Salzburger Nachrichten - Klein, aber ganz besonders oho

TOURISMUS 21
SAM ST AG, 23 . M AI 20 15
Boom & Bau
in der Mozartstadt
Voll
Schlafen wie im Festspielhimmel: Jedes der 16 Zimmer im Hotel Goldgasse ist einer Aufführung gewidmet.
BILDER: SN/ANDREAS KOLARIK FOTOGRAFIE/LEO
Klein, aber ganz besonders oho
Salzburg hat mit dem Hotel Goldgasse eine neues Juwel. Das erste „Small Luxury Hotel“
der Stadt hat nur 16 Zimmer, dafür einen reichen Kunstmäzen als Geldgeber.
BIRGITTA SCHÖRGHOFER
SALZBURG. Die Goldgasse in der
Salzburger Altstadt ist getreu ihrem
Namen ein kleiner Schatz. Irgendwie hat man als Spaziergänger das
Gefühl, als sei man in einem Geheimgang gelandet, der Residenzplatz und Alten Markt verbindet.
Gerade wegen der Beengtheit des
Gässchens aber wirkt es lebendiger
als andere Winkel der Stadt. Anno
dazumal blühte hier das Goldschmiedehandwerk, und noch heute glitzert es in zahlreichen Geschäftsauslagen.
Frisch renoviert erstrahlt seit wenigen Tagen das Haus mit der Nummer 10. An keinen anderen Platz der
Stadt hätte Salzburgs erstes „Small
Luxury Hotel“ wohl besser gepasst
als hierhin. Nur 16 Zimmer hat das
Hotel, das den Namen seiner Heimatgasse trägt und das Direktorin
Margot Weindorfer „ein Liebhaberprojekt“ nennt. Gemeint ist damit
nicht nur die Auszeichnung des
Umbaus mit dem Handwerkerpreis
und die Ernennung des Hauses zum
Referenzprojekt für Sanierungen in
einer
UNESCO-Weltkulturerbestadt.
Hinter der Neueröffnung des Hotels steckt eine internationale Investorengruppe, der unter anderem
der italienische Kunstmäzen und
Geschäftsmann Rinaldo Invernizzi
angehört. Der scheut zwar die Öf-
fentlichkeit, nicht aber das Geldausgeben. Wobei über Summen
allerdings geschwiegen wird.
Immerhin drei Häuser hat die
Gruppe um den reichen Italiener in
der Mozartstadt bereits angekauft:
das familiäre Dreisternehotel Amadeus in der Linzer Gasse, das legendäre Hotel Stein, das ab Februar
2016 saniert und umgebaut wird,
und die Goldene Ente, die nunmehr
„Das Hotel Goldgasse ist
ein Liebhaberprojekt ohne
Standardlösungen.“
Margot Weindorfer, Direktorin
Hotel Goldgasse heißt und von ursprünglich 26 auf 16 exklusive Zimmer reduziert wurde.
Man wolle sich eher als „Private
Residence“ sehen denn als Hotel,
sagt Direktorin Margot Weindorfer.
Der Hotelgedanke sei, für die Gäste
ein Zuhause zu schaffen.
Begeistern dürfte das Goldgasse
vor allem Freunde der Salzburger
Festspiele, auch Künstler ebendieser will man künftig vermehrt als
Gäste beherbergen. Der Geist des
wichtigsten Kulturereignisses der
Mozartstadt schwebt in Bildern
durch das ganze Haus – und das
nicht nur in den Gängen. Prächtige
Fotos von Opern und Theateraufführungen erstrecken sich in den
Zimmern großflächig über ganze
Wände. Dementsprechend trägt jedes Zimmer auch seinen eigenen
Namen, etwa Zauberflöte oder Don
Giovanni. „Bei uns gibt es keine
Standardlösung“, betont Weindorfer. Selbst der Hausduft wurde von
einer Schweizer Firma speziell für
das kleine Luxushotel kreiert.
