Rundschreiben 15. Februar 2016

An alle
Mitglieder
15.02.2016
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitglieder des Sächsischen Hausärzteverbandes,
ich wende mich heute in einer wichtigen Angelegenheit an Sie als Mitglied des Sächsischen
Hausärzteverbandes.
Kassenärztliche Vereinigung Sachsens lässt sich von AOK PLUS instrumentalisieren!
Anfang vergangener Woche wurden auch Sie durch gemeinsam von AOK PLUS und
Kassenärztlicher Vereinigung Sachsens gefasstem Schreiben über Eckdaten eines
sogenannten Modellvorhabens „AOK PRIMA PLUS“ informiert.
Die Initiierung und auch Veröffentlichung eines solchen Modellvorhabens zum jetzigen
Zeitpunkt ist kein Zufall, sondern dient eindeutig nur einem Ziel: Uns zu verunsichern! Dies
wird nicht gelingen.
Wie Sie bereits wissen, wurde mit Schiedsspruch vom 22.09.2015 zwischen dem Sächsischen
Hausärzteverband und der AOK PLUS nach langwierigen und intensiven Verhandlungen ein
echter HZV-Vertrag festgesetzt.
Auf diesen HZV-Vertrag können wir stolz sein, denn unsere Argumente haben überzeugt!
Neben dem Mehrwert für Ihre Patienten bilden Vergütungsstruktur und Vergütungshöhe die
hausärztliche Tätigkeit sehr gut ab. Ihre erbrachten Leistungen werden in festen Europreisen
vergütet und der HZV-Vertrag bietet mit seiner unbefristeten Laufzeit endlich die langersehnte
langfristige Sicherheit für Ihre Hausarztpraxis!
HZV-Vollversorgungsvertrag vs. Modellvorhaben:
Neben einer schlechteren Vergütung gibt es mindestens zwei weitere schwerwiegende
Argumente die gegen eine Teilnahme am Modellvorhaben der AOK PLUS und der
Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens sprechen:

Sie müssen verpflichtend die S3C-Schnittstelle, den „Kassentrojaner“ nutzen. Dies
kann der Krankenkasse umfassenden Zugriff auf die Patientendaten ermöglichen.

Der Modellvertrag bietet keine sichere Perspektive für Ihre Praxis, denn ein Modell ist
eben nur ein Modell das jederzeit „eingestampft“ werden kann

