stärker am Markt

top Betriebsleitung
Große Ferkelpartien
erzielen höhere
Zuschläge.
Mit gemeinsamer Aufzucht
stärker am Markt
Die Nachfrage nach großen Ferkelpartien wächst. Doch
wie kann ein Familienbetrieb ohne massive Aufstockung
seine Partiegrößen steigern? Zum Beispiel durch eine
Aufzuchtkooperation. Peter Spandau, LK NordrheinWestfalen, zeigt, worauf dabei zu achten ist.
D
ie Ferkelerzeuger stecken derzeit
gleich doppelt in der Klemme. Bei
hohen Futterkosten und niedrigen
Erlösen geraten immer mehr Betriebe in
echte Liquiditätsengpässe. Denn die Mäster – mit ebenfalls rund 30 E höheren Futterkosten als noch im letzten Jahr belastet
– geben bei Schlachterlösen von wenig
mehr als 1,40 E/kg den Druck nach unten
weiter.
Hinzu kommt noch eine weitere Sorge:
Immer mehr Ferkel aus Dänemark und
den Niederlanden drängen auf den deutschen Markt, und zwar in Partiegrößen
deutlich oberhalb von 500 Stück. Deshalb
28 top agrar 6/2008
fürchten selbst gut positionierte Familienbetriebe mit 250 bis 300 Sauen, dass sie
beim Absatz ihrer Ferkel zunehmend unter Druck geraten. Zu erkennen war dies
in den letzten Monaten an deutlich nach
unten verschobenen Qualitäts- und Mengenzuschlägen. Kleinere Betriebe mussten
hier häufig sogar Preisabschläge hinnehmen, um ihre Ferkel überhaupt am Markt
zu platzieren.
Gerade bei Sauenhaltern mit Beständen, die für unsere Verhältnisse schon relativ groß sind, stellt sich deshalb verstärkt
die Frage, wie sie den Dänen und Niederländern künftig Paroli bieten können. Be-
triebswirtschaftlich ist das ohne weiteres
machbar. Denn ein Betrieb mit 300 Sauen
kann – bei guten Leistungen – auf der
Kostenseite problemlos mit deutlich größeren Einheiten mithalten. Das Problem
liegt auf der Absatzseite, wo er nachhaltig
noch konkurrenzfähiger werden muss als
bisher.
Im Wochenrhythmus beträgt bei dieser
Bestandsgröße die Partiegröße – je nach
Leistung – etwa 100 bis 130 Ferkel, die mit
längeren Absatzrhythmen entsprechend
ansteigt. Von Gruppengrößen mit 800 bis
1 000 Ferkeln aus einer Großanlage ist
dies aber noch weit entfernt.
Auf der Mästerseite sprechen weniger
die Leistungsdaten für derart große Ferkelpartien, sondern vor allem Vorteile in
der Arbeitswirtschaft und beim Betriebsmanagement. Aber auch der Gesundheitsstatus der Partie aus einem einzigen Betrieb wird immer wieder in den Vordergrund gestellt.
Ist damit der klassische Familienbetrieb
in der Ferkelerzeugung also vor die Frage
So funktioniert eine Aufzuchtgemeinschaft
Zwei Ferkelerzeuger wollen in die gemeinsame Ferkelaufzucht einsteigen:
■ Betrieb A. produziert schon seit mehreren Jahren Absatzferkel mit einer Herde von 252 Sauen. Er fährt einen 3-Wochen-Rhythmus, daraus ergeben sich
36er-Sauengruppen. Wegen der schlechten Vermarktungsmöglichkeiten für Absatzferkel möchte der Betriebsleiter die
Aufzucht selbst in die Hand nehmen.
■ Betrieb B. will seine Sauenhaltung
aufstocken und plant dabei auch den
Umbau von Flatdeck- zu Abferkelabteilen. Die Zielgröße sind gut 330 Sauen.
Im 3-Wochen-Rhythmus kann dann mit
48er-Sauengruppen gefahren werden. Da
auf die Ferkelaufzucht nicht verzichtet
werden soll, müsste bei einzelbetrieblicher Aufstockung ein neuer Ferkelaufzuchtstall gebaut werden.
Stattdessen einigen sich beide Sauenhalter, in die gemeinsame Ferkelaufzucht einzusteigen und zu diesem Zweck
einen neuen Aufzuchtstall mit insgesamt
2 520 Plätzen zu bauen. Geplant sind
nach wachsen oder weichen gestellt? Gibt
es nicht noch andere Lösungen?
Eine zumindest schon: Die Kooperation von Sauenhaltern in der Aufzucht. Allerdings nicht mit dem Ziel, aus vielen
kleinen Betrieben mit hohem Aufwand
größere Ferkelgruppen zusammenzustellen, die dann doch nicht die Leistungen
und Erwartungen erfüllen. Ziel muss es
vielmehr sein, aus zwei oder drei gut positionierten Ferkelerzeugerbetrieben homogene Partien in marktgerechter Größe an
die Mäster zu bringen.
Wenn eine solche Zusammenarbeit geplant wird, müssen im Vorfeld vier wichtige Punkte abgearbeitet werden, von deren positiver Beurteilung die Machbarkeit
einer gemeinsamen Ferkelaufzucht abhängt:
■ Produktionstechnische Voraussetzungen in den Ferkelerzeugerbetrieben.
