4 ½ Freunde und das Juckpulver-Komplott 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 1 11.11.15 11:40 Joachim Friedrich Komplott und das Juckpulver- 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 3 11.11.15 11:40 Joachim Friedrich, Jahrgang 1953, promovierte in Volkswirtschaftslehre und ist Professor für Betriebswirtschaft. Er arbeitete für die Lufthansa, andere Dienstleistungsunternehmen und war als Berater in vielen Ländern tätig. Heute lebt er mit seiner Familie in Bottrop. Von Joachim Friedrich bereits erschienen: 4 ½ Freunde und die Currywurst-Verschwörung 4 ½ Freunde und der Panther im Pausenhof 4 ½ Freunde und der Rächer der Salami 4 ½ Freunde und der lispelnde Lockvogel 4 ½ Freunde und der Dieb mit dem Dackelblick Die furchtlosen zwei von Bahnsteig 3 Die furchtlosen zwei – Keilerei auf Bahnsteig 3 Weitere Titel von Joachim Friedrich und mehr über unsere Bücher, Autoren und Illustratoren auf: www.thienemann.de 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 4 11.11.15 11:40 Inhaltsverzeichnis 1. Der schöne Inspektor und die seufzende Schwester 2. Kluge Filmhunde und niesende Schauspieler 7 17 3. Ein verrußter Inspektor und explodierender Zucker 25 4. Eine jämmerliche Fußhupe und Hühner für den Regisseur 37 5. Ein Experi-huhu-hehe und ein Tanz im Chemieraum 50 6. Ein Frosch in der Hose und Butterbrote, die keine sind 63 7. Ein schwarzes Loch für Sandwiches und ein pfeifender Hund 73 8. Schmachtende Briefe und blökende Schafe 82 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 5 11.11.15 11:40 1 Der schöne Inspektor und die seufzende Schwester Der Gangster war zu allem entschlossen. Inspektor Derk hatte ihn in eine ausweglose Situation gebracht. Doch noch immer befand sich die schöne Frau in der Gewalt des Gangsters. Er hielt sie dicht vor sich und fuchtelte nervös mit einer Pistole herum. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er sie auch benutzen würde. Die Augen der schönen Frau waren vor Panik weit aufgerissen und sahen den hochgewachsenen, elegant gekleideten Inspektor flehend an. Sie wusste, nur er konnte sie aus den Klauen dieses gemeingefährlichen Verbrechers retten. Inspektor Derk war die Ruhe selbst. Er lehnte lässig an der Wand. Ein kaum sichtbares Lächeln huschte über sein Gesicht. Allein dieses Lächeln vertrieb die Panik aus den Augen der schönen Frau. 7 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 7 11.11.15 11:40 »Geben Sie auf, mein Freund«, sagte der Inspektor ruhig. »Sie haben keine Chance.« »Vergiss es, Bulle!«, krächzte der pockennarbige Gangster und ließ seine gelben Zähne sehen. Inspektor Derk breitete die Arme aus und ging gemessenen Schrittes auf den Verbrecher zu. »Wenn Sie eine Geisel wollen, dann nehmen Sie mich und lassen Sie die Frau laufen.« Die Selbstsicherheit des Inspektors verunsicherte den Gangster. Hektisch fixierten seine blutunterlaufenen Augen abwechselnd Inspektor Derk und die schöne Frau. Diese Unaufmerksamkeit wurde ihm zum Verhängnis. Mit einer eleganten Bewegung entriss Derk ihm die Waffe. Während der Gangster um Gnade flehte, sank die schöne Frau mit einem dankbaren Seufzer in Inspektor Derks Arme. Als sie das Tablet ausschaltete, ließ meine Zwillingsschwester Steffi einen Seufzer hören, der sich fast genauso anhörte wie der Seufzer der schönen Frau. Wir hatten uns während der großen Pause einen Ausschnitt der Fernsehkrimiserie Inspektor Derk angesehen. Kalle schüttelte den Kopf. »Total unlogisch. Jeder, der schon einmal einen richtigen Fall gelöst hat, weiß, dass die Polizei ganz anders vorgeht.« 8 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 8 11.11.15 11:40 Kalle ist der Chef unserer Detektivbande, die er nur »Detektivbüro Kalle und Co.« nennt. Wenn jemand von Kriminalfällen spricht, ist er kaum noch zu bremsen. Außer Steffi, Kalle und mir sind auch noch Fred und unser kleiner Hund Dandy dabei. Wieder seufzte Steffi, aber dieses Mal hörte es sich eher genervt an. »Darum geht es doch gar nicht!« »Worum dann?«, fragte ich. »Um den schönen Inspektor?« Steffi sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Wenn ich dir noch mal bei Mathe helfen soll, würde ich an deiner Stelle lieber die Klappe halten, Radieschen.