REPORT in Baden-Württemberg 1/2016 2016 Familie und Zeit in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Inhalt Wichtige Ergebnisse im Überblick 3 Editorial 5 1. Zeitkonflikte und Zeitverwendung von Familien 6 1.1 Einleitung Familie und Zeit 6 1.2 Zeitkonflikte von Familien 6 1.3 Zeitverwendung von Müttern und Vätern 9 2. Zeitpolitik für Familien 16 2.1 Aktuelle Entwicklungen 16 2.2 Kommunale Familienzeitpolitik 18 2.3 Betriebliche Familienzeitpolitik 22 2.4 Haushaltsnahe Dienstleistungen 24 3. Haushaltsnahe Dienstleistungen in Europa: der belgische Dienstleistungsscheck 25 Literatur 27 Impressum 31 2 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Familie und Zeit Wichtige Ergebnisse im Überblick Der Alltag vieler Familien ist heute durch Zeitknappheit geprägt. Aktuelle Befragungen zeigen, dass über die Hälfte der Familien Zeitmangel als großes oder als sehr großes Problem sieht. Der Achte Familienbericht (2012) sowie weitere empirische Befunde machen jedoch auch deutlich, dass Familien nicht generell unter Zeitmangel leiden, es aber bestimmte Lebensphasen und -lagen gibt, die besonders von Zeitknappheit geprägt sind. Davon betroffen sind insbesondere Alleinerziehende, zweifach vollzeit erwerbstätige Eltern, Mehrkindfamilien, Familien, die zeitgleich Fürsorge für K inder und pflegebedürftige Angehörige leisten, sowie Familien mit Kindern mit Behinderungen. Die subjektive empfundene Zeitnot hat auch strukturelle Ursachen. Dazu gehören Veränderungen im Erwerbsleben, denen sich familienergänzende Institutionen wie Kindertageseinrichtungen, Kindergärten und Schulen sowie weitere „Taktgeber“ des Familienlebens nur langsam anpassen. Darüber hinaus ist Zeit durch die verstärkte Erwerbsintegration von Frauen zur knappen Ressource geworden. Zudem verändern sich durch Individualisierungsprozesse Ansprüche der einzelnen Familienmitglieder auf Eigenzeit und Eigenaktivitäten. Pro Woche investieren Personen ab 10 Jahren in Baden-Württemberg durchschnittlich gut 48 Stunden in Erwerbsarbeit, Bildung und Qualifikation sowie unbezahlte Arbeit. Den größten Teil macht mit rund 24 Stunden die unbezahlte Arbeit aus. Die Zeitverwendung von Männern und Frauen unterscheidet sich sowohl in Baden-Württemberg als auch im Bundesgebiet nach wie vor gravierend. Frauen in Baden-Württemberg leisten etwa zwei Drittel ihrer gesamten wöchentlichen Arbeitszeit als unbezahlte Arbeit (ca. 29,5 Stunden), bei Männern ist es weniger als die Hälfte (knapp 18,5 Stunden). Betrachtet man ausschließlich unbezahlte Arbeit in Paarfamilien, dann wird deutlich, dass es nicht nur im Hinblick auf den Umfang unbezahlter Arbeit, sondern auch im Hinblick auf ausgewählte Aktivitäten deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Während baden-württembergische Frauen in Paarfamilien ihre Zeit schwerpunktmäßig in Kinderbetreuung und Pflege von Kindern sowie in die Bereiche Waschen, Putzen und Kochen investieren, liegt der Schwerpunkt bei Männern in der Kinderbetreuung und Pflege von Kindern sowie auf dem Bereich Garten/Tierpflege/Handwerk. Letzterer ist der einzige Bereich, in den Männer auch absolut gesehen mehr Zeit investieren als Frauen. Im Vergleich zu 2001/2002 ist der Zeitaufwand für die Betreuung von Kindern unter 18 Jahren nach Auswertungen des Statistischen Bundesamts bei Müttern und Vätern in Deutschland um täglich rund 10 Minuten angestiegen. Väter mit jüngstem Kind unter 6 Jahren engagieren sich heute mehr bei der Beaufsichtigung und der Pflege der Kinder, Mütter verwenden etwas mehr Zeit für Spielen und Sport. Sowohl bei Müttern als auch bei Vätern hat der Zeitaufwand für Fahrdienste und Begleiten der Kinder zugenommen. 3 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Familienzeitpolitik verfolgt das Ziel, die Zeitsouveränität von Familien zu erhöhen und damit ihre Lebensqualität zu verbessern. Konkrete Umsetzungsschritte auf Bundes ebene waren in den letzten Jahren beispielsweise Initiativen im Bereich der kommunalen Familienzeitpolitik, das Unternehmensprogramm und die Initiative „Neue Zeiten für Familie“, das ElterngeldPlus oder die Einführung der Familienpflegezeit. Auf kommunaler Ebene hat das Bundesfamilienministerium vor dem Hintergrund bundesweiter Praxiserfahrungen sieben Handlungsfelder identifiziert, in denen Maßnahmen ansetzen können, um Zeitkonflikte von Familien zu entschärfen. Dazu gehören: zeiteffiziente Mobilität, Betreuungs- und Bildungsinfrastrukturangebote nach Maß, familienbewusste Arbeitswelt und Ausbildung, erreichbare, flexible Gesundheitsangebote, flexible Bereitstellung von Dienstleistungen und Versorgung, bürgernahe und serviceorientierte Verwaltung und familienorientierte Freizeitangebote. Der Ausbau und die Förderung von haushaltsnahen Dienstleistungen tragen dazu bei, dass durch Möglichkeiten zur Auslagerung von Haus- und Familienarbeit mehr Raum für Qualitätszeit in Familien zur Verfügung steht. In Baden-Württemberg geht im Februar 2016 das im Auftrag des Sozialministeriums erstellte Portal „Haushaltsnahe Dienste Baden-Württemberg“ online. 4 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Editorial Zeit ist zu einer wichtigen und zugleich knappen Ressource von Familien geworden. Der Achte Familienbericht (2012) weist darauf hin, dass die Qualität des Zusammenlebens von Familien untrennbar mit den zeitlichen Ressourcen verbunden ist.1 Gleichzeitig ist sowohl im Familienalltag als auch im Lebenslauf von Familien Zeitknappheit allgegenwärtig.2 Das bestätigt auch die AOK-Familienstudie 2014, der zufolge sich knapp die Hälfte der Eltern in Deutschland zeitlich stark oder sehr stark belastet fühlt, Tendenz steigend.3 Da die subjektiv empfundene Zeitknappheit von Familien auch strukturell bedingt ist und sich Zeitkonflikte von Familien in den letzten Jahrzehnten verschärft haben, hat das Thema „Zeit für Familie“ in familienpolitischen Diskussionen an Bedeutung gewonnen. Spätestens mit dem Siebten Familienbericht (2006), der eine nachhaltige Familienpolitik als Dreiklang aus Zeit-, Infrastruktur- und Geldpolitik beschreibt, ist deutlich geworden, dass Familienpolitik auch Zeitpolitik ist. In diesem Zusammenhang wird auch von einem „temporal turn“, einer zeitpolitischen Wende, in der Familienpolitik gesprochen.4 Der Achte Familienbericht „Zeit für Familie – Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik“ beschäftigte sich in der Folge schwerpunktmäßig mit der Bedeutung von Zeitpolitik für Familien und auch in der Demografiestrategie der Bundesregierung wurde das Thema aufgegriffen. Familienzeitpolitik zeichnet sich einerseits durch eine starke Orientierung am Alltag von Familien aus. Anderseits wird das Thema „Familie und Zeit“ auch in einer Lebenslaufperspektive diskutiert. In Deutschland gehen Überlegungen hierzu bis in die 1980er-Jahre zurück. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang die im Siebten Familienbericht vorgeschlagenen „Optionszeiten“, „Carezeitbudgets“ oder aktuell „atmende Lebensverläufe“. Gefordert wird eine „neue Debatte um Zeit, Geschlecht und Erwerb“.5 Mit dieser Ausgabe des Reports greifen wir das Thema „Familie und Zeit“ erstmals auch im Rahmen der Familienberichterstattung des Landes auf. Dabei geht es zunächst um die Frage, welche Erkenntnisse es zu Zeitkonflikten und zur Zeitverwendung von Familien gibt. Aufschluss darüber gibt unter anderem die Zeitverwendungserhebung 2012/2013 des Statistischen Bundesamts und der Statistischen Landesämter. Ausgewählte Ergebnisse dieser Erhebung für Baden-Württemberg und Deutschland werden im ersten Kapitel vorgestellt. Das zweite Kapitel spannt einen breiten Bogen über das Feld der Familienzeitpolitik und richtet den Blick auf Erfahrungen und innovative Ansätze in Baden-Württemberg. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der kommunalen Ebene. Anhand von Praxisbeispielen werden jedoch auch schlaglichtartig Lösungen aus dem betrieblichen Kontext sowie im Bereich familienunterstützende haushaltsnahe Dienstleistungen beleuchtet. Die Professionalisierung und Qualitätssicherung im Bereich haushaltsnaher Dienstleistungen ist in Deutschland seit vielen Jahren in der Diskussion. Daher lohnt sich ein Blick in europäische Nachbarländer, wo haushaltsnahe Dienstleistungen sehr viel stärker genutzt werden und es in den vergangenen Jahren gelungen ist, eine deutlich umfangreichere reguläre Beschäftigung in diesem Bereich zu erreichen. In Belgien beispielsweise gibt es seit über 10 Jahren ein Gutschein-Modell, durch das haushaltsnahe Dienstleistungen in erheblichem Umfang staatlich subventioniert werden. Dieses wird im dritten Kapitel vorgestellt. 1 2 3 4 5 BMFSFJ (Hrsg.), 2012, S. 68. DJI, 2015, S. 2. Calmbach et al, 2014. Heitkötter, 2009. Jurczyk, 2015a. 5 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit 1. Zeitkonflikte und Zeitverwendung von Familien 1.1 Einleitung Familie und Zeit Für Familien ist es elementar, dass im Alltag sowie im Lebenslauf ein ausreichendes Maß an gemeinsamer Zeit, an Zeit für Fürsorge, Bildung und Erziehung zur Verfügung steht. Familien brauchen Zeit „(…) um überhaupt als Familie existieren und sich als solche erfahren zu können. Diese Dimension gemeinsamer Zeit im Alltag ist die Grundbedingung des Familienlebens.