Saarland DIENSTAG, 29. DEZEMBER 2015 NR. 301 SEITE B1 S CHNEL L E S Z Alle Notrufe landen jetzt auf dem Winterberg Integrierte Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr startet am 1. Januar – mit sieben Jahren Verspätung Eigentlich hätte es die Integrierte Leitstelle schon seit 2009 geben sollen. Doch die Landkreise und die Stadt Saarbrücken wurden sich nicht einig. Deshalb griff der Landtag ein. Nun startet die Einrichtung zum 1. Januar 2016. Achtung, hier blitzt die Polizei heute Saarbrücken. Die saarländische Polizei hat für heute folgende Geschwindigkeitskontrollen angekündigt: auf der A 8 zwischen Heusweiler und dem Autobahnkreuz Neunkirchen sowie in Merzig auf der L 174. red 61 Assistenten entlasten Hausärzte im Saarland Von SZ-Redakteur Daniel Kirch Saarbrücken. Am 1. Januar 2016 wird auf dem Saarbrücker Winterberg etwas passieren, was viele schon nicht mehr für möglich gehalten haben. Die Integrierte Leitstelle (ILS) für Feuerwehr und Rettungsdienst nimmt ihren Betrieb auf – mit siebenjähriger Verspätung. Wer vom 1. Januar an den Rettungsdienst oder die Feuerwehr ruft und die 112 wählt, landet immer bei einem Mitarbeiter der Leitstelle auf dem Winterberg. Träger der ILS ist der Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF), ein Zusammenschluss der fünf Landkreise und des Regionalverbands Saarbrücken. „Der jahrelang beklagte Missstand, dass die Notrufnummer 112 je nach Standort und Telefon (Handy oder Festnetz) bei drei unterschiedlichen Leitstellen – nämlich der Einsatzzentrale der Vollzugspolizei, der Haupteinsatzzentrale der Berufsfeuerwehr Saarbrücken oder der Rettungsleitstelle Winterberg – angenommen wurde, ist damit ab 1.1.2016 endgültig behoben“, teilte der ZRF mit. Für hilfesuchende Bürger werde es künftig einfacher. In der Vergangenheit gab es einen regelrechten Flickenteppich beim Notruf 112: In einigen Landkreisen kam man bei der Saarbrücker Berufsfeuerwehr raus, in anderen auf dem Winterberg, im Regionalverband bei Anrufen aus dem Festnetz bei der Berufsfeuerwehr, über Handy oder über IP-Telefonanschlüsse bei der Polizei. Einiges wurde bereits vor mehreren Monaten umgestellt, zum 1. Januar 2016 folgt nun die Umstellung im Regionalverband. Eine Integrierte Leitstelle mit einer gemeinsamen Notrufnummer für Rettungsdienst und Feuerwehr ist in vielen Regionen Deutschlands längst Standard. Im Saarland brauchte es länger dafür. Zwar schrieb der Landtag schon 2006 ins Gesetz: „Die Integrierte Leitstelle des Saarlandes soll spätestens zum 1. Januar 2009 in Betrieb ge- ................................................................................................................. Saarbrücken. Im Saarland sind laut Gesundheitsministerium inzwischen 61 medizinische Fachangestellte, Arzthelferinnen und Krankenschwestern zu Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis (VERAH) ausgebildet worden. Sie entlasten den Hausarzt, indem sie Hausbesuche machen und dabei auch ärztliche Aufgaben übernehmen. Damit soll die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum gesichert werden. Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigten, dass vor allem chronisch Kranke profitieren, teilte Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) gestern mit. Das Land beteiligt sich an den Kosten der red Aus- und Fortbildung. Disponenten nehmen an hochmodernen Arbeitsplätzen in der Integrierten Leitstelle die 112-Notrufe an. nommen werden.