DEINE BRIEFE KÖNNEN LEBEN RETTEN BRIEFMARATHON 2. – 16. Dezember 2015 Beim diesjährigen Briefmarathon setzen wir uns für Menschenrechtsverteidiger*innen aus drei verschiedenen Ländern ein, die durch ihren mutigen Einsatz für die Menschenrechte ihre eigene Freiheit verloren haben. WALEED ABU AL-KHAIR PHYOE PHYOE AUNG SAUDI-ARABIEN MYANMAR FRED UND YVES DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO LEHR- UND AKTIONSUNTERLAGEN briefmarathon.amnesty.at Amnesty International – das heißt weltweit gegen Unrecht aktiv zu werden. Amnesty ist eine internationale, von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Organisation. Auf Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird Amnesty International aktiv, wenn es schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zu verhindern oder zu stoppen gilt. 1977 erhielt Amnesty International den Friedensnobelpreis. Die Stärke von Amnesty liegt im Engagement von mehr als 7 Millionen Mitgliedern in über 150 Ländern: Jung und Alt verschiedenster Nationalitäten und Kulturen beteiligen sich. Sie alle bringen unterschiedliche religiöse und politische Einstellungen und Lebenserfahrungen mit. Aber alle setzen ihre Kraft und Fantasie für eine Welt ohne Menschenrechtsverletzungen ein. Amnesty International finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Regierungsgelder nimmt Amnesty nicht an, um finanziell und politisch unabhängig zu bleiben. © Amnesty International 2015 Impressum Autor*innen: Mag. Aleksandar Prvulović, Mag. Daniela Schier, MA Herausgeber*in: Amnesty International Österreich Moeringgasse 10, 1150 Wien Tel: +43-1-78008-0 / F: +43-1-78008-44 www.amnesty.at Druck: BECKER MAIL ZVR: 407 408 993 November 2015 BRIEFMARATHON 2015 LEHR- UND AKTIONSUNTERLAGEN FÜR SCHULEN INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG 1 Porträt Briefmarathon 1 Erfolge und Ergebnisse Briefmarathon 2014 2 Briefmarathon an Schulen: Ziele, Zielgruppe und Verwendung der Unterlagen 3 STUNDE 1: WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT? 4 Schritt 1: Einführung in das Thema 5 Schritt 2: Gruppenarbeit „Welche Menschenrechte werden verletzt?“ 5 Schritt 3: Präsentation der Fälle / Antworten 5 Alternativmethode 6 Weiterführender Schritt: Filmabend zu einem der drei Fälle 6 STUNDE 2: AKTIV WERDEN 7 Schritt 1: Input Briefmarathon / Briefe schreiben 8 Schritt 2: Aktiv werden / Appellbriefaktion 8 Schritt 3: Feedback / Reflexion 8 STUNDE 3: ALLE MENSCHENRECHTE FÜR ALLE 9 Schritt 1: Menschenrechtsbaum Teil 1 – Gruppenarbeit 10 Schritt 2: Menschenrechtsbaum Teil 2 – Nachbesprechung 10 OPTIONALE STUNDEN 4 & 5: DIE STÄRKE DER ZAHLEN (Einzelfallarbeit Waleed Abu al-Khair) 11 Schritt 1: Den Hintergrund verstehen 12 Schritt 2: Ideen zum Aktiv-werden 12 Schritt 3: Planung und Strategie 13 ANHANG A: INFORMATIONS- UND ÜBUNGSBLÄTTER (Kopiervorlagen) 14 Übungsblatt „Welche Menschenrechte werden verletzt?“ 15 Infoblätter „Welche Menschenrechte werden verletzt?“ 16 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in vereinfachten Worten 19 Arbeitsblatt „Die Stärke der Zahlen“ (Einzelfallarbeit Waleed Abu al-Khair) 20 Infoblatt „Im Klartext: Menschenrechte“ 24 Infoblatt „Fragen und Antworten zu Amnesty International“ 26 Infoblatt „One World Filmclubs“ / Filmempfehlungen 28 ANHANG B: FALLBESCHREIBUNGEN UND MUSTERBRIEFE 29 ANHANG C: FRAGEN UND ANTWORTEN APPELLBRIEFAKTION 49 ANHANG D: TEILNAHMEBESTÄTIGUNG 55 1 EINLEITUNG 2015 PORTRÄT BRIEFMARATHON PORTRÄT BRIEFMARATHON Erzähl mir – und ich werde vergessen. Das Ziel Zeig mir – und ich könnte mich erinnern. Ziel des Briefmarathons ist es, während des Aktionszeitraums weltweit möglichst viele Menschen dafür zu gewinnen, Briefe zu schreiben – Briefe an diejenigen Regierungen, welche verantwortlich sind für die unrechtmäßige Inhaftierung, die Folter und Misshandlung oder für eine sonstige Gefährdung von Personen, die sich friedlich für ihre Überzeugungen und/oder die Gewährleistung der Menschenrechte in ihrem Land einsetzen. Die Schicksale dieser mutigen Menschen gewinnen dadurch eine größere Öffentlichkeit, und der Druck auf die Regierungen steigt. Die Briefe sind gleichzeitig für die Betroffenen und ihre Angehörigen auch ein Zeichen der Solidarität, ein Signal gegen das Vergessen. Lass es mich tun – und es wird ein Teil von mir! Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) Jährlich um den 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, beteiligt sich Amnesty International Österreich am weltweiten Amnesty-Briefmarathon. Jedes Jahr verschicken dabei Menschen auf der ganzen Welt gleichzeitig Hundertausende von Appellen zugunsten von Personen, die als Gewissensgefangene inhaftiert sind, die gefoltert und misshandelt werden oder die sich aufgrund ihres friedlichen Engagements für die Menschenrechte anderweitig in Gefahr befinden. Mit dem Briefmarathon erinnert Amnesty an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO, welche am 10. Dezember 1948 unterzeichnet worden ist. Die Erklärung statuiert etwa das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht. Mit dem Briefmarathon fordert Amnesty diese grundlegenden Rechte ganz konkret ein. Der Erfolg Briefaktionen führen zwar nicht immer zum Erfolg, aber doch öfter als allgemeinhin vermutet: Immer wieder helfen sie mit, konkrete Verbesserungen zu erzielen – eine Freilassung, die Verbesserung von Haftbedingungen, Schutzmaßnahmen vor weiteren Übergriffen, die Einleitung einer Untersuchung etc. In fast jedem Fall stellen die Briefe aus aller Welt für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine große moralische Unterstützung dar. Eine Idee Alles begann mit einer jungen polnischen Frau und einer Erfahrung, die sie von ihrer Afrika-Reise mitbrachte: Events bei denen Menschen 24 Stunden lang Protestbriefe an die Regierung schrieben. Am 10. Dezember 2001, ein paar Monate und einige Telefonate später, führte eine Gruppe von Ehrenamtlichen der polnischen Sektion von Amnesty International in Warschau ebenfalls einen Briefmarathon durch. Die Teilnehmenden trafen sich 24 Stunden lang, schrieben 1000 Briefe zugunsten ausgewählter Gewissensgefangener und schickten sie an die Regierungen der betreffenden Länder. Die Aktion war ein großer Erfolg und verbreitete sich bald über ganz Polen. Zwei Jahre später wurde die Idee von Amnesty-Sektionen in der ganzen Welt aufgenommen. Inzwischen ist der Amnesty Briefmarathon das weltweit größte Menschenrechtsevent. Allein im letzten Jahr beteiligten sich Menschen aus über 200 Ländern und Territorien am Briefmarathon, wobei mehr als drei Millionen Appellbriefe für Menschen in Gefahr verschickt wurden. „Es ist so schön, wieder bei meinen Freunden zu sein. Ich fühle mich gut, nun da ich wieder Zeit mit ihnen und meiner Familie verbringen kann.“ Jabbar Savalan Jabbar Savalan, 20-jähriger Geschichtsstudent und politischer Aktivist aus Aserbaidschan, ist am 26. Dezember 2011 frühzeitig entlassen worden. Hunderttausende Menschen in über 70 Ländern haben Briefe geschrieben und seine Freilassung gefordert. Lesen Sie mehr über die Erfolge des letzten Briefmarathons auf der nächsten Seite! 1 2 EINLEITUNG ERFOLGE & ERGEBNISSE BRIEFMARATHON 2014 Erkin Musaev | Usbekistan ERFOLGE & ERGEBNISSE BRIEFMARATHON 2014 Obwohl anfangs keine Solidaritätsnachrichten an Erkin im Gefängnis ausgehändigt wurden, wurden diese – ob der Menge der Nachrichten und durch zusätzlichen Druck der Familie – im Frühjahr an Erkin weitergegeben. Erfolge Beim Briefmarathon 2014 haben wir uns von Österreich aus für die folgenden Menschen eingesetzt: „Liebes Team von Amnesty International, liebe Aktivisten*innen?)! Ich schreibe euch zum Dank für all das Großherzige, das ihr tut, einschließlich eurer Unterstützung für meinen Sohn, Erkin Musaev, und für uns. Es fällt mir schwer, die tief empfundene Dankbarkeit und Wertschätzung unserer Familie in Worte zu fassen. […]“ Aidzhan Musaev, Vater von Erkin Ergebnisse © Amnesty International In Zahlen Liu Ping | Volksrepublik China Mehr als 17.800 Personen haben sich österreichweit am letztjährigen Briefmarathon beteiligt und dabei mehr als 36.300 Briefe, Postkarten, Online-Appelle und Petitionslisten zugunsten von Liu Ping, Erkin Musaev und Moses Akatugba verschickt. Liao Minyue durfte ihre Mutter Liu Ping im Gefängnis besuchen! Liao Minyue war es vor unserem Einsatz nicht gestattet ihre Mutter zu sehen. Diese positive Entwicklung ist u.a. auf die große internationale Aufmerksamkeit durch den Briefmarathon zurückzuführen. Mehr als 3.000 Schüler*innen in über 160 Klassen haben gemeinsam Briefe geschrieben und damit ein klares Zeichen gegen Folter gesetzt. „Ich bin sehr gerührt von all den Aktionen für meine Mutter; ich möchte meinen Dank an alle senden, die diese Kampagne unterstützen.“ Liao Minyue Österreichweit fanden 29 Briefmarathon-Events statt. Moses Akatugba | Nigeria Weltweit wurden sogar mehr als 3,2 Millionen Briefe verschickt! Moses Akatugba wurde am 28. Mai 2015 vom Gouverneur des Delta-States begnadigt. „Ich bin überwältigt. Ich danke Amnesty International und seinen Aktivistinnen und Aktivisten für die große Unterstützung, die mir geholfen hat, aus dieser Situation gestärkt hervorzugehen. In meinen Augen sind die Mitglieder und Aktivistinnen und Aktivisten von Amnesty International Heldinnen und Helden. Ich verspreche, dass ich mich für die Menschenrechte einsetzen und anderen helfen werde.“ Moses Akatugba Amnesty Briefmarathon Event, Hub Wien, 10. Dezember 2015 © Amnesty International/Robert Fellner 2 3 EINLEITUNG BRIEFMARATHON AN SCHULEN BRIEFMARATHON AN SCHULEN Zielsetzungen Verwendung der Lehr- und Aktionsunterlagen Die Teilnahme am Briefmarathon fördert Kompetenzen wie z.B. politische Partizipation, Solidarität und das Verfassen von formellen Briefen. Mit der Aktion wird das Bewusstsein der Schüler*innen für Menschenrechte, Verantwortung und Unrecht gestärkt und es wird ihnen vermittelt, dass sie handlungsmächtig sind und etwas bewirken können. In den vorliegenden Unterlagen finden Sie Stundenbilder und konkrete Übungsanleitungen, die Ihnen als schnelle und einfache Hilfe für die Durchführung von Unterrichtseinheiten zum diesjährigen Briefmarathon dienen sollen. Die Stundenbilder können als empfohlene Fahrpläne für die Unterrichtsstunden gesehen werden. Die Empfehlungen können von Ihnen, als Expert*in, leicht für Ihre Bedürfnisse und die Ihrer Klassen angepasst werden. Der Briefmarathon an Schulen als Instrument der Menschenrechtsbildung verfolgt konkret folgende Zielsetzungen: Weiters finden Sie auch Umsetzungstipps und geschätzte Zeitangaben für die einzelnen Schritte. Die tatsächlich benötigte Zeit hängt dabei von der Anzahl der Schüler*innen sowie von ihrem Alter und Vorwissen ab. Je mehr Zeit Sie für den Workshop einplanen, desto flexibler können Sie agieren und desto vielschichtiger und intensiver können die einzelnen Übungen geführt werden. Konkret ist das Handbuch in drei Unterrichtsstunden zu je 50 Minuten und zwei optionalen Stunden zu insgesamt 60 – 90 Minuten eingeteilt: Das primäre Ziel des Amnesty Briefmarathons an den Schulen ist interaktive, partizipative und spürbarmachende und somit nachhaltige Menschenrechtsbildung. Die Idee der Menschenrechte, einzelne konkrete Rechte und die Grundlagen, die zu ihrer Einhaltung führen, werden erfahrbar gemacht. Anhand der bearbeiteten Fälle wird zusätzlich auch eine Verbindung zur Tagesaktualität und der Menschenrechtslage in verschiedenen Ländern der Welt hergestellt. Stunde 1: Welche Menschenrechte werden verletzt? Stunde 2: Aktiv werden Stunde 3: Alle Menschenrechte für alle Optionale Stunden 4 & 5: Die Stärke der Zahlen (Einzelfallarbeit Waleed Abu al-Khair) Ein weiteres Ziel ist es, den Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, sich für Menschen in Gefahr einzusetzen. Das Unterstützen eines Menschen als konkrete Handlung vermittelt ihnen, dass sie handlungsmächtig sind, gegen Unrecht aktiv werden können und lässt sie Verantwortung spüren. Je nachdem wie viel Zeit Sie zur Verfügung haben, können Sie nur eine der drei Unterrichtseinheitseinheiten durchführen oder einen inhaltlich aufbauenden Workshop anleiten, wobei Sie mit der Stunde 1 wie auch mit der Stunde 3 beginnen können. Das dritte Ziel ist die Vision von Amnesty International „Eine Welt, in der alle Menschen alle Menschenrechte genießen können.