Nr. 75 Dienstag, 22. September 2015 www.frutiglaender.ch Seite 4 Das Drahtseil ist auf Kurs Schon letzten Donnerstag wurde das Drahtseil angeliefert und zunächst während zwei Tagen überspannt. Das war nötig, weil das Material die Eigenschaft hat, sich auszudehnen. Ganze 1,5 Meter macht das bei einem Drahtseil dieser Länge aus. Dabei darf am Ende beim Einsetzen auf keinen Fall zuviel Kabel übrig bleiben. Adelboden Tourismus wird belebt Chefmonteur Peter Balmer und Betriebsleiter Konrad Bircher, beide von der BAAG, mit Spleiss-Experte Ernst Höfler (v.l.). ADELBODEN Der Bau des neuen 4erSessellifts zwischen Bergläger und Höchsthorn ist in der nächsten Etappe angekommen. Am Montag wurde das Kabel zu einem Endlosseil gespleisst. «Wenn wir Kabel übrig haben, wird es ins Lager genommen», erklärte Markus Hager, der Projektleiter der Bergbahnen Adelboden AG. Unterdessen packen die zwölf Helfer unter der Leitung von Spleiss-Experte Ernst Höfler an und MICHAEL SCHINNERLING fahren mit der Arbeit fort. Und die geht Der Schneidbrenner sprüht Funken und so: Zunächst werden 26 Drähte zu einer das überflüssige Seil wird abgetrennt. sogenannten Litze geschlagen. Jeweils BILD MICHAEL SCHINNERLING sechs Litzen werden danach zu einem Drahtseil verdreht. Dadurch besteht jedes Seil aus insgesamt 150 Drähten. Was für den Laien kompliziert tönt, machen die Profis vor Ort mit links. Am Ende werden die Drahtseilabschnitte zu einem Endlosseil zusammengespleisst. Erst dann wird das Seil in die Führungsrollen der Stützen eingesetzt. Bei Zürcher Sport ist Wissen Rabatt FRUTIGEN Wissen ist nicht nur Macht, wie das Sprichwort gemeinhin vermittelt, sondern seit dem letzten Freitag auch Rabatt. Beat Zürcher geht in seinem Sportgeschäft neue Wege. MARCEL MARMET «Du spinnst, das kannst du nicht machen! Aber sag mir dann, wie es funktioniert.» So oder ähnlich kommentierten Geschäftsfreunde und Berufskollegen Beat Zürchers Idee einer neuen Preispolitik. Als er diese seinen MitarbeiterInnen vorstellte, drohten einige gar mit der Kündigung. Doch plötzlich wuchs das Interesse auch bei ihnen. Das neuartige Preissystem scheint zunächst kompliziert, ist aber in der Ausführung völlig einfach. Jeder Kunde erhält ab sofort 20 Prozent Rabatt auf den Verkaufspreis. Wenn er aber eine Beratung in Anspruch nimmt, muss er diese entschädigen. Jede Verkäuferin, jeder Angestellte hat auf seinem Namensschild den Stundenansatz aufgeführt – gestaffelt nach Berufserfahrung. So weiss der Kunde, was eine Beratung wert ist. kauf und den starken Franken zu wettern. Wir mussten etwas Neues probieren, um dagegen anzukämpfen», begründet Beat Zürcher seinen Schritt in eine ungewisse Zukunft. «Wir wollen mit diesem Preissystem nicht diejenigen bestrafen, die Beratung in Anspruch nehmen, sondern vor allem jene belohnen, die genau wissen, was sie wollen. Wenn beispielsweise jemand einen Skischuh für 600 Franken kauft und eine Stunde Beratung benötigt, dann kostet ihn dieser trotzdem nur Massnahme gegen Internet und Euro «Es hilft nichts, gegen den Internetver- Schnitt in die Zukunft. BILD MM 500 bis 540 Franken, je nachdem wer die Beratung durchführt», erklärt er. «Leider kennen auch wir Kunden, die sich bei uns ausführlich beraten lassen und den Artikel dann anschliessend im Internet oder Discounter beschaffen. Dagegen wollen wir mit diesem System ankämpfen.» Ferientourismus weitgehend