Luzerner KIRCHENSCHIFF Das Informationsmagazin der katholischen Kirche im Kanton Luzern Januar 2015 / Nr. 1 NEUORDNUNG3 NEULAND Chance Kirchenberufe (1) Führung und Organisation Diagnose Demenz Mit Vertrauen Der Kirche mangelt es an Landeskirche und Bistums- Wie umgehen mit einer Synodalrätin Simone Rüd: Personal. Die Kampagne regionalleitung setzen mit Diagnose, die den Alltag um- Sich aufmachen im Vertrauen «Chance Kirchenberufe» Jahresbeginn eine neue krempelt? Im Gespräch mit darauf, dass Einer uns lädt ein, die Perspektive zu Führungs- und Organisa einem Luzerner Ehepaar. begleitet. wechseln. tionsstruktur um. Bilder: Priska Ketterer, Stéphanie-Marie Couson AZB 6000 Luzern 6 Retouren bitte an: Sekretariat Landeskirche Abendweg 1 Postfach 6000 Luzern 6 NEUGIERDE 2 5 NEUANFANG8 Kirchenberufe bieten Chancen: So tritt die Kampagne «Chance Kirchenberufe» in Erscheinung. Berufe in der katholischen Kirche – eine Serie (I) CHANCE KIRCHENBERUFE MITVERANTWORTUNG GEBEN UND VERTRAUEN Der Kirche mangelt es an Personal, im Bistum Basel sind fortwährend um die 25 Stellen nicht besetzt. Die Deutschweizer Bistümer haben deshalb im Herbst 2013 die Kampagne «Chance Kirchenberufe» gestartet. Sie dauert bis 2017. Das «Kirchenschiff» nimmt das Thema 2015 auf. Jeden Monat dieses Jahres wird das «Kirchenschiff» auf dem Titelbild eine Person vorstellen, die in der Kirche arbeitet – in der Seelsorge, der Jugendarbeit, Katechese, Verwaltung oder in anderen Bereichen. Auf der Seite 2 werden diese Personen sich zu ihrem Werdegang und ihrer Motivation äussern. Die Serie ist der Beitrag des «Kirchenschiffs» zur Kampagne «Chance Kirchenberufe», die in der Deutschschweiz seit Herbst 2013 läuft. Diese tritt einerseits durch Plakate und Werbung im öffentlichen Verkehr in Erscheinung, anderseits treten Seelsorgende als Botschafterin/Botschafter in ihrem Umfeld als überzeugte Vertreterin/Vertreter ihres Berufs auf. «Sie sind die wirkungsvollsten Akteure, um Interessierte zu gewinnen», sagt Thomas Leist, Leiter der Fachstelle «Information Kirchliche Berufe» (IKB) und der Kampagne. Interessierte können sich auch für Schnuppertage melden, die einen Einblick in den Alltag kirchlicher Berufe ermöglichen – direkt an der Basis. ABGÄNGE KÖNNEN NICHT ERSETZT WERDEN Im Bistum Basel fehlten einerseits vor allem die Priester zwischen 35 und 55, die fähig und bereit seien, grosse Pfarreien zu leiten, sagt Fabian Berz, Personalverantwortlicher des Bistums. Dieser Mangel werde sich in den nächsten Jahren «noch verschärfen.» Berz weist auch darauf hin, dass viele von den Diakonen und Laientheologen/-theologinnen, die jetzt grosse Pfarreien leiten, in den nächsten zehn Jahren in Pension gingen. «Diese Abgänge werden vielfach nicht mehr ersetzt werden können», erwartet er. «Die Kirche muss sich deshalb auf ihre Ursprünge besinnen, die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen und dabei Raum für Kreativität schaffen», fordert Thomas Leist. Zentral sei das Mass der Verantwortung, welche die Kirche den Hauptamtlichen und den Laienmitarbeitenden geben wolle. Die Gemeindeleitenden der Zukunft werden nach der Vorstellung des «Die Kirche muss sich auf ihre Ursprünge besinnen»: Thomas Leist, Leiter der Fachstelle «Information kirchliche Berufe». Bild: do IKB-Leiters vor allem als «Moderatoren» in dem Sinn wirken müssen, dass sie die Rahmenbedingungen und die Infrastruktur schaffen, um «die verschiedenen Neigungen und Talente in einer Pfarrei zusammenzubringen. Moderieren