“6 Dabei ist die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit ebenso wichtig wie die Quantität. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) weist in einer aktuellen Stellungnahme zum Thema „Zeitpolitik“ darauf hin, dass begrenzte Zeitfenster von „Quality Time“ für ein gelingendes Familienleben ebenso wenig zufriedenstellend sind wie die reine Anwesenheit in Stunden. Neben geplanter gemeinsam verbrachter Zeit ist die „Beiläufigkeit“ ein wichtiges Element von Zeit in Familien. Damit ist gemeint, dass ein Teil der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, häufig der wichtigere, eher nebenher und spontan geschieht und wenig planbar ist.7 Nach Auffassung des DJI besteht eine besondere Anforderung darin, „familiäre Kopräsenz“, das heißt die gemeinsame zeitlich-räumliche Anwesenheit der Familienmitglieder, zu ermöglichen. „Familie wird oft in den Zeitlücken der Erwerbsarbeit gelebt, dabei haben die Beschäftigten wenig Einfluss auf ihre Arbeitszeitpläne; ihre Arbeitseinsätze sind teilweise kurzfristig und wenig planbar. Familienleben muss gleichsam „auf Knopfdruck“ stattfinden, wenn gerade Zeit dafür ist.“8 Familienzeit umfasst mehrere Dimensionen, zu denen die gemeinsame Zeit von Eltern und Kindern (auch für Vater-Kind- oder Mutter-Kind-Beziehungen), Zeit für die Eltern als Paar, Zeit der einzelnen Familienmitglieder für sich selbst sowie Zeit für soziale und verwandtschaftliche Netzwerke gehören.9 Der Siebte Familienbericht weist darauf hin, dass eine gute Lebensqualität für Familien in der Dimension Zeit das gelungene Zusammenspiel dieser verschiedenen Ebenen von Familienzeit ebenso v oraussetzt wie das Zusammenpassen mit Erwerbs- und Infrastrukturzeiten.10 1.2 Zeitkonflikte von Familien Der Alltag vieler Familien ist heute durch Zeitknappheit geprägt. Eine Repräsentativ befragung von Eltern mit Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren im Auftrag des AOK- Bundesverbands im März 2014 macht deutlich, dass sowohl für Mütter als auch für Väter heute die zeitliche Belastung stärker wiegt als finanzielle, psychische oder partner schaftliche Belastungen oder körperliche Anstrengungen.11 6 7 8 9 10 11 Heitkötter et al, 2009, S. 13, vgl. dazu auch BMFSFJ (Hrsg.), 2012, S. 5. Jurczyk, 2009, S. 58. DJI, 2015, S. 8. BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 210; DJI 2015, S. 3. BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 210. Das gilt für Mütter und Väter in Paarfamilien sowie für Alleinerziehende, wobei letztere eine ebenso starke finanzielle wie zeitliche Belastung empfinden. Calmbach et al, 2014, S. 15. 6 in Baden-Württemberg Für über die Hälfte der Eltern stellt Zeitmangel ein großes oder sehr großes Problem dar. Report: Familie und Zeit Auch eine aktuelle Befragung von Familien im Rahmen des im Oktober 2015 erschienenen Familienberichts aus Nordrhein-Westfalen zeigt, dass Zeitmangel aus Sicht der befragten Familien von sechs abgefragten Themenbereichen als größtes Problem gesehen wird. Für 55 % der befragten Eltern stellt Zeitmangel ein Problem oder ein großes Problem dar.12 Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach (2014), nach der über die Hälfte der Eltern angibt, „viel zu wenig Zeit“ zu haben.13 Die subjektiv empfundene Zeitnot hat auch strukturelle Ursachen. Der Siebte Familien bericht „Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit – Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik“ beschreibt unter anderem, wie Veränderungen in den Arbeits- und Geschlechterverhältnissen, die durch den Wandel zur Dienstleistungsund Industriegesellschaft bedingt sind, zu „Brüchen in der Zeitordnung“ und zu neuen Anforderungen an Familien führen.14 Diese Umbrüche in Zeitstrukturen sind demzufolge durch das Zusammentreffen von vier Tendenzen bedingt, die dazu beitragen, dass “(…) sowohl auf der Ebene der gesellschaftlichen und betrieblichen Zeitstrukturen als auch auf der Ebene der Koordinierungsanforderungen im Familienleben zwar neue Chancen, aber zunächst vor allem neue Widersprüche und Konflikte entstehen, die Gestaltungsbedarf bei der Organisation von Zeit signalisieren.“15 Zeitkonflikte von Familien sind auch eine Folge des gesellschaft lichen Wandels. Dazu gehören zum Ersten Veränderungen im Erwerbsleben selbst, die mit den Stichworten Digitalisierung der Arbeitswelt sowie Destandardisierung und Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit umschrieben werden können und zu veränderten Zeittakten führen. Neue Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen es, prinzipiell immer und an jedem Ort zu arbeiten. Vielfältige und häufig prekäre Beschäftigungsformen führen zu vermehrten Abstimmungsprozessen in der Familie im Hinblick auf die Anwesenheitszeiten der Partner und bringen oft Synchronisationsprobleme oder zusätzliche Zeitkonflikte mit sich.16 Die Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen führt zu räumlichen und zeitlichen Entgrenzungen in Arbeit und Familie.17 Diese Veränderungen, die auch als „doppelter Entgrenzungsprozess“ beschrieben werden, verändern die Rahmenbedingungen für Fürsorge in der Familie und führen zu „(…) Zeit-, Energie- und Aufmerksamkeitskonkurrenzen, die unter bestimmten Bedingungen letztlich eine Beteiligung am Familienleben erschweren und damit die Herstellungsleistungen in Familien beeinträchtigen.“18 Zweitens sind Zeitkonflikte dadurch bedingt, dass sich familienergänzende Institu tionen wie Kindertageseinrichtungen, Kindergärten und Schulen diesen veränderten Strukturen nur langsam anpassen und diese „Taktgeber“ des Familienlebens ebenso wie Freizeitangebote, Verkehrssysteme, Öffnungszeiten von Ämtern sowie andere Infrastrukturen des sozialen Nahraums auf die gewandelten Realitäten vieler Familien nach wie vor oft zu wenig Rücksicht nehmen. Der Siebte Familienbericht benennt die Folgen: „Die hieraus resultierenden strukturellen Zeitbrüche zwischen Partnern, Eltern 12 Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 2015, S. 165. Abgefragt wurden die Themen „Zeitmangel“, „Geldmangel“, „gute Kinderbetreuung“, „passende Wohnung finden“, „Angebote und Beratung finden“ und „Sicherheit der Wohngegend“. Für weitere Differenzierungen unter anderem nach Geschlecht und Umfang der Erwerbstätigkeit. vgl. ebd. S. 172 ff. 13 Prognos AG, 2015, S. 8. 14 BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 206 f. Zu familialen Zeitkonflikten als Folge gesellschaftlichen Wandels vgl. auch Heitkötter, 2009, S. 403 f. 15 BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 207. 16 Ein Beispiel für die Verschärfung von Zeitkonflikten durch prekäre Arbeitsverhältnisse sind die so genannten „Multijobber“, die überdurchschnittlich viel Zeit für verschiedene Minijobs aufbringen müssen, um Einkommensarmut zu vermeiden. Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, 2015, S. 205 f. 17 Zu Entgrenzungen von Arbeit und Familie vgl. beispielsweise Lange, 2006. 18 Jurczyk, 2009, S. 58. 7 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit und Kindern sowie zwischen Institutionen führen zu chronischer Hetze und zu psychischen Belastungen der Eltern, vor allem der Mütter als den Hauptzuständigen.“19 Drittens führt die verstärkte Erwerbsintegration von Frauen dazu, dass das Potential an Haus- und Fürsorgearbeit zur knappen Ressource wird und sich durch die Erwerbstätigkeit von Müttern zusätzliche erwerbsbedingte zeitliche Anforderungen an die Familie stellen. Und nicht zuletzt – als vierte Tendenz – verändern sich durch Individualisierungsprozesse Ansprüche der einzelnen Familienmitglieder auf Eigenzeit und Eigenaktivitäten.20 Die beschriebenen Zeitkonflikte, die durch den gesellschaftlichen Wandel entstehen, werden auf einer individuellen Ebene als Zeitdruck, Zeitnot und -knappheit sowie als hohe Abstimmungs- und Koordinationsanforderungen erlebt.21 Verschärfend kommt hinzu, dass die gesellschaftlichen und individuellen Erwartungen an das Familienleben gestiegen sind. „Eltern sehen sich heute mit veränderten Rollenerwartungen, einem veränderten Partnerschaftsverständnis und Aufgaben konfrontiert, die an sie deutlich mehr Ansprüche und Erwartungen stellen als noch vor einigen Jahrzehnten“.22 Ein Beispiel hierfür ist die zunehmende Inanspruchnahme von Eltern durch höhere Bildungsansprüche an Kinder.23 Ein großer Teil der Eltern bemüht sich heute intensiv um die Förderung ihrer Kinder, was mit erheblichem zeitlichem, logistischem und finanziellem Aufwand verbunden ist.24 Als Erklärungen für das Gefühl des „Gehetztseins in Familien und den Mangel an gemeinsamer Zeit“ werden außerdem ein beschleunigtes Tempo wirtschaftlicher und medialer Prozesse25 sowie gestiegene Ansprüche des Einzelnen an ein möglichst intensives und zeitlich dichtes Familien- und Freizeitleben diskutiert.26 Der Achte Familienbericht sowie empirische Befunde machen allerdings auch deutlich, dass Familien – trotz der skizzierten strukturellen Ursachen von Zeitkonflikten – nicht generell unter Zeitmangel leiden.27 Zeit ist nicht per se knapp, aber in bestimm ten Lebensphasen und -lagen von Familien. 