« Ich tat ihr den Gefallen. Allerdings musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Wie die meisten Mädchen aus unserer Klasse verpasste sie keine Folge der Serie. Allerdings ging es ihr dabei weniger um die spannende Krimihandlung als vielmehr um den Schauspieler, der den Inspektor darstellte. »Eh, Mann eh!«, rief Fred. »Und von der Serie soll eine Folge in unserer Schule gedreht werden?« Kalle nickte. »Während der Ferien. Vielleicht können wir den Regisseur fragen, ob er an ein paar Tipps von einem Profi interessiert ist.« Steffi sah ihn mit schiefem Grinsen an. »Und dieser Profi bist wahrscheinlich du, oder?« 9 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 9 11.11.15 11:40 Kalle zuckte mit den Schultern. »Wer sonst?« Es läutete. Die Pause war vorbei. Es war die letzte Schulstunde vor den Herbstferien. Entsprechend gut war die Stimmung. Unser Klassenlehrer Siegfried Schlüter, den wir wegen seiner Größe nur Big Siggi nennen, hatte alle Mühe, für Ruhe zu sorgen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass auch er froh war, zwei Wochen ohne uns Schüler verbringen zu dürfen. Als es zum Unterrichtsende klingelte, folgte er uns nach draußen vors Schulgebäude. »Eine Sache muss ich euch noch berichten«, dröhnte seine tiefe Stimme über unsere Köpfe hinweg. »Wie ihr ja wisst, nutzt während der Ferien ein Fernsehteam unsere Schule für Dreharbeiten! Und zwar wird diese Krimiserie gedreht – äh, wie heißt die noch gleich?« »Er kennt Inspektor Derk nicht«, raunte Steffi mir zu, während Big Siggi in seiner Aktentasche kramte. »In welcher Welt lebt er eigentlich?« Big Siggi sah auf einen Zettel, den er schließlich aus seiner Aktentasche geholt hatte. »Ach ja. Inspektor Derk.« »Das wissen wir doch schon!«, rief jemand. Unser Klassenlehrer hob die Hand. »Ich weiß, dass ihr es wisst, aber es gibt, wie gesagt, noch eine Neuigkeit. Diese Fernsehleute sind offensichtlich dankbar, dass sie die 10 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 10 11.11.15 11:40 Schule als Drehort nutzen können. Darum haben sie angeboten, dass einige Schüler bei den Dreharbeiten helfen dürfen. Wir haben ausgelost und diese Klasse hat gewonnen«, erklärte er. »Ich suche also einige Freiwillige.« Augenblicklich war ein begeistertes Quieken aus mehreren Mädchenkehlen zu hören und auch meine Schwester hatte plötzlich glänzende Augen. Die Zeit, bis sich die Hände der meisten Schüler in die Luft reckten, wäre wahrscheinlich nur mit einer Atomuhr zu messen gewesen. Meine Hand war nicht dabei. Ich wollte meine Ferien genießen. Steffi renkte sich dagegen fast ihre Schulter aus. Big Siggi nahm es schmunzelnd zur Kenntnis. Dann sah er wieder auf den Zettel. »Hier steht, welche Arbeiten die Schüler verrichten sollen: Handlangerarbeiten wie Kabel tragen, sauber machen, Geschirr spülen, Papiere sortieren und abheften und so weiter. Außerdem werden die Dreharbeiten die gesamten Ferien in Anspruch nehmen.« Mit jedem seiner Worte waren mehr und mehr Hände verschwunden, auch die meiner Schwester. »Geschirr spülen! Das wüsste ich aber«, murmelte sie. Schließlich war nur Kalles Hand übrig geblieben. Big Siggi sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Nun, du scheinst dir ja nicht zu schade für derartige Arbeiten zu sein, Kalle.« 11 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 11 11.11.15 11:40 12 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 12 11.11.15 11:40 13 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 13 11.11.15 11:40 »Das ist nicht der Grund«, erklärte Kalle mit wichtigem Gesicht. »Ich finde nur, dass die Krimiserien im Fernsehen die kriminalistische Arbeit nicht so zeigen, wie sie wirklich ist.« Big Siggis Mundwinkel zuckten leicht. »Aha. Und?« »Bestimmt ist der Regisseur an meinen Erfahrungen interessiert. Schließlich bin ich Detektiv und habe schon Fälle gelöst!« »Darüber wird sich der Regisseur ganz sicher freuen«, sagte Big Siggi gedehnt. »Dann melde dich bitte gleich morgen früh um acht Uhr hier in der Schule bei den Fernsehleuten. Und vielleicht ist der eine oder die andere von euch ja doch interessiert. Sie nehmen wohl drei oder vier Schüler.« Zur Feier des letzten Schultags hatten wir uns nach dem Unterricht am Kiosk eine Cola gekauft. »Warum nutzt ihr diese Chance nicht?«, schimpfte Kalle, während er fast wütend den Verschluss der Coladose aufriss. »Was denn für eine Chance?«, erwiderte ich. »Dass wir dem Regisseur ein paar Tipps geben können.« Steffi schnaubte hörbar. »Wohl eher Geschirr spülen und putzen.