Willkommen in HESSEN WIE SCHLAU SIND PFLANZEN? Unterrichtsvorschlag für die Klassenstufen 5 - 7 Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Hessen e.V. www.fit-fuer-schulfahrten.de Wie schlau sind Pflanzen? Inhalt Zum Thema Ablauf: Unterrichtsideen Vorlagen Aufgabenblätter Interessante Online-Quellen Literaturliste Zum Thema Neue Erkenntnisse der Pflanzenbiologie lassen darauf schließen, dass Pflanzen Informationen ihrer Umwelt erfassen, verarbeiten, speichern und weitergeben können. Pflanzliche Organismen verfügen über erstaunliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen: Sie reagieren auf optische oder taktile Reize und können elektromagnetische Felder, die Schwerkraft und zahlreiche chemische Stoffe erkennen. Mit Duftstoffen locken sie Tiere an, die sie von Fressfeinden befreien, oder senden Signale, die Schutzmaßnahmen bei benachbarten Pflanzen auslösen. Über Wurzeln bilden sie unterirdische Netzwerke, in denen Informationen über den Zustand des Bodens und der Umwelt zirkulieren. Erkennbar sind intelligente Problemlösungsstrategien, die die Pflanzenwelt in einem neuen Licht erscheinen lassen. Die Unterrichtsideen greifen die Erkenntnisse der Pflanzenbiologie auf und nutzen sie, um einen spannenden Einstieg in biologische Fragestellungen zu bieten. Spezifische Kenntnisse der Pflanzenbiologie wie Zellaufbau oder Informationsverarbeitung werden bei den Schülerinnen und Schülern nicht vorausgesetzt. Die Fragestellungen eignen sich, um auf die grundlegende Thematik im Zusammenhang mit den „Kennzeichen des Lebendigen“ vorzubereiten. Die Unterrichtsideen greifen die Erkenntnisse der Pflanzenbiologie auf und nutzen sie, um einen spannenden Einstieg in biologische Fragestellungen zu bieten. Ein philosophisches Gespräch zum Wesen der Pflanzen ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, ihr Vorwissen zu aktivieren und über grundlegende Fragen nachzudenken. Die Fähigkeiten der Pflanzen werden mit Hilfe von Videos anschaulich vermittelt und anschließend im Rahmen der Lerntempoduett-Methode vertieft. Das alles mündet schließlich in eine Auseinandersetzung darüber, ob und inwiefern Pflanzen intelligent sind. Es liegt nahe, das erworbene Wissen praktisch zu vertiefen und die Pflanzenwelt in direkter Anschauung zu beobachten. Die Jugendherbergen in Hessen bieten hierfür vielfältige Angebote und Möglichkeiten, um Exkursionen, Experimente oder Aktionen mitten in der Natur durchführen zu können. 2 Ablauf: Unterrichtsideen Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Material 90 Min. Über Pflanzen philosophieren Ein philosophisches Gespräch eignet sich besonders, bereits vorhandenes Wissen, Ideen und Überlegungen der Schülerinnen und Schüler zur Sprache zu bringen und für weitergehende Erkenntnisprozesse nutzbar zu machen. Die dabei eröffneten Denkhorizonte stellen eine hilfreiche Grundlage für die weitere Behandlung des Unterrichtsthemas dar. Karteikarten/Papierbögen Nachdem die Schülerinnen und Schüler auf Basis ihres Vorwissens über das Wesen von Pflanzen philosophiert haben, erhalten sie nun vertiefende Informationen zum naturwissenschaftlichen Forschungsstand. Die ausgewählten Filme eignen sich sehr gut, wissenschaftliche Ergebnisse der Biologie altersgemäß zu vermitteln. Vorlage 1: „Filmliste“ Mit einem philosophischen Gespräch kann in das Unterrichtsthema eingestiegen werden. Zunächst werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, ihre Einschätzungen zum Wesen der Pflanzen in kurzen Stichworten auf Karteikarten oder Papierbögen zu schreiben, auf die dann im Gespräch Bezug genommen werden kann. Grundlage für die Stichworte auf den Karteikarten wie für das Gespräch ist der Fragenkatalog aus dem Aufgabenblatt. Mit Hilfe der Hintergrundinformation und des Aufgabenblattes kann die Lehrkraft erklären, was ein philosophisches Gespräch ist und anschließend das Gespräch unter ihrer Leitung durchführen. 