Brief an Gemeinderätin Sievi

Dr. med. Felix Tapernoux
Allgemeine Medizin FMH
Ferrachstr. 29
8630 Rüti
: 055/ 240 16 21
: 055/ 241 16 21
Frau
Judith Sievi
Gemeinderätin Fischenthal
Moostr. 14
8498 Gibswil
Rüti, 31. August 2015
Vorgänge rund ums Haus Geeren
Sehr geehrte Frau Sievi,
zuerst möchte ich mich auch bei Ihnen bedanken für den grossartigen „Italienerkorb“, der
plötzlich am 27. August vor meiner Praxistüre stand. Angesichts der finanziellen Lage der
Gemeinde ist es mir erst recht nicht wohl, dass man sich in solche Unkosten gestürzt hat.
Nachdem ich nun als Heimarzt im Geeren meine Aufgabe (beinahe) los geworden bin, möchte
ich Ihnen als verantwortliche Gemeinderätin doch noch eine Beurteilung der Ereignisse aus
meiner Sicht zukommen lassen.
Bei allem Verständnis für die finanziellen Engpässe und die Steuerbelastung der Gemeinde
Fischenthal bleibt es für mich recht unverständlich auf welch merkwürdige Art Sie und die
Gemeindeverantwortlichen im Haus Geeren vorgegangen sind um angeblich Ausgaben zu
verringern. Offenbar haben Sie und der übrige Gemeinderat die Empfehlungen dieser Thuner
Beratungsfirma 1:1 übernommen. (Diese Firma soll ja sogar mit unzufriedenen ehemaligen
Mitarbeiterinnen gesprochen haben, aber nicht mit den aktuellen Angestellten) Leider wird
man nie erfahren mit welchen Einsparungen diese merkwürdige Firma gerechnet hat und wie
sich die tatsächlichen Einsparungen über die Jahre positiv auf die Gemeindefinanzen
auswirken werden. Tatsache ist jedoch, dass all die Interimslösungen zu Mehrkosten geführt
haben, ganz abgesehen von den Kosten für die Beratungsfirma. (Dass der Gemeinderat
gerade mit diesen Kosten die Legalität überschritten hat, ist ja auch nicht gerade ein
Ruhmesblatt!)
Ausserdem hat man im Geeren sinnlose Physiotherapiegeräte angeschafft, offensichtlich
ohne jemanden von den beteiligten Physiotherapeutinnen oder mich als Heimarzt zu fragen.
(Ein teurer Hometrainer von Kettler steht eingepackt und platzversperrend im „Voresszimmer“,
ein richtiges Symbol für die völlige Konzeptlosigkeit der jetzigen Verantwortungsträger. Man
darf gespannt sein, ob sich je ein/e Bewohner/in freiwillig auf dieses furchterregende
„Ungetüm“ begibt?) Auch sonst wurden fragwürdige und kostspielige Neuanschaffungen bzgl.
Physiotherapie und im Bürobereich getätigt.
Ich habe damals unmittelbar nach der Ankündigung der Entlassung des bisherigen Teams
gekündigt, nicht bloss aus Solidarität, sondern im Wissen wie sich die medizinische Qualität
entwickeln wird, was nun wie befürchtet eingetroffen ist. Ich habe die ganze traurige
Vorgeschichte mit der narzistisch gestörten PDL Frau H. aus der Nähe miterlebt. Umso mehr
habe ich mich gefreut, dass Frau Gabriela Egli diese Stelle als PDL übernommen hat und den
Ruf des Hauses in vielfältiger Beziehung verbessert hat, was notwendigerweise damit
verbunden war, dass sie einen Teil der alten Mitarbeiterinnen entlassen musste, die
offensichtlich nicht bereit waren ihren Qualitätsanforderungen zu genügen. Dass man ihr diese
Personalfluktuation von Ihrer Seite vorgeworfen hat und Sie sogar persönlich auf die
Anstellung von MitarbeiterInnen Einfluss nehmen wollten, zeigte von Anfang an, dass Sie
überhaupt nicht begriffen haben worum es überhaupt geht. Auch sonst haben Sie Ihre Aufgabe
im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger darin gesehen eine Art schickanöse Kontrollfunktion
auszuüben, die absolut kontraproduktiv war. Wenn man Sie gebraucht hätte, waren Sie nicht
erreichbar und wenn Sie da waren, haben Sie bloss gestört. Nie waren Sie länger dort und
haben die tägliche Arbeit der Pflege miterlebt, so dass Sie überhaupt keine Ahnung von den
Aufgaben einer Pflegefachfrau und schon gar nicht einer PDL haben. Frau Egli hat 40% ihrer
Arbeitszeit direkt mit Pflegeleistungen bei den BewohnerInnen verbracht, hat auch stets die
Arztvisite mit mir gemacht, so dass sie bestens im Bild war, was die BewohnerInnen für
(medizinische) Probleme haben. Auch sonst hat sie mit ihrem profunden medizinischen
Wissen mir viel Arbeit abgenommen, indem sie genau wusste, welche Probleme sie an den
