Medienmitteilung – Grosser Fokus: Arab Encounters

19. Internationale Kurzfilmtage Winterthur | 3.–8. November 2015
Medienmitteilung | Programmvorschau | 25. August 2015
Programmvorschau: Begegnungen mit und in der arabischen Welt
Gleich einem Schreckgespenst geistern Artikel über den arabischen Raum dieser Tage durch die hiesige Presse.
Doch was wissen wir eigentlich über ihn – mal ganz abgesehen von den durch Medien und Mythen geprägten
Stereotypen? Die 19. Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur geht dieser Frage in ihrem Grossen
Fokus nach und will Begegnungen schaffen. Jedoch nicht nur mit und insbesondere in der arabischen Welt, sondern
auch mit dem Kurzdokumentarfilmprojekt 5 x 5 x 5, mit Bhutan und Nepal, mit Christoph Girardet und Matthias
Müller, mit Dada, mit Andy Warhol und mit Gangstern.
Der notgedrungen politisch brisante Film aus dem Irak, die visuelle Raffinesse des libanesischen Films, die Distanzierung bei gleichzeitiger Nähe mancher Diaspora-Araber oder der trivialpopuläre Mainstream des filmindustriell
geprägten Ägyptens – vom «arabischen Film» als homogenes Ganzes zu sprechen wäre vermessen, könnte das Kino
der arabischen Welt doch diverser nicht sein. Und trotzdem wagten es die Programmschaffenden der Kurzfilmtage,
den Grossen Fokus der diesjährigen Ausgabe unter dem Sammeltitel Arab Encounters – Visions and Realities auf
ausgesuchte Facetten des arabischen Films zu legen. Dabei ging es nicht um einen historisch repräsentativen
Querschnitt der über hundertjährigen Geschichte des arabischen Films, sondern vielmehr darum, den Kurzfilm als
Gestaltungsprinzip zu nutzen und so beeindruckende Beispiele des arabischen Kurzfilmschaffens Raum und Zeit
überschreitend zu vereinen. Unter Arab Encounters erwarten uns somit Kurzfilm-Programme, welche, abgesehen von
wenigen prägnanten Ausnahmen, eine Innensicht bieten: Filme von arabischen Filmschaffenden für ein arabisches
Publikum, die dem westlichen Besucher neue Perspektiven eröffnen dürften. «Die Programme stellen ein Gegenbild
zum schnelllebigen Tagesjournalismus, welcher uns regelmässig mit spektakulären, teils inszeniert wirkenden
Bildern aus der arabischen Welt füttert. Wir zeigen einen arabischen Alltag, der uns mit gängigen Stereotypen brechen
lässt und uns neue (filmische) Visionen präsentiert», so John Canciani, Künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage.
Grosser Fokus: Von arabischen Filmschaffenden, nicht nur für ein arabisches Publikum
Mit dem Gedanken, den Grossen Fokus der arabischen Welt zu widmen, spielte man bei den Kurzfilmtagen erstmals
2010, als die Revolution in Tunesien den Beginn einer historischen Zäsur markierte. Heuer nun ging Canciani mit
seinem Team das Projekt an: «Die Vielfalt und die Breite an Filmen, auf welche wir in der Recherche trafen, bestätigte
unseren Entscheid. Rasch zeigte sich, dass wir auf die Reproduktion eines bekannten Bildes verzichten und – mit Mut
zur Lücke – Ein- und Ausblicke auf uns unbekannte Realitäten wagen können würden.» Ausgewählte Titel der
Programme innerhalb von Arab Encounters lesen sich dann auch so rätselhaft wie spannend und vielfältig. Da ist etwa
Fever Through the Night, ein Programm über Revolutionen, das keine Thesen zu politischen Umschwüngen aufstellt,
stattdessen mal poetisch, mal sinnlich die Lebens-, Leidens- und Liebesbedingungen im arabischen Raum thematisiert. Oder Arab Women: Measuring the World, das von jenen Frauen erzählt, die sich ihre Geschichte mit künstlerischen Strategien aneignen und so neue Landmarken in der arabischen Welt setzen. Damit, wie 35 Jahre Diktatur und
drei verheerende Kriege Kultur und Gesellschaft prägen, beschäftigt sich Iraq – Redefining Identities. Die in Kuwait
geborene, ursprünglich aus Palästina stammende und in den USA aufgewachsene Filmemacherin Basma Alsharif
zeigt uns in Basma Alsharif – Nomad Diaries aus der Perspektive der Diaspora, was es bedeutet, in erster Linie
Mensch und nicht Araberin zu sein. Und The Syrian Revolution Will Not Be Televised seinerseits hegt den Anspruch,
den Umbruch in Syrien nicht durch die Linse der Medien, sondern durch jene der syrischen Bevölkerung zu zeigen.
