Newsletter Oktober 2015 Mit Glaubenssätzen das Leben verändern – Ein Interview mit Frau Dr. Berthold Wir wollen alle ein gutes, erfülltes Leben führen, wir wollen aus dem Vollen schöpfen, immer gesund bleiben, unser Potential entfalten, aus der Freiheit heraus entscheiden, gute Beziehungen führen, unsere Bestimmung leben und glücklich sein. Das sind unsere allerwichtigsten Wünsche und doch, scheint es im Leben anders zu kommen als wir uns alle wünschen. Woran liegt das und was sind die inneren Kräfte, die den Ablauf des Lebens mitbestimmen? Wenn Dinge aus dem Ruder geraten, kann man dann die Regie seines Lebens übernehmen, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen und wenn ja, wie? Mit Glaubenssätzen das Leben verändern. Was sind denn Glaubenssätze Frau Berthold? Dr. Berthold: Glaubenssätze sind Sätze, die wir in der Kindheit von unseren Bezugspersonen übernommen oder durch Lernerfahrungen gelernt und verinnerlicht haben. Sie sind weitgehend unbewusst und deshalb auch schwer zu identifizieren. Sie helfen uns dabei, Informationen rasch und sicher einzuordnen und schnell zu reagieren und geben uns Orientierung, Sicherheit, Stabilität und Kontinuität. Sie wirken wie selbsterfüllende Prophezeiungen. Doch nicht alle Glaubenssätze sind förderlich und bringen uns im Leben voran, im Gegenteil. Was meinen Sie damit „nicht alle sind gut“? Dr. Berthold: Es gibt positive, ermutigende, fördernde Glaubenssätze, die uns helfen unsere Ziele zu erreichen, im Leben voran zu kommen und unser Potential auszuschöpfen. Es gibt aber auch einschränkende Glaubenssätze, die uns daran hindern, unsere Ziele zu erreichen, unser Potential zu entfalten und unser Glück zu finden. Sie wirken wie interne Terroristen die unsere besten Anstrengungen sabotieren. Wenn ein Mensch im Laufe der Jahre als Glaubenssatz entwickelt hat „Mir steht Glück nicht zu“, was ich häufig in meiner Praxis höre, dann wird dieser Mensch in seinem ganzen Leben all die Bemühungen voran zu kommen und glücklich zu sein, selbst durch diesen Glaubenssatz sabotieren. „Es ist so…“, beschreiben die Menschen, “… wie wenn ich einerseits nach vorne will und glücklich sein will aber gleichzeitig mit der angezogenen Handbremse durchs Leben laufe. Sobald sich Türen öffnen, ziehe ich sofort die Bremse ein. Es ist so anstrengend!“ Wie genau werden die Glaubenssätze gebildet und wieso haben sie so viel Kraft? Dr. Berthold: Wenn zum Beispiel ein Kind gerade einen Streit mit der Mutter hat und die Mutter geht und sagt dem Kind „Ich komme nie wieder und du bist schuld daran!“, dann wird dieses Kind, was in unserem Beispiel ein Mädchen ist, Angst entwickeln, verlassen zu werden und fühlt sich dabei noch schuldig. Ein möglicher Glaubenssatz der sich daraus entwickeln könnte, ist: „Ich bin alleine und das ist alleine meine Schuld“ oder „Ich habe es nicht verdient, dass andere bei mir bleiben“. Die erwachsene Frau kann aufgrund dieses Glaubenssatzes an Männer geraten, die sie nach kurzer Zeit verlassen. So bestätigt sich dieser Glaubenssatz und die Frau sagt sich dann: „Ja, das habe ich schon gewusst. So ist es eben!