Arzt weiterleiten musste. Da ich mit ihr bereits in den Anfängen der Pflegewohnung Rüti
zusammengearbeitet habe und ich nach deren Ausscheiden damals miterlebt habe, was das
für die BewohnerInnen und mich bedeutet, wusste ich genau was mich nun auch im Geeren
erwartet. Ich habe in meinen 38 Jahren als Arzt keine kompetentere und menschlich
engagiertere PDL angetroffen. Dass Sie ihre Qualitäten nicht erkannt haben und der Meinung
waren/sind, man könne Leute von dieser Qualität jederzeit ersetzen, zeigt mir einmal mehr,
dass Sie von keiner Sachkenntnis belastet auf Grund fehlgeleiteten ökonomischen
Traumvorstellungen agieren. Dieser Eindruck wird noch bestärkt durch Ihr Inserat, in welchem
Sie eine Nachfolgerin für die PDL und Heimleitung in einer Person suchen, quasi eine
„eierlegende Wollmilchsau“. Wenn Sie jemanden finden, der all diese Qualifikationen erfüllt,
ist jetzt schon klar, dass diese Person vor lauter Aufgaben den ganzen Tag im Büro sitzen wird
und kaum die BewohnerInnen kennt, ganz zu schweigen von deren (medizinischen) und
menschlichen Problemen. Schon gar nicht zu erwarten ist, dass diese Person auf die Arztvisite
mitkommen wird. Bereits den beiden PDL ad interim wäre es nie in den Sinn gekommen mit
auf die Arztviste zu kommen. Wenn dies von der PDL nicht mehr gewünscht wird, geht bereits
ein Teil der medizinischen Qualität eines Pflegeheims verloren für alle Beteiligten. Ich finde es
deshalb vermessen, wenn Sie angesichts einer zukünftigen PDL, die höchstens noch 50%
ihrer Zeit als PDL arbeitet, bereits unmittelbar nach dem Kündigungsentscheid grossartig in
verschiedenen Medien verkündigt haben, dass die medizinische Qualität nicht sinken wird.
Papier ist geduldig und Sie können natürlich jegliche Behauptung aufstellen, selbst wenn Sie
selber nicht daran glauben. Und je weniger man die Abläufe kennt, umso grossartigere
Versprechen kann man in die Welt hinaus posaunen! Darin sind die PolitikerInnen ohnehin
Meister. Offensichtlich gehört auch Ihr Gemeindeschreiber zu den grossen Meistern nichts
Wesentliches zu sagen und Zusammenhänge zu konstruieren, wo es gar keine gibt. (Belegung
im Geeren und Reorganisation: Zürcher Oberländer vom 12.8.15)
Ich habe Sie ja nie kennen gelernt. Offenbar war es Ihnen nicht wichtig zu wissen, wer da als
Heimarzt ins Geeren kommt. An der Weihnachtsfeier 2014 wäre eine Gelegenheit gewesen,
die Sie aber (unentschuldigt) nicht wahrgenommen haben.
Am 26.2.15 hat man die 2 Kaderfrauen und die Sekretärin auf die Gemeindekanzlei bestellt
und ihnen die „Reorganisationspläne“ bzw. die Ankündigung der Entlassung mitgeteilt.
Offensichtlich sind in deren Folge unschöne Ereignisse für alle 3 Betroffenen passiert, die ich
zum Teil als Hausarzt von Frau Egli mitbekommen habe. Man ist stillos und unprofessionell
vorgegangen, was man schon den e-mails Ihres Gemeindeschreibers entnehmen konnte. Die
„Reorganisationsopfer“ wurden plötzlich wie Feinde behandelt. So war es nicht verwunderlich,
dass es allen nicht mehr möglich war im Geeren weiter zu arbeiten. Später hat man ihre Stellen
durch teure Interimsleute bereits besetzt, so dass eine Rückkehr schon deshalb nicht mehr
möglich war. Als Hausarzt bin ich immer häufiger mit Arbeitskonflikten konfrontiert, die dann
„medizinalisiert“ werden und zur Arbeitsunfähigkeit der ArbeitnehmerInnen führen und die
Taggeldversicherung die Lohnkosten übernehmen muss. Von Ihrer Seite wurde gar nichts
unternommen, um die unbefriedigende Situation zu lösen und es wäre wohl noch lange (auf
Kosten der Taggeldversicherung!) so weitergegangen, wenn die Opfer Ihrer Sparpolitik nicht
mit juristischer Hilfe Hand zu einem Kompromiss geboten hätten. Ich habe diese ganze
Geschichte als äusserst ärgerlich erlebt und auch Ihrer Taggeldversicherung Concordia einen
längeren Bericht darüber geschrieben, in welchem ich das dumm-dreiste Vorgehen der
Gemeinde angeprangert habe. Speziell in diesem Fall halte ich das grob-fahrlässige Vorgehen
der Gemeindebehörde und deren Folgen für eine Art Missbrauch der Taggeldversicherung.