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Vielmehr ist ein differenzierter Blick auf die Situation von Familien notwendig. Unterschiede zeigen sich im Hinblick auf die Familienform, die Familienphase, die Lebenslage, den Erwerbsstatus bzw. die Erwerbskonstellation der Eltern und das Geschlecht.28 Zeitstrukturen von Familien unterscheiden sich zudem regional. So haben Familien in ländlichen Räumen häufig weitere räumliche Entfernungen zurückzulegen und finden vor Ort ein anderes Dienstleistungsangebot vor als Familien in Großstädten.29 Besonders ausgeprägt sind Zeitkonflikte bei Alleinerziehenden, zweifach vollzeiterwerbstätigen Eltern, Mehrkindfamilien sowie Familien, die zeitgleich Fürsorge für Kinder und pflegebedürftige Angehörige leisten.30 Allerdings kann nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Zeit zu großen Belastungen für das Familienleben führen. So können sich BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 231. BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 206 f. Heitkötter, 2009, S. 404. Henry-Huthmacher, 2008, S. 5. Bianchi/Robinson/Milkie, 2006; Bianchi/Milkie, 2010, zitiert nach Bertram/Deuflhard, 2014. BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 229. Zum Thema „Familien in der Medienwelt“, vgl. Landesfamilienrat Baden-Württemberg, 2010. Darüber hinaus wird Zeitknappheit heute, im Gegensatz zu früher, häufig mit einem hohen Status assoziiert. Jurczyk, 2009, S. 37. BMFSFJ (Hrsg.), 2012, S. 135. BMFSFJ (Hrsg.), 2006; Heitkötter, 2009, S. 404. Zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Umgang mit der Zeit vgl. Hewener, 2004. DJI, 2015, S. 5. DJI, 2015, S. 2. 8 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit bei länger anhaltender Erwerbslosigkeit Desorganisationstendenzen und ein „Entgleiten von Zeitstrukturen“ im Alltag zeigen, die sich negativ auf das Familienleben auswirken.31 Als besonders zeitknappe Lebensphase gilt die so genannte Rushhour des Lebens, das heißt die Jahre zwischen 28 und 40, in denen häufig der berufliche Abschluss, die Etablierung am Arbeitsmarkt, die Partnerwahl und die Familiengründung zusammentreffen.32 Sorgeintensive Phasen im Familienleben sind insbesondere die Zeit um die Geburt und die ersten 3 Lebensjahre der Kinder sowie die spätere Phase im Familienleben, in der Familien mit Pflegeanforderungen durch die ältere Generation konfrontiert sind. Auch in Übergangsphasen (zum Beispiel wenn die Kinder in die KiTa oder die Schule kommen oder Schulübergänge) oder bei unvorhersehbaren Belastungen, beispielsweise durch Krankheit, sind Familien besonders auf zeitliche Entlastung angewiesen. Familien mit Kindern mit Behinderungen sind ebenfalls zeitlich häufig stark beansprucht.33 Quantitative Ergebnisse, die eine objektiv vorhandene Zeitknappheit in bestimmten Lebenslagen, Familienformen und -phasen beschreiben, sagen allerdings nichts über Ambivalenzen und Motive der Zeitverwendung sowie über subjektiv empfundene Belastungen aus, das heißt über die qualitative Seite familialer Zeitkonflikte. Für eine angemessene Beschreibung von Zeitkonflikten von Familien ist diese aber mindestens ebenso wichtig, denn „Zeitprobleme ergeben sich für Familien nicht alleine aus einem unzureichenden Zeitbudget, sondern ebenso aus einer unzureichenden Qualität von Zeit, das heißt aus Belastungen, die Zeitdruck und Verdichtung von Zeit, Parallelaktivitäten und Synchronisationsprobleme, Fremdbestimmtheit und mangelnde Zeitsouveränität und vieles mehr umfassen.“34 1.3 Zeitverwendung von Müttern und Vätern Die Zeitverwendungserhebung 2012/2013 des Statistischen Bundesamts und der Statistischen Ämter der Länder liefert differenzierte Ergebnisse zu verschiedenen Lebensbereichen wie bezahlte und unbezahlte Arbeit, ehrenamtliches und freiwilliges Engagement, Bildung oder Freizeit.35 Von August 2012 bis Juli 2013 wurden bundesweit etwa 5 000 Haushalte mit rund 11 000 Personen ab 10 Jahren auf freiwilliger Basis befragt. Jede Person dokumentierte in einem Tagebuch für 3 vorgegebene Tage jeweils in 10-Minuten-Schritten, welche Haupt- und Nebentätigkeit sie ausübte. Diese Zeitverwendungserhebung ist – nach den Erhebungen 1991/1992 und 2001/2002 – bereits die dritte Erhebung dieser Art, so dass auch Veränderungen im Zeitverlauf nachvollzogen werden können.36 Aufgrund der Fallzahlen sind Auswertungen auf Landesebene nur eingeschränkt möglich. In Baden-Württemberg wurden im Rahmen der Zeitverwendungserhebung 2012/2013 rund 630 Haushalte befragt.37 31 BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 226. Als empirisch belegt gilt, dass Erwerbslosigkeit bei vielen Menschen zu einer Entwertung der Alltagszeit und damit auch der Lebensqualität führt. Rogge, 2009, S. 84. 32 DJI, 2015, S. 8. 33 DJI, 2015, S. 7. 34 BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 229. Der Siebte Familienbericht beschreibt unterschiedliche Gründe und Ursachen für diese „gefühlte Zeitnot“ und beleuchtet, zu welchen Ambivalenzen, Konflikten und oft mühsamen Aushandlungsprozessen gesellschaftliche Veränderungen, die für die Entstehung von Zeitkonflikten ursächlich sind, führen. 35 Zur Methodik und Durchführung der Zeitverwendungserhebung 2012/2013. vgl. Maier, 2014. 36 Statistisches Bundesamt, 2015a. 37 Im folgenden Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der durchschnittlichen Zeitverwendung sowie auf unbezahlter und bezahlter Arbeit und Zeit für Kinder. Weitere für Familien wichtige Bereiche wie ehrenamtliches und freiwilliges Engagement, Bildung oder Freizeit können im Rahmen dieses Reports nicht berücksichtigt werden. Bundesweite Ergebnisse hierzu finden sich in der vom Statistischen Bundesamt (2015) veröffentlichten Broschüre „Wie die Zeit vergeht. Ergebnisse zur Zeitverwendung in Deutschland 2012/2013“. 9 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit 1.3.1 Durchschnittliche Zeitverwendung in Baden-Württemberg In Baden-Württemberg verbringen Personen ab 10 Jahren gut ein Viertel eines durchschnittlichen Tages mit Erwerbstätigkeit, Qualifikation und Bildung sowie mit unbezahlter Arbeit in Haushalt und Familie (27 %).38 Knapp ein weiteres Viertel des Tages steht für die Freizeitgestaltung zur Verfügung (23 %). Etwas weniger als die Hälfte des Tages wird für persönliche Grundbedürfnisse wie Schlafen, Körperpflege sowie Essen und Trinken verwendet (46 %).39 Schaubild 1 zeigt auch, dass es im Hinblick auf die durchschnittliche Zeitverwendung keine nennenswerten Unterschiede zwischen Baden-Württemberg und dem Bundesgebiet gibt. Schaubild 1 Durchschnittliche Zeitverwendung von Personen ab 10 Jahren in Baden-Württemberg und Deutschland 2012/2013 Angaben in Stunden je Tag 0:21 0:18 Deutschland 0:20 0:24 5:52 5:41 BadenWürttemberg 11:07 Persönliche Grundbedürfnisse Erwerbstätigkeit, Bildung, unbezahlte Arbeit 11:06 Freizeitgestaltung Ehrenamtliches Engagement Sonstige Wegezeiten 6:29 6:22 Datenquelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 3 16 1.3.2 Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit Die Zeitverwendung von Männern und Frauen unterscheidet sich sowohl in Baden- Württemberg als auch im Bundesgebiet nach wie vor gravierend. 38 Haushalt und Familie 13 %, Erwerbstätigkeit 12 %, Bildung und Qualifikation 2 %. 39 Hierbei ist zu beachten, dass es sich um Mittelwerte für Jung und Alt, Männer und Frauen, Erwerbstätige und Arbeitslose handelt. Der Durchschnitt wurde über Werktage und Wochenenden hinweg gebildet. Statistisches Bundesamt, 2015a, S. 6. 10 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Schaubild 2 Erwerbsarbeit, Qualifikation und Bildung sowie unbezahlte Arbeit von Personen ab 10 Jahren in Baden-Württemberg 2012/2013 Angaben in Stunden je Woche Männer Frauen 4:05 20:04 insgesamt Unbezahlte Arbeit1) Bildung und Qualifikation Erwerbsarbeit 24:02 4:19 25:26 3:51 14:56 18:26 29:31 1) Zum Beispiel Haushaltsführung, Kinderbetreuung, ehrenamtliches Engagement Datenquelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 4 16 Pro Woche investieren Personen ab 10 Jahren in Baden-Württemberg durchschnittlich gut 48 Stunden in Erwerbsarbeit40, Bildung und Qualifikation sowie unbezahlte A rbeit (Schaubild 2). Den größten Teil macht mit rund 24 Stunden die unbezahlte Arbeit aus. Dazu zählen Tätigkeiten der Haushaltsführung wie Kochen, Waschen, Einkaufen und Gartenarbeit ebenso wie die Betreuung und Pflege von Kindern und anderen Haushaltsangehörigen sowie ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement und die Unterstützung von Personen, die nicht im Haushalt leben. Frauen leisten etwa zwei Drittel ihrer gesamten wöchentlichen Arbeitszeit als unbezahlte Arbeit (ca. 29,5 Stunden), bei Männern ist es weniger als die Hälfte (knapp 18,5 Stunden). Mütter und Väter zwischen 18 und 64 Jahren arbeiten bundesweit im Schnitt knapp 10 Stunden pro Woche mehr als Alleinlebende derselben Altersgruppe und Paare ohne Kind (Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit, Schaubild 3).41 Diese Differenz ist einerseits auf den wesentlich höheren Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit zurückzuführen. Mütter brachten in der Woche rund 15 Stunden mehr für unbezahlte Arbeit auf als alleinlebende Frauen und Frauen in Paargemeinschaften ohne Kind, bei Vätern lag der Unterschied bei rund 4 Stunden.42 Andererseits bestätigen diese Daten die Ergebnisse früherer Untersuchungen, die zeigen, dass Väter im Durchschnitt eine höhere wöchentliche Arbeitszeit (Erwerbsarbeit) haben als kinderlose Männer.43 Nach den vorliegenden Ergebnissen betrug der Unterschied 2012/2013 gut 7 Stunden pro Woche. 