Region Hannover Gedenkstätte Ahlem Heisterbergallee 10 30453 Hannover Telefon: 0511/616-23745 E-Mail: [email protected] www.gedenkstaette-ahlem.de –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Redaktion und Koordination: Shaun Hermel Redaktionelle Mitarbeit: Stefanie Burmeister, Ulrike Dursthoff, Hans-Jürgen Hermel Layout: Region Hannover, Team Medienservice & Post Titelfoto: Sportfest 1939, Gedenkstätte Ahlem, Schenkung Helmut Levy Fotos: Roland Halbe, Stuttgart chorablau, Hannover Region Hannover, Team Medienservice & Post, Christian Stahl Karten: Region Hannover, Team Medienservice & Post Druck: Region Hannover, Team Medienservice & Post gedruckt auf 100% Recyclingpapier Gedenkstätte Ahlem Veranstaltungsprogramm Januar – Juni 2016 Vorträge • Diskussionen • Zeitzeugengespräche • Lesungen Gedenkstätte Ahlem Veranstaltungsprogramm Januar – Juni 2016 Inhalt Einführung ______________________________________05 13. März 2016 Fortbildungen in Ahlem__________________________06 Konzert mit Sun Tailor und Dan Billu Musik aus Israel _____________________________________19 Themenschwerpunkt: Musik aus Israel____________08 20. März 2016 24. Januar 2016 Die Wannsee-Konferenz – 20. Januar 1942 Film und Diskussion __________________________________10 Tag des Gedenkens an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Region Hannover Mit einem Vortrag von Rainer Fröbe______________________20 3. April 2016 Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus Gedenkveranstaltung _________________________________11 „Moshes zweites Leben“ Theaterproduktion über einen Todesmarsch von Hannover nach Bergen Belsen________________________21 18. Februar 2016 10. April 2016 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Geschichte und aktuelle Herausforderungen einer vielfältigen Partnerschaft Podiumsdiskussion mit Peter Antes, Friedel Grützmacher und Moshe Zuckermann _______________________________12 „Die Stunde Null“: Jahrestag der Befreiung Hannovers Film zum Kriegsende 1945 und Zeitzeugengespräch___________23 27. Januar 2016 16. Februar bis 13. März 17. April 2016 „Entartete Musik“ – verfemte Kunst im Nationalsozialismus Konzert mit Elena Kondraschowa und Stella Perevalova ______24 Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora Sonderausstellung in der Gedenkstätte Ahlem______________14 17. APRIL 2016 22. Februar 2016 Im April: Konzert mit Hagar Levy ______________________25 Konzert mit Tamar Aphek Musik aus Israel _____________________________________15 29. MAi 2016 Konzert mit Soda Fabric Musik aus Israel _____________________________________25 28. Februar 2016 „Lerne mit dem Herzen zu denken!“ Eine szenische Lesung mit Frauke Geyken und Johanna Kunze____26 Film „Just the Wind“ von Bence Fliegauf Über die Mordanschläge auf Roma-Familien in Ungarn _______16 Im Mai: Konzert mit Gitla und Isaiah _____________________27 6. März 2016 9. Juni 2016 Tag des Gedenkens an die Deportation der Sinti Mit einem Grußwort von Hauke Jagau und einem Vortrag von Jens-Christian Wagner _______________________17 Niedersachsen im „Dritten Reich“. Filmdokumente der NS-Zeit Vortrag mit Dirk Alt ___________________________________28 13. März 2016 „Nur ein kleiner Maler“ – Die Lebensgeschichte von Curt Frankenstein Film und Videoinstallation______________________________29 „Rede nicht mit denen, die sind gefährlich“ Schulerfahrungen von Sinti und Roma ____________________18 19. Juni 2016 Anfahrt __________________________________________32 Kooperation______________________________________32 Einführung Die Gedenkstätte Ahlem bietet den Besucherinnen und Besuchern seit Ihrer Neueröffnung im Juli 2014 ein erweitertes, abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm. Während die etablierte Vortragsreihe im Haus der Region weitergeführt wurde, kam mit dem neuen Gerson-Saal in der Gedenkstätte Ahlem ein zusätzlicher Veranstaltungsort hinzu. Der Schwerpunkt des Programms in der Gedenkstätte liegt dabei auf Lesungen, Filmvorführungen und musikalischen Darbietungen sowie im ersten Halbjahr auf der Ausgestaltung der Gedenktage. Darüber hinaus finden Sie in diesem Programm Fortbildungsangebote und eine neue Reihe mit Musik aus Israel. An jedem ersten und dritten Sonntag im Monat wird um 14 Uhr eine öffentliche Führung angeboten (Mindestteilnehmerzahl fünf Personen). Sollten Sie diese Führung mit einer Gruppe wahrnehmen wollen, bitten wir Sie, sich vorher telefonisch anzumelden. Das „Neue Land“ e.V. bietet an jedem dritten Sonntag im Monat um 17 Uhr eine Führung durch das ehemalige Mädchenhaus an. Treffpunkt ist der „Raum der Erinnerung“ im Mädchenhaus. Die Führung dauert etwa 40 Minuten und informiert über die Geschichte des Hauses und die heutige Nutzung. Im Neubau der Gedenkstätte Ahlem steht uns mit dem Gerson-Saal ein neuer Veranstaltungsort zur Verfügung. Er ist auf 107 Plätze begrenzt. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, sich per telefonischer Anmeldung einen Platz zu sichern. Weiterhin finden Vortragsveranstaltungen im Haus der Region statt. Bitte beachten Sie unbedingt den Veranstaltungsort in der Ankündigung, da in diesem Halbjahr einige Musikveranstaltungen an anderen Orten stattfinden. Die Gedenkstätte Ahlem ist wie folgt geöffnet: Di., Mi. + Do. 10 bis 17 Uhr | Fr. 10 bis 14 Uhr | So. 11 bis 17 Uhr | Mo., Sa. und an Feiertagen geschlossen (ACHTUNG! Donnerstags nur noch bis 17 Uhr geöffnet!) Aktuelle Hinweise entnehmen Sie bitte dem Internet unter www.gedenkstaette-ahlem.de. 04 Die Veranstaltungen der Gedenkstätte Ahlem finden in der Regel statt im Haus der Region, Hildesheimer Str. 18, 30169 Hannover oder in der Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Der Eintritt ist in der Regel frei. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! 05 Fortbildungen in Ahlem 2016 bietet die Gedenkstätte Ahlem in Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Peter Longerich zwei Fortbildungen für Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Politik und verwandter Fächer an: Montag, 01. Februar 2016: Nationalsozialistische Täter Die historische Forschung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten, vor allem im Anschluss an die Debatte zwischen Goldhagen und Browning über die „willigen Deutschen“ und die „gewöhnlichen Männer“, verstärkt mit den nationalsozialistischen Tätern beschäftigt. Das Seminar will eine Einführung und einen Überblick zur „Täterforschung“ bieten. Dabei stehen die Fragen im Vordergrund, ob sich bestimmte Täter-Typen in der deutschen Gesellschaft der Zwischenkriegszeit ermitteln lassen und was wir über die Motivation der Täter wissen. Das Seminar wird sich sowohl mit dem „Fußvolk der Endlösung“, also den Tätern auf der unteren Ebene, aber auch den Anführern und Befehlsgebern sowie führenden nationalsozialistischen Politikern befassen. Mittwoch, 02. März 2016: Antisemitismus Das Seminar wird einen Überblick zum Thema jüdisches Leben und Antisemitismus in Deutschland seit der Gründung des Kaiserreichs bis in die Gegenwart vermitteln. Dabei wird die Frage im Vordergrund stehen, wie man antijüdische Vorurteile und Ressentiments erklären und über sie sprechen kann und inwieweit der Fall Antisemitismus als Einstieg in Vorurteilsprävention geeignet ist. Vorgestellt werden auch aktuelle Untersuchungen zur Behandlung dieses Themenkomplexes im Unterricht. Diskutiert werden soll auch der kontroverse Komplex von „IsraelKritik“ und Antisemitismus sowie die Problematik des Themas im Kontext der Einwanderungsgesellschaft. Beide Fortbildungen finden jeweils von 9 bis 16 Uhr in der Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover statt. Für beide Veranstaltungen ist eine vorherige Anmeldung nötig. Dafür wenden Sie sich bitte an Kathrin Lange (Telefon: 0511-616-21014, E-Mail: [email protected]). 06 Offene Workshops Freitag, 11. und 18. März, jeweils 10 Uhr bis 16 Uhr: Workshop „Flucht und Migration“ am Ort der Gedenkstätte Ahlem zur freien Anmeldung im Rahmen der Wochen gegen Rassismus Moderation und Durchführung erfolgt durch Pädagoginnen und Pädagogen der Gedenkstätte Ahlem. Ab der Gründung 1893 war die Gartenbauschule Ahlem auch ein Ort, an dem Verfolgte aus anderen Teilen Europas Asyl erhalten konnten. Ab 1933 wurde die jüdische Schule zu einem Ort, an dem sich Menschen auf eine Auswanderung vorbereiteten, um dem Nationalsozialismus zu entkommen. 1946 befanden sich auf dem Gelände zeitgleich ein Lager des Deutschen Roten Kreuzes für vertriebene Deutsche aus Osteuropa und ein Kibbuz von Überlebenden des Holocaust, die nach Palästina auswandern wollen. Anhand verschiedener Lebenswege können im Workshop unterschiedliche Rahmenbedingungen von Flucht und Migration beleuchtet und verglichen werden. Eine Verbindung zur aktuellen Situation von Flüchtlingen wird hergestellt. Wegen begrenzter Teilnehmendenzahl bitten wir um Anmeldung unter 0511-616-23745 oder [email protected] Workshop gegen Antiziganismus als Angebot an Gruppen im Rahmen der Sonderausstellung „Von Auschwitz in den Harz“ am Ort der Gedenkstätte Ahlem. Der Workshop wird von Pädagoginnen und Pädagogen der Gedenkstätte betreut, umfasst ca. sechs Zeitstunden (10 Uhr bis 16 Uhr) und kann an Di., Mi. und Do. während der Laufzeit der Sonderausstellung gebucht werden. Antiziganismus hat eine vergleichbar lange Geschichte wie Antisemitismus und wirkt sich ähnlich destruktiv auf die Betroffenen aus. Im Workshop wird die Struktur des antiziganistischen Ressentiments beleuchtet und analysiert, in Übungen wird die Wirkungsweise erfahrbar. Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus können anhand der Inhalte der Sonderausstellung und der Ahlemer Dauerausstellung erforscht werden. Aktuelle Verbreitung und Auswirkungen des Antiziganismus auf Sinti und Roma in Deutschland und Europa werden im Workshop verdeutlicht. 07 Themenschwerpunkt: Musik aus Israel Einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt setzt die Gedenkstätte Ahlem in diesem Jahr mit der Ausrichtung von Konzerten junger aufstrebender Künstlerinnen und Künstler aus Israel. In den letzten Jahren hat die israelische Musikszene immer wieder Bands und Interpreten hervorgebracht, deren herausragende Fähigkeiten nicht nur in Deutschland viel zu wenig Förderung und Beachtung erfuhren. Dabei versteht sich die Gedenkstätte Ahlem vor dem Hintergrund der Geschichte des historischen Ortes auch als eine Einrichtung, die den kulturellen Austausch fördert und durch Begegnung und Kommunikation Einblicke in andere Kulturkreise ermöglicht. Damit möchten wir einen Beitrag leisten, um Vorurteile abzubauen, einen respektvollen Umgang zu fördern und somit Gedenkstättenarbeit modern und zukunftsweisend zu interpretieren. Das Konzept der Musikförderung sieht vor, dass die Bands während ihres Aufenthaltes zwei Konzerte in Hannover spielen – zum einen in der leinehertz-Lounge in intimer Atmosphäre, zum anderen ein Club-Konzert oder eine Darbietung in der Gedenkstätte Ahlem. Außerdem steht ein Schulbesuch auf dem Programm, bei dem es nicht nur um Musik geht, sondern auch das Leben in Israel und der Austausch von alltagsgeschichtlichen Erfahrungen im Mittelpunkt stehen soll. Die Konzertreihe findet in Kooperation mit radio leinehertz 106,5 statt. Bei einigen Veranstaltungen war es bis Redaktionsschluss nicht möglich, die genauen Termine zu fixieren. 