Ställe waschen in der halben Zeit Ställe waschen in der

MANAGEMENT
Ställe waschen
in der halben Zeit
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Wer bei der Stallreinigung systematisch
vorgeht, kann bis zur Hälfte der Arbeitszeit
einsparen. Acht Tipps dazu von Beraterin
Ursula Wuttge, Kanzach.
D
ie Stallreinigung gehört zu den
unangenehmsten Arbeiten im Betrieb.
Gleichzeitig ist sie aber eine der wichtigsten Managementmaßnahmen. Denn nur
durch eine optimale Reinigung der Ställe
lassen sich Infektionsketten nachhaltig
unterbrechen, und das Hochschaukeln
von Krankheiten wird vermieden.
Fakt ist, dass viele Betriebe bei der
Stallreinigung eine Menge Zeit einsparen können. Wichtig ist hierfür, dass Sie
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bereits beim Stallbau an die spätere Reinigung denken. Ein ganz entscheidender
Faktor ist auch das optimale Einweichen
der Stallabteile, durch das sich bis zu
30 % der Arbeitszeit einsparen lassen.
Und beim Reinigen selbst kommt es darauf an, systematisch vorzugehen.
Insgesamt lässt sich durch eine optimale Organisation der Stallreinigung bis
zur Hälfte der Arbeitszeit einsparen. Auf
welche Punkte es dabei im Einzelnen ankommt, zeigen die folgenden acht Praxistipps.
Bereits beim Stallbau ans
Reinigen denken
Um die spätere Reinigung zu erleichtern, sollten beim Stallbau nur
Materialien mit glatten Oberflächen
und wenig Schmutzecken zum Einsatz
kommen. Die Stallwände werden am
besten bis auf Höhe der Buchtenabtrennungen gefliest oder mit einem
säurefesten Schutzanstrich versehen.
Bei den Buchtenwänden sind geschlossene Profile aus Kunststoff oder
Edelstahl ideal. Tröge und Futterautomaten sollten möglichst wenig Kanten oder schwer zugängliche Ecken
aufweisen. Bei Kunststoffrosten sind
Produkte mit wenig Querstegen an der
Unterseite zu bevorzugen. Wichtig ist
auch, dass sich Zuluftkanäle zur Reinigung öffnen lassen und alle elektrischen Geräte, Verteilerdosen und
Schalter im Stall wasserdicht sind.
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Groben Schmutz entfernen
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Nichts ist schlimmer als beim Reinigen
ständig getrocknete Kot- oder Schmutzreste vor sich herzuschieben. Entfernen Sie daher vor der Stallreinigung groben Schmutz
mit Schaufel und Besen. Optimal ist es, wenn
je Abteil ein Kotschlitz bzw. Abwurfschacht
eingeplant wird. Pfiffig: Einige Mäster arbeiten mit einem Kotschlitz unter dem Trog, in
den Schmutzreste einfach hineingefegt oder
gespült werden können.
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Fotos: Heil
Rüstzeiten verkürzen
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Um ohne lange Rüstzeiten beginnen zu können, sollten vor
jedem Abteil Wasser- und Stromanschlüsse für den Hochdruckreiniger installiert werden. Als zeitsparende Zusatzausrüstung für den Hochdruckreiniger haben sich Schlauchtrommeln
mit Drehüberträger bewährt. Nützlich ist zudem eine Abschaltautomatik, die die Pumpe ausschaltet, sobald die Reinigungslanze geschlossen wird. Für Betriebe mit mehr als 200 Sauenbzw. 1000 Mastplätzen ist der Einsatz eines stationären Hochdruckreinigers mit Zapfstellen vor jedem Abteil zu empfehlen.
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Gründlich einweichen
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Der wichtigste Faktor für die Verkürzung
der Reinigungszeit ist das Einweichen. Um
Wasser und Zeit zu sparen, sollte das Einweichen
statt mit dem Wasserschlauch mit einer Einweichanlage erfolgen. Die Anlage wird direkt
nach dem Ausstallen der Tiere gestartet, damit
Kot und Schmutz nicht antrocknen. Je nach Verschmutzung wird für acht bis zwölf Stunden eingeweicht. Kann über einen Vorlauftank alkalischer Reiniger beigemengt werden, lässt sich die
Einweichzeit auf unter acht Stunden verkürzen.
