Samstag, 27. Juni, 18 Uhr Stift St. Lambrecht Der Name der Rose Programmübersicht 1 Stiftshof (bei Regen im Kreuzgang) ab 17.30 Uhr Musikalische Einstimmung 18.00 Uhr Aufteilung der Gruppen 18.10 Uhr Begrüßung Anschließend: Das Publikum wechselt gruppenweise die Orte im Stift 2Prälatensaal 18.30 (Gruppe „Adson“) Der Name der Rose 20.10 (Gruppe „William“) 3Refektorium 18.30 (Gruppe „William“) O rosa bella 20.10 (Gruppe „Adson“) 4Quadratur 19.25 (beide Gruppen) Rosa mystica 5Säulenhalle 21.00 (beide Gruppen) Klostersuppe 6Stiftskirche 21.30 (beide Gruppen) Nachtgesang 1Stiftshof 22.00 Agape 1 Stiftshof anschließend Busabfahrt nach Graz Informationen erhalten Sie bei unseren MitarbeiterInnen vor Ort. Wir bitten Sie, während der gesamten Veranstaltung Ihr Handy auszuschalten. Danke! Samstag, 27. Juni 17.30 Uhr, Stiftshof (bei Regen im Kreuzgang) Eröffnung Sepp Pichler, Dudelsack 18.00 Uhr Empfang Einteilung des Publikums in die zwei Gruppen „Adson“ und „William“ Begrüßung durch Pater Gerwig Romirer Alexander List und Richard Briesner, „Mönche“ 18.30 / 20.10 Uhr, Prälatensaal Der Name der Rose Umberto Eco (1932) Aus: Der Name der Rose Michael Dangl, Lesung Die gelesenen Texte stammen aus: Umberto Eco, Der Name der Rose. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber, DTV München 2008 (benutzte Ausgabe: 4. Auflage 2012) Textzusammenstellung: Karl Böhmer 18.30 / 20.10 Uhr, Refektorium O rosa bella Niccolò da Perugia (14. Jahrhundert) La fiera testa 1 Francesco Landini (um 1325–1397) Cara mie donna 1 Jacopo da Bologna (Blütezeit 1340–1360) Uselletto selvaggio per stagione 1 Paolo da Firenze (1355–1436) Un pellegrin uccel gentil e bello 2 Francesco Landini Echo la primavera 1 Solage (Ende 14. Jahrhundert) Joieux de cuer en seumellant estoye 3 Antonio Zacara da Teramo (um 1365–1416) Un fior gentil m’apparse 4 instrumental Niccolò da Perugia O sommo specchio 1 Niccolò da Perugia Cogliendo per un prato 1 Paolo da Firenze Godi Firenze 2 Francesco Landini Per allegreça del parlar 1 Quellen: 1 – Firenze: Biblioteca Medicea-Laurenziana, Palatino 87 (Squarcialupi-Codex) 2 – Paris: Bibliothèque Nationale, fonds italien 568 3 – Chantilly: Bibliothèque du Musée Condé 564 4 – Perugia: Biblioteca Comunale Augusta, Ms 3065 Santenay: Julla von Landsberg, Gesang & Organetto Elodie Wiemer, Blockflöte Szilárd Chereji, Viella Orí Harmelin, Laute Die Texte Niccolò da Perugia La fiera testa Der wilde Kopf, der sich von Menschen ernährt, versucht, mit goldenen Federn zu fliegen. Er überragt jeden Italiener. Er hat einen schmucken weißen Ball unter seinem Bauch, da er die ganze Welt dominieren möchte, genau wie es sein Aussehen zeigt. Ich muss diesen wilden Helm dulden und diese Flamme, die mich verbrennt, denn ich bin ein stolzer Leopard. Francesco Landini Cara mie donna Meine liebe Dame, immer will ich zufrieden leben, wenn ich dich nur verehren darf, wenn du nur willst, dass ich Erbarmen finde für mein schmerzliches Begehren. Doch wie kann ich dir Erbarmen gewähren für die Freuden, die deinen Geist stören? Denn obwohl du dich erbarmst, kann ich’s nicht annehmen, denn es bereitet der Seele Schmerz. Ich liebe dich so sehr, dass ich mit deiner Gabe schon zufrieden bin. Weniges erfreut mich nämlich im Herzen, wenn ich dich unzufrieden weiß. Jacopo da Bologna Uselletto selvaggio per stagione Ein wilder Vogel singt im Frühling süße Verse in eleganter Art. Ein anderer schreit laut, was ich nicht lobe. Durch lautes Schreien wird nicht gut gesungen. Aber mit zarter und süßer Melodie bringt man schönen Gesang hervor, und das verlangt Können. Wenige verfügen darüber, aber alle spielen