■ Betriebswirtschaftliche Überlegungen
zur gemeinsamen Ferkelaufzucht.
■ Rechtliche Rahmenbedingungen für
die Zusammenarbeit.
■ Menschliche Voraussetzungen der Partner.
Einheitliche Genetik
Grundvoraussetzung, um aus einer gemeinsamen Aufzucht homogene Ferkel
vermarkten zu können, ist die einheitliche
Genetik. Dabei sollte nicht nur die Sauenherkunft identisch sein, sondern auch mit
6 Abteile mit jeweils 420 Plätzen, um auch
in der Aufzucht den 3-Wochen-Rhythmus
im Rein-Raus fahren zu können.
Das sind die Eckpunkte der geplanten
Kooperation:
j Der Stall wird gemeinsam im Rahmen
einer GbR bzw. KG errichtet. Für die Finanzierung stehen die beiden Partner
etwa im Verhältnis der Sauenbestände gerade, also A. mit 40 % und B. mit 60 %.
j Soweit die Partner eigenes Kapital für
den Stallbau zur Verfügung stellen, wird
ihnen dieses von der Gesellschaft marktgerecht verzinst.
j Bei der Arbeit im neuen Aufzuchtstall
wollen sich die beiden Ferkelerzeuger zunächst im 14-tägigen Rhythmus abwechseln. Geplant ist jedoch die Einstellung eines Mitarbeiters über die Kooperation,
der die Aufzucht betreut und damit den
Betriebsleitern mehr Freiraum für die eigenen Betriebe ermöglichen soll.
j So lange die Arbeit noch von den Gesellschaftern geleistet wird, erhalten diese
eine Vergütung je Arbeitswoche. Abge-
rechnet wird jedoch nicht auf Stundenbasis und nicht mit einem festen Stundensatz, sondern mit variablen Beträgen,
die an die Jahresdurchschnittsnotierung
gekoppelt sind. Damit ist gewährleistet,
dass die Arbeitsentlohnung in der Ferkelaufzucht den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen (aufgrund der Marktlage) angepasst wird. Mit der Einstellung
einer Fremdarbeitskraft würde dieses
„Steuerungsinstrument“ natürlich wegfallen.
j Die Absatzferkel werden von den Betrieben zu marktüblichen Preisen gekauft. Nach Abzug aller weiteren Kosten
wird dann der verbleibende Gewinn über
die jährlich gelieferten Ferkel auf die beiden Sauenhaltungsbetriebe verteilt.
Dadurch ist gewährleistet, dass jeder
in dem Maße am Gewinn beteiligt wird,
wie er dazu mit seinen Ferkellieferungen
beiträgt. In letzter Konsequenz bleibt damit der Gewinn am Ferkel nach Abzug
der Aufzuchtkosten bei dem Sauenhalter, der es produziert hat.
einheitlichen Besamungsebern gearbeitet Ferkelerzeuger mit jeweils rund 200 Sauwerden. Um die Sauenherden auch beim en könnten im 3-Wochen-Rhythmus so
Gesundheits- und Hygienestatus mög- z. B. zum Verkaufstermin etwa 500 bis 600
lichst im Einklang zu halten, muss der Ferkel anbieten.
Jungsauenbezug für alle beteiligten FerEntscheidend dabei ist: Erfüllen Sie
kelerzeuger aus ein- und demselben Ver- nicht nur die Punkte, die einfach zu realimehrungsbetrieb erfolgen.
sieren sind, sondern alle! Die Erfahrungen
Das einheitliche Gesundheits- und Hy- aus bestehenden Ferkelaufzucht-Kooperagienemanagement muss in den Ferkeler- tionen zeigen, dass Teillösungen nicht die
zeugerbetrieben fortgesetzt werden. Dazu Ferkelqualität bringen, die die Mäster tatgehört der Einsatz eines gemeinsamen sächlich von einer Großgruppe erwarten.
Tierarztes sowohl bei den Sauenhaltern
als auch im gemeinsamen Aufzuchtbetrieb,
Wirtschaftliche Effekte
der ein einheitliches Impf- und Prophylaxeprogramm fährt. In der Fütterung sollVor der Gründung einer Ferkelauften die gleichen Futtermittel eingesetzt zucht-Kooperation sollten aus betriebswerden. Zwingend notwendig ist dies bei wirtschaftlicher Sicht zwei Fragen grundder Anfütterung der Ferkel während der sätzlich geklärt werden, die unabhängig
Säugephase.
voneinander zu beantworten sind:
Als letzte Voraussetzung für einen reibungsWelche wirtschaftlichen
Ferkelerlöse und ■
losen Ablauf müssen die
Vorteile entstehen durch
Partiegröße*
die Zusammenarbeit?
Produktionsrhythmen
■ Und wie wird der entabgestimmt werden –
Partiegröße
25 kg-Erlös,
stehende Vorteil (Gewinn)
sowohl im Hinblick auf
brutto
auf die beteiligten Partner
die Säugedauer als auch
bis 100
54,41 E
verteilt?
auf die Absetztermine.
