SPORT „Ohne Kart-Erfolge ist kein Formel-1-Pilot denkbar“ Immer im Vollgasmodus, aber ohne Führerschein und Karting trifft sich die internationale Nachwuchselite Selbst bei den Allerkleinsten fährt der Sicherheitsgurt: Auf der Rennstrecke von South Garda des Kartsports zum ersten Kräftemessen der Saison. Traum von einer großen Karriere mit SPORT Klein spielt groß Das Fahrerlager spiegelt Ecclestones Königsklasse. Zu den deutschen Juniortalenten (KFJ) zählen Ralf Schumachers Sohn David Brinkmann, sein Freund Luca Lippkau (Fotos unten rechts), sowie Solgat-Fahrer Luke Wankmüller. Er ist mit zwei Rennkarts und eigenem Mechaniker (Foto Mitte) angereist. Ziemlich cool und richtig schnell schafft es die Spanierin Marta Garcia (Foto links unten) bis ins Finale T E X T: H A N S B O R C H E R T S FOTO S : D O R OT H E A S C H M I D tahlrohrrahmen, Motor, vier Gummiwalzen – Rennsport kann auch einfach sein. Und dazu richtig spektakulär. Heißt Kart und ist ein wildes Kinderspiel. Schnell, mitreißend, ungestüm. So viel Spaß an der Rennstrecke war jedenfalls selten. Anschwellendes Viertakterheulen (125 ccm, ca. 35 PS) und los. Fliegender Start. Da kommt die Meute, und schon beginnt das Gerangel. Wer auf der Bremse steht, der wird jetzt gefressen. Also Gas geben und Ellenbogen zeigen. Den Hintern fest in die Sitzschale gepresst – kaum zwei Zentimeter über dem Asphalt – stechen sie in die Kurve. Minimale Lenkbewegung, Fliehkräfte von bis zu 3 G. Danach die Gerade. Tempo 130, unangeschnallt und mit dem Kopf auf dem Lenkrad, um den Luftwiderstand zu minimieren. Wie schnell ist zu schnell? Die Antwort liefern abgefahrene Spoiler und verbogene Aufhängungen, aber deshalb gibt keiner auf. Never! Im Gegenteil: weiter Attacke. Rad an Rad und Runde für Runde, bis die Zielflagge fällt. Kreuzlahme Arme danach. Schmerzender Nacken, pitschnasse Haare und ein kleines Schlackehäufchen ausgeglühter Emotion. Aber glückselig funkelnde Augen und der Satz: „Kartfahren ist Adrenalin pur.“ Luke Wankmüller spricht so. Ein schmächtiger Junge mit Porzellanpuppengesicht, gerade erst 13 Jahre alt. Große Ambitionen hat er und ein noch größeres Vorbild: Ayrton Senna. Mit dem Brasilianer wurde der Kartsport zur absoluten Weltmeisterdisziplin. Er fuhr schon als Dreikäsehoch die durchweg ältere Konkurrenz in Grund und Boden. So wie sein Widersacher Alain Prost, so wie später Mika Häkkinen, Michael Schumacher, wie Sebastian Vettel, wie Lewis Hamilton. 44 der Kartstrecke verbracht hat, wie viele Rennen er absolvierte und wie sich der Gradient seiner Lernkurve in dieser Zeit entwickelte“. Fazit: „Generation 4 fährt auf einem völlig anderen Level.“ J „Ohne Karterfolge“, sagt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, „ist kein Formel-1-Pilot mehr denkbar.“ Und Norbert Haug, ehemaliger Mercedes-Rennleiter ergänzt: „Nirgendwo ist man näher am Fahrgerät, am Asphalt, am Konkurrenten. Kart, das ist Popometerschule par excellence.“ Luke kennt all diese Geschichten. Bei ihm zu Hause biegen sich die Regalbretter unter unzähligen Rennsportbüchern, und in Mimik und Gestik spielt er längst das große Spiel. Guckt wie Senna, läuft wie Senna, dehnt vor dem Start seine Hände wie Ayrton Senna. Fragt sich nur: Wird er auch ein Senna? Wankmüllers Voraussetzungen sind nicht die schlechtesten, denn seine bisherige Geschichte passt ins Raster der „vierten Kartgeneration“. So bezeichnet Franz Tost den immer jüngeren Rennsport-Nachwuchs. Der Holländer Max Verstappen ist frühreifes Vorzeigeprodukt dieser Entwicklung. Vor