Mein Vater Meinen Vater und mich trennen 40 Jahre, dennoch sind wir beide an einem ähnlichen Punkt im Leben. Für mich hört das Kindsein nun definitiv auf, ich muss mich in der Welt beweisen und mei-nen eigenen Weg finden. Mein Vater hat längst bewiesen, welchen Platz er im Leben und in der Kunst einnimmt, doch auch er muss wohl an diesem Punkt nochmals seinen eigenen Weg finden, denn er wird sich bestimmt nicht mit 65 zur Ruhe setzen. Im Gegenteil, die physische und schöpfe-rische Kraft und der Wille, Künstler zu sein, sind noch voll und ganz vorhanden. Nur, wohin geht es jetzt, kommt noch etwas Neues oder wird Altes aufgearbeitet? Wie ich meinen Vater kenne, glaube ich, dass durchaus Neues kommen wird, Unerwartetes, Spannendes. Doch, und darüber haben wir oft gesprochen, es braucht einen zündenden Funken, eine Art Schub, der die neue Ära einleitet. Immer schon waren es Ereignisse, Orte, Landschaften oder besondere Men-schen, die eine solche Initialzündung ausgelöst und eine neue Schaffensperiode eingeleitet haben. So waren zum Beispiel die Aufenthalte in Fuveau, die auch ich in schöner Erinnerung habe, immer Quell für neue Bilder. Ein entscheidendes Ereignis aber auch meine Geburt. In den Bildern von damals spürt man Überraschung und Unsicherheit durch die neue Situation, aber auch das feine Würzelchen der Zusammengehörigkeit und Liebe. Dieses Würzelchen ist in den letzten zwanzig Jahren zu einem Baum gewachsen. Jetzt stehen wieder neue Verzweigungen und Verästelungen an, es wird spannend sein zu sehen, wohin sie wachsen. Kathrin Wüscher
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