Ausgabe | 05 05. Februar 2016 powered by Medizintourismus Mehr ausländische Patienten lassen sich in Deutschland behandeln Vor allem Patienten aus Russland kommen gern in deutsche Kliniken. Die Ärzte genießen einen sehr guten Ruf I n Zeiten weltweiter wirtschaftlicher Turbulenzen und niedriger Renten, hat der Medizintourismus an Bedeutung gewonnen. Während deutsche Rentner nicht selten aufgrund niedrigerer Kosten in ein Pflegeheim ins Ausland gehen, kommen Patienten aus dem Ausland immer öfter nach Deutschland. Einer Studie der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin zufolge kamen 2014 über 251.000 Patienten nach Deutschland, um sich hier ambulant und stationär behandeln zu lassen. Das ist ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Obwohl viele Kliniken über finanzielle Schwierigkeiten und Investitionsnotstand klagen, genießen die deutschen Kliniken im Ausland einen sehr guten Ruf. Hervorragende Ärzte und eine hohe medizinische Ausstattung werden von den ausländischen Patienten meist als Grund für die Reise nach Deutschland angegeben. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der ausländischen Patienten in deutschen Kliniken verdoppelt. Sachsen beispielsweise sah einen Zuwachs von 36 Prozent. Neben Bayern, NordrheinWestfalen und Baden-Württemberg wird auch Berlin bei den Medizintouristen immer beliebter. Die Hauptstadt konnte die Zahl der Patienten aus dem Ausland von 2004 bis 2014 verfünffachen. „Berlin ist derzeit sehr engagiert und erfolgreich bei der Vermarktung als Medizintourismusstandort. Der direkte wirtschaftliche Effekt durch die Medizintouristen beträgt schätzungsweise 150 Millionen Euro pro Jahr“, sagte Jens Juszczak von der Hoch- schule Bonn-Rhein-Sieg. Hier haben sich auch Hotels, Dienstleister, Kliniken und Ärzte in dem Netzwerk „Berlin Medical Tourism Guide“ zusammengetan. Mit rund 24.800 Patienten liegt Russland beim Medizintourismus nach Deutschland seit Jahren vorn. Die schlechten politischen Beziehungen und der wirtschaftliche Abschwung zeigen jedoch auch hier erste Wirkungen. „Vor allem die schlechte Wirtschaftslage in Russland trübt die Aussichten auf eine Umkehr dieses Trends“, so Juszczak. Während die Zahl der russischen Patienten zurückging, stieg die Zahl der Patienten aus den arabischen Ländern. Allein bei den Patienten aus den Golfstaaten wurde 2014 ein Plus von 30 Prozent erreicht. Angesichts der Vorteile, die der Medizintourismus für das deutsche Gesundheitssystem hat, ist ein erneuter Anstieg der russischen Patienten wünschenswert. 1,2 Milliarden Euro verdiente das deutsche Gesundheitssystem 2014 an den ausländischen Patienten, so die Studie. Geld, das die Kliniken sehr gut gebrau- schen den jeweiligen Regionen. Ärzte in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg beispielsweise verdienen sehr gut, Ärzte in Berlin, Brandenburg und Thüringen zählen gehaltstechnisch zu den Schlusslichtern. Generell zeigt der Gehaltsreport darüber hinaus, dass es als Arzt lukrativer ist, in Kliniken zu arbeiten als sich niederzulassen. Das Gehalt in Kliniken ist im Schnitt 27 Prozent höher als das von niedergelassenen Ärzten und Medizinern. Auch in Hinblick auf die lukrativsten Branchen ist die Gesundheitsbranche vorn mit dabei. Neben Banken und Finanzdienstleistern zählt auch die Pharma- industrie zu den Top-Branchen. Hier sind die Gehälter für Fachkräfte im vergangenen Jahr um etwa drei Prozent gestiegen. Mit am wenigsten verdienen die Fachkräfte im Handwerk und der Gastronomie bzw. Hotelbranche. Hier liegen die Gehälter bei etwas mehr als 34.000 Euro. Noch geringer fallen die Gehälter jedoch in der Pflege und Therapie aus. Durchschnittlich werden hier lediglich 33.446 Euro von Fachkräften verdient. In der Psychotherapie sowie in der Altenpflege sind die Gehälter höher als beispielsweise in der Physiotherapie. Auch hier spielt die