90-135 Min. Wie schlau sind Pflanzen? Zu Beginn der Unterrichtsstunde wird gemeinsam ein Film zu den Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Pflanzen geschaut. Die in der Filmliste aufgeführten Videos geben den Stand der naturwissenschaftlichen Forschung wider und erläutern diesen anhand sehr anschaulicher Beispiele. Hierfür stehen mehrere Filme mit 3 Hintergrundinformation für die Lehrkraft: „Philosophisches Gespräch“ Aufgabenblatt 1: „Philosophisches Gespräch zum Thema Pflanzen“ Vorlage 2: „Was Pflanzen können“ Aufgabenblatt 2: „Was können Pflanzen?“ Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar unterschiedlicher Länge zur Verfügung, die je nach vorhandenem Zeitbudget ausgewählt werden können. Flankierend zu den Filmen kann die Vorlage „Was Pflanzen können“ eingesetzt werden, in der die Beispiele noch einmal beschrieben sind. Die Lerntempoduett-Methode eignet sich besonders für die Wissensaneignung und Vertiefung mittels Textarbeit. Sie ermöglicht das Arbeiten im individuellen Tempo und trägt divergierenden Lern- und Arbeitsschwierigkeiten der Lernenden Rechnung. Anschließend kann die Lerntempoduett-Methode eingesetzt werden. Das Lerntempoduett wechselt zwischen Einzel- und Partnerarbeit und läuft in vier Phasen ab: Vor Beginn sollte darauf hingewiesen werden, dass die Lernpartner rein nach dem Lerntempo gewählt werden (und nicht etwa auf Freunde gewartet wird). Wichtig ist es, die Schülerinnen und Schüler auf die auftretenden Unterschiede im Lerntempo hinzuweisen und sie zu bitten, nach eigenem Tempo und eigener Gründlichkeit zu arbeiten. 1. Anhand der Fragen des Aufgabenblattes „Was können Pflanzen?“ erarbeiten die Schülerinnen und Schüler einen Text in Einzelarbeit. Sie folgen dabei ihrem je eigenen Lerntempo. 2. Nachdem eine Schülerin oder ein Schüler fertig ist, steht sie oder er auf und geht zu einer als Haltestelle gekennzeichneten Stelle im Raum und wartet, bis ein anderer mit seinem Text fer tig ist. 3. Die Lerntempo-Partner tau schen sich über ihre Ergebnisse aus und ergänzen sie wechsel seitig und bearbeiten gemein sam eine Zusatzaufgabe. 4. Die Lerntempoduett-Paare präsen tieren und diskutieren ihre Er gebnisse im Plenum. Für schnell Arbeitende wird eine weitere Zusatzaufgabe angeboten, so dass alle während der Arbeitsphase beschäftigt sind. Die Zusatzaufgabe – die Frage nach der Intelligenz der Pflanzen – ist anschließend auch Grundlage der gemeinsamen Diskussion. 4. Die Lerntempoduett-Paare präsentieren und diskutieren ihre Ergebnisse im Plenum. 4 Material Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Alternativ: Es können auch gleich zu Beginn die Lernpartner von der Lernkraft fest bestimmt werden. Die Partner erarbeiten dann jeweils zunächst ihre Texte und tauschen sich dann über ihre Ergebnisse aus und beginnen anschließend gegebenenfalls mit der Zusatzaufgabe. Wenn die letzten Schülerinnen und Schüler die Pflichtaufgaben beendet haben, kann zur Plenumsphase übergeleitet werden. Hier werden nun die Ergebnisse der Partner präsentiert und schließlich gemeinsam die Frage diskutiert, ob und inwiefern