101 – 150
54,92 E
Bei den wirtschaftlichen
Hier steht die Frage
Vorteilen steht an erster
nach der optimalen Grö151 – 200
55,51 E
Stelle die Vermarktung der
ße der Verkaufsgruppen
201 – 300
55,60 E
Ferkel in entsprechend
im Vordergrund. Für
301 – 400
57,01 E
großen Partien. Damit soll
große Verkaufsgruppen
)
* 25 kg-Ferkelerlöse im Wirtein höherer Erlös je Ferkel
müssen dann Mehr-Woschaftsjahr 2006/07, speziaerreicht werden. Gerade in
chen-Rhythmen parallel
lisierte Ferkelerzeuger NRW
Niedrigpreis-Phasen ist bei
geschaltet werden. Zwei
top agrar 6/2008
29
top Betriebsleitung
Die Köpfe müssen passen (und die Betriebe auch)
Was die Mäster von einer AufzuchtKooperation verlangen, ist vor allem,
dass die Ferkel „wie aus einem Betrieb“
sein müssen.
Gerade hier liegt aber eines der
Hauptprobleme. Denn die Partner müssen nicht nur in der Aufzucht, sondern
schon in der Ferkelerzeugung eine sehr
hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit
mitbringen. Jungsauen, Futter, tierärztliche Betreuung und Medikamente müssen schon in dieser Stufe perfekt aufeinander abgestimmt werden, damit wirklich einheitliche Ferkel produziert
werden können.
Leistungsunterschiede zwischen und
Probleme in den Betrieben müssen ohne
Vorbehalte diskutiert und je nach Fall
auch bei der Gewinnverteilung berücksichtigt werden. Das setzt gegenseitiges
Vertrauen voraus und wird nur funktionieren, wenn Köpfe, Können und Charaktere zusammenpassen.
Das gilt aber auch für die Betriebe
selbst. Der Einstieg in eine gemeinsame
Ferkelaufzucht ist in der Regel nur dann
großen Ferkelgruppen der Zuschlag stabil,
während er bei kleineren Partien schnell
bröckeln kann. In Zeiten, wie wir sie augenblicklich erleben, ist dies ein nicht zu
unterschätzender Vorteil im Wettbewerb
mit ausländischen Anbietern.
Welche Effekte hier erzielbar sind,
zeigt unsere Übersicht (Seite 29). Ausgewertet wurden die Ferkelerlöse von spezialisierten Sauenhaltern in NordrheinWestfalen. Wie auch schon den vergangenen Jahren zeigt sich hier ein klarer Trend
steigender Ferkelerlöse mit zunehmender
Partiegröße. Deutlich wird insbesondere
der Sprung bei Partiegrößen über 300 Ferkel. Hier wurden im Schnitt 1,40 E pro Ferkel mehr erlöst, im Vergleich zu Partien
von 100 bis 150 Ferkeln sogar über 2 E pro
Ferkel mehr!
Ein beteiligter Betrieb mit rund 200
Sauen und 22 verkauften Ferkeln könnte
bei einem um 2 E besseren Ferkelerlös seinen Gewinn um fast 9 000 E steigern.
10 % günstigere Baukosten
Die gemeinsame Ferkelaufzucht in entsprechend größeren Einheiten bringt außerdem Vorteile bei der Arbeitszeit und
bei den Baukosten. Die Ersparnis bei den
Baukosten ergibt sich weniger durch die
Gesamtgröße des gemeinsamen Aufzuchtstalles, sondern hängt vielmehr mit der
Größe der Ferkelpartien und damit der
30 top agrar 6/2008
Allein investieren oder
gemeinsam einen Aufzuchtstall bauen?
Fotos: Graakjaer, Heil
ein Thema, wenn bestehende Sauenbetriebe ohnehin erweitern und kräftig investieren wollen. Beispiele: Ein Betrieb, der bisher Absatzferkel produziert, will in die
Aufzucht einsteigen. Oder ein Sauenhalter
will seinen Bestand deutlich aufstocken,
müsste dafür aber auch in neue Ferkelaufzuchtplätze investieren.
Abteile zusammen. Insbesondere im Heizungs- und Lüftungsbereich sinken die
Kosten der Steuerungselemente in großen
Abteilen. Die Investitionen für die Fütterungstechnik verteilen sich auf mehr Plätze, und auch das Verhältnis der Gang- zur
Nettoliegefläche wird günstiger. Dadurch
können hier immerhin rund 10 % der
Baukosten gespart werden.
Aber Vorsicht vor überzogenen Erwartungen! Denn die gemeinsame Aufzucht
verursacht auf der anderen Seite auch zusätzliche Kosten für die Gesellschaft (z.B.
Buchführung, Steuerberatung, Betriebshaftpflicht usw.), die „gegengerechnet“
werden müssen.
Fazit: Die möglichen Vorteile einer Zusammenarbeit in der Ferkelaufzucht müssen sauber durchgerechnet werden. Nur
wenn sie tatsächlich einen höheren Gewinn als im Einzelbetrieb verspricht, sollte
man sich an die Gründung wagen und dabei dann auch die Frage der Verteilung
unter den Partnerbetrieben klären.
Dabei geht es zum einen um die Entlohnung des eingesetzten Kapitals für
Stallbau und Umlaufvermögen, außerdem
um die Entlohnung der Arbeit, sofern sie
von einem oder mehreren der beteiligten
Ferkelerzeuger erledigt wird. Auf der anderen Seite muss dann der Gewinn, der
aus den Vorteilen der Kooperationen resultiert, gerecht unter den beteiligten Betrieben aufgeteilt werden (siehe hierzu
Die Gründung einer Kooperation –
mit einem gemeinsam betriebenen Aufzuchtstall – kann dann durchaus eine interessante Alternative sein.
