Zebrastreifen als Gefahrenzone

Zebrastreifen als Getanrenzone
Das Tageslicht ist morgens um
6 Uhr noch schummrig, dünne
Nebelschwaden sorgen
zusätzlich für diffuse Sicht.
Der stark sehbehinderte
Mathias Dickenbrock geht auf
den Zebrastreifen am Bad
Nauheimer Esso-Kreisel zu.
Er sieht zwar ein Auto nahen,
kann dessen Entfernung und
Tempo aber nicht richtig .
einschätzen. Sekunden später
wird der 38-Jährige vom
Außenspiegel gestreift. Wieder
ein Beinahe- Unfall.
Von Bernd Klühs
athias Dickenbrock ist in Bad Nauheim
M
geboren und aufgewachsen, kennt sich
gut aus in der Stadt. »Ein ähnlicher Brenn-
Diesmal wird rechtzeitig gebremst: Mathias Dickenbrock kann den Zebrastreifen am EssoKreisel gefahrlos passieren, hat dort aber schon manchen Beinahe-Unfall erlebt. (Foto: nie)
punkt in Sachen Verkehrssicherheit wie der
Esse-Kreisel ist mir nicht bekannt«, sagt der
38-Jährige, der wegen Grauem Star und ei- wort auf die Frage, ob bei den rabiaten Fah- würde, um Verkehrsteilnehmer zu disziplinem schweren Bandscheibenleiden derzeit rern ein Muster auszumachen sei. Einige leg- nieren. Zudem wünscht er sich eine fest in':'
berufsunfähig geschrieben ist. Allein in den ten im letzten Moment eine Vollbremsung stallierte Radarfalle zwischen den Kreiseln.
letzten zwei Monaten sei er als Fußgänger hin, stoppten wenige Zentimeter vor seinen Der 38-Jährige hofft, dass die Stadt reagiert,
auf den Zebrastreifen rings um den Ver- Beinen, winkten dann entschuldigend. Ande- bevor es zu einem ersten schweren Unfall
kehrsknotenpunkt
auf
der
Kreuzung re rasten einfach vorbei, obwohl er sich beSchwalheimerlFriedberger Straße etwa 20 reits auf dem Überweg befinde. »Manchen
Mal in gefährliche Situationen geraten. habe ich schon aus Wut laut -Du Penner- zu»Manchmal werde ich vom Außenspiegel ge- gebrüllt oder auf die Heckscheibe geschlastreift, manchmal vom Kotflügel. Einmal ist gen«, sagt der Bad Nauheimer. Die Folge:
mir sogar ein Auto über den Fuß gefahren«, »Sie halten an und bedrohen mich. Auch ein
berichtet der Bad Nauheimer vom rück- Taxifahrer ist schon dabei gewesen.« Dann
suche er schnell das Weite. Oft sei er nach
sichtslosen Verhalten vieler Autofahrer.
solchen Zwischenfällen »kreidebleich in die
Dickenbrock wohnt in der Otto-Weiß-Stra&mn~ :2Uttl ~rber~~
ße, muss alles zu fuß erledigen und macht Esso marschiert«.
Seine Sehfähigkeit werde leider immer
seine Einkäufe ,möglichst in unmittelbarer
:Dieer.rl.en adrl:en .3ind
Nähe seiner Wohnung. Der 38-Jährige muss schlechter, gleichwohl konnte sich Dickenvon einer kleinen Rente leben, die vom Sozi- brock, der Arzten offenbar misstraut, bis-Perli ~
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alamt aufgestockt wird. Trotzdem gönnt er lang nicht zu einer Operation entschließen.
:Da~ttrtli~ ~:Dir ~
sich früh morgens als »Luxus« oft ein Hörn- Weil er nur verschwommen sieht, kann er
chen und ein Tässchen Kaffee in der Tank- die Kennzeichen der Autos nicht genau erzeIf1l...
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stelle. Sein Weg führt ihn- dann aus Richtung kennen, eine Anzeige ist deshalb nicht mögInnenstadt über die Friedberger Straße zum lich.
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Kreisel. Dort muss er auf dem Zebrastreifen
die Schwalheimer Straße überqueren, um
»Alle Richtlinien beachtetzum Ziel zu gelangen. Zurück nimmt er dieselbe Route.
