Ich würde viel darum geben, dass es dieses Buch nicht gäbe

«Ich würde viel darum geben,
dass es dieses Buch nicht gäbe»
Der «Richisauer Literatursommer» ist vorbei. Doch im kommenden Jahr soll er in eine weitere Runde gehen.
Der Schweizer Schriftsteller und Dramaturg Lukas Bärfuss hat am Wochenende die Abschlussveranstaltung
im Gasthaus «Richisau» gestaltet und dabei aus seinem neuen Buch «Koala» gelesen.
Auffahrkollision
im Tunnel
Am Sonntagabend, gegen 18.40 Uhr,
ist es auf der A3 zu einer Auffahrkollision gekommen. Drei Autos, die von
Sargans Richtung Zürich fahren, kollidieren im Tunnel Quarten miteinander. Dabei wird ein 42-jähriger Beifahrer leicht verletzt. Der Unfall staut
den Verkehr bis nach Flums. (kapo)
von Alessia Baumgartner
WIR HATTEN
GEFRAGT
D
a sitzt er. Zuerst noch
ganz im Hintergrund
auf der Bank. Ganz unscheinbar, leicht nach
vorn gebeugt und in sich
gekehrt, fast schon versteinert. Zum
selben Zeitpunkt strömen die Gäste
ins Stübli, bis es schlussendlich prall
gefüllt ist. Voller Hingabe begrüsst
Hansueli Frei die zahlreichen Zuhörer und stellt den erfolgreichen Dramatiker vor – wortreich und in den
höchsten Tönen: Bärfuss mache keine «Büsi-Literatur». Mit seinem politischen Bewusstsein, dem Erkennen
der Probleme der Zeit und dem feinen Gespür könne er Botschaften direkt übermitteln.
Lukas Bärfuss, der links hinter ihm
sitzt, wird immer kleiner, als Frei die
scheinbar unendliche Liste der bereits
gewonnenen Literaturpreise Bärfuss’
herunterrattert. Nach dem Applaus erhebt er sich und wirkt plötzlich ganz
gross. Mit einem sympathischen Lächeln sagt er: «Ich habe ja schon hundertmal Lesungen abgehalten – aber
noch nie an einem solchen Ort, mit
solch einer Einführung. Kann ich das
überhaupt noch toppen?»
Ab der ersten Silbe hängen
die Besucher an seinen Lippen
Aufrecht auf dem Holzstuhl sitzend,
seine Unterschenkel umeinander geschlungen, seine ledernen Sandaletten entsprechend dem strahlenden
Augustwetter gewählt. So sitzt Bärfuss
mit seinem neusten Roman, einem
mintfarbenen Buch, im Stübli. Mit
warmer und zugleich starker Stimme
beginnt er daraus zu lesen. Die Menschenmasse hängt ihm ab der ersten
Silbe an den Lippen. Immer wieder
macht sich eine dezente Gestik durch
5
REGION
Südostschweiz | Dienstag, 1. September 2015
«Nervt Sie telefonische Kundenwerbung
der Krankenkassen?»
Stand: 18 Uhr
96 %
JA
4% NEIN
FRAGE
DES TAGES
«Schützen Sie sich
ausreichend vor
Cyberangriffen?»
Erst unscheinbar, dann unüberhörbar: Lukas Bärfuss liest im «Richisau» aus seinem neuen Roman.
eine Bewegung seiner rechten Hand
bemerkbar.
Er liest: «Das Totem würde ihm
zeigen, wie ein einfaches, stilles und
friedliches Leben zu führen war, hier,
in seiner Stadt, in der er bleiben würde, sein Leben lang, und wo er sterben
würde, in einer fernen Dezembernacht, dieser kleine Scheisser, der er
war, dieser kleine Scheisser in einem
kleinen Scheisskaff, dieser Mensch mit
einem guten Vorsatz, ein Mensch, der
nicht alles bedacht hatte, er, mein Bruder. Und das sind die Namen des Tieres: Callewine, Koolewong, Kobercola,
Colah, Koolah, Karbin, Cool, Burror,
Bangaroo, Pucawan, Goridun, Boorabee, Koala.»
Das neue Buch ist dem
verstorbenen Bruder gewidmet
«Koala», so wurde sein Bruder wohl in
der Pfadi getauft, und so heisst auch
sein neuster Roman. Lukas Bärfuss –
einstiger Tabakbauer, Gärtner und
Eisenleger – erzählt darin über das
Ende seines Bruders – ein Suizid.
Auf der Suche nach Erklärungen für
das Unerklärbare holt er darin weit
aus. Fragen bleiben offen und sollen
Bild Alessia Baumgartner
die Literaturbegeisterten zum Lesen
dieses Romans anregen. Eine Frage aus
dem Publikum, wie denn der Realitätsbezug Bärfuss’ zu seinen Büchern sei –
hier spezifisch in Bezug auf das Werk
«Koala» –, beantwortet er dafür besonders offen: «Ich würde viel darum geben, dass es dieses Buch nicht gäbe.»
Die Zuhörer danken ihm die inspirierende Lesung mit einem Applaus
und einer fast endlosen Schlange
beim Büchertisch, wo seine Werke ergattert werden konnten – inklusive
einer persönlichen Signatur und
einem kurzen Schwatz.
Bild des Tages: Britische Oldtimer in Mollis
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Rund 4000 Besucher bestaunen die motorisierte Schmuckstücke beim 36.British Car Meeting auf dem Flugplatz Mollis. Dort waren am Sonntag über
1400 britische Fahrzeuge zu sehen.
Bild Sasi Subramaniam
In den Nationalrat.
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Liste 3.05