Pflanzen intelligente Wesen sind. 5 Material Hintergrundinformation für die Lehrkraft Philosophisches Gespräch In einem philosophischen Gespräch mit Kindern und Jugendlichen geht es darum, die selbstverständlichen Alltagsvorstellungen in den Blick zu nehmen und in einer Fragehaltung von verschiedenen Seiten betrachten zu lernen. Es geht hier in diesem Zusammenhang also gerade nicht darum, schnell und effektiv Antworten für naturwissenschaftliche Phänomene zu finden, sondern vielmehr darum, die eigenen Beobachtungen aus dem Alltag mit naturwissenschaftlichen Modellen, Ansätzen und Fragestellungen so zu verbinden, dass sich daraus erst Fragen ergeben, die man mit Hilfe verschiedener Disziplinen (Biologie, Chemie, Physik, aber auch der Philosophie) zu beantworten sucht. Hierbei wird gelernt, dass man sich an einen Gegenstand oder an eine Frage annähern kann, dass man etwas in kleinere Fragen aufteilen und von verschiedenen Seiten betrachten kann. Die Lehrkraft übernimmt die wichtige Rolle des Vorbildes in einem solchen Gespräch. Sie selbst stellt Fragen oder gibt die Fragen der Schülerinnen und Schüler zurück an alle in der Runde, indem sie sie noch einmal anders formuliert oder einen Gedanken selbst dazu beiträgt, aber nicht abschließend beantwortet. Sie kann auch die Fragen und Überlegungen der Schülerinnen und Schüler im Gespräch etwas sortieren: „Das war eine Frage, die man mit den Methoden der Biologie wahrscheinlich gar nicht beantworten kann“ oder „Das ist sicher eine Frage, die wir im Laufe des Unterrichts beantworten werden“. Für Schülerinnen und Schüler ist genau dies eine wichtige Lernerfahrung: Zu erkennen, dass es umfassende Fragen gibt, die man teilweise mit naturwissenschaftlichen Methoden genauer betrachten und auch beantworten kann, aber dass es daneben immer Beobachtungen und Fragen gibt, die in einem naturwissenschaftlichen Modell kaum abzubilden sind und deshalb aus einer anderen Perspektive betrachtet werden müssen. Am Ende des Gesprächs können Lehrkraft und Schülerinnen und Schüler die zu Beginn des Gesprächs gestellten Fragen noch einmal aufschreiben und diese an die Wand hängen. Auch Schülerfragen können dort angeheftet werden. Im Laufe der Einheit kann man darauf wieder zurückkommen. 6 Vorlage 1 Filmliste Online-Videos im Internet: Kluge Pflanzen: Blattgeflüster (43:09) https://www.youtube.com/watch?v=o1cdg-MDWtI Pflanzen pumpen Gift in ihre Blätter, locken natürliche Feinde von Angreifern an und senden elektrische Impulse. Um sich zu schützen und Artgenossen zu warnen, verfügen Pflanzen über raffinierte Methoden der Kommunikation. In inzelbeispielen wird gezeigt, wie sich Pflanzen orientieren, dass sie riechen, Insekten fangen, fressen und abwehren können. Wehrhafte Pflanzen, Teil 1 (05:08) https://www.youtube.com/watch?v=kzfupX-QGP4 Ian Baldwin vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena erforscht, welche Strategien Pflanzen entwickeln, um sich gegen Schädlinge zu wehren. Die Tabakpflanze z.B. bildet bestimmte Stoffe, wenn sie von Heuschrecken angeknabbert wird. So aktiviert sie Abwehrsystem gegen die Freßschädlinge. Wehrhafte Pflanzen, Teil 2 (06:27) https://www.youtube.com/watch?v=52TOK4NWETQ Wilde Tabakpflanzen sind von vielen Feinden umgeben, die ihnen sozusagen an die Blätter wollen. Der unangenehmste von ihnen ist der Tabakschwärmer (Manduca sexta). Dabei ist der Falter auch überlebenswichtig für die Pflanze: Er bestäubt nämlich die Blüten. Wissenschaftler vom Max-Planck-Instittut für