Bildung ■ BAUERNBLATT l 15. August 2015 Eine Berufsperspektive auch für Männer Sag Ja zur Hauswirtschaft Mit Wäschekorb und mediterranem Grillbuffet in eine spannende Zukunft? „Ja“, sagt der Neumünsteraner Brian Jahn. Auf Hof Viehbrook im Kreis Plön in Rendswühren will der 17-Jährige seinen Berufswunsch als Hauswirtschafter verwirklichen. Als Hofbetreiberin Kirsten VoßRahe vom Rendswührener Hof Viehbrook im Mai die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb für ländliche Hauswirtschaft in Händen hielt und die frohe Nachricht ihrer Hauswirtschafts-Betriebsleiterin Sina Riecken mitteilte, dachten die beiden Frauen an alle mögliche Bewerberinnen für den neu geschaffenen Ausbildungsplatz. Nur an eines hatten die beiden Frauen nicht gedacht. An Brian Jahn aus Neumünster, der sich kurz darauf vorstellte und erklärte, genau hier auf Hof Viehbrook den Beruf eines ländlichen Hauswirtschafters erlernen zu wollen. Die Überraschung währte allerdings nur kurz. Der 17-jährige Hauptschüler habe sehr freundlich und glaubhaft erklärt, warum Hauswirtschafter genau die richtige Herausforderung und er der richtige Bewerber für die neue Lehrstelle sei, meinte Kirsten VoßRahe jetzt beim Termin für die Vertragsunterzeichnung, bei der auch die Bildungsreferentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Ulrike Brouer, gratulierte. Hof Viehbrook war einst ein Treffpunkt in der Gemeinde Rendswühren und lag lange Jahre im Dornröschenschlaf. Heute ist der neu gestaltete Hof ein ländliches Kultur-, Bildungs- & Erlebniszentrum. Fast druckfrisch ist seit Mai 2015 die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb für die Hauswirtschaft. Das vielseitige Angebot von der Gästebeherbergung und Veranstaltungen mit Vollservice, einem Markttreff, hofeigenen Produkten, Direktvermarktung bis hin zu ländlichen Kultur- und Bildungsangeboten biete einen idealen Rahmen für die Hauswirtschaftsausbildung, freute sich Ulrike Brouer über den neu gewonnenen Ausbildungsbetrieb. Das sah auch Brian Jahn aus Neumünster so. Hofbetreiberin Kirsten Voß-Rahe, Brian Jahn als neuer Auszubildender der Hauswirtschaft, Sina Riecken, Betriebsleiterin Hauswirtschaft auf Hof Viehbrook, und Bildungsreferentin Ulrike Brouer von der Landwirtschaftskammer SchleswigHolstein freuten sich über den neuen Ausbildungsplatz. Fotos: Ralf Seiler Weit mehr als eine Notlösung Hauswirtschafter ist weit mehr als eine Notlösung auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Friseur, Koch oder Pflegeberufe? Einige Praktika waren durchaus spannend, aber die richtige Herausforderung war nicht dabei“, meinte Brian Jahn, der vor seiner Vertragsunterzeichnung bereits einige Tage zur Probe auf Hof Viehbrook gearbeitet hat. Dass Hauswirtschafter alles andere als eine Notlösung für ländliche Berufsanfänger und Ausbildungssuchende ist, weiß nicht nur Bildungsreferentin Ulrike Brouer. Hauswirtschaft kann richtig spannend sein und bietet auch nach der Ausbildung durchaus interessante Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt, bestätigte auch die Viehbrooker Betriebsleiterin der Hauswirtschaft, Sina Riecken. Und dass mit Brian Jahn einmal ein Mann in die Ausbildung trete, sei für das Viehbrooker Team eine Bereicherung, meinte Riecken. Immerhin muss der angehende Hauswirtschafter hier in drei Jahren eine Menge Stationen durchlaufen, bevor er zur Prüfung antreten darf. Schrankwäsche für die Gästezimmer fertig machen, Zimmer herrichten, Gäste begrüßen und betreuen, Töpfe schrubben, Speisen zubereiten, Küchenstress aushalten, wenn das Haus voll ist, die Tiere, Blumen und Küchenkräuter kennenlernen, mit Warenwirtschaftssystemen umgehen, all das gehört dazu. Die Liste ist lang, wissen die Viehbrooker Ausbilder. Dafür stehen die Chancen nach der Ausbildung gut, einen Arbeitsplatz zu finden. Die vielseitige Ausbildung biete einen guten Zugang zu einer Vielzahl von Angeboten auf dem Arbeitsmarkt, hieß es auf Hof Viehbrook. Mehrere Wege zum Berufsabschluss möglich Zur Qualifikation als Hauswirtschafter führen gleich mehrere Wege und Modelle. Neben dem Berufsbild der ländlichen Hauswirtschaft der