verschwunden sei, die Vorschriften vom Alkohol bis zum Tabak zugenommen hätten und die Anforderungen fürs Führen eines Betriebes massiv gesenkt wurden. Trotzdem: Gut 30 Jahre ist es her, seit Luzia und «Viele kommen gezielt ins ‹Panorama›, Daniel Rindisbacher als junges Ehepaar weil sie wissen, was sie hier bekommen», in Aeschiried ein Tea-Room übernah- sagt Luzia, und Daniel ergänzt: «Wir men. Sie waren beide vom Fach: Er haben treue Gäste gewonnen.» sorgte für die Küche, sie umsorgte die Gäste. Über die Jahre entwickelte sich Verstärkung im Team das Tea-Room zum Restaurant Pano- Mit der Zeit drohe allerdings Routine. rama, das fast 250 Gault-Millau-Punkte Deshalb gelte es immer wieder, sich zu sammelte und unter anderem zur Gilde hinterfragen. So beschlossen die beiden etablierter Schweizer Gastronomen ge- kürzlich, eine Neukonzeptionierung in Angriff zu nehmen. Ende Oktober wird hört. Das Paar ist sich einig, dass sich das diese abgeschlossen sein. «Ende Juni Umfeld für einen gastgewerblichen Be- haben wir das Restaurant geschlossen, trieb in all den Jahren zwar kaum verbes- danach einen Monat für die Neukonzepsert habe – dies insbesondere, weil der tionierung und Vorbereitung eingesetzt, BILDERGALERIE Mehr Bilder der Bauarbeiten finden Sie unter www.frutiglaender.ch Die Sesselbahn • Kuppelbare 4er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben • Talstation: 1488,5 m ü.M. • Bergstation: 1886 m ü.M. • Höhendifferenz: 397,5 m • Bahnlänge: 1127 m • Anzahl Stützen: 10 • Seildurchmesser: 38 mm • Gewicht Seil inklusive Bobine: ca. 12 Tonnen • Fahrgeschwindigkeit: 5 m / Sek. • Max. Seilneigung: 77,6 Prozent • Fahrzeit: ca. 4 Min. 45 Sek. • Förderleistung: 1500 Personen pro Stunde • Anzahl Sessel: 55 MS Frischer Wind im Immobilienmarkt FRUTIGEN Erst vor Kurzem hat Martina Wenger die Alpstyle Immobilien AG ins Leben gerufen. Doch der Betrieb verfügt bereits über eine gute Auftragslage. soll den starken Mann hinter mir symbolisieren», fügt Wenger an. Die Alpstyle Immobilien AG hat sie mit ihrem Lebenspartner Reto Brügger gegründet. Christian Oester unterstützt die GeErfolg oder Misserfolg ist ungewiss MANUELA MAURER schäftsführerin tatkräftig als Teilzeitan«Ich kenne noch niemanden, der diesen Ursprünglich kommt Martina Wenger gestellter. «Von Chrigel habe ich sehr viel Weg eingeschlagen hat. So gesehen bin aus Österreich, aber vor elf Jahren ist sie über das Immobiliengeschäft gelernt», ich ein Pionier und begebe mich ins Un- nach Adelboden gekommen. Dort arbei- schwärmt Wenger, und man sieht sofort, gewisse», gibt Beat Zürcher freimütig zu. tete sie bis 2011 im Ruedi’s Kiosk und dass sich die beiden gut ergänzen. Viele Bekannte und Geschäftsfreunde konnte dabei gute Kontakte zu den Einhaben mit ihm mehrmals über die Idee heimischen knüpfen, was ihr nun zugute «Hier bin ich zu Hause» diskutiert. Telefongespräche, E-Mails kommt. In diesen Jahren machte sie Die Schweiz, und vor allem das Frutigund SMS haben ihn erreicht und die auch das Handelsdiplom, und den Beruf land, sind Martina Wenger ans Herz geBandbreite der Ansichten geht weit aus- der Immobilienbewirtschafterin erlernte wachsen. «Ich wusste schon nach drei einander. Die meisten seiner Kollegen sie in den folgenden Jahren in einem Jahren in der Schweiz, dass ich hier sind aber sehr gespannt, wie sich das Adelbodner Betrieb. Martina Wenger bil- meine Zukunft verbringen