08 Bitte entnehmen Sie daher aktuelle Informationen unserer Internetseite. In Kooperation mit radio leinehertz 106,5 Kultur in Ahlem Weiterhin bietet der Gerson-Saal der Gedenkstätte einen kulturellen Schwerpunkt innerhalb der Veranstaltungsreihe. Szenische Lesungen, Konzerte und Sonderausstellungen gehören neben Filmvorführungen weiter zum festen Programm. Dabei bietet jede Veranstaltung die Möglichkeit, sich auszutauschen und mit den Protagonisten ins Gespräch zu kommen. Für das zweite Halbjahr 2016 plant die Gedenkstätte Ahlem gemeinsam mit ihren Nachbarn auf dem Gelände ein Gartenfest. Unter dem Motto: DENK.MAL.GARTEN.FEST findet am Sonntag, 21. August 2016 ab den Mittagsstunden ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm im gesamten Außengelände statt, gekrönt von einem Abschlusskonzert am frühen Abend. Wir freuen uns schon jetzt über Ihre Teilnahme! 09 24. Januar 2016 | 14 Uhr 27. Januar 2016 | 12 Uhr Die Wannsee-Konferenz – 20. Januar 1942 Die Verfolgung und Vernichtung der Juden Europas Film und Diskussion Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus Die Besprechung am 20. Januar 1942 dauerte nicht lange, sie hatte einen einzigen Tagesordnungspunkt: die so genannte Endlösung der Judenfrage. In der Einladung vom Chef des Reichssicherheitshauptamtes ist noch ein abschließendes Frühstück vermerkt. Als an jenem Dienstag ranghohe Vertreter von SS und Ministerialbürokratie am Großen Wannsee in Berlin zusammentrafen, besprachen sie den Tod von elf Millionen Menschen. Das erhaltene Ergebnisprotokoll ist ein Schlüsseldokument der Verfolgung und Ermordung der Juden Europas; es zeigt den Weg von der beginnenden Entrechtung bis zu abschließenden „Lösungsmöglichkeiten“. Das Protokoll und der Umgang mit diesem Dokument ist einer der beiden Ausgangspunkte für ein Dokumentar-Theater-Projekt, das im Januar 2012 in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz zur Uraufführung kam. Den anderen Ausgangspunkt für dieses Projekt bilden die 15 Konferenzteilnehmer selbst. Damit verbunden ist die Idee, dass ihre Biografien und Funktionen durch 15 Historiker erforscht werden – und diese Historiker dann als deren Spezialisten auf 15 Stühlen Platz nehmen. Die in einem zweimonatigen Probenprozess entstandene Spielfassung wird also auch von den Historikern selbst aufgeführt. In der Inszenierung blicken Wissenschaftler von heute auf das historische Dokument. Das Protokoll wird dazu aufgebrochen, befragt, kommentiert, vorgeführt – in einem gleichermaßen wissenschaftlichen wie künstlerischen Prozess. Die Gedenkstätte Ahlem zeigt die Filmfassung der Aufführung am Originalschauplatz, in 90 Minuten wird die Tarnsprache aus dem Protokoll der Täter permanent mit der Realität der Verfolgten und Ermordeten in Kontrast gesetzt. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz, das Sinnbild wurde für den Genozid an den europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs, befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar Gedenktag in Deutschland und erinnert seit 2005 nach einem Beschluss auch weltweit an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Region Hannover möchte gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Opferverbände im Rahmen einer Gedenkstunde an alle Opfer des Holocaust erinnern. Im Besonderen werden sich Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs der Sophienschule Hannover reflektiert und sehr persönlich mit den Ereignissen des Holocaust auseinandersetzen und die inhaltliche Ausgestaltung der Veranstaltung übernehmen. Im Anschluss findet an der Wand der Namen der Gedenkstätte Ahlem eine Kranzniederlegung statt. Mittwoch, 27.01.2016, 12 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Christian Tietz, Ideengeber des Projektes, statt. Die Moderation erfolgt durch Andreas Mischok, Mitglied in Historikerlabor e.V. und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Ahlem mit Schwerpunkt Pädagogik. Sonntag, 24.01.2016, 14 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover 10 Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 11 18. Februar 2016 | 19 Uhr 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Geschichte und aktuelle Herausforderungen einer vielfältigen Partnerschaft Podiumsdiskussion mit Peter Antes, Friedel Grützmacher und Moshe Zuckermann Vor rund 50 Jahren – am 12. Mai 1965 – tauschten Israel und die Bundesrepublik Deutschland Noten zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen aus. Dies war 20 Jahre nach dem Ende des Nazismus und dem von Deutschen verübten Völkermord an den Juden keine Selbstverständlichkeit. In Israel gab es heftige Proteste gegen die Beziehung zum Land der Täter – noch heute leben in Israel rund 100.000 Überlebende der Shoah. Heute kann das offizielle Verhältnis zwischen beiden Staaten als gefestigt angesehen werden. 