Größe der Unternehmen, in denen die Fachkräfte arbeiten, eine entscheidende Rolle. Allein die Zahl der Medizintouristen aus den Golfstaaten stieg 2014 um 30 Prozent an. Flickr/FuFu Wolf/CC by 2.0 Analyse Ärzte verdienen am meisten Mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 64.100 Euro gehören Ärzte in Deutschland noch immer zu den Spitzenverdienern. Auf dem zweiten Platz hinter den Ärzten stehen die Juristen. Gefolgt von Ingenieuren und IT-Fachkräften, wie der aktuelle StepStone Gehaltsreport 2016 zeigt. Das Durchschnittsgehalt einer Fachkraft liegt bei 52.000 Euro. Bei den Ärzten klafft allerdings eine große Lücke zwischen dem Gehalt bei Frauen und Männern. Während das durchschnittliche Bruttojahresgehalt bei Männern bei 73.858 Euro liegt, verdienen Frauen durchschnittlich 56.143 Euro. Unterschiede zeigen sich auch zwi- 1 powered by Ausgabe | 05/16 chen können. Deutschlandweit werde der Investitionsbedarf der Krankenhäuser in den nächsten fünf Jahren sogar auf sieben Milliarden Euro jährlich steigen. Das wird zu einer verstärkten Finanzierung über den Kapitalmarkt beitragen, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Die staatlichen Förderungen sind in den vergangenen 15 Jahren um real 25 Prozent deutschlandweit gesunken. Aus diesem Grund würden zwischen 30 und 40 Prozent der deutschen Kliniken seit mehr als zehn Jahren in den roten Zahlen stehen. Doch nicht überall sind die Medizintouristen gern gesehen. In München, wo Wohnraum knapp und teuer ist, haben sich nun Bürger zusammengetan, um den Medizintourismus einzudämmen. Seit Kurzem läuft deshalb eine Online-Petition: „Wohnraum für Münchner statt für Medizintouristen.“ Die Petition fordert unter anderem eine Verschärfung der Zweckentfremdungssatzung. „Medizintouristen wohnen mit steigender Tendenz widerrechtlich für kurze 05 Februar 2016 Zeit in Wohnungen und nicht in Hotels“, so die Initiatoren der Petition. Die Wohnungen würden über Zwischenmieter oder direkt vom Eigentümer für hohe Tagespreise weitervermietet. Die Stadt München habe die Schaffung bezahlbaren Wohnraums versprochen, vermag es aber nicht, diesen Missbrauch von Wohnraum zu unterbinden. „In den städtischen Kliniken wird für dieses missbräuchliche Wohnmodell sogar noch mit Flyern geworben.“ Ende Januar wurde die Petition gestartet, sie läuft noch bis Ende März. Pharmabranche Milliarden-Gewinn: NGO fordert Preissenkung bei Kinder-Impfungen Sowohl Pfizer als auch GlaxoSmithKline haben im vergangenen Jahr stark von Impfstoffen für Kinder profitiert D er Pharmariese Pfizer konnte 2015 seinen Umsatz um sieben Prozent auf 14,05 Milliarden Dollar steigern. Vor allem der Kauf des Rivalen Hospira und das wachsende Geschäft mit Impfstoffen trugen dazu bei. Ähnlich stark profitierte auch GlaxoSmithKline vom dem Vorjahresquartal (2014). „Pfizer und GlaxoSmithKline haben mit ihren Blockbuster-Impfstoffen gegen Lungenentzündung schon mehr als 28 Milliarden US-Dollar Umsatzerlöse erzielt“, sagt Marco Alves von der Organisation Ärzte ohne Grenzen. Der hohe Gerade in ärmeren Regionen ist eine umfassende Impfung aufgrund der hohen Preise derzeit kaum durchführbar. Foto: Flickr/DFID - UK Department for International Development/CC by 2.0 Verkauf der Impfstoffe. Der aktuelle Quartalsbericht des Konzerns zeigt eine deutliche Steigerung für 2015. So stiegen die Gewinne beispielsweise im dritten Quartal um 39,3 Prozent gegenüber Preis für die Pneumokokken-Impfstoffe (PVC) erwies sich demnach als gut für die Bilanz der beiden Pharmakonzerne. Aber viele Kinder in ärmeren Ländern könnten eben genau aufgrund des hohen Preises nicht geschützt werden. „Wir fordern Pfizer und GSK auf, den Preis je Kind auf fünf US-Dollar für die drei notwendigen Dosen zu senken.