sich als Meister auf, schreiben Ballaten, Madrigale und Motetten: Sie beschönigen alle Philipoctus [de Caserta] und Marchetto [da Padova]. Die Welt ist so voller Kleinmeister, dass es für Lernwillige keinen Platz mehr gibt. Paolo da Firenze Un pellegrin uccel gentil e bello Ein schöner und edler Wanderfalke folgte einem Sperber, von der Faust einer Dame abgeflogen. Die schöne Frau rief ihn zurück, damit er nicht entführt werde von einem solch räuberischen Vogel, wie demjenigen, der den von ihr losgeschickten Sperber verfolgte. Die Kraft der Liebe, die in diesem Vogel bestand, wendete den Sperber um und er kam zurück. Francesco Landini Echo la primavera Der Frühling ist gekommen, der das Herz erfreut. Es wird Zeit, sich zu verlieben und fröhlich zu sein. Wir erfreuen uns an Luft und Wetter, was allein schon Glück verheißt, in dieser schönen Jahreszeit ist alles voller Liebreiz. Das Gras in großer Frische und Blumen bedecken die Felder. Und die Bäume tragen herausgeputzt das gleiche Kleid. Solage Joieux de cuer en seumellant estoye Freudvoll im Herzen schlief ich, als ich euren süßen Atem fühlte, und euern edlen Leib, meine hoheitliche Dame, den in meinen Armen so süß ich hielt. Ich glaube, kein Mensch fühlte je so große Freude wie ich, denn ohne Kummer oder nichtigen Gedanken war mein Herz erfüllt mit reiner Freude. Und wahrhaft, wenn ich an Euch denke, Ihr anziehendste Blume, süßeste Rose der Welt, Wächterin der Liebe, die mein Herz trifft und drin verbleibt, keine andere Freude auf der Welt wünsch ich mir. Freudvoll im Herzen schlief ich … Niccolò da Perugia O sommo specchio O herrliches Spiegelbild aller Himmelskörper, du bist würdig als Souverän im Paradies zu herrschen, mächtig, da deine Kraft alles durchdringt. Ich bin derjenige, den du gezwungen hast Sklave einer Dame zu werden, die weder geruhte, meine Wehs und Achs zu lindern, noch deiner Kunst zu folgen. Daher, Amor, bitte ich, erwirke mit deinem Bogen, dass sie mit ihrem Diener Erbarmen hat. Niccolò da Perugia Cogliendo per un prato Auf der Wiese alle weißen Blumen pflückend, sah ich, mit Anmut singend mehrere reizende Damen, deren einige tanzten. Sie setzten sich sodann an einen Brunnen und flochten sich gegenseitig Blumenkränze, mit denen sie ihr goldenes Haar schmückten. Als ich vom Felde zurückkam, sah ich immer noch diese Schönheiten und verliebte mich in deren eine. Paolo da Firenze Godi Firenze Freue dich, Florenz, denn du bist so mächtig, dass du deine Flügel über Land und See ausbreiten magst, um jedermann in der Toskana erzittern zu lassen. Dein glorreicher Triumph und dein unsterblicher Ruhm breiten sich aus über alle Lande, sodass gar Pisa sich schon dein Diener nennt. Gott im Himmel und der hl. Johannes der Täufer mögen deinen Leuten den glorreichen Sieg über Pisa schenken. Francesco Landini Per allegreça del parlar Freudig über die Liebe sprechend entzündete sich eine leuchtende, kleine Flamme und geizte nicht, mit ihrem großen Brennen Glück zu verbreiten. Sollte dieses Glück Saturn verletzen, dann musst du, Cupido, Rache üben, denn das süße Vertrauen in dich soll sich in dieser Vereinigung nun zeigen. Lass jede Dame rasch ihre Gunst gewähren dem Diener, der sein Herz verlor, und sie mit großer Freude ehrlich liebt. Die gesamten Liedtexte des Abends in Originalsprache und in Übersetzung finden Sie auf der Homepage www.styriarte.com direkt beim Konzertprojekt. 