Je komplizierter, desto besser

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Je komplizierter, desto besser
PDS ist Serviceunternehmen und Systemanbieter von Motorspindeln und Bohrgetrieben, der sich werkstoff­unab­
hängig in unterschiedlichsten Branchen bewegt. Geschäftsführer Malte Schnepel berichtet im Gespräch mit der
HOB über neue Produkte und Serviceleistungen. Michael Hobohm
Welche Branchen und Kundengruppen
bedient PDS mit diesen Geschäftsfeldern? Neben den bereits erwähnten Bran-
Malte Schnepel, Geschäftsführer von PDS:
„Jedem Kunden einen Mehrwert durch hohe
und dokumentierte Qualität zu generieren,
ist unser genereller Anspruch“ (Foto: HOB)
p
Herr Schnepel, PDS ist groß geworden
in der Holz-, Kunststoff- und Aluminiumverarbeitung und ist nun längst auch im
Stein-, Glas- und Metallsektor präsent.
Welche Leistungen stellen Sie diesen
Branchen zur Verfügung? Grundsätzlich
unterscheiden wir bei unseren Geschäftsfeldern in Produkte und Service. Zum Produktsektor gehören die Herstellung und der
Vertrieb eigener Motorspindeln und Elektromotoren, 2-Achs-Fräsköpfen für die 5-AchsBearbeitung und kundenorientierter Sonderlösungen von Motorspindeln. Außerdem
vertreiben wir die Motorspindeln eines Partnerunternehmens. Im Servicesektor bewegen
wir uns in analogen Produktbereichen. So
bieten wir Reparaturleistungen für Motorspindeln, Elektromotoren und Hauptspindeln an, ergänzt um den Service an Bohrgetrieben. Auf das Gesamtspektrum bezogen,
geht die Entwicklung unseres Unternehmens
ganz klar in Richtung After-Sales-Service für
Motorspindeln und Bohrgetriebe, welcher
heute 75 Prozent des Umsatzes ausmacht.
5.2015
chen Holz-, Kunststoff- oder Aluminiumverarbeitung sprechen wir mit unseren Produkten und Serviceleistungen auch die Bereiche
Automotive, erneuerbare Energien bis hin
zum Schiffbau und zur Dentaltechnik an.
Außerdem sind wir stark in der Robotik unterwegs, da zur Fräsbearbeitung immer mehr
Roboter eingesetzt werden. Hier bringen wir
unsere Produkte zur Anwendung oder leisten Service an den Frässpindeln. Zu unseren
Kunden zählt die gesamte Bandbreite der verarbeitenden Industrie. Wir haben den Maschinenbauer, den OEM, der uns als deutschen Hersteller und Serviceunternehmen
nutzt. Wir haben die Vertriebsinstitutionen
der Maschinenhersteller, die uns vor allem
im Service ansprechen. Und wir haben den
Endanwender, der ein Industrieunternehmen
oder der Schreiner von nebenan sein kann.
Nehmen wir die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie: Welche Entwicklungen gibt es hier beim Service und den
Produkten? Die Leistungen, die wir für die
rein Holz verarbeitende Industrie erbringen,
machen rund 50 Prozent unserer Aktivitäten
aus. Allerdings sind die Übergänge zwischen
den einzelnen Branchen fließend, wie die Interieurfertigung im Automotivebereich mit
Holzbearbeitungsmaschinen zeigt. Neben den
eingangs genannten Produkten und Serviceleistungen bieten wir auch die Lieferung von
Zubehör und die Optimierung von Prozessen
an. Dabei setzen wir im Service, wo wir zu
90 Prozent Fremdfabrikate bearbeiten, jede
Motorspindel und jedes Bohrgetriebe instand.
Unser Anspruch ist es, hier mindestens die
Qualität der Hersteller zu erreichen. Teilweise
verbessern wir auch existierende Konstruktionen, um die Qualität zu erhöhen und die
Lebensdauer zu verlängern. Unser Anspruch
ist es außerdem, schnell und flexibel zu sein.