heisse dabei auch: offen sein für fremde Ideen, diese in die eigene Arbeit einbeziehen und somit Verantwortung «splitten». DEN MITARBEITENDEN FREIHEIT GEWÄHREN Es gehöre ebenfalls zu einer erfolgreichen «Weitergabe des Glaubens», sagt Leist, dass sich die Laienmitarbeitenden in einer Pfarrei in ihrer ganzen Vielfalt gut aufgehoben fühlen. Vertraue die Kirche ihren freiwilligen und hauptamtlichen Mitarbeitenden und gewähre sie ihnen viel Freiheit beim glaubwürdigen Handeln, dann könne ihr das nur gut tun. do www.kirchliche-berufe.ch NACHRICHTEN Bistumskanton Luzern KOLLEKTEN 2015 FÜR FRAUENHAUS UND ENTLEBUCH Die Konferenz der Dekane und Dekanatsleitenden hat an ihrer Sitzung vom 25. Novem02 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 ber über die eingegangenen Gesuche für die kantonalen Kollekten im Jahr 2015 beraten. Sie hat entschieden, die Opfer im kommenden Jahr folgenden Kirchgemeinde be- ziehungsweise Einrichtungen zukommen zu lassen: • Die Kollekte am Feiertag Maria Himmelfahrt, 15. August 2015, ist zugunsten der Aussenrenovation Pfarrkir- che St. Martin, Entlebuch, bestimmt. • Die Kollekte an Maria Empfängnis, 8. Dezember 2015, geht an das Frauenhaus Luzern. Das Führungsteam und die Mitarbeitenden der Luzerner Landeskirche (von links): Simone Rüd, Edi Wigger. Margrith Mühlebach, Gregor Gander, Dominik Thali, Matthias Bättig, Urs Stadelmann, Winfried Adam, Markus Kopp, Yvonne Rihm, Heidi Graber, Andreas Wissmiller, Thomas Villiger, Viktor Diethelm, Sandra Dietschi, Beatrix Späni-Holenweger. Nicht auf dem Bild: Claire Calcagni. Bild: Roberto Conciatori Neue Führungs- und Organisationsstruktur LANDESKIRCHE + BISTUM MEHR ZUSAMMENARBEITEN UND VERNETZEN Landeskirche und Bistumsregionalleitung setzen mit ihrer neuen Führungs- und Organisationsstruktur darauf, was auch in den Pastoralräumen angesagt ist: die Zusammenarbeit verstärken. Aus den bisherigen fünf Fachstellen sind deshalb mit Jahresbeginn drei Fachbereiche geworden. Pastoralräume, Pfarreien und Kirchgemeinden, die mit einer Anfrage an die Landeskirche gelangen, können sich damit zwar weiterhin an die ihnen vertrauten Mitarbeitenden wenden, ihr Anliegen wird künftig aber mit einem breiteren Blickwinkel bearbeitet: Welche Kompetenzen sind wirklich gefragt? Welche Mittel stehen dafür zur Verfügung? «Wir möchten ein Thema nicht mehr für sich angehen, sondern aus gesamtpastoraler Sicht», sagt Gregor Gander. «Genau so, wie dies in den neuen Pastoralräumen gefragt ist.» Das Stichwort heisst ganzheitlich: Was hier verändert wird, wirkt sich möglicherweise auch dort aus. Und umgekehrt. DIE KOMPETENZEN BÜNDELN Gregor Gander ist seit Jahresbeginn Leiter Fachbereiche der Landeskirche und bildet mit Synodalverwalter Edi Wigger die Geschäftsleitung. Aus den bisherigen fünf Fachstellen sind drei Fachbereiche geworden, «in denen wir nach festgelegten Abläufen enger zusammenarbeiten wollen», wie Gander betont. In diese sind auch der Synodalrat und die Bistumsregi- onalleitung eingebunden. In den drei Fachbereichen sind die Kompetenzen so gebündelt: Fachbereich Pastoral: Der grösste Fachbereich. Darin sind die bisherigen Fachstellen Religionsunterricht und Gemeindekatechese, Pfarreientwicklung und Diakonie sowie kirchliche Jugendarbeit zusammengefasst. Die Mitarbeitenden betreuen weiterhin schwergewichtig ihre bisherigen Aufgabenbereiche. Fachbereich Spezialseelsorge: Dazu gehört die Behindertenseelsorge. Sie ist der einzige Bereich, der sich direkt an Menschen an