19.25 Uhr, Quadratur Rosa mystica Antiphone Salve Regina Litaniae Lauretanae beatae Mariae virginis Magnificat Communio Diffusa est Conductus Beata viscera Sequentia Virginis Mariae laudes Wiener Choralschola: Benno Hüttler, Alex Braun, Johannes Kobald, Daniel Mair, Lorin Wey, Marco Paolacci Leitung: Michał Kucharko Die Texte ANTIPHONE Salve, Regina, Mater misericordiae, vita, dulcedo, et spes nostra, salve … Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsre Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt … Litaniae Lauretanae beatae Mariae virginis Kyrie, eleison … Pater de caelis, Deus, miserere nobis … Herr, erbarme dich … Gott Vater im Himmel, erbarme dich unser … Magnificat anima mea Dominum, et exsultavit spiritus meus in Deo salvatore meo … Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter … COMMUNIO Diffusa est gratia in labiis tuis … Ausgegossen ist Anmut über deine Lippen … CONDUCTUS Anonymus (Perotin?)/Paris um 1200 Beata viscera Mariae virginis Cuius ab ubera rex magni nominis … Selig der Schoß und die Brüste der Jungfrau Maria, deren Sohn als großen König seine göttliche Kraft … SEQUENTIA Virginis Mariae laudes intonent Christiani. Eva tristis obfuit, sed Maria protulit agnum … Singet das Lob der Jungfrau Maria, ihr Christen. Die unglückselige Eva brachte Verderben, Maria aber gebar das Lamm … Die gesamten Liedtexte des Abends in Originalsprache und in Übersetzung finden Sie auf der Homepage www.styriarte.com direkt beim Konzertprojekt. 21 Uhr, Säulenhalle Klostersuppe Kräutersuppe mit Kräutern aus dem Stiftsgarten Brot und Wasser (im Kartenpreis inbegriffen) andere Getränke (zu erwerben) 21.30 Uhr, Stiftskirche Nachtgesang Litaniae Hohelied Vidi speciosam Introitus Vultum tuum Lectio in organis Jube, domine Alleluia cum moteto in organis et clausulis (Leonin?/ Perotin) Nativitas gloriose / Ex semine Abrahae Offertorium Ave Maria Alleluia Alleluia Ave Maria Evangelium in organis Missus est angelus Communio Diffusa est Cantio Ave virgo Hymnus Ave maris stella Wiener Choralschola: Benno Hüttler, Alex Braun, Johannes Kobald, Daniel Mair, Lorin Wey, Marco Paolacci Leitung: Michał Kucharko Die Texte RESPONSORIUM PROLIXUM Vidi speciosam sicut columbam … Ich sah sie, schön wie eine Taube, die aus den Ufern der Wasser emporsteigt, … INTROITUS Vultum tuum deprecabuntur omnes … Zu deinem Antlitz flehen alle Reichen des Volkes … LECTIO IN ORGANIS Jube, domine silencium fieri in aures … Befiehl, o Herr, dass Stille werde in den Ohren der Zuhörer … ALLELUIA cum moteto Nativitas gloriose Alleluia. Nativitas gloriosae virginis Mariæ ex semine Abrahe Halleluja. Geburt der glorreichen Jungfrau Maria aus der Nachkommenschaft Abrahams … OFFERTORIUM Diffusa est gratia in labiis tuis … Ausgegossen ist Anmut über deine Lippen … ALLELUIA Alleluia. Ave Maria, gratia plena … Halleluja. Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade … EVANGELIUM in organis Sequentia Sancti Evangelii secundum Lucam … Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott … OFFERTORIUM Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum … Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade … ANTIPHONAE Adorna thalamum tuum, Sion, et suscipe Regem Christum … Schmücke dein Gemach, Sion, und nimm den König Christus auf … CANTIO Ave virgo virginum, ave lumen luminum … Sei gegrüßt, Jungfrau aller Jungfrauen, Licht aller Lichter … HYMNUS Ave, maris stella Ave, Stern des Meeres … Die gesamten Liedtexte des Abends in Originalsprache und in Übersetzung finden Sie auf der Homepage www.styriarte.com direkt beim Konzertprojekt. 