What works in substance abuse prevention? An update based on 62 international reviews of effectiveness. Anneke Bühler & Johannes Thrul IFT Institut für Therapieforschung, München University of California, San Francisco Institut für Therapieforschung München Commissioned by the German Federal Centre for Health Education (BZgA) English version by the EMCDDA Lisbon 24.09.2015 Why we do this? - Gap research practice How long does it take for evidence to be used in medical practice? The average lag between definitive clinical trial and changing the majority of clinical practice is 17 years. Balas EA. Yearbook Med Informatics 2000: 65-70 What do you think does this time gap look like for substance abuse prevention? What do you think is the predominant prevention approach in Europe? Compendium for prevention practitioners Overview measures with most robust evidence Zur Effektivität von Verhaltens- und Verhältnisprävention werde ich Ihnen jetzt 1 Overview • Methods • Results by prevention setting – – – – – – – Family School Leisure/recreation Media Healthcare Community Legislation and regulations • What does “effective” mean? Ergebnisse der neuen Expertise Suchtprävention vorstellen, die wir in fachlicher Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung der BZgA erstellt haben. Nach Bericht über Vorgehen und ausgewählter Ergebnisse, gehe ich kritisch auf den Begriff Wirksamkeit ein und diskutiere die Frage Verhaltensprävention UND/ODER Verhältnisprävention. 2 Expert report Aim: Assess the effectiveness of existing approaches of addiction prevention among young people (children, adolescents, young adults) based on reviews and meta-analyses. Das Ziel der Expertise war, den neuesten Stand der Forschung zusammenzufassen und sich dabei auf Befunde nach 2004, die also nach der letzten Expertise erschienen sind, zu konzentrieren. (Für die konkrete Fragestellung haben wir 30 Wissenschaftler und Praktiker danach befragt, worüber die Expertise informieren solle.) So haben wir uns auf die Altersgruppe der 3 (?) bis 25-jährigen konzentriert und Aussagen angestrebt, die sich auf die Effektivität (sowie Schlüsselelemente) suchtpräventiver Maßnahmen beziehen. Wir suchten nach spezifischen Aussagen zur Wirksamkeit bei universellen und selektiven Zielgruppen, in unterschiedlichen Entwicklungssystemen wie ... und für unterschiedliche Substanzen, also... . Im Unterschied zur ersten Expertise schließen wir also auch Verhältnisprävention ein und versuchen substanzbezogene Aussagen zu machen. Für die Identifikation von Arbeiten zum Thema Spielverhalten, Migranten und ältere Menschen wurden zusätzliche Literaturrecherchen durchgeführt. 3 Methods • Systematic evaluation of meta-analyses and reviews • Published between 2004 and 2012 • Transparent literature search in national and international databases (n=804) • Full text (n=180) • Transparent selection (n=62) • Coding scheme • Generation of 91 conclusions • Transparent rating of strength of evidence Angesichts der unzähligen Einzelstudien mit herausragenden Erfolgen und Misserfolgen, haben wir uns für die Auswertung von zusammengefasster Information entschieden, d.h. für die systematische Auswertung von qualitativ hochwertigen Meta-Analysen und Reviews. Ohne ins Detail der Methode gehen zu wollen, haben wir systematisch in nationalen und internationalen Datenbanken und einschlägigen Institutionen gesucht und 269 potentielle Artikel gefunden. Ausgewählt wurden entsprechend der Fragestellung 49 Reviews oder Meta-Analysen, die die Grundlage für die Schlussfolgerungen der Expertise bilden. Die Schlussfolgerungen wurden nach eingehender Diskussion von den beiden Experten gemeinsam formuliert. Jede Schlussfolgerung ist in den ihr zugrundeliegenden Reviews verankert und erhält eine Evidenzstärkenbewertung. 