Wichtig ist jedoch, dass die Pläne der
Partnerbetriebe auch für die weitere Zukunft abgeklopft werden, damit sichergestellt ist, dass sie später nicht mit der
Aufzuchtkooperation kollidieren. Denn
einzelbetriebliches Wachstum in der Ferkelerzeugung wird durch die gemeinsame Aufzucht u. U. erschwert.
Wird hingegen die Aufzuchtkapazität
„auf Vorrat“ gebaut, können anfangs
keine Kostenvorteile genutzt werden,
was die Wirtschaftlichkeit gerade zu Beginn einer Zusammenarbeit negativ beeinflusst.
unseren Kasten „So funktioniert eine Aufzuchtgemeinschaft“, auf Seite 29).
Welche Rechtsform wählen?
Wenn man in die gemeinsame Ferkelaufzucht einsteigen will, stellt sich die
Frage der richtigen Rechtsform. Sofern
die Aufzucht-Kooperation – im Sinne des
Steuerrechts – landwirtschaftlich betrieben werden soll, kommen praktisch nur
die Gesellschaft bürgerlichen Rechts
(GbR) und die Kommanditgesellschaft
(KG) in Frage.
Fehlt die notwendige Fläche, um die
Aufzucht landwirtschaftlich zu betreiben,
und muss deshalb ein Gewerbebetrieb gegründet werden, wäre auch eine GmbH
bzw. GmbH & Co. KG denkbar. Die einfachere Gründung und Handhabung spricht
aber auch bei der gewerblichen Variante
häufig für die GbR, zumindest wenn die
Partner etwa gleich stark sind und damit
auch Erfolg und Risiko gleichmäßig verteilt werden.
Eine Besonderheit im Steuerrecht ist
die flächenlose, aber dennoch landwirtschaftliche Tierhaltung nach § 51 a des
Bewertungsgesetzes. top agrar hat über
diese Kooperationsform schon mehrfach
berichtet. Voraussetzung ist, dass die beteiligten Ferkelerzeuger in ihren Stammbetrieben noch ausreichend freie Vieheinheiten (VE) haben, die sie auf die Gesell-
top Betriebsleitung
schaft übertragen können. Diese betreibt
dann die Ferkelaufzucht zwar flächenlos,
aber als landwirtschaftlicher Betrieb in
der Rechtsform einer GbR oder auch
KG. Die Umsatzsteuer kann pauschaliert
werden. Die Gründung einer 51 a-Gesellschaft setzt u. a. voraus, dass alle beteiligten Landwirte ihre Betriebe im Haupterwerb bewirtschaften und dass eine Entfernung von 40 km nicht überschritten
wird.
Die Vorteile einer 51 a-Gesellschaft
liegen darin, dass in der Gesellschaft keine Flächen bewirtschaftet werden müssen, sondern tatsächlich nur die Ferkelaufzucht unter den beteiligten Partnern abzurechnen ist. Dagegen trägt jeder
Einzelbetrieb weiterhin für seinen Ackerbau die produktionstechnische und wirtschaftliche Verantwortung allein. Auch
prämienrechtlich würde sich zur Ausgangssituation nichts verändern.
Wir halten fest
Der Druck auf Sauenhalter, immer größere Partien auf den Markt zu bringen,
steigt weiter an. Selbst im 3-WochenRhythmus wird es immer problematischer,
die Forderungen eines Teils der Mäster zu
befriedigen. Wer als Ferkelerzeuger das
Wachstum in Bestandsgrößen von 500
Sauen und mehr sowie die Beschäftigung
einer Fremd-Ak scheut, kann seine Marktposition durch gemeinsame Ferkelaufzucht mit einem oder zwei weiteren Sauenhaltern verbessern.
Dieser Weg wird aber nur dann Erfolg
haben, wenn wirklich einheitliches Tiermaterial aus der Aufzucht geliefert werden kann. Dafür ist eine weitestgehende
Synchronisation der Ferkelerzeugung in
den beteiligten Betrieben erforderlich.
Die Anforderungen, die die gemeinsame
Ferkelaufzucht und -vermarktung an die
Persönlichkeit und die Kooperationsfähigkeit der Partner stellt, sind mindestens genauso groß wie in der Sauenhaltung
selbst.
Vor allem müssen auch die betrieblichen Voraussetzungen stimmen. Eine
funktionierende Aufzucht im Einzelbetrieb stillzulegen, um neu in ein gemeinsames Projekt einzusteigen, wird mit Sicherheit nicht von wirtschaftlichem Erfolg gekrönt sein.
In eine gemeinsame Ferkelaufzucht
sollte man deshalb erst dann einsteigen,
wenn sichergestellt ist, dass als Partner bereit sind, die erforderlichen Schritte auch
in ihren Stammbetrieben zu gehen.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben
sind, winken durch die Kooperation immerhin Vermarktungsvorteile von 2 E je
Ferkel oder mehr und vor allem die Gewissheit, auch zukünftig am Ferkelmarkt
bestehen zu können.