Landwirtschaftskammer gibt es noch die über die Industrie- und Handelskammer angebotene städtische Hauswirtschaft. Im städtischen Bereich zählen zu den Ausbildungsbetrieben etwa Kliniken oder Pflege- und Kureinrichtungen. Im ländlichen Raum kommen eher Ferien- und Erlebnishöfe, Höfe mit Direktvermarktung, Hofcafés oder pädagogischer Ausrichtung als Ausbildungsbetrieb infrage. „Wir freuen uns ganz besonders, wenn wir wie jetzt mit dem Hof Viehbrook neue und junge Betriebe mit vielen Ideen für das spannende Ausbildungsprofil gewinnen können“, freute sich Ulrike Brouer über den 47 48 Bildung BAUERNBLATT l 15. August 2015 ■ Berufsabschluss „Hauswirtschafterin/ Hauswirtschafter“ Auf den angehenden Hauswirtschafter Brian Jahn (r.) kommen eine Menge neuer Eindrücke zu. Über Speisezubereitung, Warenwirtschaft, Hygiene und Küche macht sich Koch Christopher Rüsing keine Sorgen. „Gemeinsam anpacken und zeigen, wie es geht. Dafür sind wir da“, meinte der Koch aus dem jungen Viehbrooker Team. neuen Ausbildungsplatz. Zurzeit bieten in Schleswig-Holstein neben den schulischen Einrichtungen 55 Betriebe Ausbildungsplätze an. Etwa 200 bis 250 Bewerber können pro Jahr inklusive der städtischen und schulischen Ausbildung mit einem Platz rechnen. Die Ausbildungsdauer und der Zugang zur Meisterqualifikation sind unter anderem von den schulischen Ausbildungsgängen abhängig. Hier gibt es unterschiedliche Modelle, die auf die Bewerber zugeschnitten sind. Dazu gehört auch die Möglichkeit eines jährlichen Wechsels der Ausbildungsstellen, wenn dies gewünscht wird. Außerdem gibt es, wie jetzt im Oktober 2015 beginnend, die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Kompaktausbildung. Informationen über die Ausbildung und mögliche Förderungen gibt es über die Landwirtschaftskammer, Ulrike Brouer, Tel.: 04 3 3194 53-214, E-Mail: [email protected] oder Katja Fiehler, Tel.: 0 43 3194 53-248, E-Mail: [email protected]. Ralf Seiler Freier Jounalist Kompaktlehrgang mit Prüfungstraining Die Landwirtschaftskammer bietet ab 3. November 2015 einen neuen Kompaktlehrgang zur Vorbereitung auf die Berufsabschlussprüfung „Hauswirtschaft“ an. Es sind noch wenige Lehrgangsplätze frei. Ziel ist der Berufsabschluss zur Hauswirtschafterin/zum Hauswirtschafter im Frühjahr 2017. Kreative Gestaltung, Haushaltsökonomie, vollwertige Ernährung, gekonnter Service, Vorratshaltung, Umweltschutz sowie anspruchsgerechte Hausund Wäschepflege und moderne Energie- und Haustechnik gehören ebenso zu den Schulungsinhalten wie die Themen „Urlaub auf dem Bauernhof“, „Direktvermarktung“ und andere Bereiche der Einkommenskombinationen wie etwa die Gästebewirtschaftung im Bauernhofcafé oder der Partyservice. Es wird außerdem gezielt ein Prüfungstraining durchgeführt. Prüfungsabläufe werden simuliert und in der Praxis geprobt. Prüfungszulassung über Nachweis von Berufspraxis Die Prüfungszulassung erfolgt über den Nachweis hauswirtschaftlicher Praxiszeiten. Berücksichtigt werden Praxiszeiten in hauswirtschaftlichen Dienstleistungsbetrieben wie auch Praxis- zeiten in den eigenen landwirtschaftlichen Betrieben oder in privaten Mehrpersonenhaushalten. Unterricht familienfreundlich und berufsbegleitend Der Unterricht findet über insgesamt 15 Monate sowohl in Theorie als auch in Praxis einmal wöchentlich in sechs bis acht Unterrichtsstunden im Fachzentrum Hauswirtschaft der Landwirtschaftskammer in Rendsburg, Grüner Kamp 9, 24783 Osterrönfeld statt. In den Schulferien wird nicht geschult. Die Prüfung folgt 2017. Finanzielle Förderung möglich Die Teilnehmergebühr beträgt 1.000 € bei Förderung durch das Land Schleswig-Holstein (Melur) und die EU (Eler). Sofern der Lehrgang die Voraussetzungen für eine Förderung nicht erfüllt, beträgt die Teilnehmergebühr pro Teilnehmer/-in zirka 1.600 €. Kontakt Interessenten melden sich telefonisch oder schriftlich bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Ulrike Brouer, Grüner Kamp 15-17, 24768 Rendsburg, Tel.: 0 43 31-94 53-214, EMail: [email protected], oder Katja Fiehler, Tel.: 0 43 31-94 53-248, E-Mail: [email protected]
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