zwei Jahren war er noch im Kart unterwegs. Nun steuert er einen 800-PS-Boliden des Toro-RossoTeamchefs Tost und ist seit dieser Saison, gerade erst 17 Jahre alt, der mit Abstand jüngste Formel-1-Pilot aller Zeiten. Es sei, so Tost, „nicht entscheidend, wie alt ein Fahrer ist, sondern wie viele Jahre er in seiner Kindheit und Jugend auf edem Sport sein Mekka. Dieses heißt South Garda Karting, ist eine legendäre Rennstrecke nahe dem italienischen Städtchen Lonato und bietet besten Anschauungsunterricht. Schließlich steht dort, im lichten Morgendunst eines heraufziehenden Frühlingstages, fast die gesamte Weltelite am Start. Natürlich die Europäer, vor allem Italiener, aber auch Engländer, Spanier, Deutsche, Finnen, Schweden, Dänen, Franzosen, Russen. Dazu Amerikaner, Chinesen, Australier, vertreten selbst die Philippinen, und all das hat lange Tradition: Man trifft sich zum 20. Winterpokal und damit dem ersten Kräftemessen der neuen Saison. Vergleichbar den zur gleichen Zeit stattfindenden Probeläufen der Formel 1 in Jerez und Barcelona, weil allerneuestes Material zum Einsatz kommt – von Chassis über Reifen bis zu den Motoren. Standortbestimmung 2015 für Mensch und Maschine. 45 SPORT Kommender Weltmeister? Max Hesse, 13, wird schon professionell gemanagt. Er steht beim finnischen Mad-CrocTeam unter Vertrag. Mechaniker nutzen die Kartsitzschale als Ablage Zahlenspiele Klein spielt hier groß, aber groß ist ein zu kleines Wort für diesen abgefahrenen Zirkus. Im Fahrerlager fehlt eigentlich nur der Bus von Formel-1-Zampano Ecclestone. Ansonsten – alles Königsklasse. Mit Elektronik vollgestopft stehen in erster Reihe die Monstertrucks der Top-Teams und Top-Ausrüster wie Tony Kart, wie CRG, wie Birel Art. Dazu gruppieren sich Motorhomes für Ingenieure, für Fahrer, für Service und ebenso jede Menge Sprinter für Unmengen von Ersatzmaterial. Hightech am Lenkrad. Erfasst werden alle relevanten Daten: Zeiten, Fliehkräfte, Tempo, Temperaturen. Nach dem Training oder dem Rennen lassen sich die Informationen auslesen und analysieren Vorzelte in Tennisplatzgröße dienen den Mechanikern als Werkbühne. Sie schrauben von Sonnenaufgang bis in den späten Abend und üben sich, nicht anders als beim großen Vorbild, in bedeutungsschwerer Geheimniskrämerei. Meist sind alle Schotten dicht. No entry – selbst das Reingucken ist verboten. Kinder, Kinder, was für ein Wahnsinn. Früher war das natürlich anders. „Familiärer, auch netter.“ Da kamen Vater und Sohn mit dem Ritschratsch-Zelt und hatten gemeinsam etwas Spaß. Aber früher ist, wie sich Mario Hesse, 48, etwas wehmütig erinnert, „lange her, und heute ist eben alles komplexer, anspruchsvoller, auch härter und vor allem teuerer“. Weltmeisterlich Sind so kleine Füße … sie stecken in leichten, weichen Rennfahrerschuhen. Zur weiteren Ausstattung gehören Rennanzug, Helm, Nacken- und Rippenschutz sowie Handschuhe. Ein besonderer Chic macht zwar nicht schneller, sorgt aber im Fahrerlager für stolz geschwellte Brust 46 S ohn Max, gerade 13, ist sein bestes Beispiel. Der saß schon mit dreieinhalb Jahren im Kart und avancierte Sieg für Sieg zum vielversprechenden Talent. Nun hat er den Sprung ins neu gegründete Werksteam des finnischen Energy-Drink-Herstellers Mad Croc geschafft, genießt als Juniorenfahrer der Klasse KFJ die Förderung der ADAC Stiftung Sport und wird beraten von Ernst Moser, dem Chef des DTM-Phoenix-Rennstalls. Irgendwie alles Bilderbuch, aber was heißt das schon in diesem Gewerbe. „Ich kenne mittlerweile Kinder“, sagt Michael Wangard, 39, Chef des Koblenzer RMW-Teams und fürsorglicher Förderer seines Schützlings Luca Lippkau, „die wohnen im Kart und haben eine richtige Schule noch nie von innen gesehen.