28 Obst Harte Hülsen Zur Familie der Hülsenfrüchtler (Caesalpiniacea) zählen der Johannisbrotbaum, die Röhrenkassie und die Tamarinde. Sie alle bringen sehr große, harte Hülsenfrüchte hervor, die ein süßliches Fruchtfleisch enthalten. Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) Der Johannisbrotbaum, auch Karube genannt, stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum, wo er auch heute noch die größte Verbreitung findet. Der Anbau erfolgt weiterhin auf Zypern, Sizilien, der Iberischen Halbinsel und in Kalifornien. Karätige Frucht Die Hülsenfrüchte werden beim Johannisbrotbaum bis zu 25 cm lang und mehrere Zentimeter breit. Innerhalb der flachen Hülsen sind vier bis zwölf braune, sehr harte Samen in eine dunkle, klebrige Fruchtmasse eingebettet. Häufig zeichnen sich die Samen durch die harte, glatte Schale der Hülsen nach außen ab. Die Hülsen trocknen zwar auch am Baum und nehmen die typische dunkelbraune Farbe an, werden aber häufig grün geerntet und dann erst getrocknet. In diesem Zustand sind sie monatelang haltbar. Die Samen des Johannisbrotes haben jeweils ein erstaunlich übereinstimmendes Gewicht von 0,2 g. Daher wurden sie früher im Orient zum Abwiegen von Gold und Edelsteinen benutzt. Aus dem arabischen Wort „Kirat“ für Kern entstand die Einheit Karat (0,2 g). Die Samen werden heute zu Mehl verarbeitet. Es ist für den Verzehr völlig unbedenklich. Es wird Lebensmitteln zugesetzt, damit der Teig stabil bleibt und sich weder Wasser noch Fett absetzt. Gesunde Süßigkeit Wegen seiner äußerst langen Haltbarkeit und seinem aufgrund des hohen Zuckergehaltes hohen Nährwertes war das Johannisbrot über Jahrhunderte ein wichtiger Proviant für Reisende. Der Name geht auf Johannes den Täufer zurück, der sich in der Wüste von diesen Hülsen ernährt haben soll. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Johannisbrot eine beliebte Süßigkeit für Kinder in der Weihnachtszeit. Allerdings ist es sehr mühsam, die klebrige, süße Fruchtmasse aus den harten Hülsen herauszulutschen, sodass der Rohverzehr heutzutage keine große Rolle mehr spielt. Dagegen werden aus ihm Zusatzstoffe für die Herstellung von Schokolade, Gebäck und Süßigkeiten gewonnen, wobei die süße Fruchtmasse als Ersatz für Kakao dient. Die Hülsen des Johannisbrotbaumes beherbergen die harten Samen. Das gemahlene Fruchtmark wird Carob genannt und ist reich an Trauben- und Rohrzucker. Es kann auch als Kaffee-Ersatz verwendet werden. In den Erzeugerländern werden auch Aromastoffe für Kautabak aus Johannisbrot gewonnen. Harte Hülsen Johannisbrot als Energiespender Das Fruchtmark von trockenem Johannisbrot hat einen Zuckergehalt von bis zu 50 Prozent. Es ist reich an Mineralstoffen und frei von Oxalsäure. Auffällig hoch ist der Kaliumgehalt. Und der Eisengehalt übersteigt die Werte aller anderen hier vorgestellten Früchte um ein Vielfaches. Das Fruchtmark hat auf das Verdauungssystem eine wohltuende, beruhigende Wirkung und ist aufgrund des hohen Nährwertes ein gesunder Energiespender sowohl bei geistiger als auch körperlicher Belastung. Wenn die Schale zimtfarben ist, werden Tamarinden geerntet. Röhrenkassie (Cassia fistula) Dieser auch Indischer Goldregen oder Manna genannte Baum stammt ursprünglich aus Südasien, wird heute aber weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. Die röhrenartigen Früchte können 30 bis 60 cm lang werden mit einem Durchmesser von etwa 2 bis 4 cm. Das süße, klebrige Fruchtmark im Innern umgibt die Samen, die in kleinen, durch runde Blättchen abgeteilten Fächern liegen. Bei Reife sind Schale und Fruchtmark schwarz gefärbt. Wegen des angenehmen Geschmacks und der abführenden und blutreinigenden Wirkung haben die Früchte lokale Bedeutung und gelangen auch gelegentlich bei uns auf den Markt. Gekühlt und luftdicht verschlossen sind die Hülsen mehrere Wochen haltbar. Zum Verzehr werden die Hülsen einfach aufgebrochen oder in Stücke geschnitten, um an das Fruchtmark zu gelangen. Tamarinde (Tamarindus indica) Die Tamarinde stammt aus dem tropischen Ostafrika und wird heute überall in den Tropen angebaut, wobei das Haupterzeugerland Indien ist. Die Hülsen werden bis zu 20 cm lang und gut daumendick. Dort, wo sich im Innern die bis zu zehn Samen befinden, ist die Hülse verdickt. Unreif sind Tamarinden grün und noch relativ weich. Geerntet werden sie, wenn die Schale brüchig, matt und zimtfarben geworden ist. Das Fruchtmark hat einen Zuckergehalt von 35 Prozent und einen Säuregehalt von 20 Prozent, der für das säuerliche Aroma verantwortlich ist. Das Fruchtmark wird äußerst vielseitig verwendet und zu Getränken, Chutneys, Soßen, Sirup, Eis und Kautabak verarbeitet. Es wirkt mild abführend und hilft bei Husten und Entzündungen im Rachenraum. Tamarinden sind gut verpackt bei Zimmertemperatur sehr lange haltbar. Wie bei den anderen Hülsenfrüchten muss das Fruchtmark mühsam von der Schale und den Samen getrennt werden. Für eine weitere Verwendung kann man sich auch ein Konzentrat zubereiten. Hiefür überbrüht man das Fruchtmark mit etwas kochendem Wasser, zerdrückt es mit einem Löffel und lässt es einige Stunden stehen. Wenn sich die Samen nur schwer herauslösen lassen, hilft auch Überbrühen. Anschließend presst man das Fruchtmark aus und siebt die Flüssigkeit ab, die nun für Getränke, Obstsalate oder zum Kochen benutzt werden kann. Aha! Die Röhrenkassie sollte nicht mit dem biblischen Manna verwechselt werden, das vermutlich eine Flechte oder der Honigtau der Mannaschildlaus war. Auch die Ausscheidung der Manna-Esche nach Einritzen eines Stammes, die viel Mannit enthält, wird Manna genannt. 29
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