Ihre Patienten können nicht gleichzeitig am echten HZV-Vertrag teilnehmen
Jetzt erst recht!
Wir lassen uns nicht verunsichern! Die AOK PLUS weiß, dass sie zur Umsetzung des HZVVertrages gesetzlich verpflichtet ist. Dass sie dieser Verpflichtung nachkommt, hat sie
gegenüber dem Sächsischen Hausärzteverband auch bestätigt.
Das aktuell vorliegende Modellvorhaben kann also nur als letzter Versuch der AOK PLUS
gewertet werden, Kasseninteressen durchzusetzen, die sich im echten HZV-Vertrag aus guten nicht zuletzt auch durch die Schiedsperson erläuterten Gründen - nicht wiederfinden! Dass
sich die Kassenärztliche Vereinigung Sachsens für diese Zwecke instrumentalisieren lässt, ist
mehr als peinlich. Aus diesem Grund werden wir morgen den als Anlage beigefügten offenen
Brief, den Sie als Mitglied vorab erhalten, versenden.
Als Sächsischer Hausärzteverband müssen wir jetzt gemeinsam dafür Sorge tragen, dass sich
der erreichte Meilenstein - unser HZV-Vertrag - fest in die sächsische Versorgungsstruktur
verankert. Um das zu erreichen zähle ich auf Ihre Teilnahme am HZV-Vertrag!
Füllen Sie doch direkt Ihre Teilnahmeerklärung aus, die Sie auf unserer Homepage unter
www.hausarztsachsen.de finden!
Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!
Dipl.-Med. Ingrid Dänschel
Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbandes e.V.
Anlage
Kassenärztliche Vereinigung Sachsen
Herrn
Dr. med. Klaus Heckemann
Vorstandsvorsitzender
Schützenhöhe 12
01099 Dresden
15.02.2016
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Dr. Heckemann,
mit großer Verwunderung haben wir Ihre Äußerungen zu dem Vertrag zur Hausarztzentrierten
Versorgung (HZV) zwischen dem Sächsischen Hausärzteverband mit der AOK Plus zur
Kenntnis genommen. Ihr Versuch, mit diffamierenden und falschen Darstellungen in den KVS
Mitteilungen die Hausärztinnen und Hausärzte zu verunsichern, wird keinen Erfolg haben.
Es ist geradezu peinlich, dass sich die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen als
Erfüllungsgehilfe der AOK Plus instrumentalisieren lässt. Sie unterstützten somit die AOK Plus
in ihrer Weigerung, den rechtsverbindlichen Vertrag mit unserem Verband partnerschaftlich
umzusetzen und handeln bewusst gegen die Interessen der Hausärztinnen und Hausärzte in
Sachsen und ihrer Patienten.
Der vom ehemaligen vorsitzenden Richter am Landessozialgericht und Schiedsmann Professor
Dr. Günther Schneider festgesetzte HZV-Vertrag beinhaltet unter anderem eine
kontaktunabhängige Jahrespauschale pro eingeschriebenen Patienten in Höhe von 120 Euro.
Dank dieses Vertrages werden auch in Sachsen endlich Rahmenbedingungen geschaffen, die
es den Hausärztinnen und Hausärzten erlauben, ihre Patienten umfassend und ohne Angst vor
Regressen zu versorgen. Durch den Abbau von bürokratischen Strukturen, die in der
Vergangenheit insbesondere durch die Kassenärztlichen Vereinigungen aufgebaut wurden,
haben die Hausärztinnen und Hausärzte endlich wieder mehr Zeit für ihre Patienten, anstatt
sich mit der vollkommen unbrauchbaren Vergütungssystematik des Einheitlichen
Bewertungsmaßstabes (EBM) herumschlagen zu müssen. Darüber hinaus bietet der Vertrag
eine langfristige Planungssicherheit und degradiert die Hausärztinnen und Hausärzte sowie ihre
Patienten nicht zu Versuchskaninchen eines Modellvorhabens, das darüber hinaus der
Krankenkasse umfassenden Zugang zu den Patientendaten ermöglichen kann.
Als Sächsischer Hausärzteverband stellen wir fest, dass Sie sich durch Ihr Handeln in den
vergangenen Wochen als Interessensvertretung der Hausärztinnen und Hausärzte endgültig
disqualifiziert haben. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Vollversorgungsvertrag zur
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Hausarztzentrierten Versorgung mit dem Sächsischen Hausärzteverband die Versorgung der
Patientinnen und Patienten in Sachsen entscheidend und flächendeckend verbessern wird.
Wenn Sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts es nicht für notwendig erachten, uns
Hausärztinnen und Hausärzte in diesem Ziel zu unterstützen, dann fordern wir Sie auf,
zukünftig zumindest nicht weiter zu einer Schwächung ärztlicher Interessen sowie der
Patientinnen und Patienten beizutragen.
Ihr kaum mehr nachvollziehbares Verhalten führt bei uns zu der Überzeugung, dass unsere
Arbeit als gewählte Vertreter der sächsischen Hausärzteschaft wichtiger als jemals zuvor ist.
Wir werden daher auch zukünftig, gemeinsam mit Politik, Krankenkassen sowie unseren
weiteren Partnern für zukunftsweisende Lösungen kämpfen, um die enormen
Herausforderungen der Zukunft erfolgreich anzugehen. Bitte lassen Sie uns wissen, wenn auch
Sie wieder gewillt sind, sich an diesem Prozess zu beteiligen, anstatt Ihre Energie auf eine
bewusste Fehlinformation zu verwenden.
Mit kollegialen Grüßen
Dipl.-Med. Ingrid Dänschel
Vorsitzende Sächsischer Hausärzteverband i.Dt. Hausärzteverband e.V.
stellv. Bundesvorsitzende
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