800-Jahrfeier der Gemeinde Grossaffoltern 2016 Im Jahr 2016 feiert die Gemeinde Grossaffoltern ihr 800-jähriges Bestehen Die Feierlichkeiten finden statt von Freitag, 27. bis Sonntag, 29. Mai 2016. Ein Organisationskomitee unter der Leitung von Gemeinderätin Christine Loosli tagte bereits mehrmals. In Zukunft wird in unregelmässigen Abständen im Öpfublatt über den Fortschritt der Organisationsarbeiten informiert. Geschichtliche Grundlagen zu diesem Gemeindejubiläum Gestützt auf den historischen Überblick auf der Internetseite der Gemeinde seien folgende wichtigen Etappen stichwortartig erwähnt: Jungsteinzeit: 5000-2000 v.Chr. Einzelfunde von Werkzeugen deuten auf eine Besiedelung unserer Gegend in der Jungsteinzeit hin. Bronzezeit: 2000-800 v. Chr. Aus Kosthofen stammt ein schönes, dunkelgrün patiniertes Beil mit stark gerundeter Schneide. Zwei Beilklingen wurden in der Munimatt gefunden. Eisenzeit: (Hallstattzeit) 800 - 60 v. Chr. Im Aeschertenwald befinden sich 21 vermessene keltische Grabhügel. Auf dem gesamten Gemeindegebiet findet man total 45 solche Hügel, was der grössten Ansammlung weit und breit entspricht. In Suberg bei Ruedi Frutig und im Brandholz befinden sich zwei Erdwerke mit Wall und Graben aus dieser Zeitepoche. Römerzeit: 60 v. Chr. bis 400 n. Chr. Spuren der Römer werden im Sternenriedbodenwald, östlich von Chaltebrünne und in Kosthofen gefunden. Mittelalter: 500 - 1500 n. Chr. Aus der Zeit der Völkerwanderung im 5. und 6. Jahrhundert stammen die in einem Kieshügel in Kosthofen gefundenen Reihengräber mit teilweise erhaltenen Skeletten und Grabbeigaben. Darunter befinden sich auch germanische Kurzschwerter. 6 Im Jahre 1000 liegt das Bernbiet links und rechts der Aare im Grenzland zwischen Burgundern und Alemannen. 1082 taucht zum 1. Mal der Name Uethland auf. Dieser Name bedeutet Ödland oder Weideland. (Bezeichnung Oltigen). Die Zähringer, Gründer der Stadt Bern (1191), die das Oltigergebiet verwalten, siedeln Bauern aus dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alp hier an. Namen wie Ammerzwil, Bargen oder Bundkofen finden sich auch in Baden und Württemberg. Nach dem Aussterben der Zähringer kommt unser Gebiet 1218 unter die Herrschaft des Geschlechts der Kyburger. Grossaffoltern scheint schon vor der Gründung Aarbergs (1220) ein bekannter Ort gewesen zu sein, denn 1216 wird bereits ein gewisser Petrus, Meier zu Affoltern, urkundlich erwähnt. Offenbar ist diese Urkunde das einzige erhaltene Dokument, das Grossaffoltern resp. Affoltron erstmals erwähnt. Alle bisherigen Gemeindejubiläen landauf und landab stützen sich auf solche Dokumente ab. Wann genau das erste Haus der Siedler aus dem Schwarzwald auf dem heutigen Gemeindegebiet erstellt wurde, ist nicht bekannt. Es muss aber zwischen 1191 und 1216 gewesen sein. Inhalt der Urkunde Im ersten Band von Berns Geschichtsquellen (FONTES RERUM BERNENSIUM) aus dem Jahre 1883 ist auf Seite 516 unter der Nummer 128 die ganze Urkunde im lateinischen Originaltext abgedruckt. Die Urkunde befindet sich im Staatsarchiv Bern. «Ritter Kuno von Pfeit tritt dem Hause Frienisberg, durch die Hand Berchtiolds, des Herzogs und Rectors von Burgund, sein Eigen, genannt Weingarten (in der Kirchhöre Grossaffoltern) als Ersatz für zugefügten Schaden ab.» Weil das Leben der Menschen kurz ist und die Erinnerung schwach, deshalb sei der ganzen Welt bekannt gemacht, dass Herr Kuno, Ritter von Pfeit, durch die Hand und Erlaubnis des edelsten Herzogs Berchthold, für 25 Kühe und 2 Pferde des Abtes, und für den gesamten dem Haus Frienisberg zugefügten Schaden, und der heiligen Maria und den Brüdern daselbst wie auch den Dienern Gottes, sein Eigen, genannt Weingarten, mit allem Recht und allem, was dazu gehört, so Wälder wie Felder, nichts davon für sich behaltend, son-dern als Ganzes durch eine rechtmässige Schenkung übergeben hat. Und damit die Richtigkeit dessen Angelegenheit immer von allen anerkannt und als gültig gehalten wird, sichern wir das oben Erwähnte ab durch das Siegel von Berchtold, Bischof von Lausanne, und von Berchtold, Herzog und Rector von Burgund. Die Zeugen dieser Angelegenheit sind: der Leutpriester von Specie [?], Ritter Burkhard von Moringin [Mörigen ?], Ritter Heinrich von Winterstetin [Winterswil ?], Peter von Werde [Werdt], Ulrich Seilli, Johannes von Pizingin [?], Ulrich Dietegen und sein Bruder Imo, Kuno, Kapellan von Burgulon [Bürglen] und mehrere andere vom selben Ort, Peter von Scuphon [Schüpfen], Peter, Meier von Affoltron [Grossaffoltern]. Verfertigt an Martinus [11. November] 1216. 7 Im lateinischen Text heisst es: Petrus villicus de Affoltron. Die Übersetzung von villicus gemäss «Georges, lateinisch-deutsches Wörterbuch» lautet Meier, Hofmeier, Vogt, Verwalter. (Übersetzung aus dem Lateinischen durch Frau lic. phil. Zita Caviezel, Kunsthistorikerin, Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Amt für Kultur Denkmalpflege) Ritter Kuno von Pfeit Wer war oder wer könnte dieser Ritter Kuno gewesen sein? In den Unterlagen der Gemeinde Aegerten ist zu lesen, dass auf dem Guldhubel (westlich von Aegerten im Aegertenmoos) die hochmittelalterliche Erdburg der Sitz der Ritter von Pfeid (10.-13. Jh.) gewesen sei, die wohl im frühen 13. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Sie gehörten zu den meist unfreien Landadligen. Heute erinnern noch die Flurnamen Pfeidmatt und Pfeidwald an die ehemaligen Ritter von Pfeid. Da Ritter Kuno über Besitzungen in Weingarten verfügte, liegt es nahe, ihn den Rittern von Pfeid bei Aegerten zuzuordnen. Jürg Eberle, Kommunikation OK 800 Jahre Grossaffoltern 8
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