Ritter Rost und die Zauberfee

Ritter Rost und die Zauberfee
von Jörg Hilbert (Text, szenische Bearbeitung)
und Felix Janosa (Musik und Arrangements)
Szenische Bearbeitung
nach dem gleichnamigen Buch mit CD
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2010
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Aufführungsrecht, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Verlages.
Arrangements, Playbacks und andere Aufführungsmaterialien
sind beim Verlag erhältlich unter:
www.musicals-on-stage.de
Hauptrollen
Ritter Rost
Burgfräulein Bö
Koks der Drache
Löckchen, eine Zauberfee
Kleine Nebenrollen (Chor?)
Kakerlak 1
Kakerlak 2
Kakerlak 3
Kakerlak 4
Ein (Dukaten-)Elefant
Bühnenbildpräsentation erhältlich
(Powerpoint-Slideshow)
Spieldauer: etwa eine Stunde
Die vier Hauptrollen sind umfangreich und eignen sich für ambitionierte Kinder. Die Nebenrollen sind bewusst klein gehalten, können auch mit anderer Aufteilung von einem Chor übernommen oder bei Bedarf gestrichen werden. Mit geringen Anpassungen kann dieses Stück
auch nur durch die vier Hauptpersonen aufgeführt werden. Bös sprechender Hut ist hier bewusst nicht als Rolle vorgesehen.
Inszenierungsvorschläge
Der „Tortenteig“ kann mit Hilfe einer großen Plane inszeniert werden, unter der sich die Nebendarsteller versammeln. Die Vergoldung des Ritters kann mit Hilfe eines Hausmeisterkittels
vollzogen werden, den er bei der Verwandlung auszieht. Viele Lieder können auch von einem
Chor übernommen werden.
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2012
Aufführung nur mit Genehmigung des Verlages. Weitergabe an Unbefugte verboten.
-I Die Eiserne Burg des Ritter Rost, Dachboden
Um einen Schrank herum amüsieren sich die Kakerlaken auf vielfältige
Weise: Sie jonglieren, spielen Karten, Federball usw.
Kakerlak 1: Pst, Freunde, nicht so laut!
Alle halten verwundert inne
Kakerlak 1: Oder wollt ihr etwa, dass euch der Ritter Rost hört?
Kakerlak 2: (Lacht ihn aus) Der? Da musst du dir keine Sorgen machen.
Der war noch nie hier.
Kakerlak 1: Aber immerhin ist das hier seine Eiserne Burg.
Kakerlak 3: Es ist der Dachboden der Eisernen Burg …
Kakerlak 2: … hier kommt nie einer hin …
Kakerlak 3: … es sei denn, um irgendwelchen Krempel abzustellen.
Kakerlak 2: Deshalb haben wir’s ja so gut hier.
Kakerlak 3: Keiner, der uns Kakerlaken stört.
Kakerlak 2: Wir können machen, was wir wollen.
Alle Kakerlaken: Juhuuu!
Sie machen weiter mit ihren Tätigkeiten.
Auftritt Kakerlak 4
Kakerlak 4: (Aufgeregt) Alarm, Alarm!
Wieder halten alle inne
Kakerlak 2: Was ist denn jetzt schon wieder los?
Kakerlak 4: Der Ritter Rost ist im Anmarsch! Mit Besen!
Alle Kakerlaken: Der Ritter?! Mit Besen?! Hilfe!
Sie verstecken sich hinterm Schrank. Der Ritter Rost tritt auf.
Er trägt einen Hausmeisterkittel und hat einen Besen in der Hand.
Widerwillig und ohne die Kakerlaken zu bemerken
macht er sich an die Arbeit.
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2012
Aufführung nur mit Genehmigung des Verlages. Weitergabe an Unbefugte verboten.
1. ALLE HUNDERT JAHRE
Ritter Rost
Ich wusste gar nicht, dass hier so ein Dreck ist,
so alter Kram im Überfluss.
Ich dachte, dass der ganze Kram schon weg ist,
wenn ich die Tür zumach und Schluss!
Das schleppt man doch nicht fort,
das kehrt man untern Teppich,
das ist der beste Ort!
Für: Schränke, Bänke, Leergetränke,
Tantchens ew’ge Schrottgeschenke,
die Klosteinsammlung, Schmetterlinge,
Molche und dergleichen Dinge –
Alle hundert Jahre,
muss der Dreck mal weg, mal weg.
Potz Wellenblech, was soll ich mit dem Feger?