“ Dies kann allerdings nur Realität werden, wenn Menschen über ihre eigenen Menschenrechte Bescheid wissen und den Menschenrechten der anderen mit Respekt begegnen. Diese Werte und Grundhaltungen sind neben dem Wissen über die Menschenrechte ein wichtiger Bestandteil der Menschenrechtsbildung. Aktiv werden Durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit einem Fall und der Möglichkeit sich aktiv für einen Menschen in Gefahr und damit auch immer für die Achtung der Menschenrechte generell einzusetzen, wird effektives und sinnstiftendes Lernen ermöglicht. Achten Sie dennoch bei den vorgeschlagenen Unterstützungsaktionen (auf Seite 8 und 11 – 13) unbedingt auf das Prinzip der Freiwilligkeit. Diese sollten von den Schüler*innen nicht als verpflichtender Teil des Unterrichts verstanden werden. Die Musterbriefe zu den Fällen sowie die Solidaritätspostkaten finden Sie im Anschluss an die Fallbeschreibungen im Anhang B. Zielgruppe Der Briefmarathon an Schulen wendet sich an alle Schulformen und -klassen ab der dritten Sekundarstufe I, insbesondere an alle Oberstufenklassen. Er lässt sich in mehreren Fächern in den Unterricht einbauen, sei es in Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung, Philosophie, Geografie und Wirtschafskunde, im Sprachunterricht, im Religions- und Ethikunterricht, im Fach Soziales Lernen oder in Form eines Menschenrechtstages sogar an der ganzen Schule. 3 4 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 1 – WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT? UMSETZUNGSTIPPS STUNDE 1: WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT? LERNZIELE Aufgrund der Auseinandersetzung mit konkreten Fällen wird für die Schüler*innen der abstrakte Begriff der Menschenrechte greifbarer und einzelne Rechte und Menschenrechtsverletzungen werden besser verständlich. DAUER 50 Minuten DIESE STUNDE UMFASST DREI SCHRITTE Schritt 1: Einführung in das Thema (10 Min), S. 5 Schritt 2: Gruppenarbeit zu den Fällen (20 Min), S. 5 Schritt 3: Präsentation der Fälle / Antworten auf die Fragen (20 Min), S. 5 Weiterführender Schritt: Filmabend zu einem der drei Fälle, S. 6 WAS SIE ALLES BRAUCHEN Fallbeschreibungen, Anhang B Kopien des Übungsblatts „Welche Menschenrechte werden verletzt?“, S. 15 Infoblätter „Welche Menschenrechte werden verletzt?“, S. 16 –18 Kopien der „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in vereinfachten Worten“, S. 19/20 Optional: Infoblatt „Im Klartext: Menschenrechte“, S. 24/25 Optional „Fragen und Antworten zu Amnesty International“, S. 26/27 Optional: Internetzugang und Beamer Diese Stunde kann auch in zwei 50-minütige Unterrichtseinheiten aufgeteilt werden. Je mehr Zeit Sie einplanen, desto vielschichtiger und intensiver können die Diskussionen und die Gruppenarbeiten geführt werden. So können sich auch in großen Klassen alle Schüler*innen mit allen Fällen beschäftigen. Sie sind der*die Expert*in: Sie kennen Ihre Klasse am besten und können auch den Diskussionsbedarf am besten einschätzen. Das Stundenbild ist deshalb nur eine Empfehlung. Gerne können Sie nur einen der drei Fälle behandeln und diesen dafür ausführlicher. Wenn Sie sich entscheiden nur zwei oder einen der drei Fälle zu bearbeiten, dann adaptieren Sie einfach entsprechend die Verteilung der einzelnen Aufgabenbereiche (Fallbeschreibung, Beantwortung einzelner Fragestellungen). Ebenfalls können Sie die SchülerInnen auch einzeln arbeiten lassen (Alternativmethode S. 6). Wie freuen uns sehr über eine Rückmeldung, für welche Methode Sie sich entschieden haben, was sich bewährt hat und was weniger, und vor allem wie die Reaktionen Ihrer Schüler*innen auf den diesjährigen Briefmarathon waren. Sie finden auf unserer Briefmarathon-Website (briefmarathon.amnesty.at) ab dem 18. November ein ca. dreiminütiges Video (auf Englisch mit deutschen Untertiteln) zu Waleed Abu al-Khair. Mit dem Video können Sie die Unterrichtseinheit multimedialer und nochmals abwechslungsreicher gestalten. Werfen Sie außerdem einen Blick auf S. 28! Hier finden Sie zu den einzelnen Fällen die Filmempfehlungen des One World Filmclubs. Die Schüler*innen können bei One World Filmclubs (OWFC) einen eigenen Filmclub gründen und anschließend auch kostenlos preisgekrönte Filme zu Menschenrechtsthemen ausleihen – u.a. auch die empfohlenen Filme zum Briefmarathon. 4 5 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 1 – WELCHE MENSCHENRECHTE WURDEN/WERDEN VERLETZT? Schritt 1: Einführung in das Thema Schritt 3: Präsentation der Fälle / Antworten Dauer: 10 Minuten Plenum, Dauer: 20 Minuten Stellen Sie in etwa 10 Minuten prägnant das Konzept der Menschenrechte (Infoblatt „Im Klartext: Menschenrechte“, S. 24/25) vor. Bei drei Gruppen: Zunächst beschreibt jene Gruppe, die den ersten Fall bearbeitet hat, den vorliegenden Fall (Fallbeschreibung) und geht auch auf die Fragestellungen in Bezug auf ihren Fall ein. Anschließend sind die beiden anderen Gruppen mit den ihnen zugeteilten Fällen an der Reihe. Zusätzlich können Sie auch kurz die Arbeit von Amnesty International (Infoblatt „Fragen und Antworten zu Amnesty International“, S. 26/27) sowie bereits jetzt den Briefmarathon als eine mögliche Aktionsform (Einleitung, S. 1) vorstellen. Bei sechs Gruppen: 1) Zunächst beschreibt eine der beiden Gruppen, die den ersten Fall bearbeitet haben, kurz und prägnant den vorliegenden Fall (Fallbeschreibung). Schritt 2: Welche Menschenrechte werden verletzt? Gruppenarbeit, Dauer: 20 Minuten Teilen Sie die Schüler*innen in drei oder sechs Gruppen (je nach Größe der Klasse) zu je drei bis vier Schüler*innen ein. 1) Teilen Sie bei drei Gruppen einen Fall bzw. eine Fallbeschreibung pro Gruppe zu (Anhang B). 2) Anschließend geht die andere Gruppe auf die Fragen zu den konkret begangenen Menschenrechtsverletzungen und den hiermit verbundenen Menschenrechten sowie auf die Amnesty-Forderungen ein (Beantwortung der Fragen). 2) Teilen Sie bei sechs Gruppen jeden der drei Fälle zwei Gruppen zu. 3) Beide Gruppen können sich jeweils gegenseitig ergänzen bzw. eine Diskussion führen. 4) Nun sind die nächsten beiden Gruppen an der Reihe und stellen wiederum ihren Fall vor bzw. gehen auf die Fragen in Bezug auf ihren Fall ein. Lassen Sie bei drei Gruppen alle Gruppen zur jeweiligen Fallbeschreibung und zu den Fragestellungen arbeiten. 5) Schließlich sind die letzten beiden Gruppen dran. Lassen Sie bei sechs Gruppen jeweils eine Gruppe zur Fallbeschreibung arbeiten und die jeweils andere zu den angeführten Fragen. Wenn Sie sich entscheiden nur zwei oder einen der drei Fälle zu behandeln, dann adaptieren Sie einfach entsprechend die Verteilung der einzelnen Aufgabenbereiche (Fallbeschreibung, Beantwortung einzelner Fragestellungen). Teilen Sie die jeweiligen Fallbeschreibungen (Anhang B) mindestens 1x pro Gruppe aus sowie das Übungsblatt „Welche Menschenrechte werden verletzt?“ (S. 15) mind. 1x pro Gruppe an jene Gruppen, die zu den Fragen arbeiten. Verteilen Sie weiters das Infoblatt „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in vereinfachten Worten“ (S. 19/20) an alle Schüler*innen. Auf den Seiten 16–18 Informationsblätter zur Übung. Erklären Sie den Schüler*innen, dass sie für die Gruppenarbeit 20 Minuten zur Verfügung haben und anschließend im Plenum die Fälle und dazugehörigen Fragen gemeinsam besprochen werden. Sie sollen sich entsprechend auf eine oder mehrere Personen einigen, die im Plenum ihre Ergebnisse präsentieren. 5 finden Sie die 6 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 1 – WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT? Weiterführender Schritt: Filmabend zu einem der drei Fälle Alternativmethode Alternativ können Sie jeden Fall etwa drei bis fünf Minuten lang vorstellen. Die Schüler*innen hören dabei ausschließlich aktiv zu, ohne sich schriftliche Notizen zu machen, und versuchen, den Fall zu verstehen. Erklären Sie den Schüler*innen, dass sie bei One World Filmclubs (OWFC) kostenlos einen eigenen Filmclub gründen können und anschließend auch kostenlos preisgekrönte Filme zu Menschenrechtsthemen ausleihen können. Weiters unterstützt sie das OWFCTeam mit Informationen und Tipps für die Organisation und die Filmauswahl. Die Schüler*innen organisieren den Filmclub eigenständig, Lehrer*innen können gerne eine unterstützende Rolle einnehmen. In den darauf folgenden fünf Minuten schreiben die Schüler*innen auf, woran sie sich erinnern können und bearbeiten einzeln die Fragen. Nun werden im Plenum die Fragen beantwortet und diskutiert. Hierfür stehen wiederum fünf Minuten zur Verfügung. Anschließend wird wieder vorgelesen, aktiv zugehört, aufgeschrieben und schließlich diskutiert. Teilen Sie ihnen mit, welche Filme OWFC im Zusammenhang mit den diesjährigen BriefmarathonFällen empfiehlt und dass diese ebenfalls ausgeliehen werden können. Die Filmempfehlungen finden Sie auf dem Infoblatt „OWFC / Filmempfehlungen zum Briefmarathon 2015“ auf S. 28. Durch diese Methode können die Schüler*innen sowohl aktiv zuhören wie auch die relevanten menschenrechtlichen Inhalte in Ruhe niederschreiben. Letzteres wiederum ermöglicht, dass ihre Aufzeichnungen „korrekter“ beziehungsweise vollständiger sind und sie später diese somit auch besser verstehen. Gleichzeitig wird so die Aufmerksamkeit der Schüler*innen aufrechterhalten. Teilen Sie interessierten Schüler*innen das Infoblatt aus. Beispiel vom Briefmarathon 2012 Aufgrund des Briefmarathons gründet eine Schülerin an ihrer Schule den „OWFC-Vöcklabruck“ und organisiert zwei Filmclubvorführungen, um den Schüler*innen die Inhalte des Amnesty Briefmarathons zu veranschaulichen. Zu den Filmvorführungen kommen jeweils 70 – 100 Schüler*innen. Sie resümierte: „Die Filme sind super angekommen, und der Briefmarathon war ein voller Erfolg.