“ Derzeit liegt der niedrigste Preis für eine derartige Immunisierung bei etwa zehn US-Dollar. Jedes Jahr sterben rund eine Million Kinder unter fünf Jahren an einer Lungenentzündung, die durch Pneumokokken ausgelöst wurde. Für diese Altersgruppe bieten nur Pfizer und GlaxoSmithKline Impfstoffe an. Pneumokokken können aber auch Hirnhautentzündungen und Mittelohrentzündungen sowie Blutvergiftungen auslösen. Ähnlich wie herkömmliche Erkältungen werden Pneumokokken über Tröpfcheninfektionen weitergegeben. Den Ärzten ohne Grenzen zufolge kostet es heute 68 Mal mehr, ein Kind in einem Entwicklungsland umfassend zu impfen als noch im Jahr 2001. Der hohe Preis für die Pneumokokkken-Impfung sei für fast die Hälfte der Verteuerung verantwortlich. „Dies bedeutet, dass es sich eine wachsende Zahl von Entwicklungsländern nicht mehr leisten kann, den Impfstoff zu erwerben, um damit Kinder gegen Lungenentzündung zu schützen“. Zwar entwickle ein Hersteller aus Indien derzeit einen PneumokokkenImpfstoff mit der Zusicherung, ihn für sechs Dollar pro Kind zu verkaufen. Jedoch werde dieser erst 2019 verfügbar sein. 2 powered by Ausgabe | 05/16 Wissenschaft 05 Februar 2016 Keine Tierversuche mehr: Neuer Mikro-Reaktor macht es möglich Wissenschaftlern haben einen winzigen Reaktor entwickelt, der Tierversuche für Medikamententest überflüssig machen kann S eit Jahrzehnten sind Tierversuche in der Kritik. Doch bisher konnte die Pharmabranche stets darauf verweisen, wie wichtig diese für die Forschung sind. Nach und nach wird von staatlicher Seite aber immer stärker interveniert. So hatte die EU in der EU-Kosmetikverordnung 2013 den Handel mit Kosmetika, deren Inhaltsstoffe an Tieren geprüft wurden, untersagt. In der Medizin gibt es ein derartiges Verbot noch nicht. Aber erste Untersuchungen zu alternativen Testmöglichkeiten gibt es. Eine davon ist der so genannte MikroReaktor, der von einem internationalen Forscherteam entwickelt wurde. HeMiBio heißt das Forschungsprojekt, an dem unter anderem auch Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) mitarbeiten. Ein Blick in den Reaktor lässt die Beobachtung der Leberreaktion in Echtzeit zu. Die Leber ist gerade für Tests hinsichtlich möglicher Giftstoffe ein gutes Prüforgan. Schließlich ist es auch im Körper das wichtigste Organ zur Entgiftung. Normalerweise sterben Leberzellen jedoch bereits nach wenigen Tagen im Labor ab. So waren Langzeittests bisher kaum möglich. In dem Mikro-Reaktor können Leberzellen einem Monat lang gehalten und mit verschiedenen Stoffen in Berührung gebracht werden. Aufbau des Bioreaktors mit Mikrofluidik (im Bild oben). Mikropartikel (Oxygen Probes) mit den Zellen im Hintergrund (im Bild unten). Foto: Fraunhofer IZI Prototyp des Bioreaktors HeMiBio. Foto: Fraunhofer IZI „Sowohl im Tierversuch als auch in herkömmlichen Laborversuchen führt man bislang in der Regel Endpunkt-Messungen durch“, sagt Claus Duschl, Leiter der Abteilung Zelluläre Biotechnologie am IZI. Dabei verabreiche man verschiedene Dosen eines Wirkstoffs und analysiere anschließend das abgestorbene Gewebe oder das tote Tier. „Wie der Wirkstoff im Detail auf die Zellen wirkt, kann man damit nicht ermitteln.“ Der Mikro-Reaktor macht das nun möglich. Winzige Sensoren messen beispielsweise, wieviel Sauerstoff die verwendeten Leberzellen benötigen. Der Sauerstoffverbrauch der Zelle ist ein wichtiger Indikator, um den Zustand und auch die laufenden Stoffwechselprozesse der Leberzelle zu erkennen. Je nachdem, welche Substanz den Leberzellen im Mikro-Reaktor zugefügt wird, ändert sich entsprechend der Sauerstoffverbrauch. Mit den Sensoren wird jede kleinste Änderung wahrgenommen. „Im Projekt haben mit unseren Kooperationspartnern, Zellbiologen von der Hebrew University in Jerusalem, unsere Vermutung überprüft, indem genau jene Substanzen ersetzt wurden, deren Produktion durch den Giftstoff blockiert wird“, so Duschl. „Tatsächlich liefen danach die anschließenden Stoffwechselschritte ungestört weiter.