Die Feinde des Feuers - BOOTE

REPORTAGE
Die Feinde
des Feuers
Die Flugboote der „43 Grupo“ bekämpfen
Brände auf den Balearen. Ihre Einsätze
zwischen Himmel und Meer sind riskant.
D
Boot im Flug: Flaches V und Stufe dienen wie bei einem Sportboot
dazu, dass der Rumpf im Wasser schneller ins Gleiten kommt.
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ie Hebel liegen auf dem
Tisch: Volllast. Die Verbände vibrieren zum
Brüllen der Motoren.Voraus ist
die Bahn frei, blau glitzert die
Bucht von Palma.Unter dem so
plump wirkenden Bug schäumt
die Gischt hervor, als das Boot
langsam ins Laufen kommt und
die Nadel über das Ziffernblatt
des Fahrtmessanzeigers klettert. Bei fast 90 Knoten auf der
Uhr fliegt der Yachthafen vorbei, der Mastenwald ein weißes
Wischen. Vorsicht mit dem
Trimm jetzt! Dann gleitet der
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Balanceakt im Hafen: Im Vorbeiflug füllt eine Canadair
215 die Löschwassertanks in
ihrem Rumpf. Danach startet
die Maschine wieder durch.
Rumpf wie schwerelos über die
Wellen, springt von Kamm zu
Kamm – und hebt ab.
Staunend folgt der Blick dem
Flugboot, dessen roter Unterwasseranstrich in der Sonne
leuchtet, als es sich in eine
flache Kurve legt und die im
Dunst schmutziger Brandwolken verborgene Küste entlangfliegt. Halb Boot, halb Flugzeug,gehört die gelbe Canadair
215 zur „43 Grupo“, den Feuerfliegern auf den Balearen.
Speziell für den Katastrophen- und Küstenschutz wurde
die Einheit 1971 von der „Ejército del Aire“, den spanischen
Luftstreitkräften, aufgestellt
und mit den Flugbooten aus
Kanada ausgerüstet. Zu ihren
spektakulärsten und gefährlichsten Einsätzen gehört der
Kampf gegen Busch- und
Waldbrände – und die nehmen
im westlichen Mittelmeer zu.
Auch dieser Sommer fällt auf
Mallorca wieder extrem heiß
aus: 40 °Celsius sind keine Seltenheit, und Regen fällt kaum –
ideale Bedingungen für Brandkatastrophen.Immer wieder lodern Flammen im staubtrockenen Unterholz der Pinien- und
Steineichenwälder auf und geben den „heißen“ Startbefehl
für die „43er“.
Für zwölf Sekunden mit
80 Knoten auf Höhe null
Bevor sie aber Kurs auf die gewaltigen Rauchsäulen über den
Bergen der Insel nehmen, müssen die Piloten erst die Löschtanks im Bauch ihres „Wasserbombers“ voll machen – ein
ganz besonderes fliegerisches
Kunststück.
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AU T H O R I S E D D E A L E R S
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REPORTAGE
Der Himmel öffnet seine
Schleusen: Innerhalb
von Sekunden werden sechs
Tonnen Wasser über
dem Ziel abgeworfen.
Im Tiefstflug drückt der Pilot
die Maschine soweit hinunter,
dass der Rumpf die Wasseroberfläche gerade eben streift.
Zwölf Sekunden muss er diese
Position nun bei 80 Knoten
Fahrt halten – denn so lange
dauert es, bis 6000 Liter Wasser
an Bord sind. Ein schaufelförmiger,handtellergroßer Einlass
genügt dafür, denn durch die
hohe Geschwindigkeit werden
die beiden Aluminiumtanks an
Backbord und Steuerbord im
Rumpfinneren im wahrsten
Sinne mit Hochdruck gefüllt.
Gleichzeitig muss der Pilot
mit meisterlichem Trimm die
sich während der Wasseraufnahme stetig ändernde Lastigkeit des trägen Flugzeuges korrigieren und ganz nebenbei
auch noch auf eventuellen
Schiffsverkehr achten.
Mit sechs Tonnen Wasser
im Bauch in die Berge
Auftrag erledigt: In gemächlicher Verdrängerfahrt geht es nach der
Landung zurück zum Stützpunkt in der Nähe von Palma.
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Für diesen Balanceakt ist ruhiges Wasser absolute Voraussetzung; 30 cm Wellenhöhe sind
das höchste der Gefühle. Ist das
Meer in Küstennähe zu rau,
müssen geschütztere Zonen angeflogen werden – wie etwa der
viel befahrene Hafen von Palma selbst.
Wer dieses Spektakel einmal
erlebt hat, wird es so schnell
nicht wieder vergessen: Mit lautem Dröhnen schweben die Maschinen im Tiefflug ein, vorbei
an der Kathedrale La Seu oder
gerade noch über die Hochhausdächer entlang des Paseo
Marítimo hinweg,zwischen Palmenwipfeln und Mastspitzen
hinunter auf das Hafenbecken,
wo ein Boot der Küstenwache
eine Schneise zur Wasseraufnahme freihält. Sanft setzt das
Flugboot auf und jagt mit einer
weißen Gischtschleppe über
den Hafen, bevor es durchstartet und satt und schwerfällig
wieder an Höhe gewinnt.