Land im Fokus: Bhutan und Nepal zwischen Tradition und Moderne
An der Südseite des Himalaya gelegen, eingequetscht zwischen den Riesen (auch was ihre Filmindustrie betrifft)
Indien und China, voneinander getrennt durch den indischen Bundesstaat Sikkim, und für vieles, kaum aber für ihre
Filmindustrie bekannt: Das sind die Länder Bhutan und Nepal. In ersterem wurde erst 1999 Fernsehen und Internet
eingeführt, in letzterem entstand eine nennenswerte Filmproduktion erst Ende der Achtzigerjahre. Und doch besteht
heute in beiden Ländern eine junge, lebhafte, unabhängige Filmszene, die den Kurzfilm als Medium für sich entdeckt
hat, um zu experimentieren und Neues zu erschaffen. In den drei Programmen der Sektion Land im Fokus beleuchten
die Kurzfilmtage genau dieses Schaffen und gewähren so Einblicke in das junge filmische Werk zweier Länder, die von
starken politischen Veränderungen geprägt sind. «Die programmatorische Arbeit begann lange vor den Erdbeben,
welche Nepal im Frühling dieses Jahres heimsuchten. Entsprechend thematisieren unsere Programme diese
Internationale Kurzfilmtage Winterthur I The short film festival of Switzerland I Steiggasse 2 I Postfach I 8401 Winterthur I Switzerland
Tel +41 52 212 11 66 I Fax +41 52 212 11 72 I [email protected] I www.kurzfilmtage.ch
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Katastrophe nicht. Doch scheint uns, dass sie durch die Beben eine ungeahnte Dringlichkeit erhielten», so der
Kaufmännische Leiter Remo Longhi, ergänzend zur Sektion Land im Fokus.
Person im Fokus: Girardet/Müller schaffen bewusst unbewusste Erinnerung
Die beiden deutschen Künstler Christoph Girardet und Matthias Müller gehören zu den international profiliertesten
Vertretern des Video- und Experimentalfilms. Mit Vorliebe bedienen sie sich Versatzstücken und Fragmenten aus
fremden Filmen und fügen diese dann zu ebenso virtuosen wie bewegenden Film-Collagen zusammen. Dieses «found
footage» erhält durch Girardet/Müller komplett neue und ungeahnte affektive Qualitäten. 2015 widmen die
Kurzfilmtage dem Künstler-Duo die Sektion Person im Fokus und zeigen Programme unter dem Titel The Unconscious
of Cinema sowie Haunted by Memories. Ergänzend hierzu zeigt das Fotomuseum Winterthur im Rahmen der Serie
«SITUATIONS» die Arbeit «Cut».