chemische Ökologie in Jena untersuchen in den trockenen Gebieten von Utah, USA, wie sich die Tabakpflanzen gegen den Tabakschwärmer wehren. Sie nutzen dabei Verstärkung: Räuberische Wanzen. Wehrhafte Pflanzen, Teil 3 (04:24) https://www.youtube.com/watch?v=QRp8bKS81Ag Jasmonsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Pflanzensprache. Diese Substanz signalisiert der Tabakpflanze, dass sie von Schädlingen attackiert wird. Forscher am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena untersuchen die Verteidigungsstrategien der Pflanzen, um so eines Tages Kulturpflanzen züchten zu können, die keine Insektenvernichtungsmittel mehr zum Schutz benötigen. 7 Plants Can Feel / Pflanzen können Fühlen (German) (07:25) https://www.youtube.com/watch?v=krcBXc6i3bQ Wie sich der wilde Tabak verteidigt, wie Pflanzen mit Duft um Hilfe rufen und wie sie auf Berührung reagieren. Das Gehirn der Pflanze - Elektrische Signale der Wurzelspitze gemessen (05:17) https://www.youtube.com/watch?v=zshDZiIsIX8 Wie Pflanzen auf ihre Umwelt reagieren. Elektrische Signale in der Pflanze - was Versuche im Labor zeigen. Die Symbiose bei den Mykorrhizapilzen (2:48) https://www.youtube.com/watch?v=cK5wNANiD2M Bäume und Pilze bilden eine ganz besondere Symbiose. In der Erde sind die feinen Baumwurzeln und das Mycel untrennbar miteinander verwoben, bilden ein Geflecht, das Fachleute als Mycorrhiza bezeichnen. Wo bei diesem Mischwesen die Wurzel anfängt und der Pilz aufhört, lässt sich auf Anhieb nicht erkennen. DVD oder Film zum Bestellen oder zum Download: Kluge Pflanzen - Zielstrebig und wehrhaft (27:00) Pflanzen erscheinen uns oft als unintelligente, unbewegliche und wehrlose Kreaturen. Doch dieser Eindruck trügt. Diese Didaktische FWU-DVD zeigt einige erstaunliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Pflanzen. Die DVD mit dem Film kann entweder über ein Medienzentrum in Ihrer Region geliehen werden oder bei FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gGmbH erworben werden: http://www.fwu-shop.de/kluge-pflanzen-zielstrebig-und-wehrhaft-4602784.html Der Film ist als Stream oder zum Download auch in der FWU-Mediathek erhältlich: http://www.fwu-mediathek.de/record?id=xfwumodule-5501522&src=online&pid=sufn09uguvl9i4i29bcvi8dij5 8 Vorlage 2 Was Pflanzen können – Beispiele 1.) Pflanzen können ihre Umwelt wahrnehmen Pflanzen können „sehen“, „riechen“, „spüren“ oder „schmecken“. Sie haben zwar keine Augen, Nasen oder Zungen, können aber auf ihre Weise Licht, Düfte, Stoffe und Berührungen wahrnehmen. Pflanzen merken, ob es hell oder dunkel ist. Sie können die Stärke des Lichtes erkennen und die Richtung, aus der es kommt. Zimmer- und Wildpflanzen neigen sich zum Licht, um es besser nutzen zu können. Sie können außerdem die Qualität des Lichtes feststellen. Einige Pflanzen können erkennen, wenn sie der gefährlichen ultravioletten Strahlung der Sonne ausgesetzt sind. Sie stellen dann zum Schutz Farbtöne her, die in ihren Blättern das schädliche Licht herausfiltern. In jedem Licht sind verschiedene Lichtfarben enthalten (sie sind z.B. an einem Regenbogen erkennbar). Die Blume Portulaca kann die Lichtfarben erkennen und reagiert auf direkte Sonnenstrahlen anders als auf gespiegeltes Licht, weil letzteres andere Rot- und Blauanteile hat. Sonnenlicht Pflanzen bemerken Berührungen. Ein sanftes Streicheln mit einer Baumwollfaser genügt, damit ein Sonnenblumenkeimling beim Wachsen seine Richtung ändert. Die Mimose schließt bei geringster Berührung ihre