Sechs Tonnen schwerer geht
es dann auf schnellstem Weg in
Richtung Brandherd.Dort vollzieht sich der zweite,wesentlich
gefährlichere Teil der „Kunstflugnummer“: Auch in zerklüf-
Im Tiefflug
durch beißenden
Qualm und
heiße Aufwinde
teten Bergregionen muss die
nasse Ladung so nah an das
Feuer herangebracht werden,
dass die lodernden Flammen
wirklich getroffen werden.
Das bedeutet Tiefflug durch
beißenden Qualm, Turbulenzen und heiße Aufwinde. Wegen der schlechten Sicht müssen sich die Besatzungen auf
ihre Ortskenntnis verlassen
können, denn überall lauern
Hochspannungsleitungen und
andere Hindernisse.
„Unter normalen Umständen würde man uns so nicht
fliegen lassen“, gesteht ein
Canadair-Pilot. „Besonders im
Gebirge muss der Abstand zwischen Feuer und Flugzeug immer richtig eingeschätzt werden. Und es erfordert Geschick
und schnelle Reaktionen,plötzlich emporschießenden Flammen auszuweichen.“
Per Knopfdruck bringt die
Crew ihre Last ins Ziel: An der
Unterseite des „Wasserbombers“ öffnen sich zwei Klappen,
und in Sekundenschnelle entleeren sich die Tanks in einer
schäumenden Kaskade über
den Glutöfen am Boden.
CANADAIR 215
Die Canadair CL 215 ist der internationale Klassiker und Bestseller unter den Löschflugzeugen. Speziell für die Rolle zur
Bekämpfung von Waldbränden
entwickelt, baute der kanadische Hersteller Canadair
(gehört heute zu Bombardier)
zwischen 1969 und 1990 insgesamt 125 Exemplare der „Super
Scooper“ (to scoop = abschöpfen), von denen die Mehrzahl
noch heute in elf Ländern im
Einsatz ist (darunter Spanien,
Kroatien, Kanada und Thailand).
Der Typ war so beliebt, dass er in
den 90er-Jahren zunächst als CL
215 T modernisiert und später
als CL 415 mit gesteigerter Leistung neu aufgelegt wurde.
das runde Emblem der „43
Grupo“ aufgenäht: Es zeigt ihr
Flugboot als „Foca“, eine Robbe,mit Flossen und Barthaaren.
Der Meeresbewohner ist eine
ironische Anspielung auf die
einzige Situation, in der der
mächtige „Wasserbomber“ unbeholfen wirkt, nämlich wenn
er auf seinem kurzen Dreibeinfahrwerk vom Land ins Wasser
rollt – sein angestammtes Element. Neben der Luft.
Ebenso stolz wie auf ihre
Flugzeuge sind die Crews auf
ihre Arbeit selbst – zu Recht.
Seit ihrer Gründung 1971 haben die „43er“ bei mehr als
100 000 Flugstunden unzählige
Brände gelöscht und größere
Katastrophen auf den Balearen
und dem Festland verhindert.
Mehrmals wurde die Einheit
dafür ausgezeichnet, und die
Mitglieder der königlichen Familie beehren die Feuerflieger
Auf dem Ärmel des Overalls lacht die Robbe
Ein schneller Blick zurück, ob
die Ladung „gesessen hat“, und
dann es geht zum Nachbunkern
für den nächsten Anlauf. Und
den übernächsten. Bis das Feuer besiegt ist.
Später, nach erledigter Arbeit, parken die Canadairs
wieder vor ihrem Hangar auf
dem Stützpunkt Son Bonet,
Palmas ehemaligem Zivilflughafen. Während die Mechaniker den großen Sternmotoren
zu Leibe rücken und die Treibstoffschläuche anschlagen, versammeln sich die Besatzungen
zur Besprechung.
An ihren braunen Overalls
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Technische Daten Typ: Amphibienflugzeug, Länge: 19,82 m,
Spannweite: 28,60 m, Besatzung: 3, Antrieb: 2 Pratt & Whitney-Sternmotoren mit je 1556
kW bzw. 2116 PS (CL 215) oder 2
Pratt & Whitney Turboproptriebwerke mit je 1775 kW bzw.
2380 PS (CL 215 T, CL 415), Höchst-
geschwindigkeit: 160 kn bzw.
290 km/h (CL 215), 200 kn bzw.
390 km/h (CL 215 T, CL 415), Minimalgeschwindigkeit: 80 kn
(145 km/h), max. Startgewicht
vom Wasser: etwa 17 t, Wassernutzlast: 2 x etwa 3000 l inkl.
Löschmittel, Reichweite: etwa
1310 sm bzw. 2430 km.
Weitere Informationen im Internet zur Canadair CL 215:
www.superscooper.com, zur
„43 Grupo“: http://perso.wana
doo.es/43grupo/preindex.html
ZEICHNUNG: CHRISTIAN TIEDT
Der„Wasserbomber“
im weltweiten Einsatz
immer wieder mit Besuchen.
Heute allerdings haben die
Crews während der Bereitschaft
ihre Ruhe, und sie sind froh
darüber. Denn niemand weiß,
wann der Feuerteufel wieder in
Aktion tritt und der nächste
Startbefehl kommt. Schließlich
ist es ein heißer Sommer …
TEXT: GERTI UND FRIEDHELM
KÖHLER, CHRISTIAN TIEDT
FOTOS: G. UND F. KÖHLER
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