“ Ziel ist es nun, auch andere Zellen im Reaktor zu testen. Selbst ein Nebeneinander unterschiedlicher Organe für Tests wäre durch den Mikro-Reaktor nun möglich. Forschung Diabetes: Stammzellen könnten Spritzen überflüssig machen US-Forscher vom MIT ist es gelungen, mittels Stammzellen Mäuse ein halbes Jahr lang von Diabetes zu befreien M enschen mit Typ-1-Diabetes können kein Insulin produzieren. Aus diesem Grund sind sie auf tägliche Insulinspritzen angewiesen. Ein Forscherteam vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität Harvard will genau das ändern. Nach jahrelanger Forschung ist es ihnen gelungen, bei Mäusen Diabetes für ein halbes Jahr auszuschalten. Dafür haben sie den Mäusen Insulin produzierende Zellen verabreicht. Bei Typ-1-Diabetes-Patienten wurden die Insulin produzierenden Betazellen in den Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse durch einen Autoimmunprozess vollständig zerstört. „Warum sich aber das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, ist bisher nicht bekannt“, so das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung. Um diese Insulin produzierende Zellen zu schaffen, hatten die Forscher die Mäuse zuvor mit einem Material mit menschlichen Zellen aus der Bauchspeicheldrüse versehen und dabei embryonale Stammzellen genutzt. Nachdem die Zellen bei den Mäusen injiziert wurden, begannen sie sofort mit der Insulinproduktion, je nachdem, wie der Blutzuckerspiegel aussah. „Das ist ein großartiger erster Schritt hin zu einer klinisch relevanten, zellbasierten Therapie für Typ-I-Diabetes“, zitiert das 3 powered by Ausgabe | 05/16 Die neuen Insulin produzierenden Zellen könnten Patienten bis zu fünf Jahre vom täglichen Spritzen befreien. Foto: Flickr/Melissa Johnson/CC by 2.0 MIT Cherie Stabler von der Universität in Florida. Ziel sei es, dass Typ-1-DiabetesPatienten vielleicht nur mehr alle paar Jahre in eine Klinik kommen müssen, um sich wieder diese Art der Stammzellen spritzen zu lassen. Für Daniel Anderson, einen der Co-Autoren, haben die bisherigen Ergebnisse „das Potential, Diabetiker mit einer neuen Bauchspeicheldrüse zu versorgen“. Diese würde es ihnen erlauben, ihren Blutzuckerspiegel ohne die Einnahme von Medikamenten zu regulieren. Doch nicht nur in den USA wird an einer möglichen Heilung von Diabetes gearbeitet. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Forschungen. Wissenschaftler der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik in Würzburg arbeiten dafür mit Insulin produzierenden Zellen aus Bauchspeicheldrüsen von Schweinen. Finanziert wird die Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Der Vorteil: Das von den Schweinezellen produzierte Insulin unterscheidet sich lediglich in den Aminosäuren von dem menschlichen Insulin. Eine Mikrokapsel, die die Schweinezellen umgibt, schützt diese vor dem Immunsystem des Patienten. Sie ist so für die Abwehrzellen sichtbar und wird entsprechend nicht angegriffen. Für die Kapseln verwendeten die Wissenschaftler Alginat aus braunen Meeresalgen. Dieses löst keine Entzündungsreaktionen aus, lässt die für die Zellen notwendigen Nährstoffe durch und verhindert gleichzeitig das Eintreten von Antikörpern. Das Ergebnis: Nach 24 Stunden nor- 05 Februar 2016 Diese Stammzellen konnten Mäuse schon ein halbes Jahr mit Insulin versorgen. Foto: MIT malisierte sich der Blutzuckerspiegel der Tiere. Bei einem Drittel blieb der Blutzuckerspiegel auch über einen längeren Zeitraum nach der Transplantation konstant, teilweise bis zu 502 Tage. Allerdings: „Die im Tierversuch erreichten Funktionszeiten der transplantierten, verkapselten Inselzellen sind noch zu kurz“, sagt Karin Ulrichs von der Uniklinik. „Erst wenn wir Zeiten von fünf Jahren erreicht haben, ist an einen klinischen Einsatz beim Menschen zu denken.