10Focus Bild: Papyrus Schweiz AG Welche Rolle nimmt Papier im heutigen Medienmix ein? Wie beurteilen Kreative den Stellenwert von Papier heute und in Zukunft? viscom print & communication hat Exponenten führender Werbeagenturen zum Papiereinsatz befragt. Die Antworten sind mehrheitlich übereinstimmend – kurz gesagt: Der Zweck heiligt die Mittel. Die Agenturen geben sich alle markt- und kundenorientiert. Jene Kommunikationsinstrumente, die zum besten Ergebnis für den Kunden führen, kommen zum Einsatz, so einfach ist das. Print ist mit rund 45% Anteil am Werbekuchen immer noch die führende Werbegattung in der Schweiz. Je nutzerfreundlicher ein Angebot präsentiert wird, je gezielter die Ansprache – desto stärker die Wirkung! Michael Gassler, Managing Director von Leo Burnett Schweiz AG, ist der Meinung, dass der Printanteil wertmässig abnehmen wird. Er ist überzeugt, dass die Mittel in Zukunft verstärkt in digitale Kanäle wandern. Aus seiner Sicht geht der Trend hin zur intelligenten Verknüpfung der Kanäle und Nutzung von Synergien in der Botschaftsvermittlung. Die hohe Dichte von Mobilgeräten und der Ausbau flächendeckender, schneller Datennetze fördern den Einsatz digitaler Medien und ermöglichen so kreativere Produktionen. Bei der Wahl eines Mediums geht es Michael Gassler primär um das anvisierte Zielpublikum, um das entsprechende Mediennutzungsverhalten, um die zu vermittelnde Botschaft und das für den Kunden zu erreichende Ziel. Das Papier spielt im Medienmix zahlreicher Schweizer Werbetreibender nach wie vor eine wichtige Rolle. Michael Gassler sieht die Dualität der Kanäle auch als Chance für Print an. Die gedruckte Botschaft wird mit der URL oder einem QR-Code einfach mit der digitalen Plattform verlinkt. Heinz Urben Gedruckte Botschaften haben den Vorteil, dass sie durch die Ausgestaltung, die Wahl des Papiers, der Veredelungsformen oder einer realen 3D-Umsetzung physisch erlebbar werden und nachhaltig wirken. Bei Werbemitteln, wo das haptische Erlebnis eine grosse Rolle spielt, verstärkt die gelungene Materialwahl die gewünschte Botschaft. Für Mailings und Broschüren werden oft Naturpapiere, die einen eindrücklichen haptischen Akzent setzen, gewählt. Bei starkem visuellem Content mit dominanten Bildbotschaften werden eher glänzend gestrichene Papiere eingesetzt. Ob analog auf Papier oder digital via Bildschirm, es gilt immer dieselbe Weisheit: Je nutzerfreundlicher sich Focus 11 ein Angebot präsentiert, je gezielter die Ansprache geschieht – desto besser ist die Wirkung. «Print und Online gehen Hand in Hand und ergänzen sich im Medienmix idealerweise synergetisch!» Michael Gassler, Managing Director, Leo Burnett Schweiz AG alle Sinne an. Was man spüren und erleben kann, wirkt stärker und nachhaltiger. Rod Kommunikation entwickelt integrierte Kampagnen auf traditionellen und digitalen Trägern. Papier und insbesondere das Plakat besetzt im Medienmix einen wichtigen Platz. Entscheidend ist für David Schärer nicht der einzelne Träger der Botschaft, sondern der für das Projekt optimale Mix. Der Kunde soll zu einem festgesetzten Geldbetrag das Optimum für seinen Werbefranken erhalten. Papier ist nach wie vor ein wichtiger Träger der Werbebotschaft. «Papier ist ein ‹warmer› Träger, digitale Medien wirken eher ‹kalt›.» Aus der Sicht von David Schärer, Geschäftsleitung Rod Kommunikation AG Zürich, hat sich der Einsatz der Mittel in den letzten zehn Jahren gewandelt. Obwohl für ihn Papier ein wichtiger Informationsträger für Plakate, Prospekte und Mailings ist und bleibt, nehmen aus seiner Sicht die digitalen Tools wie Banner, E-Boards, Screens und E-Mails eine immer dominantere Rolle ein. David Schärer, Geschäftsleitung Rod Kommunikation Trotzdem ist Papier für ihn unabdingbar, wenn es darum geht, «öffentlich» zu erschei- Nahe beim Kunden ist das, was ihn schlussendlich erreicht! Diese