der Basis richtet. Fachbereich Kommunikation: Die bisherige Kommunikationsstelle; sie ist seit deren Bildung 2006 auch für die Bistumsregionalleitung zuständig. Insgesamt zählen die drei Fachbereiche 14 Mitarbeitende mit insgesamt 990 Stellenprozenten. Die Synode hatte der neue Fachstellen- und Führungsstruktur an der Frühjahrssession 2014 einstimmig zugestimmt. Zweites Element darin – neben der Bildung der Fachbereiche – ist die Fortsetzung auf Seite 4 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 03 Fortsetzung von Seite 3 neue Führungsstruktur. Sie ist schlanker und die strategische und operative Verantwortung sind jetzt klar getrennt. Die Doppelstruktur der katholischen Kirche in der Schweiz mit ihrer pastoralen und staatskirchenrechtlichen Führungslinie bleibt darin abgebildet. FÜHRUNG NÄHER AM TAGESGESCHEHEN Bisher waren vier Mitglieder des Synodalrats (Hans Burri, Maria Graf-Huber, Ruth Mory-Wigger, Markus Müller) und zwei der Bistumsregionalleitung (Seppi Hodel, Margrith Mühlebach) für die Fachstellen zuständig. Neu bildet je ein Mitglied daraus die Steuergruppe: Synodalrätin Simone Rüd und Margrith Mühlebach. Sie geben – in Absprache mit ihren Gremien – die strategischen Leitlinien vor. Für deren Umsetzung – das operative Geschäft – trägt die neue Geschäftsleitung mit Synodalverwalter Edi Wigger und Fachbereichsleiter Gregor Gander die Verantwortung. «Die Führung ist damit sozusagen nach unten gerutscht und näher an das Tagesgeschehen gerückt», sagt Edi Wigger. Für die Synodalverwaltung, die er ebenfalls führt, ändert sich nichts. Nach zwei Jahren werden die Erfahrungen ausgewertet, im Herbst 2017 wird der Synode Bericht erstattet. Gregor Gander ist die Zeit bis dahin wichtig: «Einerseits besteht viel Gutes, an dem wir festhalten und auf dem wir aufbauen wollen. Anderseits sind wir am 1. Januar nicht mit einem fertigen Modell gestartet, sondern nehmen uns Zeit, dieses weiterzuentwickeln.» do DAS FÜHRUNGSTEAM UND DIE MITARBEITENDEN Steuergruppe: Simone Rüd (Vertreterin des Synodalrats), Margrith Mühlebach (Vertreterin der Bistumsregionalleitung) Geschäftsleitung: Edi Wigger (Synodalverwalter), Gregor Gander (Leiter Fachbereiche) Fachbereich Pastoral: Winfried Adam und Beatrix Späni-Holenweger (Religionsunterricht und Gemeindekatechese), Urs Stadelmann (Kirchliche Medien), Sandra Dietschi und Viktor Diethelm (kirchliche Jugendarbeit), Markus Kopp und Thomas Villiger (Pfarreientwicklung und Diakonie) Fachbereich Spezialseelsorge: Gregor Gander und Claire Calcagni (Behindertenseelsorge), Yvonne Rihm (Beratungsdienst Religionsunterricht an Sonderschulen) Fachbereich Kommunikation: Dominik Thali, Matthias Bättig (auch Stellvertretung Synodalverwalter), Andreas Wissmiller (Redaktion Pfarreiblatt) Sekretariat Fachbereiche: Heidi Graber Schritt für Schritt auf dem Weg: Franz Inauen (rechts) mit einem Bewohner des Blindenheims Horw. Fachbereich Spezialseelsorge – Behindertenseelsorge BLINDENSEELSORGER FRANZ INAUEN VERABSCHIEDET Viele Jahre hat Franz Inauen in der CAB (Caritas Aktion der Blinden) und im Blindenheim Horw als Seelsorger gewirkt. Seine herzliche Ausstrahlung, sein Einsatz und sein Einfühlungsvermögen brachten den Menschen Licht in den Alltag und ins Leben. Ende Oktober des vergangenen Jahres beendete er seine Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen. Die Behindertenseelsorge und mit ihr alle Menschen, die von Franz Inauens Wirken spüren durften, danken ihm für seinen Einsatz und wünschen ihm