Blätter. Mimose 9 Pflanzen können vielfältige Düfte wahrnehmen. Wird eine Pflanze von gefräßigen Insekten angegriffen, sondert sie einen Duft ab, der Nachbarpflanzen Abwehrstoffe produzieren lässt. Die Nachbarpflanzen reagieren auf den Geruch und produzieren Stoffe, die ihre Blätter für die Insekten ungenießbar machen (siehe Punkt 2). Die Wurzeln einer Pflanze können wichtige Nährstoffe im Boden wahrnehmen. Landpflanzen können daher ihre Wurzeln zielgerichtet zu nahe gelegenen Nährstoffen wachsen lassen. Die Spitzen ihrer Wurzeln sind sensibler als jede Feinschmeckerzunge. Wurzeln Bildnachweis (von oben nach unten): Bild 1: © Stefan Thiesen / Wikimedia, Creative Commons (CC BY-SA 3.0) Bild 2: © Tim / flickr.com, Creative Commons (CC BY-SA 3.0) Bild 3: © Peter A. Mansfeld, via Wikimedia Commons, Creative Commons (CC BY 3.0) 10 2.) Pflanzen können sich gegen Angreifer verteidigen Wenn die Blätter des Wilden Tabaks von Insekten angefressen werden, produziert er verstärkt das Gift Nikotin. Der Tabak reagiert auf kleine wiederholte Bisse durch Insekten und schickt innerhalb weniger Stunden Nikotin in seine Blätter. Da der bittere Geschmack des Nikotins für die Kleintiere ungenießbar ist, ziehen sie weiter. Es gibt aber noch andere Fressfeinde des Tabaks: Den Raupen des Tabakschwärmers kann das Nikotin nichts anhaben. Wenn sie die Blätter des Tabaks anfressen, gibt er Duftstoffe ab, die kleine Raupe: Fressfeind des Tabaks Wanzen anlocken. Die angelockten Wanzen saugen nicht nur die Raupen aus, sondern vertilgen auch die auf den Blattunterseiten abgelegten Eier des Tabakschwärmers. Auf ähnliche Weise verteidigt sich auch die Limabohne. So lockt sie bei Spinnmilbenbefall mit speziellen Düften Raubmilben herbei, welche die Spinnmilben fressen. Wird sie von Raupen angegriffen, sendet sie einen anderen Duftstoff aus, der Schlupfwespen anzieht. Diese legen ihre Eier in die Raupen ab und zerstören diese so. Auch andere Pflanzen wie Tomaten oder Mais verteidigen sich auf diese Weise. Die Pflanzen erkennen ihre Feinde am Speichel und senden bestimmte Düfte aus, die die Feinde ihrer Feinde anlocken. Spinnmilbe auf der Limabohne Bildnachweis (von oben nach unten): Bild 1: © Wikimedia Commons, Creative Commons (CC BY 2.5) Bild 2: © J. Holopainen, via Wikimedia Commons, Creative Commons (CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0) 11 3.) Pflanzen können Informationen austauschen Pflanzen „warnen“ ihre Nachbarpflanzen, wenn sie angegriffen werden. Wenn Fressfeinde die Blätter einer Pflanze anbeißen, sondert sie einen Duft in die Luft ab, der den Nachbarpflanzen hilft, sich rechtzeitig zu schützen. Die Nachbarpflanzen nehmen den Duft auf und reagieren darauf. Zum Beispiel produziert Mais ein Insektengift, wenn Käferlarven ihn anknabbern. Diesen Abwehrstoff gibt er auch an seine Umgebung ab, benachbarte Maispflanzen können ihn erschnüffeln und produzieren vorsorglich selbst Gift, um die Insekten abzuwehren. Maispflanzen Pflanzen tauschen oft auch Informationen über ihre Wurzeln aus. In einem Laborversuch konnte nachgewiesen werden, dass Gartenerbsen benachbarte Erbsen alarmierten, wenn sie Wasser entzogen bekamen. Die anderen Erbsen reichten das Alarmsignal – vermutlich eine lösliche Substanz – über die Wurzeln weiter. Wie in einer Kettenreaktion schloss daraufhin eine Pflanze nach der anderen die winzigen Spaltöffnungen ihrer Blätter, um sich vorm Verwelken zu schützen. Auch viele Bäume im Wald stehen miteinander in Verbindung. Die Wurzeln der Bäume