„Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“

„Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute”
Stellungnahme des kfd-Bundesverbandes zur Vorbereitung auf die
ordentliche Familiensynode im Oktober 2015
Der Bundesverband der kfd beteiligt sich mit großem Interesse an der zweiten
Umfrage des Vatikans zur Vorbereitung der ordentlichen Synode „Die Berufung
und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute”, die vom 4. bis 25.
Oktober 2015 in Rom stattfindet.
Die kfd begrüßt die erneute Möglichkeit der Beteiligung. In besonderer Weise
ist es der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bisher gelungen, alle Vorgänge
rund um die außerordentliche Familiensynode 2014 und die ordentliche
Familiensynode 2015 mit großer Transparenz in der katholischen Kirche
Deutschlands zu behandeln. Damit wird ein Anliegen des Gesprächsprozesses
der Deutschen Bischofskonferenz beispielhaft umgesetzt. Die kfd ist überzeugt,
dass dies zu der begonnenen neuen Kultur des Miteinanders in der Kirche
beiträgt.
Die kfd freut sich auch darüber, dass eine der Forderungen ihrer Stellungnahme
von Dezember 2013, Frauen zu den Beratungen hinzuzuziehen, berücksichtigt
wurde und geht davon aus, dass auch im Oktober dieses Jahres (noch mehr)
Frauen bei der Synode als Beraterinnen mitwirken werden. Dass alle wichtigen
Themen menschlichen Zusammenlebens auf der a. o. Synode diskutiert wurden
und im Schlussbericht Eingang gefunden haben, findet bei den Mitgliedern der
kfd hohe Aufmerksamkeit und große Zustimmung.
kfd – als katholischer Frauenverband eine kraftvolle Gemeinschaft
In dem vorliegenden Fragebogen des Vatikans wird häufig nach Orten und
Räumen gefragt, die Menschen in Ehe und Familie stärken und unterstützen.
Die kfd als größter katholischer Frauenverband in Deutschland leistet als solcher
genau das: die Frauen bilden eine kraftvolle Gemeinschaft in der Kirche. In der
kfd unterstützen und ermutigen sich Frauen in allen Fragen des Alltags- und
Beziehungslebens in guten und schwierigen Zeiten, z.B. bei Heirat und Geburt,
bei Trennung und Scheidung, in Beruf und Familie, in Krankheit und Tod. Die
kfd ist ein Ort, der Frauen gut tut, und Frauen Heimat bietet – unabhängig von
deren Lebensform oder -situation. kfd-Frauen begleiten einander in ihrem
Glauben und in ihrem Leben.
Ehe und Familie
Die Ehe zwischen Frau und Mann wie die Familie sind Grundformen
menschlichen Zusammenlebens. Die Ehe einer getauften Frau und eines
getauften Mannes ist darüber hinaus Sakrament und somit unauflöslich. So und
in der gegenseitigen Zuwendung für das ganze Leben und in der Treue der
Eheleute wird die Zuwendung und Treue Gottes zu den Menschen erfahren.
Dieses Verständnis von christlicher Ehe und Familie ist Grundlage wie Leitbild der
gesamten verbandlichen Arbeit.
Im Hinblick auf die Zulassung Geschieden-Wiederverheirateter zu den
Sakramenten fordert die kfd weiterhin, auch vor dem Hintergrund der
konstruktiven Diskussionen in der katholischen Kirche, konkrete und zeitnahe
Lösungen. Die Überlegungen der DBK zur Vorbereitung der Synode
(„Theologisch verantwortbare und pastoral angemessene Wege zur Begleitung
wiederverheirateter Geschiedener” vom 24.06.2014) zeigen hier mögliche Wege
auf. Die kfd erwartet, dass die deutschen Bischöfe diese bei der Synode mit
Nachdruck in die Beratungen einbringen.
Die Zulassung Geschieden-Wiederverheirateter zu den Sakramenten ist nicht nur
eine Frage der Barmherzigkeit, sondern auch der Gerechtigkeit.
In der verbandlichen Arbeit erfahren Frauen und Männer Rituale der
Versöhnung und des Neuanfangs als hilfreich und unterstützend.
Zur Situation von Kindern in verschiedenen Familienformen
Mit den gesellschaftlichen Veränderungen hat sich auch das Leben in der Familie
verändert und sich neue, vielfältige Formen gesucht. Vor allem Kinder wachsen
heute in unterschiedlichsten Familienkonstellationen auf.
Für die kfd ist jedes Kind als Geschenk Gottes in unserer Gesellschaft und Kirche
willkommen. Die im Schlussdokument besonders betonte Sorge für die Kinder
(vgl. Relatio Synodi Nr. 47), ist auch der kfd ein großes Anliegen. Die
gesellschaftlichen Veränderungen dürfen für die Kinder nicht zur Last werden
und das Hineinwachsen in die Kirche nicht behindern. Die kfd hat ganz bewusst
auch die wachsende Zahl von Alleinerziehenden im Blick und teilt damit die
Einschätzung der Synode. (vgl. Relatio Synodi Nr. 47)
Gleichgeschlechtliche Lebensformen
Die kfd weiß um die besondere Thematik gleichgeschlechtlicher Lebensformen
auch in Gesellschaft und Kirche; die Vielfalt der Lebens- und Familienformen in
der Gesellschaft ist aus Sicht der kfd Herausforderung und Chance zugleich. Die
kfd setzt sich für einen respektvollen Umgang ein und widerspricht jeder
Ausgrenzung. Christliche Werte wie Liebe, Verbindlichkeit, Treue und
Verantwortung werden auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gelebt. In
diesem Sinne hält die kfd ein Überdenken der Aussagen des Schlussdokumentes
für notwendig (vgl. Relatio Synodi Nr. 55); die wertschätzenden Aussagen der
Zwischenrelatio (vgl. Relatio post disceptationem Nr. 52) sind für die kfd
richtungsweisend.
Sexualität
Die kfd versteht Sexualität als eine von Gott geschaffene Lebenskraft, die den
Menschen in Beziehung zu sich selbst und zu anderen setzt. Die kfd bedauert es
sehr, dass weder im Schlussdokument der außerordentlichen Synode noch in den
Fragen zur Vorbereitung der ordentlichen Synode Fragen der Sexualethik
aufgegriffen werden. Damit wird ein wesentlich zum menschlichen Leben
gehörender Bereich unberücksichtigt gelassen, was weder zufriedenstellend
noch wegweisend für die Gläubigen ist.
Die Kirche muss befreiend und wertschätzend von Körperlichkeit und
menschlicher Sexualität sprechen, heute wie auch zukünftig. Zugleich sind in
eine solche kirchliche Sexualethik die Gestaltungsmuster einzubeziehen, die
Menschen in eigener Verantwortung vor Gott, den anderen und der Kirche als
Gewissensentscheidung als für sich richtig erachten.
Schlussbemerkung
Die kfd unterstützt die DBK in jeder erdenklichen Weise und mit aller Kraft, den
eingeschlagenen Weg der „pastoralen Wende” weiterzugehen und bisherige
pastoral-theologische Lösungsansätze konkret umzusetzen.
Die kfd erwartet, dass die kommende Familiensynode deutliche Veränderungen
bewirkt und die großen Hoffnungen vieler kfd-Mitglieder und vieler anderer
Menschen nicht enttäuscht.
Die kfd wird auf allen Ebenen des Verbandes die Vorbereitung und
Durchführung der Familiensynode aufmerksam beobachten, begleiten und in ihr
Gebet einschließen.
kfd-Bundesvorstand
Düsseldorf, 26. Februar 2015