22 Uhr, Stiftshof Agape Abschluss mit Wein und Brot ca. 22.15 Uhr, vor dem Stiftstor Bustransfer nach Graz Unser Dank gilt besonders Abt Benedikt Plank und dem Konvent des Benediktinerstiftes St. Lambrecht für ihre Gastfreundschaft. Unser Dank gilt auch der Marktgemeinde St. Lambrecht für ihre Unterstützung. Der Name der Rose Düstere Klostermauern empfangen den Franziskaner William von Baskerville und seinen Assistenten Adson von Melk, als sie im November 1327 in Norditalien eintreffen. In einer Benediktinerabtei an den Hängen des Appenin hat sich ein mysteriöser Todesfall ereignet. William und Adson finden die Spuren davon unter dem frisch gefallenen Schnee – Spuren, die auf einen Mord hin weisen. Sie führen ins Aedificium, in jenes Gebirge aus Stein auf achteckigem Grundriss, das die Küche, die Schreibstube und die berühmte Bibliothek des Klosters in sich birgt. 600 Seiten und mehrere Morde später geht das Aedificium in Flammen auf und mit ihm die Schätze der Bibliothek. William und Adson sind ihrem gefährlichen Widersacher in letzter Sekunde entronnen, doch all jene Schätze, für die gemordet und verbrannt wurde, gibt es nicht mehr. Resigniert rezitiert der Erzähler Adson am Ende einen Hexameter des Benediktiners Bernard de Morlay: „Nur noch als Name steht die Rose, nackte Namen nur bleiben uns.“ Mit diesem letzten Satz erklärt sich zugleich der Titel des Buches. Zur Geschichte Die Geschichte hinter der Geschichte Warum „Der Name der Rose“? Was hat Umberto Ecos berühmter Roman aus dem Jahre 1980 mit dem styriarte-Motto „und lachte …“ zu tun? Darf heute Abend überhaupt gelacht werden – in den mächtigen Mauern des Klosters Sankt Lambrecht? Natürlich wird das Lachen heute Abend nicht untersagt, obwohl es den meisten Zuhörerinnen und Zuhörern bei den Ausschnitten aus Ecos Roman vermutlich vergehen wird. Denn gerade um das Lachen geht es in diesen Passagen – um jenes befreiende Lachen des Menschen, das dem greisen Spanier Jorge ein Dorn im Auge ist, seit er noch sehenden Auges über die Schätze der Klosterbibliothek wachte. Dort hütet er einen Schatz, der keiner Menschenseele ungestraft in die Hände fallen soll: den zweiten Band der Poetik des Aristoteles, der von der Komödie handelt. Der Gegenstand dieses Buches sei Gift für die Seelen der Menschen und für die Gemüter allzu neugieriger Klosterbrüder, davon ist Jorge überzeugt. Deshalb vergiftet er die Seiten des Buches, was eine Lawine der Gewalt im Kloster auslöst. Dem Alten ist dies egal. Für eine Welt ohne Lachen geht er über Leichen, denn schließlich habe der Heiland auch nie gelacht! Das Lachen, das Aristoteles zulässt, könne den Menschen auf die Idee bringen, die erhabenen Dinge des Glaubens ins Lächerliche zu ziehen. Es beschränke sich nicht auf den unschuldigen Karneval, sondern trage die Saat zur Revolution in sich. Diese und andere „Wahrheiten“ muss der schlaue Franziskaner William in mehreren Wortgefechten mit dem alten Spanier zu seinem Entsetzen erfahren. Das letzte dieser Gefechte ist ein Duell auf Leben und Tod im Herzen der Bibliothek. All dies wird unseren Besucherinnen und Besuchern wohl vertraut sein – entweder aus Ecos Roman oder aus der berühmten Verfilmung von Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery und dem jungen Christian Slater in den Hauptrollen. Damals waren es Schauspieler aus Österreich, Bayern, Schwaben und der Schweiz, die den Klosterbrüdern und Mordopfern ihre Charakterköpfe liehen: Helmut Qualtinger (Remigius), Volker Prechtel (Malachia), Michael Habeck (Berengar) und Urs Althaus (Venantius). Offenbar erschienen dem Franzosen Annaud gerade die Gesichter aus dem Alpenraum besonders „klösterlich“ und mittelalterlich. Die Musik zur Geschichte In den Lesungen des heutigen Abends geht es um jene existentielle Auseinandersetzung zwischen dem rigorosen Benediktiner Jorge und dem l iberalen Franziskaner William. Die Musik