2008 erhob Kanzlerin Angela Merkel gar die Sicherheit des Staates Israel zur Staatsräson der Bundesrepublik. Dennoch ist das Verhältnis beider Staaten nicht unbeschwert. Die Vergangenheit, die deutschen Verbrechen an den Juden, ist nicht vergessen und kann nicht vergessen werden. Daneben belastet der israelisch-palästinensische Konflikt die beiderseitigen Beziehungen. In der öffentlichen Meinung sinkt das Ansehen Israels. Andererseits erfreut sich Deutschland großer Beliebtheit bei jungen Israelis. So leben heute schätzungsweise 20.000 von ihnen allein in Berlin. Über Höhen und Tiefen des Verhältnisses beider Staaten in den letzten 50 Jahren soll die Podiumsdiskussion ebenso informieren wie Antwort(en) auf die Frage geben: Wie werden sich die Beziehungen beider Staaten entwickeln? Friedel Grützmacher, seit 1983 Mitglied der Grünen, 1991 in den Landtag Rheinland-Pfalz gewählt, von 1993 bis 1996 Fraktionsvorsitzende, von 1996 bis 2001 stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Von 2001 bis 2006 war sie Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen Landtags. Seit 2007 ist sie Vorsitzende des deutschen Freundeskreises des jüdisch-arabischen Friedenszentrums Givat Haviva und erhielt für ihr Engagement für diese Friedensorganisation in Israel 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie ist Gründungsmitglied der 2014 gegründeten rheinlandpfälzischen Friedensakademie. Prof. Dr. Moshe Zuckermann, 1949 in Tel Aviv geboren, lebte zwischen 1960 und 1970 in Deutschland (Frankfurt am Main). Nach der Rückkehr nach Israel Studium der Soziologie, Politologie und Geschichte an der Universität Tel Aviv. Lehrt seit 1990 am Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas (Tel Aviv University). Von 2000 bis 2005 Direktor des Instituts für Deutsche Geschichte (TAU), von 2009 bis 2013 akademischer Leiter der Sigmund-Freud-Privatstiftung in Wien. Donnerstag, 18.02.2016, 19 Uhr | Haus der Region, Hildesheimer Str. 18, 30169 Hannover, N002 Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Die Podiumsdiskussion findet statt in Rahmen des Begleitprogramms der „Woche der Brüderlichkeit“ 2016. Prof. Dr. Dr. Peter Antes, Religionswissenschaftler, seit 1973 an der Universität Hannover, war von 1988 bis 1993 1. Vorsitzender der „Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte e.V.“ und von 1993 bis 1997 stellvertretender Vorsitzender. Von 1995 bis 2000 war Antes Vizepräsident der „International Association for the History of Religions“, danach von 2000 bis 2005 ihr Präsident. Antes ist Mitglied im Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung. 12 13 22. Februar 2016 | 20 Uhr 16. Februar bis 13. März Mit einer Ausstellung zur Geschichte der Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora nimmt sich die Gedenkstätte eines von der deutschen Gesellschaft lange vernachlässigten Themas an. Anlässlich des 70. Jahrestages des sogenannten Auschwitz-Erlasses und der fortdauernden Diskriminierung gegen Sinti und Roma in weiten Teilen Europas entwickelte die Gedenkstätte Mittelbau-Dora 2012 die Sonderausstellung, die die Gedenkstätte Ahlem nun zeigt. Heinrich Himmler ordnete im Dezember 1942 an, alle im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma nach Auschwitz zu deportieren. Dort wurden Tausende Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Nur etwa 3000 Männer und Frauen überlebten das „Zigeuner-Familienlager“ in Auschwitz-Birkenau, das die SS Anfang August 1944 auflöste. Fast alle männlichen Überlebenden brachte sie in das KZ Mittelbau-Dora, das damit im letzten Kriegsjahr zur zentralen Haftstätte für Sinti und Roma wurde. Die Verschleppung von Auschwitz in den Harz und der Kampf der Sinti und Roma ums Überleben in den Lagern des KZ Mittelbau stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Daneben dokumentiert sie anhand zahlreicher Dokumente, Fotos und Erinnerungsberichte den Beginn der Verfolgung der Nordhäuser Sinti in den 1930er Jahren. Schließlich wird auch das oft vergebliche Ringen der KZ-Überlebenden um gesellschaftliche Anerkennung nach 1945 thematisiert. Exemplarische Häftlingsbiografien und ein Videointerview mit dem KZ-Überlebenden Franz Rosenbach ergänzen die Ausstellung um die Perspektive der Betroffenen. Bitte beachten Sie, dass die offizielle Eröffnung der Ausstellung erst am 6. März im Rahmen des Sinti-Gedenktages stattfindet. Die Ausstellung selbst können Sie aber bereits ab dem 16. Februar besuchen. Foto: Yael Meiri Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora. Sonderausstellung in der Gedenkstätte Ahlem, Gerson-Saal Tamar Aphek Musik aus Israel Tamar Aphek ist eine der zentralen Figuren der israelischen Alternative-Szene. Die aus Tel Aviv stammende Musikerin spielte gemeinsam mit Guy Shechter bei der Band Carusella und bildete später – mit dem Schlagzeuger Yonatan Harpak – die Band Shoshana. Nach zahlreichen Shows in Europa und den USA als Headliner und als Vorgruppe für Bands wie „The Editors“ gilt sie als Pionierin der israelischen Musikszene. Dies liegt auch an ihrer Initiative und Produktion des „Besides that“ Musikfestivals, das israelischen und europäischen Künstlern eine Plattform bietet. In ihrer neuen Formation zeigt sie nicht nur ihr Talent an der Gitarre, sondern vielmehr als Songtexterin. Die üblichen Gitarren-Verstärkerreihen wurden reduziert und zusätzlich präsentiert sie sich seit langem wieder am Klavier. Montag, 22.02.2016, 20 Uhr | Minchens Live Musik Club, Hildesheimer Str.135, 30173 Hannover Veranstalter: Minchens Live Music Club präsentiert von radio leinehertz 106.5 und der Gedenkstätte