24 Papier ≠ Papier Aufeinander abgestimmt: Der Transferdruck auf Polyester hat zwei Partner, die Sublimationstinten und das Transferpapier. mationsfarben etabliert. Anfangs über das elektrostatische Verfahren umgesetzt, schwenkte man später auf die Inkjettechnik. Aufgrund der langen Druckzeiten war das jedoch nur für Muster und Kleinstauflagen einsetzbar. Dies hat sich mittlerweile grundlegend gewandelt: Moderne Inkjetsysteme sind sehr viel schneller und effektiver und bieten sich als höchst interessante, hochwertige Alternative zum Tiefdruck an. Transfermedium bestimmt Qualität Wenn die Sublimationstinten erst einmal fixiert sind, strahlen die Farben. Sublimation und Polyester gehören zusammen. Nicht nur für Fahnen und Banner, sondern auch für die Bekleidungsindustrie und Innendekorationen. Neben dem Direktdruck ist es der digitale Transferdruck, der im Interesse der Hersteller und Verarbeiter liegt. Weil sich die möglichen Anwendungen stark unterscheiden, hat Sihl mit Sublicolor zehn Transferpapiere entwickelt, die sich vor allem in Beschichtung und Grammatur unterscheiden. Roger Leber, Verkaufsleiter Dye-Sublimation Team von Sihl, wirft einen Blick auf das Verfahren an sich. Bei der Transfersublimation handelt es sich um ein indirektes Verfahren: Das Bild wird mit Sublimationsinkjettinten auf ein Transferpapier gedruckt und mithilfe von Hitze auf den Stoff übertragen. Der Begriff Sublimation umschreibt den direkten Übergang vom festen zum gasförmigen Aggregatzustand: ohne den sonst üblichen Zwischenschritt der flüssigen Form. Wird dazu Hitze eingesetzt, spricht man von Thermosublimation. Dieses Verfahren wird seit Langem in der Textilindustrie verwendet. Der eigentliche Prozess beginnt mit dem Bedrucken eines möglichst günstigen Spezialpapiers. Bis vor einiger Zeit wurde dies nur mithilfe des traditionellen Tiefdruckverfahrens umgesetzt: Auf einfachen Transferpapieren entstanden mit gängigen Druckfarben Muster und grafische Elemente. Aufgrund der nicht unerheblichen Einrichtungskosten lohnt sich das erst bei größeren Auflagen. Deshalb setzt man diese Technik bei Massenproduktionen wie von Dekorstoffen gern ein. Daneben hat sich Anfang der 1990er-Jahre das großformatige Digitalausgabesystem mit Subli- Zuerst werden Muster, Dekore und grafische Elemente spiegelbildlich auf das Papier gedruckt. Hier haben sich typischerweise Rohpapiere und solche mit unterschiedlichen Beschichtungen und mit einem Flächengewicht von 70 bis 140 Gramm pro Quadratmeter etabliert. Für die endgültige Qualität des Druckbilds auf dem Stoff ist die Beschichtung und Ausstattung dieses Spezialpapiers verantwortlich, wobei dickere Papiere in der Regel mehr Farbe aufnehmen können. Wichtig sind auch eine gute Planlage und geringe Nasswelligkeit sowie die hohe optische Dichte des Druckbilds. Anfangs nutzte man günstige CAD-Papiere, die zwar druckerkompatibel sind, jedoch während der Sublimation einen Großteil der aufgedruckten Farbstoffe im Papierträger zurückhalten. Dadurch färbt den Stoff nur ein geringer Anteil der Farbe, was zu blassen und diffus wirkenden Ergebnissen führt. Auch einfache, gewöhnliche Transferpapiere absorbieren während des Sublimationsprozesses im Heißkalander meist den Großteil der Farbstoffe und führen zu flauen, unschar- LFP 1 2 3 4 Mikroskopaufnahmen der verschiedenen Sublicolor-Transferpapiere: 1) Premium, 2) Sports, 3) Superdry und Envogue, 4) Universal fen Ergebnissen. Somit scheiden diese einfachen, matten Papiere heute aufgrund der hohen Ansprüche der Kunden und der gestiegenen Konkurrenzsituation aus. Heißkalander oder Transferpresse Das bedruckte Papier wird zusammen mit dem Stoff oder Gewebe in den Heißkalander oder eine Transferpresse gelegt. Bei Textilien handelt es sich um Polyesterstoffe oder Mischgewebe mit mindestens 60 Prozent Polyester. Mit Hilfe der Hitze reagieren die Farbpigmente. Beim Polyester öffnen sich die Poren und die gasförmigen Farbstoffe können in die Kunstfaser diffundieren. Dann verbindet sich die Farbe fest mit den PES-Fasern und erzeugt ein lichtechtes, wasserfestes und witterungsbeständiges Bild, das nicht als Farbauftrag zu spüren ist. Zusammen mit der hohen Haltbarkeit und Waschbeständigkeit ist WERBETECHNIK 4.2015 LFP 25 der haptisch weiche Eindruck die größte Stärke dieser Technik. Die hohe Resistenz gegenüber UVStrahlen beeindruckt. Zudem sind die Drucke kratzfest und bleiben lange farbintensiv und brillant. Dünne Gewebe und Stoffe werden mit diesem Verfahren durchgefärbt, besonders dicke hingegen nur einseitig gefärbt. Das Verfahren funktioniert nur bei hellen bis weißen Stoffen oder Hartsubstraten, die mit einer Polyesterbeschichtung oder einem -lack ausgestattet sind. Dunkle und schwarze Untergründe indes erfordern spezielle Transfermaterialien, meist als T-Shirt-Transfers auf dem Markt. Hier wird das Muster auf die weiße, folienartige Beschichtung gedruckt und dann ebenfalls mithilfe von Hitze auf den Stoff übertragen. Wenn