dazu berührt drei Aspekte: die Welt der Mönche, die sich immer wieder zum Stundengebet in der Abteikirche versammeln, die Gegenwelt des Volkes draußen vor den Toren der Abtei, und die Musik der Städte, der großen Konkurrenz zu den Klöstern, wie sie im „Trecento“ in Italien aufkam. Im Stiftshof werden die Besucherinnen und Besucher mit Dudelsackklängen empfangen. Sepp Pichler spielt Musik, wie sie dem jungen Adson bei seinen heimlichen Ausflügen ins Dorf entgegen geschallt sein muss – höllisches Geplärre in den Ohren so manches gestrengen Klosterbruders. Im Refektorium ist Musik des „Trecento“ zu hören, des 14. Jahrhunderts in Italien. Das „Ensemble Santenay“ lässt in den verführerischen Klängen von Vielle, Blockflöte und Laute die üppige Welt der modernen Städte erahnen, wie sie in Ecos Roman als Gegenwelt zum Kloster immer wieder beschrieben und von den Benediktinern als Bedrohung empfunden wird. Zugleich jedoch erledigen die Skriptoren der Abtei lukrative Auftragsarbeiten für die mächtigen Stadtherren und Adelsfamilien. Eine moderne Zeit ist angebrochen, die ihre Strahlen schon in die düsteren Klostermauern sendet. Es ist die Zeit Dantes und Petrarcas. Deren Dichtkunst setzt das Entstehen der modernen Stadtkultur ebenso voraus wie die Musik jener Meister, die man nach den Städten ihres Wirkens nennt: Niccolò da Perugia, Jacopo da Bologna, Paolo da Firenze, Antonio da Teramo. Selbst der berühmteste Meister dieser Zeit, Francesco Landini, wird von seinen Florentiner Landsleuten stets nur „Franciscus de Florentia“ genannt. Er ist kein Priester mehr, wie alle frommen Komponisten Italiens vor ihm, sondern der Sohn eines Malers und Giottoschülers – selbstbewusster Ausdruck des neuen, in Florenz geborenen Künstlertypus. Maler konnte Landini freilich nicht werden, weil er durch eine Pockenerkrankung schon als Kind erblindete. Deshalb wandte er sich der Musik zu. Als blinden Musicus mit Portativ und Familienwappen in weltlichem Gewand hat er sich auf seinem Grabmal in S. Lorenzo in Florenz abbilden lassen. Landini gehört wie alle Meister in diesem Teil des Programms in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es geht also um Musik, die eine bis zwei Generationen nach den Ereignissen in Ecos Roman entstanden ist. Sie entstammt der Blütezeit der Ballata, einer Form weltlichen Gesangs für zwei bis drei Stimmen, wahlweise zu verteilen auf Gesang und Instrumente. Schon die Titel zeigen an, wovon diese raffiniert geschichteten Gesänge handeln: „Cara mie donna“, „Meine geliebte Frau“; „Echo la primavera“, „Sieh an, der Frühling!“; „Un pellegrin uccel gentil e bello“, „Ein schöner und edler Wanderfalke“; „Godi Firenze“, „Freu dich, Florenz“. Es geht um die Liebe, die Natur und die Freuden des Daseins in der Stadt und auf dem Land, ganz ohne kirchliche Doktrin. Das Programm bezeichnet also genau jene Welt des Lachens und der Lebensfreude, die im Roman vom Fanatiker Jorge im Keim erstickt werden soll. Im Kreuzgang und in der Stiftskirche steht selbstverständlich der Gesang der Mönche im Vordergrund: der gregorianische Choral, vermehrt um frühe Mehrstimmigkeit von Perotin. Das berühmte „Sederunt principes“ des Letzteren spielt in Ecos Roman eine Schlüsselrolle, ebenso das gregorianische „Dies irae“. Die Wiener Choralschola hat sich unter der Leitung von Michał Kucharko für freundlichere Gesänge entschieden: „Rosa mystica“ haben sie ihr Programm getauft. Die „mystische Rose“ ist eines der Attribute der Gottesmutter. Ihr sind fast alle Gesänge gewidmet, von der marianischen Antiphon „Salve Regina“ über die „Lauretanische Litanei“ bis hin zum „Ave Maria“ und dem