Rhein-Sieg-Kreis Der Landrat Gesundheitsamt Niederschrift über die 20. Sitzung der Kommunalen Gesundheitskonferenz für den Rhein-Sieg-Kreis am 12.11.2015 Sitzunasbeainn; 16:00 Uhr Sitzunasende: 17:45 Uhr Ort der Sitzung: Kreisverwaltung des Rhein-Sieg-Kreises, Raum Sieg Es nahmen teil: Allroggen, Hermann Dezernent für Soziales und Gesundheit (Vorsitzender) Eichner, Harald SPD-Kreistagsfraktion Deussen-Dopstadt, Gabi Bündnis 90/DIE GRÜNEN Kreistagsfraktion Dr. Trück, Christina FDP-Kreistagsfraktion Dr. Funken, Oliver Ärztekammer Nordrhein Dr. Hardt, Thomas Apothekerkammer Nordrhein Dr. Mauer, Bernd Zahnärztekammer Nordrhein Engels, Jürgen AOK Rheinland/Hamburg Ruiters, Katja Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg-Kreis e.V. Klippel, Harald Caritasverband für den Rhein-Sieg-Kreis e.V. Haack, Udo Der Paritätische Schweitzer, Jürgen Diakonisches Werk Dr. Cruse, Niklas HELIOS Klinikum Siegburg Zimmer, Julia HELIOS Klinikum Siegburg Jericho, Kim Asklepios Klinik Sankt Augustin GmbH Dr. Haeckel, Carsten St. Franziskus-Krankenhaus Eitorf Barhoff, Elfriede vollstationäre, private Einrichtungen der Pflege Dohmstreich, Martin AIDS-Hilfe Rhein-Sieg-Kreis e.V. Spiller, Edeltraud Selbsthilfe Kontaktstelle für den Rhein-Sieg-Kreis Weis, Alexandra Kreisverband der Hebammen Gillert, Irma Kreissportbund Rhein-Sieg e.V. Riebandt, Frank Rettungsdienst Jawer, Lars Evangelische Stiftung Hephata Dr. Meilicke, Rainer Kreisgesundheitsamt Niederschrift der 20. Sitzung der Kommunalen Gesundheitskonferenz für den Rhein-Sieg-Kreis am 12.11.2015 Dr. Schneider, Hildegard Kreisgesundheitsamt Prinz-Klein, Iris Kreisgesundheitsamt Gläser, Christine Kreisgesundheitsamt Reddmann, Simone Kreisgesundheitsamt Als Referentinnen/Referenten nahmen teil: Dr. Funken Ärztekammer Nordrhein (i.V.) Antje Dinstühler Kommunales Integrationszentrum Dr. Peter Enzenberger Kommunales Integrationszentrum Nicht teilgenommen: Brüssel, Peter (entschuldigt) Diözesan Caritasverband Cremer, Reiner (entschuldigt) Kassenärztliche Vereinigung Hiller, Helmut (entschuldigt) Verband der privaten Krankenversicherungen e.V. Malotki, Frank (entschuldigt) Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Rhein-Sieg e.V. Dr. Schnickmann, Wolfgang Kassenzahnärztliche Vereinigung (entschuldigt) Trapphoff, Heike (entschuldigt) Selbsthilfe Kontaktstelle für den Rhein-Sieg-Kreis Winter, Claudia (entschuldigt) IKK classic Wittmann, Achim (entschuldigt) Selbsthilfe Kontaktstelle für den Rhein-Sieg-Kreis Averesch, Sigrid Verband der Ersatzkassen, Landesvertretung NRW Bemboom, Michael Deutsche Rentenversicherung Bund Haselier, Jörg Erich CDU-Kreistagsfraktion Latz, Volker Pronova BKK Lindemann, Brigitta Gleichstellungsstelle für den Rhein-Sieg-Kreis N.N. Die LINKE-Kreistagsfraktion Theißen, Ulrich Deutsche Rentenversicherung Rheinland Begrüßung TOP 1 Herr Allroqqen begrüßt alle Anwesenden. Er verabschiedet Herrn Riebandt. der zum 31.03.2016 in den Ruhestand wechselt und dankt für die gute Zusammenarbeit. Herr Allraoaaen begrüßt Frau Prinz-Klein als neue Abteilungsleiterin der Abteilung „Koordination der Gesundheitsförderung/Verwaltungsaufgaben" und Herrn Dr. Meilicke als neuen Amtsleiter des Gesundheitsamtes. TOP 2 Berichte aus dem Gesundheitsamt Flüchtlinge im Rhein-Sieg-Kreis (Sachstandsbericht) Herr Allroqqen leitet zum Kommunalen Integrationszentrum (KI), Frau Dinstühler und Herrn Dr. Enzen berger. über (vgl. Anlage 1: Flyer Integrationsportal des Rhein-Sieg-Kreises). Der Einrichtung des KI gingen fachliche Diskussionen mit den Städten und Gemeinden voraus. Erste Skepsis legte sich mit zu nehmender Veränderung der Flüchtlings- und Zuwanderungssituation, welche