40 Einschließlich Arbeitssuche und Wege zur Arbeit. 41 Die folgenden Auswertungen beziehen sich teilweise auf das Bundesgebiet, da zum Zeitpunkt der Erstellung des Reports die Ergebnisse für Baden-Württemberg entweder noch nicht vorlagen oder die Fallzahlen für eine Auswertung auf Landesebene zu gering waren. Aufgrund der geringen Unterschiede in der Zeitverwendung insgesamt (vgl. Schaubild 1) ist jedoch davon auszugehen, dass die Ergebnisse für Deutschland weitgehend auf Baden-Württemberg übertragbar sind. 42 Zu bedenken ist hierbei, dass die zeitlichen Belastungen von Müttern und Vätern auch vom Alter der Kinder abhängen. Mit jüngstem Kind unter 6 Jahren arbeiten Eltern pro Woche in Deutschland insgesamt gut 5 Stunden mehr als mit jüngstem Kind zwischen 6 und 18 Jahren. Statistisches Bundesamt 2015, S. 9. 43 Vergleiche hierzu auch Report Familien im Baden-Württemberg 3/2014 „Väter“, S. 18, http://www.fafo-bw.de/BevoelkGebiet/FaFo/Familien_in_BW/ R20143.pdf (abgerufen am 12.10.2015). 11 Report: Familie und Zeit in Baden-Württemberg Schaubild 3 Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit von Personen zwischen 18 und 64 Jahren in Deutschland 2012/2013 Angaben in Stunden je Woche Erwerbsarbeit unbezahlte Arbeit Alleinlebende und Paare ohne Kind insgesamt Männer 48:04 18:04 30:00 Frauen 48:33 21:18 27:15 24:47 24:18 49:05 Alleinerziehende und Paare mit Kind(ern) insgesamt Männer Frauen 31:42 26:32 58:14 22:09 17:17 39:50 17:22 59:26 57:12 Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2015a, S. 9. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 5 16 1.3.3 Unbezahlte Arbeit in der Familie Betrachtet man ausschließlich unbezahlte Arbeit in Paarfamilien, dann wird deutlich, dass es nicht nur im Hinblick auf den Umfang unbezahlter Arbeit, sondern auch auf ausgewählte Aktivitäten deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt (Schaubild 4). Frauen in Paarfamilien leisten in Baden-Württemberg im Durchschnitt pro Tag 6 Stunden und 27 Minuten unbezahlte Arbeit, bei Männern liegt der Durchschnitt bei 3 Stunden und 11 Minuten. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede fallen damit in Baden-Württemberg noch etwas größer aus als im Bundesgebiet. Während Frauen in Paarfamilien in Baden-Württemberg am Tag 3 Stunden und 16 Minuten mehr als Männer in unbezahlte Arbeit investieren, liegt der Unterschied zwischen Frauen und Männern im Bundesgebiet bei 2 Stunden und 42 Minuten. Mit Blick auf unterschiedliche Aktivitäten zeigt sich, dass die innerfamiliäre Aufgabenverteilung von Eltern nach wie vor entlang der traditionellen Geschlechterzuschreibungen verläuft.44 Frauen investieren ihre Zeit schwerpunktmäßig in Kinderbetreuung und Pflege von Kindern45 sowie in die Bereiche Waschen, Putzen und Kochen, bei Männern liegt der Schwerpunkt der unbezahlten Arbeit in der Kinderbetreuung und Pflege von Kindern sowie auf dem Bereich Garten, Tierpflege, Handwerk. Letzterer ist der einzige Bereich, in den Männer auch absolut gesehen mehr Zeit investieren als Frauen. 44 Untersuchungen deuten darauf hin, dass gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern die Organisation von Beruf und Haushalt zeitlich und sachlich gleicher verteilen als verschiedengeschlechtliche Paare. Die Partnerinnen und Partner nehmen die Aufgaben eher entlang persönlicher Präferenzen und weniger nach geschlechtsspezifischen Rollenverteilungen wahr. Eggen/Ulrich, 2015. 45 Die Pflege von erwachsenen Haushaltsmitgliedern wurde hier aufgrund geringer Fallzahlen nicht berücksichtigt. Insgesamt gaben 2,3 % der Befragten in Baden-Württemberg an, erwachsene Haushaltsmitglieder zu pflegen. Bei diesen lag die durchschnittliche Dauer der Pflege bei 47 Minuten pro Tag. Die Angaben beziehen sich auf Pflege von erwachsenen Haushaltsmitgliedern als Hauptaktivität. Daher ist davon auszugehen, dass damit der tatsächliche Aufwand für Pflege tendenziell unterschätzt wird. 12 Report: Familie und Zeit in Baden-Württemberg Schaubild 4 Unbezahlte Arbeit in Paarfamilien nach ausgewählten Aktivitäten und Geschlecht in Baden-Wüttemberg 2012/2013 Angaben in Stunden je Tag 06:27 insgesamt Küche Putzen, Wäsche Garten, Tierpflege, Handwerk Einkaufen, Behördengänge, Inanspruchnahme von Dienstleistungen Kinderbetreuung, Pflege von Kindern 03:11 01:14 00:21 01:19 00:19 00:22 00:34 Männer 00:42 00:21 01:29 00:46 sonstige Tätigkeiten im Bereich Haushaltsführung 00:29 00:16 Wegezeiten 00:32 00:15 Ehrenamt, Unterstützung anderer Haushalte Frauen 00:20 00:19 Datenquelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 6 16 Ergebnisse einer qualitativ-quantitativen Studie des Fritz-Erler-Forums Baden-Württemberg (2015) zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten im Land zwar das Ideal einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung teilt, in der Realität aber sehr große Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit bestehen und es zu einer Verschiebung zu Lasten der Frauen kommt.46 Die Wahrnehmung der Geschlechter im Hinblick auf die Frage, wer welchen Anteil der Hausarbeit übernimmt, geht bundesweit und auch in Baden-Württemberg auseinander. Während 34 % der baden-württembergischen Männer der Meinung sind, dass die Hausarbeit überwiegend von ihrer Partnerin übernommen wird, sagen 58 % der Frauen, dass sie hauptsächlich für den Haushalt zuständig sind.47 1.3.4 Zeit für Kinder Nach Auswertungen des Statistischen Bundesamts verbringen Eltern in Deutschland im Durchschnitt 1 Stunde und 20 Minuten pro Tag mit der Betreuung von Kindern unter 46 Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg, 2015, S. 20. Zur tatsächlichen Arbeitsteilung in Familien vgl. auch Report Familien in Baden-Württemberg 3/2014 „Väter“, S. 10 f, http://www.fafo-bw.de/BevoelkGebiet/FaFo/Familien_in_BW/R20143.pdf (abgerufen am 12.10.2015). 47 Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg, 2015, S. 21. Für bundesweite Ergebnisse vgl. Calmbach et al., 2014, S. 18. 13 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit 18 Jahren (Tabelle 1).48 Dabei ist der Zeitaufwand von Müttern mit 1 Stunde und 45 Minuten etwa doppelt so hoch wie der von Vätern (51 Minuten). Am meisten Zeit verbringen Eltern mit der Beaufsichtigung und Pflege, mit Spielen und Sport sowie mit Fahrdiensten und Terminen, zu denen das Kind begleitet werden muss. Auf die so genannte „Begleitmobilität“ entfällt ein Viertel der gesamten Kinderbetreuungszeit. Wie viel Zeit Eltern für die Kinderbetreuung aufwenden, ist auch stark abhängig vom Alter des Kindes. Ist das jüngste Kind unter 6 Jahre alt, verwenden Eltern dreimal so viel Zeit für die Kinderbetreuung wie Eltern, deren jüngstes Kind 6 bis unter 18 Jahre alt ist.49 Ergebnisse zum subjektiven Zeitempfinden zeigen, dass bundesweit 32 % der Väter und 19 % der Mütter in Alleinerziehenden- und Paarhaushalten der Meinung sind, nicht genügend Zeit für ihre Kinder zu haben.50 Tabelle 1 Zeitaufwand für Kinderbetreuung in Alleinerziehenden- und Paarhaushalten in Deutschland 2012/2013 Mütter Insgesamt Kinderbetreuung Väter insgesamt nicht erwerbstätig erwerbstätig 02:35 01:21 Stunden je Tag Kinderbetreuung insgesamt 01:20 00:51 01:45 Beaufsichtigung und Körperpflege 00:31 00:17 00:43 01:14 00:28 Hausaufgabenbetreuung 00:05 00:02 00:07 00:09 00:06 Spielen und Sport 00:18 00:16 00:19 00:28 00:15 Gespräche und Vorlesen 00:06 00:03 00:08 00:09 00:08 Begleiten und Wege 00:19 00:11 00:26 00:33 00:22 Sonstiges 00:01 (00:01) 00:02 (00:02) (00:02) Abweichungen in den Summen sind rundungsbedingt. Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2015a, S.12. Erwerbstätige Mütter verbringen 1 Stunde und 14 Minuten weniger pro Tag mit der Kinderbetreuung als Mütter, die nicht erwerbstätig sind, und damit in etwa halb so viel Zeit wie diese. Besonders groß ist der Unterschied bei der Beaufsichtigung der Kinder (46 Minuten). Keine oder sehr geringe Unterschiede zeigen sich bei Gesprächen und beim Vorlesen sowie bei der Hausaufgabenbetreuung. Diese Ergebnisse bestätigen im Wesentlichen Analysen aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), die zeigen, dass eine höhere Erwerbstätigkeit der Mütter deren Kinderbetreuungszeit nur geringfügig reduziert und so gut wie keinen 48 Die Angaben in diesem Abschnitt beziehen sich auf Angaben zur Kinderbetreuung als Hauptaktivität. Bezieht man Angaben zur Kinderbetreuung als Nebenaktivität mit ein, dann erhöht sich der tägliche Zeitaufwand für Kinderbetreuung um 45 Minuten auf 2 Stunden und 5 Minuten pro Tag. Statistisches Bundesamt 2015a, S. 14. 49 Statistisches Bundesamt 2015a, S. 12. 50 Für weitere Ergebnisse zum subjektiven Zeitempfinden und zu Zeitwünschen von Familien vgl. Statistisches Bundesamt, 2015, S. 10. 