Ich bin doch nicht der Besenmann!
Ich bin ein tapf’rer Schwert- und Lanzenträger,
der alles (außer Haushalt) kann.
Was steh ich hier im Schmutz?
Ich stöbere und huste
beim doofen Frühjahrsputz!
Ach: Laub und Staub und Stock und Steine,
Blumenvasen, Puppenbeine,
ein Tennisball, ein Hochzeitskleid
aus der frühen Kreidezeit.
Alle hundert Jahre, alle hundert Jahre,
muss der Dreck mal weg, mal weg
- II –
Ritter Rost: (Ärgerlich) Potz Wellenblech und Stacheldraht!
Ärgerlicher Besenstoß – die Kakerlaken fliehen um den Schrank.
Ritter Rost: (Redet sich den Frust von der Seele) Rauf auf den Dachboden,
hat sie gesagt. Alle hundert Jahre muss mal ausgemistet werden, hat sie
gesagt. Potz Wellendraht und Stachelblech!
Ärgerlicher Besenstoß – die Kakerlaken fliehen um den Schrank.
Kakerlak 1: Von wem redet der?
Kakerlak 2: Vom Burgfräulein Bö.
Kakerlak 3: Die ist doch immer so ordentlich.
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2012
Aufführung nur mit Genehmigung des Verlages. Weitergabe an Unbefugte verboten.
Ritter Rost: Das ist auf der ganzen Welt so, hat sie gesagt. Und natürlich
auch bei uns auf der Eisernen Burg. Ja, das hat sie gesagt. Potz Stachelblitz und Wellenblöd!
Ärgerlicher Besenstoß – die Kakerlaken fliehen um den Schrank.
Kakerlak 3: Hui, der ist aber wütend.
Ritter Rost: Warum macht sie es denn nicht selber? Oder Koks, unser
Hausdrache? Aber nein, dann heißt es gleich wieder, ich kann ruhig auch
mal was tun. Und das, obwohl es gerade mal gut zwei Wochen her ist,
dass ich den Müll beinahe fast ganz rausgetragen habe. Oder drei. Oder
vier. Was weiß ich?
Besonders heftiger Besenstoß.
Alle Kakerlaken fliehen schreiend von der Bühne.
Fee: (Gedämpft) Hilfe! Hilfe!
Ritter Rost: (Lauscht) Nanu? Wer ruft denn da? Das kommt von dort …
Er sieht hinterm Schrank nach und
zieht Löckchen hervor.
Fee: Mein Retter! Du hast mich befreit! Hundert Jahre habe ich geschlafen,
und dann, als ich aufwachte, war dieser Schrank direkt vor meiner Nase.
Dann habe ich nochmal hundert Jahre um Hilfe gerufen … aber jetzt,
jetzt bin ich frei.
Ritter Rost: (Irritiert) Und … und wer bist du?
Fee: (Macht einen mädchenhaften Knicks) Ich bin eine gute Fee. Löckchen
ist mein Name. Ich zaubere nur Gutes.
Ritter Rost: Zaubern kannst du? Glaub ich nicht.
Fee: (Beleidigt) Doch! Natürlich kann ich zaubern!
Ritter Rost: Und warum hast du dich denn nicht selber unter dem Schrank
freigezaubert?
Fee: (Amtlich) Ich würde niemals etwas für mich selber zaubern. Gute Feen
zaubern immer nur für andere.
Ritter Rost: Also, wenn du mich fragst, ist das nicht gut, sondern bescheuert.
Fee: Willst du mir jetzt etwa noch Vorwürfe machen? (Schluchzend) Das ist
so gemein! Meine Mama hatte völlig Recht: Ich hätte niemals die Ausbildung zur gute Fee machen dürfen. Böse Feen sind viel erfolgreicher,
hat sie gesagt. Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Es stimmt!
(Sie bricht in Tränen aus) Huhuhuu …
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2012
Aufführung nur mit Genehmigung des Verlages. Weitergabe an Unbefugte verboten.
- III Die Kakerlaken wagen sich langsam wieder auf die Bühne.
Der Ritter Rost nimmt sie beiläufig wahr.
Kakerlak 1: Wer ist denn die da?
Ritter Rost: Eine Zauberfee. Angeblich jedenfalls. Ich habe sie befreit.
Alle Kakerlaken: (Ein wenig neidisch) Eine Zauberfee? Ohhhh!
Kakerlak 2: Dann darfst du dir ja jetzt was wünschen.