“ Mit jeder Bestätigung eines Glaubenssatzes wird dieser umso wirksamer in unserem Leben. Jeder kennt Menschen, die immer wieder an denselben Typ von Partner geraten und zwar über einen längeren Zeitraum. Dahinter stehen die ungeprüften Glaubenssätze. In diesem Fall reicht eine einzige Erfahrung, damit sich Glaubenssätze bilden, die unser Leben mitbestimmen? Dr. Berthold: Ja, in der Tat, es reicht eine einzige Erfahrung, vor allem, wenn die Gefühle in der jeweiligen Situation stark sind. Die Angst ist eine sehr starke Gefühlsregung und trägt dazu bei, dass Menschen eine einmalige Erfahrung sofort generalisieren. Nicht immer bildet sich ein Glaubenssatz nach einem einmaligen Erlebnis. Gibt es auch Fälle, in denen sich die Glaubenssätze mit der Zeit entwickeln? Dr. Berthold: Ja, sicher. Dazu habe ich eine Geschichte, die das veranschaulicht. Es ist Weihnachten. Ein Kind geht zum Weihnachtsbaum und erwartet ein Geschenk. Es ist keins da. Nächstes Jahr dasselbe. Das Kind freut sich schon auf ein Geschenk, unter dem Weihnachtsbaum ist immer noch keins. So sieben Jahre lang geht das Kind mit der freudigen Erwartung, dass auf ihn ein Geschenk wartet. Inzwischen lernt das Kind und bildet dabei womöglich einen der Glaubenssätze: „Ich darf nichts erwarten, ich bekomme es sowieso nicht!“ oder „Es gibt keine Geschenke für mich!“ oder „Mit mir stimmt was nicht, weil ich keine Geschenke bekomme“ und erwartet im nächsten Jahr keines mehr. Das Kind geht dann zum Weihnachtsbaum: unter dem Weihnachtsbaum ist sogar ein Geschenk, das Kind nimmt aber diesmal das Geschenk nicht mehr wahr. Ein Glaubenssatz kann unsere Wahrnehmung so verändern, dass wir nur das sehen, was dem Glaubenssatz entspricht. Sind wir den Glaubenssätzen ausgeliefert? Dr. Berthold: Nein, wir sind den Glaubenssätzen in keiner Weise ausgeliefert. Wir können jederzeit unsere alten Glaubenssätze durch neue ersetzen. Jeder Mensch kann lernen, an etwas Neues zu glauben und sein Leben neu auszurichten. Es allein zu schaffen ist nicht ganz einfach, weil wir schwer Abstand zu uns selbst bekommen und uns schwer unter die Lupe nehmen können. Es gibt wenige Menschen die ganz genau spüren können, was in ihrem Inneren vor sich geht und dabei noch die Fähigkeit besitzen, das Innere zu verändern. Was kann man in solchen Situationen machen? Dr. Berthold: Erstmal anhalten, innehalten, Ausschau halten. Dadurch bekommen wir Abstand zu dem, was ist. Wir identifizieren uns ständig mit unserem Verstand und geben den Gedanken zu viel Glaubwürdigkeit. Das Problem ist nicht das Problem, sondern die Haltung zum Problem. Wir sind nicht unser Verstand, wir haben einen Verstand. Indem wir uns fragen „Was geschieht gerade in diesem Moment?“, können wir Gedankenmuster wahrnehmen und verändern, wir können die Haltung zum Problem erkennen. Je mehr wir im Hier und Jetzt verweilen, desto eher werden alte Gedankenstrukturen sich lockern und lösen. Im Hier und Jetzt leben ist wichtig, damit sich alte Denkstrukturen lösen können. Das ist sicherlich nicht ganz einfach. Können Sie ein paar Tipps geben, wie wir im Hier und Jetzt verweilen können? Dr. Berthold: Fragen Sie sich gerade, was Ihr nächster Gedanke sein wird! In der Zeit des Wartens tritt kein Gedanke auf. Solche gedankenfreie Momente sind für die Transformation sehr wichtig. Eine andere einfache Methode ist den inneren Beobachter zu aktivieren. Das heisst, sich innerlich zurücknehmen und sich die Frage zu stellen: „Was passiert jetzt?“ In diesem Moment sind wir gewahr der Dinge, die in diesem Augenblick geschehen. Das wichtigste ist, nicht zu bewerten, sondern nur anzunehmen, ansonsten kommt der Verstand durch die Hintertür rein. Die Annahme dessen was ist, ist der erste Schritt zur Veränderung. Im Frieden sein mit dem was ist lässt unser Ego sterben. In der Gegenwart zu leben ist also wichtig, damit Veränderung stattfinden kann. Gibt es auch andere Methoden? Dr. Berthold: Es gibt sicher viele Methoden. Ich werde nur einige erwähnen, die ich in der Praxis anwende. Hypnose zum Beispiel wirkt tief im Unterbewusstsein und spricht unsere innere Weisheit an, die