Erfahrungsbericht: Praktikum & Studium in Mexiko

Erfahrungsbericht:
Praktikum & Studium in Mexiko
1. Vor der Reise
1.1. Wie findet man ein Praktikum?
Ich habe insgesamt ca. ein ¾ Jahr vor Abflug begonnen meinen Auslandsaufenthalt zu
planen, da man sich auf die Austauschprogramme meistens relativ früh und aufwendig
bewerben muss. Mein Praktikum dagegen habe ich erst während meines
Auslandssemester in Puebla gesucht. Gute Anlaufpunkte sind die Homepage des German
Centre for Industry and Trade, auf der in der Rubrik Mieter ca. 106 deutsche Firmen oder
Unternehmen mit deutscher Beteiligung aufgelistet sind. Auch stellt die CAMEXA (die
deutsche Handelskammer in Mexiko) eine Liste mit Unternehmensnamen und E-Mail
Adresse für 20 Euro zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit ist sicherlich ein Praktikum
im Automobilsektor. Volkswagen ist ständig auf der Suche nach Praktikanten und mit dem
Bau neuer Fabriken durch Audi dürften auch neue Plätze für deutsche Bewerber
entstehen. Die besten Orte für ein Praktikum sind die grossen Städte wie Mexiko Stadt,
Puebla, Queretaro, Monterrey und Guadalajara. Obwohl viele Unternehmen einen
Mindestzeitraum von vier Monaten festschreiben, habe ich einige Deutsche getroffen die
nur 2-3 Monate ihr Praktikum absolviert haben. Dies ist vor Allem für die Studenten, die
während der Semesterferien internationale Erfahrung sammeln wollen interessant.
1.2. Visum
Bei dem Visumsantrag ist darauf zu achten für welchen Zeitraum man plant im Land zu
bleiben. Bei Aufenthalten über 180 Tage muss ein Visum beantragt werden. Der
Visumsantrag wird relativ schnell von der mexikanischen Botschaft/Konsulat bearbeitet
(ca. 3 Wochen). Eine genaue Auflistung der benötigten Dokumente kann auf der
Homepage des mexikanischen Generalkonsulats eingesehen werden. Des Weiteren ist
darauf zu achten, dass das Visum persönlich in Frankfurt abgeholt werden und nach der
Einreise in Mexiko innerhalb von 30 Tagen bei der Einwanderungsbehörde vorgelegt
werden muss. Diese stellt dann die offizielle Aufenthaltskarte “Credencial” aus, die bei der
Ausreise vorgezeigt werden muss. Anders als mir in der mexikanischen Botschaft in
Deutschland gesagt wurde, ist das Studentenvisum kostenlos. Bei einem reinen
Praktikumsaufenthalt werden vermutlich kosten von ca. 3200 MX Pesos anfallen. Bei
einem Aufenthalt unter 180 Tage dagegen kann ohne Visum eingereist werden, jedoch
müssen bestimmte Dokumente bei der Ankunft vorgezeigt werden. Will man nachträglich
noch länger im Land bleiben ist es möglich aus Mexiko für einen Tag auszureisen und dann
wieder einzureisen. Für ein Praktikum muss nicht unbedingt ein Visum beantragt werden,
obwohl einige Unternehmen dies verlangen. Es ist aber immer hilfreich nachzufragen, ob
dies wirklich notwendig ist.
1.3. Geld
Die meisten mexikanischen Unternehmen werden kein Praktikantengehalt zahlen. Bei
deutschen Unternehmen ist die Chance jedoch grösser eine Aufwandsentschädigung von
300-400 Euro zu erhalten. Es gibt auch eine Vielzahl möglicher Stipendienprogamme. Wer
sich jedoch für ein Stipendium bewerben will sollte sich sehr frühzeitig darum kümmern.
Die Lebenshaltungskosten unterscheiden sich je nach Stadt sehr. Mexiko Stadt ist
vermutlich die teuerste von allen, jedoch kann man mit Glück auch dort günstig wohnen.
Puebla ist ist von Lebenshaltungskosten niedriger und für Praktikanten die sich bei
Volkswagen bewerben ist es von Vorteil nicht in Puebla selbst sondern in Cholula, ein sehr
lebendiges Dorf mit vielen Freizeitmöglichkeiten, eine Wohnung zu suchen. Die
durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für eine angemessene Wohnung in guten
Wohngegenden und bei normalen Lebenstil in Mexico City würde ich auf 10.000 Pesos
schätzen. Bezahltes Praktikum und Stipendium dürften die Kosten decken.
