Offenburger Tageblatt, 23. Oktober 2015 - © Bild: Michael Bode - Autor: Volker Gegg Hotel "Ritter" produziert "1378 Ritter Bräu" Im Durbacher Hotel »Ritter« wird selbst gebrautes Bier ausgeschenkt / Gerstensaft gibt es nur vor Ort Es war ein wenig Tüftelei, bis das Rezept für »1378 Ritter Bräu« allen Beteiligten schmeckte. Bei der Bierprobe (von links): Braumeister Frederik Otterbein, Markus Kühnhanss (Manufaktur für Hopfen und Malz), »Ritter«-Küchenchef Andre Thienelt, Sommelier Ronny Weber und »Ritter«- Eigentümer Dominic Müller. Vor über 100 Jahren gab es in Durbach noch mindestens drei Wirtschaftsbrauereien. Auch im Hotel »Ritter« wurde einst Durbacher Gerstensaft ausgeschenkt. Hoteleigner Dominic Müller holt diese Tradition wieder in sein Haus zurück, und seit einigen Wochen kommt im Ritterkeller das hauseigene »1378 Ritter Bräu« ins Glas. Durbach wurde erst durch seine Weine eine richtige Marke, und dies nicht nur in Deutschland. Aber dass bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Durbachtal in mindestens drei Braukesseln auch fleißig Bier gebraut wurde, ist wohl größtenteils unbekannt. »Ich wollte diese schöne Tradition, eigenes Bier auszuschenken, wieder aufleben lassen«, erklärt Dominic Müller, Eigentümer des Hotel »Ritter«. »Dabei wollte ich keinen Marketing-Gag in Szene setzen, sondern etwas Nachhaltiges, ein Bier, das zu unserem Haus und unseren Gästen passt«, so Müller weiter. Dem Hotelchef, der übrigens während seiner beruflichen Laufbahn auch über mehrere Monate für eine Brauerei arbeitete, schwebte dabei ein Bier vor, das nicht nur mit den Weinen harmoniert, sondern den Gästen auf der Terrasse genauso mundet wie im Ritterkeller oder in seinem Gourmetrestaurant. Die Geburt des »Ritter« Biers startete Müller vor einigen Monaten in der Probierstube der Offenburger Manufaktur für Hopfen und Malz von Markus Kühnhanss. Unterstützung fanden Müller und Kühnhanss durch den »Ritter«-Küchenchef und Sternekoch Andre Thienelt, Sommelier Ronny Weber und den hessischen Braumeister Frederik Otterbein. »Es sollte ein Bier geben, das es so nicht gibt. Als Erstes probierten wir es nicht mit der normalen Bierhefe, sondern nahmen Weinhefe vom Klingelberger und anderen Rebsorten«, erklärt Müller weiter. Aber das Resultat mit Weinhefe mit Tettnanger Naturhopfen mundete den Geschulten anfangs gar nicht. »Am Schluss wurde Altbier-Hefe verwendet«, verrät der Hotelchef weiter. Nach mehreren Probeläufen war für die Beteiligten das perfekte »Ritter«-Bier im Glas. »Ein Bier, das wirklich zur Region passt und sich von einem normalen Pils deutlich abhebt. Rotblond, süffig mit einem Hauch von Süße«, schwärmt Müller. 200 Liter »1378 Ritter Bier« ergibt ein Brauvorgang. »Das Bier wird ausschließlich nur bei uns vorrangig im Ritterkeller ausgeschenkt und gibt es nicht in Flaschen«, sagt Müller. Natürlich wurden auch eigene Biergläser zum eigenen Haustrunk entworfen. »Seit wir das Ritter Bier im Ausschank haben, wird es verstärkt nachgefragt. Vor allem bei Frauen ist es begehrt«, erklärt Müller. Geliefert bekommt Müller seinen hauseigenen Gerstensaft ausschließlich in 30-Liter-Fässern. Im Jahre 1378 wurde der Keller erstmals in einem Vertrag der Staufenberger Schlossverwaltung mit dem Kloster Allerheiligen urkundlich erwähnt. Dem Kloster wurde das Zehntrecht zugesprochen, weil die Ordensbrüder die Betreuung der St. -Georgs-Kapelle auf Staufenberg übernahmen. Gelagert wurden die Zehnt-Erträge seit diesem Jahr im hinteren Teil des heutigen RitterKellers. Bereits im Mittelalter bekam die Herberge »Zum edlen Ritter« das ewige Schildrecht, das Recht Menschen zu beherbergen, zuerkannt. Wirtshausbrauereien sind in Durbach seit 1842 urkundlich verbürgt, wie Heimathistoriker Josef Werner recherchiert hat (siehe Hintergrund).
© Copyright 2024 ExpyDoc