Protokoll 2. Runder Tisch Schlitz - Herbert-Quandt

 Protokoll zum 2. Runden Tisch in Schlitz, 24. September 2015 1. Genehmigung des Protokolls der Sitzung vom 10.September Alle Anwesenden sind mit dem Protokoll einverstanden. 2. Inhalte der kommenden Sitzungen In der 2. und 3. Sitzung des Runden Tischs sollen die Schwerpunkte des Auftakt‐Dialogs vom 23. Juli nacheinander diskutiert werden: ‐ Tourismuskonzept ‐ Medizinische Versorgung ‐ Werbung um junge Familien/Herausforderungen für Jung und Alt 3. Thema 1: Tourismuskonzept Moderator Kjell Schmidt stellt zu Beginn die Anregungen aus dem Speed‐Dating vor („Was würden Sie Gästen im Schlitzerland zeigen?“, s. Protokoll vom 10. September) und eröffnet dann die Diskussion. Folgende Argumente werden genannt: ‐
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Ansprechpartner/Tourismusmanager: Vor allem abends und am Wochenende (außerhalb der Öffnungszeiten des städtischen Büros) fehlt nach einhelliger Ansicht der Teilnehmer ein Ansprechpartner für Touristen. Früher gab es einmal einen ehrenamtlichen Manager. Auch hatte das „Stadtberglädchen“ einst solche Aufgaben übernommen. Der Bedarf heute sei be‐
sonders groß, weil viele Besucher nur Tagesgäste seien und kurzfristig Informationen brauch‐
ten. Innenstadt: Der Marktplatz wird von den Teilnehmern als identitätsstiftendes Zentrum der Stadt gesehen. Trachtenfest und Weihnachtsmarkt ziehen viele Gäste an. Außerhalb trete aber schnell Enttäuschung ein. Die Altstadt müsse generell belebt werden. Früher gab es eine Bank, Geschäfte, Milchabgabestelle uvm., heute sei die Altstadt dagegen ausgeblutet. Erste Vorschläge lauten: wieder Wochenmärkte einrichten und auch größere Aktionen wie Kunstmärkte, Handwerksmärkte, historische Märkte organisieren. Auch Künstler und Kunst‐
handwerker in der Stadt beheimaten (Stichwort: Leerstand). Die Teilnehmer schlagen die Gründung eines Schlitzer Kulturvereins vor, der Märkte und Aktionen wie Brotbacken, Lei‐
nenweben, Theater u.v.m. auf den Weg bringen könne. Autos: Eine Altstadt ohne Durchgangsstraße sehen viele Teilnehmer als Rarität und große Chance. Die Autos auf dem Marktplatz dagegen empfinden sie als sehr störend („schönster Parkplatz Deutschlands“). Für einen gänzlich autofreien Marktplatz müssten jedoch Lösungen gefunden werden, die den Mobilitätsinteressen älterer Menschen und junger Familien ge‐
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recht werde (Kirche, Seniorentreff etc.). Vorschlag: Auf dem ehemaligen Brauereiareal könn‐
ten neue Parkplätze entstehen. Schachtenburg/Hinterburg: Im Auszug des Seniorenstifts sehen viele Teilnehmer die Chance, Wohn‐ und Begegnungsorte für verschiedene Generationen zu schaffen. Wünschenswert seien alters‐ und seniorengerechte Wohnungen sowie Wohnungen für junge Familien, viel‐
leicht ein Café, Spielplatz, Arztpraxis und auch Parkplätze. Die Gebäude gehören jedoch nicht der Stadt, sondern dem Bistum Mainz, von dem spätere Nutzungsmöglichkeiten abhängen. Auch scheint die künftige Gestaltung der Burgen in ihrer finanzielle und zeitlichen Dimension eher eine Aufgabe für einen größeren Investor oder die Stadt als für ein bürgerschaftliches Projekt. Gleichwohl wollen sich die Teilnehmer des Runden Tisch für eine Mehrgeneratio‐
nennutzung starkmachen. Vernetzung der Ortsteile: Auf den Dörfern passiert viel: Backfeste, Brunnenfeste, Kirmes. Die Veranstaltungen müssten aber überregional und professionell bekanntgemacht werden (Bei‐
spiel Bad Hersfeld). Auch gebe es wegen fehlender Terminabsprachen häufig Überschnei‐
dungen. Die Versammlung zum Jahresauftakt werde kaum besucht. Besser wäre es nach An‐
sicht des Runden Tisches, Feste zusammenzufassen und sich abzuwechseln, um Kräfte zu bündeln und sichtbarer zu werden. Dabei müssten aber die Interessen der einzelnen Vereine berücksichtig werden (z.B. Geld einzunehmen). Ein Kulturverein könnte auch hierbei helfen. Natur/Umwelt/Sport: Chancen sehen die Teilnehmer auch im Ausbau und der Wiederher‐