ein gemeinsames Vorgehen unabdingbar erfordert. Herr Dr. Enzenberger erläutert den aktuellen Sachstand im Rhein-Sieg-Kreis. Asylsuchende Menschen werden bei Ihrer Ankunft in Deutschland in den folgenden Einrichtungen erfasst: • EAE Erstaufnahmeeinrichtung, erste Anlaufstelle für schutzsuchende Menschen in der BRD • ZAB Zentrale Ausländerbehörde, Erfassung und Registrierung der Asylantragsteller • ZUE Zentrale Unterbringungseinrichtung, übernimmt Verteilung auf die Kommunen 2 Niederschrift der 20. Sitzung der Kommunalen Gesundheitskonferenz für den Rhein-Sieg-Kreis am 12.11.2015 • NU halt. Notunterkunftseinrichtung, bei Überlastung der EAEs oder ZUEs für den Zwischenaufent Der derzeitige Flüchtlingsstrom ermögliche kein koordiniertes Vorgehen (Erstaufnahmeeinrichtung -»Re gistrierung) mehr. Vielmehr werden die Asylsuchenden in Notunterkünften und Auffangvorrichtungen VOR Registrierung notuntergebracht. Zwischenzeitlich gebe es zwar mobile Registrierungsstellen, doch es sei deutlich zu wenig qualifiziertes Personal vorhanden, um die Erfassung aller Asylbewerber zeitnah vor zunehmen. Im Rhein-Sieg-Kreis erfolge dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Medienzentrale der Bundes wehr in Sankt Augustin. Von dort soll in Zukunft eine Verteilung der Asylsuchenden in die Kommunen und Unterbringung in Wohnungen vorgenommen werden. Im besten Fall erfolge dann eine Integration. Im Oktober 2015 waren dem Rhein-Sieg-Kreis 6.014 Asylbewerber und Asyl berechtigte zugewiesen. Hin zu kamen 1.745 Menschen in Notunterkünften, was insgesamt 7.759 Personen entspricht. Im sogenann ten Netzwerk der Hilfe versuchen derzeit die Kommunen (Bürgermeister, Sozialämter, Runde Tische etc.), Wohlfahrtsorganisationen, der Rhein-Sieg-Kreis und Ehrenamtler die Situation zu bewältigen. Das KI bestehe derzeit aus 8 Personen und sehe sich in der Rolle als Mittler aller Multiplikatoren, die mit In tegration in Verbindung kommen. Mehrere hundert Kontakte bestehen hier inzwischen. Zu den Aufgaben des KI gehören neben der Netzwerkarbeit Schulungen und Angebote zur Thematik, runde Tische uvm.. Für weitere Informationen wird auf die Broschüre „Flüchtlinge - Normalität in Deutschland" verwiesen. Sie ist erhältlich beim Kommunalen Integrationszentrum (www.inteQrationsDortal-rhein-siea-kreis.de oder Integration®rhein-sieg-kreis.de"). Frau Deussen-Dopstadt fragt nach den Selbstorganisationen der Migranten. Frau Dinstühler erläutert, dass derzeit fünf bereits etablierte Organisationen mit dem KI zusammen arbeiten. Herr Allroggen beschreibt abschließend die Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen als hervorra gend. Regelmäßige Treffen mit den Beigeordneten ermöglichen ein konstruktives Vorgehen und eine gute Abstimmung der Aufgaben und Tätigkeiten findet statt. Er betont die Wichtigkeit der Ehrenamtler, welche einen bedeutenden Faktor zur Ermöglichung der Integration darstellen. Umso wichtiger sei es, diese zu unterstützen. Herr Dr. Meilicke erläutert die Planungen des MGEPA (Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen) vor einem Jahr im Vergleich zur aktuellen Situation: Seit Au gust 2015 kommen wöchentlich 15.000-17.000 asylsuchende Menschen nach NRW, welche zu einem großen Teil noch nicht von den Behörden erfasst wurden. Die Bezirksregierung arbeite mit einem Notmo dus, welcher derzeit an die aktuellen Erfordernisse angepasst werde. Er verweist auf die Konsensussit zung zur Flüchtlingsversorgung im Rhein-Sieg-Kreis vom 04.11.2015 (Anlage 2: Protokoll der Sitzung vom 04.11.2015). Das Gesundheitsamt sieht Herr Dr. Meilicke vor allem in einer Koordinatorenrolle und Mittlerfunktion für die beteiligten Akteure. Derzeit