4 Rating: Strength of evidence Conclusions are based on... °°°°° Meta-analysis including high quality studies (M) °°°° Systematic review including high quality studies (S) °°° Meta-analysis or systematic review covering all relevant studies °° Unsystematic review (U) ° Individual/single study - Contradictory findings Auf diese möchte ich doch im Detail eingehen. Wenn ich Ihnen im folgenden eine Schlussfolgerung berichte und Sie an ihrem Ende 5 Kreise sehen, bedeutet das, dass dieses Ergebnis mindestens auf einer Meta-Analyse mit hochwertigen Studien (Studie mit Kontrollgruppe und/oder Randomisierung sowie Zeitreihenstudie) beruht. In der Expertise haben wir anstatt Kreise Buchstaben verwendet. Vier Kreise bedeuten, dass die Grundlage mindestens ein systematischer Review mit hochwertigen Studien ist. Systematisch heißt, dass potenziell jede Einzelstudie zu diesem Bereich in den Review hätte eingeschlossen werden können, also eine systematische Suchstrategie angewendet wurde und auch die Auswahlkriterien von den Autoren transparent gemacht wurden. Drei Kreise bedeuten, dass die herangezogene Meta-Analyse oder der systematische Review alle Studientypen (also auch weniger aussagekräftige Studiendesigns) einschlossen. Zwei Kreise bedeutet, dass die Schlussfolgerung auf einem unsystematischen Review (keine systematische Suche nach Einzelstudien), auf Expertenmeinung oder auf einem Überblick über beste Maßnahmen beruht. Schließlich werden in Überblicksarbeiten oft empirische Befunde diskutiert, die für die Wirksamkeit einer Maßnahme sprechen, ohne sie direkt zu testen. Dieser Transfer ist meist sehr informativ, aber eben wenig evidenzbasiert, deshalb ein Kreis. Wo viel geforscht wird, gibt es widersprüchliche Befunde. Diese beziehen sich meist auf Schlüsselelemente wirksamer Suchtprävention und sind mit keinem Kreis gekennzeichnet. 5 Meaning of our results • Outcome: Consumption/behavior among children, adolescents, and young adults • Preventive effects = Prevention, delay or reduction of consumption Ganz wichtig: Wenn ich von Effektivität spreche, dann bezieht sich das auf das Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen, nicht auf Einflussvariablen (Risiko- oder Schutzfaktoren) oder negativen Folgen. Präventive Effekte heißt Verhinderung, Verzögerung oder Reduktion des Konsums. Wir berichten vom Status quo, nicht von der bestmöglichen Praxis, vom Mittelwert und nicht von Einzelfällen und leider vor allem von USForschung, da diese am meisten Studien hervorbringt und Reviews diese einschliessen. 6 Results organized by setting 7 Family M 1 S 5 • Parental trainings and family programs can have preventive effects on substance use – Substance use (unspecific) °°°° – Alcohol °°°°° – Occasionally effects on tobacco °°°° or cannabis °°°° use U E • Particularly effective components: Active participation of parents, substance specific elements, and promotion of children’s psychosocial development °°°° Was können wir zu familienorientierten Maßnahmen sagen? (6 Beiträge, hohe Evidenzstärke) Elterntrainings und Familienprogramme, die mit Eltern und Kindern Verhaltenstrainings durchführen, haben präventive Effekte auf den Alkoholkonsum. Metaanalyse über 18 Studien. Präventive Programmeffekte wurden für den Konsumeinstieg (OR = .71) sowie für die Konsumhäufigkeit (d = –.25) gefunden. Familienorientierte Maßnahmen, die Eltern oder Familien in die Maßnahme einbeziehen, können präventive Effekte auf den Substanzkonsum haben Elterntrainings: Regeln, Monitoring und Supervision sowie elterliche Unterstützung Kindersitzungen: Wahrnehmung von Konsumnormen, Einstellung gegenüber Alkohol, Selbstwert, soziale Beziehungen, Standfestigkeit gegenüber Gleichaltrigen, Problemlösung sowie Entscheidungsfindung Familiensitzungen: Kommunikation und Konfliktlösung, bindungsfördernde Elemente und Freizeitgestaltung