32 top agrar 6/2008
Praxisbeispiel 1
„Mit 500er-Partien sind
wir wettbewerbsfähig“
Vermarktungsvorteile von 3 bis 4 d je Ferkel und
günstigere Stallplatzkosten – dies sehen zwei Ferkelerzeuger aus Hohenlohe als wichtigste Vorteile ihrer
Kooperation in der Ferkelaufzucht.
K
ann ein Betrieb mit 200 Sauen 500erFerkelpartien anbieten? – Ja er kann,
und zwar indem er mit einem zweiten Betrieb in Aufzucht und Vermarktung kooperiert. Mit zusammen 420 Sauen, einem
gemeinsamen Aufzuchtstall mit 2 400 Plätzen und einer schlagkräftigen Vermarktung fühlen sich zwei Sauenhalter aus der
Nähe von Künzelsau gut gerüstet für den
immer härteren Wettbewerb am Ferkelmarkt.
Die Kooperationspartner sind Jochen
Braun (26) und sein Vater Linus (55) aus
Seidelklingen sowie Sauenhalter Volker
Rieger (38) aus dem benachbarten Weldingsfelden. Den Ferkelaufzuchtstall, der
in der Rechtsform einer GbR geführt
wird, haben sie im Jahr 2001 gemeinsam
auf der Hofstelle des Betriebes Braun errichtet. Beide Ferkelerzeuger bekamen
dadurch Luft für die Aufstockung der eigenen Sauenhaltung.
Alle drei Wochen 600 Ferkel
Nachdem der dritte Partner, der ursprünglich an der Kooperation beteiligt
war, ausgeschieden ist, fahren die beiden
Ferkelerzeuger mit ihren 420 Sauen einen
dreiwöchigen Absetzrhythmus. Sie belegen alle drei Wochen im Aufzuchtstall ein
Abteil mit rund 600 Ferkeln. Vorgesehen
war der Stall zunächst für einen 2-Wochen-Rhythmus. Die Landwirte stallten so
zu Beginn alle zwei Wochen in eines der
vier Abteile Ferkel ein. „Dadurch, dass wir
jetzt alle drei Wochen einstallen, haben
wir ein Abteil frei, in dem wir die Nachzügler gut unterbringen können“, so die
beiden Partner.
Der Aufzuchtstall umfasst zwei Absetzerabteile mit 6 Buchten zu 100 Plätzen.
Jeder der beiden Sauenhalter stallt seine
Ferkel zunächst in drei Buchten ein. Drei
Wochen später werden die größten Ferkel
absortiert und in das Verkaufsabteil umge-
stallt. Eine der dort vorhandenen acht
Buchten wird hierfür freigehalten. Nach
der Räumung des Verkaufsabteils folgt die
Hauptgruppe. Die Aufzucht- und Verkaufsabteile fahren die Landwirte konsequent im Rein-Raus. Nachzügler ziehen
Sie im freien Abteil bis zum Verkaufsgewicht auf, Spanferkel werden zum Teil
selbst gemästet.
Mit der Leistung in der Aufzucht sind
die Partner zufrieden: „Mit 450 g Tageszunahmen und 2 % Verlustrate sehen wir
keinen Nachteil aufgrund der unterschiedlichen Ferkelherkünfte“, betont Jochen
Braun.
„Die Kooperation in der Ferkelaufzucht war auf jeden Fall der richtige Weg“,
betont der frischgebackene Landwirtschaftsmeister Jochen Braun. Als wichtigsten Vorteil sehen die Partner heute die
günstigen Baukosten und die höheren Zuschläge bei der Vermarktung. So sanken
die Baukosten, dank der Kostendegression bei größeren Einheiten, auf 180 E je
Stallplatz (inkl. Güllelager).
Der größte Teil der Ferkel wird über
die Unabhängige Erzeugergemeinschaft
(UEG) Hohenlohe-Franken vermarktet.
Daneben besteht eine feste Lieferbeziehung zu einem Mastbetrieb, der alle
Steckbrief
RBS-Ferkel-GbR
Region: Hohenlohe
Partner: Jochen (26) und Linus Braun
(55) aus Seidelklingen, 220 Sauen;
Volker Rieger (38) aus Weldingsfelden, 200 Sauen;
Produktion im 3-Wochen-Rhythmus
Aufzuchtgemeinschaft:
2 400 Ferkelaufzuchtplätze
500er-Ferkelpartien
sechs Wochen rund 250 Ferkel abnimmt.
Die UEG honoriert die 400er- bis
500er-Partien mit einem Aufschlag von
6,50 E je Ferkel (inkl. Impfungen) auf die
Notierung für Großgruppen in Hohenlohe. „Wir rechnen unter dem Strich mit einem Vorteil von 3 bis 4 E je Ferkel im Vergleich zu einem Einzelbetrieb ohne gemeinsame Ferkelaufzucht“, ziehen die
Kooperationspartner eine positive Bilanz.
Zwar gelingt es bisher nicht immer, die
großen Ferkelpartien auch geschlossen zu
vermarkten. „Wir gehen jedoch davon aus,
dass die Nachfrage nach diesen Partien in
Zukunft deutlich wachsen wird“, erklärt
Jakob Lechner von der UEG HohenloheFranken.
