Milchfieber und Saugferkeldurchfall müssten nicht sein! fh. Neue Haltungsformen und neuzeitliche Fütterungsstrategien stellen massiv höhere Anforderungen an die Professionalität in der Schweinezucht. Durch Rahmenbedingungen der Labelprogramme und bedingt durch neue gesetzliche Auflagen in der Fütterung können bei fehlender Sachkenntnis schwerwiegende, negative Folgen in den Reproduktionsleistungen und vorallem in der Einzeltier- und Herdengesundheit auftreten. Milchfieber, MMA und Saugferkeldurchfall treten durch die veränderten Rahmenbedingungen gehäuft auf und sind oftmals in einem zu hohen Harn-pH begründet. Der dauernde Status eines sauren Harn-pH ist zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor in der Schweinezucht geworden. Nach einer mehrjährigen Versuchsphase sind wir heute in der Lage, für den professionellen Schweinezüchter ein wirksames und praxisgerechtes Fütterungskonzept für hohe und konstante Reproduktionsleistungen und für eine zuverlässige Herdengesundheit anzubieten. Ein viel zu hoher Harn-pH zeigt sich oft am trüben bis flockigen Harn, welcher stark nach Ammoniak oder nach Fäulnis riecht. Beim Harnlassen zeigen die Muttersauen oft einen gekrümmten Rücken und wir beobachten in vielen Fällen einen eitrigen und übermässigen Scheidenausfluss. Treten diese Symptome auf, ist der Harn-pH schon seit längerer Zeit zu hoch. Kleinste Managementfehler führen bei solchen Tieren unweigerlich zu Nieren-, Harnblasenund Harnwegsentzündungen, da spezielle Colibakterien bei einem alkalischen HarnpH in diesen Organen sich besonders gut vermehren können. Gehäuftes Auftreten von Milchfieber, MMA und Saugferkeldurchfall sind die unmittelbaren Folgeerscheinungen. Die Verschiebung des Harn-pH in den ungünstigen, alkalischen Bereich (pH>7) wird durch ein ungünstiges Säuren-/ Basenverhältnis in der Gesamtration verursacht. Oekofutter, Verzicht auf tierische Proteine, Ausschluss von Fischmehl, starke Rauhfutterzufütterung und viele Tiefpreisfutter mit ”preiswerten” Komponenten erschweren das Erreichen eines günstigen Harn-pH. Die Bedeutung einer professionellen Futterformulierung unter Berücksichtigung der Gesamtration ist unter diesem Aspekt von besonderer Bedeutung. Eine Korrektur über Futtersäuren ist bei dieser Problematik nicht möglich. Alle 2-3 Monate oder beim Auftreten von Bestandesproblemen muss bei einigen hochtragenden Muttersauen der pH im Mittelharn mittels Teststreifen gemessen werden. Ist der Harn-pH über 7, so muss während 2-3 Monaten ein spezielles Futter zur Korrektur des Säure-/Basenverhältnisses eingesetzt werden, mit dem Ziel, den HarnpH abzusenken und den krankmachenden Bakterien den Nährboden zu entziehen. Harn-pH Verlauf im Zuchtschweinebestand pH Spezialfutter Spezialfutter 9 7 6 5 0 3 6 9 12 15 18 21 Monate In fortgeschrittenem Stadium verschlechtert sich das Fruchtbarkeitsgeschehen sowie die Immunitätslage der ganzen Sauenherde. Viele Umrauscher und Einzeltiere mit gestörtem Allgemeinbefinden werden zum Bestandesproblem. Mit speziellen Zusätzen und speziellen Futterrezepturen, haben wir ein Fütterungskonzept entwickelt, welches den Harn-pH in kurzer Zeit von einem neutralen bis leicht alkalischen Bereich in einen klar sauren Bereich hineinführt. -1- Bei äusserst starken Krankheitsbildern muss der Bestandestierarzt zusätzlich über eine gezielte Bestandesmedizinierung entscheiden. Je nachdem wie gut die normale Fütterung auf die Harnsäuerung abgestimmt ist, kann es von mehreren Monaten bis wenige Jahre dauern, bis der Harn-pH wieder erhöht ist. 8 7.5 7 6.5 6 5.5 5 19 .0 9. 97 03 .1 0. 97 17 .1 0. 97 31 .1 0. 97 pH Indem der Harn-pH regelmässig kontrolliert und entsprechend gesteuert wurde, konnten wir in den letzten Jahren auf verschiedenen Betrieben die Probleme mit Milchfieber, MMA, Saugferkeldurchfall und Fruchtbarkeitsproblemen mit durchschlagendem Erfolg lösen. Diese Betriebe weisen heute hohe und konstante Reproduktionsleistungen aus und die Herdengesundheit hat sich auf einem hohen, stabilen Niveau eingependelt. Interessant ist auch die Beobachtung, dass diese Tiere im “Haarkleid” viel schöner sind und ihr Verhalten viel ruhiger ist... pH W erte Zeitachse -2-
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