Weitere kuratierte Programme: Von Dada, Gangstern, Warhol und materiellen Gelüsten
Dada ist alles und nichts. Dada ist tot. Dada lebt. Dada feiert Jubiläum! 99 J∀HЯE DADA – ein Jahr vor dem offiziellen
Jubiläumsjahr (das Cabaret Voltaire wurde am 5. Februar 1916 eröffnet), denn Schnapszahlen über alles! Und so
stellen die beiden Jubiläumsprogramme unter dem Titel 99 J∀HЯE DADA: Im Dialog mit der Gegenwart die Werke von
Dadaistinnen und Dadaisten in den Dialog mit den Filmen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren und fragen
sowohl nach formellen als auch nach Gemeinsamkeiten im Geiste. Auf ähnliche Weise sucht When I Grow up I Wanna
be a Gangsta nach den Analogien der Rolle des Gangsters im Film damals und heute. Gangster gehörten schon (fast)
immer zur Filmgeschichte. Was nur macht sie so attraktiv? Und apropos attraktiv: Anlässlich der Ausstellung
«NIRVANA – wundersame Formen der Lust» im Gewerbemuseum Winterthur zeigen die Kurzfilmtage in Kooperation
mit jenem das Programm Nirvana – Sexperimental Materialism: Acht Kurzfilme über die Erfüllung erotischer
Fantasien, in welchen die Grenzen zwischen Scham, Lust und Humor verwischt werden. Und zu guter Letzt gibt’s mit
«Every Picture Comes out Right»: Rare Early Warhol Shorts eine Schweizer Premiere: Erstmals finden Kurzfilme aus
Andy Warhols ersten Monaten als Filmemacher den Weg auf eine helvetische Leinwand, viele davon laufen gar zum
ersten Mal in Europa. Darin zu sehen sind Künstler und Autoren aus Warhols Zeit sowie Legenden des
avantgardistischen Tanzes rund um das Judson Dance Theater.
5 x 5 x 5 ist zurück: Fünf Filmschaffende aus Krisengebieten zu Besuch in Winterthur
Unter dem Projekttitel 5 x 5 x 5 luden die Kurzfilmtage 2011 in Zusammenarbeit mit der Schweizer Filmemacherin
Ivana Lalovic und der Filmproduktionsfirma Langfilm erstmals fünf Filmemacher aus fünf Kontinenten ein, während
fünf Wochen in der Schweiz fünf Kurzfilme zu produzieren. Nicht zuletzt der ausverkaufte Premieren-Abend machte
das Projekt 2011 zu einem vollen Erfolg. Zur zweiten Austragung wird 5 x 5 x 5 eine politische Komponente
hinzugefügt: Zum einen sind vier der fünf geladenen FilmemacherInnen Frauen, zum anderen kommen sie mitunter
aus Krisengebieten – so etwa aus Russland respektive aus der Ukraine, aus Palästina respektive aus Israel. Während
ihrem fünf-wöchigen Aufenthalt in Winterthur produzieren sie mit Produktionsteams der Zürcher Hochschule der
Künste, der Hochschule Luzern sowie der Fachhochschule für Tontechnik fünf Kurz-Dokumentarfilme zum Thema
«Im Exil». Diese feiern anlässlich der 19. Ausgabe der Kurzfilmtage Premiere.
Kurze für Kleine und Filmfestival-Luft für Jugendliche
Zusammen mit der Zauberlaterne zeigen die Kurzfilmtage unter dem Titel Kurze für Kleine: Wirklich mutig? ein
altersgerechtes Programm für 6- bis 12-Jährige, das als Schulklasse oder privat besucht werden kann. Das Jugendprogramm seinerseits bietet stark vergünstigte Vorführungen inklusive altersgerechter Einführung für Jugendliche
und Schulklassen der Oberstufe. 13- bis 18-Jährige haben zudem die Möglichkeit, sich für einen Platz in der
Jugendjury zu bewerben und so Filmfestival-Luft zu schnuppern.
Alle Informationen unter:
Medienorientierung:
Start Vorverkauf/Programmveröffentlichung:
Login zur Vor-Visionierung der Filme:
Medienkontakt:
www.kurzfilmtage.ch
Dienstag, 13. Oktober 2015; 10:00 Uhr im Kino Riffraff 1 in Zürich
Mittwoch, 14. Oktober 2015
auf Anfrage an [email protected]
Eliane Boner, Tel.: +41794890020, E-Mail: [email protected]
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