Ahlem 16.02.2016 bis 13.03.2016, 14 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 14 15 28. Februar 2016 | 15 Uhr 6. März 2016 | 15 Uhr Film „Just the Wind“ von Bence Fliegauf Über die Mordanschläge auf Roma-Familien in Ungarn Erinnerung an die Deportation der Sinti Gedenkveranstaltung Der Film „Nur der Wind“ handelt von einer Mordserie an Angehörigen der Roma, die zwischen 2008 und 2009 in Ungarn verübt wurde. Der Film begleitet eine vierköpfige Roma-Familie vom Tagesanbruch bis in die Nacht. Tochter Anna, ein Teenager, und ihr elfjähriger Bruder Rió bauen sich gemeinsam ein Versteck. Mutter Mari arbeitet als Putzfrau im Nachbarort. Großvater Tomi leidet an den Folgen eines Schlaganfalls. Seit Monaten macht eine Rassisten-Gang die Gegend unsicher und verübt Morde an Romafamilien, auch an Kindern. Anna, Rió und Mari leben in Angst. In der Nacht vom 2. zum 3. März 1943 wurden die Sinti aus Niedersachsen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, unter ihnen 100 Kinder, Frauen und Männer aus Hannover. Der „Sonderzug“ für die Fahrt in den Tod stand am Bahnhof Fischerhof in Linden. Weiterhin gehören die sie zu den oft vergessenen Opfern des Holocaust. Eine halbe Million deutsche Sinti und Roma kamen in der Zeit des Dritten Reiches um. Bence Fliegauf erzählt auf drastischste Weise das Schicksal einer Roma-Familie. Jedes Familienmitglied versucht auf seine eigene Art mit den täglichen Diskriminierungen und Demütigungen umzugehen, die allen entgegenschlagen – ein äußerst beklemmendes Gefühl, auch für den Zuschauer. Die geplante Ausreise nach Kanada, wo der Vater der Familie bereits lebt, ist der einzige Lichtblick, um der Brutalität des Lebens in Ungarn entkommen zu können. Doch ob das noch klappt? Die Angst nimmt minütlich zu, gekoppelt an die frisch erhaltene Nachricht, dass eine weitere Roma-Familie samt Kindern in ihrem Haus brutal ermordet wurde. Sonntag, 28.02.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Nach wie vor kämpfen die Sinti und Roma um die Anerkennung der an ihnen verübten Verbrechen und gegen die fortdauernde Diskriminierung. Dabei ist die Gedenkstätte Ahlem weiterhin ein zentraler Ort für die Erinnerung an die Opfer, aber auch für die pädagogische Arbeit im Themenbereich Antiziganismus. Eine Arbeit, die ausgebaut werden muss und in diesem Jahr auch einen Schwerpunkt im Veranstaltungsprogramm bildet. Die heutige Gedenkveranstaltung rückt noch einmal die Sonderausstellung im Gerson-Saal in den Mittelpunkt. Es sprechen unter anderem Regionspräsident Hauke Jagau und Dr. JensChristian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Im Anschluss an die Veranstaltung findet im Foyer der Gedenkstätte ein Empfang statt. Sonntag, 06.03.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 16 17 13. März 2016 | 15 Uhr 13. März 2016 | 20 Uhr Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti und von Roma stellen eine Grundkonstante der europäischen Geschichte dar. Diese Ausgrenzung hat viele Facetten. Ein Bereich dabei ist die Bildung. Studien belegen, dass gerade hier Sinti und Roma vergleichsweise schlecht abschneiden. Schüler aus Hannover und Wroclaw (Breslau, Polen) fragten nach Schulerfahrungen bei Sinti und Roma über drei Generationen. Hatten und haben Sinti und Roma wirklich gleiche Möglichkeiten und Chancen? Wollen sie diese überhaupt haben? Wie stellen sich die Schulen dieser Frage? Die Antworten aus ihren beiden Städte vergleichen die Schüler und beziehen sie auf ihre eigenen Schulerfahrungen. Entstanden ist daraus eine 60minütige Dokumentation, die die Gedenkstätte Ahlem heute zeigt. Das Projekt wurde unterstützt von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ EUROPEANS FOR PEACE und dem Medienzentrum der Region Hannover Sonntag, 13.03.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Foto: Hila Cohen „Rede nicht mit denen, die sind gefährlich“ Schulerfahrungen von Roma und Sinti Konzert mit Sun Tailor und Dan Billu Café Glocksee Seit der Veröffentlichung seines Debutalbums „Like the tide“ (2012) ist Arnon Naor als Sun Tailor eine der führenden Figuren der israelischen Indie-Musikszene geworden. In den letzten drei Jahren hat er zahlreiche Konzerte in Israel und Europa gespielt. „This Light“, sein neues Album, zeigt seine musikalischen Fähigkeiten stark entwickelt. Die freundliche Intimität des Debutalbums ist nun angereichert mit Rhythmen, Energie und Spielfreude. Das Album ist im November 2014 in Israel erschienen und ist sowohl im Indie- als auch im Mainstreambereich von den Kritikern gefeiert worden. Im Café Glocksee stellt er heute sein neues Album vor. Unterstützt wird er dabei von Dan Billu, der ursprünglich aus Tel Aviv stammt und heute in Berlin lebt. Er eröffnet den Abend mit seinem emotionalen und eindrücklichen Songwriting. Sonntag, 13.03.2016, 20 Uhr | Café Glocksee, Glockseestraße 35, 30169 Hannover Veranstalter: Gedenkstätte Ahlem, radio leinehertz 106.5 und Café Glocksee Am 14.03. um 20 Uhr spielt Sun Tailor ein intimes Lounge-Konzert im Cityfunkhaus von radio leinehertz 106.5, Hildesheimer Str. 29, 2.OG. Der Eintritt ist dabei frei, radio leinehertz 106.5 vergibt im Vorfeld der Veranstaltung die Gästelistenplätze. Einfach einschalten auf radio leinehertz 106.5. 