Alkoholpräventive Effekte sind auf den Konsumeinstieg und die Konsumhäufigkeit festzustellen und können langfristig sein (>4 Jahre) 8 F ili i ti t M ß h i lt ä ti Eff kt fd Example - Family • Example: Strengthening Families Program 1014 (Spoth et al., 2001) – 7 sessions+ 1 booster for 8-13 families – Separate sessions for parents, children and entire family • 1. Hour: Children. parents separate • 2. Hour: Entire family – – – – Display of typical family situations in videos Parenting skills Life-skills training children Family training Parenting skills: Rewarding desired behavior, communication, appropriate discipline, setting limits, providing information, problem solving Life-skills training children: Communication, understand emotions, coping skills, problem solving, resist peer-pressure, consequences of substance use, follow parental rules Family training: Structured activities, games, family council, communication, disciplin, rewarding desired behavior, planning family activities 9 School - Alcohol M 6 S 7 U 1 E • Alcohol specific and certain generic programs promoting psychosocial development can have preventive effects. °°°° – Alcohol specific programs (very different approaches) – Generic programs: Life skills programs and the Good Behavior Game (behavior regulation in elementary school) Für das System Schule liegen die meisten und qualitativ hochwertigsten Studien vor. 6 Meta-Analysen und 8 Reviews. Sie erlauben viele Aussagen, hier eine Auswahl. Systembezogene Maßnahmen (über Interventionen an Individuen hinausgehend), die Schulaktionsteams einführen und Aktionen zur Verbesserung des Schullebens sowie substanzspezifische Komponenten durchführen, können präventive Effekte auf den Tabak- und Alkoholkonsum haben Ziele: Veränderungen der Gesamtorganisation, der Regularien und deren Umsetzung, der Kultur und des Schulklimas Zur Beurteilung der Wirksamkeit von (zufälligen) Alkohol- und Drogentests in der Prävention des Substanzkonsums bei Schülern liegen keine aussagekräftigen Evaluationen vor Alkoholspezifisch ausgerichtete schul-basierte Maßnahmen können präventive Effekte haben. Interventionen: Aufklärung, Widerstandsfähigkeit, Veränderung von Normen/Einstellungen, Selbstbewusstsein, Lebenskompetenzen Allgemeine, auf mehrere Problemverhaltensweisen (mehrere Substanzen) ausgerichtete Maßnahmen zeigen selten präventive Effekte auf den Alkoholkonsum. Darunter können aber bestimmte, die psychosoziale Entwicklung fördernde Programme, präventive Effekte haben. Diese sind b i L b k d i 10 School - Tobacco • Life skills programs, social influence interventions, and smoke-free class competitions are effective with regard to smoking behavior of entire classes, not with regard to initiation °°°°° • School-based measures (social influence), which include components in families and communities can have preventive effects °°°° • Simple information giving appears not to have any preventive effects °°°° Informationsvermittlung alleine scheint keine Effekte auf das Rauchverhalten zu haben. Die Maßnahmen haben Effekte auf das Rauchverhalten aller Schülerinnen und Schüler in den Klassen, unabhängig von der bisherigen Raucherfahrung (Lebenskompetenzprogramme, Maßnahmen nach dem Ansatz der Sozialen Einflussnahme, Klassenwettbewerbe). Eine Wirkung speziell auf den Einstieg in das Rauchen kann durch die untersuchten Interventionen nicht erreicht werden. Klassenwettbewerbe haben präventive Effekte auf das Rauchverhalten der Gesamtgruppe von rauchenden und nichtrauchenden SchülerInnen haben aber keine präventiven Effekte auf den Einstieg in das Rauchen in der Nichtrauchergruppe Die Wirksamkeit von schulischer Tabakpolitik lässt sich aufgrund fehlender Studien nicht beurteilen Schulbasierte Maßnahmen (Ansätze sozialer Einfluss), die mit Komponenten im Handlungsfeld Familie