Einheitliche Standards
Damit die gemeinsame Ferkelaufzucht
und -vermarktung optimal funktioniert,
müssen in beiden Sauenbetrieben gleiche
Standards gefahren werden. Deshalb streben die Partner jetzt mit Hochdruck eine
einheitliche Genetik an: Zurzeit stellen
die Landwirte auf PIC-Genetik um. Die
Jungsauen kommen aus dem selben Vermehrungsbetrieb. Die Eber werden gemeinsam ausgewählt, das Sperma per
Sammelbestellung bezogen. Beide Betriebe setzen das gleiche Saugferkelfutter ein.
Auch die Impfmaßnahmen sowie die Routinebehandlungen der Sauen und Ferkel
sind identisch.
Für die gemeinsame Ferkelaufzucht
haben die Landwirte die RBS-Ferkel-GbR
Ein starkes Team bilden die hohenloher Ferkelerzeuger Volker Rieger, Jochen Braun und
Linus Braun (von links).
Fotos: Häfner (3)
gegründet. „Wichtig war uns im Vorfeld,
dass im Gesellschaftsvertrag möglichst alles genau geregelt ist“, so die Partner. Das
gilt auch für die Gewinnverteilung.
Für jedes Baby-Ferkel, das die beiden
Sauenhalter an die GbR verkaufen, erhalten sie eine an der Notierung orientierte
Vergütung. Den in der Ferkel-GbR erwirtschafteten Gewinn teilen sich die Gesellschafter je zur Hälfte. Für das eingebrachte Kapital gibt es keine gesonderte Vergütung, da beide Einlagen in gleicher Höhe
getätigt haben. Auch mit Grundschulden
haften die Partner in gleichem Umfang.
Allerdings bringen Jochen und Linus
Braun mehr Arbeitszeit in die Ferkelaufzucht ein als ihr Partner Volker Rieger.
Hierfür erhalten sie einen monatlichen
Pauschalbetrag als gesonderte Entlohnung.
In der Aufzucht kommte eine SpotMix-Fütterung zum Einsatz. CCM und
Getreide wird von den Einzelbetrieben
geliefert. Die Mengen erfassen die Partner
über eine Waage am Vorratssilo und die
Verwiegeeinrichtung des Fütterungscomputers. Etwa alle 2 bis 3 Monate wird abgerechnet. Um vom Marktgeschehen unabhängig zu sein, legen die Partner im
Herbst einen für das Wirtschaftjahr geltenden Verrechnungspreis fest.
Die Ferkelaufzucht betreuen die Partner gemeinschaftlich: Morgens und mittags sind Jochen und Linus Braun vor Ort,
abends übernimmt Volker Rieger die Kontrolle. Am Sonntag wechseln sich die Part-
ner ab. Bei Sonderarbeiten, wie etwa dem
Reinigen oder dem Ein- und Ausstallen
der Ferkel, packen dann alle gemeinsam
mit an.
Die übrigen Aufgaben sind klar verteilt: Volker Rieger managt den Betriebsund Futtermitteleinkauf, erledigt die Abrechnungen und führt die Bankgeschäfte
der GbR. Im Gegenzug kümmern sich
Jochen und sein Vater Linus Braun um
auftretende Störungen, beseitigen Mängel
und übernehmen anfallende Reparaturarbeiten. Diese Arbeitsteilung sehen beide
Partner als klaren Vorteil ihrer Kooperation: „Wir haben es sehr schätzen gelernt,
dass wir anfallende Arbeiten jetzt viel zügiger erledigen können. Auch kann der
Partner schnell in die Bresche springen,
wenn mal jemand ausfällt.“
M. Häfner
Wir halten fest
Durch ihre Kooperation in der Ferkelaufzucht können zwei Sauenbetriebe aus Hohenlohe jetzt Partiegrößen
von bis zu 500 Ferkeln anbieten. Dank
günstiger Baukosten für den gemeinsamen Aufzuchtstall sowie höherer Zuschläge bei der Ferkelvermarktung sind
die Landwirte für die Zukunft gut aufgestellt. Die Sauenhalter bilden dabei
ein starkes Team, das den Einzelnen
spürbar entlastet.
top agrar 6/2008
33
top Betriebsleitung
Praxisbeispiel 2
Steckbrief
„Das Wachstum der
Mäster treibt uns voran“
Um bei den stark gewachsenen Mastbetrieben der Region
im Geschäft zu bleiben, kooperieren zwei Sauenhalter aus
aus der Nähe von Papenburg im Emsland in der Ferkelaufzucht. Wir stellen Ihnen ihr Konzept vor.
Gemeinsames Wachstum:
Bernd Ahlers (links) und
Hermann Pieper vor
ihrem neu gebauten
Aufzuchtstall.
A&P-Ferkelaufzucht-GbR
Region: Emslan
d
Partner: Bernd
Ahlers (46)
aus Dersum, 28
0 Sauen;
Hermann Piepe
r (53)aus Kluse
,
400 Sauen;
zusätzlich in K
ooperation
300 Sauen
Produktion im
4-WochenRhythmus
Aufzuchtgemei
nsch
4 400 Ferkelaufz aft:
uc
1 600er-Ferkelpa htplätze
rtien
die Betriebe arbeiten im 4-Wochen-Rhythmus. Die Aufzucht erfolgt in zwei getrennten Aufzuchtställen, die in Regie einer gemeinsamen Ferkelaufzucht-GbR laufen.