14 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Einfluss auf die Häufigkeit gemeinsamer Aktivitäten von Eltern und Kindern hat.51 Danach waren bei keiner Aktivität Unterschiede zwischen Kindern vollzeiterwerbstätiger und nicht erwerbstätiger Mütter festzustellen. Für Kinder teilzeiterwerbstätiger Mütter war eine etwas geringere Häufigkeit bei der Aktivität „Auf den Spielplatz gehen“ zu beobachten, dafür höhere Häufigkeiten bei der Aktivität „Geschichten vorlesen“ für Kinder in der Altersgruppe 5 bis 6 Jahre.52 Die vorliegenden Analysen zeigen, dass erwerbstätige Mütter eher an Eigenzeit und an Erholungszeiten (zum Beispiel Schlaf) sowie an Zeit, die sie mit Freunden verbringen, oder für Hausarbeit sparen als an Zeit mit ihren Kindern.53 Im Vergleich zu 2001/2002 ist der Zeitaufwand für die Betreuung von Kindern unter 18 Jahren nach Auswertungen des Statistischen Bundesamts bei Müttern und Vätern um täglich rund 10 Minuten angestiegen. Väter mit jüngstem Kind unter 6 Jahren engagieren sich heute mehr bei der Beaufsichtigung und der Pflege der Kinder, Mütter verwenden etwas mehr Zeit für Spielen und Sport. Sowohl bei Müttern als auch bei Vätern hat der Zeitaufwand für Fahrdienste und Begleiten der Kinder zugenommen.54 Mütter und Väter inves tieren heute im Schnitt täglich 10 Minuten mehr in die Betreuung ihrer Kinder als vor 11 Jahren. Dieser Befund, dass Eltern heute – trotz Geburtenrückgang, steigender Erwerbstätigkeit von Müttern und dem Ausbau der Kinderbetreuung – mehr Zeit für die Kinder betreuung aufwenden, ist für einen längeren Zeitraum auch durch amerikanische Zeitbudgetstudien und internationale Vergleiche belegt.55 Erklärt wird dies unter anderem damit, dass die Bildungsanforderungen an Kinder und damit verbunden der Erwartungsdruck, unter dem Eltern stehen, weltweit in allen OECD-Ländern im Vergleich zu den 1960er-Jahren deutlich angestiegen ist.56 51 Prognos-AG, 2014, S. 266 f. Im Rahmen der Analysen des DIW wurden folgende Aktivitäten untersucht: (Vor-)Singen von Kinderliedern, Spaziergänge an der frischen Luft, malen oder basteln, Geschichten vorlesen oder erzählen/Bilderbücher anschauen, auf den Spielplatz gehen, Besuch bei anderen Familien mit Kindern, mit dem Kind einkaufen gehen, zusammen Fernsehen/Video/DVD ansehen. Für Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren wurden zusätzlich folgende Aktivitäten untersucht: zusammen Computer/Internetspiel machen, Karten- oder Würfelspiele oder andere gemeinsame Spiele, Besuch Kindertheater, Zirkus, Museum, Ausstellung oder ähnliches. DIW, 2013, S. 150 f. 52 DIW, 2013, S. 155. 53 DJI, 2015, S. 11. Zu diesem Ergebnis kam auch der Monitor Familienleben 2012: Wenn Mütter nicht genug Zeit für alles haben, machen sie zuerst bei sich selbst Abstriche (78 %), dann bei der Hausarbeit (48 %) und bei ihren Freundinnen und Freunden (42 %). An der Zeit für den Partner (8 %) und für die Kinder (3 %) wird von den Müttern dagegen zuletzt gespart. Institut für Demoskopie Allensbach, 2012, S. 25. 54 Statistisches Bundesamt, 2015a, S. 13. 55 BMFSFJ (Hrsg.), 2006, S. 222; Bertram/Deuflhard, 2015, S. 127. 56 Bertram/Deuflhard, 2015, S. 127. 15 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit 2. Zeitpolitik für Familien 2.1 Aktuelle Entwicklungen Familienzeitpolitik verfolgt das Ziel, die Zeitsouveränität von Familien zu erhöhen und damit ihre Lebensqualität zu verbessern.57 Sie hat sich bundesweit zu einem wichtigen familienpolitischen Handlungsfeld entwickelt, das vor allem durch den Siebten (2006) und Achten (2012) Familienbericht verstärkt ins Blickfeld geraten ist. Konkrete Umsetzungsschritte in den letzten Jahren waren beispielsweise Initiativen im Bereich der kommunalen Familienzeitpolitik (vgl. Abschnitt 2.2), das Unternehmensprogramm und die Initiative „Neue Zeiten für Familie“, das ElterngeldPlus oder die Einführung der Familienpflegezeit.58 Viel diskutiert wurde in den letzten Jahren auch die sogenannte Familienarbeitszeit, die einen Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten und eine partnerschaftliche Aufgabenteilung unterstützen soll. Das Konzept wurde vom DIW im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung entwickelt. Es sieht vor, dass Eltern von Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren eine partielle Lohnersatzleistung erhalten, wenn sowohl die Mutter als auch der Vater 32 Stunden pro Woche erwerbstätig sind und Erwerbsarbeit, Haushalt und Kinderbetreuung damit partnerschaftlich aufteilen. Nach Berechnungen des DIW würde dies dazu führen, dass zukünftig 2 % der Familien, und damit doppelt so viele wie bisher, dieses Arbeitsmodell wählen. Aktuell werden auch alternative Modelle diskutiert, die statt der starren Vorgabe von 32 Stunden einen flexiblen Korridor von 28 bis 32 Stunden oder statt einer Lohnersatzleistung, die an das bisherige Vollzeiteinkommen gekoppelt ist, eine Pauschalleistung vorsehen.59 Eine aktuelle Stellungnahme des Deutschen Jugendinstituts (2015) bündelt zentrale Aussagen zur Zeit- und Familienpolitik und spiegelt damit den derzeitigen Stand der Diskussion zur Zeitpolitik für Familien wider. Das DJI betont, dass Zeitressourcen für Familien im Dreiklang nachhaltiger Familienpolitik ebenso wichtig sind wie Ressourcen im Bereich von Geld und Infrastruktur. Insbesondere für gering verdienende Familien müssten zeitpolitische Optionen allerdings mit geldpolitischen Absicherungen verknüpft werden.60 Einerseits zeichnet sich Familienzeitpolitik durch eine starke Alltagsorientierung aus. Hierbei spielen sowohl das örtliche Lebensumfeld von Familien als auch die betriebliche Ebene eine wichtige Rolle. Andererseits weist der Achte Familienbericht darauf hin, dass eine grundsätzliche Umverteilung von Zeit im Lebenslauf, zwischen Generationen sowie zwischen Geschlechtern anzustreben sei.61 Auch das DJI betont die Notwendigkeit, die Alltagsorientierung in der Familienzeitpolitik systematisch durch einen „konsequenten Lebenslaufbezug“ zu ergänzen.62 Dazu müssten (auch gesetzliche) Möglichkeiten geschaffen werden, die es erlauben, Sorgeaufgaben in sorgeintensiven 57 In der Diskussion einer neu ausgerichteten Konzeption von Wohlstand werden Zeitwohlstand und Zeitsouveränität als wesentliche Element von Lebensqualität gesehen. BMFSFJ (Hrsg.), 2012, S. 5 ff sowie Rinderspacher, 2012. 58 Metker, 2014. 59 Diese Lösung würde den Verwaltungsaufwand verringern und wäre sozial ausgewogener, da einkommensschwache Haushalte im Vergleich zum bisherigen Vorschlag mehr und einkommensstarke Haushalte weniger Geld bekommen würden. DIW, 2015. 60 DJI, 2015, S. 3. Die Stellungnahme kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/dasdji/stellungnahmen/ 2015/2015_08_24_Familienzeitpolitik.pdf (abgerufen am 29.09.2015). 61 BMFSJ (Hrsg.), 2012, S. 136. 62 DJI, 2015, S. 2. 16 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Phasen besser gerecht zu werden als bisher. Gefordert wird – in Deutschland und anderen europäischen Ländern – schon seit längerem eine neue Konstruktion von Lebensläufen, die die als „Rushhour des Lebens“ bezeichnete Lebensphase entzerrt und im gesamten Lebenslauf Zeiten für Sorgeverantwortung vorsieht. Dabei existieren unterschiedliche – im europäischen Ausland teilweise erprobte – Modelle.63 In Deutschland gehen Überlegungen hierzu bis in die 1980er-Jahre zurück.64 Diskutiert werden in diesem Zusammenhang beispielsweise die im Siebten Familienbericht vorgeschlagenen „Optionszeiten“, „Carezeitbudgets“ oder aktuell „atmende Lebensverläufe“.65 „Atmende Lebensverläufe“ sollen eine individuelle und flexible Gestaltung der Lebensverläufe von Männern und Frauen ermöglichen, die Raum lässt für – sozial abgesicherte – Sorgeverantwortung für Kinder und ältere Angehörige oder ehrenamtliche Tätigkeit. Die Vorstellung ist, dass durch Rückgriff auf ein Zeitkonto von insgesamt etwa 5 bis 8 Jahren, das allen zusteht, Arbeitszeiten für Sorgetätigkeiten entweder phasenweise verkürzt oder unterbrochen werden können und es dafür einen steuerfinanzierten Lohnausgleich gibt. Dafür wäre es erforderlich, starre Verrentungsgrenzen aufzugeben, so dass auch die gewonnenen Lebensjahre danach für Erwerbsarbeit genutzt werden können. Zum anderen müssen Karrierewege auf dem Arbeitsmarkt so umgestaltet werden, dass Auszeiten, Arbeitszeitverkürzungen, Wieder- und Neueinstiege jederzeit möglich sind und nicht zu persönlichen Einbußen mit Blick auf das Einkommen, die Karrierechancen oder die Alterssicherung führen.66 Das DJI weist darauf hin, dass für eine solche lebenslaufbezogene Neukonzeption zukünftig „…konsistente arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen sind, die über eine sogenannte Familienarbeitszeit hinausgehen.“67 Zeitpolitik für Familien hat neben diesen lebenslauf- oder lebensphasenorientierten Ansätzen einen starken Bezug auf den konkreten Alltag von Familien und umfasst ein breites Spektrum an möglichen Maßnahmen und Initiativen. Im Rahmen der Demografiestrategie der Bundesregierung wurde das Thema auf der Grundlage des Achten Familienberichts aufgegriffen. In drei Unterarbeitsgruppen wurden Möglichkeiten der politischen Umsetzung erarbeitet. Diese widmeten sich zeitpolitischen Initiativen auf kommunaler Ebene, in der Arbeitswelt sowie familienunterstützenden haushaltsnahen Dienstleistungen.68 Diese drei Perspektiven sollen auch im Folgenden berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei Erfahrungen und innovative Ansätze in Baden-Württemberg, der Schwerpunkt liegt auf kommunaler Familienzeitpolitik. Für die anderen beiden Bereiche wird anhand je eines Beispiels aus der Praxis schlaglichtartig ein Blick auf mögliche Lösungsansätze bzw. aktuelle Entwicklungen in Baden-Württemberg geworfen. 