18 19 20. März 2016 | 15 Uhr 3. April 2016 | 16 Uhr Tag des Gedenkens an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Region Hannover Mit einem Vortrag von Rainer Fröbe: Die Zwangsarbeiterinnen des Reemtsma-Werks Hannover 1940-1944. Überraschende Facetten unfreier Arbeit „Moshes zweites Leben“ von Martin G. Kunze Theaterproduktion über einen Todesmarsch von Hannover nach Bergen Belsen Die Gedenkstätte Ahlem begeht in diesem Jahr zum zweiten Mal einen Zwangsarbeitergedenktag und möchte damit an die auf dem Gelände der ehemaligen Gartenbauschule Ahlem ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erinnern. Dabei steht das Schicksal von Ira Wolkowa stellvertretend für die in Ahlem ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildet ein Vortrag des hannoverschen Historikers Rainer Fröbe. Dabei behandelt er die außergewöhnliche Situation der Reemtsma-Zwangsarbeiterinnen im Werk Hannover. Quellengrundlage sind unter anderem die in den Jahren 2000 bis 2006 im Rahmen eines Entschädigungsprojekts von Jan Philipp Reemtsma erhobenen Berichte ehemaliger polnischer Arbeiterinnen und die dazugehörigen Fotografien aus der Kriegszeit. Rainer Fröbe, Studium der Geschichte, Germanistik und Romanistik in Hannover. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Zwangs- und KZ-Arbeit. Forschungen zur Untertage-Verlagerung der deutschen Industrie 1943-1945 und zur Baugeschichte des Vernichtungskomplexes Auschwitz-Birkenau. Seit 2000 Mitarbeiter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur mit dem Forschungsschwerpunkt „Zwangsarbeit im Reemtsma-Konzern“. Sonntag, 20.03.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 20 Vor 71 Jahren wurde das KZ Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Den Soldaten offenbarte sich Unvorstellbares: Leichenberge, Seuchenopfer, Überlebende und Tote kaum zu unterscheiden. Noch kurz vor der Befreiung hatte sich eine besonders grausames Ereignis zugetragen. Jüdische Häftlinge, alle Zwangsarbeiter bei der Hanomag, waren aus dem KZ-Außenlager Hannover-Mühlenberg nach Bergen-Belsen getrieben worden. Zu Fuß, bis zur totalen Erschöpfung. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen. Diese Kriegsverbrechen sind bislang historisch nur wenig aufgearbeitet. In dem Theaterstück „Moshes zweites Leben“ wird es deshalb zum Thema. Grundlage des Stückes bilden zwei Interviews mit den Überlebenden Moshe Oster und Josef Dreilinger. Sie wurden 2000 und 2006 für die Gedenkstätte Bergen-Belsen geführt. Die beiden Männer sind zu der Zeit schon weit über 70. Aber ihre Erinnerungen blieben lebendig. Sie schildern den Todesmarsch, die Brutalität der SS-Leute, das Chaos im KZ Bergen-Belsen, die Befreiung und die Zeit unmittelbar danach. Damals waren sie 18 und 19 Jahre alt. Diese beiden jungen Männer werden zu Protagonisten des Theaterstückes. Die Szenen sind zwar fiktiv, aber sie geben Stimmung und Gedanken der zwei Überlebenden wieder, die die Filmdokumente verdeutlichen. Josef Dreilinger ist der robustere. Weil er unerschütterlich an eine Zukunft glaubte, hat er die Erniedrigungen in den Lagern besser überstanden als Moshe Oster. Thematisiert wird nicht nur der Leidensweg der KZ-Häftlinge, sondern auch ihr jugendlicher Überlebenswille, ihre Hoffnung auf ein Leben jenseits der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit. Neue Menschlichkeit bringt eine britische Krankenschwester ins Spiel. Einfühlsam versucht die ältere Frau, das Vertrauen der Beiden zu gewinnen. Dabei muss sie erkennen, dass sie die Dimensionen der Traumata, die die ehemaligen Häftlinge erlitten haben, kaum ausloten kann. Dennoch macht sie sich daran, 21 10. April 2016 | 11.30 Uhr Jahrestag der Befreiung Hannovers. „Die Stunde Null“ Film zum Kriegsende 1945 und Zeitzeugengespräch ihre Patienten auf die Welt außerhalb des Krankenzimmers und außerhalb des Konzentrationslagers vorzubereiten. Die beiden jungen Schauspieler, die Oster und Dreilinger darstellen, werden wichtige Identifikationsfiguren für jüngere Zuschauer, z.B. für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufen, da sie kaum älter sind als die Protagonisten. Die meisten Holocaust-Überlebenden sind inzwischen gestorben. Ihre persönlichen Erinnerungen an die Verbrechen Nazi-Deutschlands können sie nicht mehr schildern. Mit der Kunstform des Theaters und auf der Basis von filmischen Zeitzeugen-Narrativen wird das möglich. Das unvorstellbare Leid, aber auch die Kraft der Holocaust-Überlebenden können so in unsere Gegenwart geholt und verstehbar gemacht werden. Die Geschichte von Moshe Oster und Josef Dreilinger liefert ein Beispiel für die zahlreichen Todesmärsche im Frühjahr 1945, die mindestens 250 000 Menschen den Tod brachten. Von besonderem regionalen Interesse ist die Tatsache, dass dieses historisch-dokumentarische Kammerspiel zwischen Hannover und Bergen-Belsen angesiedelt ist. Sonntag, 03.04.2016, 16 Uhr | Café Jerusalem, Haus der Hoffnung, Neues Land e.V., ehemaliges Mädchenhaus, Wunstorfer Landstr. 