4 REGION Südostschweiz | Samstag, 20. Juni 2015 Leserbriefe erklären sie. Denn es sei nicht das Ziel, einer Sturm-Familie etwas zu schenken, um sie dann unverzüglich wieder zu vergessen. Brigitte Trümpy weiss nur zu gut, dass diese Stürme jahrelang oder für immer dauern können. Die Familien sollen darum längerfristig Menschen an ihrer Seite haben, die ihnen wohlgesinnt sind. «Sturm-Familien haben uns geschrieben, dass ‘Sternentaler’ ein Raum geworden sei, wo sie sich wohl fühlen und aus ihrer Isolation herausfinden», so Trümpy. Mittlerweile gibt es zwischen 20 und 30 Sturm-Familien und 40 bis 50 Helfer, die bereit sind, sich über einen längeren Zeitraum für das Projekt zu engagieren. Heiri Trümpy leistet dafür einen Halbzeit-Job, seine Frau dürfte an die 100 Prozent Gratisarbeit leisten. Warum kein IC-Halt in Ziegelbrücke? Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der Schweiz, dass jedem Kantonshauptort ein IC-Halt zustehe. Ob dieses Gesetz klug ist oder nicht, sei dahingestellt. Ob Liestal, Altdorf oder Aarau, diese Kantonshauptorte haben sich eingesetzt oder kämpfen für ihre IC-Halte. Glarus war bis 1998 mit IC-Zügen in Ziegelbrücke ans hochwertige Bahnnetz angebunden. Hier hielten für die Glarnerinnen und Glarner, für Geschäftsreisende und für andere Reisende regelmässig die Intercitys, und mehrmals täglich sogar internationale Eurocitys. Glarus hat seine Trümpfe verspielt. Das Projekt hiess Glarner Sprinter, heute ist es eine 25 Jahre alte S-BahnKomposition mit Einstiegen, für die ein Kletterseil benötigt wird, und Wartezeiten, dass einem graue Haare wachsen. Die Sichtanschlüsse zur S4 in Ziegelbrücke sind zum Heulen. Die Karten sollten dringendst neu gemischt werden. Mit systematischen Zughalten von IC-Zügen in Ziegelbrücke liesse sich die Fahrzeit zwischen Glarus und Zürich um 15 Minuten verkürzen. Für das Hinterland mit Braunwald und auch die Reiseziele weiter als Zürich summieren sich die eingesparten Reisezeiten bis gegen eine halbe Stunde, weil die Anschlüsse in Zürich wie in Linthal Braunwaldbahn kürzer wären und der unsägliche Acht-Minuten Halt in Schwanden aufgehoben werden könnte. Sargans hat für den IC-Halt gekämpft. Heute halten in Sargans die Intercitys, die nonstop bis und ab Zürich fahren. Diese Züge fahren an Ziegelbrücke vorbei, bedingt durch die Kurven mit reduzierter Geschwindigkeit. Hier kämpft niemand dafür, dass die Züge kurz halten. Schade. Marc Schneiter aus Glarus und Zürich Ein Preis für das schnellste Zubetonieren Gibt es einen Preis für das schnellste Zubetonieren einer Gemeinde? Diesen Preis würden wir bestimmt gewinnen. Wir haben in Näfels bereits bei der Kirche Mehrfamilienhäuser gebaut, beim ehemaligen Wohnparadies entstehen mehrere Häuser. In Mollis wird die gelbe Fabrik zurzeit fertig gestellt, und es geht weiter. Die Grossbaustelle «Rastenhoschet» ist in Bearbeitung, und es sind noch folgende Projekte in Planung: Feld und Schönegg in Näfels, Inseli+Rüteli und Bellavista in Mollis. Ach ja, das alte Zschokke-Areal wird ja auch demnächst überbaut. Und da will noch einer sagen, unsere Gemeinde sei nicht grössenwahnsinig. Michaela Saredi-Hösli aus Mollis Viele Berührungsängste sind abgebaut Gemeinsam rennen: Brigitte Trümpy und ihr Mann sind ständig unterwegs Richtung Zukunft und schauen vorwärts. Bilder Daniel Däppen Familien im Sturm Hilfe vermitteln Brigitte und Heiri Trümpy-Birkeland haben den Verein «Sternentaler» gegründet. Damit wollen sie Familien unmittelbare Hilfe und Solidarität bieten, wenn ein Kind oder Elternteil schwer