3 21 L I NSDEA U 2 0D3 0 B E S TA N D S A N A LY U. N KO N Z E P T E 1 2 3 4 5 6 Stand 10.11.2015 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Bestandsanalyse und Konzepte 3.1 SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND SIEDLUNGSRAUM Historische Entwicklung Der Name der Stadt Lindau ist urkundlich seit 882 belegt. Ein St. Galler Mönch verfasste diejenige Urkunde, die den ältesten sicheren schriftlichen Beleg des Namens Lindau enthält. Der Name Lindau bedeutet: „Insel, auf der Lindenbäume wachsen“. Bis heute erinnern die seit dem 13. Jahrhundert nachweisbaren Stadtwappen und -siegel daran. Bei seiner Ersterwähnung bezog sich der Name Lindau auf ein Frauenkloster, das 882 bereits seit einigen Jahrzehnten auf der Insel bestand. Der 950 gegründete Markt lag ursprünglich auf dem Festland in Aeschach, wurde aber 1079 während des Investiturstreits aus Sicherheitsgründen auf die Insel verlegt. Die Stadt Lindau ist später aus diesem Markt hervorgegangen. 1216 erhielt Lindau das Stadtrecht. Während des Mittelalters war Lindau eine bedeutende Handelsstadt. Sie konnte ein starkes wirtschaftliches Wachstum und einen großen politischen Machtgewinn erreichen. 10 Lindau um 1650, Kupferstich von Caspar Merian Im Jahr 1728 zerstörte ein großer Stadtbrand den Stiftsbezirk und einen Teil der Altstadt. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verlor die Stadt 1802 ihre Reichsprivilegien, und das Lindauer Damenstift wurde säkularisiert. Die Stadt Lindau gehörte für kurze Zeit zu Österreich. Bereits 1805 trat Österreich Lindau jedoch an Bayern ab. Um die Entwicklung als Handelsstadt weiter auszubauen wurde 1811/12 der Südhafen ausgebaut. Die Anbindung an das Schifffahrtsnetz erfolgte 1824, an die Eisenbahnlinie Richtung Augsburg als Endpunkt der Lud- Integriertes Stadtentwicklungskonzept Bestandsanalyse und Konzepte Stand 10.11.2015 LINDAU.2030 1 2 3 4 5 6 22 wigs-Süd-Nord-Bahn 1853 mit einem Eisenbahndamm auf die Insel und Anbindung Richtung Bregenz im Jahr 1872. Am 1. Februar 1922 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Aeschach, Hoyren und Reutin eingegliedert. Am 1. Januar 1976 kam Reitnau, das am 1. Juli 1971 durch den Zusammenschluss der damaligen Gemeinden Oberreitnau und Unterreitnau neu gebildet worden war, hinzu. In den Nachkriegsjahren bis 1965 erlebte die Stadt Lindau eine starke Bevölkerungszunahme und eine massive Ausdehnung des Stadtgebiets. Im Verlauf der 1960 – 1980er Jahre bedingte die starke Siedlungstätigkeit einen hohen Landschaftsverbrauch sowie tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen der Stadtstruktur sowie des Stadt- und Landschaftsbildes. Entlang der Uferlinie entstanden großflächig neue Wohn- und Gewerbegebiete, wodurch die bislang durch Grünzäsuren getrennten Stadtteile Aeschach, Reutin und Zech zusammen wuchsen. Im Jahr 1972 verlor die Stadt Lindau ihre Kreisfreiheit nachdem sie in den Landkreis Lindau eingegliedert wurde. 1976 wurde im Rahmen der Gebietsreform die Gemeinde Reitnau eingemeindet, wodurch sich die Gesamtfläche des Stadtgebiets fast verdoppelte. Insgesamt vollzog sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die bekannte, massive expandierende Siedlungsentwicklung. Immerhin gelang es, den unmittelbaren Uferbereich mit Ausnahme punktueller Wohnbebauung freizuhalten. Die wesentlichen Gründe für die restriktive Uferentwicklung sind die privaten Eigentumsverhältnisse in der durchgrünten Villen- und Uferzone sowie die abriegelnde Funktion der parallel zum Ufer verlaufenden Bahnanlagen in Reutin und Zech. Seit 1986 ist dieser Zustand mit der großflächigen Unterschutzstellung des gesamten Bodenseeufers als Landschaftsschutzgebiet endgültig festgeschrieben. Siedlungsentwicklung heute und morgen Durch die gute wirtschaftliche Lage und die attraktiven Rahmenbedingungen wird die Stadt Lindau auch in den kommenden Jahren einem erhöhten Siedlungsdruck ausgeliefert sein. Mit einem Anteil von 30% der gesamten Gebietsfläche nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche bereits heute einen hohen Anteil ein. In Größenordnung und Lage vergleichbare Städte weisen in der Regel einen etwas geringeren Überbauungsgrad auf. (Landsberg a. Lech, ca. 23%, Starnberg ca. 17,2%) Es ist die Zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung, ein ausgewogenes Maß zwischen baulicher Nachverdichtung zum Zweck der Erhöhung des von oben nach unten: 11 Lindau im Jahr 1886 mit Anbindung an Eisenbahn und Schifffahrtsnetz 12 Gesamtansicht von Lindau im 19. Jahrhundert. Die Uferbereiche sind noch weitestgehend unbebaut. 