Wenn Aktionsräume fehlen

Wenn Aktionsräume fehlen: Bedeutung von
Begegnungszonen bei verdichtetem Bauen
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Tagung «Bauen für Kinder», Muri AG, 17. September 2015
Raum für Kinder:
Das ganze Quartier im Blick
Nicht immer ist Verdichtung möglich
bzw. sind die Bedingungen gegeben
oder ideal, z.B.
! wenn Spielflächen in Siedlungen
fehlen…
! wenn in Einfamilienhausquartieren
nur Gärten vorhanden sind…
! wenn die Kinder älter werden und
einen grösseren Aktionsradius
haben…
Fotos: Marco Hüttenmoser & Daniel Sauter
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Foto: Daniel Sauter
Raum für Kinder: Das ganze Quartier im Blick
So eignen sich…
⇒ Begegnungszonen als öffentliche Räume für Spiel &
Kommunikation, Bewegung und Begegnung
⇒ Begegnungszonen als verbindendes Element der
Wohnumfelder (Einbettung im Quartier, gegen Verinselung)
⇒ Konzept für jedes Quartier, die ganze Stadt
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Soziale Bedeutung der Begegnungszonen
für Kinder und Erwachsene
Resultate des Forschungsprojekts
«Integrationspotenziale im öffentlichen Raum
urbaner Wohnquartiere»
erstellt im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms
„Integration und Ausschluss“ (NFP 51)
mit Unterstützung des Bundesamtes für Sport (BASPO)
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Marco Hüttenmoser, Dokumentationsstelle «Kind und Umwelt»
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Untersuchte Strassentypen
1 Strasse mit Tempo-50
1 Strasse in Tempo-30-Zone
(als Teil einer grösseren T-30 Zone)
3 Begegnungszonen
(Tempo-20, Fussgängervortritt, Kinderspiel)
" davon 1 relativ neu eingerichtet (2003)
" davon 2 „alte“ Wohnstrassen (ca. 1980 eingerichtet)
Fotos: Laufenstrasse vorher – nachher, ca. 1980; Kanton BS
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Alltags-Szenen aus der Mülhauserstrasse (Tempo 50)
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Alltags-Szenen aus der Vogesenstrasse (Tempo 30)
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Alltags-Szenen aus der Jungstrasse
(neu eingerichtete Begegnungszone, Tempo 20)
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Alltags-Szenen aus der Laufenstrasse
(„alte“ Begegnungszone; Wohnstrasse, Tempo 20)
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Alltags-Szenen aus der Bärenfelserstrasse
(„alte“ Begegnungszone, Wohnstrasse, Tempo 20)
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Analysen im Rahmen des Projekts
! Erwachsenen-Befragung
! Kinder-Befragung
! Beobachtungen des Kinderspiels
im Strassenraum
! Kinderzeichnungen (Wettbewerb)
=> Wahrnehmung & Nutzung d. öffentlichen Raums
=> Kontakte, Hilfestellungen, Interaktionen
=> Zufriedenheit, Zugehörigkeitsgefühl
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Soziale Aktivitäten und Zufriedenheit nach Strassentyp
Erwachsenenbefragung (N=365)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Aktivitäten im öffentlichen Raum
Erwachsenenbefragung (N=365)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Spielmöglichkeiten im Freien
Kinderbefragung (N=49)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Mittlere Anzahl Kinder zum Spielen
Kinderbefragung (N=31)
Anzahl befragte Kinder in Mülhauser- & Laufenstrasse zu gering für sinnvolle Auswertungen
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Aktivitätsniveau der Spiele auf der Strasse
(N= 125 Beobachtungen)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Organisierte Bewegungsaktivitäten von Kindern
Kinderbefragung (N=49 total bzw. 22 aktive Kinder)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Kinderzeichnungen
Gabriel
7 Jahre
Quelle & copyright © : Marco Hüttenmoser, Muri AG; www.kindundumwelt.ch
Darstellung verkehrs- und nicht-verkehrsbezogener Objekte
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Darstellung verkehrs- und nicht-verkehrsbezogener Objekte
Yasmin, 6 Jahre
Quelle & copyright © : Marco Hüttenmoser, Muri AG; www.kindundumwelt.ch
Kinderzeichnungen
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Darstellung von Objekten in den Zeichnungen
Kinderzeichnungen (N=165)
Quelle: Daniel Sauter & Marco Hüttenmoser: „Integrationspotenziale im öffentlichen Raum urbaner Wohnquartiere“
im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Trennwirkung von Strassen: Hauptgründe
! Parkplätze
! Grosses Motorfahrzeugaufkommen
! Hohe Geschwindigkeit des Fahrzeugverkehrs
=> einzelne Fahrzeuge genügen schon
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Dichte Parkierung trennt –
schränkt Querungs- und Spielmöglichkeiten ein
Fotos: Marco Hüttenmoser
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Einfache Lösung: Aufhebung der Billigparkplätze
im öffentlichen Strassenraum
! Freie Plätze in Tiefgaragen, oberirdische PP aber viel zu billig:
- Kosten Anwohnerparkkarte: Fr. 140 pro Jahr (Stand 2014)
- Kosten Einstellenhallenplatz: Fr. 130 – 160 pro Monat (Stand 2014)