5, 30453 Hannover Ende des Zweiten Weltkrieges in Linden: Am 10. April 1945 fahren Panzer durch die Limmerstraße. Amerikanische Soldaten befreien Hannovers Stadtteil Linden vom Faschismus. Am Straßenrand winkende Menschen. Nur noch wenige Zeitzeuginnnen und Zeitzeugen leben und können ihre Erinnerungen zur „Stunde Null“ schildern. Heute sind sie im Rentenalter. Im Film berichten sie von ihren Erlebnissen mit der NS-Gewaltherrschaft, vom Kriegsende und wie es danach weiterging, inwieweit der „Tag der Befreiung“ für sie tatsächlich eine Befreiung war. Auch der Begriff der „Stunde Null“ wird kritisch hinterfragt, weil er einen Neuanfang impliziert, den es so gar nicht gegeben hat. Die Gedenkstätte Ahlem zeigt den Film „Die Stunde Null“. Im Anschluss stehen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf dem Podium für ein Gespräch zur Verfügung. Ein Film von Hans-Jürgen und Shaun Hermel, Länge: 20 Minuten, Memo Media Productions in der Reihe "Lindener Filmgeschichten" Sonntag, 10.04.2016, 11.30 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Veranstalter: „Neues Land“ e.V. in Kooperation mit der Gedenkstätte Ahlem 22 23 17. April 2016 | 15 Uhr 17. April 2016 | 20 Uhr „Entartete Musik“ – verfemte Kunst im Nationalsozialismus Konzert mit Elena Kondraschowa (Violine) und Stella Perevalova (Klavier) Soda Fabric Musik aus Tel Aviv/Berlin Soda Fabric stammen aus Tel Aviv und leben heute in Berlin. In den nur zwei Jahren seit ihrer Gründung haben „Soda Fabric“ bereits mit einer beachtlichen Liste namhafter Größen des Indie Rock zusammengearbeitet: Die Surf-Pop-Formation spielte mit Smith Westerns, Drenge und dem fabelhaften Daniel Johnston. Das im Frühjahr 2015 bei Anova erschienene Album „Atlantis“ ist auf dem besten Weg, die Charts zu erobern: mit ergreifenden Gitarrenmelodien und in jeglicher Hinsicht tiefen Vocals. Um die Jahreswende 1937/38 wurde die musikalische Vielfalt im Dritten Reich „zum Schutz des Deutschen Kulturlebens“ in starkem Maße eingeschränkt. Die Reichsmusikkammer unter Goebbels bezeichnete die von der offiziellen Linie abweichende oder von jüdischen Komponisten komponierte Musik als „entartet“. Sie galt als „artfremd, undeutsch, dekadent, und als Niggerund Zigeunermusik“. Interpreten und Komponisten dieser Musik wurden verfolgt. Sonntag, 17.04.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 24 Im April: Konzert mit Hagar Levy Foto: Sigal Saban Mit Elena Kondraschowa (Violine) und Stella Perevalova (Klavier) haben sich zwei hochkarätige Interpretinnen dieser zu großen Teilen vergessenen Musik angenommen. Sie haben ein Programm zusammengestellt, das einerseits während der NS-Zeit verfemte Stücke einschließt und andererseits Werke behandelt, die, obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg komponiert, 1937/38 als „entartete Musik“ abgestempelt und verbannt worden wären. Auf diese Weise wird die jüdische Thematik in der Musik wieder aufgegriffen und unter der Prämisse aktueller sozialpolitischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in Deutschland und in der ganzen Welt weitergesponnen. Dabei betten die beiden Musikerinnen die Werke in einen historischen Kontext ein und erläutern ihre Bedeutung innerhalb der Programmzusammenstellung. Veranstalter: Minchens Live Music Club präsentiert von radio leinehertz 106.5 und der Gedenkstätte Ahlem In Israel geboren, zog Hagar Levy im Alter von einem Jahr nach Antwerpen, wo sie die ersten 15 Jahre ihres Lebens verbrachte. Mit dem Blick von außen nach innen war Musik im allgemeinen und das Klavier in speziellen immer ein Weg für sie, Erlösung, eine authentische Identität und Stimme zu finden. Hagars Texte, Melodien und Harmonien sind beeinflusst von Rock- und R’n’B Singer-Songwritern wie Fiona Apple, Tori Amos, PJ Harvey, Erykah Badu und Sade. Das Konzert findet statt im Café Glocksee, Datum und Uhrzeit standen bei Redaktionsschluss allerdings noch nicht fest. Aktuelle Informationen über das Konzert entnehmen Sie bitte unserer Webseite www.gedenkstaette-ahlem.de Am Tag nach dem Konzert im Café Glocksee können Sie Hagar in intimer Atmosphäre und solo am Klavier in der radio leinehertz 106,5 Lounge live erleben. Beginn ist um 20 h. Der Eintritt ist dabei frei, radio leinehertz 106,5 und die Gedenkstätte Ahlem vergeben die 40 Gästelistenplätze im Vorfeld. Einfach Radio leinehertz 106,5 einschalten oder in der Gedenkstätte Ahlem anrufen! 25 29. MAi 2016 | 15 Uhr Im Mai: Konzert mit der israelischen Singer-Songwriterin Gitla Deutschland in den 50er Jahren: Eine Mutter kämpft um das Ansehen und den Ruf ihrer von den Nazis ermordeten Tochter, der Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek. Jahrelang wird die Mutter hingehalten und muss beweisen, dass ihre Tochter eine eigenständig politisch denkende junge Frau war, die ihren Mut mit dem Leben bezahlte. Zeitgleich „entdeckt“ und vereinnahmt Nachkriegsdeutschland die Biografie von Sophie Scholl. Das Mädchen wird das junge Gesicht des deutschen Widerstands. Sophie wird wortwörtlich auf einen Sockel gestellt: Heute steht ihre Büste in der Walhalla bei Regensburg, während Cato, die das Gleiche tat, so gut wie vergessen ist. Doch wer waren die beiden wirklich? Diese szenische Lesung stellt die Biografien der jungen Frauen, die im selben Alter waren und nur kurz nacheinander hingerichtet wurden, nebeneinander. Sie zeigt, wie Widerstand im Alltag Platz fand. Und sie beleuchtet, wie das junge Nachkriegsdeutschland nicht nach erlittenem Unrecht Recht sprach, sondern ideologisch zwischen „guten“ (Weiße Rose) und „fragwürdigen“, weil kommunistischen (Rote Kapelle) Widerstandsgruppen unterschied. Foto: Hadar Magar „Lerne mit dem Herzen zu denken!