Zeitgeschichte persönlich erlebt - Berliner Dom

Jörg Hildebrandt
Mein Schicksalsort
Bernauer Straße
Jörg Hildebrandt (* 1939) stammt aus einer ostpreußischen Pfarrersfamilie, nach Flucht über Haff und
Ostsee landet er schließlich in Berlin, Bernauer Straße,
Versöhnungskirche. Der Bau der Berliner Mauer entlang dieser Straße bestimmt sein weiteres Leben. Unter der Chorleitung seines Bruders Herbert Hildebrandt
singt er – seit deren Gründung 1961 – über Jahrzehnte
in der Berliner Domkantorei. Bis 1990 tätig als Lektor
in der Evangelischen Verlagsanstalt in Ost-Berlin, gestaltet Jörg Hildebrandt in der Friedlichen Revolution
1989/90 an führender Stelle die demokratische Umgestaltung des Rundfunks der DDR mit und zählt zu den
Gründern des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg
(ORB), der 2003 mit dem Sender Freies Berlin (SFB)
zum Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) fusioniert.
Verheiratet mit Regine Hildebrandt, Ministerin für Arbeit und Soziales in der letzten DDR-Regierung unter
Lothar de Maiziére und bis 1999 im Potsdamer Kabinett unter Manfred Stolpe, ist er als teilnehmender
Beobachter nahe dran an den schwierigen Transformationsprozessen des gelegentlich als »kleine DDR« apostrophierten, wiedererstandenen Landes Brandenburg.
Mittwoch, 20. Januar 2016, 19.30 Uhr
Sophie-Charlotte-Saal (Portal 2)
Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin
Domküsterei – Am Lustgarten, 10178 Berlin
Telefon: (030) 202 69 – 111
E-Mail: [email protected]
Zeitgeschichte
persönlich
erlebt
Christian Pulz
Jörg Hildebrandt
Jörg Schönbohm
Mitglieder der
Berliner Domgemeinde im Gespräch
Christian Pulz
Jörg Schönbohm
Selbstbestimmtes Leben Homosexueller
in der DDR im Widerstreit mit der Diktatur
Erinnerungen eines Unpolitischen zwischen
Flucht und Heimkehr nach Brandenburg
Christian Pulz (* 1944) gründete 1983 unter dem
Dach der Evangelischen Kirche in der DDR die Gruppe
»Schwule in der Kirche – Arbeitskreis Homosexuelle
Selbsthilfe Berlin«. Dieser emanzipatorische Arbeitskreis wurde als »staatsfeindlich« eingestuft und, mit
dem Ziel, ihn zu »zersetzen«, intensiv überwacht und
bespitzelt. Die umfangreiche Stasi-Akte »OV Orion« zu
Christian Pulz und dem Arbeitskreis liegt mittlerweile
größtenteils wieder rekonstruiert vor.
Jörg Schönbohm (* 1937) ist ein streitbarer Konservativer mit freiheitlich demokratischen Überzeugungen.
Zuletzt Innenminister des Landes Brandenburg, erinnert er sich: Sein Großvater verkaufte einst das erste
Bild von George Grosz. Den jungen Jörg Schönbohm
prägen die Not und der Überlebenskampf nach dem
zweiten Weltkrieg.
Coming out im Vakuum
Wie wurde die »Privatsache« Homosexualität zu einem
Politikum und damit Gegenstand der Gesellschaftskritik in der DDR? Der erste Abend der neuen Reihe
»Zeitgeschichte persönlich erlebt«, ermöglicht einen
Einblick in diese Frage und thematisiert den Alltag der
Diktatur und in die Vorgeschichte der Friedlichen Revolution 1989/90 am Beispiel der kirchlichen Lesbenund Schwulenbewegung innerhalb der Widerstandsund Bürgerrechtsbewegung in der DDR.
Nach dem konsequenten und offenen Ehe-Votum der
Iren will der Abend zugleich ein Beitrag sein, zur aktuellen Diskussion um die Stellung von Homosexuellen
in Gesellschaft und Kirche.
Mittwoch, 21. Oktober 2015, 19.30 Uhr
Sophie-Charlotte-Saal (Portal 2)
Christ in Uniform
1990 übernimmt der General der Bundeswehr im
Zuge der Wiedervereinigung die Nationale Volksarmee
(NVA) der DDR. Er wird Staatssekretär in Bonn und Innensenator in Berlin. Mit vier Verteidigungsministern
arbeitet er eng zusammen.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach beider Flucht
kehren seine Frau und er in ihre Heimat Brandenburg
zurück. Sie werden 1996 Mitglieder der Domgemeinde. Mit Manfred Stolpe, Matthias Platzeck und Angela
Merkel erlebt Jörg Schönbohm – als Soldat in der Politik – turbulente Jahre auf Landes- und Bundesebene.
Mittwoch, 25. November 2015, 19.30 Uhr
Sophie-Charlotte-Saal (Portal 2)