krank, behindert oder gestorben ist. von Irène Hunold Straub S ternentaler» verschenkt Inseln. Inseln für «Sturm-Familien». Was eine Insel für die betroffene Familie bedeutet, kann diese selbst entscheiden. Für die einen ist es ein Wochenende im Hotel für die ganze Familie, für andere das lang ersehnte Velo für das krebskranke Kind. Viele «Sturm-Familien» durften schon Hilfe erfahren. Sie erhalten zum Beispiel regelmässig sogenannte Kraftpakete voller Überraschungen. Bei an- deren kommt jemand vorbei, der Betreuungsaufgaben übernimmt. Und es werden ständig mehr Familien, die sich melden und mehr Angebote, welche zur Verfügung stehen. «Sternentaler» ist eine eigene Marke geworden «Als ich das Buch ‘Sternenkind – wie Till seinen Himmel fand’ schrieb, war mir klar, dass es weitergehen muss», sagt Brigitte Trümpy-Birkeland, die Autorin des Bestsellers. Im November wird das Buch auch in Deutschland veröffentlicht. Trüm- py bietet spezielle Lesungen an, die ihr Mann Heiri mit Alphorn, Handorgel und Gesang begleitet. Da die Glarnerin, welche ihren Enkel Till verlor, weiss, wie es ist, mitten im Sturm zu leben, hat sie den Verein Sternentaler gegründet. Ihr Mann unterstützt sie mit administrativen Arbeiten. «‘Sternentaler’ ist eine eigene Marke geworden», freut sich das Ehepaar. «Immer mehr Menschen haben die wichtigste Botschaft des Buches ‘Lasst einander nicht alleine, wenn die Stürme des Lebens kommen’ verstanden», Die Empfänger und Geber werden über die Homepage aufgenommen. Dort gibt es zwei Formulare: eines, mit welchem sich Sturm-Familien anmelden können. Und ein zweites, mit dem sich Menschen melden können, die helfen wollen. Besonders wichtig ist der FacebookAuftritt, wo Brigitte Trümpy jede geschenkte Insel anonymisiert aufführt. Das Echo ist überwältigend: «Wir haben extrem viele Berührungsängste abgebaut», weiss sie. Um beschenkt zu werden, müsse man allerdings bereit sein, sich zu öffnen und neue Menschen an seinem Leben teilhaben zu lassen. Da der Verein täglich wächst, lagern Brigitte und Heiri Trümpy gewisse Arbeiten aus. Eine Computerfachfrau bringt alle Daten auf den neusten Stand, sodass Heiri Trümpy die Geber und Nehmer besser zusammenbringen kann. Eine Frau aus Schaffhausen ist für die Werbung besorgt und bringt auch laufend neue Vorschläge. Inzwischen gibt es auch Aufkleber für Autos sowie Transparente und Ständer, mit denen die vielen Informationen präsentiert werden können. «Tills Schweiz, das schönste Land der Welt, gibt es» Eine Erfolgsgeschichte sind auch die «Fellnasen»: Speziell ausgebildete Therapiehunde, die Sturm-Kindern Sternstunden schenken. Dies tun sie so erfolgreich, dass es nun von einer Fachfrau mit vier eigenen «Fellnasen» betreut wird. Inzwischen können Hundebesuche von zehn verschiedenen Teams angeboten werden. «Wir sind überwältigt von dieser Solidarität. Das ist für uns eine völlig neue Schweiz», sagt Brigitte Trümpy. Es sei genau die Schweiz, von welcher der verstorbene Enkel Till jeweils sagte, sie sei das schönste Land der Welt, in dem es nur gute Menschen gebe. «Jeden Tag beweisen wir und unsere Tochter, Kerstin Birkeland Ackermann, mit ihrem Projekt Herzensbilder unserem Sternenkind, dass es recht hatte», sagt Brigitte Trümpy: «Tills Schweiz gibt es.» IMPRESSUM Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz. Herausgeberin Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG) Verleger: Hanspeter Lebrument; CEO: Andrea Masüger Redaktionsleitung Chefredaktor: David Sieber; Stv. 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