“ Und die Rückmeldung eines ihrer Lehrer war: „...ein erfolgreicher Gegenentwurf zur angeblichen Politikverdrossenheit und zum mangelnden Engagement der heutigen Jugend“. Der Filmclub ist mittlerweile ein fixer Bestandteil an der Schule. Briefmarathon und Filmabend am ORG der Franziskanerinnen Vöcklabruck 2012. © ORG der Franzsikanerinnen 6 7 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 2 – AKTIV WERDEN STUNDE 2: AKTIV WERDEN BEDENKEN? LERNZIELE/KOMPETENZEN Den Schüler*innen wird vermittelt, dass ihnen Mitgestaltungsmöglichkeiten an ihrer Umwelt zur Verfügung stehen und sie gegen Unrecht aktiv werden können. Außerdem wird das Bewusstsein der Schüler*innen für Menschenrechte, Verantwortung und Ungerechtigkeit gestärkt. Den Schüler*innen wird die „Kulturtechnik“ Briefe schreiben und verschicken wieder näher gebracht und sie üben das Verfassen von formalen Briefen. DAUER 50 Minuten Erklären Sie den Schüler*innen, dass Amnesty International bisher noch kein Fall bekannt ist, bei der eine Person aus Österreich bzw. eine Person, die nicht in den betreffenden Ländern selbst ihren Wohnsitz hat, negative Konsequenzen aufgrund ihres Engagements im Rahmen des Briefmarathons erfahren hat. Leider wissen wir jedoch nicht, ob die Namen und Adressen von den politischen Behörden gespeichert werden oder nicht. Auf jeden Fall werden die Briefe zeitgleich mit zehntausenden weiteren aus der ganzen Welt ankommen. Allein dadurch ist es eher unwahrscheinlich, dass sie personalisiert erfasst werden. Sollten Ihre Schüler*innen dennoch Bedenken haben, so können die Briefe beispielsweise auch ohne Angabe der Adressen abgeschickt werden. Bei sehr starken Bedenken, können Sie auch einen gemeinsamen Brief als Klasse verfassen bzw. abschicken, den alle unterschreiben. DIESE STUNDE UMFASST DREI SCHRITTE Schritt 1: Input Briefmarathon/Briefe schreiben (5 – 10 Min), S. 8 Schritt 2: Aktiv werden: Briefe schreiben (30 – 35 Min), S. 8 Schritt 3: Feedback/Reflexion (5 – 15 Min), S. 8 Die Bedenken kommen immer wieder und eignen sich besonders gut für das weitere Thematisieren des Themas Meinungsfreiheit bzw. des Rechts auf freie Meinungsäußerung. WAS SIE ALLES BRAUCHEN Briefvorlagen/Musterbriefe/Solidaritätspostkarten, Anhang B Kuverts Die vorgeschlagenen Unterstützungsaktionen sollten von den Schüler*innen keinesfalls als verpflichtender Teil des Unterrichts verstanden werden. Ermutigen Sie die Schüler*innen zu ihren eigenen (gerne auch kreativen) Ideen, die diesjährigen Briefmarathon-Fälle zu unterstützen und melden Sie uns diese bitte zurück! Wir sammeln alle Aktionsideen und Fotos und veröffentlichen diese, mit ihrer Zustimmung, in der online Briefmarathon Bildergalerie. 7 8 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 2 – AKTIV WERDEN Schritt 1: Input Briefmarathon / Briefe schreiben Schritt 3: Feedback/Reflexion Dauer: 5 – 10 Minuten Dauer: 5 – 15 Minuten Erklären Sie den Schüler*innen, dass sie die Menschenrechtsverteidiger*innen und ihre Anliegen konkret unterstützen können. Übung 1: Post-its-Feedback (5 Min) Machen Sie die Schüler*innen auf den internationalen Amnesty Briefmarathon aufmerksam und die Möglichkeit, sich nun mit (persönlichen) Briefen direkt für die drei Fälle einzusetzen. Ein kurzes Porträt zum Briefmarathon finden Sie in der Einleitung (S. 1). 1) Jede*r Schüler*in erhält zwei Post-its, auf welchen er*sie positive und negative Eindrücke notiert. 2) Die Kommentare sollten entweder gemeinsam besprochen oder aber von der*dem Pädagogin*en kurz ausgewertet und mit eigenen Eindrücken ergänzt werden. Schritt 2: Aktiv werden / Appellbriefaktionen Dauer: 30 – 35 Minuten Übung 2: Ansichten (10 – 15 Min) Je nach zur Verfügung stehender Zeit und persönlicher Präferenz können die Schüler*innen nun: 1) Die von Amnesty International vorgefertigten Musterbriefe zu den Fällen unterschreiben. Sie finden diese im Anhang B. 2) Oder auch persönliche Briefe – welche sich an die Musterbriefe anlehnen sollten – verfassen (persönlich verfasste Briefe sind immer am wirksamsten) bzw. eigene Solidaritätskarten gestalten (s. Foto unten). 3) Bei den vorgeschlagenen Solidaritätsaktionen mitzumachen und sich so direkt und persönlich an die diesjährigen Briefmarathon-Fälle zu wenden. 1) Bereiten Sie 3 – 4 Fragen vor, z.B.: „Hat dir das Projekt gefallen?“, „Hast du etwas Neues gelernt?“, „Was hat dir am meisten/wenigsten gefallen?“, „Was würdest du beibehalten/ändern wollen und warum?“, „Wie haben dir die Methoden gefallen?“ 2) Benennen Sie die 4 Wände des Raumes mit „Ja“, „Nein“, „Ich weiß nicht“ und „Ich will etwas dazu sagen“. (eventuell auch hier doppelte Anführungszeichen) 3) Stellen Sie nacheinander die Fragen. Die Schüler*innen sollen nach jeder Frage zu der Wand gehen, die ihrer Antwort entspricht. Quellen: http://kompass.humanrights.ch Briefmarathon 2013 am Gymnasium Dachsberg © Gymnasium Dachsberg / Amnesty International 8 9 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 3 – ALLE MENSCHENRECHTE FÜR ALLE UMSETZUNGSTIPPS STUNDE 3: ALLE MENSCHENRECHTE FÜR ALLE LERNZIELE/KOMPETENZEN Die Schüler*innen tauschen sich aus, diskutieren über konkrete Menschenrechte und lernen dabei auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte bzw. konkrete Menschenrechtsartikel kennen. Sie lernen das Wesen und die wichtigsten Prinzipien (Universalität, Egalität, Unteilbarkeit, Interdependenz) der Menschenrechte kennen und können diese nachvollziehen. Sie lernen weiters das Verhältnis Staat – Individuum im Kontext der Menschenrechte kennen. DAUER Falls Sie noch genügend Zeit haben, führen Sie bitte am Ende der Stunde bzw. am Ende des Workshops ein kurzes Feedback/eine kurze Reflexionsrunde durch. Die Reflexion ist ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Gleichzeitig sollten die Schüler*innen nach jeder Übung, falls benötigt bzw. gewünscht, die Möglichkeit haben ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Ein kurzes Feedback der Schüler*innen hilft zudem, es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Die Feedbackübungen und -fragen finden Sie auf Seite 8. Anregungen für die Weiterarbeit finden Sie bei den Umsetzungstipps zu den optionalen Stunden 4 & 5 auf Seite 11. 50 Minuten DIESE STUNDE UMFASST DREI SCHRITTE Schritt 1: Gruppenarbeit: Menschenrechtsbaum (25 Min), S. 10 Schritt 2: Menschenrechtsbaum Teil 2 – Nachbesprechung (25 Min), S. 10 WAS SIE ALLES BRAUCHEN Kopien der „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in vereinfachten Worten“, S. 19/20 Optional: Flipcharts und Stifte Menschenrechtsbaum Team „Menschenrechte machen Schule“. © Amnesty International 9 10 BRIEFMARATHON 2015 STUNDE 3 – ALLE MENSCHENRECHTE FÜR ALLE Erklären Sie nach der letzten Präsentation, dass kein Menschenrecht wichtiger ist als das andere und dass man die Rechte nicht teilen kann. Wenn auch nur eines der Menschenrechte beschnitten wird, dann werden alle beschnitten. So ist bspw. eine Umsetzung von bürgerlichen und politischen Rechten nicht möglich, wenn nicht gleichzeitig das Recht auf Nahrung ebenfalls verwirklicht ist. Umgekehrt geht die Verletzung wirtschaftlicher, sozialer oder kultureller Rechte, etwa bei rechtswidrigen Zwangsräumungen, meistens auch mit der Verletzung bürgerlicher und politischer Rechte einher (Unteilbarkeit und Interdependenz der Menschenrechte). Schritt 1: Menschenrechtsbaum Dauer: 25 Minuten Bitten Sie die Schüler*innen, sich in Kleingruppen zu vier bis fünf Personen zusammen zu finden und teilen Sie pro Gruppe mindestens zwei Kopien der „Allg. Erklärung der Menschenrechte in vereinfachten Worten“ aus. Bitten Sie jede Gruppe zuerst, einen Baum auf das Flipchart bzw. auf ein möglichst großes Blatt zu malen. Danach soll sich die Gruppe die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durchlesen und die Menschenrechte in die verschiedenen Teile des Baumes schreiben (Ast, Wurzel, Krone, Stamm). Es müssen dabei nicht alle Rechte aufgeschrieben werden. Natürlich ist es auch möglich, dass alle verwendeten Rechte im selben Teil eines Baumes platziert werden – bspw. in den Wurzeln. Fragen Sie nun die Schüler*innen: 1) 2) Erklären Sie: Fordern Sie die Schüler*innen auf sich dabei auch zu überlegen: 1) Welche Rechte ihren Baum besonders zum Wachsen und Blühen bringen? 2) Warum sie die Rechte genau in diesen Teil des Baumes schreiben/malen? 3) In welchem Verhältnis die Rechte zueinander stehen und 4) Wer denn jetzt eigentlich Menschenrechte hat und wer dafür verantwortlich ist, die Menschenrechte zu schützen? 1) Menschenrechte werden nicht vom Staat verliehen, sondern sie stehen jedem Menschen zu – aus dem alleinigen Grund, dass er oder sie ein Mensch ist (Menschenrechte sind angeboren und unveräußerlich). 2) Menschenrechte gelten für alle Menschen auf der ganzen Welt gleich (Universalität und Egalität der Menschenrechte)! 3) Der Staat (die Regierung, Polizei, …) ist verpflichtet, die Menschenrechte zu achten, zu schützen und zu gewährleisten. Wir können deshalb unsere Rechte einfordern und einklagen und wenn notwendig sogar gegen den Staat gerichtlich durchsetzen! was den Baum zum Absterben bringen könnte? Erklären Sie ihnen auch, dass sie anschließend ihre Bäume den anderen Gruppen kurz vorstellen werden und sich deshalb auch darauf einigen sollen, wer den Baum präsentiert. Erklären Sie, dass auch die Individuen eine Verantwortung bzw. Pflicht haben, nämlich die Menschenrechte anderer zu respektieren und zu beachten. Dabei werden die eigenen Rechte und Freiheiten nur soweit eingeschränkt, wie es zum Schutz der Rechte und Freiheiten von anderen notwendig ist. Schritt 2: Menschenrechtsbaum – Nachbesprechung Dauer: 25 Minuten Bitten Sie jede Gruppe, ihren Menschenrechtsbaum zu präsentieren und ihre Anordnung der Menschenrechte zu erklären. Nun können Sie mit Fragen eine Diskussion einleiten. Mögliche Fragen: Wie kann der Staat… 1) Stellen Sie nach jeder Präsentation folgende Frage: „Was würde der Verlust eines der Rechte für die anderen Rechte bedeuten?“ Falls zu unkonkret, dann beziehen Sie sich auf ein bestimmtes Recht auf dem Baum und/oder geben Sie selbst Hinweise bzw. führen Sie mögliche Konsequenzen kurz und prägnant an. Sie können auch fragen: „Wie hängen diese beiden Rechte zusammen?“ 2) 3) 4) 10 …unsere Menschenrechte verletzen (z.B. dass wir unsere Meinung nicht sagen dürfen)? …uns vor Menschenrechtsverletzungen beschützen bzw. unsere Menschenrechte schützen (z.B. dass, wenn wir überfallen wurden, die Polizei nach dem*der Täter*in sucht)? …unsere Menschenrechte gewährleisten (z.B. dass er ein Schulsystem aufbaut, sonst können wir unser Recht auf Bildung nicht wahrnehmen)? Werden eurer Meinung nach in Österreich die 11 BRIEFMARATHON 2015 STUNDEN 4 & 5 – DIE STÄRKE DER ZAHLEN OPTIONALE STUNDE 4 & 5: DIE STÄRKE DER ZAHLEN (EINZELFALLARBEIT ZU WALEED ABU AL-KHAIR) LERNZIELE/KOMPETENZEN Diese Übung regt die Schüler*innen an, eine Kampagne zu planen und damit andere Menschen für den Briefmarathon zu begeistern und sie zu motivieren, sich für einen der Fälle einzusetzen. Die Schüler*innen üben strategisches Denken und entwickeln ihre Fähigkeiten beim Planen. UMSETZUNGSTIPPS Falls Sie noch genügend Zeit haben, führen Sie bitte am Ende der Stunde bzw. am Ende des Workshops ein kurzes Feedback/eine kurze Reflexionsrunde durch. Die Feedbackübungen und -fragen finden Sie auf Seite 8. Ermutigen Sie die Schüler*innen zu ihren eigenen (gerne auch kreativen) Ideen Menschenrechtsverteidiger*innen und Menschen in Gefahr zu unterstützen. Sie entwickeln ihre kommunikativen Fähigkeiten und üben diese. Sie bekommen einen Einblick in Menschenrechtsaktivismus und erkennen, dass es nicht schwer ist, sich für Menschenrechte einzusetzen. Schüler*innen werden aktiv! DAUER der beiden Stunden gemeinsam 60 – 90 Minuten DIE STUNDEN UMFASSEN DREI SCHRITTE Projektideen für die weitere Menschenrechtsarbeit: Sie können mit Ihren Schüler*innen gemeinsam Ideen sammeln, was sie allgemein für die Menschenrechte tun können, bspw. um ihre Mitschüler*innen aus anderen Klassen über Menschenrechte aufzuklären bzw. auf das Thema aufmerksam zu machen. Dann könnten diese eine Idee auswählen und in den nächsten Tagen/Wochen weitere Schritte planen, um die Idee auch in die Tat umzusetzen. Hier ein paar Anregungen: 1) Schritt 1: Den Hintergrund verstehen, (20 – 30 Min), S. 12 Schritt 2: Überlegungen zum Aktiv-werden (20 – 30 Min), S. 12 Schritt 3: Planen und Strategie (20 – 30 Min), S. 13 2) WAS SIE ALLES BRAUCHEN 3) 4) Arbeitsblätter, S. 21, 22, 23 PRAKTISCHE ZUSATZINFORMATIONEN Erfolgsmeldungen vom letzten Briefmarathon, S. 2 Fallbeschreibung zu Waleed Abu al-Khair (Anhang B) 11 Ausstellung zum Thema Menschenrechte oder auch zu einem konkreten Fall bzw. zu einer aktuellen Kampagne von Amnesty International (Bilder, Plakate oder Fotos). Aufführung zum Thema Menschenrechte oder zum einem konkreten Fall bzw. zu einer aktuellen Kampagne. Schulweite Unterstützungsaktionen. Öffentlichkeitsarbeit: Artikel (z.B. in der Schüler*innenzeitung) oder Blogbeiträge (z.B. auf der Schulwebsite) schreiben. 