“ Doch es passierte: nichts. Denn die Konstruktion mit zwei Standorten (Rettungsleitstelle Winterberg und Haupteinsatzzentrale der Saarbrücker Berufsfeuerwehr im Hessenweg), die sich der Landtag 2006 ausgedacht hatte, kam nicht zustande. Der ZRF und die Stadt Saarbrücken, die die ILS gemeinsam betreiben sollten, wurden sich nicht einig. Der erforderliche Vertrag scheiterte am Streit über Personal, Technik, Kosten und Zuständigkeiten. Beide Seiten beschuldig- ten sich gegenseitig, das Projekt torpedieren zu wollen – bis die Verhandlungen am 8. Oktober 2014 schließlich für gescheitert erklärt wurden. Damit war der Gesetzgeber wieder am Zug. Die große Koalition räumte ein, „dass der Weg, die Integrierte Leitstelle des Saarlandes auf vertraglicher Grundlage zwischen den beiden Trägern ins Leben zu rufen, nicht zielführend verlaufen ist und sich angesichts der aktuellen Situation auch keine Wende abzeichnet“. CDU und SPD än- Das Gebäude der Integrierten Leitstelle auf dem Saarbrücker Winterberg. Dort ist auch der Hubschrauber „Christoph 16“ stationiert. derten daraufhin das Gesetz und kegelten die Stadt Saarbrücken als Träger aus dem Projekt. Zum alleinigen Träger der ILS wurde der ZRF bestimmt. Laut Gesetz koordiniert der ZRF nicht nur alle RettungsdienstEinsätze im Saarland, sondern ist auch für die Alarmierung der Feuerwehren im gesamten Saarland zuständig. Für den Regionalverband Saarbrücken, wo die Freiwilligen Feuerwehren traditionell von der Berufsfeuerwehr in die Einsätze geschickt werden, gibt es eine Sonderkonstruktion: Hier soll die Haupteinsatzzentrale der Berufsfeuerwehr in die Alarmierung „eingebunden“ werden. Ruft jemand aus dem Regionalverband per Notruf die Feuerwehr um Hilfe, so landet er zwar auf dem Winterberg, wird von dort aber sofort zur Saarbrücker Berufsfeuerwehr durchgestellt. Mit der Integrierten Leitstelle wird sich auch die Funktion der Rufnummer (0681) 19222 ändern. Mit ihr kommt man direkt zur Rettungsleitstelle, weshalb sie in den letzten Jahren wie eine Notrufnummer beworben wurde. Sie soll künftig zu einer Service-Nummer umfunktioniert werden, über die man beispielsweise Krankentransporte anfordern kann. FOTOS: ZRF SAAR 쏆 MEINUNG Das darf sich nicht wiederholen Von SZ-Redakteur Daniel Kirch M it Ruhm bekleckert haben sich die Beteiligten beim Projekt Integrierte Leitstelle wahrlich nicht. Dass sich die Landkreise und die Stadt Saarbrücken seit dem Landtagsbeschluss im Jahr 2006 nicht einigen konnten, bleibt eine dicke Blamage für das gesamte Land. Daher sollte man sich nun, da das wichtige Projekt endlich steht, über die Lehre aus dem Trauerspiel klar werden. Sie lautet: Verhandlungen sind gut und schön – wenn sie denn zum Ziel führen. Wenn das nicht klappt, wie im vorliegenden Fall, muss die Landespolitik den Mut aufbringen, Beteiligten rechtzeitig auf die Füße zu treten und Fakten zu schaffen. Anzuwenden wäre das künftig etwa bei der Zusammenarbeit von Kommunen. Wenn es hier beim Schneckentempo der vergangenen Jahre bleibt, muss der Gesetzgeber handeln. Stadt: Ex-Kaufhof wird an Ostern abgerissen Völklingen. Schon im April 2012 sollte der Abriss des früheren Kaufhofs in der Völklinger Innenstadt starten. Dann zerschlug sich das City-CenterProjekt. Inzwischen ist die Modepark Röther GmbH als Investor nachgerückt. Und damit ist nun Ostern 2016 das neue, laut Rathaus endgültige Datum. Ab dann müssten über 133 000 Kubikmeter an Massen abgered räumt werden. Kassen geben 360 000 Euro für Selbsthilfe Saarbrücken. Mit 360 000 Euro wollen die gesetzlichen Krankenkassen im neuen Jahr Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen und die Selbsthilfekontaktstelle im Saarland unterstützen. Dies seien rund 100 000 Euro mehr als 2015, teilte die IKK Südwest mit. Im vorigen Jahr förderten die Kassen 90 Selbsthilfegruppen, 23 Selbsthilfeorganisationen und die Kontaktstelle. In einen gemeinsamen Fonds zahlen alle gesetzlichen Kassen ein. Förderanträge für 2016 können noch bis zum 31. Janured ar gestellt werden. www. sel b st hi l fe-sa a r. de Motiv für Schüsse auf Autos und Häuser weiter unklar Wadern/Losheim. Warum zwei junge Männer während der Weihnachtstage auf mehrere Autos, Häuser und Bushaltestellen in Wadern und Losheim geschossen haben, ist noch immer unklar. Es gebe bislang auch keine konkreten Hinweise dafür, dass die Schüsse mit ähnlichen Fällen vom November im Raum St. Wendel in Verbindung stünden, sagte eine Polizeisprecherin gestern. Die Verdächtigen im Alter von 17 und 22 Jahren hatten nach der Festnahme in der Nacht zum Samstag