Der Dichter Jakob van Hoddis lebte im Christophsbad

Der Dichter Jakob van Hoddis lebte im Christophsbad
1933
Das Denkmal im Park der Klinik
Christophsbad zeigt den Dichter Jakob
van Hoddis im Gespräch mit einem Hund.
Damit wird eine Notiz in seiner
Krankenakte versinnbildlicht, in der es
heißt, er grüßte alle Hunde durch tiefe
Verbeugungen und Hutabnahme.
Weltende
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
B
erlin-Touristen, welche
die Hackeschen Höfe im
Zentrum der Hauptstadt
besuchen, finden dort eine Gedenktafel, die daran erinnert,
dass Jakob van Hoddis am 8.
November 1909 an diesem Ort den
„Expres-sionistischen Neuen Club“
mit-begründet hat. Wie kaum ein
an-derer hat er mit seinem 1911
geschriebenen Gedicht „Weltende“
das Gefühl und die Stimmung der
damaligen Zeit eingefangen.
Die Buchstaben seines bürgerlichen Namens Davidsohn hatte
der Literat zu dem Künstlernamen
van Hoddis zusammengefügt. Als
junger Dichter wurde er – trotz
einer kurzen Schaffenszeit – zum
Begründer des literarischen Expressionismus.
Schon von 1912 an durchlitt
Jakob van Hoddis schwere seelische Krisen und lebte als Pflegling
in Familien. 1927 kam er als Patient
in die Heilanstalt Christophsbad
und lebte bis 1933 in Göppingen.
Danach wurde er in die Israelitische Heil- und Pflegeanstalt in
Bergdorf-Sayn verlegt und von
dort 1942 deportiert und ermordet.
Im Park des Christophsbads erinnert ein Denkmal an den Schriftsteller und das Holocaust-Opfer
Jakob van Hoddis (1887 bis 1942)
und seinen sechsjährigen Aufenthalt in Göppingen.
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