Ich glaube allerdings nicht, dass eine Taggeldversicherung den Mut aufbringt
Versicherungsleistungen zurück zu behalten, speziell wenn die „Täter“ eine Gemeindsbehörde
sind.
Auch bei der Suche nach einem neuen Heimarzt scheinen Sie Vorstellungen zu haben, die
weit weg von der Realität sind. Obwohl Sie bis Mitte Juli noch keinen Nachfolger gefunden
haben, wobei die Schwierigkeiten wohl absehbar waren, erteilten Sie mit Ihrem Brief vom
15.Juli 2015 dem einzigen Kandiaten Dr.med. Thomas Valentini eine Absage, weil Sie
vermehrte Ansprüche bezüglich medizinischer Versorgung stellen. Dabei erwarten Sie „die
medizinische Versorgung auf eine solide Basis zu stellen…und dass eine Vertretung
vollumfänglich gewährleistet wird“. Einerseits haben Sie die optimale medizinische Versorgung
mit der Abwertung der PDL auf in ca. 50%-Pensum zerschlagen und nun soll ein zukünftiger
Heimarzt diese Lücke mit einer zeitlich genügenden Präsenz wieder ausmerzen? Dies zeigt
exemplarisch, dass Sie eine merkwürdig verkehrte Vorstellung von medizinischer Versorgung
und Qualität in einem Pflegeheim haben. Was Sie als „eine andere Lösung für die medizinische
Versorgung im Sinne eines Heimarztmodelles“ meinten, bleibt dabei im Dunkeln. In
Wirklichkeit taten Sie sich bei der Suche nach meinem Nachfolger schwer, so dass ich bis kurz
vor meiner Ablösung nichts über meine Nachfolge vernahm. Ausserdem mussten Sie
geografisch immer weitere Kreise ziehen. Der Hauptfehler wurde von den Gemeindebehörden
vor Ihrer Zeit gelegt, indem diese unter dem Einfluss dieser narzistisch gestörten PDL Frau
Huschmann die langjährige Heimärztin Frau Dr.med. Barbara Zürcher vertrieben haben. Die
jüngsten Vorgänge seit Februar 2015 werden die Suche auch nicht erleichtert haben.
Offensichtlich ist es Ihnen innerhalb von 6 Monaten nicht gelungen einen definiitiven
Nachfolger für mich zu finden, der Ihren Vorstellungen „im Sinne eines Hausarzmodelles“
entspricht, was auch immer Sie sich darunter vorstellen. Offenbar haben Sie die weitere Suche
an die Interims-Heimleiterin Frau Kiefer übergeben. Diese konnte nun als vorübergehende (?!)
Lösung wiederum Frau Dr. B. Zürcher rekrutieren. Aus medizinischer Sicht und auch für die
BewohnerInnen halte ich das für eine optimale Lösung. Auch ist es Frau Dr. Zürcher hoch
anzurechnen, dass sie diese Aufgabe wieder übernimmt, nachdem sie vor Jahren von der
damaligen PDL Frau H. unter Billigung der bereits damals mehr als merkwürdig agierenden
Gemeindebehörde derart unfair entlassen wurde. Nachdem nun diese glückliche Lösung im
letzten Moment erreicht werden konnte, scheint es mir wenig wahrscheinlich, dass sich Frau
Kiefer oder die kommende PDL/Heimleitung prioritär um eine definitive „Versorgung im Sinne
eines Heimarztmodelles“ bemühen wird. Frau Dr. B. Zürcher hat mich gebeten ihre
Ferienvertretung vom 14.9. bis 27.9.15 zu übernehmen, was ich ihr zuliebe machen werde,
auch wenn Sie das auf Grund meines Kündigungsschreibens vermutlich als „falsches Zeichen“
werten. (Brief an Dr.Th. Valentini vom 15. Juli 15)
Über die verhehrende, egoistische und menschenverachdende Politik Ihrer Partei möchte ich
mich hier nicht näher auslassen. Es ist jedoch merkwürdig, dass Sie, der Gemeindepräsident
und ev. weitere Gemeinderäte(?) gleichzeitig bei der Gemeinde angestellt sind, wo Sie als
Exekutivmitglieder eigentlich die Oberaufsicht auf diese ausüben sollten. Dies scheint mir so
logisch, wie wenn man in einem Gefängnis die Gefangenen zu Wärtern macht.
Ich hoffe, dass die Ereignisse rund ums Haus Geeren und Ihre (Un)Taten dem Stimmvolk in
Erinnerung bleiben werden bis zu den nächsten Gemeindewahlen.
Mit freundlichen Grüssen
F. Tapernoux
Kopie:
Gemeindepäsident Fischenthal Hr. Josef Gübeli, Oberbodenstr. 13, 8496 Steg