Volkstrauertag am 15.11.2015 in Mascherode Vorspann: Wir sind bestürzt über den Terrorangriff auf die Bevölkerung von Paris. Wir fühlen mit den betroffenen Familien, die Tote und Verletzte zu beklagen haben. Die aufgestellten Kerzen erinnern auch an die Opfer der vorletzten Nacht und machen uns deutlich, wie wichtig ein friedliches Zusammenleben ist. Wir alle müssen jeden Tag für eine Welt der Toleranz eintreten, wofür uns dieser Volkstrauertag aufrütteln soll. Man kann wütend werden, wenn man an das Ausmaß des Schreckens denkt. Jedoch sollte gerade jetzt Besonnenheit unser Handeln leiten und diese Nachdenklichkeit wollen uns die Schüler entschlossen nahe bringen. Ole Diese Erinnerungsstätte wird von vielen als Ehrenmal bezeichnet. Für sie werden der Obelisk und die zurückgesetzte Mauer mit ihren Namensinschriften Orte des Innehaltens und des persönlichen Gedenkens sein. Lena Diese Bauwerke sind Zeugnisse der Nachkriegszeiten nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. - Wir sollten diese Gedenksteine als Mahnmale ansehen, über die es sich lohnt, weiter nachzudenken. Marc Wir wollen uns heute in Anbetracht der eingemeißelten Namen bewusst an schreckliche Zeiten erinnern und uns klar werden, wie wertvoll ein friedliches Zusammenleben ist. Felix Wir dürfen nicht vergessen, dass es oft junge Menschen waren, die ihre Gesundheit oder gar ihr Leben für die Machthaber einsetzen mussten. Zum Beispiel waren viele Soldaten des Zweiten Weltkrieges 1933 noch Kinder. Sie hatten Hitler nicht gewählt, wie ihre Eltern ihn oft auch nicht gewählt hatten. Sie kamen aus sozialdemokratisch, kirchlich, nationalkonservativ und liberal geprägten Familien und mussten dann kriegerisch handeln. Das heißt, sie mussten in vielen Fällen als junge Erwachsene auch töten. Ole Den Krieg müssen besonders Kinder als nicht begreifbar und den Geschehnissen hilflos gegenüber stehend empfinden. Sie können nur ohnmächtig bei der Zerstörung ihrer Wohnumgebung zusehen. Sie erleben meist zutiefst grausam den Tod ihrer Angehörigen und Freunde. Lena In Vorbereitung auf das heutige Gedenken haben wir Tagebuchaufzeichnungen von Kindern nachgelesen und Bilder ausgewertet. Erschreckende Eindrücke von der Gedankenwelt dieser Betroffenen bleiben uns im Gedächtnis. Felix Es fiel uns auf, wie gleich die traurigen Empfindungen von Kindern in den unterschiedlichen Kriegssituationen sind. - Ob ein zehnjähriger polnischer Junge im Ersten Weltkrieg seine Eltern verlor und anschließend dann als Kind mitkämpfte, wobei er schließlich sein Leben verlor, Lena ob ein russisches Mädchen bei der Belagerung Leningrads 1941 aufschrieb, wie es nacheinander alle Familienmitglieder verlor, - wir erfuhren, dass es später selbst umkam - , Marc ob vernachlässigte Babys von Zwangsarbeiterinnen in Braunschweig während des Zweiten Weltkriegs starben und auf dem Friedhof Hochstraße lieblos und unmenschlich verscharrt wurden, Lena ob ein vietnamesisches Mädchen, dass 1973 fassungslos neben der toten Mutter steht, wie uns ein Bild zeigt, und Marc ob ein arabischer Junge mit abgeschossenem Bein und Gehhilfen in einer Trümmerwüste zu sehen ist. Ole Die Eindrücke, die wir aufnahmen, mahnen uns eindringlich, es nicht soweit kommen zu lassen!!!! Felix An diesem Volkstrauertag wollen wir an junge Leute des Dorfes Mascherode erinnern, die in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts ihr Leben lassen mussten. Viele Familienangehörige dieser Kriegsopfer wohnen heute noch im Ort. Sie haben die Bilder, die vor den Gedenksteinen stehen, zur Verfügung gestellt. Lena Uns macht betroffen, dass Helga Schulz, geboren am 3. September 1930 in ihrem Elternhaus am Kalkwerk durch eine Fliegerbombe mit nur 13 Jahren am 30. Januar 1944 ihr Leben verlor. Marc Stellvertretend für alle Kriegstoten gedenken wir heute Erich Jasper, geboren am 13. Mai 1896, gefallen am 5. Dezember 1917 in Frankreich. Er wurde nur 21 Jahre alt. Ole Stellvertretend für alle Kriegstoten gedenken wir Gerhard Schölecke, geboren am 24. November 1923, gefallen am 3. November 1942. Er starb mit 18 Jahren kurz vor seinem 19. Geburtstag. Felix Stellvertretend für alle Kriegstoten gedenken wir Horst Decker, geboren am 14. Februar 1925, gefallen am 18. März 1944, kurz nach seinem 19. Geburtstag. Lena Stellvertretend für alle Kriegstoten gedenken wir Herbert Burgert, geboren am 2. Juli 1925, gefallen am 9. April 1945. Er starb 4 Wochen vor Ende des Krieges mit 19 Jahren. Felix Stellvertretend für alle Opfer erinnern wir an Walter Sandvoß, geboren am 3. Oktober 1926 und vermisst seit März 1945. - Wer vermisst ist, von dem ist mit größter Sicherheit anzunehmen, dass er in Kriegshandlungen umgekommen ist. Somit wurde Walter Sandvoß nur 18 Jahre alt. Ole Am Volkstrauertag denken wir an alle Opfer von Gewalt und Terror. Wir erinnern nicht nur an die gefallenen Soldaten, sondern auch an die im Bombenhagel Umgekommenen sowie an diejenigen, die wegen ihrer Rasse, ihrer politischen und religiösen Überzeugung verfolgt und ermordet wurden. Marc Wir erinnern an diejenigen, die in Lagern starben und an die ungezählten Vertriebenen, die auf der Flucht ihr Leben verloren. Ole Wir gedenken der vielen deutschen Kleinkinder, die nach ihrer Flucht über die Ostsee an Dänemarks Küsten 1945 strandeten, dort nicht bei allen willkommen waren und völlig entkräftet und durch Nichtversorgung verstarben. Ihre Gräber auf einem Friedhof in Esbjerg erinnern an deren Schicksal. Lena In diesen Tagen fliehen neben vielen Erwachsenen wieder Kinder und Jugendliche vor Krieg und Terror. Sie sind Opfer und brauchen jemanden, der ihnen die Hand reicht. Felix Für Kinder ist die Flucht eine Extremsituation mit Nahrungsmittelnot und dem Ausgeliefertsein gegenüber der Witterung. Die Kinder, die eine Flucht überleben, finden sich fast immer entweder in Flüchtlingslagern oder in Slums der Randgebiete größerer Städte wieder. In Nachrichtensendungen sehen wir tagtäglich solche Bilder. Marc Wir appellieren heute an alle, sich dafür einzusetzen, dass es gar nicht mehr zur Flucht kommen darf !!! Ole Gerade aufgrund der Ereignisse in Paris rufen wir dazu auf, sich international zu verständigen. Radikale religiöse Ziele helfen der Menschheit nicht. Vielmehr sollen uns die Schmerzen der Überlebenden und die Trauer über die Toten für Freiheit und Toleranz eintreten lassen. Lena und Ole Lasst uns Brücken bauen über Gräber hinweg, von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk
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