stellung von Angeboten in der Natur: etwa Wanderwege, Fahrradwege, Reittouren, Barfuß‐
pfad, Fitnesspfad, Lehrpfad über Tiere und Pflanzen. Es gibt bereits einen Arbeitskreis, der sich um neue Schilder für Wanderwege kümmert. Problematisch seien jedoch die komplexen Zuständigkeiten (Stadtwald, Privatwald, Höhenclub, Rhönclub, Knüllgebirgsverein) und die Überalterung der Vereine. Damit drohe auch das nötige Fachwissen in Vergessenheit zu ge‐
raten. Tourismus Marketing: Für eine wirkungsvollere Werbung wünschen sich die Teilnehmer eine noch stärkere Zusammenarbeit der Kreise, vor allem mit Fulda (Kanu, Vulkanradweg), auch wenn manches schon funktioniere. Stattdessen werde zu viel Geld für die Präsenz auf Touris‐
tik‐Messen ausgegeben. Auch versuchten die einzelnen Städte im Vogelsberg immer noch zu sehr, sich gegenseitig das Wasser abzugraben (Ideenklau, Unterbietungswettbewerb, statt Zusammenarbeit). Gastronomie/Hotellerie: Die Teilnehmer beklagen fehlende attraktive Übernachtungsmög‐
lichkeiten und Restaurants in Schlitz. Gäste kämen häufig nur tagsüber und übernachteten auswärts. Es werde zu wenig investiert. Zugleich äußern manche Teilnehmer auch Verständ‐
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nis: Eine generelle Belebung der Stadt und eine attraktive Gastronomie bedingten sich ge‐
genseitig. Zudem stellten die Vereine mit ihren eigenen Ausschänken innerhalb der Orte eine große Konkurrenz für die Gaststätten dar. Um ein erfolgreiches Tourismus‐Konzepts zu ent‐
wickeln, müsste die Gastronomie also auf jeden Fall einbezogen werden werden. Pfordter See/Campingplatz: Schlitz liegt mitten in der Natur und hat mit dem Pfordter See einen weiteren Anziehungspunkt direkt am Radweg. Früher seien viele Ausflügler aus Fulda hierher gekommen. Allerdings ist baden im See heute zeitweise nicht möglich, die Wasser‐
qualität, so ein Teilnehmer, sei generell nicht gut. Hilfreich wäre ein Zulauf von der Fulda (ein Ablauf existiert schon), der jedoch nach einer früheren Prüfung durch den Anglerverein of‐
fenbar von Regularien verhindert werde. Auch ein bestehendes Konzept für einen Camping‐
platz mit Wirtschaft und Minigolf sei bislang an einem fehlenden Investor gescheitert. Bewertung machbar/nicht machbar: Nach Abschluss der Diskussion über das Thema Tourismus bewerten die Teilnehmer die Machbarkeit eines bürgerschaftlichen Projekts: Machbar: ‐
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Gründung eines Kulturvereins Märkte für Touristen Vernetzung der Dörfer Schaffung von Outdoor‐Angeboten Ansprechpartner für Touristen (eingeschränkt ehrenamtlich möglich) Nicht machbar: ‐
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Globales Tourismuskonzept, überregionale Vernetzung (Aufgabe der Landkreise&Städte) Nutzung Schachtenburg (Aufgabe der Besitzer und Investoren, zu langer Zeithorizont. Mög‐
lich sind aber eine kritische Begleitung und spätere Projekte) Autofreier Marktplatz (städtische Aufgabe) Pfordter See (städtische Aufgabe) Campingplatz (Stadt/Investor) Hotels und Gaststätten (einbeziehen und zur Vernetzung anregen, ansonsten privatwirt‐
schaftliche Aufgabe) 2. Thema: Medizinische Versorgung Als zweiten Tagesordnungspunkt diskutieren die Teilnehmer die medizinische Versorgung. Beim Auf‐
takt‐Dialog hatte das Thema die zweitmeisten Stimmen bekommen. Welche medizinischen Bereiche tatsächlich bürgerschaftlich verbessert werden können, war Kernfrage der Debatte: 3 ‐
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Ärztehaus: Die Teilnehmer berichten, das Schlitzerland sei laut Kassenärztlicher Vereinigung „statistisch überversorgt“, Fahrten zum Facharzt nach Fulda würden als zumutbar eingeord‐
net. Das entspricht nicht dem Empfinden der Bürger. Gerade für ältere Bürger seien Fahrten nach Fulda eine Belastung und nur mit großteils ehrenamtlich geleisteter Unterstützung zu bewältigen (etwa über die Nachbarschaftshilfe „Wir in Schlitz“). Ein Ärztehaus in Schlitz kön‐