12 BRIEFMARATHON 2015 STUNDEN 4 & 5 – DIE STÄRKE DER ZAHLEN Schritt 1: Den Hintergrund verstehen Schritt 2: Ideen zum Aktiv-werden Dauer: 20 – 30 Minuten Dauer: 20 – 30 Minuten Erklären Sie den Fall von Waleed Abu al-Khair. Fragen Sie nach spontanen Reaktionen der Schüler*innen und ersten Assoziationen. Erklären Sie die Anliegen von Amnesty im Fall von Waleed: Amnesty will Menschen motivieren, sich solidarisch mit Waleed zu zeigen. Zu diesem Zweck sollen Briefe und Solidaritätspostkarten an ihn geschickt werden. Außerdem sollen auch Briefe an den König geschickt werden, um Besprechen Sie Hintergrund und Zusammenhang von Waleeds Fall und der politischen Situation in SaudiArabien. Fragen Sie die Schüler*innen, was sie noch alles über Saudi-Arabien wissen und halten Sie die Antworten auf einem Flipchart fest. Kurze Antworten zu den folgenden Fragen finden Sie auf S. 20. Waleeds sofortige Freilassung zu fordern zu fordern, dass er vor Folter und Misshandlung geschützt wird und, um zu fordern, dass alle Anklagepunkte gegen ihn fallen gelassen werden. Wie viele Menschen Leben in Saudi-Arabien? Welche Regierungsform gibt es in Saudi-Arabien und wie kommt die Regierung zustande? Bitten Sie die Schüler*innen nun um ihre Einschätzungen zu folgenden Fragen: Welche Güter machen den Hauptexport aus? Handelt es sich bei Saudi-Arabien um ein reiches oder ein armes Land? Kann ein Brief eine Veränderung erzielen? Optional: Wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht, lassen Sie die Schüler*innen eigene Recherchen zu den Fragen anstellen; in Gruppen oder einzeln. Die Ergebnisse können pro Frage kurz und knapp präsentiert werden. Stellen Sie einige Erfolgsstories vor. Erklären Sie, dass erfolgreicher Menschenrechtsaktivismus von der gemeinsamen Kraft Vieler abhängt und von einer starken Botschaft. Kümmert den König ein Brief von jungen Menschen aus anderen Ländern überhaupt? Saudi-Arabien auf der Weltkarte. © Amnesty International 12 13 BRIEFMARATHON 2015 STUNDEN 4 & 5 – DIE STÄRKE DER ZAHLEN Schritt 3: Planung und Strategie Dauer: 20 – 30 Minuten Erklären Sie, dass es in dieser Übung darum gehen wird, dass die Schüler*innen in Gruppen eine Strategie entwickeln. Ziel soll es sein, so viele Menschen wie möglich zu motivieren, Druck auf die saudi-arabischen Behörden auszuüben. Je nach Klassenstärke können zwei oder vier Gruppen gebildet werden, die jeweils zu einer online oder offline Kampagnenstrategie arbeiten. Wenn alle Schüler*innen bevorzugen zu Kampagnenart zu arbeiten, ist das auch möglich. einer Bevor Sie die Arbeitsblätter austeilen, erinnern Sie die Schüler*innen daran, dass Menschen heutzutage im Regelfall sehr beschäftigt sind. Der Kern einer guten Kampagnenstrategie ist es die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Kernaussage zu lenken und ihnen klarzumachen, wie wichtig diese ist. Die Gruppen machen sich darüber Gedanken, wie sie ihre Kampagne einzigartig und herausragend machen können. Teilen Sie die Schüler*innen in Gruppen ein. Geben Sie jeder Gruppe ein Arbeitsblatt (S. 20). Nun haben die Gruppen mind. 30 Minuten Zeit ihre Strategie auszuformulieren, bevor sie ihre Ergebnisse den anderen Gruppen vorstellen. Planen Sie Zeit für Anmerkungen und Kommentare der anderen ein; wie z.B. Wie war die Aufgabenstellung für dich? Leicht? Schwierig? Was waren die Herausforderungen für die Gruppe? Welche Ideen der anderen Gruppen hältst du für am erfolgreichsten? Warum? Welche der Ideen würdest du gerne umsetzen? Die Gruppe sollte untereinander zu einem Konsens kommen, welche der Ideen weiterverfolgt werden soll. Erklären Sie, dass gute Kampagnen zumeist online und offline Aspekte haben. So können auch Ideen der anderen Gruppen in die eigene Strategie aufgenommen werden. Alternativ dazu können auch die eigenen Strategien der jeweiligen Gruppen durchgeführt werden – vielleicht macht auch ein kleiner Wettbewerb Sinn, um zu sehen, wer die meisten Unterstützer*innen für sich gewinnen kann. Erinnern Sie die Schüler*innen daran, dass es zumeist sehr viel einfacher ist Menschen zu bewegen online aktiv zu werden. Unterstützen Sie die Schüler*innen bei der Umsetzung! 13 ANHANG A: INFO- UND ÜBUNGSBLÄTTER 14 15 BRIEFMARATHON 2015 ÜBUNGSBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT? FÜR DIE STUNDE 1, bitte kopieren und mind. 1x pro Gruppe austeilen A) INHALTLICHE FRAGEN ZUM FALL Welche Menschenrechte werden verletzt? Wer ist von der Menschenrechtsverletzung betroffen? Wer ist dafür verantwortlich? Welches Detail, welcher Aspekt des Falls ist dir/euch am meisten in Erinnerung geblieben? Was hat dich/euch am meisten berührt? B) ZIELE UND ERFOLGE Was sind die einzelnen Forderungen/Ziele von Amnesty International? Was müsste getan werden, um die Menschen zu unterstützen? 15 16 BRIEFMARATHON 2015 INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ FÜR DIE STUNDE 1 Artikel 20 – Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit (1): Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammen zu schließen. 1. FALL: FRED BAUMA und YVES MAKWAMBALA, DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO Beim Fall der beiden kongolesischen Menschenrechtsaktivisten Fred und Yves wurden und werden folgenden Menschenrechte verletzt: Im März 2015 stürmen Sicherheitskräfte in Kinshasa eine Pressekonferenz der Jugendbewegung „Filimbi“ (Trillerpfeife). 30 Personen werden festgenommen, darunter auch Gäste aus Senegal und Burkina Faso, internationale Journalist*innen und ein US-Diplomat. Artikel 1 – Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Respekt Alle Menschen sind frei und haben gleiche Würde und gleiche Rechte. Sie sollen immer gerecht behandelt werden, damit sie lernen, wie man einander mit Respekt begegnet. „Filimbi“ unterstützt friedliches, demokratiepolitisches Engagement von Jugendlichen. Während die meisten Festgenommenen wieder freikommen, hält man die beiden „Filimbi“-Aktivisten Fred Bauma und Yves Makwambala wochenlang in geheimer Haft – ohne Kontakt zur Familie und zu Rechtsbeiständen. Artikel 3 – Recht auf Leben und Freiheit: Jede*r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Sollten Fred und Yves schuldig gesprochen werden, droht ihnen die Todesstrafe. Schließlich werden die beiden Menschenrechtler wegen „Bildung einer kriminellen Gruppe“ und „Putschversuchs“ angeklagt. Artikel 9 – Schutz vor Verhaftung: Niemand darf ohne Grund festgenommen und in Haft gehalten werden. Fred und Yves sind Gewissensgefangene, die lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung des Rechts auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit festgehalten werden. Artikel 5 – Verbot der Folter: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden. Artikel 8 – Anspruch auf Rechtsschutz: Jeder Mensch hat Anspruch auf wirksamen Rechtsschutz vor den zuständigen innerstaatlichen Gerichten gegen alle Handlungen, die seine*ihre ihm*ihr nach der Verfassung oder nach dem Gesetz zustehenden Grundrechte verletzen. Artikel 10 – Faire Gerichtsverfahren: Jede*r hat das Recht auf ein gerechtes und faires Verfahren. Die Richter*innen dürfen sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Artikel 19 – Meinungsfreiheit: Jede*r hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung. Niemand darf davon abgehalten werden, Informationen und Ideen von anderen zu bekommen oder an andere 16 17 BRIEFMARATHON 2015 INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ FÜR DIE STUNDE 1 Artikel 19 – Meinungsfreiheit: Jede*r hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung. Niemand darf davon abgehalten werden, Informationen und Ideen von anderen zu bekommen oder an andere weiterzugeben. 2. FALL: PHYOE PHYOE AUNG, MYANMAR Im Fall Phyoe Phyoe Aung wurden und werden die folgenden Menschenrechte verletzt: Artikel 1 – Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Respekt Alle Menschen sind frei und haben gleiche Würde und gleiche Rechte. Sie sollen immer gerecht behandelt werden, damit sie lernen, wie man einander mit Respekt begegnet. Artikel 20 – Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit (1): Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammen zu schließen. Artikel 3 – Recht auf Leben und Freiheit: Jede*r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Anfang 2015 kommt es in Myanmar zu Student* innenprotesten. Diese richten sich gegen ein neues restriktives Bildungsgesetz, wonach künftig allein die Regierung über Lehrinhalte an Hochschulen entscheidet und Studierende keine unabhängigen Vereinigungen mehr bilden dürfen. Artikel 8 – Anspruch auf Rechtsschutz: Jeder Mensch hat Anspruch auf wirksamen Rechtsschutz vor den zuständigen innerstaatlichen Gerichten gegen alle Handlungen, die seine*ihre ihm*ihr nach der Verfassung oder nach dem Gesetz zustehenden Grundrechte verletzen. Am 10. März 2015 löst die Polizei einen friedlichen Protestmarsch von Studierenden gewaltsam auf. Hunderte Beamt*innen gehen mit Schlagstöcken auf die Studierenden los, es gibt viele Verletzte. Phyoe Phyoe Aung und 54 weitere Studierende sind zum Teil in Einzelhaft inhaftiert, ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand und ohne angemessene medizinische Versorgung. Die Anklagepunkte sind höchst fragwürdig. So werden den Studierenden unter anderem „illegale Versammlung“ und „Ausschreitungen“ vorgeworfen. Artikel 10 – Faire Gerichtsverfahren: Jede*r hat das Recht auf ein gerechtes und faires Verfahren. Die Richter*innen dürfen sich nicht von anderen beeinflussen lassen. 17 18 BRIEFMARATHON 2015 INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ INFOBLATT „WELCHE MENSCHENRECHTE WERDEN VERLETZT?“ FÜR DIE STUNDE 1 Artikel 19 – Meinungsfreiheit: Jede*r hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung. Niemand darf davon abgehalten werden, Informationen und Ideen von anderen zu bekommen oder an andere weiterzugeben. 