eingeräumt, in den Nächten vor Heiligabend und zum zweiten Weihnachtsfeiertag mit einer Gasdruckwaffe auf Autos, Häuser und Bushaltestellen geschossen zu haben (die SZ berichtete). Dabei war niemand verletzt worden. Die Polizei beziffert den Sachschaden auf mindestens lrs 10 000 bis 15 000 Euro. 14 Nationalitäten – eine Sprache Noch bis zum 3. Januar tagen Freunde der Kunstsprache Esperanto in Saarbrücken Esperanto sollte zur Weltsprache werden. Das hat nicht geklappt. Eine Zukunft hat es trotzdem. Über 200 Esperanto-Fans aus der ganzen Welt versammeln sich derzeit in Saarbrücken. Saarbrücken. Eine Welt ohne Grenzen. In der eine internationale Sprache jegliche Kommunikationsprobleme aus dem Weg räumt. Davon träumte der polnische Arzt Ludwik Zamenhof bereits im Jahr 1887. Um sein Ziel zu verwirklichen, begründete er Esperanto. Eine Kunstsprache, die größtenteils Wörter aus dem Lateinischen, Italienischen und Spanischen verwendet. Heute, 128 Jahre später, ist klar: Zamenhofs Plan, Esperanto zur Weltsprache zu machen, ist gescheitert. Aber eines ist ihm mit seiner konstruierten Sprache dennoch gelungen: Menschen verschiedenster Nationalitäten zusammenzubringen. Unter anderem in Saarbrücken. Dort tagen noch bis zum 3. Januar rund 210 Teilnehmer aus 14 Ländern – etwa aus den USA, Japan, Kanada und Polen. Beim 14. internationalen Esperanto-Neujahrstreffen in der Europa-Jugendherberge im Meerwiesertalweg möchten sie gemeinsam Silvester feiern, singen, tanzen, Vorträge halten. Dabei sprechen sie natürlich nur Esperanto. „Wir möchten Spaß haben und Freunde aus alles Welt treffen“, erklärt Veranstalter Louis von Wunsch-Rolshoven. Esperanto als Pflichtsprache einführen möchte er aber nicht: „Die Sprache breitet sich von ganz allein aus.“ So gebe es immer mehr Esperanto-Sprecher. Von Wunsch-Rolshoven schätzt, dass rund 100 000 Menschen regelmäßig in der Kunstsprache kommunizieren. Darunter etwa 2000 Muttersprachler. Auch Vera Pochanke hat Espe- H I NTERGR U ND ............................................................................. Esperanto ist recht leicht zu lernen, da die Grammatik einfachsten Regeln folgt. So enden alle Substantive auf „o“: „taso“ (Tasse), „urbo“ (Stadt), „biero“ (Bier). Zudem werden alle Verben gleich konjungiert: „mi estas“ (ich bin), „vi estas“ (du bist), „li estas“ (er ist). Die Vorsilbe „mal“ drückt immer das Gegenteil aus: „bona“ (gut), „malbona“ (schlecht). „Frohes neues Jahr“ heißt auf Esperanto: „Felican novan jaron“. sara ranto schon als Kind gelernt. „Meine Mutter hat mir die Sprache beigebracht“, erzählt sie. Die Schweizerin und ihr Mann unterhalten sich sogar mit ihren Kindern Darian (5) und Elina (7) auf Esperanto. „Bei uns ist das eine Familientradition“, sagt Pochanke. Die zwölfjährige Linda Markarian ist ebenfalls EsperantoMuttersprachlerin. „Ich fahre jedes Jahr auf zwei EsperantoTreffen“, erzählt sie. „Mir gefällt es, dass sich hier alle so gut verstehen und gemeinsam feiern.“ Die Schülerin lebt in Frankreich, ihr Vater ist Deutscher, ihre Mutter hat englische und japanische Wurzeln. Insgesamt spricht sie vier Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch und Esperanto. Sie sagt: „Ich mag Esperanto sehr. Die Grammatik ist leicht, und auf den Treffen habe ich viele Freunde kennengelernt.“ sara Kritik an Spendenaufruf „Brot statt Böller“ Losheim am See. Die Aktion 3. Welt Saar hat den „Brot statt Böller“-Spendenaufruf der evangelischen Kirche kritisiert. Der unterstellte Zusammenhang zwischen Silvesterfeuerwerk und Hunger und Armut sei beliebig gewählt, sagte Aktionsvorstand Hans Wolf. Genauso gut könne man zum Verzicht auf Weihnachtsbäume, Smartphones oder zur Absage von Fußballspielen aufrufen. Es sei besser, die Aktion „Brot statt Böller“ einzustellen. Der Grund für Hunger sei nicht die Freude am Feuerwerk, sondern die verfehlte Agrarpolitik der kna reichen Staaten. PRODUKTION DIESER SEITE: THORSTEN GRIM, NORA ERNST DA N I E L K I RC H
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