Sie werden im vierwöchigen Wechsel mit
etwa 2 000 Ferkeln belegt.
Als Arbeitskräfte stehen, neben den
Betriebsleiterfamilien, vier Fremdarbeitskräfte zur Verfügung. Die Mitarbeiter
kennen sich in allen Bereichen des Betriebes aus. Dabei hat aber jeder sein spezielles Aufgabengebiet.
Aufzucht-GbR gegründet
M
it vereinten Kräften die Wünsche
der Mäster optimal erfüllen! Das ist
die Devise der beiden Sauenhalter Hermann Pieper (53) und Bernd Ahlers (46)
aus der Nähe von Papenburg im Emsland.
Durch ihre Kooperation in der Ferkelaufzucht können sie Partien bis 1 600 Ferkel
liefern. Partiegrößen, die von den stark
gewachsenen Mastbetrieben der Region
zunehmend nachgefragt werden.
34 top agrar 6/2008
Zusammen halten die Unternehmer
rund 1 000 Sauen:
■ Hermann Pieper hält auf seinem Betrieb 400 Sauen.
■ Auf dem Betrieb Ahlers im rund 8 km
entfernten Dersum stehen 280 Sauen.
■ Weitere 300 Sauen halten beide Partner gemeinsam in einem Pachtstall, der ihnen vor zwei Jahren angeboten wurde.
Die drei Herden laufen synchron und
Seit rund sechs Jahren läuft die Ferkelaufzucht erfolgreich zusammen. In Abstimmung mit Beratern haben die Partner
das Kooperationskonzept entwickelt:
Die Ferkelaufzucht erfolgt gewerblich
durch die A&P-Ferkelaufzucht-GbR. Die
beiden Einzelbetriebe sowie die Kooperation in der Sauenhaltung sind landwirtschaftlich.
Durch einen neuen Ferkelaufzuchtstall
mit 2 600 Plätzen, der seit Anfang April in
Betrieb ist, bekommt die Kooperation
weiteren Schwung. Er ersetzt einen bisher
gepachteten Aufzuchtstall.
Der neue Aufzuchtstall ist in ein Abteil
für 1 650 Ferkel sowie drei Abteile für je
320 Tiere unterteilt. Im alten Gemeinschaftstall stehen weitere 1 800 Aufzuchtplätze zur Verfügung. Diese gliedern sich
in zwei Abteile mit 1 500 und 300 Plätzen.
Alle vier Wochen wird einer der Aufzuchtställe im Rein-Raus belegt.
Gefüttert werden die Tiere in 35erBuchten am Breiautomaten. „Im Schnitt
der letzten drei Jahre konnten wir die Ferkel innerhalb von 52 Tagen von durchschnittlich 6,5 kg auf das Verkaufsgewicht
von rund 30 kg bringen, dies entspricht einer mittleren Tageszunahme von 450 g“,
äußern sich die Landwirte mit der Aufzuchtleistung zufrieden. Eine Einstallpro-
top Betriebsleitung
pylaxe führen die Betriebsleiter nicht
durch. Statt dessen erhalten die Ferkel in
den ersten Tagen eine Säurezulage über
das Tränkewasser. Die Medikamentenkosten sind mit weniger als 1 E je Ferkel sehr
gering. Auch die Verlust belaufen sich nur
auf rund 2% (ohne Spanferkel).
Die von den Einzelbetrieben an die
GbR gelieferten Ferkel werden auf Basis
des Babyferkelpreises bezahlt. Dieser ermittelt sich aus der Niedersachsennotierung und den erzielten Zuschlägen, abzüglich einer Aufwandspauschale für sämtliche im Aufzuchtstall anfallenden Kosten.
Durch die Kopplung an die angelieferten
Ferkel geht so die Leistung im Sauenstall
in die Entlohnung mit ein.
Vermarktungsvorteile von
4 bis 5 8 je Ferkel
Nur durch die Zusammenarbeit ist es
den beiden Ferkelerzeugern möglich, Partiegrößen von bis zu 1 600 Tieren anzubieten. „Im Vergleich zum klassischen 300er
Sauenbetrieb, der im Drei- oder Vierwochenthythmus 400er- bis 600er-Partien anbietet, haben wir einen Vermarktungsvorteil von 4 bis 5 E je verkauftem Ferkel“,
sagen Hermann Pieper und Bernd Ahlers.
Die Ferkelerzeuger berichten, dass in
der ganz schwierigen Phase im August
letzten Jahres selbst 500er-Partien unter
Notierung verkauft werden mussten. „Die
Mäster fordern Partiegrößen von über
Die Leistung in
der gemeinsamen
Aufzucht passt.
Die mittleren
täglichen
Zunahmen
liegen bei 450 g.
Vermarktung in Eigenregie
Die beiden Ferkelerzeuger setzen voll
auf feste Lieferbeziehungen: Die Vermarktung eines Großteils der Ferkel erfolgt direkt an drei in der Nähe liegende
Mastbetriebe. „Unser Ziel war schon immer der Verkauf der Ferkel in Eigenregie
ohne Zwischenhandel. Um dies zu erreichen, muss neben der Größe auch die
Qualität der Ferkelpartien stimmen“, betonen die Betriebsleiter.