3. FALL: WALEED ABU AL-KHAIR, SAUDI-ARABIEN Auch im Fall von Waleed Abu al-Khair sind zahlreiche Menschenrechte betroffen: Artikel 1 – Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Respekt Alle Menschen sind frei und haben gleiche Würde und gleiche Rechte. Sie sollen immer gerecht behandelt werden, damit sie lernen, wie man einander mit Respekt begegnet. Waleed Abu al-Khair ist Rechtsanwalt in Saudi-Arabien. Er hat viele Opfer von Menschenrechts-verletzungen vor Gericht vertreten, unter anderem den bekannten Blogger Raif Badawi, der zu zehn Jahren Haft sowie 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde, weil er eine kritische Online-Plattform der „Saudi-Arabischen Liberalen“ gegründet hatte. Artikel 3 – Recht auf Leben und Freiheit: Jede*r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. In Saudi-Arabien wird nach wie vor die Todesstrafe vollstreckt. Im Jahr 2014 wurden 79 Menschen hingerichtet. Artikel 5 – Verbot der Folter: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden. Im Gefängnis wird Waleed geschlagen, durch Schlafentzug misshandelt und in eine Einzelzelle gesperrt. Sein Gesundheitszustand ist angeschlagen, er leidet an Diabetes und bekommt keine angemessene medizinische Versorgung Artikel 10 – Faire Gerichtsverfahren: Jede*r hat das Recht auf ein gerechtes und faires Verfahren. Die Richter*innen dürfen sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Artikel 18 – Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit Du hast das Recht, deine eigenen Ansichten zu haben und deinem Gewissen entsprechend zu handeln. Du hast das Recht, deine Religion frei zu wählen. Du hast auch das Recht, deine Religion zu ändern und die Religion auszuüben, wie du es wünschst, allein oder mit anderen gemeinsam. Waleeds Tweeds und seine Facebook-Likes, in welchen er sich tolerant und offen gegenüber anderen Religionen als dem Islam Äußert, wurden im Prozess gegen ihn verwendet. 18 19 BRIEFMARATHON 2015 ALLGEMEINE ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE ALLGEMEINE ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE IN VEREINFACHTEN WORTEN FÜR DIE STUNDEN 1 UND 2, bitte eventuell doppelseitig kopieren und jeweils an alle Schüler*innen austeilen Artikel 1: Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Respekt Alle Menschen sind frei und haben gleiche Würde und gleiche Rechte. Sie sollen immer gerecht behandelt werden, damit sie lernen, wie man einander mit Respekt begegnet. Artikel 9: Schutz vor Verhaftung und Ausweisung Niemand darf dich ohne Grund in ein Gefängnis stecken oder dich dort festhalten, oder dich ungerechterweise oder ohne Grund aus deinem Land wegschicken. Artikel 10: Faire Gerichtsverfahren Wenn du eine Gerichtsverhandlung hast, soll sie öffentlich stattfinden. Du hast dabei das Recht auf ein gerechtes und faires Verfahren. Die Leute, die über dich urteilen, dürfen sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Artikel 2: Verbot der Diskriminierung Du sollst alle Rechte und Freiheiten haben, die in dieser Erklärung aufgeführt sind, unabhängig davon, woher du kommst, welche Hautfarbe und welches Geschlecht du hast, welche Sprache du sprichst, welche Religion du ausübst, welche Ansichten du hast und ob du reich oder arm bist. Außerdem ist es egal, in welchem Land du lebst. Artikel 11: Unschuldsvermutung Du giltst so lange als unschuldig, bis bewiesen werden kann, dass du schuldig bist. Wenn du angeklagt wirst, hast du immer das Recht, dich zu verteidigen. Du sollst nicht für etwas bestraft werden, was erst nach deiner Handlung verboten worden ist. Artikel 3: Recht auf Leben und Freiheit Du hast das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Artikel 4: Verbot der Sklaverei Niemand hat das Recht, aus dir einen Sklaven zu machen oder dich wie einen Sklaven zu halten und du darfst es auch mit niemandem tun. Artikel 12: Recht auf Privatleben, Schutz der Privatsphäre Niemand darf sich gegen deinen Willen in dein Leben, deine Familie, dein Zuhause einmischen. Niemand darf deine E-Mails, Briefe etc. unerlaubt öffnen; und niemand darf über dich Unwahrheiten verbreiten. Artikel 5: Verbot der Folter Niemand darf dich foltern oder auf andere grausame Weise bestrafen oder behandeln, und auch du darfst niemand anderen foltern (Folter ist die absichtliche und schwere Verletzung einer Person an Körper und Geist, zum Beispiel, wenn jemand mit Einfluss oder Macht einen anderen bestrafen, einschüchtern oder zu einem Geständnis zwingen will). Artikel 13: Auswanderungsfreiheit Du hast das Recht, in ein Land zu kommen und es zu verlassen, wie und wo du willst. Du hast das Recht, dein Land zu verlassen und in es zurückzukehren, wenn du willst. Artikel 6: Anerkennung als Rechtsperson Wo immer du auch bist, muss das Gesetz dich als Person und nicht als Sache behandeln. Artikel 14: Recht auf Asyl Wenn jemand dich verfolgt, hast du das Recht, in ein anderes Land zu gehen und es um Schutz zu bitten. Artikel 7: Gleichbehandlung Das Gesetz ist für alle gleich und soll für jeden gleich angewandt werden. Gesetze dürfen Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Lebensart niemals unterschiedlich behandeln. Artikel 15: Recht auf Staatsangehörigkeit Du hast das Recht, einem Land anzugehören und niemand kann dich ohne guten Grund davon abhalten, zu deinem oder irgendeinem anderen Land zu gehören, wenn du es willst. Artikel 8: Rechtsschutz Du hast Anspruch auf gesetzlichen Schutz, wenn die Gesetze deines Landes nicht beachtet oder deine eigenen Rechte ignoriert werden. Artikel 16: Recht auf Ehe und Familie Du hast das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Hautfarbe und Herkunft spielen dabei keine Rolle. Mann und Frau haben die gleichen Rechte in der Ehe und nach Auflösung einer Ehe. Niemand darf zu einer Ehe gezwungen werden. Die Regierung muss deine Familie schützen. 19 20 BRIEFMARATHON 2015 ALLGEMEINE ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE Artikel 24: Recht auf Erholung und Freizeit Du hast das Recht auf Erholung und Freizeit, auf eine vernünftige Arbeitszeit und auf bezahlten Urlaub. Artikel 17: Recht auf Eigentum Du hast das Recht, etwas alleine oder mit anderen gemeinsam zu besitzen. Niemand darf es dir grundlos wegnehmen. Artikel 25: Recht auf soziale Fürsorge Du hast das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard für dich und deine Familie: ein Dach über dem Kopf, genug Geld zum Leben und medizinische Hilfe, wenn du krank bist. Außerdem hast du das Recht auf Hilfe und Unterstützung, wenn du keine Arbeit hast, wenn du krank oder alt bist, wenn deine Ehefrau oder dein Ehemann tot ist oder bei sonst einem unverschuldeten Grund. Du hast das Recht auf soziale Unterstützung, wenn du diese brauchst. Mütter und Kinder genießen besonderen Schutz. Alle Kinder haben die gleichen Rechte, egal ob ihre Eltern verheiratet sind oder nicht. Artikel 18: Gedanken-, Gewissensund Religionsfreiheit Du hast das Recht, deine eigenen Ansichten zu haben und deinem Gewissen entsprechend zu handeln. Du hast das Recht, deine Religion frei zu wählen. Du hast auch das Recht, deine Religion zu ändern und die Religion auszuüben, wie du es wünschst, allein oder mit anderen gemeinsam. Artikel 19: Meinungs- und Informationsfreiheit Du hast das Recht, frei zu denken und deine Gedanken frei zu äußern. Niemand darf dich davon abhalten, Informationen und Ideen von anderen zu bekommen oder an andere weiterzugeben. Artikel 26: Recht auf Bildung Du hast das Recht auf eine Schulausbildung. Der Unterricht darf während deiner Schulpflicht kein Geld kosten. Du sollst einen Beruf erlernen können oder deine Ausbildung fortsetzen, je nachdem wie du es gerne möchtest. In der Schule sollen deine Fähigkeiten gefördert werden und es soll das Zusammenleben mit anderen Menschen erlernt werden, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft. Artikel 20: Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit Du hast das Recht dich, auf friedliche Art zu organisieren, an Treffen teilzunehmen oder in einer Gruppe zusammenzuarbeiten. Du kannst dazu aber nicht gezwungen werden. Artikel 21: Recht auf Mitbeteiligung, Wahlrecht Du hast das Recht, aktiv an den Angelegenheiten deines Landes mitzuarbeiten, indem du der Regierung angehörst oder indem du für Politiker*innen deiner Wahl stimmst. Die Regierung soll frei und durch alle Menschen gewählt sein. Wahlen sollen regelmäßig abgehalten werden und jede Stimme soll gleich zählen. Artikel 27: Recht auf kulturelle Mitwirkung Du hast das Recht, am kulturellen Leben teilzunehmen und auf Verbesserung? des Lebens, die der wissenschaftliche Fortschritt möglich macht. Alles, was man erfindet, schreibt oder herstellt, soll geschützt sein, und man soll davon profitieren können. Artikel 22: Recht auf soziale Sicherheit Du hast das Recht auf soziale Sicherheit. Genauso hast du darauf Anspruch Musik, Kunst, Sport, und alles, was dir in deiner Entwicklung hilft, zu genießen oder zu machen. Artikel 28: Gerechte internationale Ordnung Damit die Rechte und Freiheiten im eigenen Land und in der ganzen Welt beachtet werden, muss es eine „Ordnung” geben, die diese Rechte vollständig schützt. Artikel 29: Gemeinschaftspflichten Hier geht es darum, dass du anderen Menschen gegenüber Pflichten hast. In einer demokratischen Gesellschaft sollen die eigenen Rechte und Freiheiten nur soweit eingeschränkt sein, wie es zum Schutz der Rechte und Freiheiten von anderen notwendig ist. Artikel 23: Recht auf Arbeit und gleichen Lohn Du hast das Recht auf Arbeit und freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl. Du hast das Recht auf eine befriedigende und gerechte Bezahlung, die dir und deiner Familie ein angemessenes Leben in Würde ermöglicht. Männer und Frauen sollen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten. Artikel 30: Auslegungsregel Keine Regierung, Organisation oder Person darf die Rechte und Freiheiten dieser Erklärung beseitigen. 20 21 BRIEFMARATHON 2014 ARBEITSBLATT „STÄRKE DER ZAHLEN“ FRAGEN UND ANTWORTEN SAUDI-ARABIEN INFOBLATT „DIE STÄRKE DER ZAHLEN“: Fragen und Antworten zu Saudi-Arabien FÜR DIE OPTIONALEN STUNDEN 4 & 5 Wie viele Menschen leben ungefähr in Saudi-Arabien? Ist Saudi-Arabien größer als Österreich? Im Jahr 2014 betrug die Bevölkerung Saudi-Arabiens etwa 30 Millionen. Geografisch gesehen ist es das zweitgrößte Land in der Arabischen Welt und das dreizehntgrößte Weltweit. Was weißt du über die Einhaltung der Menschenrechte in Saudi-Arabien? Um die Einhaltung der Menschenrechte steht es in Saudi-Arabien nicht sehr gut. Hier sind einige Beispiele: Demokratie/politische Mitbestimmung Es gibt keinen nationalen Wahlen und so gut wie keine Möglichkeit sich an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Wie sieht die Regierungsform in Saudi-Arabien aus und wie setzt sie sich zusammen? Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie und weder politische Parteien noch nationale Wahlen sind erlaubt. Das Land wird von einem sehr kleinen Kreis regiert, der die königliche Familie und einige wenige einflussreiche wirtschaftliche und lokale Autoritäten umfasst. Meinungs- und Versammlungsfreiheit Kritik an oder Ablehnung der Regierung ist strengstens untersagt. Kritiker*innen werden häufig verhaftet und inhaftiert. Das gilt auch für Online-Aktivist*innen. Menschenrechtsaktivist*innen und deren Familien sind oft Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Was sind die Hauptexportgüter? Handelt es sich um ein reiches oder ein armes Land? Das Hauptexportgut ist Öl und es macht fast den gesamten Export aus. Saudi-Arabiens Wirtschaft ist die zwanzigstgrößte weltweit. Berücksichtig man die Bevölkerungsgröße, dann ist es das zehntreichste Land der Welt. Trotzdem gibt es große Ungleichheiten. Recht auf ein faires Verfahren Gerichtliche Verfahren entsprechen sehr oft nicht den internationalen Standards. Das trifft vor allem zu, wenn es sich um Verfahren von Menschenrechtsverteidiger*innen handelt. Recht auf Leben In Saudi-Arabien wird nach wie vor die Todesstrafe vollstreckt. Im Jahr 2014 wurden 79 Menschen hingerichtet. Recht auf Nicht-Diskriminierung/Gleichbehandlung Es gibt schwere Diskriminierungsfälle von Minderheiten, besonders der Shi’a Minderheit. In Bezug auf Frauenrechte und Gleichbehandlung ist Saudi-Arabien unter den letzten Plätzen auf der Länderliste. Recht frei von Folter zu leben Folter von Gefangenen kommt sehr oft vor. In SaudiArabien gibt es öffentliche Auspeitschungen. Saudi-Arabien auf der Weltkarte. © Amnesty International 21 22 BRIEFMARATHON 2015 ARBEITSBLATT „STÄRKE DER ZAHLEN“ ONLINE KAMPAGNEN ARBEITSBLATT „DIE STÄRKE DER ZAHLEN“: Aufgaben für online Kampagnen FÜR DIE OPTIONALEN STUNDEN 4 & 5 Eure Aufgabe besteht darin, so viele Menschen wie möglich zu motivieren den saudischen Behörden Waleeds Fall betreffend zu tweeten. Erinnert euch daran, dass die Personen in euren sozialen Netzwerken Waleed nicht kennen. Ihr wollt, dass sie tweeten und dass sie die Nachricht verbreiten. Deshalb braucht ihr eine kurze und eingängige Botschaft! Lasst euch eine Auftakt-Botschaft einfallen, die an eure sozialen Netzwerke verschickt werden sollen. Das kann ein Bild, ein Text oder ein Video sein. Denkt darüber nach, wo ihr die Botschaft verbreiten wollt. Macht eine Liste mit Orten und sozialen Netzwerken. Englische Beispiel-Tweets: Verfasst einige Beispiel-Tweets, die dann weiter benutzt werden können. Erinnert euch daran, was Amnesty vom König fordert, nämlich: Waleeds sofortige Freilassung Schutz vor Folter und Misshandlung dass alle Anklagepunkte gegen ihn fallen gelassen werden. © Amnesty International Bereitet eine kurze Präsentation von vier Minuten vor, in der ihr eure Kampagnenstrategie vorstellt. 