Hymnus „Ave Maris Stella“. Von der Himmelsrose Maria bleibt dem Gläubigen nicht nur der Name: Sie ist das Tor zur Offenbarung des göttlichen Heils. Davon zeugt der leuchtende Goldgrund dieser Gesänge. Der Ort zur Geschichte Mit dem heutigen Programm nach Sankt Lambrecht zu gehen, war nicht nur eine dekorative Idee, um gleichsam die authentische Kulisse zum Roman zu liefern. Die Berge, in die Sankt Lambrecht hineingebaut wurde, passen auch viel besser zur felsigen, zerklüfteten Landschaft des Romans als beispielsweise das Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau, wo Jean-Jacques Annaud die Innenaufnahmen seines Kinofilms „Der Name der Rose“ drehte. Denn es liebte „der heilige Benedikt die Berge und der heilige Bernhard die Täler“. Das Felsige, Steile, Abweisende ist ein wesentliches Element von Ecos Roman, schon allein, um die gewaltige Felsmasse des Aedificiums zu schildern, in dem sich die Schlüsselszenen des Buches abspielen. In Ecos Roman sind selbst die Architektur und die Lage in der Landschaft symbolisch. Da eine der beiden Hauptfiguren des Romans ein junger Österreicher ist – Adson von Melk –, mag es interessant sein, einen Blick auf Stift Melk und Kloster Lambrecht in der Zeit des Romans zu werfen, im frühen 14. Jahrhundert. Just Ende des 13. Jahrhunderts wurde Stift Melk von einer Brandkatastrophe heimgesucht, die dem Brand im Apenninenkloster des Romans aufs Haar gleicht. Dabei wurde auch die berühmte Bibliothek zerstört. Ob sich Eco an dieses historische Ereignis erinnerte, als er vor 35 Jahren seinen Roman vollendete? 1327 war auch für die Benediktiner in Sankt Lambrecht ein Jahr der Wende: Sie begannen, die Klosterkirche wieder aufzubauen, was ein Jahrhundert dauern sollte. Derweil sorgte Abt Johannes Friedberger, der in Bologna studiert hatte, für eine Aufstockung der ohnehin schon reichen Bibliothek. Könnte dieser Abt in Wahrheit Adson von Melk gewesen sein? Gehört die Geschichte vom Namen der Rose nicht eigentlich hierher, ins mächtigste Benediktinerkloster des steirischen Mittelalters? Wer immer in die Mauern von Sankt Lambrecht eintritt, wird sofort von jener Atmosphäre des tiefen Glaubens, aber auch der düsteren Stille heimgesucht, die für Ecos Roman unerlässlich ist. In Sankt Lambrecht kann man sich nie ganz sicher sein, ob nicht gerade William von Baskerville mit dem jungen Adson um die Ecke kommt. Josef Beheimb Die Interpreten Sepp Pichler, Dudelsack Der Steirer Sepp Pichler befasst sich seit 1987 intensiv mit verschiedenen Dudelsäcken. 1989 gründete und organisierte er das „Treffen der Dudelsack- und Dreh leierspieler“ auf Schloss Freiberg bei Gleisdorf in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksliedwerk. Er ist als Referent bei Kursen in Österreich, Deutschland und Italien tätig, Teilnehmer bei vielen Festivals in Europa (Strakonice, Rudolstadt, Quimper) und den USA sowie Mitglied verschiedener Musikgruppen (Steyrische Bordunmusik, bordunikum). Seit 2006 unterrichtet er Dudelsack am Grazer Konservatorium. Intensiv beschäftigt er sich mit mehrstimmiger Bordunmusik sowie mit Dudelsack und Orgel. Michael Dangl, Lesung Der gebürtige Salzburger Michael Dangl begann im Alter von vier Jahren bei der Theatergruppe seiner Eltern Christa und Agilo Dangl, der „Karawane Salzburg“. Noch in seiner Schulzeit wirkte er als Schauspieler, aber auch als Regieassistent von Oscar Fritz Schuh beim Fest in Hellbrunn von Gerhard Tötschinger. Mit 18 Jahren engagierte ihn Lutz Hochstraate ans Salzburger Landestheater, wo er drei Jahre blieb, bevor er nach Deutschland wechselte, zunächst ans Theater Koblenz, dann zum Kölner Schauspiel