Das Einweichen sollte vier- bis sechsmal je
Stunde für jeweils ein bis zwei Minuten erfolgen. Viele Betriebe arbeiten inzwischen mit stationären Einweichanlagen, um die Rüstzeiten
zu verkürzen. Dabei sind Anlagen mit stehenden Düsen zu bevorzugen, da diese nicht leerlaufen und nach dem Öffnen des Wasserventils
sofort mit dem Beregnen beginnen. Um den
Wasserverbrauch zu minimieren, sollten Sie
Niederdruckdüsen verwenden, die bei zwei bar
Druck etwa 90 l Wasser je Stunde versprühen.
Die Düsen werden so installiert, dass die Sprühradien ca. 1 m überlappen.
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Viel Wasser, wenig Druck
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Beim Kauf eines Hochdruckreinigers ist der
Wasserdurchsatz das entscheidende Leistungsmerkmal. Profigeräte, die auch von Reinigungsfirmen eingesetzt werden, haben eine hohe Wasserleistung von 30 bis 35 l pro Minute. Gleichzeitig arbeiten sie mit einem geringen Wasserdruck von
80 bis 120 bar, wodurch Auswaschungen an Steinoder Betonflächen vermieden werden. Allerdings
sind Profireiniger mit rund 2 500 E etwa doppelt so
teuer wie Standard-Geräte. Da sie die Reinigungszeit aber um bis zu einem Drittel verkürzen können,
sind sie besonders für Betriebe zu empfehlen, die
oft große Ställe waschen müssen.
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Trogabläufe spülen
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In den Trogabläufen von Flüssigfütterungsanlagen bilden sich
sehr schnell Schimmelablagerungen, die das Futter beim Ausdosieren verunreinigen. Säubern Sie daher nach jedem Durchgang mit einer Spülmaus die Abläufe. Um die Spülmaus bis zum
Futterventil vorschieben zu können, dürfen die Abzweigstücke in
den Rohren nicht zu eng und der Abstand zwischen Rohrende und
Trog nicht zu klein sein. Bei Trockenfutteranlagen sollten einmal
jährlich die Volumendosierer und Ablaufrohre gespült werden.
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Zuerst schwer zugängliche Stellen...
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Um Doppelarbeit zu vermeiden, gilt es, die Stallabteile systematisch zu reinigen. Zuerst werden besonders stark verschmutzte Stellen im Kot- bzw. Liegebereich der Tiere vorgereinigt. Dann
erfolgt die Reinigung schwer zugänglicher Bereiche wie Tröge, Futterautomaten und Abluftschächte. Achten sie dabei besonders auf
kritische Stellen wie Rohre oder Querstreben, die stets von beiden
Seiten und von unten gereinigt werden sollten. Um Spritzschatten zu
vermeiden, ist es auch wichtig, immer wieder die Stand- bzw. Sichtposition zu wechseln. So ist es vor allem im Abferkelstall mit vielen
tief montierten Einrichtungselementen unverzichtbar, zwischendurch in die Hocke zu gehen. Nur so werden z. B. der Sauentrog und
die Ferkeltränken auch von der Seite bzw. von unten sauber.
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...und dann die Flächen reinigen
Zum Schluss erfolgt die Flächenreinigung. Hierbei wird mit dem Boden begonnen, denn sonst würde der Dreck von den Spaltenböden an die bereits gereinigten Wände und Decken gespritzt. Ganz wichtig
ist, den Spaltenboden aus verschiedenen Richtungen
zu waschen, damit auch die Schlitze und Stege sauber
werden. Im zweiten Schritt wird die Decke gereinigt.
Stark verschmutzte Decken sollten zunächst mit dem
Hochdruckreiniger eingeweicht werden.
Nach der Decke werden die Wände gewaschen.
So kann von oben herablaufendes Schmutzwasser
direkt mit weggespült werden. Die Wandecken sollten stets von oben nach unten gereinigt werden,
denn beim waagerechten Waschen entstehen in den
Ecken oft Schmutzränder. Das abschließende Reinigen des Futterganges erfolgt mit geringem Wasserdruck und flachem Spritzwinkel, um die gereinigten
Flächen nicht wieder zu verschmutzen.
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