“ Gesundheit Glyphosat: Monsanto verklagt Kalifornien Kalifornien will Glyphosat auf die Liste der anerkannten krebserregenden Stoffe setzen M onsanto sorgt angesichts seines umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Roundup erneut für Aufmerksamkeit. Das US-Unternehmen verklagt eine kalifornische Behörde. Grund dafür ist das im Unkrautvernichter enthaltene Glyphosat, das die Internationale Krebsforschungsagentur IARC als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte. Kalifornien will Glyphosat auf die Liste der bekannten krebserregenden Stoffe setzen. Die zuständige kalifornische Behörde, das Office of Environmental Health Hazard Assessment (OEHHA), und der zuständige Direkter, Lauren Zeise, sind von der Klage betroffen. Ende September hatte die Behörde ihre Pläne für die Glyphosat-Warnung angekündigt. „Soweit ich weiß, ist dies die erste Aufsichtsbehörde in den USA, die feststellt, dass Glyphosat krebserregend ist (…) Also, das ist eine sehr große Sache“, zitierte EcoWatch damals Nathan Donley vom Center for Biological Diversity. Gemäß dem „Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act, 1986“ (Proposition 65), welches ein im Jahr 1986 in Kraft getretenes kalifornisches Wasserschutz-Gesetz ist, soll die Hygiene des Trinkwassers vom Staat gefördert werden. Demzufolge ist die Umweltschutzbehörde verpflichtet zu verhindern, dass krebserregende Substanzen in Verbraucherprodukte gelangen und daraus eventuelle Missbildungen sowie andere Schädigungen der Fortpflanzungsfähigkeit erfolgen. Monsanto streitet ab, dass Glyphosat krebserregend ist, und bezieht sich dabei auf zahlreiche Studien, die Glyphosat als sicher einstufen. Eine der Studien ist aus dem Jahr 2007 und von der kalifornischen Behörde selbst veröffentlicht. Darin kommt diese zu dem Schluss, dass es unwahrscheinlich sei, dass Glyphosat Krebs verursache. Indem Kalifornien Glyphosat auf Grundlage der Klassifikation durch die Internationale Krebsforschungsagentur IARC auf die Krebs-Liste setzt, trete die US-Behörde ihre Die kalifornische Umweltschutzbehörde Cal/EPA will das Pestizid Glyphosat in die Liste der krebsverursachenden Mittel aufnehmen. Foto: Flickr/ Mike Mozart/CC by 2.0 regulatorische Autorität an einen „nicht gewählten, undemokratischen, unerklärlichen Fremdkörper“ ab, heißt es in der Klage von Monsanto. Zumal diese Organisation nicht unter der Aufsicht eines Staates stehe. Nimmt Kalifornien Glyphosat in die besagte Liste auf, wäre Monsanto gezwungen, die Konsumenten gut sichtbar vor der krebserregenden Chemikalie zu warnen. Andere Unternehmen, die ebenfalls Glyphosat 4 powered by Ausgabe | 05/16 verwenden, wären davon ebenfalls betroffen. Monsanto kämpft derzeit an vielen Fronten. Auch in Europa ist der Widerstand gegen Produkte von Monsanto – vor allem mit Glyphosat – groß. In zahlreichen euro- päischen Geschäften wurden Glyphosatprodukte bereits aus den Regalen entfernt. Überraschend hatte die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) den Stoff im vergangenen Jahr als „wahrscheinlich nicht 05 Februar 2016 krebserregend“ eingestuft. Daraufhin hatten hunderte Wissenschaftler sich vehement gegen diese Einstufung gewehrt. Sie kritisierten in einem offenen Brief die Methoden der EU-Behörde. Pharma Suche nach Zika-Impfstoff: Infizierte auch in Deutschland Die Pharmaindustrie hat bereits mit ersten Untersuchungen für einen potentiellen Impfstoff begonnen N achdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der vergangenen Woche erhebliche Bedenken über die rasante Ausbreitung des Zika-Virus geäußert hatte, hat sie nun den Notstand ausgerufen. Der Kampf gegen Zika müsse global koordiniert werden, sagte WHO-Direktorin Margaret Chan. Reise- oder Handelsbeschränkungen seien aber nicht notwendig. Aus mehr als 20 Ländern gibt es bereits Berichte über Zika-Fälle. Der Zika-Erreger wurde erstmals in den 1940er Jahren in Afrika nachgewiesen und war