Ein halbes Jahr lang dauerte die
Generalsanierung des historischen
Gebäudes. Die vielen Tonnen Bauschutt mussten per Schaufel aus
dem Haus geschafft werden. Überhaupt müsse man das Hotel „logistisch mit dem Rollwagerl bespielen“, sagt Weindorfer. Der Umbau
sei auch ein Bekenntnis und ein
Verständnis für den Denkmal-
Eine Suite im Schloss Schönbrunn
Die Kooperation„Schlosshotels & Herrenhäuser“ hat Grund zu feiern.
BARBARA HUTTER
WIEN. Hotelvereinigungen gibt es
viele. Eine der ältesten auf diesem
unruhigen Markt feiert nun das
erste halbe Jahrhundert ihres Bestehens. Am 27. Juli 1965 formierten
sich im kärntnerischen Leonstain
die „Burg- und Schlosshotels“, heute bekannt als „Schlosshotels &
Herrenhäuser“ mit Sitz in Salzburg
und rund 90 Mitgliedsbetrieben in
Österreich, Deutschland, Italien,
Slowenien, Kroatien, Ungarn,
Tschechien und der Slowakei.
„Wir sind Kulturguterhalter“, erklärt Max Eidlhuber, seit vielen Jahren Präsident der Kooperation. Ge-
rade dies sei nicht einfach in Zeiten
von Dumpingpreisen und Buchungsplattformen, sagt Eidlhuber
und mahnt zu vernünftigen Hotelraten, um Instandhaltung und Investition in den besonders aufwendigen historischen Anwesen finanzieren zu können. Trotz Stammbaums verschlösse man sich dem
Heute nicht, erklärt Eidlhuber.
„Wer die moderne Klaviatur nicht
beherrscht, stirbt in Schönheit.“
Denn ob Burg, Schloss, Stadtpalais
oder Herrenhaus, Stationen der Via
Imperialis oder historische Restaurants, kein Haus gleicht dem anderen. Die Kooperation ist ein wesentlicher Teil des Netzwerks „Historic
Hotels of Europe“ von rund 500
Hotels in 20 Ländern. „Wir sind
nach und nach zu einer europäischen Organisation geworden“,
freut sich Eidlhuber. Wo das Geheimnis des Erfolgs liegt? Auch
darauf hat der Präsident eine
Antwort: „Unsere Stärke liegt
nicht zuletzt in sehr kleinen Mitgliedsbeiträgen.“ Mehr kollegiale
Hilfe und viel ehrenamtliches
Engagement also statt teurer Verwaltung. Eine Mitgliedschaft
hier ist begehrt. Pünktlich zum
Geburtstag gibt’s nun auch den
neuen Katalog und ein neues
Mitglied: die einzigartige Suite
im Schloss Schönbrunn.
schutz. Geschichte wird auch im
Restaurant großgeschrieben. Da
von 1573 an bis nach 1900 Kupferschmiede in dem Haus wohnten
und arbeiteten, werden im Restaurant viele Speisen in kleinen Kupferpfannen serviert. Im Besitz des
Hotels ist auch ein Kochbuch aus
dem 17. Jahrhundert, das derzeit
übersetzt wird. Rezepte daraus sollen auf die Tageskarte kommen.
Beim Verkauf des Hotelangebots
geht man freilich moderne Wege.
Das Hotel Goldgasse ist trotz seiner
Exklusivität und privaten Note
auch auf allen bekannten Buchungsplattformen buchbar. „Daran kommt man nicht vorbei“, sagt
die Hoteldirektorin. Ziel aber sei es,
„dass das 16-Zimmer-Haus irgendwann auch allein leben kann“.