Ritter Rost: Wie meinst du das?
Kakerlak 3: Wer eine Fee befreit, hat ein paar Wünsche frei.
Kakerlak 4: Das ist immer so.
Fee: Gut, dass ihr mich daran erinnert! (Geschäftsmäßig freundlich) Du hast
nämlich tatsächlich drei gezauberte Wünsche bei mir frei, lieber Ritter
Rost!
Ritter Rost: (Ungläubig) Ehrlich? (Plötzlich aufgeregt) Oh, da weiß ich
schon was. Ich wünsche mir, dass ich über und über golden bin. Aber
richtiges Gold, bitte schön! Nicht so ein billig gehextes Zeug, das am
nächsten Tag gleich wieder abblättert.
Fee: Gold? Nein, das ist kein guter Wunsch.
Ritter Rost: Ich finde ihn ausgezeichnet.
Fee: Trotzdem – Gold verdirbt nur den Charakter.
Ritter Rost: Nönönönönö, so fangen wir hier gar nicht erst an! Ich will golden sein und basta. Dafür hab ich dich ja schließlich auch befreit. Erst die
Arbeit, dann die Belohnung. So ist das hier.
Fee: (Sehnsüchtig) Du solltest dir aber lieber etwas Gutes wünschen. Dass
die ganze Menschheit fröhlich ist, zum Beispiel. Oder dass alle kleinen
Kinder einen Kita-Platz bekommen.
Ritter Rost: Nix da, Löckchen-Flöckchen, ich bin hier der Oberwünscher
und nicht du! Also, erster Wunsch: Jetzt werde ich goldgezaubert und
zwar dalli!
Fee: (Zu sich) Also gut … es sind ja dann noch zwei andere Wünsche frei.
Wo ist denn mein Zauberstab? Ach da. (Sie zaubert) Abera Kadabera |
Laber und Rhabarbera | Alles sei aus reinem Gold | Ritter Rost hat’s so
gewollt.
Feenhaftes Geklingel
Der Ritter Rost verwandelt sich in einen Goldritter,
indem er seinen Hausmeisterkittel abstreift.
Ritter Rost: Oh, vielen Dank! Und so hübsch! Wie findest du das?
Fee: (Resigniert) Entsetzlich.
Ritter Rost: Ich find’s aber ganz toll. Komm mit, Zauberbraut, wir zeigen
es den anderen. Die werden vielleicht Augen machen, wenn sie sehen
wie goldig ich jetzt bin!
Alle ab.
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- IV Bö und Koks treten auf.
Koks: Irgendwas ist komisch. Man hört ja gar kein Gerumpel und Gepumpel mehr.
Bö: Vielleicht ist Rösti ja fertig mit seiner Arbeit.
Koks: Das glaubste ja wohl selber nicht.
Bö: (Resigniert) Stimmt.
Der Ritter Rost zerrt Löckchen auf die Bühne
Ritter Rost: Bö, Koks! Guckt mal, was ich auf dem Dachboden gefunden
habe! Sie ist mir jetzt zu Diensten und macht alles, was ich will.
Fee: (Macht einen Knicks) Ich bin Löckchen, die Zauberfee. Ich zaubere nur
Gutes.
Ritter Rost: Guckt mal, wie gut sie mich schon hingezaubert hat zur Belohnung für meine heldenhafte Befreiung ihrerseits! Gold, Gold und
nochmals Gold! Wie findet ihr mich?
Koks: Sieht total bescheuert aus.
Bö: Peinlich, peinlich, peinlich.
2. PEINLICH, PEINLICH
Bö
Peinlich, peinlich …
1. Der Ritter geht zum Doktor,
da hat er ´nen Termin!
Ich bin so klug und wichtig,
und brauche Medizin!
Der kluge Onkel Doktor, der gab im dann darauf
´ne Tube Salbengold für außen drauf! Das ist
Peinlich, peinlich,
unwahrscheinlich peinlich.
Peinlich, peinlich,
das ist augenscheinlich,
Peinlich, peinlich,
unwahrscheinlich peinlich!
Peinlich, peinlich. peinlich
wie ’ne Kuh im Schuh.
2. Kommt Ritter Rost zur Dame,
und sagt: „Schau mich ruhig an! –
Bin wie aus der Reklame,
denn Gold ist an mir dran!“
© Musicals on Stage, Möllers & Bellinghausen Verlag GmbH, München 2012
Aufführung nur mit Genehmigung des Verlages. Weitergabe an Unbefugte verboten.