ne daher eine deutliche Verbesserung bringen. Auch für Ärzte sei das ein Anreiz, da sie dann keine Einzelkämpfer mehr wären: Verschiedene Disziplinen könnten einander ergänzen, Ar‐
beitszeiten flexibler gestaltet werden, nicht jeder müsste seine Geräte alleine anschaffen und einen eigenen Empfang betreiben. Ein Investor oder die Stadt müsste jedoch ein barriere‐
freies Haus einrichten und ggf. auch die Anstellung der Ärzte übernehmen. Zudem regen die Bürger an, über städtische Stipendien für Medizin‐Studenten nachdenken. Mit der Präsenz von Ärzten seien auch andere Versorgungseinrichtungen wie Apotheken eng verknüpft. Ein Teilnehmer verweist auf einen Artikel in der ZEIT vom 20.08.2015 über das erste kommunale Ärztezentrum Deutschlands in Büsum: http://www.zeit.de/2015/32/landarzt‐aerztemangel Mobilität: Die Teilnehmer sehen beim Angebot für Fahrten zum Arzt Verbesserungsmöglich‐
keiten, etwa über ein Bürgermobil. Allerdings gibt es offenbar schon ein städtisches Angebot, das von den Menschen in den Ortschaften kaum angenommen werde. Man helfe sich bislang selbst, bilde Fahrgemeinschaften oder erhalte Unterstützung von der Nachbarschaftshilfe (die jedoch noch weitere Fahrer benötige). Ob fehlende Informationen oder Schüchternheit das Problem sind, sei unklar. Auch eine Mitfahrzentrale auf der städtischen Homepage sei im Sande verlaufen, was auch daran liegen könne, dass gerade ältere Menschen das Internet nicht nutzten. Manche Teilnehmer sehen die Aufgabe, Fahrgemeinschaften zu koordinieren, auch bei den Ärzten selbst. Andere schlagen ein größeres Hilfs‐Netzwerk auch mit Nachbar‐
städten wie Burghaun vor. Ernährung/Prävention: Ein weiterer Vorschlag gilt der Vorsorge und gesunden Lebensweise. Ehrenamtlich leistbar seien Angebote zur gesunden Ernährung bei Kindern, etwa über Koch‐
kurse, Wissensweitergabe, gesundes Frühstück in Kindergarten und Schule u.v.m. Beim ge‐
meinsamen Kochen könnten auch Flüchtlinge integriert werden. Ein Teilnehmer schlägt vor, Mittagessensangebote für Senioren an einem zentralen Ort – etwa in einem Restaurant – auch für ärztliche Sprechstunden, Freizeitangebote wie Spiele‐ und Musiknachmittage und ähnliches zu nutzen. In jedem Fall müssten die Leute insgesamt hinter dem Ofen hervorge‐
lockt werden. Medizinische Basisversorgung: Teilnehmer fragen, ob es heute eine Entsprechung zur frühe‐
ren Gemeindeschwester gebe, die auch einfache Diagnosen und Behandlungen durchführen konnte. Eine Übertragung ärztlicher Kompetenzen auf Pflegekräfte sei heute aber vermutlich 4 rechtlich nicht mehr möglich. Bewertung machbar/nicht machbar: Nach Abschluss der Diskussion über das Thema medizinische Versorgung bewerten die Teilnehmer die Machbarkeit eines bürgerschaftlichen Projekts: Machbar: ‐
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Zentraler Ort, Essen, Freizeit, Medizin Begleitung zum Arzt, gibt es schon („Wir in Schlitz“), aber weitere Fahrer werden gesucht und das Netzwerk könnte auf Nachbargemeinden ausgebaut werden. Vorsorgeangebote für Kinder Nicht machbar: ‐
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Ärztehaus, kommunale Aufgabe Nachfolgeproblem, Anwerbung junger Ärzte (kann aber durch eine größere Attraktivität der Stadt positiv beeinflusst werden) Gemeindeschwester (heute mobile Pflegedienste) Bürgermobil (gibt es schon) Die Themen Tourismus und Medizinische Versorgung konnten damit abgeschlossen werde. Beim nächsten Runden Tisch wird dann das dritte Schwerpunkt‐Thema erörtert: Werbung um junge Fami‐
lien/Herausforderungen für Jung und Alt. Der nächste Runde Tisch findet statt am: 26. Oktober, 19 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus in Pfordt. Kontakt: Kjell Schmidt Referent „Land mit Zukunft“ Herbert Quandt‐Stiftung Am Pilgerrain 15 61352 Bad Homburg vor der Höhe Tel: +49 (0) 6172 / 404‐311 Mobil: +49 (0) 151 240 29 118 Fax: +49 (0) 6172 / 404‐6311 E‐Mail: kjell.schmidt@herbert‐quandt‐stiftung.de www.herbert‐quandt‐stiftung.de/land_mit_zukunft 5