Transfermaterial, Druck und Verarbeitung perfekt zusammenpassen, kann die relativ neue Technik der sublimen Thermo- transfers Maßstäbe hinsichtlich Produktivität, Qualität und Haltbarkeit setzen. Roger Leber [email protected] www.sihl.com Sublicolor von Sihl Mit Sublicolor stehen zehn Druckpapiere mit individuellen Features zur Verfügung. Die Beschichtungen sind auf die unterschiedlichen Anforderungen hin optimiert. Unterteilt sind sie in fünf Kategorien: Premium, Universal, Sports, Superdry und Envogue – für Anwendungen im Industrie-, Fashion- und Sportbereich. Zu den Merkmalen zählen laut Roger Leber ein einfaches Handling und hohe Transferraten sowie kurze Trocknungszeiten. Hinzu kommt eine hohe optische Dichte gepaart mit einer scharfen Detailwiedergabe von Linien und feinen Grafikelementen im Druckbild und nach dem Transfer auf dem Textil. Die intensiven und brillanten Farben werden durch eine gute und hohe Transferrate erreicht. Das heißt, dass möglichst viel Tinte vom Papier in das Textil sublimiert wird. Die reibungslose Produktion wird durch eine gute Planlage sichergestellt. Die Papiere wirken der grundsätzlichen Tendenz entgegen, sich an den Rändern aufzustellen, und liegen damit im Drucker plan, sodass eine Kopfberührung vermieden wird. Erreicht wird die Planlage einerseits durch eine Barriere im Papier, die Nasswelligkeit verhindert: Das Eindringen der Tinte ins Basispapier wird gehemmt. Andererseits garantiert eine rückseitige Beschichtung die Flachlage. Die Kategorien Die Premium-Papiere, sozusagen die Einstiegsklasse, umfassen Sublimationsmedien für den Transferdruck unter Standardbedingungen wie den Druck von Fahnen, Bannern, Tassen, Werbeartikeln und ähnlichen Produkten. Sie sind mit allen gängigen, wässrigen Sublimations tinten verwendbar (Sublicolor Premium 105 matt, 85 matt und 65 matt). Die Allroundpapiere, auf denen die Tinte im Vergleich zu den Premium-Papieren schneller trocknet, werden unter der Bezeichnung Universal zusammengefasst: Sublicolor Universal 70 matt und 90 matt. Der andere Aufbau bewirkt, dass mehr Tinte ins Textil übertragen wird. Aufgrund dieser verbesserten Tintennutzung, lassen sich die Tintenkosten senken. Die Universal Serie zeichnet sich durch ihr einfaches Handling aus, was eine gute Produktivität zur Folge hat. Der Experte beschreibt: „Es gibt weder mit dem Einzug des Papiers in den Drucker Probleme, noch während des Druckprozesses. Sprich: Der Druckkopf berührt das Papier nicht, weil es plan liegt. Wir sprechen 4.2015 WERBETECHNIK in diesem Zusammenhang auch von einer reduzierten Nasswelligkeit.“ Die Papiere eignen sich besonders für den Bereich Interior Design, aber auch für Werbeartikel, Soft Signage und Hartsubstrate. Die Sports-Papiere (Sublicolor Sports 70 matt und 90 matt) sind für den Umdruck auf dehnbaren Textilien vorgesehen. Das Papier aktiviert beim Transferieren einen Klebstoff und bleibt somit leicht am Textil kleben. Das Druckbild haftet sicher und exakt auf dem Textil; Schattenbildung und unscharfe Linienmuster werden verhindert. In der Flachbettpresse beispielsweise kann es ansonsten passieren, dass das Papier nach dem Öffnen der Presse leicht verrutscht. Weil das Papier noch sehr heiß ist und damit immer noch etwas Tinte sublimiert wird, entsteht bei Verrutschen sonst ein Schatten- beziehungsweise Geisterbild. Weiterhin kann dadurch der Schrumpf gering gehalten werden, da das Papier den Stoff stabilisiert. Mit beiden Aspekten kann man die Ausschussrate minimieren. Für die Hochgeschwindigkeitsdrucker von Reggiani, MS-Italy und Durst sowie den Mimaki TS500, die mit Ricoh oder Kyocera-Köpfen ausgestattet sind und eine wasserbasierte Sublimationstinte mit erhöhtem Glykolanteil nutzen, eignen sich die Superdry-Papiere: Sublicolor Superdry 75 matt und 95 matt. Der in diesen Tinten verwendete Glykolanteil verdampft nach dem Druck nicht, sondern verbleibt im Papier. Um ein Abschmieren der Farbpigmente beziehungsweise den Transfer der Pigmente auf die Rückseite des Papiers zu verhindern, muss eine Beschichtung angeboten werden, die in der Lage ist, den Glykol-/Hochsiederanteil zu binden. Sihl spricht von der Superdry-Beschichtung, mit der die Pigmente fixiert werden. Noch in der Entwicklung befindet sich das ultraleichte Sublicolor Envogue Paper light 40 matt. Es eignet sich besonders für den Einsatz in industriellen Hochgeschwindigkeits-Druckumgebungen. Es trocknet trotz des geringen Flächengewichts schnell und immobilisiert die Tinte nach dem Druck, was bei der hohen Druckgeschwindigkeit und der Verarbeitung von Rolle zu Rolle wichtig ist, um ein Ablegen der Farbpigmente auf die Rückseite zu verhindern. Die Beschichtung garantiert gute Laufeigenschaften während des Drucks und des späteren Transfers, weil das Basispapier eine hohe Festig- und Steifigkeit bei niedrigem Eigengewicht bietet. Der Farbübertrag in den Stoff soll auch bei diesem Papier sehr hoch sein.
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