Aussage ist für Ralph Halder, Execu tive Creative Director, Publicis Communications Schweiz AG, entscheidend. Er wertet die Stellung des Papiers im heutigen Medienmix als gering bis mittelmässig. Den Mittel einsatz im Vergleich zu den digitalen Medien bezeichnet er als ziemlich ausgeglichen. Vor allem Direct Mail ist für ihn immer noch sehr stark printlastig. Daher setzt man bei Publicis vor allem gestrichene Standard papiere ein. Print bleibt für Ralph Halder wichtig, die digitalen Kanäle haben für ihn aber denselben Stellenwert. Diskussion wird meist sehr emotional geführt. Es wird nach Erklärungen für den Rückgang der gedruckten Medien gesucht. Schuldige müssen her! Sind es die Werber, die Agenturen oder sogar die Auftraggeber, die nur noch das Heil im Digitalen sehen? Doch so einfach ist es nicht. Der Medienkonsum hat sich mit dem Aufkommen digitaler Medien und Geräte geändert. Der Mensch ist so gepolt, dass er Neues aufnimmt, testet, und findet er Gefallen daran, bleibt er dabei. Bestehendes muss nicht zwingend auf der Strecke bleiben, aber Mengeneinbussen müssen in Kauf genommen werden, da der Medienkonsument nicht grenzenlos Mediales aufnehmen kann. Für Druckereien, die sich zum Mediendienstleister entwickelt haben, die sich nicht nur auf ihre Kompetenz des Druckens berufen, eröffnen sich auch im digitalen Markt Chancen für die Zukunft. Wer im Besitz der Daten ist, hat die Macht – das mag in vielen Fällen so sein. Firmen jedoch, die mit Daten etwas anfangen können, diese multimedial und plattformunabhängig aufbereiten und verarbeiten können, haben eine gute Ausgangslage für die Zukunft. Nur wer service- und lösungsorientierte Dienste anbietet, wird seinen Teil des Kuchens bekommen. Es gilt die Botschaft, die transportiert werden soll, für das Zielpublikum relevant, einfach und verständlich umzusetzen. Wird die Geschichte einer Marke überraschend, sympathisch und unterhaltsam kommuniziert, wird die Botschaft beim Zielpublikum ankommen, ob gedruckt oder digital. «Digital hat mittlerweile denselben Stellenwert wie Print.» Papier bewegt, ist fühlbar, nachhaltig und umweltfreundlich. (Bild: Heinz Urben, Wegpunkt GmbH) nen und im öffentlichen Raum Präsenz zu markieren. Die digitalen Träger vermögen diese psychologische Wirkung (noch) nicht zu ersetzen. Papier ist ein «warmer» Träger einer Botschaft – digitale Medien wirken eher «kalt». David Schärer ist überzeugt, dass in die gedruckte Kommunikation immer noch mehr Geld investiert wird als in die digitale. Gibt es Erfahrungswerte, die eine unterschiedliche Wirkung von digitalen und gedruckten Botschaften belegen? David Schärer kann nicht mit gesicherten Zahlen aufwarten. Aus seiner Sicht werden gedruckte Botschaften stärker wahrgenommen als digitale. Medien berichten eher über Printkampagnen, Menschen sprechen öfter von Plakaten und Anzeigen als von Onlinebannern. Die physische Botschaft spricht Ralph Halder, Executive Creative Director, Publicis Communications Schweiz AG Fazit Die Schweiz weist eine grosse Vielfalt an thematisch und redaktionell unterschiedlichen Printtiteln auf. Dank eines bestens funk tionierenden Briefpostsystems kommen gedruckte Botschaften zeitnah und zuverlässig an. Der Werkstoff Papier ist tendenziell positiv besetzt und weist eine unerreicht hohe Recyclingrate auf. Papier spricht alle Sinne an. Papier vermittelt Eindrücke, die den Kunden zum Sehen, Fühlen, Hören, Riechen und sogar zum Schmecken animieren. All diese Erlebnisse mit Papier verstärken die Botschaft und damit den Wunsch, sich mit dem Produkt oder der Dienstleistung näher auseinanderzusetzen. Das Resultat zählt Der schwindende Auftragsbestand im Printbereich zahlreicher Druckereien ist oft Grund für Fragen nach dem Warum und Wieso. Die viscom print & communication | Nr. 3/4 | 16. Februar 2016
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