gibt es im Rhein-Sieg-Kreis 5.500 Plätze in Notunterkünften, diese sollen nach Vorgaben der Be zirksregierung in den nächsten Monaten auf 16.000 Plätze ausgedehnt werden. Herr Allroaaen bittet um vorsichtige Betrachtung der zuletzt genannten Zahl. Faktoren auf Bundes- und Landesebene, die Ver ständigung mit den europäischen Nachbarn, unzureichendes Zahlenmaterial (wann kommen wie viele Menschen in welchem Zustand?) lassen keine exakten Planungen zu. Dennoch seien die bevorstehenden Aufgaben nur mit Hilfe der Krankenhäuser, der Hilfsorganisationen, der Wohlfahrtsverbände und der nie dergelassenen Ärzte zu bewältigen. Herr Dr. Funken bittet um Einbindung des Hausärzteverbandes in das o.g. Netzwerk zur Flüchtlingsver sorgung. Neben der Vertretung der Ärztekammer Nordrhein ist er auch Vorsitzender des Hausarztverban des und stellv, Landesvorsitzender. Herr Schweitzer fragt zwecks zielgerichteter Planung von Hilfsangeboten nach dem gesundheitlichen Be finden der Flüchtlinge - sind Tendenzen erkennbar? Weiterhin beschreibt er eine Zunahme der sozialpsy chiatrischen und Schwangerschaftskonfliktberatungen. Eine Ausweitung der Beratungsleistung werde angestrebt. Herr Dr. Meilicke beschreibt den Gesundheitszustand abhängig vom Klientel (gleiche Landsleute, nur Männer, nur Familien etc.). Grundsätzlich seien Opfer von Bombenanschlägen und Terror problematisch in der Versorgung. Die Beschwerden der Ankömmlinge seinen vielschichtig und erforderten häufig Einzel falllösungen. Derzeit gebe es weniger Probleme mit Infektionskrankheiten, dafür eher mit chronischen 3 Niederschrift der 20. Sitzung der Kommunalen Gesundheitskonferenz für den Rhein-Sieg-Kreis am 12.11.2015 Erkrankungen (Asthma, Bluthochdruck, Diabetes, Koronare Herzkrankheit, uvm.). Gerade letztere müs sen in schweren Fällen in die Regelversorgung aufgenommen werden. Grundsätzlich gebe es einen Stan dardfragenkatalog für den Gesundheitszustand der Neuankömmlinge, jedoch reiche die Zeit nicht aus, diesen umfassend auszufüllen. Herr Allroqqen ergänzt, dass im Gesamtverfahren noch eine grundsätzli che Stabilität fehle. Er bittet um Rückmeldungen an das Gesundheitsamt oder das Kommunale Integrati onszentrum, um der wachsenden Zahl an Flüchtlingen gerecht zu werden. TOP 3 Berichte der Mitglieder Diskussion zur Flüchtlingssituation im Rhein-Sieg-Kreis Herr Dr. Funken beschreibt die Anforderungen an die Flüchtlingssituation aus Sicht der Ärztekammer Nordrhein und des Hausarztverbandes (Anlage 3). Er appelliert an einen effizienten Informationsfluss. Die eindeutige Identifikation der Flüchtlinge funktioniere derzeit nur eingeschränkt. Daher warnt er vor Aus stellung der elektronischen Gesundheitskarte, da diese dem Asylsuchenden alle Zugangswege zu Ge sundheitsleistungen eröffne, unter Umständen ohne, dass er zuvor eindeutig identifizierbar registriert wurde. Auch müsse seines Erachtens die Leistung nach § 62 Asylverfahrensgesetz eingeschränkt werden, beispielsweise im Bereich der Impfungen. Die derzeitigen Standards müssen zeitnah vereinheitlicht wer den und als langfristige Grundlage gelten, um den Anforderungen der nächsten Monate/Jahre gewachsen zu sein. Dies sei allein mit Ehrenamtlern nicht zu bewältigen. In diesem Zusammenhang stelle sich die Frage des Vorschaltens einer standardisierten Triagierung durch medizinisches Fachpersonal, denn nicht jede Erkrankung müsse zwangsweise von einem Arzt betrachtet werden. Auch Mentorensysteme würden zu einer Entlastung führen: eigene Landsleute können in den Einrichtungen betreuen und von einem Arzt supervisiert werden. Eine einheitliche Dokumentation in elektronischer Form soll angestrebt werden, jedoch nicht die