unter Intendant Günter Krämer. Von 1994 bis 1998 lebte Dangl in Hamburg und spielte vornehmlich am Theater im Zimmer von Gerda Gmelin. Auch am Altonaer Theater von Axel Schneider und am Theater in der Basilika (Gunnar Dreßler) war er zu sehen. Seit 1998 ist er Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt in Wien, wo er bislang etwa 60 Rollen in rund 3000 Vorstellungen verkörperte. Mit Fritz Muliar erhielt er den Europäischen Kulturpreis für deren Zweipersonenstück „Besuch bei Mr. Green“ von Jeff Baron. Seit 2000 arbeitet Dangl kontinuierlich bei den Festspielen Reichenau, zuletzt spielte er Rodolphe Boulanger in „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert/Nicolaus Hagg. Seit 2006 wirkt er auch gemeinsam mit Gidon Kremer bei dessen Kammermusikfest Lockenhaus mit. Er gestaltet Rezitationsprogramme, er spielte Hauptrollen in den TV-Serien „Kommissar Rex“ und „Schlosshotel Orth“, wirkte im Falco-Film von Thomas Roth mit, im „Winzerkönig“ sowie in der Serie „Soko Donau“ und ist im „Tatort“ zu sehen. Zum triumphalen Erfolg wurde die Deutsche Erstaufführung von „The King’s Speech“ von David Seidler mit Michael Dangl als König George VI. in den Kammerspielen der Josefstadt. 2012 war er für den Nestroy-Publikumspreis nominiert. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für den österreichischen Kultursender Ö1 (Nachtbilder, Hörbilder), in Hörspielen, für das ORF-Fernsehen und das Weltjournal. Michael Dangl spielt in vielen Theaterproduktionen auch Klavier und verbindet seine literarische mit der musikalischen Leidenschaft. Er schrieb zwei Romane („Rampenflucht“ und „Schöne Aussicht Nr. 16“) und zusammen mit seinen Eltern Christa und Agilo Dangl die Theaterstücke „Denn das Glück ist immer da“ und „Winterrose“. Santenay Die Faszination für die Musik des Mittelalters ließ 2004 das Ensemble Santenay entstehen. Erstes eigenständiges Erforschen des Repertoires führte zu mehrjähriger Zusammenarbeit mit Mittelalterpionier Kees Boeke im Rahmen eines Studiums an der Musikhochschule Trossingen. 2008 veröffentlichte das Ensemble seine Debüt-CD „Santenay – LIVE“. Zahlreiche Auftritte führten die vier Freunde aus Israel, Frankreich, Deutschland und Siebenbürgen seitdem durch ganz Europa. Namensgeber des Ensembles ist ein idyllisch gelegener Ort im ehemaligen Herzogtum Burgund, wo die französische Hochkultur im Mittelalter blühte. Santenay setzt die Musik des Mittelalters und der Frührenaissance auf damals üblichem Instrumentarium, wie zum Beispiel der Blockflöte, der Viella, der Laute und dem Organetto um. Aus den Handschriften gehen keine Besetzungsvorschläge hervor, somit bleibt es den Musikern überlassen, der jeweiligen Stimme das bestgeeignete Instrument zuzuordnen. Wiener Choralschola Die Wiener Choralschola wird 1996 unter dem Namen „Vienna Gregorian Voices“ von Absolventen des Kirchenmusikstudiums an der Musikuniversität Wien gegründet. Die Ensemblemitglieder setzen sich mit dem Gregorianischen Choral und früher Mehrstimmigkeit sowohl im Gesang als auch in seiner wissenschaftlichen Erforschung (Semiologie) in besonderer Weise auseinander. Alle Sänger der Wiener Choral- schola sind gleichberechtigt. Sie können so ihre musikalische wie interpretatorische Wahrnehmung der Gregorianischen Gesänge stets zusammenführen. Aus dieser Praxis erwächst Raum für Emotion, Spiritualität und Gemeinschaft. Die Wiener Choralschola erhält Einladungen zu Konzerten und Kongressen nach Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Belgien, Rumänien und in die Slowakei. 