22 23 BRIEFMARATHON 2015 ARBEITSBLATT „STÄRKE DER ZAHLEN“ OFFLINE KAMPAGNEN ARBEITSBLATT „DIE STÄRKE DER ZAHLEN“: Aufgaben für offline Kampagnen FÜR DIE OPTIONALEN STUNDEN 4 & 5 Ankündigungsposter für Briefmarathon-Aktionen: Eure Aufgabe ist es, so viele jungen Menschen in eurem Umfeld wie möglich zu motivieren, Briefe zugunsten von Waleed an die saudischen Behörden zu schicken. Erinnert euch daran, dass die Personen in eurem Umfeld Waleed nicht kennen. Es ist also notwendig, dass ihr auf ihn und eure Forderungen aufmerksam macht. Denkt darüber nach, wie das am besten geschehen kann und wo. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vielleicht möchtet ihr ja ein kurzes Straßentheater inszenieren oder mit großen Bannern und Plakaten arbeiten? Verfasst eine Botschaft und überlegt euch eine grafische Umsetzung, eine Bild, ein Logo, das eure Kampagne unterstützt. Vielleicht wollt ihr Flyer designen? Denkt auch an andere Materialien, die ihr für eine öffentliche Aktion brauchen könnt. Unterschriftenlisten? Solidaritätskarten? Was braucht ihr für einen Infostand? Oder sammelt Unterschriften vielleicht mittels Tablet? Macht eine Liste mit den Dingen, die euch notwendig erscheinen. © Amnesty International Erinnert euch daran, was Amnesty vom König fordert, nämlich: Waleeds sofortige Freilassung Schutz vor Folter und Misshandlung dass alle Anklagepunkte gegen ihn fallen gelassen werden. Bereitet eine kurze Präsentation von vier Minuten vor, in der ihr eure Kampagnenstrategie vorstellt. 23 24 BRIEFMARATHON 2014 IM KLARTEXT: MENSCHENRECHTE INFOBLATT „IM KLARTEXT: MENSCHENRECHTE“ Was sind Menschenrechte? Die Idee der Menschenrechte ist, dass jeder Mensch Rechte hat, die ihm*ihr niemand wegnehmen kann und welche unabhängig von den Gesetzen seines*ihres Heimatlandes sind. Es haben beispielsweise alle Menschen das Recht auf Bildung, das Recht auf Erholung sowie das Recht darauf, ihre Meinung frei zu äußern. Menschenrechte gelten für alle Menschen in jeder Gesellschaft. Ihr Ziel ist es, die Menschen gegen ungerechte Eingriffe von Staaten zu schützen, wie zum Beispiel Verhaftung ohne triftigen Grund, Folter oder Vertreibung vom eigenen Wohnort. Menschenrechte bestehen von Geburt an und dürfen nicht eingeschränkt werden. Sie gelten universell für alle Menschen, egal welche Sprache sie sprechen, welche Hautfarbe sie haben, welcher Religion sie angehören, wie reich oder wie arm sie sind, wie sie denken oder aus welchem Land sie kommen. Menschenrechte sind unteilbar. Das heißt, man darf sie nicht voneinander trennen und muss sie alle zusammen respektieren, als Ganzheit. Es gibt keine Menschenrechte, die wichtiger sind als andere. Alle sind gleichwertig. Das Recht wählen zu dürfen ist beispielsweise nicht wichtiger als das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz. Zudem leiden viele Menschen gleichzeitig unter mehreren Menschenrechtsverletzungen. Wohnt zum Beispiel eine Familie in Armut in einem Elendsviertel, besitzt sie mit großer Wahrscheinlichkeit keine Adresse, wird folglich ungenügend bis gar nicht informiert und kann somit ihr Recht zu wählen nicht wahrnehmen. Wie werden die Menschenrechte durchgesetzt? Für die Einhaltung der Menschenrechte sind in erster Linie die Staaten verantwortlich: Sie sind rechtlich dazu verpflichtet, Menschenrechte zu: achten, schützen (vor den Angriffen Dritter) gewährleisten. Sie dürfen also die Rechte nicht verletzen – z.B. keine Menschen foltern, willkürlich festnehmen oder versklaven – und sie müssen dafür sorgen, dass die Menschen ihre grundlegenden Rechte wahrnehmen können, wie etwa das Recht auf freie Meinungsäußerung oder das Recht auf Bildung. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass viele Staaten die Menschenrechte trotzdem verletzen. Deshalb wurden auch auf internationaler Ebene Überwachungsmechanismen geschaffen. Der UNO-Menschenrechtsrat überwacht die allgemeine Menschenrechtssituation in jedem einzelnen Land. Menschenrechtsstandards sind auf internationaler Ebene in einer Vielzahl von Menschenrechtsverträgen (Pakte, Konventionen etc.) ausgearbeitet und festgelegt worden. Besonders wichtige Dokumente sind: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Internationaler Pakt für bürgerlich-politische Rechte Internationaler Pakt für wirtschaftliche und soziale Rechte 24 25 BRIEFMARATHON 2015 IM KLARTEXT: MENSCHENRECHTE Aber auch Rechtsgrundlagen, die auf einzelne besonders schutzbedürftige Gruppen abzielen, wie die Frauenrechtskonvention, Kinderrechtskonvention oder auch die Behindertenrechtskonvention, gilt es zu beachten. Darüber hinaus hat die UNO zahlreiche Organe geschaffen, die die Umsetzung der einzelnen Menschenrechtskonventionen (z.B. Kinderrechtskonvention) kontrollieren. Alle Staaten, die eine Konvention unterzeichnet haben, müssen regelmäßig Berichte über die Einhaltung ihrer Verpflichtungen vorlegen. Da die Staaten oft versuchen, die Menschenrechtslage in ihrem Land besser darzustellen als sie ist, werden diese Berichte mit sogenannten «Schattenberichten» von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) wie Amnesty International verglichen. Am Schluss dieses Prozesses werden Empfehlungen an den Staat abgegeben, wo er die Situation verbessern muss. NGOs wie Amnesty International leisten überdies einen wesentlichen Beitrag zum Menschenrechtsschutz und erfüllen oftmals die Rolle eines demokratischen Gewissens, das die Einhaltung der Menschenrechte abseits von politischen, diplomatischen oder wirtschaftlichen Interessen einmahnt. Darüber hinaus leisten NGOs Unterstützung für Notleidende und Betroffene von Menschenrechtsverletzungen. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren» – diesen Grundsatz hielt die internationale Staatengemeinschaft am 10. Dezember 1948 als oberstes Gebot in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) fest. Damit wurde ein grundlegendes ethisches Prinzip auf die oberste rechtliche Ebene gehoben: Alle Menschen haben unabhängig von ihrer Staatenzugehörigkeit, ihrer Religion und ihren Ansichten Rechte, die ihnen von Natur aus zustehen und die ihnen unter keinen Umständen weggenommen werden können. Die Idee dahinter ist, dass alle Menschen gleichwertig sind und jede*r Anspruch auf ein würdiges und selbstbestimmtes Leben hat. Bereits zuvor hatten verschiedene Länder wie die USA und Frankreich gewisse Menschenrechte in ihren Gesetzen verankert. Mit der AEMR wurden diese jedoch erstmals weltweit geschützt. Grund dafür waren die Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs, die zur Erkenntnis geführt hatten, dass der Schutz der Menschenrechte nicht den einzelnen Staaten überlassen werden darf. In der AEMR wurden verschiedene Rechtskategorien festgehalten: Rechte zum Schutz der Person (z.B. Recht auf Leben, Sklavereiverbot, Folterverbot), Freiheitsrechte (z.B. die Versammlungs-, Meinungs- und Religionsfreiheit) und schließlich die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte (z.B. das Recht auf Bildung, Nahrung oder Gesundheit). Obwohl die AEMR rechtlich nicht verbindlich ist, hat sie ein hohes moralisches Gewicht und ist die Grundlage für alle weiterführenden internationalen, regionalen und nationalen Menschenrechtsabkommen (z.B. die Europäische Menschenrechtskonvention). Heute haben fast alle Staaten zumindest einen Teil der Menschenrechte in ihren Gesetzen verankert und sich damit zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Alle Artikel der AEMR finden Sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte-Broschüre in übersichtlicher und handlicher Form. Sie finden die AEMR aber auch online unter: http://www.amnesty.de/alle-30-artikel-der-allgemeinen-erklaerung-dermenschenrechte 25 26 BRIEFMARATHON 2014 FRAGEN UND ANTWORTEN ZU AMNESTY INTERNATIONAL INFOBLATT „FRAGEN UND ANTWORTEN ZU AMNESTY INTERNATIONAL“ Was ist Amnesty International? Amnesty International ist eine 1961 gegründete weltweite Bewegung von Menschen, die sich für die Menschenrechte einsetzen. Die Vision von Amnesty ist eine Welt, in der die Menschenrechte gleichermaßen für alle gelten. Auf Grundlage der internationalen Menschenrechtsabkommen und Richtlinien für die Menschenrechte wird Amnesty International aktiv, wenn es schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zu verhindern oder zu stoppen gilt. 1977 erhielt Amnesty International den Friedensnobelpreis. Die Arbeit von Amnesty International beruht auf sorgfältigen Nachforschungen. Amnesty ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien, Wirtschaftsinteressen, Ideologien und Religionen. Der Kern von Amnesty International sind ihre Mitglieder und Unterstützer*iInnen. Sie setzen ihre Zeit, ihre Energie und ihre Spenden solidarisch für jene Menschen ein, deren Rechte verletzt werden. Heute hat Amnesty über 7 Millionen Mitglieder und Unterstützer*iInnen in mehr als 150 Ländern. Amnesty finanziert sich nur aus privaten Spenden und nimmt keine staatlichen Gelder an, um vollkommen unabhängig zu sein. Eine ausführliche Darstellung der Geschichte von Amnesty International, mit detaillierten Informationen zur Entwicklung über die letzten fünf Jahrzehnte hinweg, ist unter www.amnesty.at/schule zu finden. Was tut Amnesty International? Amnesty International setzt sich für die Einhaltung und die Durchsetzung aller in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und anderen internationalen Menschenrechtsabkommen verankerten Rechte ein. Amnesty verteidigt den Grundsatz, dass die Menschenrechte unteilbar sind, und dass sie für alle Menschen gleichermaßen gelten müssen. Amnesty greift immer dann ein, wenn Menschenrechte verletzt werden – sei es durch Regierungen, sei es durch andere Akteur*innen wie Rebell*innen, Oppositionsgruppen, Privatpersonen oder Unternehmen. Amnesty International fördert Bewusstsein und setzt sich dafür ein, dass alle Menschen über ihre Rechte und die der anderen Bescheid wissen und sie schützen, dass Regierungen internationale Menschenrechtsstandards einhalten, dass Staaten, Unternehmen und andere Personengruppen Menschenrechte fördern und einhalten. Wie arbeitet Amnesty International? Menschenrechtsverletzungen dokumentieren: Sorgfältige Recherchen sind das Markenzeichen von Amnesty International. Sie machen einen wirksamen Einsatz für die Menschenrechte erst möglich. Die Ermittlungsarbeit wird von spezialisierten Fachleuten geleistet. Rund 350 Expert*innen aus aller Welt sammeln dabei Meldungen über Menschenrechtsverletzungen und überprüfen und dokumentieren die Fakten. Täglich werden Tausende von Medienmitteilungen analysiert und mit Berichten aus dem weltweiten Informationsnetzwerk von Amnesty International verglichen. Zusätzlich entsendet Amnesty Fachleute in Krisenregionen, um Fakten zu sammeln und bei Betroffenen und Menschenrechtsaktivist*innen vor Ort authentische Informationen zu beschaffen. Aus all diesen Informationen entstehen die Berichte und Medienmitteilungen von Amnesty International. Sie bilden die Grundlage für Kampagnen und Aktionen. Öffentlichen Druck erzeugen: Nichts ist für die Urheber*innen von Menschenrechtsverletzungen unangenehmer, als wenn ihre Taten bekannt gemacht werden. Der öffentliche Druck ist deshalb das wirksamste Mittel, um Verbesserungen zu erreichen. Amnesty International setzt ihre Berichte und Meldungen gezielt und koordiniert ein, um möglichst viel Wirkung zu erzielen. Die Ländersektionen und Vertretungen von Amnesty schaffen auf der ganzen Welt Öffentlichkeit mit Informationskampagnen, Aktionen, Medienarbeit, Veranstaltungen und Werbung. Amnesty nutzt auch die Möglichkeiten des politischen Lobbying und interveniert direkt bei Regierungen und Behörden. 