pdf zum - Spieler Edelbrände

Susanne und Jürgen Spieler
Bei Edelbrandsommelier Jürgen Spieler kommt nur das Beste in die Kessel
Spielerisch genießen
4/2014
Noch romantischer kann eine
Obstbrennerei eigentlich
nicht liegen: Abseits der B 12 auf
einem Hochplateau inmitten
von Wiesen und Wäldern
findet der Besucher unter der
Adresse Heimenkirch, Oberried
12, einen uralten Bauernhof
nebst eigener Kapelle, in dem sich
seit 1920 eine traditionsreiche
Obstbrennerei befindet.
Heute wirkt dort EdelbrandSommelier Jürgen Spieler (44)
mit seiner Frau Susanne,
dessen oberstes Ziel es ist,
qualitativ hervorragende
Erzeugnissen herzustellen.
Denn dies sei die
beste Werbung für seine
edlen Obstbrände, so der
Landwirtschaftsmeister und
ausgebildete Obstbrenner.
D
er Hof seiner Vorfahren existiert bereits seit 1830 und
war mehr als ein Jahrhundert lang
ein Vollerwerbsbetrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau.
Brennrecht auf dem Hof
Aus alten Dokumenten ergibt
sich, dass seit 1920 auf der Hofstelle
ein Brennrecht liegt, die jeweiligen
Besitzer also mit Genehmigung des
Staates zusätzlich zu den traditionellen, landwirtschaftlichen Erzeugnissen unter staatlicher Kontrolle durch den Zoll eine begrenzte
Menge Alkohol (300 Liter/Jahr) erzeugen dürfen. Nach dem 2011
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erfolgten, grundlegenden Umbau
des alten Bauernhauses wurde die
zuvor in den Kellerräumen befindliche Brennerei in den bisherigen
Kuhstall mit zugehörigen Wirtschaftsräumen verlegt und modernisiert.
Dazu wurden nach der Aufgabe
der Milchwirtschaft moderne Probier- und Verkaufsräume eingerichtet. Jürgen Spieler hat den Betrieb
2008 von seinen Eltern übernommen und hält neben der Brennerei
noch 40 Stück Jungvieh für das
Feneberg-Programm „Prima Rind“,
vermietet eine Ferienwohnung,
bewirtschaftet einen Wald und
wirkt im heimischen Maschinenring mit. Zudem ist Jürgen Spieler
der Vorstand des KleinbrennereiVerbands Lindau, zu dem sich fünf
regionale Edelbrandsommeliers
zusammengeschlossen haben.
Nur das Beste in die Tanks
Die Herstellung von edlen
Obstbränden beginnt mit der Auswahl der Früchte. Dabei handele es
sich um handgepflückte Ware und
nicht etwa um Fallobst, sagt Jürgen
Spieler zur Herkunft des „Rohmaterials“, darunter Äpfel und Birnen
aus Lindau sowie Mirabellen und
Kirschen aus dem Schwarzwald,
weil die ein besseres Aroma hätten,
weiß der Sommelier. Die ebenfalls
danach durch Zusatz von kalkfreiem Wasser auf „Trinkstärke“
heruntergesetzt, gefiltert und verkauft zu werden. Chemische Zusatzstoffe und Aromen sind in
Deutschland nicht erlaubt.
Qualität ist oberstes Gebot
Zu seiner fachlichen Ausbildung
zum Edelbrandsommelier berichtet
Jürgen Spieler, dass er seine umfangreichen
Kenntnisse
in
Weihenstephan-Triesdorf erworben und durch Weiterbildungen
ständig erweitert habe. Die Krönung dieser Ausbildung war der im
vergangenen Winter erworbene
Titel eines „Edelbrandsommeliers“
nach Beispiel Österreichs, wo dieser
Beruf bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann.
Die österreichischen wie auch
die deutschen Edelsommeliers
betrachteten sich als „Botschafter
des guten Genusses“ und können
auch bei der Wahl jeweils passender Getränke nebst zugehörigen
Trinkgefäßen beraten.
Hans J. Ballauff
Ständige Kontrolle und beste
Zutaten sorgen für ein
vollmundiges Ergebnis (Bild oben);
der Probierraum (Bild unten);
verwendeten Himbeeren kommen
aus einem osteuropäischen Land in
die Edelobstbrennerei nach Heimenkirch.
Nach dem Waschen läuft das
Obst über ein Förderband. Dabei
wird nur das beste Obst weiterverarbeitet und in einem Muser zu
einem Brei „verhäxelt“. Der gelangt
anschließend in Edelstahltanks in
einem luftigen Nebenraum, wo er
vier Wochen lang für die Gärung
gelagert wird. Anschließend erfolgt der eigentliche Brennvorgang
der „Maische“ in einer modernen
Destillieranlage, deren Grundfunktionen per Computer gesteuert
werden.
Persönliche Überwachung
Diese moderne Technik entbinde
den Sommelier jedoch nicht von der
persönlichen Überwachung des
Brennvorgangs, so Jürgen Spieler
weiter. Dabei werden während der
Zeit eines Brandes von 2,5 bis 3,0
Stunden der so genannte Vor-,
Mittel- und Nachlauf kontrolliert,
wo nur der Mittellauf in den
Verkauf gelangt. Die Vor- und
Nachläufe werden jedoch auch
gesammelt und nach nochmaliger
Destillation als Äthanol an die
Zollbehörden überstellt, die die
Produkte an die Industrie weitergeben. Aus 100 Litern ApfelMaische werden 6,0 Liter 100-prozentiger Alkohol gewonnen. Beim
Birnenbrand sind dies sogar nur 4,0
bis 4,5 Liter.
Zur Weiterverarbeitung wird der
hochprozentige Alkohol zunächst
in Edelstahltanks gelagert, um
Informationen
!
Wer sich noch intensiver informieren will, kann
dies unter
www.
spieleredelbrände.de
tun. Susanne
Spieler gibt
auch gerne per
Telefon Auskunft unter 08381/7617.
Mit freundlicher Genehmigung
entnommen aus
Das schöne Allgäu, Heft 4/2014
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