und Community kombiniert werden, können präventive Effekte auf den Tabakkonsum haben 11 School – Illicit drugs • Interactive, competence-oriented interventions (cannabis, illicit drugs) °°°°° Verhaltensbezogene schul-basierte Programme haben präventive Effekte auf den Cannabiskonsum Werden interaktive Methoden eingesetzt, sind Programme cannabispräventiv effektiv, bei Einsatz von non-interaktiven Methoden nicht. Kompetenzorientierte und umfassendere Programme können einen stärkeren präventiven Effekt auf den Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen haben als andere Programme Informationsvermittlung und affektive Erziehung alleine scheinen keine präventiven Effekte auf Cannabiskonsum zu erreichen sind aber in Kombination mit kompetenzorientierten Ansätzen reinen Sozialer-EinflussProgrammen überlegen Längere Programme (>15 Stunden) haben größere Effekte auf Cannabiskonsum als kürzere Programme. Verhaltensbezogene Programme sind für über 14-Jährige in der Cannabisprävention effektiver als für unter 14-Jährige. Externe vermittelnde Fachkräfte sind cannabispräventiv erfolgreicher als die vermittelnde Lehrende, Peers können im Rahmen von Lebenskompetenzprogramm eher cannabispräventive Effekte erreichen als Lehrpersonen 12 School – System level • System level interventions (tobacco and alcohol) °°°° Für das System Schule liegen die meisten und qualitativ hochwertigsten Studien vor. 6 Meta-Analysen und 8 Reviews. Sie erlauben viele Aussagen, hier eine Auswahl. Systembezogene Maßnahmen (über Interventionen an Individuen hinausgehend), die Schulaktionsteams einführen und Aktionen zur Verbesserung des Schullebens sowie substanzspezifische Komponenten durchführen, können präventive Effekte auf den Tabak- und Alkoholkonsum haben Ziele: Veränderungen der Gesamtorganisation, der Regularien und deren Umsetzung, der Kultur und des Schulklimas Zur Beurteilung der Wirksamkeit von (zufälligen) Alkohol- und Drogentests in der Prävention des Substanzkonsums bei Schülern liegen keine aussagekräftigen Evaluationen vor Alkoholspezifisch ausgerichtete schul-basierte Maßnahmen können präventive Effekte haben. Interventionen: Aufklärung, Widerstandsfähigkeit, Veränderung von Normen/Einstellungen, Selbstbewusstsein, Lebenskompetenzen Allgemeine, auf mehrere Problemverhaltensweisen (mehrere Substanzen) ausgerichtete Maßnahmen zeigen selten präventive Effekte auf den Alkoholkonsum. Darunter können aber bestimmte, die psychosoziale Entwicklung fördernde Programme, präventive Effekte haben. Diese sind b i L b k d i 13 Example - School • Good Behavior Game – Universal program for elementary school – Goal: Students regulate their own behavior – Contingency management of behavior in the classroom Goal: Students regulate their own behavior, show more desired behavior during the first two school years, improve their self-control Logic: Support of the group and individual motivation Contingency management: Teacher presents list of behaviors that will be rewarded Class is divided into 3 groups Groups are rewarded for desired behaviors Implementation: During 1st and 2nd grade, in the beginning only 3 x 10 min per week, duration and frequency gets increased, until no more announcements 14 Leisure/recreation M 2 S 3 U E • Nightlife: No or few appropriate evaluation studies of universal behavioral or environmental prevention programs • Non-school based universal programs promoting psychosocial development and social competence have preventive effects if they are implemented with sufficiently high quality °°°°° • Mentoring programs Preventive effects on broadly defined problemand risk-behaviors (substance use being one of them) °°°°° Nachtleben: -verhaltensbezogen: Peermaßnahmen, Aufklärung, Reflektion, Selbsttests; -verhältnisbezogen: Servicepersonal, Clubmanagement, Polizei zur