elektro nische Gesundheitskarte (s.o.). Auf diese Art und Weise könne die Versorgung aufrechterhalten werden, wenn eventuell auch zu Lasten des Datenschutzes. Schulungen in den Einrichtungen seien von Anfang an notwendig, um die Kommunikation - gerade auch unter dem Aspekt der kulturellen Unterschiede - zu verbessern und unnötige Diskrepanzen zu vermei den. So seien weiterhin gut ausgestattete „Vor-Ort-Versorgungseinheiten" und gute Netzwerkarbeit (Hausärzte, Fachärzte, Dolmetscher) unabdingbar. Herr Allroqqen dankt Herrn Dr. Funken für seinen Vortrag. Herr Dr. Meilicke merkt an, dass derzeit keine eindeutige Identifizierung der Flüchtlinge in Notunterkünften möglich sei. Da jedoch die Zuordnung und die Diagnosen für Ärzte abrufbar sein müssen, würde derzeit intensiv daran gearbeitet. Herr Allroqqen ergänzt, dass es sich um Menschen in einer absoluten Notlage handele, daher müsse schnell und zielgerichtet gehandelt werden. Gute Kommunikation sei hier eine Nahtstelle. Herr Dr. Hardt schildert ein Praxisbeispiel, bei welchem ein Flüchtling unnötigerweise mehrere Male mit dem Taxi transportiert wurde. Die Apotheken sollen vor Ort auf einem kurzen Wege die Einrichtungen ausstatten. Hierfür müssen jedoch Rezepte vorliegen und Haftung und Lagerung geklärt sein. Dann stehe einer schnellen und sicheren Versorgung nichts im Wege. Frau Dr. Schneider plädiert an dieser Stelle für den verstärkten Einsatz von Sprechstunden in den Einrich tungen. Effizient sei es, hierfür eine Bereitschaftsliste anzulegen. Herr Dr. Hardt bittet im Rahmen von Sprechstunden, den Kontakt zu örtlichen Apotheken zu suchen. Herr Dr. Meilicke beschreibt den vorhandenen Standard und ergänzt, dass auch qualifizierte Hilfkräf te/medizinische Fachkräfte die Arzneimittelausgabe durchführen können. Konzepte hierzu seinen noch in der Entwicklung. Die Versorgung in NRW werde derzeit von den KV-Ärzten (KV=Kassenärztliche Vereinigung) übernom men, so Herr Dr. Meilicke. KV und Land NRW arbeiten an Lösungswegen. Die KV sei in Vorbereitung einer Abrechnungshilfe für Krankenhäuser. Frau Dr. Schneider ergänzt, dass auch ehrenamtlich tätige Ärzte einen Vertrag mit der KV abschließen müssen, um abrechnen zu können. 4 Niederschrift der 20. Sitzung der Kommunalen Gesundheitskonferenz für den Rhein-Sieg-Kreis am 12.11.2015 Dr. Cruse beschreibt aus Sicht des HELIOS Klinikums bisher reibungslose Abläufe. Das kreisweite Netz werk funktioniere gut. Die Flüchtlingssituation sei eine gesellschaftliche Aufgabe, deren (auch steigenden) Anforderungen wir uns stellen müssen. Herr Dr. Funken stellt die Frage nach Schulungen für Ärzte hinsichtlich einer Unterstützung im interkultu rellen Bereich. Herr Allroggen verweist an das Kommunale Integrationszentrum, welches bereits eine Serie an interkulturellen Schulungen durchgeführt habe. Herr Riebandt betont ebenfalls die Wichtigkeit aus Sicht des Rettungsdienstes und warnt davor, durch falsche Kommunikationssignale direkt den Zu gang zu den Flüchtlingen zu versperren. Integration sei durchaus zu bewältigen, fraglich sei das „WIE", bemerkt Herr Allroaaen abschließend. Die Kommunen haben auf Landes- und Bundesebene Verbesserungsbedarfe eingefordert. Diese Heraus forderung sei durchaus lösbar. Auch wenn die Situation viele Fragen offen lasse, so solle die Zuwande rung als Chance und Herausforderung betrachtet werden TOP 4 Verschiedenes Es liegen keine weiteren Themen vor. Herr Allroaaen dankt allen Beteiligten und beendet die Sitzung. Nächster Sitzungstermin: Mittwoch, 13.04.2016 16:00 Uhr Raum „Rhein" Dr. R. Meilicke (Amtsleiter Gesundheitsamt) " s. Reddmann (Schriftführerin) 5
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