13 Blick auf Lindau mit dem Stadtteil Aeschach Anfang des 20. Jahrhunderts. Deutlich sichtbar sind die kompakt bebaute Insel und das durch großzügige Freiräume geprägte Festland. 23 Stand 10.11.2015 LINDAU.2030 1 2 3 4 5 6 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Bestandsanalyse und Konzepte Wohnangebots und dem Erhalt der wertvollen Freiräume im Stadtgebiet zu finden. Bestandteil des vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzepts ist das Freiraumkonzept Festland. In diesem Strategiepapier sind die wichtigsten Grünkorridore von der Stadt in den Landschaftsraum festgelegt, die auch in das Maßnahmenkonzept übernommen wurden. 14 Im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte eine starke Siedlungstätigkeit auf dem Festland ein. Un Ou Su Sn Hy Ho Ni Ae In » Mo On Insbesondere im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde deutlich, dass die Zugehörigkeit zu bestimmten Stadtbereichen nach wie vor eine große Rolle spielt. Auch wenn die Grenzen von eingemeindeten Ortsteilen nicht mehr erkennbar sind, existieren im Selbstverständnis der Lindauerinnen und Lindauer Stadtbereiche mit je eigener Identität. In Kapitel 3.3.4 werden die im Rahmen der ISEK-Erstellung festgelegten Stadtbereiche beschrieben. Das Maßnahmenkonzept sieht vor, in den Stadtbereichen eigene, zentrale Orte zu entwickeln, die besonders als Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger dienen sollen. Wa Ri Rn Ze 15 Stadtbereiche Lindau (Ae) Aeschach (Ho) Hochbuch mit Heimesreutin » (Hy) Hoyren (In) Insel (Mo) Motzach mit Streitelsfingen (Ni) Niederhaus (Ou) Oberreitnau (On) Oberreutin (Rn) Reutin (Ri) Rickenbach mit Oberhochsteg (Su) Schönau (Sn) Schachen (Un) Unterreitnau (Wa) Wannental (Ze) Zech » Die Stadt Lindau reduziert sich in der Außenwahrnehmung auf die Insel. Der größere Teil der Stadt, das Festland, ist Wohnort von rund 90% der Lindauer Bevölkerung. Eine qualitätvolle städtebauliche Entwicklung Lindaus muss in gleichem Maße die Insel und das Festland im Blick haben. (Städtebauliche Leitlinie 1) Die Stadt Lindau besteht aus der Insel und einem Zusammenschluss von einzelnen Ortslagen mit je eigener Identität und Tradition. Es ist der Wunsch der Lindauer, in den einzelnen Ortslagen an geeigneten Stellen Treffpunkte auszubilden. (Städtebauliche Leitlinie 3) Lindau ist bekannt für seinen hohen kulturellen Wert. Häufig reduziert sich die Außensicht jedoch alleine auf die Insel. Es gilt für die nächsten Jahre, den baukulturellen Anspruch auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten. Das Stadtbild zu pflegen heißt, bei künftigen Bauaufgaben ein hohes Maß an Gestaltqualität und ein verträgliches Maß an Dichte zu fordern. Dies gilt für Gebäude wie auch für den öffentlichen Raum. Ein Gestaltungsbeirat kann dabei ein unterstützendes Gremium sein. (Städtebauliche Leitlinie 7) Integriertes Stadtentwicklungskonzept Bestandsanalyse und Konzepte 24 Stand 10.11.2015 LINDAU.2030 1 2 3 4 5 6 16 Denkmäler in Lindau (gemäß Bayerischer Denkmalatlas) UNTERREITNAU OBERREITNAU SCHÖNAU NIEDERHAUS HOCHBUCH mit Heimesreutin MOTZACH mit Streitelsfingen HOYREN SCHACHEN WANNENTAL OBERREUTIN AESCHACH RICKENBACH mit Oberhochsteg REUTIN INSEL Die Karte zeigt die Bau- und Bodendenkmäler sowie Denkmal-Ensembles im Lindauer Stadtgebiet. Deutlich erkennbar ist die Konzentration auf der Insel sowie am Seeufer in Schachen. In Aeschach, Zech und Reutin sowie in übrigen Stadtteilen gibt es vereinzelt Bau- und Bodendenkmäler. Denkmäler Baudenkmal (mit Benehmen) Baudenkmal (ohne Benehmen) Bodendenkmal (ohne Benehmen) Ensemble ZECH
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