Kraft, Hoffnung und Gottes Segen. Mediendienstleistungen «Kirchliche Medien» KUNDENSTIMMEN – UND EINE MEINUNGSUMFRAGE Vor dem Sommer vergangenen Jahres wurden sechs Fachpersonen aus dem kirchlichen Bereich im Kanton Luzern angefragt, ob sie bereit seien, ein Statement zu den neuen Mediendienstleistungen «Kirchliche Medien» abzugeben. Vier dieser Statements wurden inzwischen veröffentlicht und sind auf der Startseite von www.kirchliche-medien.ch zu sehen. Fotograf der Bilder ist Roberto Conciatori ( Luzern). In diesem Monat beginnt eine Umfrage zu den «Kirchlichen Medien». Gut zwei Jahre nach deren Start im Herbst 2012 sind die Nutzerinnen und Nutzer eingeladen, ihre Erfahrungen und Einschätzungen in den Bereichen Pädagogisches Medienzentrum Luzern (PMZ), «Relimedia» Zürich, Beratung und Weiterbildung abzugeben. Urs Stadelmann, Leiter «Kirchliche Medien», dankt fürs Mitmachen und ist jederzeit offen für Anregungen oder Anschaffungswünsche. Teilnehmen kann man per Mail oder online über www. kirchliche-medien.ch. Gregor Schwander und Carmen Koehmann Lustenberger: zwei der Personen, die auf www.kirchliche-medien.ch erklären, was ihnen die Mediendienstleitungen bedeuten. 04 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 Bild: Gregor Gander Bilder: Roberto Cociatori ...aber das Herz wird nicht dement... Der Seelsorger Franz Inauen und seine Diagnose Demenz IM GESPRÄCH GEMEINSAM AUF DEM WEG INS INNERE Beginnende Demenz: Die Diagnose hat den Alltag von Franz und Bernadette Inauen* umgekrempelt. Das Luzerner Ehepaar versucht, ihn neu zu leben – im Vertrauen darauf, dass die Krankheit das Innerste eines Menschen nicht zu zerstören vermag: sein Herz. Was löste die Diagnose «beginnende Demenz» in Ihnen aus? Franz Inauen: Für mich brach eine Welt zusammen. Wenn man nicht weiss, was wirklich los ist… das stellt auch eine Partnerschaft auf die Probe, da geht man die Wände rauf. Wie gehen Sie mit der Krankheit Ihres Mannes um? Bernadette Inauen: In mir drüllt es im Moment wahnsinnig. Ich frage mich: Ist wirklich alles mit einer dementiellen Entwicklung zu erklären? Oder wo spielen verschiedene psychische Faktoren eine nicht unwesentliche Rolle? Hinzu kommen die Schuldgefühle, die immer wieder hochkommen: Hätte ich nicht und ich müsste doch… «Ich wünsche mir, dass die Wie begann sich die Demenz Leute sich sagen lassen, wie es in Ihrem Alltag zu zeigen? einem geht und es gopfertoori Franz Inauen: Oft war es so, auch glauben.» wie wenn ich ein Brett vor Franz Inauen dem Kopf hätte: ich sah und wusste nicht mehr weiter. Vor allem, wenn es ums Überlegen, ums Denken, um den Verstand ging. Dazu vergass ich so viele Dinge. Und ich erschrak sehr über mich selbst, als ich innerhalb von vier Monaten vier Personen ohne Grund im Verlauf eines Gesprächs buchstäblich alle Schande sagte. Das machte mir unerhört Angst. Ich hatte mich in diesen Situationen offenbar nicht mehr im Griff. *FRANZ, 64, UND BERNADETTE INAUEN, 60, leben in Luzern, die beiden haben drei erwachsene Kinder. Christian war bis Ende Oktober als Seelsorger im Blindenheim Horw tätig, das letzte halbe Jahr noch in einem 50-Prozent-Pensum. Im Frühjahr 2013 wurde er mit der Diagnose Demenz konfrontiert. DEMENZ FORDERT DIE SEELSORGE HERAUS Im Kurs «Das Herz ist nicht dement» von Anfang November berichtete Christian* über sein Leben mit der Krankheit Demenz. In der Seelsorge in Pfarreien und Pflegeheimen, in Diakonieprojekten wie Mittagstischen begegnen kirchliche Mitarbeitende