Und zwar schneller und flexibler als der Ser-
vice der Hersteller dieser Produkte. Indem wir
rund um die Uhr erreichbar sind, ist stets eine
kurze Reaktionsfähigkeit gegeben. Bei allen
Leistungen stehen also Qualität, Schnelligkeit
und Flexibilität im Vordergrund, die wir zu
einem für unsere Kunden fairen Preis-Leistungs-Verhältnis erbringen.
Noch einmal zum Service: Wo liegen hier
die besonderen Kompetenzen von PDS?
Wir bieten unserem Kunden einen herstellerunabhängigen Reparaturservice für seine
beschädigte Motorspindel oder sein beschädigtes Bohrgetriebe. Im Prinzip können wir
jedes Produkt reparieren. Teilweise haben
wir auch Produkte im Service, die heute nicht
mehr hergestellt werden. Ist eine Instandsetzung nicht mehr möglich beziehungsweise
unwirtschaftlich, sind wir in der Lage, Alternativen anzubieten. Unsere Kompetenz liegt
dabei in der Analyse, Demontage, Montage
einschließlich dem dynamischen Wuchten
und dem Wissen, über den konstruktiven
Aufbau von Motorspindeln verschiedenster
Anbieter. Um eine hohe Qualität bei diesem
Service zu erzeugen, greifen wir auf ein funktionierendes Netzwerk an Systemlieferanten
zurück. Auch mit unseren Vertriebsinstitutionen und Vertriebspartnern unterstützen wir
unsere Kunden vor Ort. Zugleich suchen wir
die Partnerschaft zu den Maschinenbauern,
um deren Endkunden mit unserer Schnelligkeit und Qualität zu helfen und mit der Zuverlässigkeit der reparierten Spindel deren
Instandhaltungskosten auf Dauer zu senken.
Können Sie ein typisches Beispiel für Ihren Spindelservice nennen? Im Prinzip
rufen uns täglich Kunden an. Die übliche
Anfrage ist: „Mein BAZ ist ausgefallen, die
Spindel dreht sich nicht mehr. Wie schnell
können Sie reparieren und welche Kosten
fallen hierfür an?“ Als erstes klären wir dann,
wie die Spindel ausgebaut werden kann. Entweder übernimmt dieses der Kunde selbst
oder der Maschinenbauer. Gerne beauftra-
p 2-Achs-Fräskopf für die 5-Achs-Bearbeitung mit HSK-F63 und 17,0 kW (Fotos: PDS)
u Sonderlösungen aus dem Hause PDS:
5-Achs-Frässpindel mit HSK E40, 7,0 kW,
26 000 min -1 und Flüssigkeitskühlung (links)
sowie Hochpräzisions-Schleifspindel mit
2,2 kW, 24 000 min -1 und Flüssigkeitskühlung
gen wir hierfür auch ein selbstständiges Serviceunternehmen. Wenn die Spindel zu uns
kommt, sind die Papiere bereits vorbereitet
und wir wissen, um welches Produkt es sich
handelt. Der Elektromotor wird dann sehr
schnell zerlegt, der Schaden festgestellt und
ein Bericht sowie das Angebot für den Kunden über Schaden, Schadensursache, die geplante Reparatur, deren Dauer und Kosten
geschrieben. Anschließend reparieren wir im
Normalfall innerhalb von drei Tagen. Nach
erfolgter Inspektion können wir aber auch einen 24-Stunden-Service anbieten. Denkt man
an das ausgefallende BAZ, gab es auch schon
Kunden, die bei uns auf ihre Spindel gewartet haben. Als weiteres Beispiel für unseren
Spindelservice möchte ich einen ostwestfälischen Maschinenanbieter nennen, für den
wir Spindeln, die nicht mehr produziert werden, nach detaillierten Vorgaben neu hergestellt haben. Projektbezogen entwickelt haben
wir in den letzten Jahren auch verschiedene
leistungsfähige, flexible Motorspindeln zum
Beispiel für die Massivholzbearbeitung. All
das soll zeigen: Die Motorspindel ist unser
Kernprodukt. Je komplizierter, desto besser.