“ Logan Sargeant, 14, ist so ein Kandidat. Schon der Name klingt irgendwie nach Weltmeister. Und das wird er vielleicht auch, er fährt jedenfalls so. Logan ist derzeit Ricky Flynns heißester Gasfuß, und Ricky Flynn ist eine Art Ron Dennis des Kartsports. Wie McLaren gilt der Rennstall des smarten Briten als TopAdresse. Hochprofessionell organisiert, der ganze Laden: eigene Telemetrie an der Strecke, alle Mechaniker mit Walkie-Talkie-Knöpfen im Ohr, unterwegs nur mit allermodernstem Hightech-Equipment. Ein, wie es heißt, „international besetzter Wanderzirkus“. Schrauber aus aller Herren Länder, Piloten dazu aus Spanien, aus Dänemark, aus China und – so wie Logan – aus Florida/USA. Wohnsitz zurzeit: die Schweiz. Schule: ein Internat. „Aber nur ein paar Wochen im Jahr“, sagt Gary Catt. Der ist Logans Schatten. Sein Mentor und Manager. Was an Lernstoff anfällt, wird online über das Internet erledigt, auch gibt es einen Privatlehrer. Der große Rest ist fahren und fahren und fahren. Grenzenlos, fast überall. „Man sollte denken, wir sind richtig professionell unterwegs“, sagt Luke Wankmüllers Vater Tobias, 44, „aber das nebenan ist noch einmal eine ganz andere Welt.“ Darüber darf man ruhig staunen, denn Luke ist als Fahrer des deutschen Solgat-Teams mit zwei komplett neuen Birel-ArtChassis, mit vier TM-Motoren und – erstmals auch – mit dem eigenen Mechaniker Andi angereist. Fahrer und Schrauber als Einheit – das gilt als wichtige Siegformel. Daheim in 75210 Ellmendingen gibt es Leute, die halten Wankmüllers um des Aufwands willen, den sie betreiben, für ein bisschen verrückt. „Kann ich verstehen“, sagt Familienoberhaupt Tobias gutmütig. „Geht mir ja manchmal selbst so.“ Und dann erzählt er, wie das losging. Erster Kontakt mit dem Sport auf einer Indoor-Kartbahn. Luke ist gerade sieben Jahre alt, ist fasziniert und darf doch nur zuschauen. Zu klein, heißt es. Ein paar Monate später der nächste Versuch und endlich: Er dreht ein paar Runden. „Das war’s. Ich bin einmal gefahren und dann im- Team Wankmüller Im Wohnmobil immer an Lukes Seite: Mutter Nanette, Vater Tobias und Schwester Lucia. Daheim in Wallenhorst trainiert Dennis Scott (rechts) täglich die beim Kartsport besonders strapazierte Arm- und Nackenmuskulatur. Pokale und Fahrsimulator stehen in seinem Jugendzimmer mer wieder.“ Die Begeisterung nimmt schnell Überhand. Es werden Regeln eingeführt. Für lieb sein gibt es nun Punkte. Fünf Punkte garantieren einmal Kartbahn. Und natürlich ist Luke jetzt immer lieb, wird allerdings, wie Mutter Nanette sich erinnert, „auch immer schneller“. Noch im gleichen Jahr steht ein gebrauchtes Bambini-Kart neben dem Weihnachtsbaum. „Aber Rennen“, sagt der Vater, „fahren wir nie.“ Ein halbes Jahr später startet Luke zum ersten Mal, 2009 fährt er schon ein kleine Serie, seit 2010 ist er voll im Geschäft. Und der Vater ist sein Schrauber. Werkzeug wird angeschafft, auch ein Sprinter, zuletzt das geräumige Wohnmobil. Wenn Luke irgendwo startet, ist die ganze Familie dabei. So wie jetzt in Italien. Beide Eltern und auch die kleinere Schwester Lucia, 8. „Jeder von uns“, sagt Tobias Wankmüller, „trägt seinen Teil dazu bei.