Durchsetzung von Regelungen Außerschulische Programme -während des Schuljahres, außerhalb des Unterrichts , von Erwachsenen betreut -personale und soziale Kompetenz: Problemlösung, Konfliktlösung, Selbstkontrolle, Führungsverhalten, Entscheidungsfindung und Fertigkeiten zur Steigerung der Selbstwirksamkeit oder des Selbstwerts Sequences step-by-step training Focus on active forms of learning (interactive) Specific time and attention on skill training Clearly defined goals 15 Media M 1 S 4 U • Mass-media approaches in traditional media can have preventive effects in combination with school programs (tobacco) °°°° E • Standalone mass media approaches are not effective (tobacco, alcohol, cannabis) °°°° • Internet- and computer-assisted programs can have preventive effects on substance use °°°° Tabak -Radio- und Fernsehspots, lange Dauer (2 bis 4 Jahre), jeweils 3 Wochen pro Jahr, zielgruppenorientiert, in Kombination mit Schulprogrammen Schulbasierte neue Medien - v.a. soziale Einflussnahme, 6 Sitzungen 16 Healthcare • Brief interventions in hospitals M S U E 2 – Computer- or audiotape-assisted brief interventions seem to have no preventive effects on alcohol use °°°° • Information giving/educational measures delivered by medical professionals in private practice occasionally achieve preventive effects on tobacco use °°°° Universell: Wenig Studien, aber eher gute // Selektiv: erstaunlich wenig als PRÄVENTIONSMAßNAHME, wohl zur Behandlung Unpersönliche Kurzintervention -In Klinik, Auseinandersetzung mit eigenem Konsumverhalten per E – Healthsoftware auf dem Laptop oder per Audiotape, 2 Studien Persönliche Kurzintervention -An MI orientiert Aufklärende Maßnahmen med. Personal: - Beratungsgespräche, Briefe, Infomaterial 17 Community M S 3 U 2 E Multi-component programs – Interventions in different settings (school, media, family, legislation and regulations) Community-based prevention – In collaboration with key community stakeholders, implementation of interventions in multiple settings, based on network of organizations and individuals, who are committed to implement evidence-based prevention measures - Kommunale Projekte sind Mehrkomponenten-Projekte, die einen kommunalen Anteil haben und mit kommunalen Schlüsselpersonen initiiert werden. Hier spricht man auch von Community Coalitions, d.h. von Netzwerken aus Organisationen und Individuen innerhalb einer Community, die sich einem bestimmten Ziel verpflichtet fühlen. 18 Community • Multi-component programs, which contain interventions in two or more settings can have preventive effects (Alcohol) °°°° • Community projects occasionally achieve preventive effects (Tobacco, Cannabis) °°°° • Combine school-based intervention, parents, and media, use peer facilitators, last longer than 12 months, contain both prevention and smoking cessation - 20 Studien zu Multikomponenten Projekte zur Alkoholprävention: 12 davon zeigen Effekte - In 7 Studien Vergleich mit Einzelmaßnahme, in nur 3 stärkere Effekte bei zusätzlichen Komponenten - 25 Studien Tabakprävention, davon 10 Effekte - 5 Studien Cannabisprävention, davon 2 Effekte 19 Example - Community Communities that Care (CTC) – – – – Coalitions of community stakeholders Receive training Conduct a needs assessment in their community Select the appropriate evidence-based prevention programs – Implement programs • On average 3 programs per year in settings school, leisure/recreation, and family • Effects on substance use initiation (alcohol, tobacco) after almost 3 years (Hawkins et al., 2009) Jede Community setzte jedes Jahr im Durchschnitt 3 Programme um. Diese Programme stammten aus den Handlungsfeldern Schule (z.B. Lebenskompetenzprogramme), kommunale Jugendprogramme (z.B. Mentorenprogramme) und Familienprogramme (z.B. Strengthening Families). Die Messung der Ergebnisvariablen erfolgte in 4 Wellen (5.