Die Serviceanforderungen bei Bohrgetrieben sind sicher ähnlich gelagert? Ja,
auch hier braucht der Kunde eine schnelle
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Lösung seines Problems. Etwa, wenn einige Spindeln nicht mehr arbeiten und somit
das Bohrbild nicht komplett erzeugt werden
kann. Weil Bohrgetriebe aber weniger komplex sind, ist der Leistungsumfang nicht ganz
so vielfältig wie bei den Spindeln. Hier geht
es vielmehr um eine Demontage, Reinigung
und Montage, natürlich inklusive Austausch
defekter Bauteile. Ersetzt werden hierbei zum
Beispiel Dichtungspakete, Zahnriemenscheiben, Zahnräder oder eine einzelne Pinole.
Darüber hinaus beraten wir unsere Kunden
gern, wie sie nach dem Rückbau eine längere Lebensdauer der Bohrgetriebe erreichen
können.
Herr Schnepel, die Ligna steht vor der
Tür, mit welchen Neuheiten gehen Sie
nach Hannover?Unser Messeauftritt steht
unter dem Motto Service & Motorspindeln.
Das Hauptaugenmerk ist hierbei, jedem Kunden die elementaren Vorteile der PDS-Service-Inhalte näherzubringen. Darüber hinaus
erhält jeder Besucher einen Überblick über
das gesamte PDS Produktspektrum natürlich
inklusive der neuesten Entwicklungen. Wie
Sie wissen, sind wir kein Massenproduzent
von Motorspindeln. Ist die passende Spindel im Standard nicht erhältlich, so eröffnen
wir jedem Maschinenerzeuger, sein Produkt
bei uns entwickeln zu lassen, unsere Kompetenz liegt hier in der Fertigung von Sonderlösungen. Dabei handelt es sich stets um
Systemlösungen, die wir anhand vorgegebener Funktionalitäten, Leistungsparameter
und Qualitätsanforderungen erstellen. Auf
der Ligna wollen wir unsere Kompetenz auf
diesem Gebiet mit unterschiedlichen Sonderlösungen belegen und den Anwendern
die Möglichkeiten der individuellen Konfiguration greifbar machen. Darüber hinaus
präsentieren wir mit der XLHS90 eine kleine
Motorspindel, die für die Kunststoffbearbeitung neu entwickelt wurde. Die Spindel mit
ISO30-Aufnahme, 4 kW Leistung, 12 000 bis
24 000 min-1, automatischem Werkzeugwechsel und Lüfterkühlung wollen wir im Kleinmaschinenmarkt platzieren. Darüber hinaus
zeigen wir in Hannover – dem Trend zur
5-Achs-Bearbeitung folgend – neue 2-AchsFräsköpfe, die sich im Leistungsbereich von
7,5 bis 17 kW bewegen. Schließlich stellen
wir den Messebesuchern einen Service-Koffer
vor, mit dem der Anwender seine Spindeln
selbst überprüfen kann.
Abschließend noch ein Blick auf das
künftige Leistungsspektrum von PDS:
Wohin geht die Entwicklung? Gestatten
Sie zunächst einen Blick auf das Heute: 2014
haben wir es als PDS verstanden, ein Umsatzwachstum von über 50 Prozent zu generieren. Angefangen beim Absatz neuer
Produkte über den Service bis hin zur Zubehörlieferung sind dabei alle Bereiche gewachsen. Was unsere Entwicklung betrifft,
sind die Vorstellungen klar definiert. Das erklärte Ziel der PDS-Gruppe, die neben PDS
Europa aus PDS LLC in North Carolina besteht, ist der werkstoffunabhängige Ausbau
des Services inklusive Metallbearbeitung auf
globalem Niveau. u www.pdsspindeln.de
25–C22
www.hob-magazin.com
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