8. Von Radziejow nach Wloclawek Ab Radziejow um 09h15, nach etwa 50 Km um Mittag in Wloclawek eingetroffen. Ging über kleine Nebenstraßen nördlich der Hauptstraße, von der ich jetzt erstmal genug habe. Morgens blauer Himmel und als ich dann auf Strecke war, nur Wind von vorne, aber kräftig. Gleichzeitig wird aus Oehna stürmischer Westwind berichtet. In Wloclawek wollte ich eigentlich nur Karten kaufen und studieren, um neu zu entscheiden über den mir noch völlig unbekannten Weg. Problem ist, dass ich überhaupt keine vernünftige Strecke weiter finden kann, die weder über die Hauptstrasse geht, noch zu große Umwege aufweist und vor allen Dingen auch in vernünftigen Abständen Orte mit Übernachtungswahrscheinlichkeit bietet. Nach zwei Stunden Kartenkaufsuche erfolglos aufgegeben und Entschluss, hierzubleiben. Konsequenz leider: Plan Bahn. Wloclawek hat ein nicht ganz so schönes Stadtbild, da ist vieles aus Beton, unvorteilhaft gestaltet und dazu einen massiven Durchgangsverkehr, sowohl in Nord-Süd, als auch in Ost-West-Richtung. Vermutlich gab es früher auch wesentlichen Schiffsverkehr auf der Weichsel, die ich jetzt erstmals gesehen habe und die in der Stadt eine Breite von etwa 400 m aufweist. Einige Km flussaufwärts entstand bereits vor Jahrzehnten ein Wasserkraftwerk mit drei Generatoren, neben dessen Staumauer eine Schleuse gebaut wurde, die den heutigen Anforderungen bzg. Schiffsgröße sicher nicht mehr genügt. Dafür ist aber der etwa 20 Km lange Stausee zum beliebten Wassersportgebiet geworden. Wenn man das steile Ostufer der Weichsel erklommen hat, findet man leider nicht den erhofften Weitblick über die Landschaft, aber an Stichstraßen, die von der Hauptstraße ins nichts wegführen, viele hübsche und gepflegte Landhäuser. Zurück in die Stadt kommt man natürlich wieder über die lange Stahlbrücke, deren Einbindung in das historische Westufer mit der aufgestelzten Rampe mir ganz gelungen erscheint. Nahe am Ufer findet sich dann die Hauptattraktion von Wroclawek, bestehend aus der im 16. Jahrhundert gebauten Kirche des heiligen Johannes, dem Bischofspalast und Dom Maria Himmelfahrt, den Skulpturen von Veit Stoss schmücken. Nahe am westlichen Ortsende gibt es eine weitere Basilika, die nahe einer großen Wohnsiedlung steht. Gerade sollte eine Messe zur Erstkommunion beginnen und von überall her kamen die hübsch angezogenen Kinder, eskortiert von Geschwistern, Vätern, Müttern und, eher selten, den Familien. Interessant zu sehen war auch, dass die begleitenden Mütter die weiß gekleideten Kinder in eigener Alltagskleidung brachten, aber argwöhnisch die Kleidchen der Freundinnen ihrer Tochter begutachteten. Leider noch eine schlechte Nachricht aus Wloclawek: die ohnehin nicht so besonders hübsche aber gleichwohl funktionierende Stadt mit ihrem überall erreichbaren kleinteiligen Handel wird wahrscheinlich bald vollgepflastert sein mit "zu vermieten" -Schildern, die vom Ende des Stadtlebens künden. Es sind nämlich Kaufland, C&A, H+ M, MediaMarkt, KFC, McDonalds, Lidl, Real, OBI und andere eingefallen und haben sich vorgenommen, die Stadt zu zerstören. O wären die doch zu Hause geblieben, was haben die denn hier zu suchen?
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