-8.Klasse), wobei die abschließende Messung ca. 2 ¾ Jahre nach der ersten Implementierung des ersten Präventionsprogramms erfolgte (2007). Ergebnisse: Das Präventionssystem erwies sich als erfolgreich im Hinblick auf die Prävention des Konsumeinstiegs in Alkohol, Zigaretten und rauchfreien Tabakprodukten. 20 Legislation and regulations M S 5 U 3 E • Higher prices for tobacco may have preventive effects smoking initiation and progression °°° • Measures to prohibit sales of tobacco products to minors can have preventive effects, if they are appropriately enforced °°°° • Smoke-free air laws in public spaces may have preventive effects on smoking behavior °°° Vorsichtige Formulierung, weil kein eindeutiger kausaler Zusammenhang nachgewiesen. Verhinderung des Verkaufs -Durchsetzung durch Kontrolle und Sanktionen -sollten auch beinhalten: Schulungen des Verkaufspersonals, kommunale und mediale Elemente, die für das Thema sensibilisieren Männliche Jugendliche und ethnische Minderheiten möglicherweise besonders preissensitiv Strafmaßnahmen für Besitz in Wirkung uneinheitlich, Werbeverbot aufgrund mangelnder Evaluation nicht einzuschätzen 21 Legislation and regulations • Increasing the price of alcoholic beverages can have preventive effects °°°° • Restrictions of alcohol advertisements may have preventive effects °° Vorsichtige Formulierung, weil kein eindeutiger kausaler Zusammenhang nachgewiesen. Alkoholpreis: -Universell: Jugendliche und junge Erwachsene womöglich insbesondere bei Preiserhöhung von niedrigpreisigen Produkten oder die Festlegung eines hohen Mindestpreises -selektiv Junge Trinkende mit gefährlichem Trinkstil vor allem auf Preiserhöhungen in Bars, Restaurants, Clubs Werbung: Werbemaßnahmen der Alkoholindustrie, die einen verantwortungsvollen Konsum propagieren, könnten keine präventiven Effekte erreichen 22 What does effective mean? • Preventive effects = Prevention, delay, or reduction of consumption • Does this definition make sense? – Aim of substance abuse prevention: Prevention of substance use disorders (abuse or dependence) – In universal prevention samples? • What does make sense? – Impact on evidence-based risk- and protective factors – Early substance use – outcome of many reviews covered in this expert report – is one important risk factor Das waren ausgewählte Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit suchtpräventiver Maßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht. Wirksamkeit heißt hier Verhinderung, Verzögerung oder Verringerung des Konsums von Kindern und Jugendlichen, weil das die entscheidende Variable in vielen Evaluationen ist (und daran ist nicht nur die Wissenschaft schuld). Ich möchte zum Schluss fragen: Macht das Sinn? Eigentlich tritt die Suchtprävention an, um dem Missbrauch und die Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen vorzubeugen. Kaum eine Studie aber überprüft dieses endgültige Ziel. Wir haben in den 49 Überblicksartikeln mit unzähligen Einzelstudien nur einmal eine Aussage dazu gefunden. Gerade in Präventionsstichproben, die per Definition noch wenig Konsumenten und unstabile Konsummuster haben, ist es unserer Ansicht nach mehr als fragwürdig, sich bei der Wirksamkeitsfrage auf den Konsum zu reduzieren. Sind damit alle Schlussfolgerungen, die ich Ihnen vorgestellt habe, sinnlos? Nein. Wir würden empfehlen, bei der Evaluation von suchtpräventiven Maßnahmen auch nach der Veränderung von Risiko- und Schutzfaktoren zu fragen, die sich als Prädiktoren für späteren Missbrauch und Abhängigkeit erwiesen haben. Frühzeitiger Konsum, die Ergebnisvariable dieser Expertise, ist ein wichtiger Risikofaktor, vielleicht der wichtigste, aber nur vielleicht. 23 www.emcdda.europa.eu/ publications/insights/pre venting-addictivebehaviours
© Copyright 2024 ExpyDoc