26 27 BRIEFMARATHON 2015 FRAGEN UND ANTWORTEN ZU AMNESTY INTERNATIONAL Wofür setzt sich Amnesty International konkret ein? Für den internationalen Schutz der Menschenrechte und die strafrechtliche Verfolgung schwerer Menschenrechtsverletzungen Gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, ihrer politischen Überzeugung oder ihrer sexuellen Orientierung Für die Freilassung von Gefangenen, die wegen ihrer politischen, religiösen oder sonstigen Überzeugung inhaftiert wurden (Gewissensgefangene) Für die Gleichberechtigung von Frauen und gegen die Gewalt an Frauen Für faire Gerichtsverfahren und Urteile bei Gefangenen, die aus politischen Gründen inhaftiert wurden Für die Abschaffung der Todesstrafe Für die Sicherheit und den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen Für den Schutz von Flüchtlingen und Asylsuchenden Gegen die Folter und gegen das «Verschwindenlassen» von Menschen Für die weltweite wirksame Kontrolle des Waffenhandels und gegen den Einsatz von Kindern in Kriegsdiensten Für die Einhaltung der Menschenrechte auch im Krieg Für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte Für die Einhaltung der Menschenrechte durch Wirtschaftsunternehmen Für den Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen, die zu Armut führen Was erreicht Amnesty International? Können einzelne Menschen wirklich etwas bewirken? Und ob! Amnesty ist die Plattform für viele einzelne Menschen, die gemeinsam Druck aufbauen – weltweit. Denn öffentlicher Druck ist das wirksamste Mittel, um Menschenrechte zu schützen. Oft zählt jede Minute und jede Stimme. Appelle und Briefe zeigen den für Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen, dass ihre Taten gesehen und nicht hingenommen werden. Oftmals können wir so erreichen, dass Gefangene freigelassen, Todesurteile umgewandelt, Drohungen eingestellt, Folter und Misshandlung gestoppt oder unfaire Gerichtsverfahren wieder aufgerollt werden. Etwa 50 Prozent aller abgeschlossenen Urgent Actions (Eilaktionen) sind erfolgreich. Mit unserer Bildungsarbeit bewirken wir, dass viele Menschen Wissen und Fähigkeiten entwickeln, sich für ihre Rechte und die der anderen einzusetzen. Mit Lobbyarbeit erreichen wir unter anderem, dass Menschenrechte Eingang in internationale Abkommen finden. 27 28 BRIEFMARATHON 2015 ONE WORLD FILMCLUBS ONE WORLD FILMCLUBS / FILMEMPFEHLUNGEN ZUM BRIEFMARATHON 2015 Bitte an interessierte Schüler*innen austeilen ONE WORLD FILMCLUBS Filme sind ein gutes Medium, um gemeinsam zu diskutieren und sich zu informieren, und der Amnesty Briefmarathon ist eine gute Gelegenheit dafür. Bei den One World Filmclubs können Jugendliche einen eigenen Filmclub gründen und kostenlos preisgekrönte Filme zu Menschenrechtsthemen ausleihen. Informationen und Tipps bekommen sie vom OWFC-Team, Unterstützung durch Lehrende vor Ort ist erwünscht. Die Gründung eines One World Filmclubs ist für Schüler*innen kostenlos und jederzeit möglich: Informationen unter: www.oneworldfilmclubs.at Kontakt: [email protected] (Tristan Sindelgruber, Angelika Schuster) Ausgezeichnet mit dem Outstanding Artist Award des BMUKK 2013. FILMTIPPS ZU ALLEN DREI FÄLLEN BLOOD IN THE MOBILE: P. Poulsen | DK 2010 | 52 min | OF mit dt. Voice over | ab 14 Wir lieben unsere Handys, können uns das Leben ohne eines nicht mehr vorstellen und die Auswahl der Modelle ist mittlerweile endlos. Aber die schöne Welt der Handys hat im Kongo eine dunkle, blutige Seite. http://www.oneworldfilmclubs.at/blood-in-the-mobile BURMA VJ: A. Østergaard | DK 2008 | 84 min | OF mit engl. UT | ab 16 Junge Menschen berichten mit Handy-Kameras vom Protest in Burma (Myanmar) und riskieren für das Recht auf unabhängige Information ihr Leben. Sie filmen verdeckt und liefern die Bilder, die via TV um die Welt gehen. Der Film wurde für den Oskar nominiert und erhielt zahlreiche Auszeichnungen: http://www.oneworldfilmclubs.at/burma-vj FORBIDDEN VOICES: B. Miller | CH 2012 | 96 min | OF mit dt. UT | ab 16 Drei Bloggerinnen (Iran, China, Kuba) bringen das staatliche Informationsmonopol ins Wanken und riskieren dabei ihr Leben. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen: http://www.oneworldfilmclubs.at/forbidden-voices 28 ANHANG B: FALLBESCHREIBUNGEN, MUSTERBRIEFE UND SOLIDARITÄTSAKTIONEN 29 BRIEFMARATHON 2. – 16. Dezember 2015 AKTIVIST, NICHT TERRORIST WALEED ABU AL-KHAIR SAUDI-ARABIEN DEINE STIMME ZÄHLT! WALEED ABU AL-KHAIR SAUDI-ARABIEN „Ich bereue meine Entscheidungen nicht – trotz aller Schikanen. Wenn du ein Ziel im Leben hast, werden die Dinge einfacher. Meine Ziele sind Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit und das Recht, aufzustehen und zu sagen, die Regierung ist unfair.“ Waleed Abu al-Khair briefmarathon.amnesty.at Waleed Abu al-Khair ist Rechtsanwalt in SaudiArabien. Er hat viele Opfer von Menschenrechtsverletzungen vor Gericht vertreten, unter anderem den bekannten Blogger Raif Badawi, der zu zehn Jahren Haft sowie 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde, weil er eine kritische Online-Plattform der „Saudi-Arabischen Liberalen“ gegründet hatte. Jahrelang versuchten die saudischen Behörden, Waleed Abu al-Khair einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Nach wiederholten Festnahmen, Drohungen und Gerichtsverfahren wird er schließlich im Juli 2014 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Gefängnis wird Waleed geschlagen, durch Schlafentzug misshandelt und in eine Einzelzelle gesperrt. Sein Gesundheitszustand ist angeschlagen, er leidet an Diabetes und bekommt keine angemessene medizinische Versorgung. Waleed ist ein Gewissensgefangener, kein Terrorist. Er hat sich sein Leben lang für andere Menschen eingesetzt. Nun ist es an der Zeit, dass wir uns für ihn stark machen. Fordere seine sofortige Freilassung und das Fallenlassen aller Anklagepunkte, damit er wieder mit seiner Familie vereint sein kann. EFE I R B E N I E D ETTEN Er ist der erste Menschenrechtsverteidiger, der auf Grundlage des neuen „Antiterrorgesetzes“ von einem Sondergericht wegen „Verunglimpfung der Justiz“, „Gehorsamsverweigerung“ und „Rufschädigung“ schuldig gesprochen wurde. NR KÖNNEN LEBE Schreibe dem König von Saudi Arabien Sorge dafür, dass dieses Fehlurteil aufgehoben wird, und rufe zu seiner umgehenden und bedingungslosen Freilassung auf! King Salman bin Abdul Aziz Al Saud The Custodian of the Two Holy Mosques Ofice of His Majesty the King Royal Court RIYADH SAUDI ARABIEN Anrede: Your Majesty Zeige Solidarität mit Waleed Erinnere Waleed daran, dass er nicht in Vergessenheit geraten ist, und zeige den Behörden, dass er Unterstützung aus aller Welt erhält. Schreibe ihm eine ermutigende Nachricht ins Gefängnis! Waleed Abu al-Khair Al-Ha’ir Prison Al-Ha’ir Riyadh 14765, Saudi Arabia Mache auch ein Bild von deiner Grußbotschaft und sende diese per E-Mail an Waleeds Frau, Samar Badawi: [email protected] Dein Beitrag ist entscheidend – Teile ihn uns mit! Bitte melde uns bis spätestens 20. Dezember 2015, wie viele Briefe du verschickt hast, damit wir wissen, welchen Druck wir gemeinsam mit dir für die Freilassung von Waleed Abu al-Khair aufbauen konnten. Schicke eine Rückmeldung an [email protected] oder an Amnesty International Österreich, Moeringgasse 10, 1150 Wien. Absender*in: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ König Salman bin Abdul Aziz Al Saud Office of His Majesty the King Royal Court RIYADH KÖNIGREICH SAUDI-ARABIEN Datum: ________________________ Eure Majestät! Ich bitte Sie eindringlich, Waleed Abu al-Khair umgehend und bedingungslos freizulassen. Er ist ein Gewissensgefangener, der allein wegen der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit inhaftiert ist. Ich rufe Sie dazu auf, das Fehlurteil aufzuheben und alle Anklagepunkte gegen Waleed fallenzulassen. Bitte stellen Sie sicher, dass Waleed vor Folter geschützt ist und jede erforderliche medizinische Versorgung erhält. Eure Majestät, ich rufe Sie dazu auf, das harte Vorgehen gegen Aktivist*innen zu stoppen! Hochachtungsvoll, Sender: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ King Salman bin Abdul Aziz Al Saud Office of His Majesty the King Royal Court RIYADH KINGDOM OF SAUDI ARABIA Date: ________________________ Your Majesty, I call on you to release Waleed Abu al-Khair immediately and unconditionally as he is being held solely for the peaceful exercise of his rights to freedom of expression, association and assembly. Furthermore, I urge you to quash his conviction and prison sentence and drop all charges against him. I also call on you to ensure that Waleed Abu al-Khair is protected from torture and other illtreatment, and provided with any medical attention he may require. Finally, I urge your Majesty to stop the crackdown on activists and their use of social media. Yours sincerely BRIEFMARATHON 2. – 16. Dezember 2015 9 JAHRE HAFT WEGEN FRIEDLICHER PROTESTE PHYOE PHYOE AUNG MYANMAR DEINE STIMME ZÄHLT! PHYOE PHYOE AUNG MYANMAR „Ich will als gute Bürgerin auf jegliche Weise und in jeglicher Rolle dazu beizutragen, die Nation aufzubauen, das Land umzugestalten oder das System zu revolutionieren.