“ Eine szenische Lesung über Cato Bontjes van Beek und Sophie Scholl mit Frauke Geyken und Johanna Kunze Gitla ist eine israelische Folk Singer-Songwriterin mit einer einzigartigen Art, Songs zu schreiben und mit ihrer unnachahmlichen Stimme zu präsentieren. In ihren Liedern behandelt sie das Leben und den Tod, die Vergangenheit, Wiedergeburt und die Natur. Gitla, die ihren Namen von ihrer Großmutter erbte und im rumänischen Ursprung „gut“, „schön“ oder „sicher“ bedeutet, hat gerade die Aufnahmen zu ihrem Debutalbum abgeschlossen, das im Frühjahr 2016 erscheint. Ihr Album ist geprägt von ehrlichen, verletzlichen und intimen Liedern und konnte dank eines erfolgreichen CrowdfundingProjektes aufgenommen und produziert werden. Dr. Frauke Geyken, Autorin und promovierte Historikerin aus Göttingen. Ihr Buch "Wir standen nicht abseits. Die vergessenen Frauen des Widerstands“ (2014 bildet die literarische Grundlage der Lesung. Seit 2008 als historische Publizistin tätig. Buchveröffentlichungen u.a. „Gentlemen auf Reisen“, „Freya von Moltke“ sowie zahlreiche Aufsätze. Sonntag, 29.05.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover 26 Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem In Vorbereitung: Konzert mit der israelischen Folk-Rock band Isaiah Foto: Zohar Ralt Johanna Kunze, Regisseurin, Theaterpädagogin, Dramaturgin, studierte in Köln und Nimwegen Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Nach dem Abschluss des Studiums (M.A.) Engagements als Regieassistentin und Regisseurin sowie als Dramaturgin und Pressereferentin. Seit Herbst 2006 selbständig (SPIELTRIEB – Kulturservice Darstellende Künste); Gründungsmitglied der „Theaterinitiative Bühnensturm“. Das Konzert findet statt im Café Glocksee, Datum und Uhrzeit standen bei Redaktionsschluss allerdings noch nicht fest. Aktuelle Informationen über das Konzert entnehmen Sie bitte unserer Webseite www.gedenkstaette-ahlem.de Für die beiden Konzerte ist am Folgetag ebenfalls ein Loungekonzert bei radio leinehertz 106.5 vorgesehen. Beginn wie immer um 20 Uhr im Cityfunkhaus von Radio leinehertz 106.5. Die genauen Termine erfahren Sie auch auf radio leinehertz 106.5. 27 9. Juni 2016 | 19 Uhr 19. Juni 2016 | 15 Uhr Filmdokumente der NS-Zeit in Niedersachsen Vortrag mit Dirk Alt „Nur ein kleiner Maler“ – Die Lebensgeschichte von Curt Frankenstein Film und Videoinstallation Während der NS-Zeit verteilte sich das Territorium des heutigen Bundeslandes Niedersachsen auf drei so genannte Gaue (administrative Verwaltungseinheiten des Deutschen Reiches): Weser-Ems mit Gauhauptstadt Oldenburg, Ost-Hannover mit Gauhauptstadt Lüneburg und Süd-Hannover-Braunschweig mit Gauhauptstadt Hannover. Im Rahmen der Veranstaltung werden unterschiedlichste regionalgeschichtliche Filmdokumente vorgeführt und erläutert, die schlaglichtartig das Alltagsleben im totalitären Staat und unter Kriegsbedingungen zeigen. Der Schwerpunkt wird dabei nicht auf Propagandafilmen, sondern auf privat gedrehten Aufnahmen liegen. Auch auf die Provenienz der Filmmaterialien und auf die Überlieferungsproblematik wird im Rahmen des Vortrags eingegangen. Referent ist Dr. Dirk Alt (*1982), Historiker, Autor und Dokumentarfilmgestalter sowie Mitglied der Gesellschaft für Filmstudien (GFS Hannover) und von CineGraph Babelsberg. Er promovierte 2012 am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover mit einer Studie über „Frühe Farbfilmverfahren und NS-Propaganda“. In den Jahren 2014/15 produzierte er einen zweiteiligen Dokumentarfilm über „Niedersachsen im Dritten Reich“. 28 In dem Film erinnert Curt Frankenstein an die für ihn wichtigsten Ereignisse seines Lebens. Geboren in Hannover. Gewohnt in der Podbielskistraße. Aus seinem Fenster blickte er in die Eilenriede. Oft war er mit seinen Eltern im Zoo. In der Schule war Zeichnen von Anbeginn sein Lieblingsfach. Verfolgt während der Naziherrschaft verließ er seine Heimatstadt. Auf abenteuerlichen Wegen gelang es ihm, nach Shanghai zu fliehen. In der Dokumentation „Ich bin ja nur ein kleiner Maler“ schildert Curt Frankenstein, wie sich ein junger Jude aus Hannover über Shanghai vor den Nazi-Schergen in die USA rettete und sich als Künstler ein neues Zuhause schuf. Die Gedenkstätte Ahlem zeigt die Gemälde von Curt Frankenstein außerdem in einer Videoinstallation. Ein Film von Hans-Jürgen und Shaun Hermel, Länge: 70 Minuten Memo Media Productions Donnerstag, 09.06.2016, 19 Uhr | Haus der Region, Hildesheimer Str. 18, 30169 Hannover, N001 Sonntag, 19.06.2016, 15 Uhr | Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem Veranstalter: Region Hannover, Gedenkstätte Ahlem 29 30 31 Anfahrt Haus der Region, Hildesheimer Str. 18, 30169 Hannover Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Haus der Hoffnung, Wunstorfer Landstr. 5, 30453 Hannover St i c hk a 700 H Tegtmeyerallee na l 5 CarloLin Lehr- und Versuchsanst. f. Gartenbau de n Schmid- 10 10 Heisterbergallee Kooperationen Ehrhartstr. Allee Ahlem 8 Region Hannover Gedenkstätte Ahlem Heisterbergallee 10 30453 Hannover Telefon: 0511/616-23745 E-Mail: [email protected] www.gedenkstaette-ahlem.de –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Redaktion und Koordination: Shaun Hermel Redaktionelle Mitarbeit: Stefanie Burmeister, Ulrike Dursthoff, Hans-Jürgen Hermel Layout: Region Hannover, Team Medienservice & Post Titelfoto: Sportfest 1939, Gedenkstätte Ahlem, Schenkung Helmut Levy Fotos: Roland Halbe, Stuttgart chorablau, Hannover Region Hannover, Team Medienservice & Post, Christian Stahl Karten: Region Hannover, Team Medienservice & Post Druck: Region Hannover, Team Medienservice & Post gedruckt auf 100% Recyclingpapier Gedenkstätte Ahlem Veranstaltungsprogramm Januar – Juni 2016 Vorträge • Diskussionen • Zeitzeugengespräche • Lesungen
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