in Süd- und Nordamerika unbekannt, bis im Mai in Brasilien die ersten Fälle auftraten und sich die Krankheit schnell in Lateinamerika ausbreitete. Vor allem bei Schwangeren kann das Zika-Virus gefährlich werden. Zika wird mit Missbildungen bei Neugeborenen in Verbindung gebracht. Foto: Flickr/Joe Green/CC by nd 2.0 Doch der Zika-Virus beschränkt sich nicht auf Nord- und Südamerika. Auch in Österreich, der Schweiz und in Dänemark gab es im Januar erste Verdachtsfälle. So soll sich dem Tropenmedizinischen Institut zufolge eine österreichische Touristin in Brasilien infiziert haben. Ebenfalls bei einer Reise nach Mexiko und Brasilien hatte sich ein Däne mit der von Mücken übertragenen Krankheit infiziert, teilte das Universitätskrankenhaus in Aarhus mit. Sowohl in Österreich als auch in Dänemark wiesen die Tropenmediziner jedoch darauf hin, dass es nicht zu einer Epidemie im Land kommen könne, da es dafür zu kalt sei. Das Virus wird durch Mückenstiche übertragen und gilt vor allem für Schwangere als gefährlich. Tausende Missbildungen bei Neugeborenen werden in Brasilien mit Zika in Verbindung gebracht. Aus dem Land wurden inzwischen rund 4000 mutmaßliche Fälle der sogenannten Mikrozephalie gemeldet. Das ist 30-mal mehr als etwa im Jahr 2010. Die Köpfe betroffener Babys sind deutlich kleiner als bei gesunden Kindern. Eine Zika-Infektion soll bei rund 80 Prozent der Betroffenen ohne Symptome verlaufen, die ähnlich wie bei dem Dengue-Virus aus Fieber, Ausschlag und geröteten Augen bestehen. Die WHO fürchtet, dass sich Millionen Menschen infizieren könnten. Im Falle der Ebola-Krise im vergangenen Jahr wurde der WHO vorgeworfen, viel zu spät auf die Verbreitung aufmerksam gemacht zu haben. Der Pharmakonzern Sanofi hat als eines der ersten Unternehmen angekündigt, einen Impfstoff entwickeln zu wollen. Die Sparte Sanofi Pasteur baue dabei auf ihre bei anderen Impfstoffen gesammelte Erfahrung gegen ähnliche Virus-Arten wie etwa Gelbfieber und Denguefieber, teilte das französische Unternehmen am Dienstag mit. Sanofi hofft, Erkenntnisse aus dem erst vor kurzem zugelassenen Impfstoff gegen Denguefieber übertragen zu können. Bislang haben lediglich kleinere Biotech-Firmen und Forschungseinrichtungen konkrete Pläne zur Entwicklung eines Impfschutzes gegen das vor allem für Schwangere als gefährlich geltende Virus. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline kündigte an, ein entsprechendes Projekt zu prüfen. Dem Robert Koch Institut zufolge habe eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung „keinen nennenswerten Einfluss“ bei der Verbreitung. Nur in Einzelfällen scheint demnach die Möglichkeit einer sexuellen Übertragung zu bestehen. Vermutlich habe das aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Verbreitung des Erregers. „Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass ZikaViren über die Muttermilch weitergegeben werden können“, so das Institut. Zwar hat das Institut aktuell einzelne Zika-Virus-Infektionen in Deutschland diagnostiziert, aber genaue Zahlen gebe es nicht. Erst am Mittwoch wurde ein neuer Fall bekannt. Ein Patient der Düsseldorfer Uniklinik hatte sich mit dem Virus in Venezuela angesteckt. Tatsächlich besteht in Deutschland nämlich keine gesetzliche Meldepflicht für diese Infektion. Die Gelbfieber-Mücke gibt es in Deutschland nicht, aber die asiatische Tigermücke ist vereinzelt in Süddeutschland anzutreffen. Hier ist jedoch noch nicht geklärt, ob diese das Virus übertragen könnte. „Wenn es im Sommer eine größere Anzahl importierter Zika-Virus-Fälle in Deutschland geben würde und die hiesigen Mücken das Virus tatsächlich übertragen könnten, dann wären einzelne Übertragungen in Deutschland in besonders warmen Sommermonaten nicht ausgeschlossen.“ Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. 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