eingegliedert. Am 1. Januar 1976 kam Reitnau, das am 1. Juli 1971 durch den Zusammenschluss der damaligen Gemeinden Oberreitnau und Unterreitnau neu gebildet worden war, hinzu.
In den Nachkriegsjahren bis 1965 erlebte die Stadt Lindau eine starke
Bevölkerungszunahme und eine massive Ausdehnung des Stadtgebiets.
Im Verlauf der 1960 – 1980er Jahre bedingte die starke Siedlungstätigkeit
einen hohen Landschaftsverbrauch sowie tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen der Stadtstruktur sowie des Stadt- und Landschaftsbildes. Entlang der Uferlinie entstanden großflächig neue Wohn- und
Gewerbegebiete, wodurch die bislang durch Grünzäsuren getrennten
Stadtteile Aeschach, Reutin und Zech zusammen wuchsen. Im Jahr 1972
verlor die Stadt Lindau ihre Kreisfreiheit nachdem sie in den Landkreis
Lindau eingegliedert wurde. 1976 wurde im Rahmen der Gebietsreform
die Gemeinde Reitnau eingemeindet, wodurch sich die Gesamtfläche
des Stadtgebiets fast verdoppelte. Insgesamt vollzog sich in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts die bekannte, massive expandierende Siedlungsentwicklung. Immerhin gelang es, den unmittelbaren Uferbereich
mit Ausnahme punktueller Wohnbebauung freizuhalten. Die wesentlichen Gründe für die restriktive Uferentwicklung sind die privaten Eigentumsverhältnisse in der durchgrünten Villen- und Uferzone sowie die
abriegelnde Funktion der parallel zum Ufer verlaufenden Bahnanlagen
in Reutin und Zech. Seit 1986 ist dieser Zustand mit der großflächigen
Unterschutzstellung des gesamten Bodenseeufers als Landschaftsschutzgebiet endgültig festgeschrieben.
Siedlungsentwicklung heute und morgen
Durch die gute wirtschaftliche Lage und die attraktiven Rahmenbedingungen wird die Stadt Lindau auch in den kommenden Jahren einem erhöhten Siedlungsdruck ausgeliefert sein. Mit einem Anteil von 30% der
gesamten Gebietsfläche nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche bereits
heute einen hohen Anteil ein. In Größenordnung und Lage vergleichbare
Städte weisen in der Regel einen etwas geringeren Überbauungsgrad auf.
(Landsberg a. Lech, ca. 23%, Starnberg ca. 17,2%)
Es ist die Zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung, ein ausgewogenes
Maß zwischen baulicher Nachverdichtung zum Zweck der Erhöhung des
von oben nach unten:
11 Lindau im Jahr 1886 mit Anbindung an
Eisenbahn und Schifffahrtsnetz
12 Gesamtansicht von Lindau im 19. Jahrhundert. Die Uferbereiche sind noch
weitestgehend unbebaut.
13 Blick auf Lindau mit dem Stadtteil Aeschach Anfang des 20. Jahrhunderts.
Deutlich sichtbar sind die kompakt bebaute Insel und das durch großzügige
Freiräume geprägte Festland.
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Wohnangebots und dem Erhalt der wertvollen Freiräume im Stadtgebiet
zu finden. Bestandteil des vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzepts ist das Freiraumkonzept Festland. In diesem Strategiepapier
sind die wichtigsten Grünkorridore von der Stadt in den Landschaftsraum
festgelegt, die auch in das Maßnahmenkonzept übernommen wurden.
14 Im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte
eine starke Siedlungstätigkeit auf dem
Festland ein.
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Ho
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In
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Mo
On
Insbesondere im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde deutlich, dass die
Zugehörigkeit zu bestimmten Stadtbereichen nach wie vor eine große
Rolle spielt. Auch wenn die Grenzen von eingemeindeten Ortsteilen nicht
mehr erkennbar sind, existieren im Selbstverständnis der Lindauerinnen
und Lindauer Stadtbereiche mit je eigener Identität. In Kapitel 3.3.4
werden die im Rahmen der ISEK-Erstellung festgelegten Stadtbereiche
beschrieben. Das Maßnahmenkonzept sieht vor, in den Stadtbereichen
eigene, zentrale Orte zu entwickeln, die besonders als Treffpunkt für die
Bürgerinnen und Bürger dienen sollen.
Wa
Ri
Rn
Ze
15 Stadtbereiche Lindau
(Ae) Aeschach
(Ho) Hochbuch mit Heimesreutin
»
(Hy) Hoyren
(In) Insel
(Mo) Motzach mit Streitelsfingen
(Ni) Niederhaus
(Ou) Oberreitnau
(On) Oberreutin
(Rn) Reutin
(Ri) Rickenbach mit Oberhochsteg
(Su) Schönau
(Sn) Schachen
(Un) Unterreitnau
(Wa) Wannental
(Ze) Zech
»
Die Stadt Lindau reduziert sich in der Außenwahrnehmung auf die Insel. Der größere Teil der Stadt, das Festland, ist Wohnort von rund 90% der Lindauer Bevölkerung.
Eine qualitätvolle städtebauliche Entwicklung Lindaus muss
in gleichem Maße die Insel und das Festland im Blick haben.
(Städtebauliche Leitlinie 1)
Die Stadt Lindau besteht aus der Insel und einem Zusammenschluss von einzelnen Ortslagen mit je eigener Identität
und Tradition. Es ist der Wunsch der Lindauer, in den einzelnen Ortslagen an geeigneten Stellen Treffpunkte auszubilden.
(Städtebauliche Leitlinie 3)
Lindau ist bekannt für seinen hohen kulturellen Wert. Häufig reduziert sich die Außensicht jedoch alleine auf die Insel. Es gilt für
die nächsten Jahre, den baukulturellen Anspruch auf das gesamte
Stadtgebiet auszuweiten. Das Stadtbild zu pflegen heißt, bei künftigen Bauaufgaben ein hohes Maß an Gestaltqualität und ein verträgliches Maß an Dichte zu fordern. Dies gilt für Gebäude wie auch für
den öffentlichen Raum. Ein Gestaltungsbeirat kann dabei ein unterstützendes Gremium sein.
(Städtebauliche Leitlinie 7)
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16 Denkmäler in Lindau
(gemäß Bayerischer Denkmalatlas)
UNTERREITNAU
OBERREITNAU
SCHÖNAU
NIEDERHAUS
HOCHBUCH mit
Heimesreutin
MOTZACH mit
Streitelsfingen
HOYREN
SCHACHEN
WANNENTAL
OBERREUTIN
AESCHACH
RICKENBACH
mit Oberhochsteg
REUTIN
INSEL
Die Karte zeigt die Bau- und Bodendenkmäler sowie Denkmal-Ensembles im
Lindauer Stadtgebiet. Deutlich erkennbar
ist die Konzentration auf der Insel sowie
am Seeufer in Schachen. In Aeschach, Zech
und Reutin sowie in übrigen Stadtteilen
gibt es vereinzelt Bau- und Bodendenkmäler.
Denkmäler
Baudenkmal (mit Benehmen)
Baudenkmal (ohne Benehmen)
Bodendenkmal (ohne Benehmen)
Ensemble
ZECH