“ Sie sagen übrigens nie Luke, sie sagen immer wir. 47 SPORT Popometerschule par excellence Nirgendwo ist man näher am Fahrgerät, am Asphalt und am Konkurrenten als im Kart Erfolg ist wie Wind – er facht das Feuer an. Der Junge etabliert sich bei den Bambini, steigt auf zu den Junioren und fährt immer vorn mit. Geht jetzt in die siebte Klasse des Gymnasiums und lernt nebenher Profi. Z wei große Themen sind Ernährung und Fitness. Naschen verboten. Natürlich. Kein Industriezucker, keine fetten Speisen. Leicht verdauliches Essen. Nudeln, Salate, viel Flüssigkeit. Fünfmal die Woche Training, 150 Liegestütze am Tag. Kartfahren ist körperliche Schwerstarbeit, vor allem bei viel Gummi auf der Strecke, denn dann kleben die Reifen fest auf dem Asphalt. Dazu die Fliehkräfte. Das alles geht in den Nacken, in die Schulter, in die Arme, malträtiert die Muskulatur und erfordert spezifische, auf das Alter abgestimmte Übungen. Für Ausdauer, aber auch Reaktion und Koordination. Die Psyche, den Kopf – darum kümmert sich ein Mentalcoach. Auch das. So weit die körperlichen und geistigen Voraussetzungen. Sie sind fast schon Standard in diesen Kreisen. Ebenso wie eigene Website und Medienarbeit. „Gute Ergebnisse nützen nichts“, weiß Luke, „wenn keiner etwas davon erfährt.“ 16 Seiten umfasst seine in Magazinformat und in Hochglanz gedruckte Jahresbilanz. Titel: „Luke Wankmüller – In the successful season“. Darin jede Menge Bilder, Zeitungsartikel und Anzeigen mit Dank an die Sponsoren. Das ist perfekt gemacht und kommt, wie Vater Tobias sagt, „super an“. Ihn begeistert, wie sein Junge in Sachen Selbstvermarktung andere begeistert. Wie er um kleine Beträge oder auch ideelle Unterstützung in eigener Sache wirbt. Bei Versicherungsagenturen, der Porsche-Niederlassung, den mittelständischen Industrieunternehmen der Region. Natürlich pappt neben vielen anderen auch ein Aufkleber von Vaters Betrieb auf dem Kart. Präzisionstechnik Wankmüller. CNC-gesteuerte Zerspanungsmechanik. Klein, aber fein. Ein solides Geschäft. Man ist nicht auf der letzten Rille unterwegs, aber Kartfahren, das kostet und kostet. Wie das im Detail funktioniert, bedarf vermutlich einer Erklärung und beginnt so: Von wenigen Ausnahmen abgesehen bezahlt immer der Fahrer. Und zwar alles. Er bestreitet die Rennen für sein Team im geliehenen Kart und mit geliehenen Rennmotoren. Vorteil: Das sichert ihm allerneuestes Material (der Stahlrohrrahmen eines Kartchassis hält nur zwei Rennwochenenden, die Maschinen werden fortlaufend weiterentwickelt und getunt). Er kauft die Reifen (ein 48 Satz rund 160 Euro), kauft das Benzin (Fass etwa 100 Euro), kommt für Ersatzteile, Antrittsgeld, Reise und Unterkunft auf. Auch der eigene Mechaniker kostet eigenes Geld. Hinzu kommen Helm, Nacken- und Rippenschutz, Handschuhe, Rennanzug, Schuhe, und all das läppert sich je nach Geschmack und Güte auf einige Hundert, wenn nicht gar ein paar Tausend Euro. Eigenes Kart (von 4000 bis 9000 Euro) kommt noch extra, ebenso das persönliche Training. Da ist man deutschlandweit unterwegs: Wackersdorf, Kerpen, Oschersleben, Ampfing. Wie viel am Ende eines Rennwochenendes zu Buche steht, ist meist abhängig von den mit dem Team vereinbarten Leistungen. 3000 Euro sind ein Anhaltspunkt, meist ist es mehr. „Man braucht schon eine gewisse Bodenhaftung, muss sich immer wieder erden, sollte dazu ein eigenes Limit setzen“, sagt Tobias Wankmüller und zeigt wieder hinüber zum Edelrennstall Ricky Flynn. Dort, so wird kolportiert, zahlen Eltern für ihre schnellen Sprösslinge bis zu 12.000 Euro. Doch die können es sich vermutlich leisten. Aber da sind auch ganz viele andere unterwegs, die geraten in einen regelrechten Rausch, wollen sich mit Material und noch mehr Material ein paar Zehntelsekunden erkaufen und verzocken dabei nach und nach ihr ganzes Vermögen. Sagt Kart-Veteran Darko Solgat: „Das ist wie Spielsucht mit einarmigen Banditen. Es heißt: Das wird, das wird, aber eigentlich wird es immer nur teurer. Kann passieren: ein Fass ohne Boden.