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Donald Appleyard
„Livable Streets“ 1981
WENIG VERKEHR
2.000 Fahrzeuge / Tag
3.0 Freunde / Pers.
6.3 Bekannte
MITTLERER VERKEHR
8.000 Fahrzeuge / Tag
1.3 Freunde
4.1 Bekannte
VIEL VERKEHR
16.000 Fahrzeuge / Tag
0.9 Freunde
3.1 Bekannte
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Salomé
7 Jahre
Quelle & copyright © : Marco Hüttenmoser, Muri AG; www.kindundumwelt.ch
Leben auf der sonnigen Seite der Strasse?
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Befreiung eines Quartiers vom Durchgangsverkehr
Beispiel Westtangente Zürich (1)
Vorher
Nachher
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Befreiung eines Quartiers vom Durchgangsverkehr
Beispiel Westtangente Zürich (2)
Zufussgehende
Velos
+ 22%
+ 262%
Velos auf Trottoir
- 65%
Fussgänger-Querungen
+ 19%
Begleitete Kinder
- 16%
Verweilende
+ 89%
Besucher Strassencafés
+ 158%
Momentaufnahme Bullingerplatz 20 Uhr:
2008 oben, 2013 unten
Quelle: Stadt Zürich; Daniel Sauter: Wirkungsanalyse Flankierende
Massnahmen Westumfahrung: Fuss- und Veloverkehr 2014
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Schlussfolgerungen (1)
1. Urbane Nachbarschaften sind – noch immer bzw.
wieder immer mehr – sehr lebendig.
2. Langsamer Verkehr und gute Umgebungsqualität
bieten grosse Entfaltungs- und Integrationspotenziale.
3. Ins Quartier eingebettete Begegnungszonen ergänzen
verdichtete Siedlungen und allfällig vorhandene
Einfamilienhausstrukturen. Es braucht ein Konzept
fürs ganze Quartier, die ganze Stadt.
4. „Alte“ Wohnstrassen bewähren sich bestens – sie sind
eine Erfolgsgeschichte.
5. Mängel bei der Gestaltung neuer Begegnungszonen:
Parkierung, fehlende Verweil- und Spielmöglichkeiten,
=> Gestalterische Details sind wichtig.
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Schlussfolgerungen (2)
6. Von guten Raumqualitäten profitieren alle, nicht nur
Kinder. Familien u. ältere Menschen brauchen
besonders gute Rahmenbedingungen.
7. Auch Tempo 50 Strassen können attraktiver gestaltet
werden: Trennwirkung reduzieren, Verweilmöglichkeiten schaffen, Bäume pflanzen etc.
8. Integrationschancen auf der Strasse vor der Tür
ergreifen – öffentliche Räume sind Teil der Lösung,
nicht des Problems.
9. Stadtentwicklung: Mischung von Wohnungsgrössen
und Eigentümern ist wichtig, keine EFH.
10. Umschichtung der öffentlichen Finanzmittel von der
Mobilität in die Aufwertung öffentlicher Räume.
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich
Weiterführende Literatur
- Appleyard Donald, 1981: Livable Streets, Berkeley
- Transportation Alternatives, 2006: Traffic‘s Human Toll. A Study of
the Impacts of Vehicular Traffic on New York city Residents
(http://www.transalt.org/sites/default/files/news/streetbeat/
e-bulletin/2006/Oct/1013.html#humantoll)
-
Hart Joshua, 2008: Driven To Excess: Impacts of Motor Vehicle
Traffic on Residential Quality of Life in Bristol, UK
(http://www2.uwe.ac.uk/faculties/FET/Research/cts/projects/reports/
hart_2008_driven_to_excess.pdf)
Veröffentlichungen zur Studie Sauter/Hüttenmoser:
" Deutsch: Verkehrszeichen 1/2008 & mobilogisch 2/2008
" Französisch: Rue de l‘Avenir 3/2008
" Englisch: Urban Design International 13/2 (2008)
" Zusammenfassungen: www.kindundumwelt.ch
Daniel Sauter, Urban Mobility Research, Zürich