« »Eh, Mann eh! Dazu habe ich keine Lust!«, rief Fred. 14 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 14 11.11.15 11:40 Kalle winkte ab. »Ach, das schaffen wir ganz schnell – wenn wir es zusammen machen. Und außerdem gibt es bestimmt Gelegenheiten, sich mit dem Hauptdarsteller zu unterhalten.« Dabei warf er einen Blick auf meine Schwester. Die bekam einen verträumten Gesichtsausdruck und seufzte. »Also?«, fragte Kalle. »Nur, wenn Radieschen auch mitmacht«, sagte Steffi. »Ich?«, rief ich. »Aber ich will meine Ferien genießen und nicht Geschirr spülen!« Meine Schwester legte den Kopf schief und schaute mich an. Ich seufzte. »Also gut. Meinetwegen.« »Sehr schön«, freute sich Kalle. »Und was ist mit dir?«, wandte er sich an Fred. »Eh, Mann eh! Nur wenn –« »Dandy mitkommen darf!«, riefen Steffi, Kalle und ich wie aus einem Mund. Fred nickte. »Ihr habt es erfasst.« Auf dem Weg nach Hause sah ich mich vor meinem geistigen Auge Geschirr spülen, Kabel schleppen und in Aktenbergen wühlen, anstatt lange zu schlafen und mich an meiner Spielkonsole auszutoben. Tolle Ferien! 15 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 15 11.11.15 11:40 Steffi schien meine Gedanken zu lesen. »Vielleicht wird es ja ganz lustig.« »Klar!«, gab ich frustriert zurück. »Wahrscheinlich wirst du entdeckt und darfst eine Szene mit Inspektor Derk drehen – vielleicht sogar eine Liebesszene.« Steffi blieb stehen und hielt ihre Coladose in die Höhe. »Hast du schon mal Cola aus einem Meter Entfernung getrunken?« Nein, das hatte ich nicht und wollte es auch nicht ausprobieren. Also hielt ich die Klappe. 16 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 16 11.11.15 11:40 2 Kluge Filmhunde und niesende Schauspieler Am nächsten Morgen quälte ich mich zu einer Zeit aus dem Bett, als müsste ich zur Schule. Nach dem Frühstück schlurfte ich noch halb schlafend mit Steffi in Richtung Schrebergarten, wo wir uns mit Kalle und Fred treffen wollten. Dort wohnte unser Hund Dandy. Außerdem war der Garten das Hauptquartier von Kalle und Co. Unterwegs trafen wir den ausgesprochen gut gelaunten Kalle. Er trug einen großen Rucksack auf dem Rücken wie jemand, der eine wochenlange Wandertour plant. »Dreharbeiten zu einem Krimi!«, begrüßte er uns. »Das wird bestimmt total interessant. Seid ihr auch schon so gespannt?« »Was hast du denn da in dem Rucksack?«, fragte Steffi zurück. »Ist das Proviant? Hast du Angst, wir bekommen nichts zu futtern?« 17 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 17 11.11.15 11:40 Kalle schüttelte unwillig den Kopf. »Da ist Fachliteratur drin.« »Was ist da drin?«, rief ich. Kalle sah mich an, als hätte ich die blödeste Frage der Welt gestellt. »Bücher, Radieschen! Bücher über Ermittlungsmethoden, Verhörtechniken, Spurensicherung und so weiter. Schließlich will ich vorbereitet sein, wenn mich der Regisseur um meinen Rat fragt.« »Hast du auch ein Buch über Geschirrspülmethoden?«, fragte Steffi. Kalle antwortete mit einem unwilligen Schnauben. Inzwischen hatten wir den Schrebergarten erreicht. Wie nicht anders zu erwarten, war Fred schon dort. Er kniete vor seinem besten Freund Dandy und redete mit ihm. Unser kleiner Hund schien ihm interessiert zuzuhören. Er ist nicht besonders schön. Sein Fell ist zerzaust, ihm fehlen ein halbes Ohr und auch ein paar Zähne. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb liebt Fred ihn über alles. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht mehr lange dauert und Dandy beginnt zu sprechen. Oder Fred hört auf zu sprechen und bellt nur noch. »In Filmen spielen auch oft Tiere mit«, hörten wir ihn sagen. »Diese Fernsehleute suchen immer nach hübschen und klugen Hunden.« 18 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 18 11.11.15 11:40 »Das sind ja schon mal zwei Gründe, warum Dandy keine Chance hat«, unterbrach Kalle ihn. Fred fuhr herum. »Eh, Mann eh! Dandy ist der intelligenteste und –« »Wir müssen uns beeilen«, unterbrach Steffi ihn. »Sonst kommen wir zu spät.« Wir konnten kaum glauben, wie sehr sich unsere Schule über Nacht verändert hatte. Auf dem Pausenhof standen Lastwagen, aus denen Kisten, Lampen, Kameras und Dekoration ausgeladen wurde. Außerdem wuselten überall Leute herum. »Und wohin jetzt?«, fragte ich. 19 50507_Friedrich_Juckpulver_innen_K1.indd 19 11.11.15 11:40
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