“ K onservativ gerechnet gibt es eine ganze Saison nicht unter 60.000 Euro. In etwa diesen Betrag kalkuliert Familie Scott aus Wallenhorst bei Osnabrück. Mutter Anja ist Altenpflegerin, Vater Lee Peter gelernter Großund Einzelhandelskaufmann, und mit Sohn Dennis – der 13-Jährige fährt im Team Roland Schneider Motorsport – sind sie nur zum Training und Testen in South Garda. Ihr Junge ist bemerkenswert begabt, sie haben also schlechte Karten. „Man muss schon ein großes Herz haben“, sagt der Papa. Mechaniker stand nicht auf seiner Agenda, aber mittlerweile beherrscht er das Metier. Set-up trocken, Set-up Regen – kein Problem. Dennis ist ein Racer. Vorbild Schumacher, das spiegelt sogar sein Gesicht. Vor allem die skeptisch geschürzten Lippen. „Wenn Dennis sich den Helm aufsetzt und das Visier runtermacht“, sagt Anja Scott, „dann ist er ein anderer. Einfach erwachsener, selbstbewusster, konzentrierter und überhaupt kein Kind mehr.“ Sein Wunschzettel für 2015: Siege bei der ADAC Kart Masters, bei der Deutschen Kart Meisterschaft. Regional ist er schon ein Champ. Davon zeugen daheim die vielen Pokale im Kinderzimmer. Mutter sagt: „Natürlich hat man Träume.“ Und der Vater: „Er kann das packen, da bin ich sehr sicher.“ Frage nur: Wie geht es dann weiter? Erfolgreiche Kartfahrer wechseln gemeinhin in höhere Motorsportklassen wie etwa die ADAC Formel 4. Kostet natürlich mehr Geld, und nicht jeder ist ein Schumacher. Michaels Sohn Mick, gesegnet mit dem familiären Rennfahrergen, aber auch mit der Gabe für Fleiß und Disziplin, hat gerade den Sprung geschafft und startet nun im Team Van Amersfoort Racing. Gemeinsam übrigens mit Harrison Newey, Spross des legendären Formel-1-Konstrukteurs Adrian Newey. Formel 4 aber heißt Minimum 200.000 Euro per anno. Eine Summe, die Andrea Lippkau leicht nervös macht. Ihr Luca war vor ein paar Jahren zum Kindergeburtstag auf eine Kartbahn eingeladen und „das hat“, wie die alleinerziehende Mutter sagt, „unser ganzes Leben verändert.“ Nun, mit 15 Jahren, ist er eine Art Shootingstar der Szene, dicker Freund von Ralf Schumachers Sohn David Brinkmann (er fährt unter dem Namen der Mutter für Vaters KSM Motorsport), ist vor allem und laut Aussage von RMW-Teamchef Wangard „ein echter Qualifyer“. Motto auf der Pudelmütze: „I’m hot and you’re not.“ Andrea Lippkau gibt ihr Bestes. Keine Frage. In South Garda ist die Inhaberin zweier Reisebüros unentwegt unterwegs. Genießt „das Flair“, hat dabei aber auch alle Antennen ausgefahren. „Man versucht halt immer, die richtigen Menschen zu treffen und Kontakte zu knüpfen“, sagt sie und beschreibt das Problem einfacher Leute, deren Kinder mehr Talent entwickeln, als das persönliche Budget hergibt. Neben Ralf Schumachers Sohn David, 14, schafft es ihr Luca übrigens als einziger Deutscher in den Endlauf des Winterpokals von South Garda. Verglüht dagegen gleich Sternschnuppen Max Hesse und auch Luke Wankmüller. Es siegt – und das ist die eigentliche Überraschung – der Norweger Christian Lungaard (Ward Racing) vor dem kommenden Weltmeister Logan Sargeant. Und wer nun fragt, wieso Weltmeister, dem sei gesagt: Er sah einfach so aus! Und fuhr göttlich! 49
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