63 DJI, 2015, S. 17. Zum belgischen Modell des „Time Credit Scheme“ vgl. beispielsweise DJI, 2015, S. 18. Das DJI weist darauf hin „…dass die meisten bisherigen Modelle insofern gescheitert sind, als „angesparte Zeiten“ weit überwiegend für einen früheren Rentenbeginn genutzt worden sind, jedoch nicht für Phasen der Sorgearbeit.“. DJI, 2015, S. 17. 64 Jurczyk, 2015b. 65 Siehe auch Jurczyk, 2015a/2015b. 66 DJI, 2015, S. 16 ff. Diskutiert wird auch eine breitere Neukonzeption des Erwerbsverlaufs, die nicht nur Zeiten für Sorgearbeit, sondern auch für (Weiter-) Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und Eigenzeiten vorsieht. 67 DJI, 2015, S. 3. 68 BMFSFJ, 2014b, S. 7 f. 17 Report: Familie und Zeit in Baden-Württemberg 2.2 Kommunale Familienzeitpolitik Kommunen und Akteuren vor Ort kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die Zeitsouveränität von Familien im Alltag zu stärken. Die folgende Definition des BMFSFJ skizziert wesentliche Elemente einer kommunalen Familienzeitpolitik: 69 „Der Begriff „kommunale Familienzeitpolitik“ im hier gebrauchten Sinn umfasst grundsätzlich alle Maßnahmen, die vor Ort dazu beitragen, Zeitkonflikte von Familien zu reduzieren. Dazu stimmen Kommunen, Arbeitgeber, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Dienstleister, Verkehrsbetriebe und Freizeitanbieter ihre Zeitstrukturen und deren Taktungen entsprechend den Bedürfnissen von Familien besser aufeinander ab. Ziel der kommunalen Familienzeitpolitik ist es, die Lebensqualität von Familien zu steigern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Familienzeitpolitik ist nicht Infrastrukturpolitik, jedoch eng mit dieser verzahnt. Die Maßnahmen von Zeitpolitik erstrecken sich im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes auf alle Bereiche des kommunalen Lebens und schaffen damit für Familien in verschiedenen Alltagsbereichen Entlastung. Kommunale Familienzeitpolitik ist darüber hinaus fest in den Organisationsstrukturen der Kommune verankert, wird meist auch zentral von dort koordiniert und ist damit ein dauerhaftes Element kommunaler Planungsprozesse.“70 Wichtig sind also eine breite Vernetzung und Beteiligung einerseits und eine zentrale kommunale Steuerung und dauerhafte Verankerung andererseits. Darüber hinaus tragen das aktive Einbeziehen von Familien vor Ort sowie eine zielgruppengerechte Kommunikation und wirksame Öffentlichkeitsarbeit entscheidend zum Gelingen kommunaler Familienzeitpolitik bei.71 Vor dem Hintergrund von bundesweiten Praxiserfahrungen hat das Bundesfamilienministerium sieben Handlungsfelder kommunaler Familienzeitpolitik identifiziert:72 Zeiteffiziente Mobilität Betreuungs- und Bildungsinfrastrukturangebote nach Maß Familienbewusste Arbeitswelt und Ausbildung Erreichbare, flexible Gesundheitsangebote Flexible Bereitstellung von Dienstleistungen und Versorgung Bürgernahe und serviceorientierte Verwaltung Familienorientierte Freizeitangebote Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Familienzeitpolitik immer in verschiedenen lokalen Handlungsfeldern gleichzeitig ansetzen sollte und es darum geht, ein stimmiges Gesamtkonzept zu entwickeln. Wesentlich sind außerdem klare Zuständigkeiten und ein koordiniertes Handeln über Bereichsgrenzen hinweg.73 Kommunale Familienzeitpolitik ist sowohl für kleine Gemeinden, für mittelgroße Städte und Landkreise sowie für Großstädte relevant. Die Rahmenbedingungen, Schwerpunkte sowie die konkrete Umsetzung variieren jedoch abhängig von der Größe der Kommune.74 Ein Familien- 69 Zur kommunalen Familienzeitpolitik vgl. auch Report Familien in Baden-Württemberg 3/2013 „Kommunale Familienpolitik“, Seite 20 ff, http://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/FaFo/Familien_in_BW/R20133.pdf (abgerufen am 05.11.2015). 70 BMFSFJ, 2014a, S. 9. 71 BMFSFJ, 2014a, S. 22; BMFSFJ, 2014b, S. 15. 72 BMFSFJ, 2014a. Diese Handlungsfelder sind nicht ausschließlich. Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch, dass dies entscheidende Ansatzpunkte sind, um Zeitkonflikte von Familien zu reduzieren. BMFSFJ 2014b, S. 14. 73 BMFSFJ, 2014b, S. 13. 74 BMFSFJ, 2014a, S. 25. 18 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Zeit-Bericht kann helfen, sich ein genaues Bild über die Lage vor Ort zu machen und Ansatzpunkte in der jeweiligen Kommune identifizieren.75 Sowohl im Rahmen des Pilotprojekts „Kommunale Familienzeitpolitik“ als auch durch die Großstadtinitiative „Neue Zeiten für Familie“ wurden in den letzten Jahren bundesweit Erfahrungen bei der Umsetzung kommunaler Familienzeitpolitik gesammelt und unterschiedliche Ansätze erprobt.76 Für das Pilotprojekt „Kommunale Familienzeitpolitik“ wurden von Mai 2012 bis Dezem ber 2013 fünf Lokale Bündnisse für Familie in Deutschland (Aachen, Herzogenrath, Landkreis Donau-Ries, Neu Wulmsdorf und Saalekreis) als Modellstandorte ausgewählt, um Konzepte und praktische Maßnahmen zu erproben, durch die Zeitkonflikte von Familien entschärft werden können. Dabei ging es auch darum, eine systematische Vorgehensweise zu entwickeln, um Familienzeitpolitik auf kommunaler Ebene zu realisieren sowie Erfolgsfaktoren und Hemmnisse zu identifizieren.77 Die Ergebnisse und Erfahrungen sind in den im Frühsommer 2014 veröffentlichten Praxisleitfaden des Bundesfamilienministeriums „Kommunale Zeitpolitik für Familien“ eingeflossen.78 Die Erfahrungen an den fünf Standorten zeigen, dass die Hauptauslöser für Zeitkonflikte von Familien überall nahezu dieselben waren.79 Dazu zählen die Erkrankung eines Familienmitglieds, Überstunden und Mehrarbeit, Staus und Rushhour-Verkehr, unpassende Öffnungszeiten von Ämtern und Arztpraxen, Freizeitaktivitäten der Kinder, mangelnde Betreuungsangebote in den Schulferien, lange Wege und unflexible Arbeitszeiten. Die Großstadtinitiative „Neue Zeiten für Familie“ (2013 – 2014) verfolgte das Ziel, Familienzeitpolitik in den teilnehmenden Städten einzuführen, den Austausch der Städte untereinander zu befördern sowie Aktivitäten im Bereich Familienzeitpolitik zu fördern.80 Insgesamt wirkten 39 Städte aus dem gesamten Bundesgebiet und damit mehr als die Hälfte der Großstädte in Deutschland an der Initiative mit.81 Gemeinsame Arbeitsschwerpunkte waren Ferienganztagsbetreuung in allen Ferienzeiten, Familienzeit in einer Wissenschaftsstadt, familienfreundliche Verwaltung im Dienstleistungsbereich (E-Government) sowie Familienzeit in Stadtplanung und Architektur. Die Vorgehensweise, Ergebnisse, Handlungsempfehlungen sowie weiterführende Informationen zur Initiative und zum Thema kommunale Familienzeitpolitik wurden in der Dokumentation „Die Initiative „Neue Zeiten für Familie“. Impulse aus der Praxis deutscher Großstädte für eine kommunale Familienzeitpolitik“ zusammengefasst.82 75 BMFSFJ, 2014a, S. 45. 76 Einen Überblick über bisherige zeitpolitische Maßnahmen in Deutschland gibt auch der Monitor Familienforschung des BMFSFJ (2014b) zum Thema „Mehr Zeit für Familien – kommunale Familienzeitpolitik in Deutschland“: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/MonitorFamilienforschung-Ausgabe-33,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf (abgerufen am 10.11.2015). 77 BMSFJ, 2014a, S. 13. 78 Der Praxisleitfaden kann unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/familie,did%3D207994.html (abgerufen am 05.11.2015). 79 Trotz der strukturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten und im Hinblick auf die Erwerbs-und Familienkonstellationen unterschieden sich die Hauptauslöser allenfalls in der Gewichtung. BMFSFJ, 2014a, S. 15. 80 Weitere Informationen unter: http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/grossstadtinitiative.html (abgerufen am 09.11.2015). 81 Teilnehmende Städte aus Baden-Württemberg waren Heidelberg, Karlsruhe und Mannheim. 82 Die Dokumentation kann unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/user_upload/lbff/Gross stadtinitiative/Broschuere_NZfF_Doppelseitig.pdf (abgerufen am 09.11.2015). 