sind mit Pilzen verbunden. Die wiederum umspannen mit ihren langen Fäden unter der Erde die Wurzeln anderer Bäume. Auf diese Weise können sie Informationen von Baum zu Baum leiten. Manche Forscher sprechen deshalb auch vom „Wood Wide Web“ – übersetzt „waldweites Netz“. Bildnachweis (von oben nach unten): Bild 1: © Frank Vincentz, via Wikimedia Commons, Creative Commons (CC-BY-SA-3.0) Bild 2: © Matrix23, via Wikimedia Commons, Creative Commons (CC-BY-SA-3.0) Pilzfäden an der Wurzel: Mykorrhiza 12 Aufgabenblatt 1 Philosophisches Gespräch zum Thema Pflanzen In einem philosophischen Gespräch geht es um Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind. Solche Fragen sind zum Beispiel: „Was ist gerecht?“, „Warum leben wir?“ oder „Was ist Glück?“ Dabei ist es oft nicht so leicht zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Es ist daher wichtig, genau nachzudenken. Warum ist etwas so? Was spricht dafür? Und was dagegen? Warum ist eine Meinung richtig? Wieso ist sie falsch? Wo liegt der Fehler? In einem philosophischen Gespräch werden also Argumente ausgetauscht. Ein Argument ist die Begründung für eine Meinung. Du musst genau beobachten: Wie ist die Wirklichkeit? Stimmen meine Beobachtungen mit der Realität überein? Manchmal hilft es auch, den Gedanken freien Lauf zu lassen: Du stellst Vermutungen über mögliche Ursachen und Zusammenhänge auf, ohne dass man sie sofort überprüfen kann. Du kannst nur prüfen, ob sie logisch sind und mit unseren Erfahrungen übereinstimmen. Das nennt man Gedankenexperiment. Eine solche Prüfung lässt sich am besten in einem Gespräch vornehmen. Andere können ihre Sicht und ihre Erfahrungen schildern. Sie können uns darauf hinweisen, wenn wir etwas übersehen haben. Möglicherweise kommen sie zu anderen Ergebnissen. Allein das zwingt uns, noch einmal genauer darüber nachzudenken, warum wir etwas so sehen und warum der andere es anders sieht. Und wer weiß? Vielleicht kommen wir gemeinsam am Ende zu einem besseren Ergebnis. Regeln für das Gespräch - Sprich klar und versuche dich allen Teilnehmern verständlich zu machen. - Versuche immer beim Thema zu bleiben. - Die Meinungen und Gedanken der anderen sind wichtig, egal was du davon hälst. - Äußere deine Gedanken, auch wenn du sie noch nicht vollständig zu Ende gedacht hast. - Achte genau darauf, ob du die anderen richtig verstanden hast und sage erst dann deine Meinung dazu. Thema und Fragen des Gesprächs 1. Sind Pflanzen Lebewesen? Warum? 2. Was unterscheidet Pflanzen von Steinen? 3. Was unterscheidet Pflanzen von Tieren und Menschen? 4. Wie sollen wir Pflanzen behandeln? Anders als Steine? Anders als Tiere? Anders als Menschen? Warum? 13 Aufgabenblatt 2 Was können Pflanzen? Beantworte in Einzelarbeit folgende Fragen in deinen eigenen Worten. Nummeriere deinen Text gemäß der Reihenfolge der Fragen. 1. Warum sagt man, dass Pflanzen „sehen“ können? 2. Woraus schließt man, dass Pflanzen Berührungen wahrnehmen? 3. Wie kommen die Wissenschaftler zu der Meinung, dass Pflanzen „riechen“ und „schmecken“ können? 4. Wie können sich Pflanzen gegen Tiere verteidigen, die ihre Blätter fressen wollen? Beschreibe kurz unterschiedliche Beispiele, wie Pflanzen Fressfeinde abwehren. 5. Woran erkennen die Forscher, dass Pflanzen Informationen austauschen? Zusatzaufgabe Beantworte die folgende Frage in Partnerarbeit mit deinem Lerntempo-Partner. Schreibt gemeinsam Stichworte dazu auf, die ihr später gemeinsam vortragen könnt. 6. Sind Pflanzen intelligente Wesen? Was meinst Du? Begründe deine Meinung. 