Vor allem auf dem Fußgängerüberweg, der
Nach Auffassung des 38-Jährigen sind es
von der TankstelIe auf die andere Seite der allerdings nicht nur rücksichtslose VerSchwalheimer Straße führt, hat er schon vie- kehrsteilnehmer, die Fußgängern das Leben
le unangenehme Erfahrungen gemacht. Er schwer machen. Auch die Planung der Kreiselbst sei mehrfach fast überrollt worden, sel hält er für teilweise verfehlt. Sowohl dieauch ältere Leute gerieten dort in Gefahr, ser Kreisverkehr als auch der Kreisel mit Beteiligung von Fußgängern kommt.
Straße/ »Bisher hatte ich Glück, aber. irgendwann
seine Nachbarin mache sich Sorgen wegen Schwalheimer StraßelHomburger
der Kinder. »Vor allem jüngere Leute mit Ringstraße ermöglichten es aufgrund ihrer werde ich unter einem Auto liegen.«
schnellen Wagen«, lautet Dickenbrocks Ant- Bauweise Auto- und Motorradfahrern, diese
Nach Auskunft der Verkehrsbehörde wurKnotenpunkte mit hohem Tempo zu passie- den die beiden Kreisel in der Schwalheimer
ren. »Man muss nicht groß lenken, kann fast Straße 2003 von der Stadt errichtet. Dabei,
geradeaus durchfahren.« Schnell seien bei- so Erste Stadträtin Brigitta Nell-Düvel, seispielsweise die Fahrer unterwegs, die von der en sämtliche Richtlinien beachtet worden,
Esso-Kreisel: 2015 sechs Unfälle
Schwalheimer Straße und aus beiden Rich- auch was die Zebrastreifen angeht. Die
I
tungen nach rechts in die Friedberger Straße Uberwege seien etwa eine Fahrzeuglänge
Noch ist der Esse-Kreisel kein Unfallabbögen.
hinter den Kreiselausfahrten angebracht.
schwerpunkt, möglicherweise wird er aber
Weiteres Problem aus Sicht von Dicken»Aktuelle Unfallhäufungen, gar mit PerSOAnfang 2016 entsprechend eingestuft. Vobrock: Die Zebrastreifen seien viel zu nah an nenschäden, oder ein Unfallschwerpunkt
raussetzung ist laut Polizeisprecher Erich
den Kreiselausfahrten markiert. Autofahrer, sind mir nicht bekannt«, lässt Nell-Düvel
Müller, dass sich in einem Kalenderjahr an
die im Kreisverkehr unterwegs sind, seien wissen. In der ersten Zeit nach dem Umbau
derselben Stelle fünf Unfälle gleichen Typs
abgelenkt, achteten auf die anderen Ver- 'der Kreuzungen sei es am Esse-Kreisel öfter
ereignet haben. 2015 wurden am Essokehrsteilnehmer, müssten ans Blinken den- zu Kollisionen gekommen. Grund sei die
Kreisel bislang sechs Kollisionen gezählt,
ken. Bei der Ausfahrt würden die Fußgänger 'Missachtung von Vorfahrtsregeln gewesen.
dreimal wurde die Vorfahrt missachtet,
oft übersehen, zumal teilweise Bäume oder Durch kleinere bauliche Veränderungen sei
dreimal ereigneten sichAuffahrunfälle vor
Büsche die Sicht erschwerten. Bremse je- das Problem behoben worden. Gleichwohl
Zebrastreifen. Teilweise waren Radfahrer
mand abrupt vor dem Zebrastreifen, bestehe wird nach Aussage der Ersten Stadträtin in
. beteiligt, es gab mehrere Leichtverletzte.
zudem die Gefahr eines Auffahrunfalls.
der Schwalheirrier Straße etwas für die Si»Ein Fußgänger kam in keinem Fall zu
. Mathias Dickenbrock wäre froh, wenn die cherheit getan: »Dort werden regelmäßig GeSchaden«, sagt Müller.
(bk)
Polizei an den Kreiseln öfter Präsenz zeigen schwindigkeitskontrollen vorgenommen.«
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