klug auf Heilung und Weiterentwicklung eingestellt ist. Durch eine bildhafte, wohlwollende, verständnisvolle Sprache wird der Zugang zu sich selbst gestärkt, der Mensch spürt seine Mitte, fühlt sich angenommen, verstanden und geliebt und kommt in Frieden mit dem was ist, was alte Strukturen lösen lässt. Neue lebensbejahende Glaubenssätze bilden sich wie von selbst. Wenden Sie noch andere Methoden an, um alte Glaubenssätze zu verändern? Dr. Berthold: Ja, ich arbeite gerne mit NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren). Das ist eine Methode die aus drei wirksamsten Methoden besteht: Hypnotherapie nach Milton Erickson, Gestalttherapie nach Fritz Pearls und systemische Therapie nach Virginia Satir. Insbesondere die NLP-Methode „Neuprägung“ hilft, alte Glaubenssätze zu verändern. Ausgehend von einem hinderlichen Glaubenssatz geht man schrittweise in die Vergangenheit bis zu der Situation, in der sich der Glaubenssatz gebildet hat. Dort rekonstruiert der Patient seine Ursprungsfamilie, bringt Ressourcen im familiären System ein, die damals fehlten, was dazu führt, dass sich der Glaubenssatz beim Patienten verändert. Auch diese Methode ist sehr wirksam. Der Nebeneffekt ist die Versöhnung mit den Familienangehörigen, was heilend und befreiend ist. Wie ich es so verstehe, kann man hinderliche Glaubenssätze nicht einfach durch positive Glaubenssätze verändern? Dr. Berthold: Nein, das geht nicht. Wir können den Verstand nicht gebrauchen um ihn zu verändern. Menschen können sich über lange Zeit positive Affirmationen sagen, es könnte sogar sein, dass sie sich dabei gut fühlen, doch der langfristige Erfolg bleibt meist aus. Das wiederholte Abspulen von bestimmten Sätzen, ohne daran zu glauben, unterstützt nicht die Transformation. Wieso? Es wäre doch so einfach? Dr. Berthold: Ja, es wäre einfach. Die emotionale Beteiligung ist für die Transformation wichtig. Je stärker die emotionale Beteiligung ist, desto wirksamer der Glaubenssatz. Wenn jemand ein Trauma in der Kindheit erlebt hat und daraus den Glaubenssatz entwickelt hat „Ich bin nichts wert!“, wird wahrscheinlich nicht ausreichen, wenn sich dieser Mensch tausend Mal sagt: „Ich bin wertvoll!“ Er muss auch wirklich daran glauben. Was genau in dem einen oder anderen Fall wichtig für die Transformation der alten Glaubenssätze ist, ist immer ganz unterschiedlich und individuell. Eine letzte Frage. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen die an Gott glauben positiv, ausgeglichen und fröhlich sind. Dabei haben die meisten auch Schicksalsschläge erlebt. Wie erklären Sie sich das? Dr. Berthold: Man kann nicht verallgemeinern. Es gibt auch Menschen die nicht an Gott glauben, die Vergangenheit überwunden haben und neue, lebensbejahende Glaubenssätze entwickelt haben. Und doch beobachte ich immer wieder bei Patienten, dass der christliche Glaube eine grosse Kraft der Transformation hat. Es geht aber nicht darum, mit dem Verstand sondern mit dem Herzen zu glauben. Wenn Menschen Gottes Liebe oder einfach die Liebe in ihren Herzen aufnehmen können, können alte Wunden geheilt werden, der ganze Organismus wird auf null zurückgesetzt und Neues kann entstehen. Es ist die Liebe, die heilt. Können Sie den Lesern Literatur zum Thema empfehlen? Dr. Berthold: 1. 2. 3. 4. Axel Burkhart - Mit einem Satz das Leben ändern. Die Kraft der richtigen Glaubenssätze Die Veränderung von Glaubenssystemen: NLP- Glaubensarbeit Rüdiger Schache – Ja und der innere Schalter zum höchsten Glück Rüdiger Schache - 7 Schleier vor der Wahrheit Vielen Dank!
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