2006 wurde sie beim 54. Internationalen Chorwettbewerb Guido d’Arezzo in Arezzo als bestes Ensemble in der Kategorie „Christlicher Choralgesang“ ausgezeichnet und gewann ebenda 2009 den „Guidoneum Award“. 2011 debütierte die Wiener Choralschola im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Michał Kucharko, Leitung Michał Kucharko stammt aus Polen und studierte Kirchenmusik an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien (Gregorianik bei Kees Pouderoijen, Abschluss mit Auszeichnung und Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Wien). Er ist Kirchenmusik-Referent der Stadt Wien und künstlerischer Leiter des Chores der Schlosskapelle Schönbrunn. Neben seiner Tätigkeit als Kirchenmusiker in Wien ist Michał Kucharko Mitglied des Arnold Schoenberg Chores (Assistent von Erwin Ortner) sowie Mitglied der Wiener Choralschola. Sein Engagement auf dem Gebiet des gregorianischen Chorals führte zu einer langjährigen Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt, mit dem er als Solist und Leiter der Choralschola des Arnold Schoenberg Chores aufgetreten ist. Der Referent für Gregorianik bei verschiedenen Kursen in Österreich lehrt seit 2013 an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Der Witz des Tages Und Gott fragte die Steine: „Steine, wollt ihr Theater spielen?“ Da antworteten die Steine: „Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug.“ von Michael Dangl Ö1 Club-Mitglieder erhalten bei der styriarte bei ausgewählten Veranstaltungen 10 % Ermäßigung. Sämtliche Ö1 Club-Vorteile finden Sie in oe1.orf.at Foto: Harry Schiffer Einer unserer Clubräume. Franc Novinc, Morgen, 1971 (Detail), Foto: N. Lackner/UMJ Landschaft Transformation einer Idee Kunst von 1800 bis heute aus der Sammlung der Neuen Galerie 19. 06. – 06.09. 2015 Joanneumsviertel, 8010 Graz, Di–So 10–17 Uhr www.neuegaleriegraz.at Der richtige Ton zur richtigen Zeit. Das ist Kommunikation. KommuniK ation seit 1993 www.conclusio.at HAUS DER KUNST Galerie · Andreas Lendl A-8010 GRAZ · JOANNEUMRING 12 Tel +43/(0)316/82 56 96 Fax 82 56 96 -26 www.kunst-alendl.at [email protected] Ölgemälde · Aquarelle · Zeichnungen Druckgraphik · Skulpturen Reproduktionen · Kunstpostkarten · Künstlerkataloge Exklusive Rahmungen Flexibel im Format. Unbeugsam im Inhalt. KOMPAKT E-PAPER -.,,#" &#-.. ")" ")"1#&&% )''( #& # / ),-./(! #( ),!#( )(! )(.-. üúûÿĆ #( '". - ((( (.-"#/ ( (! - Ě" - -Ě)( )-.. !&Ê%. Ê%. Ê% - (40)/-4 40 40)/-4 '#. ' )'.( 7+(0$ 6HLWH 6HLWH 6HLWH *UTTKXYZGM '[M[YZ b YZKXXKOINY [TGHN©TMOMK :GMKY`KOZ[TM b .KXG[YMKMKHKT \UT 5YIGX (XUTTKX b Ę .&#(Ć #( & / ./((&- )", ..--/" #( #( % #( ,! ",-*,)$%. )$% )$%. L[ha[^hic_d_ij[h_kc _d h[W]_[hj[ cWd _hh_j_[hj1 [_d[ Ij[bbkd]dW^c[ ]WX [i )RWR 0DWWKLDV &UHPHU C_jjmeY^ mkhZ[ X[aWddj" M_hjiY^W\j [hd[kj _d H[p[ii_ed ][iY^b_jj[hj _ij$ :_[ Zh\j[ m[_j[h[ ;_difW# lehd[^c[d" kc ZWi pk [hh[_Y^[d$ h[Z 6HLWH 2.,' 4#!( ,.,/&#"- )%/'( )%/'(. /'(. ' 1 ",'. ",' h[Y^ji[njh[c[ M[Xi_j[ 7bf[d#:edWk$_d\e ^Wj Wc :_[dijW] l[hjhWkb_Y^[ Aehh[ifedZ[dp $XI VHLQHU =LHOJHUDGHQ VWHXHUW GDV )HVWLYDO ,PSXOVWDQ] GLUHNW DXI Ţ(UHQGLUDŠ ]X ,Q 7DQ] XPJHVHW]W KDW GLHVH YRQ *DEULHO *DUF¯D 0£UTXH] LQVSLULHUWH *HVFKLFKWH GHU %UDVLOLDQHU ,VPDHO ,YR (V JHKW XP HLQH YRQ GHU HLJHQHQ *UR¡PXWWHU LP %LOG 6FKDXVSLHOHULQ &OHLGH 4XHLUR] LQ GLH 3URVWLWXWLRQ JH]ZXQJHQH -XJHQGOLFKH %LV ]XP $XJXVW ]HLJW ,PSXOVWDQ] DX¡HUGHP QRFK 6W¾FNH YRQ X D /OR\G 1HZVRQ $QQH -XUHQ XQG -«U¶PH %HO '', '", )(,-"Ê&, (%.#)(( ' (% !!(( -.( ! ESTEN T S I T A R G N E H 3 WOC GLEICH BESTELLEN: derStandard.at/Testlesen Die Zeitung für Leser Feinste Südsee-Koralle trifft auf weiße Brillanten & fossile Koralle Stempfergasse Graz • Hauptplatz Köflach www.gressl.com
© Copyright 2024 ExpyDoc