möchte», erSystem auf den Geschäftsfluss auswirkt. det sich jedoch ständig im Immobilien- zählt die Immobilienfachfrau. Mit Reto «Ein Kunde sagte mir, dass er mit seiner sektor weiter, um à jour zu bleiben. Brügger hat sie nun auch noch den richFrau am Mittagstisch über diese Getigen Partner an ihrer Seite. schäftspraxis diskutiert habe. Wenn Zür- Logo mit Steinbock Martina Wenger ist eine fleissige und cher Sport also das Gesprächsthema am Das neue Gebäude der Alpstyle Immobi- motivierte Person und ist sich für nichts Mittagstisch ist, dann habe ich bereits lien AG an der Kanderstegstrasse in Fru- zu schade. Sie macht Fotos von den Obeinen Teilsieg errungen», schmunzelt tigen ist rustikal und doch heimelig ein- jekten, stellt die VerkaufsdokumentatioBeat Zürcher. gerichtet. Geschäftsführerin Martina nen zusammen und fungiert als VermittWenger hat das Interieur mit viel Liebe lungsperson. «Mein Baby», wie Martina zum Detail geplant und umgesetzt. «Der Wenger ihre Firma liebevoll nennt, Name für mein ‹Baby› ist mir bei einer «macht mich glücklich.» Bergwanderung mit meinem Lebenspartner in den Sinn gekommen», verrät sie. Am 26. September ist Tag der offenen Tür bei der «Ich wollte etwas Spezielles, Frisches Alpstyle Immobilien AG. Kanderstegstrasse 16, und Passendes. Der Steinbock im Logo Frutigen. einen Monat Pause gemacht und einen Monat mithilfe des einheimischen Gewerbes die Pläne umgesetzt», erklärt Daniel. Die Neuerungen sind nicht radikal. Es gibt eine neue Möblierung, mehr Gewicht für offene Weine und ein durchdachtes Ambiente. Künftig wird das Res taurant an sechs Tagen geöffnet und nur dienstags geschlossen sein. Die Veränderungen betreffen aber nicht nur das Äussere: Mit Tochter Ladina Rindisbacher, Susanne Dietrich und Franco Körperich hat das Ehepaar Rindisbacher auch frischen Wind ins Team gebracht. Die drei jungen Leute haben allesamt das Kochhandwerk gelernt und steigen jetzt in einem partizipativen Modell mit in den Betrieb ein. PD Ergänzen sich super: Christian Oester, Martina Wenger und Reto Brügger (v.l.). BILD MANUELA MAURER Neue Aussichten im «Panorama» AESCHI Luzia und Daniel Rindisbacher schaffen in ihrem Restaurant in Aeschiried äusserlich und innerlich neue Grundlagen. «Der grösste Vorteil der neuen Bahn ist natürlich, dass das Chuenisbärgli direkt und einfach an das Herz der Skiregion Adelboden-Lenk angeschlossen wird. Den Schneehungrigen stehen somit noch mehr einfach zu erreichende Pistenkilometer zur Verfügung, und das erst noch in Form der legendären Weltcup-Piste», erklärt Adrian Goetschi von Adelboden Tourismus. «Ausserdem wird die neue Piste Höchsthorn–Bergläger dank einer modernen Beschneiungsanlage dauerhaft gute Schnee verhältnisse bis in den Frühling garantieren. Die Vorteile beschränken sich allerdings nicht nur auf die Win tersaison. Im Sommer erschliesst die neue Bahn sämtliche Wanderwege im Gebiet Höchst-Bütschi-HahnenmoosSilleren und eröffnet auch hier ganz neue Möglichkeiten», führt er weiter aus. Das Fazit für den Tourismus: «Aus Sicht von Adelboden Tourismus kann sicher festgehalten werden, dass durch den Bau der neuen Bahn der Dorfteil Boden stark aufgewertet wird. Durch die bessere Anbindung an das gesamte Gebiet gehen wir davon aus, dass auch die Unterkünfte für Gäste attraktiver und somit besser ausgelastet werden.»
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