1.4. Versicherung / Gesundheit / Geld
Es ist zu raten bei der Versicherung darauf zu achten, dass diese Kranken-/Unfall/Haftpflichtversicherung in einem ist und diese auch für ein Praktikum gelten. Es gibt
unterschiedliche Anbieter, die sich leicht über das Internet vergleichen lassen. Die
Konditionen sind meistens ähnlich. Außerdem ist es sinnvoll zu prüfen ob die inländische
Krankenversicherung auf „Anwartschaft“, also die Zahlungen ausgesetzt werden können,
gelegt werden kann. Die Versicherungsbescheinigung am besten in Englisch oder Spanisch
im E-Mail Account ablegen und bevor es nach Mexiko geht die nötigen Impfungen beim
Haus- oder Reisearzt vorzunehmen. Auch sollte vor Reiseantritt eine Kreditkarte bei einer
Bank abgeschlossen werden, die es erlaubt kostenlos weltweit Geld abzuheben. Zwar
werden bei der Abhebung an den Automaten zunächst Gebühren fällig, diese könne aber
bei der Bank dann eingefordert werden. Dies ist empfehlen, da ich persönlich nicht gerne
mit grossen Mengen Bargeld herumlaufe und sich daher meine Abhebungskosten in zehn
Monate auf ca. 200 Euro beliefen.
1.5 Anreise
Der beste Weg um nach Puebla zu kommen ist von den internationalen deutschen
Flughäfen über Madrid, Paris, Amsterdam, London oder mit Zwischenstopp in den USA
nach Mexiko City zu fliegen. Bei einem Zwischenstopp in den USA muss ein extra ESTAAntrag im voraus gestellt werden (auch bei Transit), der einige Dollar kostet.
Bei einem längeren Aufenthalt in Mexiko lohnt es sich nur einen Hinflug zu kaufen und
den Rückflug im Laufe des Auslandsaufenthaltes zu buchen. Eine weitere Möglichkeit ist
mit Billigfliegern in die Touristenhochburg Cancun an der Karibikküste von Mexiko zu
fliegen und von dort einen Inlandsflug nach Mexiko City zu buchen (despegar.mx.com).
Am besten man stellt sich die “Alert” Funktion bei den unterschiedlichen FlugVergleichsportalen und warten auf das beste Angebot.
1.6. Unterkunft
Oftmals helfen die Unternehmen bei der Suche nach einer Wohnung oder stellen Listen
bereit. In Puebla und Cholula ist der Wohnungsmarkt entspannt und man findet schnell
eine schöne Bleibe. Die “Student Offices” der unterschiedlichen Universitäten bieten
einem meist auch Unterkunftslisten. In Mexico City ist es dagegen etwas schwieriger,
jedoch habe ich auch innerhalb von zwei Tagen eine Wohnung über www.dadaroom.com
gefunden. Die besten und sichersten Viertel sind: La Roma, Condesa, Escandon, Del Valle,
Polanco. Wer günsiger Leben will kann auch im Centro der Stadt eine Unterkunft suchen,
obwohl nachts bisschen unsicherer. Bei den anderen Städten des Landes kann ich leider
keine Auskunft geben.
1.7. Ist ein Praktikum in Mexiko zu gefährlich?
Nein! Leider hat Mexiko einen sehr schlechten Ruf im Ausland aufgrund der
Drogenkriminalität, erschreckender Entführungsfälle und den “43“ Studentenmorden.
Als ausländischer Praktikant in einem Unternehmen ist man jedoch relativ befreit von
solchen Erfahrungen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit höher als in Deutschland Opfer eines
Überfalles oder beklaut zu werden, jedoch habe ich in zehn Monaten Mexiko keine
beklemmende Situation erlebt. Man kann also relativ entspannt in Mexiko ankommen.
Wichtig ist es zu wissen, dass Mexiko Erbebengebiet ist und einige Regeln zu kennen:
1. Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen und in Metro die Geldbörse nicht in hintere
Hostentasche, Rucksack nach vorne und Handtasche am Besten mit beiden
Händen festhalten.
2. Keine Taxis alleine nachts von der Strasse sondern lieber an die “Sitios”, den
Taxistellplätzen, nehmen oder eine der bekannten Apps benutzen.
3. Kopien von Reisepass und Visum statt Originale mitnehmen und Kreditkarte wenig
benutzen und Abrechnungen prüfen.
4. Gefährliche Gebiete nachts meiden und besonders als Frau spät nachts nicht
alleine nach Hause laufen.
5. Bei Überfall oder Polizeikontrolle mit Waffen niemals Gegenwehr! Sondern lieber
das verlangte Geld herausgeben.