19 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Kommunale Familienzeitpolitik – Praxisbeispiele aus Baden-Württemberg Im Folgenden werden Beispiele innovativer und guter Praxis aus Baden-Württemberg vorgestellt, die das breite Spektrum familienzeitpolitischer Ansätze und Maßnahmen auf kommunaler Ebene widerspiegeln. Häufig geht es weniger darum, große und teure Maßnahmen auf den Weg zu bringen als darum, vorhandene Angebote und Strukturen unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten sowie diese besser aufeinander abzustimmen und bekannter zu machen. Im Handlungsfeld „Bürgernahe und serviceorientierte Verwaltung“ können beispielsweise Zeitkonflikte von Familien schon dadurch entschärft werden, dass Bürgerbüros und Stadtverwaltungen auch samstags geöffnet sind. Dafür finden sich in Baden-Württemberg unterschiedliche Modelle. Praxisbeispiel Lauchheim: Familienfreundliche Öffnungszeiten der Stadtverwaltung Bereits seit ca. 7 Jahren hat man in Lauchheim Erfahrungen mit familienfreundlichen Öffnungszeiten in der Stadtverwaltung. Das ursprüngliche Modell sah vor, dass die Stadtverwaltung jeden zweiten Samstag je 2 Stunden geöffnet hat. Mittlerweile ist jeden letzten Samstag im Monat von 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr geöffnet. Das Team in Lauchheim umfasst drei Mitarbeiterinnen, von denen jede viermal pro Jahr samstags arbeitet. Das Angebot, auf das Bürgerinnen und Bürger regelmäßig persönlich hingewiesen werden, hat sich bewährt und wird gut angenommen. Flexible und bedarfsgerechte Betreuungsangebote sind ein Schlüssel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur zeitlichen Entlastung von Eltern. Befragungen machen deutlich, dass für Mütter und Väter vor allem durch eine zu kurze Betreuung am Nachmittag, unflexible Bring- und Abholzeiten sowie zu lange Ferienzeiten Probleme entstehen.83 Die folgenden beiden Praxisbeispiele nehmen das Thema Ferienbetreuung in den Blick und zeigen, wie es durch innovative Ansätze und breite Netzwerke gelingen kann, eine verlässliche und umfangreiche Ferienbetreuung für Kinder anzubieten. Praxisbeispiel Heidelberg: „FerienTicket. Ferienbetreuung ist Chefsache“. Ein innovatives Angebot für Familienfreundliche Betriebe mit berufstätigen Eltern84 Das Heidelberger FerienTicket wurde in der Arbeitsgruppe „Ferienbetreuung“ des „Bündnis für Familie Heidelberg“ in einem breiten Netzwerk mit allen relevanten Einrichtungen und Trägern entwickelt. Das FerienTicket ist ein Gutschein für die Bezuschussung von Ferienbetreuung. Arbeitgeber können beim „Bündnis für Familie Heidelberg“ das „FerienTicket-Paket“, das die eigentlichen FerienTickets sowie Informationsmaterial umfasst, bestellen. Sie versehen diese Tickets unternehmensintern mit einem individuellen Zuschussbetrag, 83 Prognos AG, 2015, S. 26 f. 84 Weitere Informationen finden sich unter http://www.familienfreundliche-kommune.de/FFKom/Praxisbeispiele/detail.asp?221000.4.xml (abgerufen am 11.11.2015). 20 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit der an die Verwendung für die Ferienbetreuung des Kindes gekoppelt ist, und verteilen diese FerienTickets an die Beschäftigten. Diese wählen aus dem umfangreichen Ferienangebot in Heidelberg und Umgebung eine passende Veranstaltung aus, melden ihr Kind an und lassen im Anschluss vom Anbieter die Teilnahme bestätigen. Die Ferienbetreuungsangebote der Anbieter in Heidelberg stehen schon zu Jahresbeginn fest und werden von der Stadt über ein Ganzjahresprogramm kommuniziert. Das ermöglicht Eltern eine gewisse Planungssicherheit und trägt damit zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei. Mit dem Projekt „FerienTicket. Ferienbetreuung ist Chefsache!“ hat das Bündnis für Familie Heidelberg eine konkrete Lösung entwickelt, mit der Ferienbetreuung unkompliziert auch von kleinen Betrieben unterstützt und gefördert werden kann. Praxisbeispiel Meckenbeuren-Hegenberg: Inklusion durch Kooperation: Ferienprogramme für Kinder mit und ohne Behinderung85 In Meckenbeuren-Hegenberg hat sich die Gemeinde Meckenbeuren mit mehreren regionalen Trägern für ein umfassendes (8 Wochen im Jahr) und inklusives Ferienprogramm zusammengeschlossen, in dem über 40 junge Ehrenamtliche mitarbeiten. Das aufwändige Ferienbetreuungsangebot umfasst Plätze für bis zu 100 Kinder im Grundschulalter. Neben der Gemeinde Meckenbeuren beteiligen sich folgende Träger an dem Projekt „Ferienspaß im Schussental“, das auch durch die Kinderland Stiftung Baden-Württemberg gefördert wird: • • • • • Familientreff der Caritas Bodensee-Oberschwaben, Ravensburg Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) Dekanat Ravensburg Stiftung Liebenau, Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der St. GallusHilfe, Meckenbeuren Bildungszentrum Hort St. Konrad, Ravensburg-Weingarten Verein Schweizer Kinder e.V. Den Eltern steht durch das Projekt ein verlässliches und qualitativ hochwertiges Ferienangebot zur Verfügung, durch das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert wird. Wichtig ist dabei die barrierefreie Ausgestaltung der Ferien- und Freizeitangebote, die sich an Kinder mit Behinderungen, die zuhause bei ihren Eltern leben, und an Kinder ohne Behinderungen richten. Darüber hinaus sollen durch das Projekt auch Kinder aus sozial benachteiligten Lebensverhältnissen erreicht werden, die in der Regel nur über eine direkte Ansprache für freizeitpädagogische Maßnahmen zu erreichen sind. Durch die Einbeziehung der Mitarbeitendenkinder der Stiftung Liebenau sowie von Kindern aus der Gemeinde Meckenbeuren in dieses Programm begegnen sich Kinder gleichen Alters aus der Region, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenswelten sonst im Alltag kaum oder keine Berührungspunkte haben. 85 Weitere Informationen unter http://www.kompetenzzentrum-bw.de/FFBetr/Praxisbeispiele/detail.asp?435035.2.xml (abgerufen am 1.12.2015). 21 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Die Schulferienbetreuung wird durch die Einrichtungen selbst, die Gebühren der Eltern und die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg finanziert. Die Einrichtungen teilen sich die organisatorischen Aufgaben und die dafür anfallenden Kosten auf: Durch die Zusammenarbeit mit dem BDKJ können für die Betreuung der Kinder ehrenamtlich tätige Jugendleiterinnen und Jugendleiter gewonnen und eingesetzt werden. Für die Ansprache der Kinder aus sozial benachteiligten Familien ist eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen in der Region notwendig (Caritas). Der Verein Schweizer Kinder e.V. ist in die Finanzierung von Teilnehmendenbeiträgen für Kinder aus sozial benachteiligten Lebensverhältnissen eingebunden. Mitarbeiterinnen (FSJ, Fachkräfte…) des Bildungszentrums St. Konrad arbeiten regelmäßig mit. Ebenso muss übers Jahr der Einsatz der ehrenamtlich Tätigen geplant und die inhaltliche Ausgestaltung der Arbeit weiterentwickelt werden. Um das Programm für Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen sozial barrierefrei gestalten zu können, ist sowohl in der Vorbereitung wie auch in der Durchführung eine Einbeziehung von Fachkräften aus dem Bereich der Eingliederungshilfe notwendig (St. Gallus-Hilfe gGmbH). Die Gemeinde Meckenbeuren kommuniziert die Angebote über die kommunale Berichterstattung (Gemeindeblatt) sowie Kindergärten und Grundschulen der Gemeinde (Hauptamt Gemeindeverwaltung). Darüber hinaus bezuschusst sie die Ferienbetreuung mit 5 000 Euro pro Jahr. 2.3 Betriebliche Familienzeitpolitik Arbeitszeiten sind zentrale Taktgeber für erwerbstätige Mütter und Väter. Daher spielen Arbeitgeber auch in kommunalen Netzwerken eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, mehr Zeitsouveränität für Familien zu ermöglichen. Innerbetrieblich tragen beispielsweise familienorientierte Arbeitszeitmodelle, betriebliche oder betrieblich unterstützte Kinderbetreuung oder Informations- und Beratungsangebote zu haushaltsnahen Dienstleistungen zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Nicht nur die Betreuung von Kindern, sondern auch die Pflege von Angehörigen stellt Erwerbstätige oft vor große Herausforderungen. Das Projekt „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ zeigt, wie es im betrieblichen Kontext gelingen kann, Zeitkonflikte von Familien durch eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu entschärfen.86 86 Ein weiteres Praxisbeispiel zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sind „Betriebliche Pflegelotsen“, die ihren Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen als Ansprechpartner/-innen zum Thema Angehörigenpflege zur Verfügung stehen. „Betriebliche Pflegelotsen“ können beispielsweise als erste Anlaufstelle für Betroffene im Unternehmen fungieren, bündeln wichtige Informationen zum Thema Beruf und Pflege, übernehmen wertvolle Lotsenfunktionen und stehen für Beschäftigte in der Pflegezeit als Kontaktpersonen zur Verfügung. Seit Frühjahr 2014 haben sich über 30 Beschäftige aus Heidelberg und Umgebung vom Heidelberger Bündnis für Familie zum „Betrieblichen Pflegelotsen“ fortbilden lassen Weitere Informationen unter: http:// www.familie-heidelberg.de/wp-content/uploads/sites/6/2015/03/Flyer_Pflegelotse.Sommer.2015.pdf (abgerufen am 13.01.2016). 