Menschen, Angehörigen und Betreuenden, die von Demenz betroffen sind. Die Krankheit fordert sie heraus, sich mit den Tiefen des Lebens zu beschäftigen. Christian und Helen* bauen mit ihrer Bereitschaft zum Gespräch eine Brücke dazu. Wie organisieren Sie Ihren Alltag? Bernadette Inauen: Wir haben begonnen, ein Heft zu führen, in das wir reinschreiben, woran Franz denken oder was er erledigen muss, wenn wir – unsere jüngste Tochter oder ich – nicht da sind. Was gemacht ist, wird durchgestrichen... Franz Inauen: ...was aber keine Garantie dafür ist, dass ich an etwas wirklich gedacht habe. Was macht Sie sicher im Alltag? Franz Inauen: Menschen, Dinge und Abläufe, die mir vertraut sind, Rollen, auf die ich mich einlassen kann. Das war im Beruf zum Beispiel, wenn ich einen Gottesdienst hielt. Wie erleben Sie Ihren Mann? Bernadette Inauen: Es fällt ihm häufig schwer, an einem Thema zu bleiben. Für die Angehörigen eines Menschen mit Demenz ist es eine besondere Herausforderung, dass die Kommunikation mit ihm nicht mehr so möglich ist, wie man sich gewöhnt war. Franz Inauen: Unser Gespräch dauert jetzt etwa eine Dreiviertelstunde, und ich habe bereits mehr Mühe, mich zu konzentrieren als am Anfang. Bernadette Inauen: Liebe Gewohnheiten, die wir weiterpflegen, helfen uns, und für Franz sind sie etwas, an das er sich halten kann. Der gemeinsame Feierabend in der Stube zum Beispiel, zu dem wir ein Glas Wein trinken. Oder wir spielen viel Rummy zusammen. Fortsetzung auf Seite 6 BÜCHER ZUM THEMA: • HALLO MISTER ALZHEIMER – Wie kann man weiterleben mit Demenz? Einsichten eines Betroffenen, Richard Taylor, Verlag Hans Huber Bern, 1. Auflage 2013, ISBN 978-3-456-85263-8 • IM DUNKELN WÜRFELN – Portraits, Bilder und Geschichten einer Demenz, Ri- chard Taylor, Verlag Hans Huber, 2011, 1. Auflage 2011, ISBN 978-3-3456-84968-3 • ALZHEIMER UND ICH – Leben mit Dr. Alzheimer im Kopf, Richard Taylor, Hans Huber Verlag Bern, 3. Auflage 2011, ISBN 978-3-456-85026-9 Die Schweizerische Alzheimervereinigung im Web: www.alz.ch Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 05 Ein Herz aus Lindenholz in einem gespaltenen Zwetschgenast. Die Skulptur von Reto Odermatt, Flüeli-Ranft, hat Bernadette Inauen ihrem Mann Franz geschenkt, nachdem bei ihm eine dementielle Entwicklung diagnostiziert wurde. Fortsetzung von Seite 5 Müssen Sie in Ihrem Umfeld viel erklären? Bernadette Inauen: Wenn ich es bloss könnte... Wie es Franz geht, ist schwierig zu verstehen, wenn man es nicht selber miterlebt. Ich geriet schon in ein grosse Krise, als Bekannte meinten, Franz mache es ja so gut, wir täuschten uns in der Diagnose bestimmt. Ich fragte mich: Täuschen sich die Ärzte, bilde ich mir das nur ein mit dieser Demenz? Ich bin gottefroh um die paar Menschen, die wirklich Bescheid wissen. (denkt nach) Ja, ich muss scho no öppe verzelle, wie wir das erleben. Viele Leute hören das Wort Demenz und verbinden es gleich mit einem Menschen in der Endphase – schwer pflegebedürftig. Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Franz Inauen: Eines Tages «Ich glaube daran, dass das innerste Wesen eines Menschen durch eine solche Krankheit nicht zerstört wird.» muss ich wohl in ein Heim. Das bedrückt mich oft. Bernadette Inauen: Es muss Bernadette Inauen doch für ältere Menschen eine Wohnform geben, bei der sich Menschen, die noch gesund sind, und solche mit Einschränkungen nach ihren Möglichkeiten unterstützen. Jeder und jede trägt so lange zur Gemeinschaft bei, wie er oder sie es vermag. Was sagen Sie anderen Menschen, welche die Diagnose Demenz erhalten? Franz Inauen: Ich erteile keine Ratschläge, weil ich sie selbst nicht ertrage. Was für uns gilt: Wir stehen immer dazu, wie es uns geht und sind ehrlich. Eine Empfehlung ist vielleicht dies: Einige Wochen nach der Diagnose hat mir Bernadette ein Buch geschenkt und mich eingeladen, darin meine Gedanken aufzuschreiben und zu zeichnen. Das mache ich und es tut mir gut. Bernadette Inauen: Mir ist es wichtig, weiterhin unseren Familienalltag so normal wie möglich zu gestalten. Wir feiern das Leben miteinander, und die Welt geht nicht zu Ende. Wir messen unserem Denken viel Bedeutung zu. Aber es ist nur ein Teil von uns. Und ich glaube daran, dass das innerste Wesen eines Menschen durch eine solche Krankheit nicht zerstört wird. 06 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 Bilder: Gregor Gander Haben Sie Wünsche und Erwartungen an die Gesellschaft? Franz Inauen: Dass die Leute sich sagen lassen, wie es einem geht, es einem gopfertori auch glauben und nicht mit Ratschlägen abtun wollen. Ja weisch, ich vergesse auch immer so viel, sagt man doch leicht. Man muss sich einfühlsam auf Menschen mit Demenz einlassen. Ich kann doch auch nicht erklären, weshalb es nun so tut mit mir, aber es tut so. Es kann deshalb schwierig werden, wenn man Menschen mit Demenz widerspricht. Bernadette Inauen: Hinhören, aufeinander zugehen: Das ist wichtig, nicht nur beim Thema Demenz, und wird doch in unserer Gesellschaft oft nicht gemacht. Aufklärung ist wichtig; ich schätze deshalb zum Beispiel die Tätigkeit der Alzheimervereinigung sehr. Und was das Wohnen betrifft, frage ich mich: Gibt es nichts anderes als «Endstation Pflegeheim»? Das ist ein dringendes Thema. Franz Inauen: Ich stelle fest, dass viele Leute erschrecken, wenn sie mit dem Thema Demenz in Berührung kommen. Die meisten sind fast nicht informiert, ich war es ja auch nicht. Es ist schwierig, als Dementer in dieser Gesellschaft zu leben. Meine Motivation ist, zur Bewusstseinsbildung beizutragen, solange ich das kann. Sie sprechen offen über das Thema. Franz Inauen: Ja. Ich mag nichts überspielen. Bernadette Inauen: Wir muten den Leuten damit auch etwas zu. Es gibt solche, die mir deswegen aus dem Weg gehen. Sie wollen es gar nicht hören. Wie wenn Demenz ansteckend wäre. Aber ich habe ihn der Zwischenzeit noch besser gelernt, die vielen kleinen Zeichen positiver Zuwendung wahrzunehmen und zu schätzen. Und ich weiss zum Glück um das gute Netz von Menschen um mich, auf die ich mich verlassen kann. Interview: Dominik Thali, Markus Kopp Lesen Sie das vollständige Gespräch auf www.lukath.ch NACHRICHTEN DES GLAUBENS Y WIE YOGA Was hat Yoga mit Glauben zu tun? Im traditionell-indischen Yoga mit seinen komplexen Lehren geht es letztlich wie in der christlichen Mystik um die Vereinigung mit dem Göttlichen. Im Westen wird Yoga oft losgelöst von seinem geschichtlichen und dogmatischen Kontext vermittelt. In Kursprogrammen scheint Yoga auf als eine Form der Körper- und Atemarbeit, die unsere Konzentration und Gelassenheit, das Muskelspiel, die Achtsamkeit und unsere Selbstheilungskräfte stärkt und uns von Stress und Schlafstörungen befreit. Manche kritisieren jegliche Versuche, spirituelle Wege und Methoden losgelöst von religiösen Lehren, Gemeinschaftserfahrungen und Religionsgeschichte anzubieten. Doch Yoga oder Zen als individuelle Erfahrung ohne expliziten Gottesbezug zu üben, ist genauso legitim wie Bachs