warhol, lichtenstein & co. - Oberschwaben

Die Erben der Pop Art
Als Andy Warhol 1968 bei einem Anschlag schwer verletzt wird, ist
nichts mehr wie vorher. Die Leichtigkeit der 60er-Jahre geht zu Ende,
die Pop Art hat ihren Zenit überschritten und ihre wichtigsten Vertreter
wenden sich neuen Themen zu. Doch die einst revolutionär neue
Kunstform etabliert sich dauerhaft. Längst ist sie in die Museen eingezogen und erzielt bei Kunstauktionen bis heute immer höhere Preise.
Zugleich besinnt sich ab etwa 1980 eine neue Generation von Künstlern
auf die Strategien Warhols und Lichtensteins. Auch diese Erben des
Pop malen Comic-Figuren, bedienen sich der Ikonen der Massenkultur
und haben keine Scheu, ihre Kunst wie Konsumprodukte zu vermarkten.
Stellvertretend für diese neue Generation stehen Künstler wie Jeff
Koons (*1955) und Damien Hirst (*1965) mit ihren Skulpturen oder
Keith Haring (1958 -1990) mit seinen charakteristischen Figuren.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11 – 17 Uhr
Donnerstag
11 – 19 Uhr
Führungen
Donnerstag 17 Uhr, Samstag 15 Uhr
Sonn- und Feiertag 15 Uhr
Sonderführungen für Gruppen
nach Vereinbarung
Eintritt
Erwachsene
6.00 €
Gruppen ab 10 Personen 5.50 €
Jugendliche, Studenten,
Schwerbehinderte, Rentner 5.00 €
Schulklassen pro Kind
1.50 €
Familienkarte 12.00 €
Aufpreis für öffentliche
Führung
3.00 €
Information und Führungen
Stadtverwaltung Ochsenhausen
Michael Schmid-Sax
Marktplatz 1, 88416 Ochsenhausen
Telefon 07352 92 20-22
Telefax 07352 92 20-19
[email protected]
www.ochsenhausen.de
Ausstellungstelefon während
der Ausstellung 07352 4313
Richard Lindner: Fun City, 1971, Farblithografie © 2015 VG Bild-Kunst, Bonn
»Die klassischen Urbilder und
die unseren sind nur durch den
kritischen Blick, den wir haben,
verschieden. Ich habe mich
für die modernen Klischees
interessiert, den mythologischen
Wert zu zeigen versucht, also
den Klassizismus des Hot Dog.«
Roy Lichtenstein
Roy Lichtenstein: Two Paintings – Sleeping Muse, 1984,
Holzschnitt/Siebdruck ©2015 VG Bild-Kunst, Bonn
Tom Wesselmann: Still life, 2004, Farbserigrafie © 2015 VG Bild-Kunst, Bonn
Faszination Pop Art
Neben den international bekannten großen Namen wie Andy Warhol,
Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann (1931- 2004), Mel Ramos (*1935)
und dem deutschstämmigen Richard Lindner (1901-1978) sind in der
Ausstellung in Ochsenhausen auch britische Pop-Art-Pioniere wie
Peter Blake (*1932) und Allen Jones (*1937) vertreten, dessen große
Retrospektive in der Tate Gallery in London vor kurzem zu Ende ging.
Daneben stellt die Schau die deutschen Vertreter der in den 1950erbis 1970er-Jahren entstandenen Kunstrichtung vor. Denn auch in
Deutschland entwickelte sich von Berlin, Köln, Frankfurt und München
ausgehend eine lebendige Szene der deutschen Pop Art, in der
sich Künstler zusammenschlossen, um sich von der damals in der
deutschen Kunstlandschaft vorherrschenden Kunstrichtung des Informel
zu distanzieren. Die Werke prominenter deutscher Pop-Art-Künstler
wie Thomas Bayerle (*1937), Werner Berges (*1941) oder Wolfgang
Oppermann (1937-2001) spiegeln ebenfalls die Faszination der Pop
Art wider und versetzen den Ausstellungsbesucher in eine bewegende
Zeit des vergangenen Jahrhunderts zurück.
»Wenn du mit deiner
Arbeit kein Geld
machen kannst, dann
musst du sagen,
dass es Kunst ist;
und wenn du Geld
machst, sagst du,
dass es etwas ganz
anderes ist.«
Andy Warhol
Allen Jones: Cat Walk, 1998, Aquatintaradierung, Blatt 2 aus dem Portfolio
© 2015 VG Bild-Kunst, Bonn
Andy Warhol: Goethe (Ausschnitt), 1982, Farbserigrafie, Blatt 4 aus dem Portfolio © 2015 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts/ARS, New York
Fritz Köthe: Shave, 1974, Öl auf Leinwand © Liselotte Köthe
Warhol,
Lichtenstein
& Co.
5 7– 11 10 2015
Die Große
Sommerausstellung
Einem der aufregendsten Kapitel der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts begegnen die Besucher bei der Großen Sommerausstellung
2015 im Ochsenhauser Fruchtkasten, der Pop Art. Andy Warhols
Suppendosen, seine Porträts von Marylin Monroe oder die blonden
Comic-Mädchen des Amerikaners Roy Lichtenstein zählen längst zu
den Ikonen der modernen Kunst.