Beim digitalen Onlineauftritt des
Hotels, der nächste Woche freigeschaltet wird, ist ein spezieller Fokus auf die Telefonnummer des
Hauses gelegt. Was banal klingt, ist
laut Weindorfer ein Trend. Wo auch
immer die Nummer des Hotels auftaucht, genügt ein Touch auf dem
Smartphone und der telefonische
Kontakt wird unmittelbar aufgebaut. Vor allem Individualtouristen,
sagt Weindorfer, suchten immer öfter wieder die direkte und persönliche Ansprache im Hotel. „Außerdem haben viele erkannt, dass ein
Anruf bequemer ist, als mühevoll
im Internet zu buchen.“
Die Stadt Salzburg verfügt aktuell über rund 11.500 Gästebetten, das ist ein Zuwachs von rund
20 Prozent in den vergangenen
Jahren. Unterm Strich brachte es
die Stadt im Vorjahr auf 2,64 Mill.
Nächtigungen. Anders als Wien
sei Salzburg jedoch bei der Anzahl der Betten nicht gleich stark
gewachsen wie die Nachfrage im
Städtetourismus, sagt Salzburgs
Tourismusdirektor Bert Brugger.
„In der Hochsaison könnten wir
noch viel mehr Gäste beherbergen als derzeit möglich.“
Groß
Die Auslastung der Betten in der
Stadt Salzburg liegt auf das ganze Jahr gesehen bei 56 Prozent,
jenes der Zimmer bei über 70
Prozent, „damit liegen wir bei
der Auslastung gleich auf mit
Wien“, betont Brugger. Großkongresse seien aufgrund fehlender großer Hotels aber kaum
an Land zu ziehen. Wer eine Firmenveranstaltung mit 1000 Teilnehmern buche, wolle seine Leute nicht auf 40 Häuser aufteilen,
sondern auf drei bis vier. Für
Brugger wären zwischen 1500
und 2000 zusätzliche Betten in
Salzburg noch denkbar.
Hoch
Wer mehr als 119 Betten in einem Hotel plant, braucht in der
Stadt Salzburg eine Sondergenehmigung. Darunter bleiben
zwei aktuelle Hotelbauprojekte,
die dafür in die Höhe wachsen.
Das zukünftige „Hotel zur Messe“ beim Ausstellungszentrum
soll eine Höhe von 52,20 Meter
erreichen und über 119 Zimmer
verfügen. Konkurrenz bekommt
auch das Hotel Europa am Salzburger Hauptbahnhof. Der Hotelturm in der neuen Geschäftszeile an der Rainerstraße wird
mit 100 Zimmern und ebenfalls
52 Meter Höhe nur unmerklich
niedriger als das Europa sein.
KURZ GEMELDET
Sparefrohs urlauben im
Osten oder in der Türkei
WIEN. Wer heuer am meisten aus seinem Urlaubsbudget herausholen
will, sollte nach Osteuropa, Mexiko
oder in die Türkei fahren. Am billigsten sind derzeit Ferien in Bulgarien –
dort erhalten Österreicher für 100
Euro Waren und Dienstleistungen
im Wert von 207 Euro; in Rumänien
sind es 183 Euro, so die Statistik
Austria. In Mexiko ist der Gegenwert
für 100 Euro zwar gesunken, liegt
aber noch bei 147 Euro (2014: 166
Euro). Dasselbe gilt für die Türkei,
wo 100 „Urlaubseuro“ heuer 139 Euro wert sind – nach 152 im Vorjahr.
Stabil günstig sind Ferien gemessen
an der heimischen Kaufkraft in
Kroatien (151 Euro), Portugal (131)
und Griechenland (125 Euro). SN, APA
Salzburger übernimmt
ÖW-Büro in Kopenhagen
Norbert Lerch
geht nach Dänemark. BILD: SN/ÖW
Der 40-jährige Salzburger Norbert Lerch wechselt mit 1. Juni als Marktmanager ins Büro der
Österreich Werbung (ÖW) nach Kopenhagen und wird Dänemark und
Schweden verantworten. Seit 2005
war Lerch für die ÖW in Zürich und
Tokio tätig. Zuletzt unterstützte er
das Team in Wien bei den Marketingaktivitäten zum Song Contest.
SALZBURG.