Oratorien zu hören und barocke Kirchen zu besuchen, ohne dabei die Vereinigung mit Gott anzustreben. Es gibt viele Wege zu Gott. Warum nicht auch jener über Ethik und Ästhetik, Atemtraining und Rituale? Lukas Niederberger IN DER SERIE «ABC des Glaubens» erklären Ulrike Zimmermann, Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Viktor, und der Theologe Lukas Niederberger, Luzern, Begriffe aus dem Glaubensleben und kirchlichen Alltag. Kirchliche Medien FILME IM RELIGIONSUNTERRICHT EINSETZEN – ABER WIE? Immer wieder wünschen sich Klassen im Fach Religion Filme. Doch wo findet sich geeignetes Material? In diesemWorkshop lernen die Teilnehmenden, Werbeclips, Kurzfilme und Spielfilme sinnvoll im Religionsunterricht einzusetzen. Sie lernen Methoden kennen, erhalten anhand von Beispielen wertvolle (auch technische) Tipps für den Religionsunterricht und Material mit auf den Weg. Angesprochen sind Religionslehrpersonen, Religionspädagogen/-innen aller Schulstufen. Datum und Ort: Dienstag, 24. Februar, 18.15 – 21.15 Uhr, kath. Landeskirche, Abendweg 1, Luzern Leitung: Claude Bachmann, Religionspädagoge RPI, Kriens Kosten: Fr. 30.– Anmeldung: [email protected], 041 419 48 38 Religionsunterricht und Gemeindekatechese EINFÜHRUNG IN DIE FASTENOPFER-MATERIALIEN «Weniger für uns. Genug für alle.» So lautet der Slogan der Kampagne 2015 von Fastenopfer und «Brot für alle». Diese nimmt unseren Fleischkonsum unter die Lupe, der zur globalen Erwärmung beiträgt. Der Klimawandel beeinträchtigt die Produktion vieler Kleinbauern im Süden, Nahrungsmangel ist die Folge. Unser Konsum, der Klimawandel und der Hunger hängen zusammen. Das Werkheft «Katechese» bringt wiederum neue Impulse für den Religionsunterricht und zur Gestaltung der Fastenzeit. Die Einführungen in die Materialien finden dieses Jahr an zwei Halbtagen am gleichen Tag in Luzern statt:. Datum und Ort: Mittwoch, 21. Januar,8.30 bis 11.30 (Kurs A); 14 bis 17 Uhr (Kurs B); jeweils kath. Landeskirche, Abendweg 1, Luzern. Anmeldung: [email protected], 041 419 48 38 Austauschabend in Rothenburg WAS PAARE ZUSAMMENHÄLT – WELCHE WERTE TRAGEN? Was hält Paare zusammen? Was trägt sie durch die Hochs und Tiefs der Beziehung? Drei Paare in verschiedenen Beziehungsaltern erzählen bei einem Glas Rotwein, welche drei Werte für sie tragend sind. Ein gemütlicher und impulsreicher Paarabend. Auch Einzelpersonen sind willkommen. Datum und Ort: Mittwoch, 4. Februar, 19.30–21.45 Uhr, Pfarreiheim Rothenburg, Eintritt frei Anmeldung: Petra Mestre, [email protected], 041 280 20 19 Freiwilligenpreis JETZT VORSCHLÄGE FÜR NOMINATIONEN MACHEN Nicht vergessen: Noch bis Ende Januar läuft die Frist, um Vorschläge für den Preisträger/die Preisträgerin des zweiten «Dank Dir!»-Preises einzureichen. Landeskirche und Seelsorgerat suchen jene Gruppe, die mit ihrer Freiwilligenarbeit auffällt und dafür geehrt werden soll. Im vergangenen Jahr hatte die «Mini»-Schar von Hochdorf die Auszeichnung erhalten. Der Preis besteht aus einem Geldbetrag für einen gemeinschaftlichen Anlass sowie drei «Dank Dir!»