Harte Hülsen

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Obst
Harte Hülsen
Zur Familie der Hülsenfrüchtler (Caesalpiniacea) zählen der Johannisbrotbaum, die Röhrenkassie und die Tamarinde. Sie alle bringen sehr große, harte
Hülsenfrüchte hervor, die ein süßliches Fruchtfleisch enthalten.
Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Der Johannisbrotbaum, auch Karube genannt,
stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum, wo er auch heute noch die größte
Verbreitung findet. Der Anbau erfolgt weiterhin
auf Zypern, Sizilien, der Iberischen Halbinsel und
in Kalifornien.
Karätige Frucht
Die Hülsenfrüchte werden beim Johannisbrotbaum bis zu 25 cm lang und mehrere Zentimeter
breit. Innerhalb der flachen Hülsen sind vier bis
zwölf braune, sehr harte Samen in eine dunkle,
klebrige Fruchtmasse eingebettet. Häufig
zeichnen sich die Samen durch die harte, glatte
Schale der Hülsen nach außen ab.
Die Hülsen trocknen zwar auch am Baum und
nehmen die typische dunkelbraune Farbe an,
werden aber häufig grün geerntet und dann erst
getrocknet. In diesem Zustand sind sie monatelang haltbar.
Die Samen des Johannisbrotes haben jeweils
ein erstaunlich übereinstimmendes Gewicht von
0,2 g. Daher wurden sie früher im Orient zum
Abwiegen von Gold und Edelsteinen benutzt.
Aus dem arabischen Wort „Kirat“ für Kern entstand die Einheit Karat (0,2 g).
Die Samen werden heute zu Mehl verarbeitet.
Es ist für den Verzehr völlig unbedenklich. Es
wird Lebensmitteln zugesetzt, damit der Teig
stabil bleibt und sich weder Wasser noch Fett
absetzt.
Gesunde Süßigkeit
Wegen seiner äußerst langen Haltbarkeit und
seinem aufgrund des hohen Zuckergehaltes hohen Nährwertes war das Johannisbrot über Jahrhunderte ein wichtiger Proviant für Reisende.
Der Name geht auf Johannes den Täufer zurück,
der sich in der Wüste von diesen Hülsen ernährt
haben soll.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Johannisbrot
eine beliebte Süßigkeit für Kinder in der Weihnachtszeit. Allerdings ist es sehr mühsam, die
klebrige, süße Fruchtmasse aus den harten
Hülsen herauszulutschen, sodass der Rohverzehr heutzutage keine große Rolle mehr spielt.
Dagegen werden aus ihm Zusatzstoffe für die
Herstellung von Schokolade, Gebäck und Süßigkeiten gewonnen, wobei die süße Fruchtmasse
als Ersatz für Kakao dient.
Die Hülsen des Johannisbrotbaumes beherbergen die harten
Samen.
Das gemahlene Fruchtmark wird Carob genannt
und ist reich an Trauben- und Rohrzucker. Es
kann auch als Kaffee-Ersatz verwendet werden.
In den Erzeugerländern werden auch Aromastoffe für Kautabak aus Johannisbrot gewonnen.
Harte Hülsen
Johannisbrot als Energiespender
Das Fruchtmark von trockenem Johannisbrot hat einen Zuckergehalt von bis zu 50 Prozent. Es ist reich an Mineralstoffen und
frei von Oxalsäure. Auffällig hoch ist der Kaliumgehalt. Und der
Eisengehalt übersteigt die Werte aller anderen hier vorgestellten Früchte um ein Vielfaches.
Das Fruchtmark hat auf das Verdauungssystem eine wohltuende, beruhigende Wirkung und ist aufgrund des hohen Nährwertes ein gesunder Energiespender sowohl bei geistiger als
auch körperlicher Belastung.
Wenn die Schale zimtfarben ist, werden
Tamarinden geerntet.
Röhrenkassie (Cassia fistula)
Dieser auch Indischer Goldregen oder Manna
genannte Baum stammt ursprünglich aus Südasien, wird heute aber weltweit in tropischen
und subtropischen Gebieten angebaut. Die
röhrenartigen Früchte können 30 bis 60 cm lang
werden mit einem Durchmesser von etwa 2 bis
4 cm. Das süße, klebrige Fruchtmark im Innern
umgibt die Samen, die in kleinen, durch runde
Blättchen abgeteilten Fächern liegen. Bei Reife
sind Schale und Fruchtmark schwarz gefärbt.
Wegen des angenehmen Geschmacks und der
abführenden und blutreinigenden Wirkung haben die Früchte lokale Bedeutung und gelangen
auch gelegentlich bei uns auf den Markt. Gekühlt und luftdicht verschlossen sind die Hülsen
mehrere Wochen haltbar. Zum Verzehr werden
die Hülsen einfach aufgebrochen oder in Stücke
geschnitten, um an das Fruchtmark zu gelangen.
Tamarinde (Tamarindus indica)
Die Tamarinde stammt aus dem tropischen
Ostafrika und wird heute überall in den Tropen
angebaut, wobei das Haupterzeugerland Indien
ist. Die Hülsen werden bis zu 20 cm lang und
gut daumendick. Dort, wo sich im Innern die bis
zu zehn Samen befinden, ist die Hülse verdickt.
Unreif sind Tamarinden grün und noch relativ
weich. Geerntet werden sie, wenn die Schale
brüchig, matt und zimtfarben geworden ist. Das
Fruchtmark hat einen Zuckergehalt von 35 Prozent und einen Säuregehalt von 20 Prozent, der
für das säuerliche Aroma verantwortlich ist. Das
Fruchtmark wird äußerst vielseitig verwendet
und zu Getränken, Chutneys, Soßen, Sirup, Eis
und Kautabak verarbeitet. Es wirkt mild abführend und hilft bei Husten und Entzündungen im
Rachenraum.
Tamarinden sind gut verpackt bei Zimmertemperatur sehr lange haltbar. Wie bei den anderen Hülsenfrüchten muss das Fruchtmark mühsam von der Schale und den Samen getrennt
werden. Für eine weitere Verwendung kann man
sich auch ein Konzentrat zubereiten. Hiefür
überbrüht man das Fruchtmark mit etwas kochendem Wasser, zerdrückt es mit einem Löffel
und lässt es einige Stunden stehen. Wenn sich
die Samen nur schwer herauslösen lassen, hilft
auch Überbrühen. Anschließend presst man das
Fruchtmark aus und siebt die Flüssigkeit ab, die
nun für Getränke, Obstsalate oder zum Kochen
benutzt werden kann.
Aha!
Die Röhrenkassie sollte nicht mit
dem biblischen Manna verwechselt
werden, das vermutlich eine Flechte oder
der Honigtau der Mannaschildlaus war.
Auch die Ausscheidung der Manna-Esche
nach Einritzen eines Stammes, die viel
Mannit enthält, wird Manna genannt.
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