Die Mäster verlangen vor allem möglichst homogenes Tiermaterial. Die Partner stallen die Ferkel daher getrennt nach
Geschlecht sowie sortiert nach Gewicht
auf. Der Verkauf erfolgt in zwei Gruppen:
Nach 45 Tagen werden zunächst 400 bis
600 Vorläufer vermarktet, eine Woche später folgt die Hauptgruppe. Restferkel oder
Nachzügler mästen die Partner selbst.
Beim Ausstallen sind die Mäster in der
Regel vor Ort. Darin sehen Bernd Ahlers
und Hermann Pieper einen großen Wettbewerbsvorteil gegenüber anonymen Ferkelgruppen, welche hauptsächlich die Dänen und Holländer anbieten. „Die Mäster
haben einen direkten Ansprechpartner.
Die Vorgeschichte der Ferkel oder mögliche Beanstandungen können so sofort besprochen werden“, so die Landwirte.
36 top agrar 6/2008
1 000 Ferkel, um ihre Ställe im Rein-Raus
fahren zu können. Durch die Kooperation
in der Ferkelaufzucht können wir diese
nun liefern“, sagen die Sauenhalter und
sehen so optimistisch in die Zukunft.
Hinzu kommen die Vorteile des gemeinsamen Einkaufs. Betriebsmittel beziehen die Landwirte gemeinsam. Auch
die Baukosten konnten durch größere
Einheiten deutlich gesenkt werden. So
auch beim neuen Aufzuchtstall: Die Unternehmer rechnen mit Baukosten von
nur rund 140 E/Stallplatz (o. Güllelager).
Einen weiteren Vorteil sehen die beiden Landwirte in der Arbeitsorganisation:
Da im 4-Wochen-Rhythmus abgesetzt
wird, wechseln sich arbeitsreiche und arbeitsarme Zeiten ab. Nach Meinung der
beiden Praktiker ist dies für die Arbeit mit
Fremdarbeitskräften ideal: „In der arbeitsreichen Zeit stehen unsere Mitarbeiter
auch am Wochenende voll zur Verfügung.
In der arbeitsärmeren Zeit können dann
Urlaub und Zeitausgleich für die Mitarbeiter und auch für uns Betriebsleiter eingeplant werden. Zudem können wir uns
dann verstärkt den Managementaufgaben
widmen“.
Die in der gemeinsamen Aufzucht und
Vermarktung anfallenden Arbeiten teilen
sie sich auf. Bernd Ahlers ist Ansprech-
partner für die Mäster und verstärkt im
Aufzuchtstall vor Ort. Hermann Pieper
kümmert sich um die Futterbereitung, außerdem erledigt er für die Gesellschaft die
Abrechnung mit den Mästern und den
Einzelbetrieben
Bevor die Kooperation rund lief, mussten zunächst einige Hürden gemeistert
werden: „Wir mussten uns auf den gleichen
Rhythmus und die gleiche Genetik festlegen. Hierfür haben wir uns viele Betriebe
angesehen und uns mit Berufskollegen
ausgetauscht“, blicken die Partner zurück.
Mit jährlich 24 abgesetzten Ferkeln sehen
sich die Sauenhalter in ihrer Entscheidung
für den 4-Wochen-Rhythmus sowie für die
Genetik Hermitage bestätigt.
Die Betriebsleiter Hermann Pieper
und Bernd Ahlers haben sich für die eigene Nachzucht der Jungsauen entschieden.
Einmal im Jahr kaufen sie 20 Landrassetiere zu. Nach 9 bis 10 Wochen in einem
Quarantänestall werden die Tiere in die
einzelnen Sauenherden integriert. So ist
das Risiko einer Krankheitseinschleppung
sehr gering.
Weiterhin achten die Partner auf die
gleiche Anfütterung der Ferkel sowie ein
einheitliches Vorgehen bei Impfmaßnahmen und Routinebehandlungen. Um die
Unterschiede zwischen den Herden weiter
zu verringern, sind auch die Zeitpunkte, zu
denen die Maßnahmen erfolgen, abgestimmt. Disziplin ist hierbei gefragt.
Für die Zukunft haben sich die Partner
viel vorgenommen: Der Standort des
2 600er-Aufzuchtstalls ist so gewählt, dass
eine Erweiterung problemlos möglich ist.
Langfristig soll der Stall um eine in Gemeinschaft geführte Sauenhaltung ergänzt
werden. Ziel sind insgesamt 1 500 Sauen in
zehn Jahren.
„Mit größeren Einheiten ergeben sich
ganz neue Möglichkeiten, um Kosten einzusparen“, betont Bernd Ahlers. So soll
eine Biogasanlage in der Nähe des neuen
Stalles entstehen. Die Wärme für den Aufzuchtstall können die Landwirte dann
günstig beziehen. Und auch die Gülle kann
darüber preiswert abgegeben werden.
Wir halten fest
Zwei Ferkelerzeuger aus dem Emsland bündeln durch eine Kooperation
in Aufzucht und Vermarktung ihre
Kräfte. Mit insgesamt rund 1 000 Sauen
und Verkaufspartien bis 1 600 Ferkel
bieten sie den Wettbewerbern aus Holland und aus Dänemark Paroli.
In puncto Kundennähe sehen sich
die Emsländer gegenüber ihren Konkurrenten sogar im Vorteil, denn den
Mästern stehen sie direkt als Ansprechpartner zur Verfügung.
-mh-