-Fahnen, die nun während eines Jahres in der Pfarrei, gut sichtbar, auf die Auszeichnung hinweisen. Vorschläge an: Thomas Villiger, Fach bereich Pastoral – Pfarreientwicklung und Diakonie, [email protected] oder 041 419 48 40 LUZERNER KIRCHENSCHIFF Das Informationsmagazin für die Mitarbeitenden der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern; erscheint zehnmal jährlich HERAUSGEBER Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern in Zusammenarbeit mit dem Bischofsvikariat St. Viktor REDAKTION Dominik Thali REDAKTIONSADRESSE Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern, Kommunikation, Abendweg 1, 6000 Luzern 6 Telefon 041 419 48 24 [email protected] DRUCK Brunner AG Druck und Medien, Kriens Auflage: 2900 Ex. BESTELLUNGEN ADRESSÄNDERUNGEN Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern, Synodalverwaltung, Abendweg 1, 6000 Luzern 6 Telefon 041 419 48 48 [email protected] Jahresabonnement: Fr. 20.– DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT MITTE FEBRUAR 2015 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 7 Aus Sicht des Synodalrats FORUM DEN NEUBEGINN MIT VERTRAUEN WAGEN Ich sagte zu dem Engel, der an der Türe des Jahres stand: «Gib mir ein Licht, dass ich sicher in das Unbekannte schreiten möge.» Und er antwortete: welche die sogenannte Steuergruppe bilden. Und auf der operativen Seite besteht die Geschäftsleitung aus dem Synodalverwalter und dem Stellenleiter der Fach bereiche. «Geh hinaus in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes. Das wird für dich besser sein als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.» aus China Diese strukturell und personell neu definierte Zusammenarbeit will eingeübt werden. Entsprechend müssen auch die Prozesse definiert und umschrieben werden. Das heisst denn auch: Vieles liegt noch im Dunkeln. Es «Gott begleitet uns, ist uns nahe und führt uns, wenn wir den Weg selber nicht mehr sehen.» Zu Beginn eines neuen Jahres liegt Vieles vor uns: Bekanntes und Vertrautes, Unbekanntes und Fremdes. Für die Fachstellen unserer Landeskirche wird das sehr konkret: Mit dem Ja der Synode zur Neuorganisation der Fachstellen- und Führungsstruktur vom 14. Mai letzten Jahres kann nun ein Neuanfang beginnen, der bereits seit längerer Zeit in kleinen Schritten vorbereitet wurde. Früh wurden die Mitarbeitenden der Fachstellen in die Beratungen miteinbezogen. Jetzt, mit dem Jahresbeginn, soll die entstandene Struktur nach und nach umgesetzt werden. Zuerst gilt es, Übersicht zu schaffen und so eine Form von Ordnung in Bekanntes und Neues hineinzubringen. Diese neue Organisation enthält auch neue Zusammensetzungen in der Zusammenarbeit. Waren bis anhin verschiedene Personen der Bistumsregionalleitung und des Synodalrats in die strategische Leitung der Fachstellen eingebunden, sind dies neu nur noch je eine Person der beiden «Linien» (der staatskirchlichen und pastoralen), 08 Luzerner KIRCHENSCHIFF 01/2015 wird Erfahrungen geben, welche Mitarbeitende und Leitende beflügeln und andere, welche hemmen oder sogar blockieren. Ein solcher Neuanfang kann deshalb nicht ohne Respekt vor den gesetzten Zielen gemacht werden. Es ist gut zu wissen, dass die Neuorganisation nicht über Nacht umgesetzt sein muss. In knapp zwei Jahren werden wir der Synode Rechenschaft ablegen. Wir haben also für diesen Neuanfang etwas Zeit. Und den neuen Weg muss letztlich niemand allein gehen: Wir arbeiten in verschiedenen Konstellationen zusammen und können damit auf die Mitarbeit und das Mitdenken anderer zählen. Und als Christinnen und Christen dürfen wir uns aufmachen im Vertrauen darauf, dass uns Einer begleitet, uns nahe ist und uns führt, wenn wir selber den Weg nicht mehr sehen. Simone Rüd, Synodalrätin AUF DER SEITE FORUM schreiben abwechselnd Mitglieder der Bistumsregionalleitung und des Synodalrats zu einem selbst gewählten Thema.
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