Die bunte Verführung
Andy Warhol: Queen Ntombi Kwala, 1985, Farbserigrafie
© 2015 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts/ARS, New York
»Man behauptet immer, die
Zeit verändere die Welt, aber
in Wahrheit musst du sie selbst
ändern.« Andy Warhol
Tom Wesselmann: Claire Nude, 1980, Farbserigrafie © 2015 VG Bild-Kunst, Bonn
Europa liegt noch in Trümmern, als Künstler in England, Italien, Frankreich und Deutschland in den 1950er-Jahren beginnen, in ihren Bildern
Motive eines schöneren, luxuriöseren Lebens zu verwenden. Sie sind
fasziniert von der bunten Bilderflut amerikanischer Zeitschriften und
huldigen der Konsumwelt jenseits des Atlantiks, von der die Nachkriegseuropäer träumen. Ihre Themen finden sie in Zeitschriften und
Anzeigen, in Comics und Filmplakaten. Sie schaffen daraus eine scheinbar banale und zugleich radikal neue Kunstform, die grell ist, plakativ
und einfach verständlich: die Pop Art.
der mensch als kunstfigur
Massenmedien, Haushaltsgeräte und Statussymbole, der Mensch als
Kunstfigur und Sexobjekt, der Einfluss von Werbung und Comics: Die
Pop-Artisten lehnen die Trennung zwischen Kunst und Trivialkultur
ab. Im Gegenteil: Indem sie sich aus Herrenmagazinen, Werbeanzeigen
und Hollywoodfilmen bedienen, wollen sie sich die Bildwelt von den
modernen Massenmedien zurückerobern. Für ihre Werke finden sie
oft nicht nur die Motive, sondern auch die Materialien buchstäblich auf
der Straße, indem sie beispielsweise Streifen und Fetzen von Plakaten
für Collagen verwenden. Zentrum dieser Bewegung ist London, das
1952 als Geburtsort der Pop Art gilt.
Andy Warhol und seine „Factory“
Im Unterschied zu den Briten werden die amerikanischen Schöpfer
der Pop Art so rasch zu Stars der Szene. Ihre Bilder erzielen in
kürzester Zeit hohe Preise und hängen bald in Museen. Künstler wie
Roy Lichtenstein (1923 -1997), der mit schwarzen Umrissen, Rasterpunkten und makellosen Gesichtern Comic-Szenen auf große Formate
überträgt, holen die Welt des Banalen in die Kunstgalerie und geben ihr
gewaltige Ausmaße. Geistiges Zentrum der Bewegung aber ist Andy
Warhol (1928 -1987), der zur Kultfigur der Pop Art wird und in seiner
„Factory“, seiner Kunstfabrik, einen Hofstaat aus Filmern, Models,
Obdachlosen und Junkies um sich schart. Der Sohn osteuropäischer
Einwanderer ist süchtig nach Erfolg und Anerkennung und steht wie
kein anderer Künstler für die Hinwendung zum schönen Schein der
Massenmedien. Mit Motiven aus der trivialen Warenwelt wie Suppendosen oder den allgegenwärtigen Coca-Cola-Flaschen wendet er sich
nicht nur gegen die Überhöhung des Motivs in der Klassischen
Moderne, sondern auch gegen die Überhöhung des Künstlers: Nicht
nur Material und Motive sind seiner Meinung nach austauschbar,
sondern auch der Maler selbst. Andy Warhol arbeitet in Serien und
verfremdet Fotografien, zum Beispiel in seinen berühmten Porträts der
Schauspielerin Marylin Monroe. Mit dem Siebdruck entdeckt er eine
Technik, die sein eigenes künstlerisches Schaffen für immer verändern
wird und die Kunst als Massenproduktion möglich macht.
Kunst, Konsum und Comic
Unabhängig von der Entwicklung in England, dem Mutterland des Pop,
wird die neue Kunstrichtung Anfang der 1960er-Jahre ein zweites Mal
erfunden: in New York, der damaligen Welthauptstadt der Kunst. Wohl
ohne dass die US-Künstler von ihren europäischen Vorläufern wissen,
verwenden sie wie die Briten Vorlagen aus der Pop-Kultur: Reklame,
Comic-Figuren, Filmstars... Eine kleine Gruppe von Zeichnern und
Grafikern will die Welten der Hochkultur und der Werbung miteinander
verbinden und erfindet die amerikanische Variante der Pop Art.
Die Kunstrichtung passt perfekt zur Aufbruchstimmung der KennedyÄra. Sie trifft den Nerv des American way of life und tritt bald ihren
Siegeszug in den USA an. Pin-up-girls und Filmstars sind die Madonnen
der neuen Kunst. Eine Gruppenausstellung in der New Yorker Sidney
Janis Gallery verhilft der Pop Art 1962 zum endgültigen Durchbruch.
Im selben Jahr wird die neue Kunstform, die anfangs misstrauisch
beäugt und von der etablierten Kunstszene vehement abgelehnt wird,
geadelt, als ihr das Museum of Modern Art als amtliche Kathedrale
der modernen Kunst ein Symposium widmet.
»Kunst ist sehr schnell, weil
jede Kunstform, kaum bekannt
gemacht, in einer Woche wieder
altmodisch ist.« Roy Lichtenstein
Peter Blake: Tattoed Lady red, 1985, Farbserigrafie © 2015 VG Bild-Kunst, Bonn
Warhol,
Lichtenstein
& Co.
Andy Warhol: Joseph Beuys, State II, 1980/83, Farbserigrafie mit
Diamantstaub beschichtet, Courtesy Hessisches Landesmuseum Darmstadt
© 2015 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts/ARS, New York
Faszination Pop Art
Otto Mindhoff: Tränenkopf, 1983, Farblinolschnitt © Otto Mindhoff