Geschlossene Aufgaben 2 r 61 Das Textverständnis überprüfen Der erste Aufgabenteil der Abschlussprüfung besteht aus sogenannten geschlossenen und halboffenen Aufgaben zum untersuchenden Erschließen eines Textes. Hier zeigst du, dass du den vorgegebenen Text gut verstanden hast. Du musst also den Text gründlich lesen, um richtig antworten zu können. r Hinweis: Nicht immer findest du die gewünschten Antworten wortwörtlich im Text. Dann musst du auf der Grundlage von mehreren Informationen die nötigen Schlussfolgerungen ziehen. 2.1 Geschlossene Aufgaben Es gibt verschiedene Typen von geschlossenen Aufgaben: Oft handelt es sich dabei um Mehrfachwahlaufgaben (sogenannte Multiple- Choice-Aufgaben): Zu einem Text oder einer Textstelle werden dir jeweils mehrere Aussagen präsentiert, von denen aber nur eine richtig ist. Die richtige Aussage musst du ankreuzen. (Keinesfalls darfst du mehr als eine Aussage ankreuzen – es sei denn, es wird ausdrücklich gesagt! Sonst wird die ganze Aufgabe als falsch gewertet – selbst wenn eines deiner Kreuze richtig ist.) Mitunter bekommst du zu einem Text auch mehrere Aussagen, die du alle einzeln daraufhin überprüfen musst, ob sie zutreffen oder nicht. Es ist auch möglich, dass du gezielt einzelne Fragen beantworten musst. Auf diese Fragen gibt es dann immer nur eine bestimmte Antwort. Mitunter genügt es, wenn du im Text nur eine richtige Information, z. B. eine Zahl, findest und herausschreibst. Manchmal wirst du auch aufgefordert, eine bestimmte Textstelle in einem Text zu finden. Je nach Aufgabenstellung musst du die gesuchte Textstelle dann entweder unterstreichen oder herausschreiben. Maßstab ist in jedem Fall der Text. Auch wenn eine Aussage deiner Erfahrung nach stimmt, darfst du sie nicht als zutreffend ankreuzen oder aufschreiben, falls sie dem Text nicht zu entnehmen ist. r Hinweis: Die Antworten, die du ankreuzt, müssen zu 100 Prozent stimmen! Es genügt also nicht, dass ein Antwortsatz nur teilweise stimmt. Übung 26 Anglizismen sortieren 1 5 Hereinspaziert, ihr fremden Wörter! Ohne die Importe erst aus dem Lateinischen, dann aus dem Französischen, nun aus dem Englischen wäre die deutsche Sprache arm. Kein Wort ist schlecht, bloß weil es aus einer anderen Sprache kommt. Man sollte nur auch die Umkehrung riskieren: Kein Wort ist schon deshalb gut, weil wir es frisch aus Ame- 10 15 rika übernommen haben; wenn deutsche Werbetexter und Wirtschaftsführer wahre Schaumbäder in englischen Silben nehmen, muss die Frage erlaubt sein, ob sie dabei nicht etwas zu viel Schaum schlagen. Beginnen wir mit den unstreitigen Vorzügen des Englischen und unseren Anleihen bei ihm, den Anglizismen. 62 r Das Textverständnis überprüfen 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 1. Sie binden uns in die einsam dominierende Weltsprache ein. Deutsche Wissenschaftler, die internationale Anerkennung suchen, müssen Englisch publizieren; deutschen Internet-Nutzern steht mit Englisch die Welt offen; deutsche Manager international agierender Konzerne sollten nicht auf Dolmetscher angewiesen sein. […] 2. Die Welt des Computers ist aus Amerika über uns gekommen, dort haben auch alle Modernisierungsschübe ihren Ursprung, und für viele der notwendigen Fachausdrücke müssten deutsche Wörter erst erfunden werden. Sie auch nur zu suchen, setzt indessen eine Gesinnung voraus, die den Deutschen abhanden gekommen ist. 3. Das Beste an unseren Importen sind die pfiffigen Wörter, die sich der oft überlegenen Kürze des Englischen bedienen und gleichzeitig deutsche Wortlücken schließen: Chip, Drink, fair, fit, Flirt, Flop, Job, Team, Text. (Dass auch Sport, Stopp, Drops ursprünglich englische Wörter sind, hört kaum noch einer.) […] Diese drei objektiven Vorzüge der englischen Sprache treffen in den meisten