2. Inhaltliche Beschreibung des Aufenthaltes
2.1. Praktikum
Nach meinem Auslandssemester von August bis Dezember habe ich direkt danach ein
Praktikum in Mexiko Stadt absolviert und bin dann erst Anfang Juni ins Sommersemester
an der LMU eingestiegen. Leider habe ich die Fristen verpasst ein Urlaubssemester zu
beantragen, da die Bestätigung für den Praktikumsplatz sehr spät kam. Jedoch habe ich
mich dann während des Praktikums auf die fehlenden Prüfungen in München vorbereitet.
Ich habe das freiwillige Praktikum beim German Centre Mexico in Mexico Stadt absolviert.
Die Idee der German Centres wurde von Wirtschaft, Politik und Banken gemeinsam aus
der praktischen Erfahrung entwickelt. Zum ersten Mal wurde das Konzept 1995 am
Standort Singapur umgesetzt. Mittlerweile umfasst das Netzwerk sieben Häuser in Delhi,
Gurgaon, Jakarta, Mexiko-Stadt, Moskau, Peking, Shanghai und Singapur.
Das German Centre Mexico unterstützt deutsche, mittelständische Firmen beim Auf- und
Ausbau ihrer Stützpunkte in Mexiko. Die Infrastruktur aus Büroräumen und
Dienstleistungen sowie die praxisorientierte Beratung durch das German Centre-Team
erleichtern den Markteinstieg. So können Firmen unkompliziert und kostenoptimiert in
den mexikanischen Markt einsteigen. Die Aufgebenbereich umfassen beispielsweise die
Bereitstellung von Konferenzbereichen und Büroflächen ein umfassendes Beratungs-/
Serviceangebot zum Thema Markteintritt und -bearbeitung sowie schnellen Zugang zu
Informationen und Netzwerken. Dabei wird immer wieder eng mit Partnern wie der
Deutschen Botschaft, der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer
(CAMEXA)
und
Dienstleistern
aus
den
unterschiedlichsten
Bereichen
zusammengearbeitet. Als Praktikant war ich in den Bereichen Business Development,
Finance und Marketing zuständig. Die Aufgabenbereiche waren relativ vielseitig und so
konnte ich einen guten Einblick in die Arbeitsweise eines internationalen Unternehmens
erlangen. Jedoch muss man selber ein wenig Eigeninitiative zeigen, um interessante
Aufgaben wahrnehmen zu können. Interessant Aufgaben waren beispielsweise die
Übersetzung des Jahresabschlusses und die Recherchen über den mexikanischen Markt. Je
nach Unternehmensbereich werden sich jedoch die Aufgaben unterscheiden und so ist es
ratsam vor Praktikumsbeginn genau nachzufragen. Gut an dem Praktikum war, dass ich in
drei Sprachen (Deutsch, Spanisch, Englisch) arbeiten musste und dies meine
Sprachkenntnisse, besonders im Bezug auf Fachbegriffe, verbessert hat.
2.2. Freizeit
Während meines Praktikums in Mexico City habe ich in einer WG mit Mexikanern im
Stadteil “La Roma” gewohnt und leicht viele neue Leute kennen gelernt. Zwar war meine
WG in La Roma für deutsche Verhältnisse relativ weit von der Arbeit in Santa Fe entfernt
(ca. 1h 15min einfacher Weg), dafür ist es aber der Stadtteil mit einem der besten
kulturellen Angebote und den schönsten Parks und Cafés. Wer in Mexiko Stadt Anschluss
sucht findet meistens auch Anschluss. Man sollte nur versuchen ab Beginn einige
Aktivitäten ausserhalb der Arbeit zu suchen, um neue Leute kennen zu lernen.
2.3. Individuelle interkulturelle Erfahrungen im Arbeitsbereich
In Mexiko wird im Business Bereich viel Wert auf Etikette gelegt. Besonders bei
offizielleren Anlässen ist Anzug angebracht. An vielen Tagen ist jedoch auch Hemd und
Jeans ausreichend. Besonders wichtig ist Freundlichkeit und es gibt noch ein wesentlich
traditionelleres Verhalten vom Mann gegenüber der Frau. Beispielsweise ist die Frau
immer die erste die den Aufzug betritt und verlässt. Da die Mexikaner und
Mexikanerinnen jedoch sehr herzliche Menschen sind werden einem Fehltritte schnell
verziehen.
3. Fazit:
Ich würde ein Praktikum in Mexiko empfehlen! Jedoch muss bedacht werden, dass Mexiko
nicht mit Europa vergleichbar ist. Armut und Verschmutzung ist wesentlich sichtbarer und
der Smog in Mexiko an manchen Tagen schwer erträglich. Mir haben die Monate in
Mexiko jedoch sehr gut gefallen und mich in sozialer wie beruflicher Hinsicht sehr geprägt.