“ Phyoe Phyoe Aung briefmarathon.amnesty.at Phyoe Phyoe Aung setzt sich seit Jahren für Meinungs- und Versammlungsfreiheit und das Recht auf Bildung in Myanmar ein. Die 27Jährige ist Generalsekretärin der All Burma Federation Student Union (ABFSU), einer der größten Student*innenvereinigungen Myanmars. Anfang 2015 kommt es in Myanmar zu Student*innenprotesten. Diese richten sich gegen ein neues restriktives Bildungsgesetz, wonach künftig allein die Regierung über Lehrinhalte an Hochschulen entscheidet und Studierende keine unabhängigen Vereinigungen mehr bilden dürfen. Am 10. März 2015 löst die Polizei einen friedlichen Protestmarsch von Studierenden gewaltsam auf. Hunderte Beamt*innen gehen mit Schlagstöcken auf die Studierenden los, es gibt viele Verletzte. Seit diesem Tag sind Phyoe Phyoe Aung und 54 weitere Studierende inhaftiert, zum Teil in Einzelhaft, ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand und ohne angemessene medizinische Versorgung. Die Anklagepunkte sind höchst fragwürdig. So wird den Studierenden unter anderem „illegale Versammlung“ und „Ausschreitungen“ vorgeworfen. Phyoe Phyoe Aung und den weiteren inhaftierten Student*innen drohen mehr als neun Jahre Haft. Fordere die sofortige Freilassung und das Fallenlassen aller Anklagepunkte gegen Phyoe Phyoe Aung und die weiteren inhaftierten Student*innen! EFE I R B E N I E D ETTEN NR KÖNNEN LEBE Schreibe dem Präsidenten von Myanmar Fordere ihn auf, Phyoe Phyoe Aung und alle anderen Personen, die im Zusammenhang mit den friedlichen Student*innenprotesten inhaftiert und angeklagt wurden, sofort und bedingungslos freizulassen! President Thein Sein President Ofice, Ofice No. 18 Nay Pyi Taw Republic of the Union of Myanmar Fax: +95 1 652 624 Anrede: Your Excellency Facebook: www.facebook.com/myanmarpresidentofice.gov.mm Zeige Solidarität mit den Student*innen Phyoe Phyoe Aung liebt Tiere über alles und freut sich über Fotos und Zeichnungen, auf denen Tiere zu sehen sind. Bitte sende auch eine Grußbotschaft an die übrigen inhaftierten Studierenden, zum Beispiel: „I support Myanmar students”. Richte deine Briefe an Amnesty, wir leiten sie weiter: Amnesty International Österreich Betreff: Freiheit für Myanmars Student*innen Moeringgasse 10 1150 Wien Dein Beitrag ist entscheidend – Teile ihn uns mit! Bitte melde uns bis spätestens 20. Dezember 2015, wie viele Briefe du verschickt hast, damit wir wissen, welchen Druck wir gemeinsam mit dir für die Freilassung von Phyoe Phoe Aung aufbauen konnten. Schicke eine Rückmeldung an [email protected] oder an Amnesty International Österreich, Moeringgasse 10, 1150 Wien. Absender*in: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ President Thein Sein President Office, Office No. 18 Nay Pyi Taw REPUBLIK DER UNION MYANMAR Datum: ________________________ Eure Exzellenz! Ich fordere Sie höflich auf, Phyoe Phyoe Aung und alle anderen Personen, die im Zusammenhang mit den friedlichen Student*innenprotesten inhaftiert und angeklagt wurden, sofort und bedingungslos freizulassen. Bitte stellen Sie sicher, dass Phyoe Phyoe Aung und alle anderen gewaltlosen politischen Gefangenen vor Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung geschützt sind, Zugang zu ihren Familien und Anwält*innen haben sowie jegliche benötigte medizinische Versorgung bekommen. Hochachtungsvoll, Sender: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ President Thein Sein President Office, Office No. 18 Nay Pyi Taw REPUBLIC OF THE UNION OF MYANMAR Date: ________________________ Your Excellency, I call on you to immediately and unconditionally release Phyoe Phyoe Aung, detained peaceful student protesters and all other prisoners of conscience in Myanmar. Please ensure that pending their release, Phyoe Phyoe Aung and all other detained student protesters are not tortured or otherwise ill-treated; that they have regular access to family members and lawyers of their choosing; and are provided with any medical treatment which they may require. Yours sincerely BRIEFMARATHON 2. – 16. Dezember 2015 HINTER GITTERN, WEIL SIE FÜR DEMOKRATIE EINTRETEN FRED BAUMA, YVES MAKWAMBALA DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO DEINE STIMME ZÄHLT! FRED UND YVES DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO „Gegen die Jugend – die Zukunft des Landes – hart vorzugehen, sendet ein besorgniserregendes Signal, nämlich, dass ihre Meinung und ihre Sorgen für die Regierung nichts zählen.“ Fadel Barro, Mitglied der senegalesischen Jugendbewegung Y’en a Marre („Genug“) briefmarathon.amnesty.at Im März 2015 stürmen Sicherheitskräfte in Kinshasa eine Pressekonferenz der Jugendbewegung „Filimbi“ (Trillerpfeife). 30 Personen werden festgenommen, darunter auch Gäste aus Senegal und Burkina Faso, internationale Journalist*innen und ein US-Diplomat. „Filimbi“ unterstützt friedliches, demokratiepolitisches Engagement von Jugendlichen. Während die meisten Festgenommenen wieder freikommen, hält man die beiden „Filimbi“-Aktivisten Fred Bauma und Yves Makwambala wochenlang in geheimer Haft – ohne Kontakt zur Familie und zu Rechtsbeiständen. Die Anklage entbehrt jeder Grundlage und ist rein politisch motiviert. Amnesty International betrachtet Yves Makwambala und Fred Bauma als Gewissensgefangene, die lediglich wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit im Gefängnis sitzen. Genug ist genug! Fordere die kongolesischen Behörden auf, diese absurden Anschuldigungen fallenzulassen und Fred und Yves sofort freizulassen! Freiheit für Fred Bauma and Yves Makwambala! EFE I R B E N I E D ETTEN Schließlich werden die beiden Menschenrechtler wegen „Bildung einer kriminellen Gruppe“ und „Putschversuchs“ angeklagt. Sollten sie schuldig gesprochen werden, droht ihnen die Todesstrafe. NR KÖNNEN LEBE Schreibe dem kongolesischen Präsidenten Fordern Sie den Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo auf, Fred Bauma und Yves Makwambala umgehend und bedingungslos freizulassen und alle Anklagepunkte gegen sie fallenzulassen! Aufgrund des nicht funktionierenden Postsystems in der DRK, werden alle Briefe von uns gesammelt und per Kurier geschickt. Amnesty International Österreich Free Fred & Yves Moeringgasse 10 1150 Wien E-Mail: [email protected] Anrede: Your Excellency Schicke Fred und Yves unterstützende Worte Schreibe den beiden, dass du dich für ihre Freilassung einsetzt und ihr Engagement für politische Freiheit unterstützt. Schicke deinen Brief oder deine Postkarte an: Fred Bauma and Yves Makwambala c/o Amnesty International Regional Ofice for East Africa, the Horn and the Great Lakes P.O. Box 1527-00606 Nairobi KENIA Dein Beitrag ist entscheidend – Teile ihn uns mit! Bitte melde uns bis spätestens 20. Dezember 2015, wie viele Briefe du verschickt hast, damit wir wissen, welchen Druck wir gemeinsam mit dir für die Freilassung von Fred und Yves aufbauen konnten. Schicke eine Rückmeldung an [email protected] oder an Amnesty International Österreich, Moeringgasse 10, 1150 Wien. Absender*in: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ President Joseph Kabila Cabinet du President de la République Palais de la Nation Av. De Lemera KINSHASA-GOMBE DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO Datum: ________________________ Eure Exzellenz! Ich fordere Sie auf, Fred Bauma und Yves Makwambala umgehend und bedingungslos freizulassen und alle Anklagepunkte gegen sie fallenzulassen. Ich bitte Sie, das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit in der Demokratischen Republik Kongo zu achten und zu schützen, insbesondere vor dem Hintergrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen 2016. Hochachtungsvoll, Sender: _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ _____________________________________ President Joseph Kabila Cabinet du President de la République Palais de la Nation Av. De Lemera KINSHASA-GOMBE DEMOCRATIC REPUBLIC OF CONGO Date: ________________________ Your Excellency, I call on you to drop all charges against Fred Bauma and Yves Makwambala and to immediately and unconditionally release them. I urge you to uphold the rights to freedom of expression, association and peaceful assembly in DRC especially ahead of the 2016 general elections. Yours sincerely, ANHANG C: FRAGEN UND ANTWORTEN APPELLBRIEFAKTION 49 FRAGEN UND ANTWORTEN BRIEFMARATHON 2015 1) Müssen die Briefe einzeln an die angegebenen Appelladressen verschickt werden, obwohl sie an dieselbe Adresse gehen? Nein, wenn mehrere Briefe an dieselbe Adresse verschickt werden sollen, dann können diese natürlich auch gemeinsam bzw. in einem einzigen Kuvert verschickt werden. Gerade bei Schulen können ja einige Briefe pro Adresse zusammenkommen. Da ist es auf jeden Fall sehr viel günstiger mehrere Briefe in einem Kuvert an dieselbe Adresse zu schicken. Wenn Sie jedoch die finanzielle Möglichkeit haben, die Briefe einzeln (trotz selber Appelladresse) zu verschicken, so tun Sie das bitte – dies ist wirksamer! 2) Können uns Nachteile daraus erwachsen, wenn wir uns an den Appellbriefaktionen beteiligen, beispielsweise wenn wir in eines der betreffenden Länder einreisen wollen? Bis jetzt ist uns kein Fall bekannt, bei der eine Person aus Österreich bzw. die nicht in den betreffenden Ländern selbst ihren Wohnsitz hat, negative Konsequenzen aufgrund ihres Engagements im Rahmen des Briefmarathons erfahren hat. Leider wissen wir jedoch nicht, ob die Namen und Adressen von den politischen Behörden gespeichert werden oder nicht. Auf jeden Fall werden Ihre Briefe zeitgleich mit zehntausenden weiteren aus der ganzen Welt ankommen. Allein dadurch ist es eher unwahrscheinlich, dass sie personalisiert erfasst werden. Sollten Ihre Schüler*innen dennoch Bedenken haben, so können die Briefe beispielsweise auch ohne Angabe der Adressen abgeschickt werden. Bei sehr starken Bedenken, können Sie auch einen gemeinsamen Brief als Klasse verfassen bzw. abschicken, den alle unterschreiben. Die Bedenken kommen immer wieder und eignen sich besonders gut für das weitere Thematisieren des Themas Meinungsfreiheit bzw. des Rechts auf freie Meinungsäußerung. PORTOKOSTEN - BRIEFMARATHON 2015 Laut dem Online-Tarifrechner der österreichischen Post (www.post.at) kostet ein 1 Standardbrief (C5/C6, Economy) nach Myanmar oder Saudi-Arabien : Bis 20g Bis 50g Bis 500g € 1,70 € 2,30 € 6,30 Aufgrund des nicht funktionierenden Postsystems in der Demokratischen Republik Kongo werden alle Appell- und Solidaritätsbriefe im Falle von Fred Bauma & Yves Makwambala von Amnesty Österreich (Moeringgasse 10, 1150 Wien) gesammelt und per Kurier versendet. Bis 20g Bis 50g Bis 500g € 0,68 € 1,00 € 1,60 • 1 Blatt bzw. Brief + Kuvert wiegen zusammen ca. 13g. • 2 Blatt bzw. Briefe + Kuvert wiegen zusammen ca. 19g. • 7 Blatt bzw. Briefe + Kuvert wiegen zusammen ca. 47g. • 10 Blatt bzw. Briefe + Kuvert wiegen zusammen ca. 63g. Als Kuvertformat empfehlen wir C6 (Standard) bzw. C5. 1 Alle Angaben ohne Gewähr. ANHANG D: TEILNAHMEBESTÄTIGUNG 55 BRIEFMARATHON 2. – 16. Dezember 2015 TEILNAHMEBESTÄTIGUNG AM BRIEFMARATHON 2015 MENSCHENRECHTSVERTEIDIGER*INNEN IN GEFAHR Danke, ………............................................................ , dass du am internationalen Briefmarathon 2015 von Amnesty International teilgenommen hast. Dabei hast du dich mit Menschenrechten und Menschenrechtsverletzungen auseinandergesetzt, Unterschriften zugunsten von Menschenrechtsverteidiger*innen in Gefahr gesammelt und Appellbriefe an die betreffenden politischen Verantwortlichen geschickt. Dadurch wurde die Menschenrechtsarbeit von Amnesty International gestärkt und ein wichtiger Beitrag geleistet, Menschen in unmittelbarer Gefahr zu helfen. Darüber hinaus hast du dazu beigetragen, Menschenrechte an deiner Schule präsenter zu machen. Wir danken dir für deine tolle Unterstützung! Mit lieben Grüßen, ………............................................. Name des*r Lehrer*in, der*die die Klasse beim Briefmarathon 2015 begleitet hat Daniela Schier Amnesty International / Menschenrechtsbildung an Schulen VERGISS NICHT: DEINE STIMME ZÄHLT. DEINE BRIEFE KÖNNEN LEBEN RETTEN! briefmarathon.amnesty.at AMNESTY INTERNATIONAL ÖSTERREICH Moeringgasse 10 1150 Wien · T: +43 1 78008-0 · T: +43 1 78008-0 · [email protected] · www.amnesty.at
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