Ländern Europas auf die verbreitete subjektive Meinung, alles Amerikanische sei schick, cool, hip […]. Viele Deutsche sind ins Englische vernarrt, und den nicht Faszinierten kann man eine ganze Menge Englisch zumuten. Die Deutsche Telekom zum Beispiel verwöhnt ihre Angestellten mit Wortgebilden wie Power Quest System Recovery, und für ihre Kunden übersetzt sie das Ortsgespräch in den City Call; wie die Deutsche Bahn die Auskunftsstelle in den Service Point verwandelt hat. […] Auf deutschen Flughäfen liest man unterdessen Kids and Family Check-in und „Die besten connections für Ihren nächsten flight“. In Graubünden rühmt sich ein Weekend-Guide, „die hipsten Nightspots“ aufzuführen; deutsche Zeitschriften wie Woman, Living at Home, Men’s Health, Fit for Fun finden ihre Leser; und wer mag noch wandern, da 75 80 85 90 95 100 105 110 er doch zwischen Nordic Walking, Alpine Walking und Power Walking wählen kann? Unsere Liebe geht so weit, dass wir Wörter von englischem Klang erfinden, die im Englischen nicht vorgesehen sind (Handy, Dressman, Showmaster) […]. Selbst der gröbste Unfug stört uns nicht: Weil das running vielen Amerikanern zu anstrengend war, wurde für Alte, Faule und Gebrechliche das jogging propagiert, und das heißt hoffnungslos nichts als trotten, zuckeln, schlurfen – eine üble Beleidigung unserer Stadtpark-Traber, eigentlich. Aber joggen klingt englisch und ist falsch, was will man mehr. […] Zu unseren Kindern sind wir mit alledem nicht besonders freundlich. Mit dem Fernsehen und der Popmusik werden sie vollends von einer englischen Lawine überrollt. Nichts gegen Zweisprachigkeit – aber sie funktioniert nur, wenn das Kind vom Vater eine andere Sprache lernt als von der Mutter oder zu Hause eine andere als in der Schule und die sauber trennt, statt sie zu vermanschen […]. Die Vermengung der Wörter ist dabei noch nicht einmal so schlimm wie die Zwitter-Verben: gecovered, gelayoutet, relaxed, recycled. An welche grammatische Struktur soll sich das Kind gewöhnen, welches Sprachgefühl kann in ihm entstehen? […] Hier und da zu stutzen beim Schreiben, lohnt sich also immer, und von den Anglizismen, die sich in die Tasten drängen, die Hälfte wegzuwerfen, wäre kein schlechtes Rezept. Oft sind ja die deutschen Wörter sogar kürzer als die englischen […], und dass sie mehr Kraft und Farbe haben, ist auch nicht selten. VON WOLF SCHNEIDER Geschlossene Aufgaben Aufgaben Lies den Text „Anglizismen sortieren“ und bearbeite anschließend die geschlossenen Aufgaben. 1. Der Verfasser des Textes „Anglizismen sortieren“ äußert sich darüber, … dass die deutsche Sprache durch den Einfluss des Englischen nach und nach verarmt. dass das Eindringen englischer Wörter in die deutschen Sprache nicht zu vermeiden ist. dass einige Menschen neuerdings allzu unkritisch auf englische Wörter zurückgreifen. 2. Der Verfasser nennt drei Vorzüge der englischen Sprache. Schreibe sie stichwortartig heraus. ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ 3. Nenne drei englische Wörter, die der Verfasser für gut hält. ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ 4. Nenne drei englische Formulierungen, deren Verwendung der Verfasser ablehnt. ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ 5. Nenne zwei Beispiele für Anglizismen, die nach Ansicht des Verfassers so nicht im Englischen gibt. ____________________________________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________________________________ 6. Welchen Appell richtet der Verfasser an die Leser? Sie sollen möglichst keine englischen Wörter benutzen. Sie sollen nur bestimmte englische Wörter benutzen. Sie sollen häufiger englische Wörter benutzen. 7. Markiere die Textstelle, an der du das erkennst. r 63
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