22 in Baden-Württemberg Praxisbeispiel Report: Familie und Zeit Vereinbarkeit von Pflege und Beruf bei der Volksbank Karlsruhe eG. In Koope ration mit Beratungsstellen pflegende Beschäftigte unterstützen Mit Inkrafttreten des Familienpflegezeitgesetzes am 1. Januar 2012 wuchs bei der Volksbank Karlsruhe zunehmend die Erkenntnis der Notwendigkeit, Maßnahmen und Angebote für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf im eigenen Unternehmen bereit zu stellen. Durch das Projekt „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ möchte die Volksbank Karlsruhe ihren Beschäftigten eine schnelle, individuelle und auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung bieten. Im Unternehmen wurde ein für das Thema zuständiger Ansprechpartner bzw. eine Ansprechpartnerin benannt. Zweimal im Jahr finden zudem offene „Sprechtage“ in den Räumen der Volksbank Karlsruhe statt. Hierbei kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den regionalen Beratungsstellen in das Unternehmen und stehen für Fragen der Beschäftigten zur Verfügung. Die Beschäftigten haben darüber hinaus auch die Möglichkeit, die Beratungsleistungen nach Bedarf – unabhängig von den „Sprechtagen“ – in Anspruch zu nehmen. Hierfür stehen die Kontaktdaten der Expertinnen und Experten im Intranet. Beschäftigte können sich anonym an die Beratungsstelle wenden. Von Unternehmensseite gibt es keine Deckelung der Inanspruchnahme der Beratung. Ergänzt wird das Angebot mit Einzelcoachings bzw. Einzelberatungen durch interne Coaches. Hier erfolgt eine intensive individuelle Beratung und Unterstützung. Die Volksbank Karlsruhe organisiert zudem regelmäßig Vorträge für die Beschäftigten im Unternehmen, die rund um das Thema Pflege informieren und sensibilisieren. Durch die Kooperation mit dem örtlichen Caritasverband ist gewährleistet, dass das Fachwissen rund um das Thema Pflege immer auf dem neuesten Stand ist. Außerdem kooperiert die Volksbank Karlsruhe mit dem Seniorenbüro der Stadt Karlsruhe. Caritasverband und Seniorenbüro der Stadt Karlsruhe stellen die Dozentinnen und Dozenten und die Expertinnen und Experten für die Beratungen und Vorträge. Mitarbeitende aus dem Personalbereich informieren Führungskräfte über die Unterstützungsmöglichkeiten des Unternehmens. Führungskräfte sind angehalten, das Thema Pflege in Einzelgesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einzubeziehen. Zudem wurde das Thema Pflege in Führungskräftefortbildungen aufgenommen. Die Resonanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die beschriebenen Angebote war von Anfang an ausgesprochen positiv. Zum Teil war man von der großen Resonanz sogar überrascht und hatte vorher nicht mit so einem großen Zuspruch gerechnet. Insgesamt wird durch die Maßnahmen verstärkt auf das Thema der Pflege aufmerksam gemacht und damit gleichzeitig in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Die Volksbank Karlsruhe stellte fest, dass mit den Angeboten zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf vor allem die Beschäftigten erreicht werden konnten, die bisher keine anderen familienbewussten Maßnahmen im Unternehmen in Anspruch nahmen. 23 Report: Familie und Zeit in Baden-Württemberg 2.4 Haushaltsnahe Dienstleistungen Haushaltsnahe Dienstleistungen können helfen, Müttern und Vätern mehr Zeit für die Familie zu verschaffen und sind vor allem für Alleinerziehende eine wichtige Unterstützung. Häufig fehlt es jedoch an qualitativ hochwertigen, leicht verfügbaren und verlässlichen Angeboten. Der Ausbau und die Förderung von familienexternen Dienstleistungen tragen dazu bei, dass durch Möglichkeiten zur Auslagerung von Haus- und Familienarbeit mehr Raum für Qualitätszeit in Familien zur Verfügung steht.87 Ein wichtiger Schritt dabei ist, einen Überblick über den Markt haushaltsnaher Dienstleistungen zu ermöglichen und den Zugang zu bestehenden legalen Angeboten zu erleichtern. Praxisbeispiel Haushaltsnahe Dienste Baden-Württemberg. Entlastung im Alltag Um Familien im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung zu entlasten, ältere oder pflegebedürftige Menschen zu Hause zu unterstützen und Berufstätigen mehr Zeit für ihr Privatleben zu ermöglichen, hat die FamilienForschung BadenWürttemberg im Statistischen Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg das Online-Portal „Haushaltsnahe Dienste Baden-Württemberg“ erstellt. Im Februar 2016 geht das Portal unter www.haushaltsnahedienste-bw.de online. Es bietet vielfältige Informationen für alle, die haushaltsnahe Dienstleistungen anbieten oder in Anspruch nehmen möchten, wie Hinweise zu Kontaktstellen und Ansprechpartner/innen im Land, zur Qualitätsentwicklung oder zu Veröffentlichungen rund um das Thema haushaltsnahe Dienstleistungen. Zudem beinhaltet das Online-Portal eine Datenbank mit ausgewählten Anbieterinnen und Anbietern von Dienstleistungen für Haushalt und Garten sowie Kinder- und Seniorenbetreuung in Baden-Württemberg. Zur Aufnahme in die Datenbank müssen sich die Anbieterinnen und Anbieter auf Qualitätskriterien verpflichten, die auf dem bundesweit aktuellen Stand der Diskussion zur Qualitätssicherung beruhen. Kundinnen und Kunden können über eine einfache Suche mittels Postleitzahl oder Karte schnell und transparent das passende Angebot finden.88 87 BMFSFJ (Hrsg.), 2012, S. 136. 88 Auch auf Bundesebene ist eine Dienstleistungsplattform geplant, die Nutzerinnen und Nutzern Informationen, Service und Beratung zu haushaltsnahen Dienstleistungen bieten und die Etablierung von Qualitätsstandards in der Branche unterstützen soll, vgl. Deutscher Bundestag, 2014, S. 5 f. 24 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit 3. Haushaltsnahe Dienstleistungen in Europa: der belgische Dienstleistungsscheck Die staatliche Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen soll einerseits zu quantitativen und qualitativen Verbesserungen in diesem Bereich führen und andererseits den Bereich der Schattenwirtschaft in Privathaushalten eindämmen. Haushaltsnahe Dienstleistungen werden in Europa entweder durch Steuervergünstigungen (zum Beispiel in Deutschland oder Großbritannien) oder/und durch Gutscheinsysteme (zum Beispiel in Belgien, Frankreich oder Österreich) gefördert. Insgesamt zeichnen sich Länder, in denen die Inanspruchnahme legaler haushaltsnaher Dienstleistungen hoch ist, auch durch ein hohes Fördervolumen aus.89 In Deutschland ist die Professionalisierung und Qualitätssicherung im Bereich haushaltsnaher Dienstleistungen seit vielen Jahren in der Diskussion.90 In einigen europäischen Nachbarländern werden haushaltsnahe Dienstleistungen sehr viel stärker genutzt als in Deutschland. Manchen Ländern ist es in den vergangenen Jahren zudem gelungen, eine deutlich umfangreichere reguläre Beschäftigung in diesem Bereich zu erreichen. Im Folgenden geht der Blick nach Belgien, wo es seit über 10 Jahren ein Gutschein-Modell gibt, durch das haushaltsnahe Dienstleistungen in erheblichem Umfang staatlich subventioniert werden.91 Das belgische Dienstleistungsscheckmodell hat eine explizit arbeitsmarktpolitische Ausrichtung und verfolgt neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie von Pflege und Beruf folgende Ziele: 92 Förderung der Beschäftigung von geringqualifizierten, insbesondere langzeitarbeitslosen Personen Verringerung der Schattenwirtschaft und Überführung illegaler in legale Beschäftigung Steigerung und Verbesserung des Angebots an Dienstleistungen im Haushalt. Durch den Dienstleistungsscheck, der für 9,00 Euro erhältlich ist und einen Wert von 22,04 Euro hat, werden Angebot und Nachfrage haushaltsnaher Dienstleistungen subventioniert, das heißt, die Differenz von 13,04 Euro übernimmt der belgische Staat. Zusätzlich können Haushalte ihren Anteil von der Steuer absetzen. In der Regel können pro Person höchstens 400 bis 500 Dienstleistungsschecks pro Jahr bestellt werden, pro Haushalt 1 000. Haushalte von Alleinerziehenden oder Menschen mit Behinderungen können mehr Schecks beanspruchen. Der Dienstleistungsscheck kann bei einer zertifizierten Dienstleistungsagentur eingelöst werden, die ausschließlich festangestellte und sozialversicherte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermittelt.93 Seit der Einführung 2004 hat sich sowohl die Zahl der Nutzenden als auch der professionellen 89 90 91 92 93 Prognos AG, 2012, S. 43. BMFSFJ, 2007 Prognos AG, 2012. Für Informationen zu Frankreich, Österreich und dem Vereinigten Königreich vgl. Prognos AG, 2012, S. 41 ff. Prognos AG, 2012, S.48 f. Schleiden-Hecking, 2015. 25 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Dienstleistungsunternehmen in Belgien deutlich erhöht.94 Bis 2012 sind zusätzlich 170 000 reguläre Arbeitsplätze entstanden, die Zahl der zugelassenen Dienstleistungsunternehmen lag 2012 bei 4 000 (2009: 2 300). Die Anzahl der Nutzenden stieg von 660 000 im Jahr 2009 auf 850 000 im Jahr 2012.95 94 Siehe hierzu auch Prognos AG, 2012, S. 49, BMFSFJ, 2007, S. 28. 95 Prognos AG, 2012, S. 49, BMFSFJ, 2007, S. 28. 26 in Baden-Württemberg Report: Familie und Zeit Literatur Bertram, Hans/ Deuflhard, Carolin (2015): Die überforderte Generation. Arbeit und Familie in der Wissensgesellschaft. Verlag Barbara Budrich, Opladen, Berlin& Toronto. BMFSFJ (Hrsg.) (2006): Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit. Perspektiven für eine Lebenslaufbezogene Familienpolitik. Siebter Familienbericht, http:// www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/familienbericht/download/familienbericht_ gesamt.pdf (abgerufen am 03.11.2015). 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Herausgeber Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg Schellingstr. 15 70174 Stuttgart Tel.: 0711 - 123 - 0 Fax: 0711 - 123 - 39 99 Internet: www.sozialministerium-bw.de Redaktion FaFo FamilienForschung Baden-Württemberg Erich Stutzer, Dr. Stephanie Saleth Böblinger Straße 68 70199 Stuttgart Tel.: 0711 - 641 - 20 33 Fax: 0711 - 641 - 24 44 Internet: www.fafo-bw.de Layout und Umsetzung Brigitte Fölker, Jeannette Hartmann, Jasmin Isaku, Wolfgang Krentz Copyright-Hinweise © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016 Für nicht gewerbliche Zwecke sind Vervielfältigung und unentgeltliche Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Die Verbreitung, auch auszugs weise über elektronische Systeme / Datenträger bedarf der vorherigen Zustimmung. Alle übrigen Rechte bleiben vorbehalten. Fotonachweis Titelbild: © Gina Sanders / Fotolia.com 31
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