14 Interessante Online-Quellen Wood Wide Web - Das intelligente Netz der Pflanzen Zunehmend entdecken Forscher, dass Pflanzen zu erstaunlichen Intelligenzleistungen fähig sind. Der Beitrag gibt einen Überblick zu den Leistungen und Problemlösefähigkeiten der Pflanzen und der besonderen Bedeutung der Wurzeln hierbei. http://ds9.botanik.uni-bonn.de/zellbio/AG-Baluska-Volkmann/pdf/press/P.M.%20Magazin.pdf Im Garten des Dr. Mancuso Pflanzen rekrutieren Killerinsekten gegen Feinde, erkennen Verwandte und zeigen Ansätze von Lernvermögen. Der Artikel beschreibt die Forschungsaktivitäten von Wissenschaftlern, die um die Anerkennung der Pflanzen als intelligente Wesen kämpfen. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126589954.html Eine Pflanze ist viele Eine Pflanze existiert in einer Gemeinschaft mit Abermillionen Pilzen, Bakterien, Viren und anderen Lebewesen im Wurzelbereich. Der Artikel erläutert die Netzwerke der Pflanzen und ihre Kooperationsbeziehungen mit anderen Lebewesen. http://www.blauen-institut.ch/s2_blue/tx_blu/tf/tf_eine_pflanze_viele_.pdf 15 Literaturliste Stefano Mancuso / Alessandra Viola (2015) Die Intelligenz der Pflanzen Anhand vieler Beispiele erläutern die Autoren, wie Pflanzen auf vielfältige Weise Informationen ihrer Umwelt aufnehmen und verarbeiten. Der italienische Biologe Stefano Mancuso ist davon überzeugt: Pflanzen verhalten sich nicht nur, sondern sie sind lernfähig und intelligent. Zusammen mit der Wissenschaftsjournalistin Alessandra Viola beschreibt er viele Forschungsergebnisse, die dies seiner Meinung nach belegen. München: Verlag Antje Kunstmann Volker Arzt (2011) Kluge Pflanzen. Wie sie locken, lügen und sich wehren Der Wissenschaftsjournalist Volker Arzt wirft in dem Buch einen Blick auf Pflanzen und ihre verblüffenden Fähigkeiten. Er erzählt von Pflanzen, die sich zielstrebig bewegen, durch süße Verführung oder explosive Eruptionen ihre Fortpflanzung sichern, sich Wachdienste halten oder Konkurrenten mit Gift und Feuer bekämpfen. München: Goldmann Verlag Barbara Brüning (2003) Philosophieren in der Sekundarstufe: Methoden und Medien Das Buch gibt einen Überblick über die wichtigsten Methoden und Medien des Philosophierens im Unterricht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Begriffsanalyse, Argumentationstechniken, das sokratische Gespräch, Gedankenexperimente und Verfahren der Textinterpretation. Neben den traditionellen Medien des Philosophierens wie Fachtexten und Essays werden auch anschauliche Medien wie Bilder, Cluster, Märchen, Fabeln und Aphorismen vorgestellt. Weinheim: Beltz Verlag 16 Impressum Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband e.V. Berner Straße 119, 60437 Frankfurt am Main Telefon: 069 60913-0, Telefax: 069 60913-36 [email protected] Vereinsregister AG Frankfurt am Main Vereinsregister-Nr.: 8 VR5123 Vertretungsberechtigter Vorstand: Bob Tode (Vorsitzender), Hanane Dlimi Konzeption, Redaktion und Unterrichtsmaterialien: Luna Park 64 Medien Konzepte Projekte GmbH Alt-Bornheim 54, 60385 Frankfurt am Main [email protected], www.lunapark64.de Mathias Fechter, Dr. Susanne Gölitzer Gestaltung satware AG Friedrich-Ebert-Straße 34, 67549 Worms [email protected], www.satware.com Weitere Materialien finden Sie auf dem Lehrerportal des Deutsches Jugendherbergswerks, Landesverband Hessen e.V.: www.fit-fuer-schulfahrten.de 17 Willkommen in HESSEN © 2015 Deutsches Jugendherbergswerk, Landesverband Hessen e.V. 18
© Copyright 2024 ExpyDoc