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Lianen im Tropenhaus
Efeugurke
Krebsaugenbohne
Kletter-Bauhinie
Bauhinia vahlii
Die Blätter der Bauhinien stellen ihr Längenwachstum früh ein, während die Randbereiche noch weiterwachsen. Das Ergebnis ist
eine zweiteilige Blattform mit eingesenkter
Spitze, wie es sie im Pflanzenreich nur selten gibt. Carl von Linné (17707-1778), dem
die rund 300 Arten umfassende Hülsenfrüchtler-Gattung ihren Namen verdankt,
erinnerte damit an die Gebrüder Caspar und
Johann Bauhin, die im 16. Jahrhundert als
Hugenotten von Paris nach Basel flüchteten
und an der dortigen Universität grosse Verdienste erwarben. Unter anderem gründete
Caspar Bauhin 1589 den heute noch existierenden Botanischen Garten Basel.- Um sich
an umgebenden Gehölzen festhalten zu
können, entwickelt die Kletter-Bauhinie Kurztriebe, die in zwei Ranken enden. Diese
überaus nützlichen Organe erinnern an Ornamente, wie sie im Barock oder im Jugendstil
beliebt waren.- Die Bauhinien sind auf allen
Kontinenten der Subtropen und Tropen vertreten. Das belegt, dass diese einst zusammenhängend waren. Die meisten wachsen
baum- und strauchförmig, Lianen sind die
grosse Ausnahme.
KletterBauhinie
Die Krebsaugenbohne gehört zwar wie die
Bauhinie in die Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae), klettert aber auf eine
ganz andere Weise: Ihre verholzenden
Sprossachsen winden sich um die umgebenden Stämme. Damit ein Abrutschen der
Klettersprosse praktisch ausgeschlossen
ist, praktiziert die Krebsaugenbohne ein
spezielles Dickenwachstum. Ihre zunächst
runden Zweige legen nicht wie üblich kreisförmige Jahrringe an, sondern stark elliptische. Je älter die Sprosse werden, desto
bandförmiger wird dadurch ihr Querschnitt.Damit sich die Blätter bei den windenden
Sprossen stets optimal zum Licht ausrichten können, ist jedes Teilblatt mit einem
verdickten Stiel versehen. Durch Verschieben des Zelldruckes wirken diese Gewebe
wie Gelenke.- Besonderheiten sind auch
die schwarz-roten Samen, die den Vögeln
nahrhaftes Gewebe vorgaukeln, obwohl
nichts dergleichen vorhanden ist.
Glaziovie
Glaziova bauhinioides
Efeugurke
Coccinia grandis
Der Name „Efeugurke“ ist sehr treffend gewählt, erinnern doch die tiefgrünen Blätter
mit den charakteristischen Lappen und den
hervorgehobenen hellen Leitbündeln an den
einheimischen Efeu (Hedera helix). Nicht so
Krebsaugenbohne
Rhynchosia phaseoloides
Glaziovie
Die gegenständig angeordneten Laubblätter
dieses Trompetenbaumgewächses (Bignoniaceae) aus den Regenwäldern Brasiliens
sind ebenso dreiteilig gefiedert wie jene der
Krebsaugenbohne. Das Endblättchen der
meisten Blätter ist jedoch bis auf den Mittelnerv reduziert und stark verkürzt. Das
Verblüffende an diesem Rudiment ist die
Haftscheibe an seiner Spitze. Damit kann
sich die Pflanze selbst an glatten Stämmen
oder Felswänden festhalten und auf geradem Weg senkrecht in die Höhe wachsen.
Windepflanzen nehmen für den Weg ans
Licht Umwege in Kauf. Ähnliche „Selbsthafter“ wie die Jungfernrebe versehen ihre
Seitensprosse mit Haftscheiben.
IM DEZEMBER 2015
Während die Bäume und Sträucher mit
grossem Energieaufwand standfeste
Stämme bilden, um ihre Blätter aus Licht
zu bringen, machen es sich die Lianen
einfacher. Sie bilden nur dünne, dafür
umso längere Sprossachsen und nutzen
die fleissigen Bäume als Wege zum Licht.
Die Sprosse der Rattanpalme (Calamus
sp.) beispielsweise, die als Peddigrohr für
verschiedenste Flechtarbeiten genutzt
werden, erreichen Längen bis 300 Meter.
Lianen mit einem derartigen Wachstum
können Baumkronen so dicht bewachsen,
dass die Bäume merkliche Lichteinbussen
erleiden. Eigentliche Schmarotzer sind
die Lianen aber nicht. Sterben die Bäume
ab oder werden sie gefällt, dann bilden
die Lianen am Boden Dickichte, die das
Aufwachsen junger Bäume massiv behindern. Wie die folgenden Beispiele zeigen,
gehören die Lianen verschiedensten Verwandtschaftskreisen an. Es gibt daher
unterschiedliche Klettermethoden, die
alle zum gleichen Ziel führen.
recht dazu passen wollen die Wickelranken,
die aus den Achseln der Laubblätter wachsen. Sie und selbstverständlich auch die
Blüten und Früchte zeigen, dass es sich in
Wirklichkeit um ein Kürbisgewächs handelt.
Eine Besonderheit dieser Kletterpflanze ist
der verholzende und verdickte Stammgrund, aus dem die dünnen Klettertriebe
wachsen. Dadurch ist die Pflanze ausdauernd, was bei den Kürbisgewächsen eher
die Ausnahme ist. Pflanzen mit derart gegensätzlichen Sprossachsen werden als
Caudexpflanzen bezeichnet. Die unreifen
Früchte der Efeugurke und die jungen
Sprosse sind essbar. Im tropischen Asien
und Afrika, ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, wird die Efeugurke deswegen sogar
als Gemüse kultiviert.